Beiträge von Tariq

    Sorry, Chaos Rising , aber ich finde das nicht in Ordnung, wie du das hier handhabst. Ich kann nicht verstehen, wieso du Autor(en) und Forenmitglieder so lange warten lässt, um das zu verkünden? Ich weiß, dass man als frischgebackener Vater viel um die Ohren hat, aber du hattest Zeit für etliche andere Posts, u.a. einen ziemlich langen im "Diversität"-Thread. Sollte es andere Gründe als fehlende Zeit für deine Verspätung geben, kannst du die doch gerne hier im Thread nennen, dann fällt das Warten nicht so schwer. Falls nicht, finde ich es ehrlich gesagt respektlos gegenüber der/dem User(in), die/der sich die Mühe gemacht hat, eine Geschichte zu schreiben, und die Geschichte fristgemäß eingesendet hat. Ich habe es als Teilnehmer beim Wettbewerb selbst schon erlebt, dass du das mit dem Einhalten der von dir genannten Daten ziemlich locker gesehen und dein Nichteinhalten von Fristen als Bagatelle abgetan hast.

    Ich finde das daneben, so eine Antwort nach so vielen Tagen grundlosem Wartenlassen.
    Ist aber nur meine Meinung. Und ich bin mir auch bewusst, dass ich hiermit wahrscheinlich tief ins Forum-Fettnäpfchen trete, aber ich wollte es einfach mal gesagt haben. Nichts für ungut.

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    Rumms! Ein Knaller zum Ende des ersten Teils. Zerstörte Hoffnungen und immer noch keine AHnung, was da auf ihn zurollt? Oder erkennt Tanred jetzt, was der Plan ist. Ich würd's ihm ja wünschen. Nicht dass er es erst merkt, wenn ihm einer die Krone aufsetzt ...

    So, nach langem, zähen Ringen mit Bookmundo (meiner Verlagsplattform) habe ich es endlich geschafft, eine epub-Datei vom Manuskript zu erstellen, die den Ansprüchen des deutschen Buchhandels genügt (die Niederländer und Briten sind da wesentlich entspannter, die haben es in der Erstversion schon genehmigt).

    Mit anderen Worten - mein eBook von "Hannche" konnte endlich veröffentlicht werden. Satte dei Monate nach der Print-Ausgabe. Das sollte gar nicht so lange dauern. Aber wie gesagt - es lief nicht so reibungslos wie sonst.

    ISBN

    9789403755847

    Hallo Ichuebenoch , Thorsten  Kirisha und ein herzliches Willkommen 20thcenturyman

    Antwortbox
    Für 20thcenturyman

    Ich bin jetzt auch einmal eingestiegen und habe den Prolog gelesen.

    Noch einmal: schön, dass du da bist und dass ich dein Interesse wecken konnte.

    Erinnert mich an den Film "Flucht ins 23. Jahrhundert, ist aber viel realistischer.

    Der Film hat ein bisschen Pate gestanden, du hast Recht. (Ich hoffe aber, dass ich für meine Geschichte ein logischeres Ende finden kann. Der Film hat mich kopfschüttelnd zurückgelassen. :rofl: )

    Mal sehen, wie du das ausführst.

    Ich würde mich freuen, wenn du es herausfindest und mir ab und zu mitteilst, wie das Gelesene bei dir ankommt.

    Echter Spoiler für 20thcenturyman Antwort für Kirisha ichuebenoch und Thorsten

    Ich bin begeistert von eurem Feedback und habe schon angefangen an dem Kapitel herumzuschnitzen, um eure Anmerkungen und Vorschläge umzusetzen.

    1. Zum seltsamen Geräusch

    Unter einem seltsamen Geräusch kann ich mir nicht wirklich etwas vorstellen das kann alles mögliche sein. Offensichtlich sind es ja die Körper von Janis und Philo die zu Boden fallen. Vielleicht klatschend statt seltsam.

    Hier war mir nicht ganz klar, warum ihn das "seltsame" Geräusch so erschreckt. Es müsste schon ein ganz spezifisches, ungewöhnliches und gleichzeitig verdächtiges Geräusch sein, um solche Angst zu machen. Daher würde ich das versuchen näher zu beschreiben.

    Ich weiß, wie du es meinst. Aber Elas hat wohl nicht die beiden schreien oder keuchen gehört? Es war wohl eher das Umfallen der beiden, was er gehört hat? (Die Mordwaffe war sicherlich schallgedämpft, daher war es nicht der Schuss.) EIn Öffnen der Tür hat er gehört oder nicht?

    Wenn er aber nur das Aufprallen der Körper gehört hat, wäre das wahrscheinlich zu wenig spezifisch, um ihn sofort aufhorchen zu lassen. Eventuell ist er aber von Jannis gewöhnt, dass der immer sofort jeden anmeldet und darum sofort weiß, dass etwas nicht stimmt.

    Das habe ich angepasst:
    "Eigentlich wollte Elas sich wieder setzen, doch ein seltsames Geräusch aus der Vorhalle ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Dumpf, wie wenn etwas Schweres auf den Boden gefallen wäre. Bevor er sich erklären konnte, was es verursacht hatte, vernahm er es ein zweites Mal. Mit einem Ruck wandte er sich um und starrte auf die Tür."

