Horst und andere Unsäglichkeiten (Gedichtesammlung)

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.064 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Mai 2022 um 12:35) ist von Tarani.

  • Hallihallo!

    Hiermit eröffne ich meine Gedichtesammlung. Von Humor über Trauriges, Nachdenkliches bis hin zur Mystik - hier wird alles vertreten sein.

    Anfangen möchte ich mit Horst, der euch hoffentlich genauso ans Herz wachsen wird wie mir.

    Viel Spaß beim Lesen!


    Horst

    Die globale Erderwärmung

    ließ selbst die Antarktis tauen.

    Immer dünner wurden Schnee und Eis

    und eines Tags im Morgengrauen

    nahm das Schicksal seinen Lauf

    und Horst das Mammut taute auf.

    Von Ökoforschern bald gefunden

    (vor Freude konnten sie nicht schlafen)

    wurde Horst vermessen und verladen

    auf ein Schiff nach Bremerhaven.

    Und nach sieben Wochen dann

    kam Horst im schönen Deutschland an.

    Doch ins Museum wollt`er nicht

    und auch nicht in den Kölner Zoo,

    nein, wandern wollte er so gerne,

    denn Wandern macht das Mammut froh.

    Er schwang Po und Rüssel rum:

    "Ich schau mich jetzt in Deutschland um!"

    Bald schon kam der Horst ins Grübeln

    über die ihm fremde Welt

    und er fragte sich im Stillen:

    "Wie kanns sein, dass jemand dies gefällt?"

    Und so sprach er irgendwann

    den Herrn Peter Müller an.

    "Hast du keine Angst vor dem Vulkan?

    Schau, er raucht, er bricht bald aus.

    Was wird dann aus deinen Kindern,

    was aus deinem schönen Haus?"

    "Horst, das ist kein Feuerberg,

    das ist ein Atomkraftwerk!

    Da wird unser Strom gemacht,

    ohne den es ja nicht geht.

    Man kann sich ja nicht drauf verlassen,

    dass der Wind auch immer weht.

    Auch auf Solar ist mancher wild,

    wenn das auch die Vögel grillt."

    Horst betrachtete den Meiler lange,

    und ihm wurde nicht ganz klar

    ob das Leben, das er kannte,

    ohne Strom, nicht schöner war.

    "Und wenn`s kaputtgeht, samt dem Schlot?"

    "Tja, dann ist halb Deutschland tot."

    So sprach Herr Müller schulterzuckend,

    und Horst ging weiter, das Herz so schwer,

    und er wünschte sich nichts weiter,

    als dass es noch wie damals wär.

    Man war doch gut zurechtgekommen,

    meistens und genaugenommen.

    Plötzlich hörte er Gegacker,

    es kam aus einem großen Haus.

    Und Horst, der dachte: "Da sind Tiere,

    da ruhe ich mich erstmal aus."

    Hereinspaziert. "Das ist nicht wahr!",

    schrie Horst, als er die Legebatterien sah.

    Die Hühner sah`n ihn traurig an,

    halb tot im Käfig saßen sie,

    verdreckt vom ihrem eig`nen Kot

    "Lauf schnell weg Horst, renne, flieh!!

    Sonst sperrt auch dich der Bauer ein,

    der kriegt dich schon hier noch mit rein."

    Horst, der konnte es nicht fassen:

    "Warum hält man euch gefangen?"

    "Damit wir Billigeier legen,

    die in den Handel dann gelangen.

    Hauptsache günstig und nicht gut

    und wir rackern uns dafür kaputt!

    Doch es gibt Hoffnung, eine kleine,

    der alte Bauer ist bald tot.

    Dann übernimmt sein Sohn die Leitung

    der ist von andrem Korn und Schrot.

    Der stellt den Hof auf Bio um,

    back to nature, tja, darum."

    Horst verstand die Welt nicht mehr,

    "Was machen denn die Menschen nur?

    Erst zerstören sie die Erde

    und wollen dann wieder Natur."

    Und er verließ den trau`gen Ort

    und begab sich weiter fort.

    "Ey Alder," sprach ihn jemand an,

    „was läuft bei dir? Biste gechillt?

