寝ている光 - Neteiru Hikari Sleeping Light

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 22.596 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. August 2018 um 19:58) ist von LadyK.

  • Hallo @kijkou :)

    Zu der Nachricht nochmal...

    Spoiler anzeigen

    Ich habe gedacht, dadurch dass du geschrieben hast "anscheinend ist das die Nummer, die sie zuletzt angewählt hat..." (sinngemäß), dass die Frau die Nachricht gesprochen hat. Aber das ist ja gar nicht möglich! Vielleicht schreibst du einfach, dass er ihre Mailbox anhört und gleichzeitig entdeckt, dass es auch die letzte gewählte Nummer war... Vielleicht wird das dann etwas besser. Ich steh da ein bisschen aufm Schlauch um ehrlich zu sein :whistling:

    Ach so :D
    Na ja, weil das Display hinüber ist, sieht er ja darauf nichts mehr und kann quasi nur durchs 2x auf die Anruftaste drückend, die letzte angewählte Rufnummer erneut anwählen (wobei es sich eben um die Mailbox-Nummer handelt) XD

    LG

  • So wie du es erklärt hast, isses jetzt klar, aber ich habe mich extrem schwer getan mit diesem Absatz :whistling:

  • Also ich hatte keine Probleme mit der Nachricht ^^ Dass er ihren Namen herausfindet daran, wie die/der Fremde sie genannt hat, ist ja auch bloß logisch :)

    Zum zeitlichen Ablauf: Jetzt bin ich wieder im Bilde und hab alles auf dem Schirm. Das passt alles :thumbsup:

    Sei höflich und bescheiden,

    Sei geduldig und beherrscht,

    Vervollkommne deinen Charakter,

    Sei gerecht und hilfsbereit,

    Sei mutig!

  • @Nanook jetzt im Nachhinein habe ich es auch kapiert. :thumbup: sie hat es mir ja einleuchtend erklärt

    @kijkou und nur, weil ich es nicht verstanden habe beim Lesen, musst du das nicht ändern. Ich wollte lediglich meine Gedanken teilen. Zu mehr sind meine Kommentare meist eh nicht zu gebrauchen :thumbsup: also, lass es ruhig so stehen :)

    LG

  • Kapitel 2.1


    ›Yuki…‹ Kōsuke schluckte.
    »Wenn Sie die Nachrichten speichern wollen, drücken Sie…«
    ›Yuki? Wer ist Yuki!?‹
    »Eine abgefragte Nachricht – gestern, um 23:34 Uhr.«
    »Rat mal, wer dran ist! Ich möchte dich nur noch einmal daran erinnern, dass ich deine Mutter jeder Zeit besuchen kann. Wenn du dich auch nur in die Nähe der Polizei wagst, siehst du sie nie wieder. Du weißt, wozu ich fähig bin«, hörte er eine männliche Stimme.
    ›Was zum…!?‹
    »Keine weiteren Nachrichten.«
    Langsam nahm Kōsuke das Mobiltelefon vom Ohr. ›Polizei? War das gerade etwa eine Drohung?‹ Er klappte es mit Zeige- und Mittelfinger zu und ließ es aus seiner Hand gleiten. ›Wer ist Yuki? Diese Frau kann Yuki nicht abholen…?‹ Wie erschlagen saß er da und starrte benommen das Handy an, das nun unten auf der Fußmatte vor ihm lag.
    ›Wer ist Yuki…?‹ Er blickte zum Eingang des Krankenhauses hinüber.
    ›Das sollte ich melden. Ihr Handy – ich dürfte es eigentlich gar nicht haben. Warum hab ich nicht gleich daran gedacht, es dem Inspektor zu übergeben? Aber dieser Kerl auf dem Anrufbeantworter. Ist die Frau in Schwierigkeiten? Sie darf nicht zur Polizei…‹
    Verwirrt blickte er sich um, als würde er nach Antworten suchen.
    ›Yuki… Womöglich ist die Frau eine junge Mutter und Yuki ist… Hatte sie einen Ehering? Wäre mir nicht aufgefallen… Wenn ich das Handy dem Inspektor gebe und dieser Mann bekommt das mit… Ich muss irgendwie mehr herausfinden, sonst dreh ich noch durch… Hiro – ich könnte Hiro fragen!‹ Kōsuke nahm sein Telefon zur Hand und sah seine Kontaktliste durch. Bei Ishikawa stoppte er und tippte auf die grüne Schaltfläche, um eine Verbindung herzustellen. Er lauschte und es begann zu läuten.
    »Hallo? Kōsuke!?«, meldete sich eine Stimme überrascht.
    »Ja, ich bin’s, Hiro… Ich bräuchte deine Hilfe. Hast du eine Minute?«, fragte Kōsuke.
    »Geht’s um die Software? Ich fliege morgen wieder zurück, also wenn’s nicht dringend ist…«
    »Nein, ich hab ein anderes Problem«, unterbrach er seinen Freund und Kollegen. »Sag, du kennst dich doch auch mit Handys aus, oder?«, fragte er angespannt.
    »Handys? Wieso? Was brauchst du?«
    »Ich hab hier ein altes Klapphandy, von dem das Display völlig hinüber ist. Komm’ ich da irgendwie an die Daten ran?«
    »Welche Daten brauchst du denn?«, wollte Ishikawa wissen.
    »Gute Frage – gespeicherte Kontakte, Nummern von Anrufen und – ja, besonders die Benutzerinformationen wären wichtig«, erklärte Kōsuke ihm.
    »Hmm, ist kompliziert… Dein Anbieter kann die Daten ganz unkompliziert auf ein neues, beziehungsweise anderes Telefon übertragen – frag doch einfach nach«, schlug dieser vor.
    »Also es – es ist nicht mein Handy…«, erwiderte er zögerlich.
    »Wessen ist es dann?« Ishikawa klang überrascht.
    »Es gehört einer jungen Frau – aber das ist jetzt nebensächlich. Komm ich da irgendwie an die Daten? Es ist wirklich wichtig!«
    »Einer jungen Frau? Sasamoto, du Schwerenöter! Hast du dich etwa in eine andere verschossen?«, fragte Hiro amüsiert.
    »Nein! Nein, heute ist – ach, das erzähl’ ich dir, wenn du wieder da bist. Jetzt sag schon!«, bat er ihn abermals. »Du kannst dir nicht vorstellen, was zur Zeit bei mir los ist…«
    »Schon gut, schon gut. Ich kenn’ da jemanden. Er kauft und verkauft gebrauchte Handys, Tablets und Notebooks – ich mail’ dir seine Adresse. Sag ihm, ich hab dich geschickt.«
    »Danke, Hiro. Du hast was gut bei mir.«
    »Gut, ich nehm’ dich beim Wort, Kōsuke. Aber falls du Probleme mit Honoka hast, halt’ mich da bloß raus, hörst du!? Ich weiß noch nicht, wie geschafft ich nach dem Flug sein werde, aber komm vorbei, sobald ich wieder da bin. Ist zwar schade, dass ich London jetzt schon wieder verlassen muss, aber irgendwie bin ich auch froh, wenn ich nicht mehr gezwungen bin, Englisch zu sprechen.«
    »Wir – wir haben keine Probleme, Honoka und ich… Jedenfalls – danke für deine Hilfe. Ich komm gern vorbei. Meld’ dich dann bei mir, wenn du daheim bist und sofern der Jetlag dich nicht zu sehr schafft.«
    »Alles klar! Bis dann!«, verabschiedete sich sein Freund und legte auf.
    Kōsuke nahm das Telefon vom Ohr und ließ seinen Arm kraftlos nach unten sinken.
    ›Ich hoffe, ich bekomme so ihre Adresse heraus. Wenn ich ihre Kontaktdaten habe, könnte ich auch diese Frau anrufen – wie war ihr Name…? Miyamoto, glaube ich – und Tsukimura heißt die Frau, die ich … umgefahren habe. Verdammt!‹ Er hob das Klapphandy vom Boden auf und legte es auf den Beifahrersitz.
    Einen kurzen Augenblick später erhielt er die versprochene Mail von Ishikawa mit der Adresse von dessen Bekannten und noch ein paar Zeilen.

    Hey Kōsuke!
    Er ist zwar etwas eigen, aber ich bin mir sicher, er kann dir weiterhelfen.
    Sein Name ist Yū und er hat einen kleinen Shop (hab ihn im Plan unten eingezeichnet), etwa 20 Minuten von der Firma entfernt. Fahr einfach hin, er sollte von 08:30 bis 20:00 Uhr dort sein.
    Sag ihm am besten, Hiro 'the Bug' schickt dich (frag nicht!).
    Ach ja, und sprich ihn nicht auf seine Arme an!
    Bis dann!
    Hiro


    Kōsuke öffnete die angehängte Bilddatei, die einen Straßenkarten-Ausschnitt zeigte und musterte sie eingehend.
    ›Dort. Okay, da finde ich hin… Ich sollte vorher vielleicht Uehara anrufen, dass ich noch etwas erledigen muss, aber… Nein, lieber nicht – sonst fragt er mich wieder aus. Ich muss jetzt erst herausfinden, wer Yuki ist. Davor kann ich mich sowieso nicht aufs Arbeiten konzentrieren.‹
    Er ließ den Motor an und legte sein Telefon neben dem der jungen Frau ab. Mit einem flauen Gefühl im Magen setzte er den Wagen in Bewegung und parkte vorsichtig aus.
    Als er in die Ausfahrt bog, rannte ihm plötzlich ein Fußgänger vors Auto, worauf er mit einem Schrecken auf die Bremse trat. Der Mann nahm davon kaum Notiz und lief unbeeindruckt weiter.
    Kōsuke blickte ihm mit weit aufgerissenen Augen nach. Beide Hände klammerten sich ans Lenkrad und sein Bein übte immer noch krampfhaft Druck auf seinen Fuß aus, der das Bremspedal bis zum Anschlag durchgetreten hatte. Er verweilte in dieser Haltung, bis ihn schließlich das Hupen des Wagens hinter ihm aus seiner Benommenheit riss.
    ›Verdammt, was ist nur los mit mir?‹ Er nahm seinen Fuß von der Bremse, blinkte rechts und fuhr zügig los.
    ›Bis um elf Uhr sollte ich es schaffen. Ich hoffe, dieser Yū kann mir weiterhelfen. Irgendwas muss ich doch tun, schließlich hab ich die arme Frau Tsukimura in diese Situation gebracht…
    Fuck! Hoffentlich erholt sie sich wieder. Und wer ist Yuki? Wirklich ihr Kind? Diese Frau Miyamoto wollte Yuki abholen. Wen sonst, außer ihrem Kind könnte sie abholen lassen… Das arme Kind weiß nicht einmal, dass seine Mutter im Krankenhaus liegt…
    Ich weiß momentan nicht, wo mir der Kopf steht – ich muss einfach mehr herausfinden. Ich muss irgendwie nach Yuki sehen…
    Nicht die Polizei, hat dieser Mann am Anrufbeantworter gesagt. Ich hab keine Ahnung, in was für Angelegenheiten ich da hineingeraten bin, aber ich darf die Frau nicht unnötig gefährden. Lieber keine Polizei – also muss ich mich um Yuki kümmern … vorerst. Ich bin ja auch für den Zustand der Frau verantwortlich…‹