    Ich hoffe, so wird deutlicher, dass Elas weder (schallgedämpfte) Schüsse noch Keuchen oder ersticktes Schreien hört, sondern wirklich nur, wie die zwei Körper zu Boden fallen. Wäre das okay so?

    2. Die Stimmen in der Vorhalle

    Ich nehme mal an die Stimmen sind die Attentäter die Ihr weiteres Vorgehen besprechen. Wieso eigentlich, das sollten die doch schon im Vorfeld geklärt haben. So ein Attentat muß ja schnell gehen um zu vermeiden das das Opfer etwas bemerkt und entkommt. Eigentlich würde ich da erwarten, testen ob die Tür offen ist, dann schnell in den Raum rein Zielperson ausschalten und wieder verschwinden. Vorstellen könnte ich mir das Elas sieht wie jemand langsam die Klinke oder den Türknopf (falls es sowas im 22. Jahrhundert noch gibt) betätigt um kein Geräusch zu machen und dann reagiert.

    Alternative wäre die Attentäter waren Amateure und wissen es halt nicht besser. Allerdings kann ich mir nicht wirkklich vorstellen das Mestor für so einen Auftrag keine Profis schickt.

    (Ich schliesse mich bei Ichuebenoch an - mir ist auch nicht klar warum die Angreifer hier reden...)

    Ihr habt Recht, Profis würden nicht reden. Ich hab's angepasst:

    "und starrte auf die Tür. Sie stand noch einen Spaltbreit offen. Jetzt herrschte Stille nach den undefinierbaren Geräuschen. Stille, obwohl Jannis doch eigentlich in diesem Moment mit den Gästen reden müsste ...
    Ein ungutes Gefühl, eher eine Vorahnung von Gefahr ließ sein Herz hämmern."

    Ich hoffe, so passt es besser. :)

    3. Das Passwort

    Ich weiß nicht ob das beabsichtigt ist aber mir hat die Vorstellung das Elas in einer Verhandlung mit einem gut betuchten Kunden versehentlich das Passwort ausspricht und alle plötzlich im Safe Room landen ein Schmunzeln entlockt.

    In der beschriebenen Situation nimmt es allerdings bis zu einem gewissen Grad die Dramatik raus.

    Das habe ich rausgenommen. Es steht zwar da, dass Elas nicht über Vaia spricht, aber schon dass der Gedanke bei dir aufkommt, reicht mir als Grund, es zu ändern. :D

    "Vaia. Seine Rettung.
    Er hatte den Namen seiner Frau als Passwort für diese Sicherheitseinrichtung gewählt, lächelnd und nur weil der Makler auf ein neues bestanden hatte. Niemand außer ihm wusste von Vaia. Philo hatte sie nie kennengelernt und er selbst sprach nicht über sie, weil er damit jedes Mal die Wunde wieder aufriss, die ihr früher Tod verursacht hatte."

    4. Wie viele 'Gäste'

    Wissen wir das nicht? Die Serviceeinheit hat zwei gemeldet, warum steht das mit dem dritten im Raum?

    Doch, wir wissen das, was die Serviceeinheit an der Haustür gesehen hat. Das mit dem Dritten ist das, was die Beamten zu Elas sagen. Es sollte als Beruhigung für ihn gemeint sein, dass nicht noch jemand draußen postiert war, den die Serviceeinheit an der Tür nicht erfasst hat. Ich wollte damit keine 'falsche Spur' legen. :)

    5. Kameras im Saferoom

    Was ich mich auch gefragt hatte- hat der Panzerraum da keine Kameras von denen man verfolgen kann was eigentlich im Haus passiert? Waere irgendwie praktisch wenn man unten ist - und dann feststellt dass eine streunende Katze durch das Wohnzimmer kommt - bevor die Cops vor Ort sind...

    Guter Gedanke! Die habe ich jetzt noch eingefügt. Also die Monitore, nicht die 🐱. :D

    "Ein Blick auf die Monitore der Kameras vom Wohnraum und der Vorhalle zeigte ihm, was sein Verstand sich zu glauben weigerte: Zwei reglose Körper am Boden neben der offen stehenden Haustür und ein bewaffneter Mann in Schwarz im Wohnzimmer und einer befand sich offensichtlich in der Küche, denn die geöffnete Tür hing schief in ihrer Führungsschiene."

    6. Foreshadowing

    Generell hat man - aus der Beschreibung der Villa und ihres Sicherheitssystems vorher - schon geahnt dass irgendwas in die Richtung passieren wird und dass das Sicherheitssystem wohl noch eine Rolle spielen wird.

    wow, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Zwar hat Ares so eine Vermutung geäußert, aber so ganz ernstgenommen hatte ich das nicht.

    Dass einer von euch überrascht war, der andere nicht, ist spannend für mich.

