Buongiorno,
Wie im Hauptthread bereits von Rippersteak und Kirisha angesprochen, leidet das erste Kapitel meiner Geschichte auch nach dem Überarbeiten unter vielem Tell und wenig Show.
Um das zu beheben, habe ich mal versucht, den ganzen mittleren Teil neu zu schreiben. Damit ich aber nicht einfach so eine grosse Textstelle auswechsle und da dieser Teil noch gänzlich ungeprüft ist, wollte ich ihn hier einmal separat zur Diskussion stellen.
Der Traum zu Beginn bleibt unverändert bestehen und würde direkt davor stehen.
Der vorherige Mittelteil, nur zur Referenz:
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Das Knacken! Er schreckte hoch, seine Hand fuhr zum Breitschwert, das er immer in Griffweite hielt. Mit einer raschen Bewegung schlug er die Decke zurück und sprang auf.
Bei ihrem Gepäck raschelte es. Ein grauer Schemen spurtete über den Waldboden und verschwand sprunghaft im morgendlichen Dunst.
Stille.
So stand er nun, die blanke Waffe ausgestreckt, die Beine stabil versetzt, die Atmung noch immer schnell. Er zwang sich zur Ruhe.
Es war bloss ein Marder.
Sie waren noch immer im Wald, auf einer kleinen, von Nadeln und Wurzeln bedeckter Lichtung. Die Glut ihres Feuers war erkaltet. Der Inhalt seiner Tasche war weit über den Boden verstreut.
Erleichtert atmete Imorym aus und setzte sich. Das überstürzte Erwachen verwirrte ihn. Nicht nur das, der Traum nagte an seinen Gefühlen, auch wenn er das sich nur ungern eingestand. Hätte es einen Unterschied gemacht, wäre er dabei gewesen? Am Ausgang der Schlacht blieb kein Zweifel, aber zumindest hätte er sein Weib und seine Tochter retten können. Stattdessen steckte er während der Plünderung meilenweit entfernt auf dem Bergpass fest. Gezwungen, die Rauchwolken von Weitem zu betrachten.
Er fuhr sich einmal mit der schwieligen Hand quer über das eingefallene Gesicht und das bärtige Kinn und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Es war lange her, seit er das letzte Mal vom Krieg träumte. Schon fast war er so naiv gewesen zu glauben, er hätte die Ereignisse endlich hinter sich gelassen.
Als der Ritter von Rabenkamm sich beruhigt hatte, warf er einen Blick auf die anderen. Elinja schlief, Ulrich und Tamera ebenso. Keine Überraschung, die beiden schliefen gern und lang, wofür aber keine Zeit war. Der Herzog hatte ihnen gesagt, die Sache dulde keinen Aufschub.
Mit einem Ächzen stand er auf und streckte sich den Schlaf aus den müden Gliedern.
«Aufwachen, es ist bereits Tag.» Sagte er an Elinja und Ulrich gewandt, nachdem er sie mit dem Stiefel angestupst hatte. Bei Tamera ging er etwas freundlicher vor und berührte sie leicht an der Schulter, bevor er sie leise mahnte: «He, aufstehen. Wir müssen los.»
Während die drei gähnten und murmelten und langsam aufstanden, suchte Imorym nach Urol. Sein Licht glänzte schüchtern zwischen den Stämmen der Kiefern und Birken hervor und tauchte die Lichtung in diffusen, rötlichen Schein, der vom leichten Nebel geschwächt wurde.
Der Ritter schlurfte zu seinem grossen, grauen Beutel und richtete ihn auf. Toll, der Marder hatte das Brot aus dem Zeitungspapier gewickelt und aus der Tasche gezerrt.
Er schnipste etwas Dreck von der Kruste. Feucht war es wohl vorher schon geworden. Da war Schimmel dran.