    Da sich der Verkehr auf den Straßen in Grenzen hielt, dauerte es keine halbe Stunde, bis Kōsuke an der Adresse angekommen war, die ihm sein Freund Hiro zuvor übermittelt hatte. Der kleine Laden befand sich im Erdgeschoss eines alten dreistöckigen Gebäudes, das in einer Querstraße stand. Daneben befanden sich eine Bäckerei und ein Blumenladen, der aber geschlossen hatte. Nicht weit entfernt machte er einen kostenpflichtigen Parkplatz aus, wo er den Wagen abstellte.
    Er näherte er sich langsam dem Shop, dessen Eingang großen Katakana-Schriftzeichen zierten.
    ›Hier muss es sein!‹ Er betrachtete den Schriftzug mit einem etwas skeptischen Gesichtsausdruck.
    »'Mad Monkey’s Recycling Store'…«, murmelte er und trat ein.
    Auf die Tür und den Eingangsbereich waren gleich drei Kameras gerichtet und ein Bewegungsmelder registrierte ihn sofort. Dessen Sensor übertrug ein Signal an eine Art Roboter, der zwei Meter vor ihm auf einem Tisch stand.
    Der kleine Kerl schien aus alten Computerteilen zusammengeschraubt worden zu sein und stammelte die metallisch klingenden Worte 'Herzlich Willkommen' mittels eingebautem Lautsprecher.
    Durch den ganzen Raum drangen elektronische Klänge und Kōsuke wusste zunächst nicht, wo er nach dem Ladenbesitzer Ausschau halten sollte.
    »Hier entlang« Der Roboter deutete mit seinem Arm, der aussah, als wäre er aus einem alten Scheibenwischer konstruiert worden, in einen engen Gang, an dessen Ende sich eine Türe befand.
    ›Unglaublich – dieser Yū muss ein totaler Freak sein…‹, dachte Kōsuke. Er blickte sich um, kratzte sich am Kopf und tastete sich langsam bis ans Ende des Ganges vor.
    An der Tür angelangt hielt er an. Diese war komplett mit Aufklebern aller Art übersät. Sticker von Manga-Charakteren, diverse Warnhinweise, Sammelmarken, Preisetiketten und viele andere merkwürdige Dinge hafteten darauf. Nur die Klinke war die einzig freie Fläche, die man erst nach genauerem Hinsehen entdecken konnte.
    Kōsuke zögerte. ›Soll ich anklopfen? Was ist das für ein Raum? Soll ich einfach rein…?‹
    Auf einmal öffnete sich die Tür, worauf er zurückschreckte. Ein kleiner Mann, vielleicht Mitte zwanzig, mit fahlem Gesicht stand nun vor ihm und starrte ihn mit seinen hervortretenden Augen an, welche durch sein schmales, blasses Antlitz riesig und unheimlich wirkten.
    »Hm?«, raunte er kaum hörbar und kippte dabei seinen Kopf schief zur Seite.
    »Ähm, entschuldigen Sie bitte – ich, eh…« Kōsuke musterte den Mann wie benommen. Dieser hatte langes Haar, das er hinten wirr zusammengeknotet hatte und trug ein schwarzes weites T‑Shirt, das mit unzähligen weißen Nullen und gelben Einsen bedruckt war.
    »Kann ich dir irgendwie weiterhelfen, Bruder?«, fragte er mit ruhiger Stimme und legte Kōsuke dabei seine Hand auf die Schulter.
    ›Was ist das…?‹ Dieser bemerkte nun, dass der Mann lauter Kabelbinder um seinen dünnen Arm trug, die beinahe bis zu seinem Ellenbogen hinauf reichten. Auch der zweite Arm war voll davon und Kōsuke versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, dass ihn das etwas aus der Fassung brachte. »Ähm, ich wollte Sie fragen, ob – Hiro – Hiro hat gemeint, Sie – Sie können mir vielleicht weiterhelfen…«, stammelte er. »Sind Sie Yū?«
    Der Mann nickte und kratzte sich am Kopf. »Hiro… Hiro…? Hiro, hmm…«, murmelte er, verdrehte die Augen schräg nach oben und begann zu summen, während er nachzudenken schien.
    ›Hiro hat doch etwas in der Mail erwähnt…‹, überlegte Kōsuke. »Ääh, Hiro the Bug…?«
    »Ach, Hiro! Ja, ich weiß schon wieder…« Yū grinste zunächst verschlagen, jedoch verfinsterte sich seine Miene im nächsten Moment. »Hiro – ich kenn’ nur einen Hiro! Verflixt, es passiert schon wieder – ich Idiot!«, sprach er mit sich selbst und zog einen der vielen Kabelbinder an seinem linken Arm fester zusammen, was Kōsuke ein wenig beunruhigte.
    »A–Also es geht um dieses Handy hier.« Er hielt es Yū vors Gesicht, der seinen Kopf extrem zur Seite neigte und es mit einem fast schielenden Blick analysierte. »Hiro hat gemeint, Sie kennen sich damit aus. Es ist leider…«
    »Du!«, fuhr er Kōsuke ins Wort, der sofort irritiert verstummte. »Duzen, Bruder. Das macht mich ganz irre, wenn du 'Sie' sagst – ich bin ja kein Jedi-Meister oder so«, meinte er ruhig, nahm ihm das Telefon aus der Hand und klappte es auf. Dann grinste er und schüttelte den Kopf. »Das Display is’ ja voll im Arsch.«
    »Ja, deswegen bin ich hier – ich muss unbedingt irgendwie an die Daten kommen, die da drauf sind«, erklärte Kōsuke.
    »Ist das alles? Welche Daten genau?«, wollte der seltsame Mann wissen und deutete ihm, beiseite zu treten.
    »Am besten alle Daten – Telefonbuch, Benutzerinformationen, Fotos, Mails – alles, was sich darauf befindet«, entgegnete er und machte Platz, sodass Yū an ihm vorbei konnte.
    »Das ist nicht dein’s, Bruder, oder?«
    Kōsuke schüttelte den Kopf.
    »Dacht’ ich mir.«
    »Ja? Warum?«, fragte er, während er Yū durch die schmalen Gänge des Ladens folgte.
    »Weiß auch nicht… Du wirkst auf mich mehr wie der iPhone-Typ«, entgegnete dieser unkonzentriert und bog um die Ecke. Vor einem großen Regal voller Datenträger blieb er stehen und schien etwas zu suchen. »2010, 2011, 2012 – Mai, Juni, August – August!« Er griff sich eine DVD-Hülle und warf einen Blick auf die Rückseite. »Nein! August, 2011!« Yū schien aufgebracht zu sein und suchte sich abermals einen der Kabelbinder auf seinen Armen aus und zog diesen enger. Danach nahm der die DVD, die er eigentlich gesucht hatte, heraus und nickte zufrieden. »Hier ist die richtige Software drauf.« Wortlos streckte er Kōsuke seine Hand entgegen, doch dieser blickte ihn etwas überrumpelt an. »Das H-a-n-d-y, Bruder. Her damit«, forderte er und kratzte sich mit der Ecke der DVD‑Hülle, die er in der anderen Hand hielt, an seiner Wange.
    »Ach so – natürlich.« Kōsuke reichte es Yū. Dieser nahm es kurz in Augenschein, drängte sich an ihm vorbei und eilte den Gang zurück, der zu der mit Stickern beklebten Tür führte. Verdutzt blickte er ihm hinterher. ›Was ist…? Wo ist der komische Kauz denn jetzt hin?‹, dachte er, folgte ihm und hielt vor der Türe inne. ›Soll ich ihm nach…?‹
    »Worauf wartest du, Bruder?! Komm rein!«, vernahm er Yūs Stimme aus dem Raum.
    Zaghaft drückte Kōsuke die Türklinke nach unten und öffnete mit einem leicht mulmigen Gefühl, was sich wohl in dem Zimmer hinter der exzentrisch gestalteten Türe befinden würde.

  • Schöner Abschnitt :) @kijkou

    Ich hab da nichts zu meckern :thumbsup:
    Ich frage mich nur, warum er sich so viele Gedanken macht. Er wirkte anfangs nicht wie ein Typ, der sich um seine Mitmenschen schert :huh: aber es macht ihn jedenfalls sympathischer als vorher. Auch wenn er jetzt ein bisschen falsch handelt, verstehen kann ich ihn aber.

    Yu wirkt auf mich irgendwie, als hätte er ein zwei Joints zu viel geraucht :rofl:
    Aber er scheint ja ein netter zu sein.

    Bleibt abzuwarten, was die beiden herausfinden und was er als nächstes tut....

    LG, Lady :)

  • @LadyK

    Danke dir :)
    LG, kij

    Kapitel 2.2

    Wenig überrascht erblickte er einige Monitore, die quasi die Hauptlichtquelle des sehr kleinen Raums waren. Dieser hatte keine Fenster und die Wände waren von oben bis unten völlig zugeklebt. Links und rechts standen Tische, auf denen sich nur die PC-Screens, Tastaturen und Mäuse befanden. An der Decke war eine Glühbirne angebracht, die ständig ihre Farbe wechselte, und den Raum abwechselnd in Blau-, Grün- oder Rottöne tauchte, aber nicht sonderlich viel Licht spendete.
    Yū hockte vor einem der Monitore und ließ eine selbst entwickelte Software auf das angeschlossene Handy zugreifen. »Alle Daten willst du haben?«, fragte er ohne sich Kōsuke zuzuwenden.
    Dieser war gerade etwas von einem Manga-Mädchen abgelenkt, dass aufreizend animiert nackt über einen der Screens hüpfte und den Anschein erweckte, es wolle mit ihm Kontakt aufnehmen.
    »Nett, oder? Das ist Maki«, erklärte Yū grinsend und wischte sich seinen Speichel weg, der ihm dabei unappetitlich austrat.
    »Was?« Kōsuke schreckte hoch.
    »Nicht so wichtig, Bruder. Also, ich werf’ dir die Daten auf einen USB-Stick, ist das okay?«, fragte Yū ihn amüsiert.
    »Ja… Danke«, entgegnete er und ging etwas auf Abstand, nachdem Maki ihm deutete, näher zu kommen und anfing, sich ihre üppigen Brüste zu massieren. ›Ich muss Hiro unbedingt fragen, woher er diesen Kerl kennt…‹, dachte er und runzelte die Stirn.
    »Ich schätze, in zwei Minuten hast du deine Daten, Bruder.« Yū streckte sich gähnend. »Kannst du mal Control 'G' drücken?«
    »Control 'G'?« Kōsuke sah ihn fragend an.
    Dieser deutet auf den Monitor, auf dem Maki gerade einen sehr exotischen Tanz aufführte. »Sie verwirrt dich ein wenig… Nicht wahr?« Er grinste verschlagen, zeigte auf die Tastatur und rieb seine Hände ineinander.
    »Control 'G'…«, murmelte Kōsuke und drückte beide Tasten, woraufhin Maki plötzlich ein niedliches Kätzchen-Kostüm trug, das ihre Reize vollständig verhüllte.
    »Besser?«, fragte Yū.
    Kōsuke antwortete mit einem gleichgültigen Achselzucken.
    »Hast du ein Problem mit nackten Mädels?« Der bleiche junge Mann fixierte Kōsuke mit durchdringendem Blick.
    »Was? Wieso? Nein, eigentlich nicht – ich meine…«
    »Ist eine völlig natürliche Sache, Bruder. Brauchst dich überhaupt nicht zu schämen«, unterbrach er ihn. »Manche mögen Wassermelonen und manche bevorzugen eben…« Er rollte mit den Augen und grinste. »B-a-n-a-n-e-n … du verstehst?«
    »Nein, ähm – also ich – ich liebe Melonen«, erwiderte Kōsuke zurückhaltend.
    »Ach, echt?« Yū klappte verblüfft den Mund auf und kratzte sich am Hinterkopf.
    »Ja, wieso? Dachtest du etwa… Bananen? …Weshalb?«
    »Hmm… Kann ich dir nicht sagen – ist wie die Sache mit dem Handy«, entgegnete er.
    »Was meinst du?«, fragte Kōsuke jetzt völlig verwirrt.
    »Na ja, hätte eben auch nicht angenommen, dass es dein’s ist, weil du auf mich wie ein Typ wirkst, der sich eher ein iPhone zulegen würde.« Er gähnte gelangweilt. »Mist! Dauert doch noch etwas länger – hab voll vergessen, dass ich die Dateien noch konvertieren muss!«, brach es auf einmal aus dem jungen Mann heraus. Zerknirscht suchte er sich abermals einen Kabelbinder an seinen Armen und zog ihn beachtlich enger. »Scheiße! Zu viel – zu viel!«, kreischte er. Nun wählte er einen weiteren auf seinem anderen Arm und stellte auch diesen um eine Stufe kleiner. Hektisch sah er sich um, öffnete eine Schublade des Tischs neben ihm und holte eine kleine Zange heraus, mit der er den zuvor verstellten Kabelbinder durchtrennte. »So ein Mist!«, fluchte er und warf Kōsuke einen verunsicherten Blick zu.
    »Sch–schon gut – ich hab’s nicht eilig«, meinte dieser vorsichtig und erinnert sich an Hiros Worte, er solle Yūs Arme nicht erwähnen. »Und … auf dem USB finde ich dann quasi alle Informationen? Adresse des Besitzers, Kontakte, Fotos und so weiter?«, kam er auf das ursprüngliche Thema zurück.
    Yū rollte mit den Augen, ließ sich nach hinten in den Stuhl sacken, presste seine schmalen Lippen zusammen und schnaubte. »Sofern der Benutzer Adresse und so weiter angegeben hat, ja. Was hast du denn eigentlich damit vor, Bruder?«
    »Ich – ähm…« Mit der Frage hatte er nun nicht gerechnet. »Sofern die Adresse abgespeichert ist, muss ich sofort dorthin«, entgegnete er impulsiv. »Kannst du eventuell gleich nachsehen?«, fragte er dann etwas angespannt.
    Mit erheiterter Miene ließ Yū seinen Kopf zur Seite kippen. »Von mir aus…«, seufzte er und setzte sich entschlossen auf. Er starrte in den Bildschirm, navigierte von Ordner zu Ordner und wirkte dabei wie ein Roboter. Während er konzentriert nach den Daten suchte, klopften die Fingerspitzen seiner linken Hand rhythmisch auf den Tisch.
    »Kannst du auch gleich nachsehen, ob du irgendwelche Informationen über 'Yuki' findest? Egal was!«, bat Kōsuke ihn energisch, worauf dieser nur kurz nickte und sich wieder in die Daten vertiefte. ›Ob er etwas findet?‹ Er beobachtete Yū eine Weile gespannt, wie dieser auf die Tastatur einhämmerte. ›Er scheint wie in Trance zu sein – soll ich ihn fragen? …Wohl besser nicht.‹
    »Jep, Adresse ist drauf« Yū drehte den Kopf zu ihm um und ließ ihn schräg nach hinten kippen. Seine geröteten Augen fixierten ihn erwartungsvoll. »Aus-d-r-u-c-k-e-n?«
    »Äh – ja«, antwortete Kōsuke wortkarg mit leiser Stimme und faltete bittend seine Hände.
    »Maki! Druckbefehl!«, rief Yū und wandte sich dem Manga-Mädchen zu.
    »Ja, Liebling! Maki erwartet deinen Befehl«, entgegnete sie mit einer niedlichen, hohen Stimme und hüpfte auf und ab.
    »Die Datei 'Entry40031X12.txt' einmal drucken.«
    »Verstanden! Maki sendet gerade den Druckbefehl der Datei 'Entry40031X12.txt'. Druckvorgang startet in Kürze«, quiekte sie vergnügt.
    »Danke, Maki.«
    »Das – das ist…«
    »Nicht schlecht, was?«, fiel Yū Kōsuke ins Wort. »Ich kann sie mittels Sprachsteuerung fast alles machen lassen«, erklärte er stolz. »Na ja, fast alles«, meinte er dann etwas enttäuscht gefolgt von einem leicht verschlagenen Grinsen.
    »Ich verstehe…«, murmelte Kōsuke, obwohl er keine Ahnung hatte, was dieser Eigenbrötler von sich gab.
    »Von einem – oder einer Yuki hab ich nichts gefunden. Kein Telefoneintrag oder ähnliches.«
    ›Verdammt!‹ Kōsuke seufzte enttäuscht.
    »Der Drucker steht draußen«, sagte Yū auffordernd, deutete ihm zurückzutreten, stand mit einem angestrengten Stöhnen auf und ging an ihm vorbei, hinaus in den Verkaufsraum. Eilig hastete Kōsuke ihm nach, doch konnte ihn nirgendwo ausmachen.
    »Hier«, vernahm er Yūs Stimme hinter sich, drehte sich um und sah, dass dieser ihm ein gefaltetes Blatt Papier entgegenstreckte.
    »Ah, danke«, sagte er leise und nahm es an sich.
    »Willst du’s dir nicht ansehen, Bruder?«, fragte ihn der Sonderling ungeduldig mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
    »D–Doch…« Er starrte den Zettel an. ›Ich muss dort hin – ich muss wissen, wer Yuki ist und … und gegebenenfalls anstelle dieser Frau Miyamoto abholen…‹ Bei dem Gedanken wurde er ganz blass. Langsam öffnete er das zusammengefaltete Blatt Papier und sah sich die Adresse an.
    »Alles klar, Bruder? Du wirkst etwas blutleer«, erkundigte sich Yū.
    »Ja, ich bin in Ordnung«, entgegnete er und bemerkte, dass sein Puls wieder schneller wurde. ›Das ist gar nicht weit von unserer Wohnung. Masugata – in der Näher der Senshū-Universität.‹
    »Und da willst du jetzt hinfahren?«
    Kōsuke nickte.
    »Verstehe.« Yū grinste verschlagen und kratzte sich am Kinn. »Viel Glück … bei was auch immer du vor hast«, meinte er dann mit einem leicht geheimnisvollen Unterton.
    »Danke. Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast.« Kōsuke verneigte sich und wollte den Laden verlassen.
    »Hey!«, kreischte der junge Mann und hielt ihn zurück. »Hast du nicht etwas vergessen?« Er kippte den Kopf zur Seite und rümpfte die Nase. Dann streckte er ihm einen USB-Stick und das blaue Klapphandy entgegen. »Du bist echt nicht ganz auf der Höhe, nicht wahr, Bruder?«
    Kōsuke lächelte unbeholfen und nahm den Stick und das Telefon entgegen. »Ich stehe zur Zeit wohl einfach sehr unter Stress«, entgegnete er angeschlagen.
    »Das ist nicht gut, Bruder.« Yū schüttelte seufzend den Kopf. »Stress bringt dich um. An deiner Stelle würd’ ich in der Verfassung bloß nicht Auto fahren – so baust du noch einen Unfall.«
    Kōsukes Lippen formten stimmlos ein 'Aber', den Rest schluckte er hinunter.
    »Entspann dich, Bruder. Ich hab dir auf den Stick eine kleine Überraschung mit drauf gepackt.« Yū grinste abermals, schlang die Arme um seinen Oberkörper und umarmte sich selbst, als ob ihm kalt wäre. »Für den Fall, dass du Zeit für Entspannung hast und ungestört bist.« Er zwinkerte Kōsuke zu.
    Dessen Mundwinkeln zuckten leicht und er nickte. »Danke für alles«, hauchte er und verneigte sich noch einmal.
    »Gerne. Schau mal wieder rein!«, rief Yū ihm zu, während er durch den engen Gang auf den Ausgang zusteuerte und den Laden verließ.