    Dass etwas kommt, wurde - wie Thorsten ja sagt - von der vorherigen Erwähnung des Sicherheitssystems ja quasi angekündigt. Ich habe mich bemüht, das so dezent wie möglich einzustreuen. Dass ich es kurz nennen musste, hielt ich für nötig (obwohl es sicher auch interessant wäre, wenn der Leser erst nach Elas' Fall in den Saferoom von dessen Existenz erfahren würde). Ich dachte, ich müsste erklären, warum es in dem Haus so einen Raum gibt, wenn Elas bis zu diesem Zeitpunkt ja mit niemandem im Clinch liegt. Aber in dem Moment, in dem er fällt, würde Elas sicher nicht darüber nachdenken, dass es da glücklicherweise einen etwas überspannten Vorbesitzer der Villa gab, der ... Ich denke, das würde Tempo aus der Überfallszene herausnehmen und sogar (durch das nötige PQP) für dezentes Augenrollen beim Leser sorgen.
    Was denkt ihr? Vorher erwähnen oder lieber später in Rückblende erklären, warum es einen solchen Raum in Elas' Haus gibt?

    7. Gesamtwirkung

    Ich finde die Szene - bis auf die oben angemerkten Punkte - eigentlich gut geschildert, und auch den Zeitsprung in der Mitte kann ich ganz gut leiden.

    Es wird auf jeden Fall spannend. Elas wird jetzt wohl Ares um weitere Informationen bitten und kommt mit ins Spiel, notgedrungen. Ich möchte auch gerne wissen, was in seiner Vergangenheit so alles passiert ist.

    Beides macht mich froh, vielen Dank!

    Ich habe euch oben ein paar Fragen gestellt - machen wir's einfach so: Wenn ich nichts von euch höre, gehe ich davon aus, dass alles so passt, was ich geändert habe?

    So dann mal noch der Rest vom Kapitel:

    Zum vorigen Teil: Kapitel 60 (3/4)

    Kapitel 60 (4/4)
    Tief seufzte er auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Seine Finger fuhren in die langen grauen Haare, zerrten an ihnen, und einen Moment lang war er versucht, mit den Nägeln über die Wangen zu kratzen. Er fühlte sich zum Zerreißen angespannt und es gab nichts, was das hätte lindern können. Ares, der vielleicht, aber Ares wusste ...
    Sein ComPad vibrierte kurz.
    „Kontaktanfrage Ares Daktyl“, las er und Erleichterung durchflutete ihn wie eine übermächtige Welle.
    Ohne sich mit dem üblichen Gewährt aufzuhalten, stellte er den Kontakt selbst her.
    „Ares!“, stieß er hervor, ich ...“
    „Keine Zeit!“, wurde er von seinem Sohn harsch unterbrochen. „Du bist in Gefahr! Mestor ist misstrauisch geworden und ahnt, dass wir uns getroffen haben! Er wird jemanden zu dir schicken! Wo bist du?“
    „In Volos, in einem Hotel. Ich habe ...“
    „Geh nicht weg von dort, und wenn, dann halte dich unbedingt unter Menschen auf! Ruf Eurosafe, du brauchst Personenschutz. Ich werde ...“
    „Es ist zu spät, Ares“, warf er dazwischen. „Es ist schon passiert.“
    „Es dauert – was?!“ Der Schock in Ares Stimme war unüberhörbar. „Was ist passiert?“
    „Meine Villa wurde überfallen. Drei meiner Angestellten sind tot. Mir ist nichts geschehen.“
    „Verdammt“, hörte er Ares flüstern und ein dumpfer Schlag drang an sein Ohr. „Ich habe es geahnt. Und ich hätte dich nicht allein lassen dürfen nach unserem Gespräch. Du bist nirgends mehr sicher. Wer ist bei dir eingedrungen?“
    „Zwei Männer. Einer wurde von Eurosafe-Männern getötet, einer verhaftet. Ich habe beide gesehen und kenne keinen von ihnen.“
    „Wie kann es sein, dass du unversehrt bist?“
    Elas stieß ein freudloses Lachen aus. „Zufall“, gab er zurück. „Ein verrückter Vorbesitzer hat das Haus in eine Festung mit einem Saferoom verwandelt. Ich konnte mich dort verstecken. Philo und mein Personal leider nicht.“
    „Dein Agent ist unter den Toten? Elas, das tut mir ... Verdammt. Das hätte nicht passieren dürfen. Aber der zweite Angreifer ist noch eingesperrt?“
    „Ja.“
    „Wer weiß, wo du jetzt bist?“
    „Nur die Leute von Eurosafe.“
    „Das ist nicht sicher.“ Ares schwieg einen Moment. Er schien zu überlegen. „Noch einmal: Halte dich auf jeden Fall unter Menschen auf. Je mehr, desto besser. Dann wird man vielleicht nicht wagen, dich erneut anzugreifen. Vielleicht. Eine Garantie gibt es nicht, aber etwas Besseres fällt mir im Moment nicht ein.“
    „Du denkst, es passiert noch einmal?!“, vergewisserte sich Elas geschockt.
    „Natürlich. Du lebst noch und Mestor wird das erfahren. Er macht keine halben Sachen. Was uns Zeit verschafft, ist die Tatsache, dass sein Handlanger hinter Gittern sitzt. Mestor weiß deshalb vielleicht noch gar nicht, dass der Anschlag nicht den gewünschten Erfolg hatte. Doch selbst wenn es so ist - ich bin sicher, das wird nicht lange so bleiben! Er hat ausgezeichnete Beziehungen. Und er kann deine GPS-Daten erfassen!“
    „Was? Das kann keine Privatperson!“
    „Das ist kein Problem für ihn. Er stellt die Chips im Ring her. Ich bin sicher, der Angriff auf deine Villa war auch nur möglich, weil er wusste, dass du zu Hause bist. Bleib, wo du bist und warte auf den Personenschutz! Ich lasse mir was einfallen.“
    „Wie wurden meine Leute getötet? Sie hatten keinerlei Verletzungen! Nur ...“ Er stockte kurz bei dem Gedanken an Philos Gesicht. „Nur ... Schmerz konnte ich erkennen. Sie müssen in ihrem letzten Moment furchtbar gelitten haben.“
    „Klingt nach Impulsor auf Maximalstufe. Diese Waffen benutzten wir hier im Ring. Sie töten lautlos und spurlos.“
    „Wir? Hier im Ring? Du bist im Ring? Und du benutzt eine solche Waffe?!“ Elas merkte, dass er kurz davor war, die Fassung zu verlieren. Wie viele solche Offenbarungen warteten noch auf ihn?
    „Elas, das kann ich dir jetzt nicht erklären. Ich werde jemanden schicken, der dich dort abholt. Bis dahin lass dich beschützen. Ich melde mich wieder. Es ... es tut mir leid um deine Leute. Und ich bin froh, dass es dir gutgeht.“
    Ein kaum hörbares Knacken in der Verbindung zeigte, dass Ares sie getrennt hatte.
    Wir haben uns nie getroffen. Niemals miteinander geredet. Ich habe keine Ahnung, wer du bist, und du hast keine Ahnung, wer ich bin. Und so muss es auch bleiben.
    Das waren Ares‘ Worte bei ihrem Abschied in Athen gewesen.
    Er hatte sich darüber gewundert, ja sie sogar belächelt. Damals, als sein Leben noch ein sorgloses Dasein gewesen war, das sich um Malen und Reisen und Treffen mit Freunden gedreht hatte. Als er noch sicher gewesen war.
    Mestor macht keine halben Sachen. Auch das hatte Ares gesagt.
    Elas schluckte, als er an die Nachricht vom Sector dachte, in der man ihm Ares‘ Tod mitgeteilt hatte. Ares war sicher, dass sie von Mestor gekommen war.
    Jetzt, im Nachhinein, konnte er also froh sein, dass Mestor ihm damals nur den Sohn gestohlen und bei dieser Gelegenheit nicht gleich den eigenen Bruder mit aus dem Weg geräumt hatte. Was war der Grund für diese Zurückhaltung gewesen? Skrupel? Sentimentalität? Familiäre Bande? Nun, die hatte Mestor jetzt wohl endgültig durchtrennt.