Er setzte sich im Schneidersitz auf sein Schlaflager aus Schafsfell, nahm das Messer und schnitt den Teil grosszügig weg. In den Untiefen seiner Tasche fand er unversehrte Trockenwurst und einen Kanten Schafkäse vor, von denen er auch je ein Stück absäbelte und sich zusammen in den Mund schob. Das Brot schaffte es, gleichzeitig nass und trocken zu schmecken. Wenigstens war der Belag in Ordnung.
Als Tamera sich aus den warmen Fellen gekämpft hatte und müde eine ihrer langen, dunklen Strähnen aus dem Gesicht strich, reichte er ihr das Brot mit dem Messer.«Schau besser zweimal hin», warnte er. «weisse Pferde trampeln drauf rum.»
«Solange sie noch nicht alles wegfressen...Ich wüsste nämlich nicht, wo wir neues Brot bekommen sollten, wir haben gestern Borheim verlassen und kaum vodraskische Korony dabei. Der Bankier in Grauborg hatte geschlossen und jenseits der Grenze sind wir bisher nichts als Bauern begegnet. Die wissen ja kaum, wie ihr eigenes Geld aussieht, geschweige denn das Unsere!»
«Der Proviant wird so nicht bis ans Ziel reichen», dachte der Ritter laut, während er die Reste seines Frühstücks verschlang. «Was schlägst du vor?»
«Ulrich und ich könnten jagen gehen. Und wenn wir nichts erwischen… Es ist Erntezeit. Die Bauern, die ihren Ertrag auf die Märkte bringen, sind meist alleine unterwegs…»
«Wirklich? Du willst einen Bauern ausnehmen?», Seufzte Imorym. «Wir sind gerade erst über die Grenze und sollen uns schon strafbar machen.»
Die Schusterin zuckte mit den Schultern: «Nur ein Bisschen. Irgendwie müssen wir ja über die Runden kommen. Wir haben doch das Siegel des Herzogs von Grauborg und wollen zum Zlakta von Dingsda… Haben wir damit nicht diplomatischen Schutz?»
«Die Bauern von Urzagow, falls du das mit Dingsda meinst, sind nicht zu unterschätzen», Elinja war lautlos hinter sie getreten. «Weder die Zarimskirche, noch die Hussaria haben hier viel zu sagen. Wir sind im Hinterland des Greifenreichs. Das Einzige was es hier gibt ist Holz, Wild und Korn. Die Bauern gewinnen es unter grosser Anstrengung. Nimmt man es ihnen weg, holen sie es mit Äxten und Mistgabeln zurück. Selbstjustiz ist hier an der Tagesordnung. Die Bauern leben nach ihren eigenen Regeln und sehen zu, dass sie über den Winter kommen. Ihr tätet besser daran, sie in Ruhe zu lassen.»
Elinja hockte sich im Schneidersitz hin. Ihre Miene unter den kurzen, strubbligen Haaren verriet wenig. Wie immer. Ein schmales Gesicht, dünne Lippen, ernste, grüne Augen. Imorym hatte sich stets damit gerühmt, dass er Menschen gut lesen konnte. Bei Elinja war das nicht der Fall. Er kannte die Frau nicht gut und vielleicht tat er ihr Unrecht, aber selbst dem Ardonier vertraute er mehr als ihr. Ein Glück, dass Elinja sie nur sicher bis nach Rowyek geleiten würde.
«Na dann verlassen wir uns eben auf die Jagd oder versuchen, so schnell wie möglich zum Zlakta zu gelangen.»
«Und ich frage mich noch immer, was wir bei dem wollen», mischte sich Ulrich ein. Der Ardonier setzte sich und band sein langes, blondes Haar wieder zu einem lockeren Zopf zusammen, bevor er hungrig nach dem Essen griff. «Du hast etwas von einer Nachricht gesagt, aber mehr wolltest du nicht verraten.»
«Es gibt auch nicht viel mehr zu sagen», meinte Imorym ausweichend. «Ein ardonischer Expeditionskorps wurde in Borheim gesichtet. Sie haben ihr Lager in irgendwelchen Ruinen aufgeschlagen und buddeln im Dreck. Das ist alles, was ich euch gesagt habe und auch alles was ich selbst weiss. Der Herzog war sehr sparsam mit seinen Informationen.»
