Teufel noch Eins!
Vorwort
Na herzlichen Glückwunsch. Oder eher herzliches Beileid. Als Autor möchte ich mich zu aller erst recht herzlich entschuldigen. Dies ist kein philosophisches Werk über Leben und Tod, kein Erklärungsversuch des Übernatürlichen oder gar ein Ratgeber für das Leben nach dem Tod. Vielmehr handelt es sich um ein Buch voller Sarkasmus, Gotteslästerung, extrem fehlerhafter Grammatik, Wortneuschöpfungen und noch vielem, vielem mehr. Doch dies soll nichts weiter dienen als der Unterhaltung. Sollten Sie sich ob dieser folgenden Seiten beleidigt fühlen, muss ich annehmen, dass das mit der Unterhaltung wohl nicht ganz durchgedrungen ist. In diesem Fall steht es Ihnen frei das Buch zu verbrennen und sich anderweitiger Lyrik zu ergötzen. Sollten Sie jedoch des Schwankes halber lesen, so wünsche ich Ihnen allen nur erdenklichen Spaß dabei.
Teil Eins:
Die Hölle
„Die klimatischen Bedingungen in der Hölle sind sicherlich unfreundlich, aber die Gesellschaft wäre von Interesse“ – Oscar Wilde
Eins
Na herzlichen Glückwunsch, dachte sich Ted. Er war jetzt fünfunddreißig, stand quasi mitten im Leben, hatte Frau und Kind und auch sonst ging es Ihm eigentlich gar nicht schlecht. Er betrachtete sich. Er fühlte sich gut. Er sah auf seine Frau und seinen kleinen Sohn, die bei Ihm standen und heulten wie die Schlosshunde.
Eigentlich fühlte sich Ted relativ fröhlich, vielleicht ein bisschen benebelt und die Tatsache dass es seiner Familie gerade absolut nicht so ging, mochte wohl daher rühren, dass er gerade gestorben war.
Wir sehen uns im Himmel, dachte er, als er langsam begann in ein helles Licht aufzusteigen.
Nüchtern betrachtet war die ganze Sache echt blöd gelaufen, ganz besonders für Ted. Er war mit Frau und Kind spazieren gewesen, als sein Sohn sich in einem kleinkindlichen Trotzanfall dazu entschied, seine Lieblingsrassel unter das nächste geparkte Auto zu schleudern.
„Daddy! Rassel! Daddy! Rassel!!!“ hatte klein Jonas im Anflug kleinkindlicher Reue und tiefer Trauer über den Verlust seiner Lieblingsrassel gebrüllt. Der Vater warf seinem Sohn einen missbilligenden Blick zu, der sogleich den seiner Frau Rachel traf. Dieser gütige, liebevolle Blick. „Schatz, was erwartest du von einem Vierjährigen?“ hatte sie ihn mit mildem Lächeln gefragt. Er seufzte und kniete sich resignierend vor die Stoßstange des SUV´s, unter den die Rassel geflogen war. Er besah sich das Dilemma und, weiß Gott woher, formten sich die Worte Wow, fette Stoßstange in seinem Kopf.
Während er also gottes-, beziehungsweise Frau-und-Kind-ergeben unter dem Wagen kramte, bemerkte keiner der Drei, und zu Teds ganz speziellem Leidwesen, nicht, Dass der Halter des davor parkendenden Honda in seinen Wagen stieg und ihn anließ. Zu dessen Leidwesen sah er den armen Ted nicht, der auf allen Vieren kniete wie eine japanische Putzfrau beim Böden blank wienern.
Noch bevor Ted oder irgendwer sonst, der an diesem Szenario beteiligt war, reagieren konnte, setzte der Honda zurück. Viel zu schnell.
Na herzlichen Glückwunsch, war das letzte, das Ted dachte, bevor er sich den Kühlergrill mitsamt Stoßstange durch den Kopf gehen ließ.