    "Wie wäre es mit einem Schlückchen zur Entspannung?

    Da haben meine Alarmglocken angefangen zu läuten, zumal vorher das perfekt ausgestattete Labor erwähnt wurde. Und ich hab mich nicht getäuscht. :D

    Weiterhin sehr unterhaltsam zu lesen. Ich kann gut folgen, habe keine Fragezeichen über dem Kopf und finde das alles wirklich spannend. Kann gern weitergehen! :thumbup:

    Upps, vielen Dank, Ichuebenoch , hab's korrigiert. Keine Ahnung, wie das passiert ist. :patsch:

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    Zum vorigen Teil: Kapitel 60 (2/4)

    Kapitel 60 (3/4)
    Eigentlich wollte Elas sich wieder setzen, doch ein seltsames Geräusch aus der Vorhalle ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Dumpf, wie wenn etwas Schweres auf den Boden gefallen wäre. Bevor er sich erklären konnte, was es verursacht hatte, vernahm er es ein zweites Mal. Mit einem Ruck wandte er sich um und starrte auf die Tür. Sie stand noch einen Spaltbreit offen. Jetzt herrschte Stille nach den undefinierbaren Geräuschen. Stille, obwohl Jannis doch eigentlich in diesem Moment mit den Gästen reden müsste ...
    Ein ungutes Gefühl, eher eine Vorahnung von Gefahr ließ sein Herz hämmern. Quälende Sekunden vergingen, Sekunden, in denen in der Vorhalle kein Laut zu hören war. Und Jannis erschien nicht.
    Die Angst sprang Elas an wie ein wildes Tier. Er stand in der Mitte des behaglich eingerichteten Wohnraumes und verharrte reglos, starrte wie gebannt die Tür an. Wer war gekommen? Was wollte derjenige? Wo blieb Jan...
    Ein Schatten verdunkelte den offenen Türspalt. Endlich reagierte Elas, unbewusst und ohne nachzudenken.
    „Vaia!“, flüsterte er und stürzte im selben Moment durch den sich öffnenden Boden unter seinen Füßen. Er fiel auf weiche Polster, schaute hoch und sah, wie sich die rechteckige Öffnung über seinem Kopf in der nächsten Sekunde wieder schloss. Erleichtert atmete er auf. Es hatte funktioniert.
    Vaia. Seine Rettung.
    Er hatte den Namen seiner Frau als Passwort für diese Sicherheitseinrichtung gewählt, lächelnd und nur weil der Makler auf ein neues bestanden hatte. Niemand außer ihm wusste von ihr. Philo hatte sie nie kennengelernt und er selbst sprach nicht über sie, weil er damit jedes Mal die Wunde wieder aufriss, die ihr früher Tod verursacht hatte.
    Vaia.
    Die Fallklappe war bereits wieder verschlossen. Wer auch immer vor der Tür zur Vorhalle gestanden hatte – er trat in einen leeren Raum. Es gab keine Fugen im Boden, nichts, was ein unterirdisches Versteck vermuten ließ. Niemand würde hier heruntergelangen, solange er die Klappe nicht selbst von hier unten wieder öffnete.
    Mit dem Schließen der Falltür hatte das Sicherungssystem des Hauses erstmals für ihn funktioniert: Das gesamte Haus würde bereits abgeriegelt sein und Eurosafe wurde benachrichtigt. Im Sicheren Raum herrschte jetzt gedämpftes Licht, die Kommunikations­einheit neben dem Fallschutzpolster war aktiviert.
    Noch immer raste sein Puls und er schwitzte. Sein Hirn arbeitete fieberhaft, während er wenig elegant von dem weichen Polster herunterkroch, das ihn aufgefangen hatte, und zum ComTab hinübertaumelte. Er musste den Ordnungshütern erklären, was passiert war. Dabei wusste er es gar nicht. Wer war gekommen? Was waren das für Geräusche gewesen? Warum hatte Jannis niemanden angemeldet?
    Ein Blick auf die Monitore der Kameras vom Wohnraum und der Vorhalle zeigte ihm, was sein Verstand sich zu glauben weigerte: Zwei reglose Körper am Boden neben der offen stehenden Haustür und ein bewaffneter Mann in Schwarz im Wohnzimmer und einer befand sich offensichtlich in der Küche, denn die geöffnete Tür hing schief in ihrer Führungsschiene.