«Hab gehört die Berge sollen schön sein um die Jahreszeit. Die geniessen sicher die Aussicht», scherzte Ulrich und zerrte mit den Zähnen an einem Stück Wurst.
«Dünnes Eis Ulrich, ganz dünnes Eis.»
«Aber im Ernst», meinte Tamera. « Ist das der ganze Inhalt der Nachricht?»
«Scheint mir merkwürdig genug. Niemand schickt eine Herde grabwütiger Forscher ohne triftigen Grund in ein Kriegsgebiet. Und schon gar nicht bewacht von einem ganzen Regiment von Grenzern.»
Ulrich spülte sein Frühstück mit einem Schluck Grutbier hinunter. «Der ganze Weg für einen einzelnen Umschlag?», er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
«Scheisse, die Sache lohnt sich nie und nimmer. Ich sage wir öffnen den Umschlag und verkaufen die Informationen an den Meistbietenden!»
Tamera nickte zustimmend.
Imorym stand auf. Er hatte genug gehört.
«Der Herzog hat gesagt, wir dürfen den Umschlag nicht öffnen und das tun wir auch nicht. Wer sich dem widersetzt, kann seine Finger danach selbst vom Boden aufsammeln.»
Er ging zu seiner Rüstung und begann, sich das Kettenhemd über den Gambeson zu streifen. Dazu musste er erst mit beiden Armen hindurchgreifen und es sich dann über den Kopf ziehen, was ihm früher deutlich schneller gelungen wäre.
Erbost setzte Tamera zur Widerrede an, blickte dann aber zu Elinja, die fünf Schritt entfernt die Pferde fütterte und verstummte. Besser so!
«Mein lieber Imorym», sagte sie verhalten, nachdem sie etwas nähergetreten war. «du vergisst wohl, dass uns das einen Scheissdreck interessiert. Wir sind Banditen, verdammt!» Tamera sah ihn herausfordernd an und stemmte die Hände in die Hüften.
«Da ihr beiden offenbar Banditen von Herzen seid, mögt ihr ja nicht wissen, dass ein Brief mit gebrochenem Siegel wertlos ist. Ich aber wurde einst zum Ritter geschlagen und solange mich manche noch immer mit 'Herr' anreden, verhalte ich mich auch wie einer.»
Imoryms Antwort klang zynischer als er beabsichtigt hatte.
[... es folgt das Anlegen der Rüstung - aus Platzgründen weggelassen]
Der neu geschriebene Mittelteil:
«Imorym!»
Er schlug die Augen auf und atmete scharf ein. Elinjas Gesicht beugte sich zu seinem hinab. Sie kauerte über ihm, die Hände locker auf ihren Knien ruhend.
Die plötzliche Anspannung entwich und Imorym atmete wieder tief aus. Er stützte sich mit den Ellenbogen von seinem Lager auf dem Waldboden. Erst jetzt bemerkte er, wie seine Hand sich automatisch um den Griff seines Breitschwerts geschlossen hatte.
Elinja schien davon nicht beirrt zu sein. Ihre grünen, dunkel umrahmten Augen betrachteten ihn wie man einen Molch in einem Einmachglas betrachtete.
«Was gibt’s?», fragte Imorym, bemüht um einen unbeschwerten Tonfall. Nur langsam erreichten ihn wieder das Hier und Jetzt, ersetzte die Geräusche von heulendem Wintersturm und krachendem Gebälk durch die im Wind knarzenden Föhrenstämme und das Zwitschern von frühmorgendlichen Singvögeln.
«Ulrich und Tamera», sagte Elinja tonlos. «Ich glaube, sie planen etwas. Ich dachte, ich gebe Ihnen Bescheid.»
Er liess sein Schwert los und richtete sich auf, bevor er sich müde über das stoppelige, von Zeit und Sorgen zerfurchte Gesicht rieb.
«Mhm», machte er und kratzte sich einen Juckreiz aus seinen kurzen Haaren. «Wo sind sie?»