    Bist ja echt n krasses Teil, ey,

    machst bestimmt die Ischen wild.

    Gib mal n Euro, aber schnell,

    für die Zerstörung von Tokio Hotel!"

    Und Horst, der war doch sehr erleichtert,

    es war doch nicht alles fremd.

    Zwar trug der Mann da keine Felle,

    sondern ein kaputtes Hemd,

    aber sprachlich kam er an

    nen Höhlenmenschen schon heran.

    Leider hatte Horst kein Geld,

    als Mammut brauchte er ja keins,

    also wanderte er weiter,

    nach Lüneburg und auch nach Mainz.

    Und was er fraß schmeckte nach Plastik

    und zwang die Därme zur Gymnastik.

    "Nein," dachte Horst, "das ist kein Leben,

    diese Welt ist mir ein Graus

    und bevor ich EHEC kriege,

    sterb ich lieber nochmal aus!"

    Und so ist es wohl geschehen,

    denn Horst wurde nie mehr gesehen!

  • Tarani

    Herrlich!!! Ja, ich mag Horst. Schade, dass er wieder weg ist.

    Ein klein wenig feilen könnte man daran noch, an ein paar Stellen ist es etwas holperig. Aber allein die Idee und wie du sie umgesetzt hast! Ich könnte mir die Geschichte von Horst auch sehr gut als Kinderbuch vorstellen.

    Danke dafür!

  • Hallo, Rewa

    Danke für dein Feedback.

    Ich freu mich, dass dir Horst gefallen hat.

    Kannst du mir vl genauer schreiben, welche Stellen verbesserungsfähig sind, damit ich da dran arbeiten kann? Danke im Voraus.

    LG

    Tarani

  • Tarani

    Ich bin nicht der Fachmann, der dir Aufbau, Takt und Form eines Gedichtes im Detail auseinanderklamüsern kann. Was ich mache, geht rein nach Bauchgefühl. Und was das betrifft, ist der Rhythmus der einzelnen Strophen nicht gleich. Wenn innerhalb einer Strophe der Rhythmus gestört wird, dann harmoniert das Ganze nicht mehr miteinander.

    Beispiel 1. Strophe. Da fällt die dritte Zeile aus dem Rhythmus.

    Die globale Erderwärmung

    ließ selbst die Antarktis tauen.

    Immer dünner wurden Schnee und Eis

    und eines Tags im Morgengrauen

    nahm das Schicksal seinen Lauf

    und Horst das Mammut taute auf.

    Wenn ich das wie folgt ändere, dann passt es:

    Die globale Erderwärmung

    ließ selbst die Antarktis tauen.

    Immer dünner schmolz das Eis

    und eines Tags im Morgengrauen

    nahm das Schicksal seinen Lauf

    und Horst das Mammut taute auf.

    Kann allerdings auch sein, dass das jetzt völliger Blödsinn ist.

  • Moin, Rewa! Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte ... Hab mir deinen Vorschlag gründlich durch den Kopf gehen lassen. Ich weiß nicht, das mit dem dünner schmelzen gefällt mir iwie nicht so. Aber trotzdem vielen lieben Dank für den Hinweis. Vl fällt mir für die Stelle noch was ein.


    So, und jetzt nach langer Zeit mal wieder was Neues von mir. Es geht mit einem Akrostichon auf eine kleine Reise in die nordische Götterwelt.

    ODINS CHOR

    Wild heult das Rudel im Wald,

    Odin zum Ruhme, zur Ehr,

    Leise rennen hunderte Pfoten

    Für Asgard durch Midgard, seht her!

    Schneller und schneller, durch mondhelle Nacht,

    Nacht, die den Wölfen gehört,

    Alben und Riesen erzittern,

    Christen, sie schweigen empört.

    Heervater zu singen ewige Macht

    Tausende Wölfe heulen heut Nacht...


    Ich bin mir übrigens nie sicher, ob ich bei einem Akrostichon die entsprechenden Buchstaben oder Worte fett markieren soll oder nicht. Was meint ihr, soll man die hervorheben oder nicht?