    Jemand war in sein Haus eingedrungen! Das erste Geräusch, was er gehört hatte, war der Fall von Jannis, das zweite der von Philo. Die beiden waren wahrscheinlich tot. Getötet von den mysteriösen Besuchern! Dass er selbst sicher hier unten in diesem halbdunklen Loch hockte, war mehr als Glück!

    Drei Stunden später saß Elas in einem Hotelzimmer im nahegelegenen Volos und starrte auf den flauschigen Teppich in der Mitte des Raumes. In seinem Wohnraum zu Hause gab es keinen, damit die Falltür funktionierte. Der Boden klappte einfach mitsamt den auf ihm festgeschraubten Möbeln nach unten auf, man fiel ins Leere, und bevor man sich wieder aufgerappelt hatte, war die Klappe schon wieder geschlossen.
    Ein Schauer kroch ihm über den Rücken, als er an den Moment des Überfalls dachte. Zum Glück hatte er bereits im Wohnraum gestanden, nicht mehr draußen auf der Terrasse. Er war sich nicht sicher, ob er fähig gewesen wäre, sich zu bewegen. Vielleicht hätte er zu spät reagiert und einer der beiden Männer wäre mit ihm zusammen in den Sicheren Raum gestürzt. Bei dem Gedanken fröstelte er erneut. Dann läge er jetzt neben Jannis, Philo und der Köchin auf einer Metallpritsche im Keller des Anatomischen Instituts. Daran zweifelte er keine Sekunde. Dass die Eindringlinge ihn töten wollten, hatten sie mit dem Mord an den drei Menschen ja bewiesen.
    Er war im Sicheren Raum vor dem ComTab sitzengeblieben, bis er die Nachricht erhielt, dass die Ordnungshüter von Eurosafe in seinem Haus eingetroffen waren. Dann erst hatte sein „Vaia“ die Falltür erneut geöffnet und er konnte das Versteck verlassen.
    Die uniformierten, sogar gepanzerten Männer hatten ihn Empfang genommen und in die Vorhalle gebracht. Dort starrte er fassungslos auf die reglosen Körper. Er hatte richtig vermutet, es waren Jannis und Philo, die ohne jegliche Verletzung, aber mit grauenhaft verzerrten Gesichtern auf den blauen Bodenfliesen lagen. Die schiefe Tür zur Küche, umgeworfene Möbel und die anderen Kampfspuren nahm er anfangs gar nicht wahr. Auch nicht den Mann in Schwarz, der im Wohnraum lag. Einer sei in der Küche verhaftet worden, wurde ihm gesagt, einen dritten Eindringling habe es nicht gegeben.
    Man hatte ihn und den Gefangenen im Gleiter zur Eurosafe-Dienststelle in Athen gebracht. Es hatte ihm mehr als Unbehagen bereitet, mit dem Attentäter im selben Fluggerät zu sitzen. Selbst die Anwesenheit von vier Bewaffneten half ihm nicht, sich zu entspannen. Erst als er später auf der Dienststelle vor einem Beamten saß, der ihm Fragen stellte, beruhigte er sich etwas. Nein, er kannte den Toten in Schwarz nicht, nein, er wusste nicht, wer der Verhaftete war, nein, er hatte auch keine Ahnung, wer ihn beseitigen wollte.
    Ich muss mit Ares reden, hämmerte es in seinem Kopf. Er kann mir vielleicht sagen, ob mein Bruder diese Männer geschickt hat. Aber ich habe keinen Kontaktcode von ihm ... Ich muss mit Ares reden ... Das geht auf Mestors Konto ... Wer sonst sollte es gewesen sein ...
    Immer wieder kreisten diese Sätze in seinem Hirn. Er hörte die Fragen kaum, die ihm gestellt wurden, antwortete einsilbig und verlangte schließlich, dass er gehen durfte. Nach Hause konnte er vorerst nicht zurück. Dort war er allein. Außer Jannis und der Köchin gab es nur noch zwei junge Frauen als Angestellte auf dem Anwesen. Sie waren zum Glück nicht mehr da gewesen, als es passierte, weil sie ihre Arbeit bereits beendet hatten und erst am nächsten Morgen wiederkamen. Nach kurzem Überlegen war er auf das Hotel hier in dem Küstenstädtchen verfallen, in dem er vor einigen Jahren einmal eine Nacht verbracht hatte.