Elinja ruckte mit dem Kopf in Richtung des Waldrands und stand auf. Unter ihrem Schuh klirrte es leise. Hatte sie ihren Fuss schon die ganze Zeit auf seine Klinge gesetzt gehabt?
Der Ritter vom Rabenkamm zwängte sich in seine hohen Reiterstiefel, erhob sich mit der Eleganz eines betagten Wildschweins von seinem Lager und band sich in tausendfach eingeübter Bewegung seinen Waffengurt um. Er hielt inne und spuckte einen Klumpen, der sich über Nacht in seinem Rachen gebildet hatte in die erkaltete Asche ihres gestrigen Lagerfeuers. Dann schlurfte er dem Waldrand entgegen.
Urols Licht schien schüchtern zwischen den Haselsträuchern und niedrigen Birken hindurch und tauchte das kleine Waldstück zwischen den morgendlichen Nebelschwaden in diffuses, rötliches Licht.
Im Schutz der Blätter entdeckte Imorym Tamera. Die junge Frau lehnte mit verschränkten Armen gegen einen Föhrenstamm. Flecken aus Licht erleuchteten ihre pockennarbigen Wangen, während sie aus dem Wald hinausspähte. Neben ihr lauerte Ulrich. Der Ardonier hielt seine Muskete im Anschlag. Seinen breitkrempigen Hut hatte er sich tief ins Gesicht gezogen, damit das Licht ihn nicht blendete.
Als Tamera sein Kommen bemerkte, grinste sie und winkte ihn aufgeregt zu sich.
«Was ist hier los?», wollte er wissen und blinzelte. Der Nebel auf der taufeuchten Wiese liess Urols frühe Strahlen gleissend hell erscheinen.
«Da kommt ein Karren angefahren», meinte Tamera.
«Na und?»
«Er führt gemischtes Ladegut», schaltete Ulrich sich ein, ohne dabei den Blick von der Strasse zu lassen. «Vollbepackt bis über die Seitenwände. Da sind kleine und grosse Fässer. Kisten, Säcke und Bündel voller Stockfisch.»
«Warte, Stockfisch?»
Imorym betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den Kutscher des klapprigen Einspänners. Ein älterer Vodraski, der sein weiss gelocktes Haar unter einer roten Mütze mit fellbesetztem Rand bedeckt hielt. Sein langer Bart fiel ihm auf die von bunten Schnüren gehaltene Fellweste. Er trug ein loses, farbloses Hemd und braune Pluderhosen. Seine Füsse steckten in schmutzigen Wickeln und wippten im Takt seines unhörbaren Summens.
«Das ist bloss ein Bauer», urteilte der Ritter und sah Tamera und Ulrich der Reihe nach an.
«Das ist bloss ein scheiss Bauer», fuhr er fort, als diese ihm eine Antwort schuldig blieben. «der gerade seinen jährlichen Überschuss auf den Markt oder zu seinem Husaren bringt, nichtsahnend, dass ihr zwei Hornochsen gerade im Begriff seid, ihm seinen stinkenden Stockfisch zu klauen.»
«Immer langsam», rechtfertigte sich Tamera und strich sich erbost eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. «Du hast Gestern selbst gesagt, uns gehe der Proviant aus. Als wir Borheim verlassen hatten, konnten wir keine Korony wechseln und hier, diesseits der Grenze, lässt sich weit und breit kein Bankier finden.»
«Kann sich das alte Ehepaar mal bitte etwas leiser zanken?», zischte Ulrich dazwischen. «Der Kerl ist bald in Hörweite.»
«Nun nimm endlich die Muskete runter, wir werden hier niemanden ausnehmen!»
«Jetzt tu mal nicht so scheinheilig; kaum hast du wieder einen Auftrag von einem hohen Tier gefasst, machst du plötzlich einen auf Zarimspriester?»