    Was hab ich mir nur dabei gedacht?
    Ich hätte mich aus dieser Angelegenheit eigentlich von Anfang an heraushalten sollen.
    Warum hab ich auf eigene Faust gehandelt – was hat mich dazu getrieben?
    Vielleicht, weil ich mich verantwortlich gefühlt habe? Weil ich irgendetwas gutmachen wollte?
    Mich hat der Gedanken nicht mehr losgelassen, was ich
    möglicherweise angerichtet haben könnte…
    Kōsuke Sasamoto 笹本幸輔

  • Und spannend geht es weiter @kijkou ^^

    Spoiler anzeigen

    Schade, dass Yus Auftritt wohl - erstmal- zu Ende ist, ich mochte diesen Kerl irgendwie ;)

    Es ist auch etwas seltsam, dass sie über Yuki nichts herausfinden konnten... Das muss wirklich deprimierend für ihn gewesen sein. Ich bin gespannt, was ihn an dieser Adresse erwartet und vor allem wer... Oder er steht vor verschlossener Tür :huh: alles ist jetzt möglich...

    Der Abschluss dieser Szene gefällt mir sehr gut, erinnert mich an einen Tagebucheintrag :whistling:

    Btw. Nach Fehlersuche war mich nicht zu Mute ^^


  • Kapitel 2.3

    ›Bin ich froh, dass ich da raus bin‹, dachte Kōsuke und blickte sich noch einmal um. ›'Mad Monkey' – der Name passt definitiv. Total schräger Vogel, dieser Yū. Ich frage mich wirklich, woher Hiro ihn kennt…‹
    Der Duft von frisch gebackenem Brot stieg ihm in die Nase, als er an der Bäckerei vorbeikam. Sogleich erinnerte ihn sein Magen daran, dass er noch nichts gegessen hatte, doch er würde jetzt ohnehin keinen Bissen hinunterbekommen.
    Er ging zurück zum Parkplatz, bezahlte beim Automaten 200 Yen und stieg in seinen Wagen. Den USB-Stick legte er behutsam in einem kleinen Fach der Mittelkonsole ab, startete das Navi und gab die Adresse ein, die auf dem Blatt Papier stand. ›Vor Mittag werde ich wohl nicht dort ankommen. Soll ich Uehara anrufen? Nein, das kostet nur noch mehr Zeit, ich ruf im Büro an, sobald ich dort war.‹ Er startete den Motor und wollte gerade losfahren, da spürte er das Vibrieren seines Mobiltelefons. Auf dem Display war ein eingehender Anruf zu sehen.
    ›Honoka…‹ Sein Daumen wanderte über das grüne Symbol zum Entgegennehmen von Anrufen, stoppte jedoch abrupt ab. ›Nein, nicht jetzt… Ich kann jetzt nicht‹, dachte er mit gerunzelter Stirn und steckte das Telefon wieder ein. ›Yuki…‹ Er atmete tief durch und fuhr los.


    Nach etwas weniger als einer halben Stunde erreichte Kōsuke sein Ziel. Die Adresse führte ihn in eine Sackgasse, die an einen Park angrenzte. Vor einem Wohnhaus mit acht Wohneinheiten hielt er an und machte den Motor aus.
    ›Tsukimura…war ihr Name…‹ Er warf noch einmal einen Blick auf den Zettel mit der Adresse ›Nummer 203…‹ Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend stieg er aus und musterte das Gebäude. Es war grau und hatte jeweils vier Wohneinheiten im Erdgeschoss und im ersten Stock. ›203 muss oben sein.‹ Kōsuke blickte sich unauffällig um. ›Keiner zu sehen… Warum bin ich so nervös?‹ Seine Hände waren eiskalt und sein Herzschlag wurde deutlich schneller, als er sich dem Haus näherte.
    Möglichst geräuschlos ging er die Treppe nach oben in den ersten Stock und blickte verstohlen ums Eck in den Gang. Auf diesem befanden sich vier Türen. Entlang der Brüstung standen zahlreiche Blumentöpfe vor drei der Wohnungen, nur vor einer befand sich nichts.
    ›Was hat Frau Miyamoto am Telefon über den Schlüssel gesagt…?‹, überlegte er, während er langsam an den Türen 201 und 202 vorbeischritt. Bei der nächsten hielt er an. Auf dem Boden lag eine braune Fußmatte, auf der 'Welcome' in violetten Buchstaben geschrieben stand.
    Langsam richtete er seinen Blick nach oben auf das Namensschild neben der Türklingel.
    ›Tsukimura. Hier ist es also, hier wohnt sie.‹ Abermals vergewisserte er sich, dass ihn niemand beobachtete, da fielen ihm die Shiso-Blätter in einem länglichen Topf direkt vor der Brüstung auf. ›Hier! Hier drin hat sie den Schlüssel versteckt‹, erinnerte er sich. Er ging in die Hocke und fuhr mit seiner Hand leicht über die Blätter, was auf seiner Handfläche kitzelte. ›Bitte, sei da drinnen‹, dachte er, tastete nach dem Schlüssel und fand ihn tatsächlich.
    Sofort stand er auf, drehte sich um und steckte ihn in das Türschloss. Er hielt den Atem an, wie er den Schlüssel umdrehte, bis er das Klack-Geräusch des Schlosses vernahm, das sich entriegelte. ›Es ist offen… Ich muss sofort herausfinden, wer Yuki ist.‹ Angespannt zog er den Schlüssel wieder ab und atmete verkrampft aus, nachdem er bemerkt hatte, dass er immer noch unbewusst die Luft angehalten hatte. Zaghaft öffnete er die Tür und trat ein.

    Es war dunkel im Vorraum. »H–Hallo?«, stieß er plötzlich hervor. ›Was zum Teufel mach ich da eigentlich?‹ Er tastete nach dem Lichtschalter. ›Ganz ruhig…‹ Nachdem er ihn betätigt hatte und der Raum erhellt war, blickte er sich um.
    Im Eingangsbereich hing eine rosafarbene Strickjacke an der Garderobe. Zwei Paar Schuhe standen ordentlich auf die Türe gerichtet da – blaue Sneakers und ein zierliches Paar hübscher gelber Ballerinas mit violetter Schleife darauf.
    Als er wieder aufblickte, sah er sein Spiegelbild in dem schmalen Wandspiegel direkt vor ihm, dessen Rahmen mit kleinen Muscheln beklebt war. Er war sehr blass und seine Augen leicht gerötet.
    Schließlich zog er sich die Schuhe aus und blickte links um die Ecke. In dem kleinen Vorraum befanden sich zwischen zwei Türen ein hohes Regal und eine kleine Anrichte aus hellem Holz.
    Kōsuke öffnete die erste Tür, gleich links neben dem Wandspiegel. ›Die Küche… ziemlich klein‹, dachte er und trat ein. Abgesehen von einer übersichtlichen Einbauküche mit Gasherd befanden sich noch ein breites Regal, ein kleiner Kühlschrank und ein winziger Tisch mit zwei Stühlen in diesem Raum. Im Regal stand ein Reiskocher, eine Mikrowelle und zwei Aufbewahrungsboxen aus Kunststoff mit jeweils drei Schubladen. Auch in der Küche wirkte es ziemlich düster, also ging Kōsuke hinüber zum Tisch und öffnete die blau-weiß gestreiften Vorhänge, die vor die Fenster gezogen waren. Er holte nun das blaue Klapp­handy von Frau Tsukimura aus seiner linken Sakkotasche und legte es auf dem Tisch ab, nahm sein eigenes Telefon aus der anderen Tasche und platzierte es daneben. Mit einem schweren Atemzug zog er sein dunkelgraues Sakko aus und hängte es sorgfältig über einen der Stühle.
    Auf einmal vernahm er ein Geräusch aus dem Nebenraum.
    »Was…« Er fuhr herum. ›Was war das? Da war doch was!‹ Vorsichtig öffnete er die Schiebetür, die die Küche und das Wohnzimmer voneinander abtrennte, einen Spalt und sah hindurch.
    ›Da ist … nichts‹ Sein Blick schweifte durch den Raum.
    In der Mitte stand ein violettes Sofa auf einen Flachbildfernseher gerichtet und ein kleiner Couchtisch davor, auf dem Zeitschriften und ein dickes Buch lagen. An der Wand gegenüber der Küche befand sich ein Arbeitstisch mit einem Notebook, einer Lampe und einem Kalender darauf. Darüber hing ein großes Poster im Querformat von der Landschaft einer vermutlich afrikanischen Steppe mit Sonnenuntergang. Rechts vom Tisch war ein großer Wandschrank und hinter dem Sofa ging es hinaus zum Balkon. In der Ganzen Wohnung war nichts Auffälliges zu sehen. Nichts deutete darauf hin, wer hier lebte.
    Plötzlich ertönte ein lautes Surren hinter ihm. Kōsuke blieb beinahe das Herz stehen. Sein Handy vibrierte auf der Tischplatte. Wieder halbwegs gefasst nahm er es zur Hand und sah eine Nummer aufscheinen, die er nicht eingespeichert hatte. Mit gemischten Gefühlen nahm er den Anruf entgegen.
    »Ja?«, hauchte er beklommen.
    »Herr Sasamoto? Nagayama spricht«, meldete sich eine weibliche Stimme.
    »Äah… ja?«
    »Was!? Sie haben mich schon vergessen!?«, meinte die Dame entsetzt, kicherte jedoch verspielt.
    »Frau Nagayama – ich, ähm…« Kōsuke fuhr sich gestresst durchs Haar.
    »Ich nehme Sie doch nur auf den Arm. Ich dachte, dass Sie ein wenig Aufmunterung gut gebrauchen könnten. Jedenfalls rufe ich Sie an, um Ihnen mitzuteilen, dass sie die Patientin jetzt auf ein Zimmer verlegt haben.«
    ›Ach, die nette Dame an der Information im Krankenhaus…‹, wurde ihm nun klar.
    »Jedenfalls ist meine Schicht bald zu Ende und ich wollte Ihnen unbedingt noch Bescheid geben, bevor ich gehen«, sagte sie.
    »Ich danke Ihnen, Sie sind ein Schatz. Wie – wie geht es ihr jetzt?«, fragte er angespannt.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie noch nicht aufgewacht ist, aber soweit ich das richtig verstanden habe, ist sie stabil«, entgegnete Frau Nagayama.
    »Ich verstehe… Wo – in welchem Zimmer liegt sie denn?«
    »Wenn ich Ihnen das sage – also das darf ich eigentlich nicht. Sie wollen sie doch nicht etwa besuchen?« Sie seufzte. »Ach, was soll’s – aber das wissen Sie nicht von mir«, überkam es sie.
    »Natürlich, ich werde nichts sagen«, versicherte er ihr.
    »Na gut. Sie liegt im zweiten Stock. Zimmer 312. Wenn Sie während der Besuchszeiten kommen, wird vermutlich niemand nachfragen…«
    »Vielen Dank! Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr Sie mir geholfen haben.«
    »Gut, das freut mich. Ich muss jetzt weiter. Viel Glück!«, wünschte sie ihm noch und beendete das Gespräch.
    Kōsuke atmete auf.
    Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer und sah sich um. Fotos hatte sie keine herumstehen.
    ›Hmm, vielleicht finde ich darauf irgendwelche Informationen.‹ Entschlossen steuerte er auf den Arbeitstisch zu, setzte sich auf den Plastikklappstuhl, klappte das Notebook auf und startete es. Ungeduldig klopfte er mit den Fingern auf dem Tisch herum, während er wartete, dass das System hochfuhr. Er nahm einstweilen den Standkalender zur Hand. ›Da ist ja noch die letzte Woche aufgeschlagen.‹ Kōsuke blätterte um und bemerkte, dass das Kalenderblatt von dieser Woche fehlte. Er wandte sich wieder dem Notebook zu.
    ›Verdammt! Wie ich es mir gedacht habe – passwortgeschützt.‹ Resigniert ließ er sich in den Stuhl sinken und starrte auf das Eingabefeld. ›Vielleicht ist es…‹ Er tippte 'Yuki' in allen möglichen Schreibvarianten ein, doch keine davon war das gesuchte Passwort. ›Was könnte es noch sein? Ich kenne die Frau überhaupt nicht, wie soll ich da auf ihr Passwort – Was!!?‹ Er schreckte hoch, da er aus dem Augenwinkel etwas wahrgenommen hatte. Die Türe, die vom Wohnzimmer in den Vorraum führte, öffnete sich langsam.
    »H–Hallo?«, fragte er irritiert. ›Ein Windzug? Es sind doch alle Fenster geschlossen…‹ Völlig überfordert fasste er sich an die Stirn. ›Ich muss mich jetzt wirklich bald im Büro melden – das Projekt muss heute noch fertig werden!‹ Kopfschüttelnd klappte er das Notebook wieder zu und erhob sich. Gleich nachdem er einen Schritt Richtung Küche gemacht hatte, spürte er, wie sich Druck in seinem Kopf aufstaute und ihm wurde langsam schwarz vor Augen. »Aah…«, hauchte er und stützte sich auf dem Sofa ab. Kōsuke brach kalter Schweiß aus und er sank in die Knie. Ihm wurde von einem Moment auf den anderen richtig übel und er fragte sich, was mit ihm los war. Allmählich kam sein Sehvermögen zurück. Der Druck in seinem Kopf ließ nach und rieselte wie eiskalter Regen regelrecht von ihm ab. Schwer atmend mit einem Arm über der Sofa­lehne blickte er sich um.
    ›Ich hab heut’ noch gar nichts gegessen – bestimmt macht nur der Kreislauf schlapp. Soll ich in der Küche nachsehen, ob etwas da ist?‹, fragte er sich und rappelte sich auf. Aschfahl trottete er zum kleinen Kühlschrank, der sich hinter der geöffneten Küchentür befand und blieb davor unentschlossen stehen. ›Was tu ich da eigentlich?‹, haderte er mit sich. Erst drang er unbefugt in die Wohnung der Frau ein und jetzt wollte er sich auch noch an den Lebensmitteln im Kühlschrank vergreifen. Er seufzte und öffnete ihn dennoch. Nachdenklich musterte er dessen Inhalt. Eier, grüner Salat, Udon1, diverse Saucen, Milch, Butter und Joghurt befanden sich darin.
    ›Ja, das könnte ich essen. Es wird ohnehin schlecht, wenn Frau Tsukimura noch im Krankenhaus bleiben muss‹, wollte er sein Gewissen beruhigen und griff nach dem Joghurt.
    Auf einmal hörte er ein Klappern aus dem Vorraum. ›Das gibt’s doch nicht…‹ Völlig entnervt streckte er den Kopf zur Küchentür hinaus und lugte ums Eck. Der Vorraum war leer und niemand zu sehen. ›Jetzt reiß dich zusammen!‹ Mit zittrigen Händen holte er schließlich den Joghurtbecher aus dem Kühlschrank und durchsuchte die Schubladen in der Einbauküche nach einem Löffel. Als er fündig wurde, setzte er sich an den Tisch, öffnete den Becher und tauchte den Löffel langsam ein. ›Naturjoghurt… Zwar kein Fünf-Sterne-Menü, aber ich brauche unbedingt etwas im Magen. Bitte verzeihen Sie, Frau Tsukimura.‹