    Hier geht's weiter: Kapitel 60 (4/4)

    Hallo Thorsten

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    Ein sehr schöner Abschnitt. Man erfährt etwas über Elas´ Vergangenheit was natürlich spannend ist weil es ja auch Ares berührt. Dazu die malerische Atmosphäre die ich weiterhin sehr gelungen finde. Wer ist der Besucher? Ich fürchte da kommt Stress auf Elas zu.

    Vielen Dank. Die Griechenland-Szenen sind ein bisschen "Ausruhen für den Kopf". Zumindest bis der Besuch kommt. Und damit der Stress.

    Mit 'Dystopia' meine ich - mangels eines Namens den Du ihr geben wuerdest, die zukunftige Welt die Du skizzierst.

    Ah, okay. Verstehe.

    Wie BuyRem zum Beispiel zeigt kann man Erinnerungen einer anderen Person einfach nacherleben - was hindert Mordermittler dran, das einfach mit einem Verdaechtigen zu machen? Man spart sich Falschaussagen.

    Du schreibst in der Antwort dass nur Mestor das kann, aber BuyRem ist Amusement im Ring das sogar fuer Ontas offen ist - und wenn das so aussergewoehnlich waere dass nur Mestor es kann, wuerden die Ypirs doch anders darueber reden und denken?!

    Ich hatte den Eindruck gewonnen dass nur Mestor Erinnerungen loeschen und editieren kann - aber das braucht man nicht zu Ermittlungen.

    Also, irgendwie bin ich ueber diese Technologie verwirrt - mag sein dass das mit verschiedenen Versionen der Geschichte zu tun hat, aber ich glaube BuyRem war auch im Prolog in der Hauptstadt mal drin (?)

    BuyRem ist Websters Erfindung. Er hat erklärt, wie das mit den Erinnerungen funktioniert:

    Kapitel 50

    „Ich habe die Erinnerungen aus den Köpfen meiner Kunden entnommen, während sie im BuyRem-Sessel saßen und ihre bestellten KI-kreierten Erlebnisse genossen. Dabei suchte das Programm in ihren Gehirnen gezielt nach Sequenzen, die Serotonin- oder Adrenalin-Ausschüttungen zur Folge hatten und damit auf ein schönes, aufregendes oder beängstigendes Erlebnis hindeuteten. Diese Sequenzen wurden kopiert und als Datei gespeichert. Eine Auswertung entschied, ob diese Erinnerung für BuyVis verwendet werden sollte oder wertlos war. Niemand hat etwas davon gemerkt, niemandem ist dabei etwas geschehen.“

    Die ersten BuyRem-Erlebnisse waren also KI-generiert. Webster hat dann die Grenzen der Legalität überschritten, indem er gezielt Erinnerungen aus den Köpfen seiner Kunden geklaut hat. Das macht aber nur er. BuyRem gehört ihm. Mordermittler haben dazu keine Möglichkeit. Wenn du aus irgendeinem Textabschnitt entnimmst, dass es denen möglich ist, müsste ich da nochmal drüberschauen. Würdest du mir die Stelle aufzeigen?

    Daie Manipulation von Erinnerungen (teilweise/ganz löschen, verändern, neues erlebtes/kreiertes hinzufügen) ist nur im Rahmen von Programm E möglich. Und das gibt es nur im Ring. Auch hier: Wenn irgendwo im Text der Eindruck entstanden ist, dass die breite Öffentlichkeit auf diese Möglichkeiten Zugriff hat, muss ich das überarbeiten.

    Wie gesagt, ich sage nicht dass es fuer Mestor unmoeglich ist jemanden aus dem Weg zu schaffen - aber ich glaube nicht dass es ganz so einfach und risikolos zu machen waere wie Du das zu glauben scheinst :)

    Ich habe weder gesagt, ob Mestor seinen Bruder aus dem Weg schaffen will noch wo er es tut würde (falls er es tut). Das sind Ares' Gedanken, um die du dir hier Gedanken machst. Vielleicht könntest du noch ein Kapitel warten und mir am Ende von Kapitel 60 sagen, ob ich deine Zweifel und eventuelle Unklarheiten/Plotlücken im Text zerstreuen konnte. Das wäre mir schon wichtig, zu wissen, ob am Ende alles passt. Ich schreibe schnell und es ist ja durchaus möglich, dass mir da einiges durchrutscht. Und deshalb bin ich dankbar für so kritische Leser. Können wir uns darauf einigen, dass du mir am Ende von Kapitel 60 nochmal sagst, ob es so alles schlüssig für dich ist?