Kaum hatte Ulrich sich mit einem herausfordernden Grinsen an Imorym gewandt, war Elinja zur Stelle. Bevor jemand reagieren konnte, hatte sie das Schiesseisen am Lauf gepackt und zwang seinen Lauf zu Boden, Ulrichs überraschten Protest ignorierend.
Imorym fluchte leise und rieb sich müde sein Nasenbein zwischen Daumen und Zeigefinger.
«Zurück in den Wald mit euch, los.»
Während der Bauer das Waldstück unbehelligt passierte, stapfte Imorym zurück zu ihrem Lagerplatz, den Rest der Gruppe hinterher. Elinja wartete im Schatten der Bäume, Imorym ging auf der kleinen Lichtung auf und ab, beide Daumen in den Waffengurt gestemmt, während Ulrich und Tamera geduldig warteten, wohl wissend, was gleich kam.
«Was ist bloss in euch gefahren?», begann der Ritter seine Standpauke.
«Ich sehe das Problem nicht», meinte Tamera trotzig. «In Borheim haben wir ständig Kutschen überfallen. Ausserdem hätten wir dem Typen ja nicht wehgetan…»
«Wir sind hier aber nicht mehr in Borheim, wir sind in Vodrask. Wo wir im Übrigen einen Auftrag zu erledigen haben.»
Ja eben, wir haben doch das Siegel des Herzogs von Grauborg und wollen zum Zlakta von Dingsda… Haben wir damit nicht diplomatischen Schutz?»
«Die Zlięstwa heisst Urzagow», korrigierte sie Elinja aus dem Schatten heraus.
«Ursa…Ja, genau.»
«Nur weil wir im Auftrag des Herzogs unterwegs sind, gibt uns das noch lange keinen diplomatischen Schutz.», seufzte der alte Ritter.
«Ich denke, es ist Zeit, dass du uns erklärst, worum es hier eigentlich geht», meinte Ulrich. Der Ardonier hatte sich seinen Schlapphut auf den Lauf der Muskete gelegt und bändigte mit beiden Händen sein langes, strohblondes Haar, bevor er es geschickt wieder zu einem Pferdeschwanz band. Seine durch eine Narbe durchtrennte und mit einem Eisenring geschmückte Augenbraue hob sich fragend.
«Unser Auftrag ist es, einen Umschlag zum Zlakta von Urzagow zu bringen. Wir müssen dabei diskret sein und wir müssen schnell sein. Mehr weiss ich nicht, der Herzog war sehr sparsam mit seinen Informationen.»
«Und warum gibt man diesen Umschlag ausgerechnet Leuten wie uns?», fragte sich Tamera.
«Weil Borheim gewiss gerade genug andere Sorgen hat. Der Herzog brauchte jemanden, den er kennt, um die Nachricht sicher nach Vodrask zu bringen. Er macht sich Sorgen sie könnte abgefangen werden.»
«Warte, geht es dabei etwa um den Krieg?»
«Möglicherweise. Ein ardonischer Expeditionskorps wurde in Borheim gesichtet. Sie haben ihr Lager in irgendwelchen Ruinen aufgeschlagen und buddeln im Dreck.»
«Hab gehört die Berge sollen schön sein um die Jahreszeit. Die geniessen sicher die Aussicht», scherzte Ulrich.
«Dünnes Eis Ulrich, ganz dünnes Eis.»
«Aber im Ernst», meinte Tamera. « Ist das der ganze Inhalt der Nachricht?»
«Scheint mir merkwürdig genug. Niemand schickt eine Herde grabwütiger Forscher ohne triftigen Grund in ein Kriegsgebiet. Und schon gar nicht bewacht von einem ganzen Regiment von Grenzern.»
«Scheisse, die Sache lohnt sich nie und nimmer», meinte Ulrich. Er blickte zu Elinja, die neben ihnen die Pferde fütterte und verstummte. Besser so! Die Vodraski war als ihre Fremdenführerin angestellt. Sie hatte schon jetzt mehr mitbekommen als sie eigentlich sollte.