    Nach den ersten paar Löffeln fühlte Kōsuke sich wieder kräftiger und auch die Farbe kehrte langsam in sein Gesicht zurück. Zügig aß er auf und wollte den leeren Becher schließlich entsorgen, da schaltete sich unerwartet der Fernseher ein. Er blickte ins Wohnzimmer hinüber und ihm war so, als hätte er einen Schatten vorbeihuschen gesehen. Skeptisch legte sich seine Stirn in Falten und er stellte den Joghurtbecher wieder auf dem Tisch ab. ›Lächerlich… Jetzt gehen langsam die Nerven mit mir durch…‹ Mit durch den Raum schweifendem Blick näherte er sich dem Sofa, wo die Fernbedienung lag und machte das TV-Gerät wieder aus. ›Vielleicht ist dieser ganze Tag einfach nur ein Traum – ein beschissener Albtraum‹, hoffte er trotz der dunklen Befürchtung, dass dies nicht so war. Auf einmal hörte er ein Poltern aus dem großen Wandschrank, der einen Spalt offen stand. Ein kleines Plüschtier lag direkt davor auf dem Boden. »Ist – ist da jemand?«, fragte er mit deutlich hörbarer Verunsicherung. ›Was war das?‹ Das Plüschtier, das schon ein wenig mitgenommen schien, erweckte seine Aufmerksamkeit und er ging ein paar Schritte auf den Schrank zu. ›Ein Teddy…?‹ Er schluckte. Auf seiner immer noch gerunzelten Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen und sein Herzschlag wurde zunehmend schneller. Seine Hand streckte sich gegen seinen Willen wie von selbst der Schiebetür des Schranks entgegen, obwohl sich sein Körper verkrampfte und sich fast jeder seiner Muskeln dagegen wehrte, die Tür zu öffnen. Mit zusammengebissenen Zähnen und stockendem Atem schob er die rechte Schiebetür mit Schwung zur Seite. Als er ins Innere des Schranks blickte, weiteten sich seine Augen.
    »Bist du… bist du etwa Yuki…?«

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    1. Dicke Nudeln

  • Hey @kijkou :) besser spät, als nie antworten!!

    Spoiler anzeigen


    Ansicht gefällt mir der Teil ganz gut. Du bringst seine Gefühle und Gedanken bildlich sehr gut rüber. Man spürt, dass er mit sich ringt und das ganze ihn sehr mitnimmt.
    Allerdings ist mir hier aufgefallen, dass du zu sehr um den Brei herum geredet hast.

    Zitat von kijkou

    Im Eingangsbereich hing eine rosafarbene Strickjacke an der Garderobe. Zwei Paar Schuhe standen ordentlich auf die Türe gerichtet da – blaue Sneakers und ein zierliches Paar hübscher gelber Ballerinas mit violetter Schleife darauf.

    Bei solchen Beschreibungen frage ich mich immer, ob das für den Verlauf der Geschichte wichtig ist...

    Zitat von kijkou

    Auf dem Boden links von ihm stand ein Schirmständer aus Blech, der himmelblau lackiert und mit glänzenden Stickern von Blumen und Marienkäfern verziert war.
    Schließlich zog er sich die Schuhe aus und blickte links um die Ecke. In dem kleinen Vorraum befanden sich zwischen zwei Türen ein breites, hohes Regal, das hauptsächlich Ziergegenständen und Taschenbüchern Platz bot, und eine kleine Anrichte aus hellem Holz.
    Kōsuke öffnete die erste Tür, gleich links neben dem Wandspiegel.
    ›Die Küche… ziemlich klein‹, dachte er und trat ein. Abgesehen von einer übersichtlichen Einbauküche mit Gasherd befanden sich noch ein breites Regal, ein kleiner Kühlschrank und ein winziger Tisch mit zwei Stühlen in diesem Raum. Im Regal stand ein Reiskocher, eine Mikrowelle und zwei Aufbewahrungsboxen aus Kunststoff mit jeweils drei Schubladen.

    Ich finde, dass ist alles ein bisschen zu sehr herum geplaudert und aufgezählt :huh:
    Zumal er ziemlich niedergeschlagen und fertig auf mich wirkt. Nimmt man dann die Dinge um sich herum so genau war, wie du es beschreibst.?
    Es gibt noch einige solcher kleineren Stellen, die ich genauso betrachten würde. Die sind allerdings nicht wirklich störend oder so.

    Weiter ist mir aufgefallen, dass du hier wirklich sehr viele Gedankenreden verwendet hast.

    Zitat von kijkou

    >Was ist denn jetzt los? Warum ist mir plötzlich so schlecht?‹

    Das hättest du beispielsweise wunderbar in den fließenden Text einbauen können...
    Und das ginge auch an einigen anderen Stellen.

    Vielleicht magst du dir den Text noch einmal vornehmen. Musst du natürlich nicht :)

    Und gerne würde ich mir das dann noch einmal durch lesen :P

    LG ^^



  • Kapitel 3.1


    ›Ganz weiß – so weiß wie Schnee…‹
    Behutsam machte Kōsuke einen kleinen Schritt zurück. Bemüht, hastige Bewegungen zu vermeiden ging er langsam in die Hocke. Sein bisher angespannter Gesichtsausdruck wandelte sich zu sanfter Miene. »Du bist Yuki, nicht wahr?«, fragte er mit ruhiger gedämpfter Stimme.
    Auch seine Mundwinkel verzogen sich allmählich zu einem dezenten Lächeln. »Du brauchst keine Angst haben. Ich tu dir nichts.«
    Zwischen einem kleinen grauen Staubsauger und übereinander gestapelten Kartons saß eine Katze und beäugte den Eindringling misstrauisch mit ihren großen grünen Augen.
    ›Eine schneeweiße Katze. Das muss Yuki sein…‹ Kōsuke atmete erleichtert auf. ›Aber warum hätte Frau Miyamoto eine Katze abholen sollen?‹
    Da fiel Kōsuke der Kalender wieder ein. Er stand langsam auf und nahm diesen vom Tisch neben ihm.
    »Du kannst mir ja vermutlich nicht sagen, warum du abgeholt hättest werden sollen, oder?«, meinte er sich an die Katze gewandt, die ihn immer noch skeptisch musterte, und schüttelnde lächelnd den Kopf. Er setzte sich mit dem Kalender auf das Sofa und seufzte. ›Letzte Woche – keine Einträge… Und nächste?‹
    Besessen von dem Gedanken, mehr herausfinden zu wollen, blätterte er weiter, doch es waren keine zukünftigen Ereignisse eingetragen. ›Seltsam…‹ Er suchte nach dem Blatt von vorletzter Woche. ›Vor zwei Wochen war sie laut diesem Eintrag beim Arzt…
    Am Samstag – 'Yomiuri'. Vielleicht war sie im Vergnügungspark.‹ Kōsuke blätterte weiter zurück. ›Inventur am 9. – Café, Shi-Chan(1) am 7. Oktober – DVD am 2. – das ist doch alles Zeitverschwendung!‹ Niedergeschlagen legte er den Kalender beiseite.
    ›Ich muss endlich in die Arbeit. Uehara wird bestimmt…‹ Auf einmal spürte er etwas an seinem Bein und blickte hinunter. »Na, hast du dich aus deinem Versteck herausgewagt?« Die Katze schnupperte an seiner Hose und sah immer wieder zu ihm auf. »Hast du überhaupt noch etwas zu fressen?«, kam Kōsuke in den Sinn. Er stand auf, ging in die Küche und hielt nach Katzenfutter Ausschau. Als er sich bückte entdeckte er unter dem Küchentisch einen Fressnapf und einen Wasserspender. »Hmm, Wasser hast du noch genug. Wo bewahrt denn Frau Tsukimura dein Futter auf – weißt du das?«, fragte er die Katze, die ihm nachgelaufen war. Er suchte in den Küchenschränken nach Futter, fand aber nichts. Das hungrige Tier miaute und schmiegte sich an seine Beine. »Ich habe leider nichts für dich«, sagte Kōsuke mit Bedauern, runzelte die Stirn und überlegte kurz. ›Aber ich hab doch vorher…‹
    Er warf noch einmal einen Blick in den Hängeschrank über der Spüle. »Ja, das geht. Das schmeckt dir bestimmt. Da könnte keine Katze widerstehen.« Lächelnd nahm er eine Dose Thunfisch aus dem Schrank, stellte sie auf den Tisch und holte dann den leeren Fressnapf unter diesem hervor. Nachdem er die Dose geöffnet hatte, begann die weiße Katze unaufhörlich zu miauen, da sie genau wusste, dass sie gleich etwas zu fressen bekommen würde und ihr schon der Fischgeruch in die Nase gestiegen war.
    »Ist ja gut…« Kōsuke stellte den Napf gefüllt mit saftigen Thunfischstückchen auf den Boden und sofort stürzte sie sich darauf. »Lass es dir schmecken«, meinte er erleichtert darüber, dass das arme Tier vorerst versorgt war.
    ›So, jetzt aber schnell ins Büro – ich muss das Projekt fertig bekommen. Wenn Nishimura die Verträge heute geschickt hat, wird Uehara das Programm noch vor dem Wochenende fix und fertig geprüft auf seinem Schreibtisch haben wollen.‹ Er nahm sein Sakko vom Stuhl, ganz vorsichtig, um die Katze nicht zu erschrecken, schlüpfte hinein und eilte in den Vorraum. »Keine Sorge, Yuki. Ich werde dir später noch Futter vorbeibringen«, versicherte er der Katze, ohne sich noch konkrete Gedanken diesbezüglich gemacht zu haben. ›Wenn Frau Tsukimura noch im Krankenhaus bleiben muss, werde ich mich natürlich um die Katze kümmern … sofern sie das möchte und sonst niemanden hat…‹ Kōsuke zog seine Schuhe an, öffnete die Türe, trat hinaus und schloss ab. Nachdem er den Schlüssel abgezogen hatte, hielt er inne und betrachtete ihn. ›Soll ich ihn bei mir behalten oder…?‹
    Auf einmal öffnete sich die Eingangstüre der Nachbarwohnung, woraufhin er erschrocken den Schlüssel in seine Tasche gleiten ließ. Ein Mann mittleren Alters, der grüne Arbeitskleidung trug und ein Handtuch um den Kopf gebunden hatte, trat heraus und ihre Blicke trafen sich.
    »Äh… Guten Tag«, grüßte ihn der Mann, in dessen Stimme eine Spur von Beklommenheit lag, und schloss seine Tür, ohne sich von Kōsuke abzuwenden.
    »Guten Tag…«, entgegnete er ganz automatisch und war wie erstarrt.
    Die Augen des Mannes, in denen sich Verunsicherung deutlich abzeichnete, fixierten die seinen, sodass ihn mit einem Mal ein Gefühl von Unbehagen wie eine Welle überrollte. Er hätte nichts lieber getan, als sich abzuwenden, tat es aber nicht, um sich in keinster Weise auffällig zu verhalten. Immer noch starrten sie sich an, als plötzlich das Telefon des Mannes läutete und dieser, sowie auch Kōsuke zunächst aufschreckte, dann aber beide darüber erleichtert zu sein schienen.
    »E–Entschuldigen Sie bitte«, sagte der Mann schließlich, deutete mit dem Kopf eine demütige Verneigung an und zog sich wieder in seine Wohnung zurück.
    Kōsuke atmete auf und seine Körperhaltung entspannte sich langsam wieder. ›Ihr Nachbar…? Wieso hat er mich so seltsam angestarrt?‹ Er schüttelte den Kopf, als wolle er alle weiteren Gedanken vertreiben.
    Eilig begab er sich zurück zu seinem Wagen. Es war höchste Zeit, dass er sich auf den Weg in die Arbeit machte.