    Wieso eigentlich? Der Rest der Welt geht vor die Hunde, in Marseille regiert das Chaos, aber ausgerechnet griechische Doerfer bleiben wie sie immer waren?

    Solche Gegensätze existieren ja jetzt schon in unserer Zeit. Die Ballungszentren der Menschen sind ein Sumpf aus Gesetzlosigkeit, Korruption und Ellenbogenmentalität. Und griechische Küstendörfer sind ... das nicht.
    Nein, Spaß beiseite. Ich wollte damit deutlich machen, dass es in der Welt außerhalb des Ringes auch noch Schönheit gibt. Hässliche Ecken, Slums, Sectoren, aber auch - griechische Küstendörfer. Als Synonym für "Die Zeit ist hier stehengeblieben". Mir gefiel der Gedanke.

    Insgesamt finde ich das Portrait von Griechenland auch schoen und gelungen - sehr ruhige Abschnitte die doch scharf mit der Anspannung im Ring kontrastieren. :thumbup:

    Vielen Dank, das freut mich sehr.

    Btw - ich habe die letzten Zeilen vom vorherigen Post nochmal etwas editiert (blau), ist aber nichts Wesentliches, nur dass erkennbar ist, dass es zwei Besucher sind.

    Antwortbox

    Kirisha Das freut mich total!! :panik: Zumal ich noch nie in Griechenland war. Mittelmeer kenne ich nur von einer Woche in einem Hotel in Tunesien.

    Ich würde auch gern mehr über Elas erfahren. Über die Familie und welchen Platz Ares da gehabt hat. (Wie lange ist das her dass er von Ares´ angeblichem Tod erfuhr?) Das wäre interessant.

    Das kommt später noch, etwas Geduld musst du noch haben. Ich verteile die Infos ein bisschen und versuche, die wichtigen Sachen zuerst zu bringen. Hoffe, es funktioniert :hmm:

    Ichuebenoch

    Wie oben schon gesagt - ich kenne Griechenland nicht. Umso schöner zu hören, dass ich es rüberbringen konnte. Und Elas ist so verschieden von Mestor, wie Geschwister nur sein können. Er schlägt nach seiner Mama. :)

    Thorsten Ich stimme dir in allen Punkten zu :D Dass Ares aber trotzdem damit rechnet, dass Mestor seinen Bruder killt, ist wirklich wegen des Gedankens an Webster. Das ist ihm als erstes eingefallen. Er hat gar nicht überlegt, was die Konsequenzen für einen Mord für Mestor wären. Es schoss ihm so in den Kopf und er sieht eine reale Gefahr für Elas.

    Und in Dystopia kann man die Erinnerungen von Verdaechtigen lesen und anschauen, hat offenbar die Oculon-Aufzeichnungen von jedem der sowas hat,...

    Mit dem Satz habe ich Probleme. Kannst du mir erklären, was du damit meinst? Meinst du mit "in Dystopia" den Ring? Erinnerungen lesen ist etwas, was nur Mestor kann, weil man dazu das Programm E benötigt. Und das Oculon ist eine Kontaktlinse, die man einsetzt, wenn man was aufzeichnen oder übertragen will. Das war nicht so gedacht, dass man es ständig trägt. Muss ich das nochmal näher erläutern?

    So, ich lass mal noch ein kleines Stück Text da, weil ihr schon gelesen habt. Damit ist dann alles gepostet, was fertig war. Jetzt muss ich erstmal weiterschreiben :D

    Kurze Anmerkung noch: Jannis ist der Hausangestellte. Ich hatte keine Lust, immer nur "sein Angestellter" zu schreiben.

    Zum vorigen Teil: Kapitel 60 (1/4)