«Ich sage wir öffnen den Umschlag und verkaufen die Informationen an den Meistbietenden», sagte Ulrich verschwörerisch, nachdem er etwas nähergetreten war.
Tamera nickte zustimmend.
Der Ritter wandte sich ab und ging zu seinem Lager. Er hatte genug gehört.
«Der Herzog hat gesagt, wir dürfen den Umschlag nicht öffnen und das tun wir auch nicht. Wer sich dem widersetzt, kann seine Finger danach selbst vom Boden aufsammeln.»
Er begann, sein gepolstertes, an Achseln und Leiste zusätzlich mit Kettengeflecht verstärktes Wams zuzubinden.
Erbost folgte ihm Tamera.
«Mein lieber Imorym. Wäre es eine Möglichkeit, dass es dir hier nur darum geht, wieder an den Borheimischen Adel zu gelangen?»
Imorym schnaubte bloss. Er hasste es, daran erinnert zu werden, wie tief er gefallen war! Was tat er hier eigentlich? Er sollte jetzt auf dem Rabenkamm sein – sein Lehen – die Burg, die rechtmässig ihm gehörte. Als stolzer Ritter Borheims, nicht als Landstreicher, umgeben von Gesetzlosen, der sich als Laufbursche sein Brot verdienen musste.
Sein schweigender Protest fand rasch ein Ende, als er auf den Haufen Stahl vor sich blickte.
«Kannst du mir bitte mit der Rüstung helfen?», brummte er geschlagen.
«Wie Ihr befiehlt, mein hoher Herr», spottete Tamera. Die Schuhsterin schnappte sich die Halsberge. Schlicht und wie alles andere auch zu einem matten graublau gebläut. Sie legte sie um seinen Hals, befestigte sie und griff nach den Schienen für die Arme und den dazugehörigen Ellbogenkacheln. Geübt streifte sie sie ihm über den ausgestreckten Arm und drückte sie in Form, bis die dafür vorgesehenen Nieten mit einem Klicken einrasteten.
Danach war der Harnisch an der Reihe. Ein schweres, spitz zulaufendes Ding, das sie nun erst bei der Brust, dann am Rücken an die Halsberge hing und beide Seiten mit Schnallen verband. Danach holte sie das Schienengeschübe, das die Beine bis fast zu den Knien schützte. Mit diesem Panzer konnte sich Imorym Beinschienen sparen und stattdessen bequemere Reiterstiefel tragen. Geld war knapp und man musste schliesslich mit der Mode gehen. Sie befestigte es am Harnisch und griff nach den Schulterplatten. Die einzigen Stücke der Rüstung, die mit einer bescheidenen Ziselierung verziert waren. Sonderanfertigung eines Schmieds aus Tanningen. Einmal eingehakt und festgezurrt und schon war die Rüstung angelegt. Es fehlten bloss noch die ledernen Handschuhe, die Imorym sich überstreifte, bevor er sich bei der Schuhsterin bedankte.
Die Rüstung war furchtbar altmodisch, schwer und unbequem. An heissen Tagen glich sie einem Backofen, an kalten einer Gletscherhöhle. Dennoch hatte er sich daran gewöhnt, sie lange Zeit über zu tragen. Es war nicht nötig, die ganze Rüstung anzulegen, aber er fühlte sich sicherer, wenn er sich gut gerüstet in einem fremden Land bewegte. Das einzige Stück Metall, das er sich ersparte anzuziehen, war sein Helm mit dem Blasebalgvisier. Der hing noch immer an seiner Satteltasche, wo er nun hinging und den Rest seines Gepäcks verstaute.
«Auf, auf, es ist Zeit, weiter zu ziehen.»
Der Rest des Kapitels bleibt unverändert.
Was meint ihr dazu? Ich denke, so passiert etwas mehr und die Charaktere werden etwas deutlicher, ohne dabei die Handlung zu verändern.
Was ich mir noch unsicher bin, ist der Teil mit der Rüstung. Einerseits möchte ich das gerne schildern, andererseits ist so eine detailierte Beschreibung nicht unbedingt nötig.