    Als sich die Türe des Aufzugs öffnete, kam ihm Takagi entgegen und rannte ihn beinahe um.
    »Sasamoto!«, rief dieser verwundert. »Ich dachte, du kommst heute nicht.«
    »Ich habe… Es ist – eigentlich wollte ich… Das Projekt – es soll heute noch fertig werden«, versuchte Kōsuke zu erklären, brachte aber keinen vollständigen Satz zustande.
    »Ja, ich weiß. Uehara hat Kawaji gebeten, es sich anzusehen«, entgegnete Takagi.
    »Kawaji!?«, fuhr es aus ihm mit Entsetzen heraus.
    »Mir war auch nicht gerade wohl bei dem Gedanken. Fahr am besten gleich zu Uehara hinauf und klär das.« Sein Kollege drückte den Knopf für die zwölfte Etage und deutete ihm, er solle einsteigen. »Ich bin mal auf Mittag – bis dann!«, meinte Takagi und winkte ihm noch, während sich die Aufzugtüre schloss.
    Mit fest zusammengepressten Lippen drehte Kōsuke einmal um die eigene Achse und fuhr sich durch sein Haar. ›Kawaji – verdammt! Er hat Uehara bestimmt bekniet, dass er das Projekt übernehmen darf. Aber es war meine Idee und ich hab sie mit Hiros Hilfe umgesetzt. Wenn Kawaji glaubt, er kann ausnutzen, dass Hiro gerade im Ausland ist und ich…‹ Kraftlos lehnte er sich an die Innenwand des Aufzugs. Seine Gedanken verschwammen zu einem einzigen Chaos aus Wut, Angst, Ungewissheit, Sorge und Schuldgefühlen.

    Die Dame am Empfang im zwölften Stock lächelte Kōsuke freundlich an, sowie sie von ihm Notiz genommen hatte. »Herr Sasamoto, geht es Ihnen gut?«, fragte sie mit besorgtem Tonfall. »Herr Uehara hat erzählt, Sie hatten einen Unfall?«
    »Ja – nein… Es – es geht mir gut«, sprach er leise. »Ist Herr Uehara in seinem Büro?«
    »Er ist vor einer ganzen Weile etwas essen gegangen und müsste bald wieder zurück sein. Wollen Sie in seinem Büro auf ihn warten?«
    »Ja, bitte«, entgegnete er zurückhaltend.
    Die Dame kam hinter dem Empfangstresen hervor und geleitete ihn zu Ueharas Arbeitszimmer. »Wollen Sie vielleicht einen Kaffee – oder Tee?«, fragte sie fürsorglich.
    »Ähm… Ein Kaffee wäre toll, vielen Dank…« Er verneigte sich verhalten und setzte sich an den Glastisch auf das kleine Sofa. Die Sekretärin nickte und eilte hinaus. Kurz darauf vernahm Kōsuke Ueharas Stimme von draußen.
    »Er ist hier!?«, stieß dieser mit lautem Tonfall hervor, sodass es durch den ganzen Korridor hallte.
    Kōsuke fuhr hoch und im gleichen Augenblick stürmte sein Vorgesetzter zur Tür herein.
    »Sasamoto!«, rief dieser aufgelöst, kam auf ihn zu und überraschte ihn mit einer rauen Umarmung. »Sie haben mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!«
    ›Was ist denn jetzt los?‹ Mit weit aufgerissenen Augen und völlig starrer Haltung musste Kōsuke zunächst einmal schwer schlucken. Er brachte kein Wort hervor.
    Uehara ließ ab von ihm und musterte ihn von oben bis unten. »Nachdem ich nichts von Ihnen gehört und Sie auch nicht erreicht habe, habe ich schon befürchtet, die haben Sie dortbehalten«, meinte er bestürzt.
    »Die…?« Kōsuke warf ihm einen irritierten Blick zu.
    »Im Krankenhaus. Es kommt schließlich nicht selten vor, dass man im Schockzustand nach einem Unfall Verletzungen erst viel später bemerkt«, erklärte ihm sein Vorgesetzter.
    »Ich…«
    »Jedenfalls sehen Sie furchtbar aus«, unterbrach Uehara ihn und deutete ihm, Platz zu nehmen, als die Dame vom Empfang den Kaffee hereinbrachte. »Sie sollten nach Hause – sich hinlegen«, rügte er ihn kopfschüttelnd.
    Kōsuke bedankte sich leise für den Kaffee und blickte dann zu Uehara auf. »Das Projekt – ich wollte es noch vor dem Wochenende fertigstellen. Wenn Herr Nishimura…«
    »Lassen Sie Nishimura nur meine Sorge sein«, fiel dieser ihm ins Wort. »Inhaltlich haben Sie doch bereits alles überprüft und die Datenbank für den Testlauf ist auch soweit vollständig. Die Software muss also lediglich auf ihre technische Funktionalität überprüft werden, richtig? Und diese Aufgabe habe ich Kawaji übertragen. Er wird sich noch einmal die technischen Details ansehen und den Testdurchlauf machen. Solange Ishikawa nicht im Haus ist, kann ohnehin nur Kawaji diesen Part übernehmen. Sie sind, soweit ich weiß, keine Koryphäe im Bereich Software und Programm­entwicklung, richtig?«
    »Aber…«
    »Es ist Ihr Projekt, Sasamoto. Keine Sorge«, beruhigte ihn Uehara mit einem leicht amüsierten Lächeln auf dem Gesicht.
    Kōsuke seufzte und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
    »Gehen Sie nach Hause. Ich brauche Sie nächste Woche wieder frisch und erholt«, sprach sein Vorgesetzter sanft, aber fordernd.
    »Jawohl, Chef.« Einlenkend stand er auf und verneigte sich. »Bitte verzeihen Sie…«
    »Nun gehen Sie schon. Schlafen Sie sich aus. Leihen Sie sich ein paar nette Filme aus. Besuchen Sie ein Badehaus. Ich will Sie montagmorgens wieder mit mehr Farbe im Gesicht sehen, haben Sie gehört?« Uehara klopfte ihm auf die Schulter, öffnete die Tür und schob ihn regelrecht aus seinem Büro. Als er sich zu ihm umblickte deutete sein Vorgesetzter streng zum Aufzug, drehte sich um und verschwand wieder im Arbeitszimmer.
    Mit einem mehr als schlechten Gewissen begab sich Kōsuke ins Parkhaus. ›Uehara ist mir manchmal ein richtiges Rätsel. Ich hoffe, er ist nicht verärgert – nein, den Anschein hat es nicht gemacht. Ich glaube, er hat sich wirklich gesorgt. Er ist ein viel zu gutmütiger Mensch. Mir ist absolut nichts passiert – ich war es, der den Unfall verursacht hat – durch meine Unachtsamkeit und Dummheit. Ich verdiene seine Nachsicht nicht.‹ Er hielt mitten auf dem Fahrstreifen an und blickte auf den Boden. ›Wie es Frau Tsukimura wohl geht? Vielleicht sollte ich nach ihr sehen…‹ Ein Ausdruck von Besorgnis lag auf seinem Gesicht und sowie er den Gedanken gefasst hatte, steuerte er auch schon auf seinen Wagen zu.


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    1. Ein Suffix, das an Namen von Kindern oder Personen, die man sehr gut kennt (meist weiblich) angehängt wird

  • Hey @kijkou ich bin momentan bisschen verhindert, also nur die kurzen Worte.

    Spoiler anzeigen

    Da hätte er sich den Weg ins Büro sparen können, wenn er einfach angerufen hätte. :) aber persönlich regelt sich sowas besser, das ist klar und ich fand es auch gut, dass du es so geschrieben hast. Das sein Projekt wohl jetzt in den Händen eines anderen liegt, ist jetzt doof gelaufen aber ändert hoffentlich nichts an der Geschichte selber :P
    Das die Katze Yuki sein soll, kann ich mir selber noch nicht ganz vorstellen und irgendwie nicht glauben... Abwarten...

    Ein kleines Detail hab ich zu meckern...

    Zitat von kijkou

    »Ich bin mal auf Mittag –

    Ist das die Redewendung, die ihr dort benutzt? Wenn ja, lass es so. Ansonsten würde ich vorschlagen, dass du es anderes schreibst. Gerade bei Büroleuten sagt man gerne : "ich bin zu Tisch" das klingt so schön nichtssagend seriös, wenn du verstehst, was ich meine... Hört sich ziemlich fremd an, deine Formulierung ;)

    LG :rolleyes:

  • Also ich kenne die Formulierung "Ich bin mal auf Mittag" ^^ @LadyK @kijkou Es hört sich allerdings sehr nach privaten und nicht besonders seriösen Umgang an, da muss ich LadyK zustimmen. Aber wenn man sich da im Büro nun einmal so kollegial behandelt und so miteinander spricht, ist das doch okay.

    Dass die Katze aber Yuki ist, glaube ich irgendwie auch nicht. Und wie kommt die Katze in den Schrank, wenn die Tür zu war? Sitzt sie da schon den ganzen Tag drin? Warum meldet sie sich dann nicht, als sie jemanden in der Wohnung hört? Sie würde ja erstmal davon ausgehen, dass es ihr Frauchen ist

    Sei höflich und bescheiden,

    Sei geduldig und beherrscht,

    Vervollkommne deinen Charakter,

    Sei gerecht und hilfsbereit,

    Sei mutig!

  • Danke euch beiden fürs Lesen und eure Kommis ^^


    @LadyK
    @Nanook

    Also ich kenne die Formulierung "Ich bin mal auf Mittag" ^^ @LadyK @kijkou Es hört sich allerdings sehr nach privaten und nicht besonders seriösen Umgang an, da muss ich LadyK zustimmen. Aber wenn man sich da im Büro nun einmal so kollegial behandelt und so miteinander spricht, ist das doch okay.

    Dass die Katze aber Yuki ist, glaube ich irgendwie auch nicht. Und wie kommt die Katze in den Schrank, wenn die Tür zu war? Sitzt sie da schon den ganzen Tag drin? Warum meldet sie sich dann nicht, als sie jemanden in der Wohnung hört? Sie würde ja erstmal davon ausgehen, dass es ihr Frauchen ist

    Ja, also die zwei zumindest sind Kumpels, also zu nem normalen Kollegen, hätte er das vermutlich nicht gesagt ^^

    Und was die Katze anbelangt - der Schrank war vorher schon offen :)

    Auf einmal hörte er ein Poltern aus dem großen Wandschrank, der einen Spalt offen stand.

    Kleiner Hint zu Yuki


    "Yuki" 雪 bedeutet übersetzt "Schnee" :D

    Kapitel 3.2

    ›Wer seid ihr? Warum starrt ihr mich an? … Was wollt ihr? … Hört auf zu reden!
    Ich will es nicht mehr hören… Sprecht ihr über mich? … Was mache ich hier?
    Was ist das für ein Ort?‹
    Sie sah sich um, doch sie wusste nicht, wo sie war. Die Leute um sie herum kannte sie nicht.
    Sie schienen mit ihr zu sprechen, doch sie konnte sie kaum verstehen und ihnen nicht antworten.
    Wenn sie ihren Mund öffnete und ihre Lippen bewegte, kam kein Laut heraus.
    ›Wie bin ich hierher gekommen? Warum geht ihr nicht weg? Lasst mich in Ruhe!‹
    Sie drehte sich immer wieder um, doch überall um sie herum waren Leute,
    die unaufhörlich auf sie einredeten.
    Sie blickte hinauf in den Himmel, wo endlose Leere herrschte.
    Nicht eine einzige Wolke war zu sehen, von der Sonne fehlte jede Spur und der Himmel war nicht blau,
    sondern weiß. Es war ein seltsames Weiß, das ihr ein eigenartiges Gefühl vermittelte.
    Sie fühlte sich auf eine ihr unbegreifliche Art und Weise verloren.