Ein wenig verärgert über sein eigenes Unvermögen die Umgebung in einer solchen Situation wahrzunehmen stieg Ted weiter auf. Er fühlte sich frei von aller Last und es kam ihm vor als hörte er bereits Engelschöre. Sie wurden ihm immer deutlicher, von Sekunde zu Sekunde lauter und wahrnehmbarer. Dann, mit einem Mal, verzerrte sich der wohlige Gesang. Er wurde krächzend und zäh. Im etwa selben Moment wurde unserem Toten klar, dass er sich kaum mehr aufwärts bewegte, als es plötzlich ruckelte und er durchgeschüttelt wurde wie in einem absterbenden Auto.
Und nun fiel er. Immer weiter, immer schneller. Der Choral wurde leiser, verstummte, das helle Licht verschwand wie in der Abenddämmerung und in seinen Ohren rauschte es und der Druck wurde unerträglich, als er relativ beiläufig zu dem Ergebnis kam, dass auf Grund des Ohrendrucks und des Falls das Paradies tatsächlich- irgendwie zumindest- „Oben“ sein musste.
Schwärze umfing Ihn. Ihm wurde heiß und kalt, Zweifel stiegen auf. Und mit einem dumpfen Aufschlag war alles verschwunden. Nur noch Schwärze.
Teufel saß an seinem Schreibtisch und hatte schreckliche Kopfschmerzen. Er vermochte nicht zu sagen woher Diese rührten, vermutete aber, dass sie mit den zugegebenermaßen sehr unorthodoxen Veränderungen seiner Hölle und seinem Schreibtisch einhergingen.
Sein Schreibtisch war groß, und er war grün. Gerade zu abschreckend hässlich grün. Etwa so grün wie ein „SlushPuppie“ mit Minzgeschmack und einer geradezu ungesunden Menge an künstlichen Farb- und Geschmacksstoffen, dem man vor dem servieren einen halben Liter Chlor beigefügt hatte.
Was war nur schief gelaufen? Es war doch alles ganz gut gegangen bisher und er war glücklich auf seinem Thron aus Knochen und Eingeweiden, umgeben von Flüssen aus Blut und gequälten Seelen.
Und dann? Dann stolzierte so ein Männlein in einem beängstigend teuer aussehendem Armani-Anzug einfach so durch die Höllenpforte, machte vor Ihm Halt, lächelte freudig und überreichte ihm mit einem tiefen Diener eine eingerahmte Urkunde.
„Herzlichen Glückwunsch, Herr Teufel! Ich darf Ihnen Heute mitteilen, dass sie hiermit in den Stand des Beamten erhoben werden!“ Dem Satan war die Kinnlade heruntergeklappt und sah den Mann an, der immer noch freudig lächelnd dastand und scheinbar auf eine Antwort wartete.
„Tja,… also… ich…, Ähm…“ hatte Teufel gestottert, doch der Herr im Anzug hatte ihn einfach unterbrochen: “Sagen Sie nichts weiter, es ist bereits alles geklärt. Wir kümmern uns um alles Weitere!“
Er hatte ihn unterbrochen.
Er hatte den Herren des Feuers und der Qualen einfach unterbrochen.
Das hatte den doch relativ ratlosen Höllenfürsten dann doch etwas sauer aufgestoßen, sodass er sich kurzerhand dazu entschied, diesem Wurm erst sämtliche Gliedmaßen, dann den Kopf abzureißen.
Satan sah missbilligend auf die gerahmte Urkunde, auf der Stand:
Hiermit erheben wir Satan Luzifer Morgenstern, den Höllenherrscher in den Beamtenstand. Er wird mit sofortiger Wirkung das Amt des Leitenden Personalzuständigen, Abteilung Hölle, bekleiden.
Darunter: Einige verschnörkelte Unterschriften, Wasserzeichen, Siegel und Stempel, die er nicht kannte. Ohne weiter darüber nachzudenken vergrub Teufel das Ding in einem Schädelhaufen zu seiner Linken.
Und jetzt? Jetzt hing die relativ blutverschmierte und dezent angekokelte Urkunde hinter seinem abgrundtief hässlich-grünen Schreibtisch in seinem Büro. Genau dort, wo früher einmal sein Thron gestanden hatte.
Kapitel Eins - Ende.