    Erneut kamen sie über ihn. Die nagenden Schuldgefühle, die wie eine dunkle Wolke über ihm schwebten und ein warnendes Donnergrollen losließen, wie sich Kōsuke an der Marienstatue im Foyer des St. Marianna Krankenhauses vorbei schleppte. Eigentlich war er nicht religiös, doch das Antlitz dieser Statue hatte etwas Übersinnliches an sich, das er sich nicht erklären konnte. Sie schien ihn mit ihren Blicken zu verfolgen, als ob sie genau wüsste, was er getan hatte.
    ›Wo muss ich hin? In welchem Zimmer liegt sie? Verdammt, ich hab vergessen, was die Frau am Telefon gesagt hat. Im dritten Stock, glaub ich… Oder doch im zweiten?‹ Unauffällig bewegte er sich am Empfangsbereich vorbei und gelangte über die Treppe in den zweiten Stock hinauf. Oben blickte er sich verstohlen um und schritt langsam den Korridor entlang, am Schwesternbereich vorbei und immer weiter, in der Hoffnung, er würde sich wieder erinnern, was die freundliche Angestellte genau gesagt hatte. ›Welche Zimmer­nummer? Ich kann ja schließlich nicht in jedes Zimmer hineinschauen…‹
    Hinter ihm öffnete sich eine Tür und ein Arzt kam mit einer Schwester aus dem Raum.
    »Solange Chō-Chō schläft, können wir ohnehin niemanden informieren. Piepen Sie mich umgehend an, sobald es Neuigkeiten gibt«, wies der Arzt, ein großer Mann und vermutlich Mitte vierzig, die Schwester an.
    »Ja, Herr Doktor«, entgegnete diese, folgte ihm noch ein Stück den Gang entlang und gesellte sich dann zu den anderen Schwestern.
    ›Chō-Chō…?‹, wunderte sich Kōsuke, nachdem er deren Gespräch mitbekommen hatte und blieb stehen. ›Hat dieser Arzt über einen Patienten gesprochen? Aber wieso Schmetterling?‹ Er drehte sich um. ›Zimmer 312 – liegt sie vielleicht hier? …Schmetterling – ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand 'Chō-Chō' heißt. Hmm, Frau Tsukimura hat ja keinen Ausweis bei sich gehabt! Kann es sein, dass sie vielleicht…‹ Ohne den Gedanken noch zu Ende geführt zu haben, steuerte er auf die Türe des Krankenzimmers zu, blickte sich um und öffnete sie einen Spalt, sodass er ins Innere spähen konnte. Mehr als das untere Ende eines Krankenbettes war jedoch von hieraus nicht zu erkennen.
    »Ve–Verzeihung…«, sagte er mit einer derartigen Unsicherheit, während er dem Raum betrat, dass er sich fast schon fragte, ob er es überhaupt laut ausgesprochen hatte. Behutsam schloss er die Türe hinter sich und stand nun in einer Art Vorraum, in dem sich rechts von ihm ein Bade­zimmer befand. Angespannt machte er zwei kleine Schritte vorwärts, um festzustellen, wer in dem Bett lag, doch dies war teilweise von einem Vorhang verdeckt und ließ nur Sicht auf die Bettdecke.
    Kōsuke schluckte. Wieder bekam er Herzklopfen, doch bevor er seiner Nervosität verfiel, schritt er auf das Bett zu und schob den Vorhang entschlossen zur Seite.


    Seine Taten werden einem so richtig ins Bewusstsein gerufen,
    wenn man deren Folgen mit eigenen Augen vor sich sieht. Man stellt fest, dass man erst jetzt
    alles zu realisieren beginnt, obwohl man zuvor schon Gewissheit gehabt hat.
    Ein lähmendes Gefühl der Endgültigkeit droht einem die Kehle zuzuschnüren…
    Kōsuke Sasamoto 笹本幸輔

    Hier lag sie. Ihre Miene frei von jeglichem Ausdruck von Schmerz, ihr zart geformter Mund leicht geöffnet, ihre Augen friedlich geschlossen und sie wirkte schwach und verletzlich. Ihr Atem war flach und unter dem Kopfverband kamen einige ihrer Haarsträhnen zum Vorschein, mittellang, tiefschwarz und ein deutlicher Kontrast zu ihrer blassen Haut. An ihrer Hand war ein Venenzugang gelegt worden, an den eine Infusion angeschlossen war. Diese hing über dem Bett, eine Flasche mit farbloser Flüssigkeit, von der sich alle drei Sekunden ein Tropfen löste.
    ›Frau Tsukimura…‹ Kōsuke machte einen Schritt auf sie zu. »Es tut mir so leid…«, hauchte er leise. ›Wann wacht sie wohl auf? Sie hat vermutlich auch eine Narkose verabreicht bekommen – aber wie lange dauert es, bis sie wieder aufwacht? Als Honoka der Blinddarm entfernt worden ist, war sie schon in weniger als einer halben Stunde wieder völlig munter – aber das kann man bestimmt nicht vergleichen…‹ Er stellte einen Stuhl vom Tisch aus der Ecke rechts vom Bett neben dieses, setzte sich und sah die Frau in Gedanken versunken an. ›Soll ich versuchen, sie aufzuwecken? Besser nicht – womöglich schadet ihr das noch. Wenn ihr Zustand es zulässt, wacht sie bestimmt von selbst auf, sonst hätte sie der Arzt doch sicher schon aufgeweckt. Vermutlich ist Ruhe momentan das beste für sie…‹ Er erhob sich, rückte den Stuhl zurück und wandte sich der Frau wieder zu. ›Aber wenn sie aufwacht und ganz alleine ist…‹ Voller Sorge runzelte er die Stirn. ›Ich muss ihre Familie irgendwie ausfindig machen und kontaktieren. Eigentlich müsste ich zur Polizei gehen – aber diese Nachricht auf dem Handy der Frau… Abgesehen davon bin ich ohne Erlaubnis in ihre Wohnung eingedrungen – was hab ich mir eigentlich dabei gedacht? Wenn ich den Beamten das Handy einfach gegeben hätte, nachdem ich es gefunden habe, dann hätte ich jetzt…‹ Gestresst fuhr er sich durchs Haar. ›Dann hätte ich jetzt keine Probleme? Keine Verantwortung… nein, ich trage die volle Verantwortung. Dank meiner Unachtsamkeit, hat jetzt diese Frau Probleme – und zwar richtige, ernsthafte Probleme. Worüber reg’ ich mich eigentlich auf!? Ich bin selbst schuld, also muss ich mich jetzt auch um den Rest kümmern und wenigstens ihre Familie irgendwie benachrichtigen.‹ Er seufzte. ›Die Daten – ich muss mir unbedingt die Daten von ihrem Handy ansehen. Da finde ich sicher die Kontakte ihrer Familienangehörigen…‹ Kōsuke warf einen Blick auf seine silberne Armbanduhr. Es war kurz vor drei. ›Wenn ich jetzt schon heim komme, wird mich Honoka sofort zur Rede stellen und ich hab jetzt nicht die Nerven, ihr davon zu erzählen… Ich könnte in ein Internetcafé gehen.‹ Er atmete tief durch. »Es tut mir unglaublich leid. Bitte erholen Sie sich schnell wieder, Frau Tsukimura«, flüsterte er über sie gebeugt und begab sich dann zur Türe. Nur ein kleines Stück öffnete er diese und lugte hinaus, um etwaige Begegnungen mit dem Personal zu vermeiden. Als niemand zu sehen war, huschte er durch den Gang und steuerte direkt auf das Treppenhaus zu.

    Wie er durch das Foyer das Krankenhaus verlassen wollte, hörte er jemanden seinen Namen rufen und drehte sich perplex um.
    »Waren Sie oben?«, fragte ihn eine Frau in einem gelben Kleid. Erst, als er ihre grünen Frosch­-Ohrringe sah, erkannte er sie, die Angestellte, die am Vormittag so entgegenkommend war.
    »Ich – ich dachte, Ihre Schicht war zu Ende«, meinte er verwundert.
    »Ja, ich habe mit meinem Freund hier in der Nähe zu Mittag gegessen und meine Sachen einstweilen hier gelassen – die hab ich jetzt abgeholt.« Sie deutete auf eine große rote Stofftasche, die sie über ihre linke Schulter trug. »Nun sagen Sie schon – waren Sie oben bei ihr?«, fragte sie ungeduldig, ohne ihre Neugierde zu verstecken.
    »Ja, ich war oben, aber … sie ist noch nicht wieder aufgewacht«, entgegnete er bedrückt.
    »Das dauert manchmal eine Zeit. Machen Sie sich deswegen jetzt nicht verrückt. Doktor Hayashi ist ein hervorragender Arzt. Sie wird bestimmt bald wieder völlig gesund«, entgegnete Frau Nagayama mit unerschütterlichem Optimismus.
    »Ich hoffe wirklich, Sie haben recht«, meinte Kōsuke zerknirscht.
    »Sind Sie mit dem Auto hier?«, wechselte die Krankenhausangestellte das Thema und begleitete ihn nach draußen.
    »Ja… Soll ich Sie wohin mitnehmen?«, fragte er höflich.
    »Oh, nichts für ungut. Ich nehme lieber den Bus«, antwortete sie zurückhaltend.
    »Ich verstehe…«, japste Kōsuke wie erschlagen.
    »Nein – also so hab ich das nicht gemeint! Ich treffe mich gleich mit meiner kleinen Schwester – sie steigt zwei Stationen später zu«, erklärte sie milde.
    Er blickte sie wortlos an und brachte nur mühsam ein unbeholfenes Lächeln zuwege.
    Frau Nagayama klopfte ihm kräftig auf die Schulter, wofür sie sich auf ihre Zehenspitzen stellen musste. »Versuchen Sie ein wenig lockerer zu werden«, sagte sie tadelnd, aber mit sanfter Miene, drehte sich um und lief zur Bushaltestelle.
    »Lockerer…«, wiederholte er leise, nahm seinen Autoschlüssel zur Hand und ging zu seinem Wagen. Nachdem er eingestiegen war, begann er in seinem Mobiltelefon nach einem Internetcafé in der Nähe zu suchen. ›Zehn Minuten von hier scheint eines zu sein…‹ Kōsuke startete entschlossen den Motor und fuhr los.

  • Ich klatsche immer noch @kijkou :thumbsup:

    Spoiler anzeigen

    Eigentlich habe ich heute nur darauf gewartet, etwas zum futzeln zu haben, da hast du mir voll einen Strich durchgezogen ;(

    Ich hab nichts zu meckern. Aus meiner Sicht, bester Teil bisher :thumbsup:8o

    Weiter so!!!! 8o

    LG ^^

  • Ich klatsche immer noch @kijkou :thumbsup:

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    Eigentlich habe ich heute nur darauf gewartet, etwas zum futzeln zu haben, da hast du mir voll einen Strich durchgezogen ;(
    Oje, na gut - dieses Mal darfst du bestimmt :D

    Ich hab nichts zu meckern. Aus meiner Sicht, bester Teil bisher :thumbsup:8o

    Weiter so!!!! 8o

    Danke dir :love:

    LG ^^


    Kapitel 3.3

    Auf einmal war es still.
    All die Leute um sie herum waren plötzlich verschwunden.
    Sie blickte sich um. Nein, sie täuschte sich nicht. Es war wirklich keine Menschenseele mehr hier.
    ›Was ist das?‹ Etwas kitzelte sie.
    Als sie langsam nach unten blickte, bemerkte sie, dass sie barfuß auf einer Wiese stand.
    ›Nanu? Eine Raupe?‹
    Das kleine hellgrüne Tierchen war gerade dabei, an ihrem Bein nach oben zu kriechen.
    Behutsam nahm sie es mit zwei Fingern hoch und setzte es auf ihre linke Handfläche.
    ›Lauter violette Pünktchen… Du bist aber ein schönes Wesen.‹ Sie musterte die Raupe genau.
    Diese richtete sich auf und es wirkte fast so, als ob sie auf ihrer Hand posieren würde.
    ›Ich lass dich lieber hinunter – da hast du schönes, saftiges Gras‹,
    meinte sie lächelnd und setzte das Tier zurück in die Wiese.
    Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, erblickte sie in der Ferne einen Kirschblütenbaum.
    ›Aber…‹
    Abermals sah sie sich um. Der Himmel war immer noch farblos und leer.
    Die grüne Wiese erstreckte sich soweit das Auge reichte und bis auf den Baum war nichts zu sehen.
    Entschlossen machte sie sich auf den Weg.
    Der Kirschblütenbaum schien unerreichbar, dennoch schritt sie unbeirrt weiter auf ihn zu.
    Das Gras unter ihren Füßen fühlte sich weich und angenehm kühl an.
    Eine lauwarme Brise erfasste ihr weißes Kleid, dessen Stoff sich sanft an ihre Oberschenkel schmiegte.
    Auch ihr schwarzes Haar tänzelte im Wind und als sie einatmete, duftete es nach Rosen.
    Sie schloss ihre Augen und lauschte, doch es war nicht das kleinste Geräusch zu hören.
    Nicht einmal das Rauschen des Windes konnte sie vernehmen.
    ›Wo bin ich hier?‹
    Sie öffnete ihre Augen wieder und wollte weitergehen, aber der Kirschblütenbaum schien verschwunden.
    Verunsichert drehte sie sich um und stand plötzlich direkt vor dem Stamm des riesigen Baumes.
    Langsam ließ sie ihren Blick an diesem nach oben ins gigantische Astwerk wandern,
    wo sich ein prächtiges Blütenmeer befand. Abermals erfasste ein Windstoß ihr Haar
    und im nächsten Moment schneite es blassrosafarbene Blütenblätter.
    ›Wie wunderschön…‹
    Auf einmal vernahm sie ein leises Wimmern.
    Vorsichtig lehnte sie sich an den Baumstamm und neigte sich zur Seite, um nachsehen zu können. Auf der gegenüberliegenden Seite saß ein kleiner Junge an den Baum gelehnt. Er trug verwahrloste Kleidung und hatte keine Schuhe an. Sein schwarzes Haar war völlig zerzaust und seine Haut blass.
    Den Kopf eingezogen hielt er seine angewinkelten Beine umklammert.
    Sowie sie sich ihm nähern wollte, blickte er erschrocken auf.
    »Es – es tut mir leid!«, rief er, sprang auf und rannte um den Baum herum.
    Sie folgte ihm, doch er war verschwunden.

    »Guten Tag!«, grüßte der Angestellte am Empfang Kōsuke freundlich, nachdem dieser das Internetcafé betreten hatte. »Wir haben diese Woche ein Spezial-Angebot – wenn Sie bis zum Wochenende eine Jahres-Mitgliedschaft erwerben, erhalten Sie dreißig Prozent Rabatt.«
    »Guten Tag. Ähm, das ist sehr freundlich, aber eigentlich gehe ich so gut wie nie in Netcafés…«, entgegnete er unkonzentriert.
    »Ich verstehen. Was darf es denn sein?«, fragte der Angestellte.
    »Ich hätte gerne eine Kabine mit PC.«
    »Ja, natürlich.« Der junge Mann blickte kurz in seinen Computer. »Nummer 14 ist frei.« Er zeigte auf einen Plan, der an der Wand neben dem Empfang hing und schrieb Datum und Uhrzeit auf einen Zettel, den er Kōsuke in die Hand drückte. »Getränke können Sie sich von hier holen.« Er verwies auf einen als 'Drinkbar' gekennzeichneten Bereich auf dem Plan.
    »Vielen Dank.« Kōsuke begab sich zur Kabine mit der Nummer 14 und setzte sich vor den Rechner. Diesen startete er, löste die Schutzkappe des USB-Sticks, den er seitdem er seinen Wagen verlassen hatte fest in seiner linken Hand hielt, und steckte ihn an. Nachdem das System auf die Daten zugegriffen hatte, sah er vier Ordner. ›'Kontakte', 'Mails', 'Dateien' und – was? 'Zur Entspannung'…‹ Schmunzelnd schüttelte er den Kopf, als er den letzten Ordner erblickte und musste an den Eigenbrötler aus dem Computer-Laden denken. Entschlossen öffnete er den 'Kontakte'-Ordner und die sich darin befindende Textdatei. »Das – das gibt’s doch nicht…«, murmelte Kōsuke, sowie er die Liste der gespeicherten Kontakte sah. Es waren gerade einmal elf Einträge aufgeführt. ›Hat dieser Yū wirklich die kompletten Daten gespeichert? Das können doch unmöglich alle sein… Ōkubo-Klinik, Kanno-Chan, Ren Sasaki, Shi-Chan – von ihr stand etwas auf Frau Tsukimuras Kalender, ein Doktor Takanabe, Heita Tomoe, Herr oder Frau Nagata, Zahnarzt, Mana-Chan, Frau Miyamoto – ja, ihre Nachbarin und Yumi-Chan… Keine Kontaktdaten von ihren Eltern? Ob sie Geschwister hat… Kanno-Chan, Shi-Chan, Mana-Chan und Yumi-Chan sind vermutlich Freundinnen. Herr Tomoe und Nagata – vielleicht Arbeitskollegen? … Ich hab nicht die geringste Ahnung, wie mir das weiterhelfen soll.‹ Er seufzte und öffnete den 'Mails'-Ordner. In diesem befanden sich ebenfalls vier Textdateien, fortlaufend durchnummeriert. Kōsuke öffnete die erste und begann zu lesen.


    Von: MAILERDAEMON
    An: hi3094280@*****.ne.jp
    Betreff: mailerdaemon
    Gesendet: 2015/10/29, 19:07
    Ihre Nachricht an 368757662548@*****.ne.jp konnte nicht übermittelt werden.
    ---------------
    Gesendet: 2015/10/29, 19:06
    Betreff: Re: Re: Re:
    Was muss ich tun, damit du mich endlich in Ruhe lässt!?
    Ich liebe dich nicht mehr, akzeptiere das!
    ---------------

    ›Ihr privaten Mails – eigentlich sollte ich sie nicht lesen, aber… 29. Oktober – das war gestern Abend.‹ Er klickte auf die nächste.


    Von: 368757662548@*****.ne.jp
    An: hi3094280@*****.ne.jp
    Betreff: Re: Re:
    Gesendet: 2015/10/29, 19:01
    Hi-Chan, du solltest langsam wissen, dass ich keine Scherze mache. Ich hab noch ein paar Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss, danach komm ich dich besuchen.
    Ach, und ich hoffe, du bist klug genug und behältst es für dich.
    Ich vermisse dich auch sehr.
    ---------------
    Du lügst doch! Woher willst du das wissen?
    Lass mich endlich in Ruhe!!
    ---------------

    ›Ich frage mich, ob das der Mann ist, der auf ihre Mailbox gesprochen hat…‹


    Von: 368757662548@*****.ne.jp
    An: hi3094280@*****.ne.jp
    Betreff:
    Gesendet: 2015/10/29, 18:39
    Guten Abend, Hi-Chan!
    Respekt!! Du hast dich ja richtig gut versteckt. Hat ganz schön lange gedauert, dich ausfindig zu machen, meine Liebe.
    Du hast mir gefehlt, aber jetzt weiß ich ja endlich, wo ich dich finde...
    ---------------

    Kōsuke lehnte sich geschafft zurück. ›Versteckt? Sie hat sich versteckt? Was ist das für ein Kerl? Ein Ex-Freund vielleicht? Klingt jedenfalls so, als würde er sie bedrohen…‹
    Er öffnete die letzte Mail, die schon etwas älter war.


    Von: 50stars_kyankyan@*****.ne.jp
    An: hi3094280@*****.ne.jp
    Betreff: Danke
    Gesendet: 2015/10/17, 20:24
    Der Tag war super! Hat Spaß gemacht, Hikari-Chan! Lass uns das nächste Mal wieder mit der Achterbahn fahren!
    ---------------


    ›Hikari…Chan… Sie heißt also Hikari – Hikari Tsukimura.‹ Kōsuke blickte nachdenklich an die Decke. ›Aber diese Mails und die Nachricht auf dem A.B. – wollte sie etwa weglaufen? Hätte die Nachbarin vielleicht deshalb auf die Katze aufpassen sollen?‹ Verwirrt kratzte er sich am Kopf.
    ›Die Katze! Richtig – ich muss der Katze noch Futter besorgen.‹ Eilig schloss er alle Ordner, zog den USB-Stick heraus und stürmte aus der Kabine. Dabei rannte er beinahe einen Mann um. »Ah, Verzeihung!«, entschuldigter er sich.
    Der Mann blickte ihm kurz verärgert hinterher, schüttelte den Kopf und ging weiter.
    Kōsuke bezahlte und eilte zum Parkplatz. Vor dem Automaten suchte er nach Kleingeld, um die Parkgebühr zu entrichten. ›Vierhundert Yen für eine halbe Stunde sind eine Frechheit‹, dachte er, während er die Münzen einwarf.
    Nachdem er in den Wagen gestiegen war und den Motor angelassen hatte, blickte er auf die Tankanzeige. ›Auch das noch – fast leer… Na ja, bis morgen Früh sollte es noch reichen.‹ Er fuhr los. ›Katzenfutter – wo kriegt man denn Katzenfutter? Eh fast überall, oder?‹

    Bei einem größeren Supermarkt hielt er an. Als er diesen betreten hatte, blieb er zunächst einmal stehen und versuchte sich an der Beschilderung der einzelnen Abteilungen und Gänge zu orientieren. Er bemerkte gar nicht, dass er den Eingang blockierte und machte erst Platz, sowie ihn eine ältere Dame höflich bat, beiseite zu treten. Planlos lief er durch die Gänge, bis er schließlich im richtigen landete. Völlig überfordert sah er sich um. ›Trockenfutter, Frischfutter, für Jungtiere, Vitaminnahrung… Was davon soll ich denn nehmen?‹ Kōsuke kratzte sich ratlos am Hinterkopf.
    »Die Preise sind schon wieder gestiegen. Bald geben wir schon mehr für unsere Lieblinge aus, als für uns selbst«, vernahm er eine Stimme neben sich. Es war ein freundlich aussehender betagter Herr, der jede Menge Katzenfutter in seinen Einkaufswagen einzuladen begann.
    »Ähm, ja…«, entgegnete Kōsuke zurückhaltend. »E–Entschuldigen Sie – ich wollte…« Er seufzte und wandte sich dem Mann zu. »Ich muss die Katze einer Bekannten füttern und habe irgendwie nicht den blassesten Schimmer, was ich kaufen soll«, erklärte er. »Ich meine – ich will ja nicht, dass die Katze krank wird, oder so…«
    Der Mann lachte. »Nehmen Sie einfach zwei oder drei verschiedene Beutel an Frischfutter und das hier!« Er reichte ihm eine Packung Trockenfutter.
    »Und das reicht?«, fragte Kōsuke verunsichert.
    »Keine Sorge. Das haben bisher alle meine Kleinen gemocht«, versicherte ihm der nette Herr schmunzelnd und schob seinen Einkaufswagen weiter.
    »Danke für Ihre Hilfe!«, rief er ihm nach, nahm sich eine Packung mit Hühnerfleisch, eine mit Rind und eine weitere mit Fisch aus dem Regal und ging zur Kasse.

    Nach seinem Einkauf machte sich Kōsuke wieder auf den Weg zu Frau Tsukimuras Wohnung. Vor dem Wohnhaus hielt er an. Es dämmerte bereits und die Außenlichter des Gebäudes waren schon an. ›So, Yuki, gleich bekommst du dein Abendessen.‹ Er stieg aus dem Auto und blickte hinauf zu ihrer Wohnung. ›Der Schlüssel…‹ Er hatte ihn bei seiner Begegnung mit Frau Tsukimuras Nachbarn vor Schreck in seine Sakkotasche gesteckt.
    Möglichst leise und unauffällig begab er sich nach oben. Vor ihrer Türe angekommen wollte er gerade aufsperren, da öffnete sich die Nachbartüre, diesmal auf der rechten Seite.
    »Ah – guten Tag…?«, grüßte ihn eine Dame mittleren Alters etwas überrascht. Sie hielt eine Tüte mit Abfall in der Hand und wollte diesen vermutlich gerade entsorgen.
    ›Das muss Frau Miyamoto sein…‹ Kōsuke verneigte sich. »Gute Tag…«
    »Und Sie sind…?«, fragte die Frau skeptisch und musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich bin… Ah, Sie müssen Frau Miyamoto sein. Ich komme wegen Yuki – mein Name ist Sasamoto.«
    »Ach so, Sie holen ihn ab?«, fragte sie erleichtert.
    »Ähm, nein – ich bringe ihm Futter…« Kōsuke deutete auf die Einkaufstüte.
    »Ich dachte, Frau Tsukimura wollte Yuki für ein paar Tage aus der Wohnung haben, weil ja dieser Bekannte eine Katzenhaarallergie hat…«
    »Bekannte?«
    »Ja, der vielleicht ein paar Tage bei ihr übernachten wird – hat sie Ihnen das nicht gesagt?«, wunderte sich Frau Miyamoto.
    »Ach so, doch – doch, hat sie. Frau Tsukimura hat dann aber gemeint, sie werden eventuell doch in ein Hotel gehen…«, entgegnete er spontan. ›Was red’ ich da eigentlich?‹
    »In einem Hotel? Und Sie füttern Yuki einstweilen?«
    »Ja … genau«, bestätigte ihr Kōsuke zurückhaltend.
    »Gut…« Frau Miyamoto lächelte. »Bitte verzeihen Sie mein Verhalten von vorhin – ich habe erst gedacht, dass Sie dieser Bekannte sind und Frau Tsukimura hat gemeint, falls er mir über den Weg laufen sollte, solle ich so tun, als würde ich sie gar nicht kennen und ein Gespräch vermeiden, weil…« Sie hielt inne.
    »Weil?«, hakte Kōsuke impulsiv nach und wollte die Frage im gleichen Moment wieder zurückziehen.
    »So genau hat Frau Tsukimura mir das nicht erklärt. Er soll irgendwann in sie verliebt gewesen sein und seine Eifersucht nicht unter Kontrolle haben. Sie hat gemeint, ich soll erst gar nicht auf ein Gespräch eingehen, sonst würde er mich aushorchen und nicht mehr in Ruhe lassen«, entgegnete sie und seufzte.
    »Verstehe…«, murmelte er in Gedanken versunken. ›Dieser Kerl von den Mails…‹
    »Woher kennen Sie Frau Tsukimura eigentlich?«, fragte ihn die Dame unerwartet.
    »Äh?« Kōsuke schluckte. ›Ich hab sie umgefahren…‹
    »Aus der Arbeit?« Frau Miyamoto sah ihn erwartungsvoll an.
    »Nein, ich – ich wohne nicht weit von hier und…« Unbeholfen kratzte er sich am Kopf und seine Lippen formten sich zu einem milden Lächeln. »Wir haben uns eigentlich zufällig kennengelernt. Ich habe unbemerkt meine Autoschlüssel fallen gelassen und sie hat sie mir gebracht. Das war wirklich sehr freundlich.«
    »Ja, das ist ihre Art. Sie ist immer sehr hilfsbereit«, stimmte sie ihm zu. »Jetzt aber schnell.«
    »Eh?« Kōsuke sah sie verwirrt an.
    »Yuki hat bestimmt schon Hunger«, kicherte sie.
    »Ah, genau.« Er lächelte und sperrte die Tür auf.
    »Einen schönen Abend noch«, wünschte sie ihm, bevor sie den Müll hinunterbrachte.
    »Ihnen auch – danke«, entgegnete er, betrat die Wohnung und schloss die Türe hinter sich.

  • Hey @kijkou :)

    Spoiler anzeigen

    Schade, da ist Yuki wohl doch die Katze 8|

    Ich finde interessant, wie sich die Geschichte entwickelt. Er verstrickt sich da immer weiter hinein, bis es kein Ausweg mehr gibt...

    Dann noch die geschwätzige Nachbarin, von der er mal ein bisschen was erfährt. :D

    Ich hab nichts zu meckern :thumbsup:

    LG ^^

  • Danke dir Lady ^^
    LG


    Kapitel 3.4

    Erleichtert atmete Kōsuke einmal tief durch und machte das Licht an.
    »Yuki!« Er zog die Schuhe aus und ging in die Küche. ›Der Thunfisch scheint ihm geschmeckt zu haben‹, dachte er, wie er den leeren Futternapf sah. Nachdem er die Einkaufstüte auf dem Tisch abgestellt hatte, zog er sein Sakko aus und hängte es über einen der Stühle.
    »Yuki!«, rief er nach der Katze, hob den Fressnapf auf und begann ihn abzuspülen. Sowie er diesen gefüllt mit Hühnerfleisch auf den Boden stellte, kam der weiße Kater auch schon aus dem Wohnzimmer angelaufen und sah ihn skeptisch an.
    ›Da ist er ja.‹ Kōsuke trat einen Schritt zurück. »Ich bin dir wohl noch nicht ganz geheuer, oder?« Langsam näherte sich Yuki dem Futter und warf ihm erneut einen verunsicherten Blick zu. »Schon gut – ich geh ja schon«, meinte er und begab sich ins Wohnzimmer, worauf die Katze zu fressen begann.
    Sein Blick schweifte durch den Raum und auf eine Wanduhr über dem Fernseher. ›Kurz nach fünf. Ich sollte langsam nach Hause…‹ Er seufzte und setzte sich auf das violette Sofa. ›Ich will noch nicht nach Hause. Ich will nicht mit Honoka reden. Ich will nicht über all das hier reden müssen. Wenn sie mich fragt, wie mein Tag war…‹
    Plötzlich sprang Yuki zu ihm aufs Sofa und musterte ihn.
    »Hast du etwa schon aufgegessen?«, fragte Kōsuke überrascht.
    Der weiße Kater kletterte in das Fach unter der Couchtischplatte und schob ein blaues Buch heraus, das Kōsuke auf die Füße fiel. »Autsch. Hey, du kleiner Frechdachs. Pass doch auf«, mahnte er die Katze spielerisch, nahm das Buch und schlug es auf.
    ›Tagebuch von Hikari…‹ Er wollte weiterblättern, hielt aber inne. ›Nein, ich kann doch nicht auch noch ihr Tagebuch lesen!‹ Verschämt klappte er es wieder zu. Yuki blickte aus dem Fach zu ihm herauf und miaute. ›Aber vielleicht finde ich darin irgendwelche wichtigen Informationen. Etwas über ihre Familie – oder Freunde, die ich kontaktieren könnte… Oder etwas über diesen Mann, der sie zu bedrohen scheint…‹ Getrieben von seiner Neugierde schlug er die erste beschriebene Seite auf und begann zu lesen.

    2002/03/27
    Heute ist mein Geburtstag und ich habe tatsächlich ein Tagebuch bekommen.

    ›Ihr Geburtstag ist also im März – am 27. März… ‹

    Ich habe eigentlich nie wirklich eines haben wollen und weiß auch gar nicht, was man in so ein Tagebuch alles hineinschreiben soll. Mama hat gemeint, ich soll alles hineinschreiben, was mich beschäftigt oder Dinge, die ich nicht vergessen möchte – an die ich mich auch erinnern will, wenn ich Erwachsen bin.
    Dabei schreibe ich gar nicht gerne, also wird das Buch wahrscheinlich fast leer bleiben.
    Tut mir leid, Mama…

    Kōsuke blätterte kurz durch. ›Dafür ist es aber ziemlich vollgeschrieben…‹, dachte er amüsiert.

    2002/04/12
    Und wieder hat ein neues Schuljahr begonnen. Das letzte in der Grundschule. Ich frage mich, wie die Mittelschule sein wird.

    ›Das letzte Grundschuljahr – 2002 war sie also zwölf – das heißt…fünfundzwanzig müsste sie jetzt sein…‹, rechnete Kōsuke nach.

    Meine Freunde Shōta und Mayu sitzen wieder neben mir. Am Sonntag wollen wir nach Takasaki aufs Land fahren und Mayus Großmutter besuchen. Ich bin gerne dort – die alte Dame ist immer so freundlich. Letztes Jahr ist Shōta in den Bach gefallen und hat sich total erkältet. Ich hoffe, er passt diesmal besser auf.

    2002/04/14
    Ich bin zurück aus Takasaki. Es ist schon spät, aber ich kann nicht schlafen. Shōta hat Mayu geküsst. Ich hab sie beim kleinen Bach gesehen. Wieso hat er sie geküsst? Ich will nicht in die Schule morgen! Ich will den beiden nicht begegnen…

    ›Oh je…‹ Kōsuke schmunzelte.

    2002/04/18
    Die beiden verhalten sich mir gegenüber ganz komisch und gehen mir aus dem Weg, dabei hab ich sie nicht einmal darauf angesprochen. Ob ich mit ihnen reden soll? Nur was sage ich ihnen? Dass ich es in Ordnung finde? Dass es mir nichts ausmacht? Macht es mir denn nichts aus? Ich weiß ja selbst nicht, was ich davon halten soll. Ich glaube aber, dass ich nicht will, dass sie sich wieder küssen.

    2002/04/29
    Ich vermisse meine Freunde. Wir haben schon lange nichts mehr zusammen gemacht. Soll ich Mayu mal drauf ansprechen?

    2002/07/06
    Ich war heute den ganzen Tag mit Mayu unterwegs. Sie hatte sich mit Shōta gestritten. Ach ja, genau – die zwei sind jetzt ein Paar oder so ähnlich. Wir machen auch wieder mehr zusammen. Ich finde das zwar immer noch komisch, aber so ist es mir lieber, als wenn ich die beiden gar nicht sehen würde. Alle sagen, sie sind viel zu jung.
    Mayu ist ziemlich sauer auf ihn. Ich frage mich, warum sie gestritten haben. Mayu wollte es mir nicht erzählen. Soll ich ihn vielleicht fragen? Besser nicht, ich mische mich da lieber nicht ein. Irgendwie doof…

    2002/08/23
    War die letzten fünf Tage wieder draußen am Land mit Mayu und Shōta. Mayus Großmutter ist es nicht so gut gegangen, da haben wir ihr ein wenig mit der Gartenarbeit geholfen. Es ist dort zum Glück nicht so heiß, wie in der Stadt.
    Die Zeit vergeht so schnell. Die Sommerferien sind immer viel zu kurz.

    ›Ja, das stimmt…‹ Kōsuke legte das Tagebuch auf den Tisch. ›Zeit vergeht generell viel zu schnell. Ich sollte wohl besser langsam nach Hause fahren…‹ Er sah zum Balkon hinaus. Es war bereits dunkel geworden.
    ›Ich frage mich ob…‹ Mit einem besorgten Stirnrunzeln holte er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, suchte den Kontakt von einem seiner Kollegen heraus und wählte.
    »Ja?«, meldete sich eine gestresste Stimme.
    »Hallo Kawaji, Sasamoto spricht. Ist es gerade ungünstig?«, fragte er vorsichtig.
    »Äh, Sasamoto – ja, was gibt’s?«, fragte Kawaji genervt.
    ›Als ob du nicht wüsstest, wieso ich anrufe…‹ Kōsuke räusperte sich. »Ich wollte mich erkundigen, ob du mit dem Testlauf durch bist.«
    »Klar bin ich das – ich sitz’ ja nicht nur auf meinem faulen Arsch `rum, wie andere!«, entgegnete sein Kollege schroff.
    »Was willst du denn damit schon wieder behaupten!?«, reagierte er gereizt.
    »Nichts – war nur eine Feststellung. Schließlich bist du…«
    »Wie auch immer«, fiel ihm Kōsuke ins Wort. »Hast du irgendwelche Fehler gefunden?«
    »Deswegen rufst du also an, Sasamoto – du hast Schiss, dass du und Ishikawa es verbockt habt, nicht wahr!?«, lachte sein Kollege.
    Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Ja, Kawaji, genau deswegen rufe ich an – damit DU uns den Arsch rettest«, entgegnete er mit einem sarkastischen Unterton.
    »Da muss ich dich aber leider enttäuschen. Ishikawa hat ganze Arbeit geleistet. Das ganze System läuft einwandfrei. Ich kann mir zwar absolut nicht vorstellen, was du Großartiges dazu beigetragen haben könntest, aber…«
    »Kawaji, also du…!«, unterbrach Kōsuke seinen Kollegen unwirsch. »Von mir stammt ja lediglich die Idee zu dem ganzen Projekt«, erklärte er mit überspitzter Empörung.
    »War’s das, oder willst du noch irgendwas von mir?«, fragte Kawaji unbeeindruckt.
    Kōsuke knirschte mit den Zähnen. »…Hast du Uehara Bescheid gegeben?«
    »Der ist mir in der Endphase nicht mehr von der Seite gewichen und hat mir das Programm nach Abschluss förmlich aus der Hand gerissen. Wir waren ja bis jetzt im Büro und wenn du mir nicht auf den Sack gehen würdest, wär’ ich schon längst unterwegs nach Hause – wenigstens hat mir Uehara Montag Vormittag freigegeben. Ist ja auch das Mindeste, wenn ich schon euren Scheiß erledigen muss, während du krank spielst, Sasamoto.«
    »Verstehe. Dann entschuldige bitte die Störung, Kawaji«, entgegnete er seinem Kollegen sehr bemüht sich zu beherrschen.
    »Von mir aus. Bis Montag!«, fauchte dieser ins Telefon und legte auf.
    ›So ein…‹ »Arschloch!!«, brach es aus Kōsuke heraus. Der weiße Kater spitzte seine Ohren und sah ihn verstört an. »Oh, tut mir leid, Yuki, aber dieser Kerl regt mich so auf…« Er stand auf und steckte sein Handy wieder ein, wobei sein Blick auf Hikaris Tagebuch fiel. ›Soll ich es mitnehmen? Was, wenn sie Frau Tsukimura entlassen und sie nach Hause kommt…? Nein, das geht bestimmt nicht so schnell. Ich sollte morgen wieder nach ihr sehen – Yuki muss ich ja auch füttern… Wie oft am Tag soll ich ihm überhaupt was geben? Das wird extrem stressig, wenn ich extra morgens herkommen muss…‹ Er setzte sich wieder, lehnte sich zurück und ließ den Kopf nach hinten fallen. An die Decke starrend versuchte er seine Gedanken zu ordnen.
    ›Wenn ich ihm genug von diesem Trockenfutter hinstelle, brauche ich nur einmal nach der Arbeit vorbeikommen. Das Trockenzeug wird ja nicht schlecht oder so… Ich hoffe nur, dass sich das Tier dann nicht überfrisst…‹ Er setzte sich auf und sah die Katze besorgt an. »Nicht alles auf einmal auffressen, hörst du?«, meinte er lächelnd, erhob sich, ging in die Küche und blickte sich um.
    ›Das müsste eigentlich genügen…‹ Er nahm einen großen gelben Teller aus dem Regal, öffnete die Trockenfutterpackung und füllte ihn voll. ›Das muss mindestens für zwei Mahlzeiten reichen… Frisches Wasser sollte ich ihm noch hinstellen.‹
    Yuki musterte den Teller mit dem Trockenfutter, den Kōsuke gerade auf den Boden gestellt hatte, probierte etwas davon und verzog sich danach wieder ins Wohnzimmer. »Du bist wohl noch satt.« Sowie er den kleinen Wasserspender aufgefüllt hatte, folgte er dem Kater und griff sich das Tagebuch. ›Ich nehm’ es mit. Ich muss einfach weiterlesen und mehr herausfinden – auch wenn es falsch ist…‹ Als er sich umdrehte, spürte er einen richtigen Stich in der Magengegend. »Autsch«, hauchte er entkräftet. ›Stimmt ja, ich habe heute kaum etwas gegessen – nur das Joghurt und – das Yakisoba-Pan hab ich noch im Auto liegen…‹ Er holte sein Sakko, begab sich ins Vorzimmer, schlüpfte in seine Schuhe und machte das Licht aus. »Ich komme morgen wieder vorbei, Yuki«, rief er noch in die Wohnung und verließ diese.

    Nach einem kurzen Zwischenstopp beim Drive-In eines Fastfood-Restaurants fuhr Kōsuke in die Einfahrt des Mietparkplatzes hinter dem Haus. Er parkte ein, machte die Scheinwerfer und den Motor aus und zog den Schlüssel ab. Einen Moment lang verharrte er regungslos im Dunklen.
    ›Zu Hause – endlich…‹ Er atmete tief durch und machte das Innenlicht an. Hikaris Tagebuch, ihr Handy und den USB-Stick packte er in die Einkaufstüte des Convenience Shops, in der sich das Yakisoba-Pan befand, nahm diese und das Essen aus dem Fastfood-Restaurant und stieg aus dem Wagen. Geschafft schleppte er sich die schmale Treppe hinauf, wobei ihn sein Magen fast jeden Schritt daran erinnerte, wie sehr dieser sich nach Nahrung verzehrte. Oben angekommen vernahm er aus der Nachbarwohnung Musik und Gelächter.
    ›Wieder eine von Frau Fukuis Partys? Stimmt ja – Freitag Abend…‹ Er sperrte auf und trat ins Vorzimmer.
    »Hey, du bist schon da!?«, drang es aus der Küche, sowie er das Licht angemacht hatte.
    ›Wie du siehst…‹ Er zog sich Schuhe und Sakko aus, nahm sein Essen und die Plastiktüte mit Hikaris Sachen und dem Yakisoba-Pan und torkelte in die Küche. »'Schon' ist gut – ich bin fix und fertig«, murrte er und stellte die Sachen auf dem Tisch ab.
    »Hättest du was gesagt, dann hätte ich dir Reis mitgekocht – hast du neuen mitgebracht?«, wollte sie gleich wissen.
    »Was?«, fragte er, während er sich Mineralwasser einschenkte.
    »Ich hab dir doch extra einen Mail geschrieben«, sagte sie tadelnd. »Heute Morgen.«
    Ihre Worte waren noch nicht verklungen, als das Glas mit dem Mineralwasser auf dem Boden zersprang. Es war Kōsuke aus der Hand gerutscht, wie er sich an Honokas Nachricht erinnerte.

  • Hey @kijkou :)

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    Also das Tagebuch mitnehmen, geht ja mal gar nicht. Was denkt der sich dabei 8| Dafür verliert er ein paar Sympathiepunkte bei mir X/
    ... Naja Neugier halt und seine Sorge ^^

    Und alles was Honoka zu sagen hatte, war wo der Reis ist :huh:
    ... Die scheckt echt gar nichts :D

    LG ^^