    Kapitel 60 (2/4)
    Er legte den Kopf schief und lachte seinen Besucher an.
    Philo war das komplette Gegenteil von ihm: korpulent und von gedrungener Statur, während er selbst lang aufgeschossen und ausgesprochen mager war. Außerdem stand der kleine Mann im Gegensatz zu ihm immer unter Strom und konnte kaum zwei Minuten stillsitzen.
    Sein Gast lächelte erleichtert und ein Kranz von Fältchen entstand um die blitzenden Augen.
    „Kommst du voran?“, erkundigte er sich.
    Jannis tauchte hinter Philo auf. Er fragte murmelnd nach seinen Getränkewünschen und verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
    Elas legte den Pinsel ab und betrachtete sein halb fertiges Bild kritisch.
    „Ich bin zufrieden“, erklärte er und nickte. Dann stand er auf, wies mit der Hand auf die bequeme Sitzgruppe unter der dicht belaubten Pergola und ließ sich in einem Sessel nieder, von dem aus man das Meer sah.
    Philo plumpste in den zweiten und stöhnte erleichtert. Er zerrte ein Feuchttuch aus dem Spender, nahm den Hut herunter und wischte sich die gerötete Stirn ab. Schweißflecken zeigten sich unter den Achseln des luftigen weißen Oberteils, und das obwohl es aus dem neuesten Gewebe gefertigt war, wie Elas bemerkte. Es besaß die Fähigkeit, den Körper zu kühlen. Offenbar schaffte es das bei Philo aber nicht.
    „Weißt du eigentlich, wie schön du es hier hast?“, ächzte dieser in dem Moment, streifte die Sandalen von den Füßen und legte den Kopf auf die Lehne. „Manchmal wundere ich mich, dass du überhaupt etwas um dich herum wahrnimmst.“
    Elas betrachtete ihn lächelnd.
    „Was führt dich her?“, wollte er wissen und nippte an seinem Wasser.
    Philo nahm Jannis dankend das eisgekühlte Limetten-Yolé ab und trank in großen Zügen. „Ich habe ‚Korfu am Abend‘ verkauft“, verkündete er, als er absetzte und das Glas auf den niedrigen Holztisch zwischen ihnen stellte. „Zweihundertsiebzigtausend Goldeinheiten. Und der Typ hätte weiter geboten, wenn es noch einen weiteren liquiden Interessenten gegeben hätte.“
    „Zweihundertsiebzigtausend?! Du hattest einhundertfünfzig geschätzt!“ Elas rieb sich über den grauen Bart.
    „Ich weiß.“ Philo hob entschuldigend die Hände. „Sie haben sich fast darum geschlagen.“
    Zufrieden lehnte Elas sich zurück und musterte seinen Agenten. Er wusste, dass das zähe Ringen um das Bild noch den gesamten Sonntag angedauert hatte. Offensichtlich waren die beiden Kontrahenten erst heute Morgen an ihre finanziellen Grenzen gestoßen.
    ‚Korfu am Abend‘ war eine seiner kleineren Leinwände gewesen. Eine weiße Villa auf einem Hügel, im Hintergrund ein smaragdgrünes Meer und die sinkende Sonne über dem Horizont. Er hatte lange mit sich gerungen, es zu verkaufen. Die weiße Villa war sein Elternhaus. Er hatte sie unzählige Male zu den verschiedensten Tageszeiten gemalt. Aber die Abendstimmung war eine Erinnerung an den Tag, an dem er Villa, Familie und sein ganzes, damaliges Leben hinter sich gelassen hatte, um seinen Traum zu verwirklichen. Sechsunddreißig Jahre lag das zurück und er hatte nie wieder einen Fuß auf die Marmorfliesen in der Vorhalle gesetzt. Zu tief war die Kluft zwischen ihm und seinem Vater gewesen, zu wenig Verständnis hatte er gefunden für seine große Leidenschaft, das Malen. Als pflichtbewusster Sohn war er wie sein Zwillingsbruder Mestor nach Athen gegangen, weil es das Familienoberhaupt für die Söhne so vorgesehen hatte. Er selbst, um Medizin zu studieren, während Mestor die Biochemie gewählt hatte. Doch das Studium war eine Qual gewesen und mit zwanzig zog er einen Schlussstrich. Er packte ein paar Sachen, umarmte seine Mutter und verließ den weißen Palast ohne einen Funken Bedauern. Zu Fuß marschierte er bis zur Fernstraße, reckte den Daumen in den Wind und stieg beim ersten Auto ein, das anhielt. Irgendwann auf dem Weg hatte er sich umgedreht und zurückgeschaut. Und das, was sich seinen Augen bot, hatte er auf ‚Korfu am Abend‘ festgehalten.
    „Weißt du, wer der Kunde war?“, fragte er beiläufig.
    „Er wieder. Der anonyme Bieter. Er lässt ausrichten, dass er deine Arbeit auch weiter interessiert verfolgen wird. Da scheinen also noch mehr Scheine oder besser Goldeinheiten zu winken.“
    Elas‘ Blick wanderte zu seinem angefangenen Werk. Ares hatte erzählt, dass Mestor Bilder von ihm besaß. Wahrscheinlich steckte also sein Bruder hinter diesem anonymen Bieter, damit er nicht erfuhr, wer der Käufer war. Korfu war auch Mestors Heimat.
    Elas presste die Lippen zusammen. Er würde die Villa nicht noch einmal malen. Langsam trank er sein Wasser aus und stand auf. „Ich fahre weg, sobald das Bild hier fertig ist.“ Er deutete zur Staffelei. „Als Nächstes male ich den Hafen von Athen, und zwar vom Xerxis’ Throne.“
    Überrascht riss Philo die Augen auf. „Den – Hafen?“, wiederholte er verblüfft. „Wieso das denn?“
    Er lächelte versonnen. „Weil ich wissen will, ob ich auch etwas anderes kann als kitschige Landschaften.“ Er drehte sich um und betrachtete seinen Agenten sinnend. „Und weil ich Korfu aus meinem Kopf bekommen muss“, fügte er hinzu. Er nickte leicht, um Philo deutlich zu machen, dass er darüber nicht diskutieren würde. Dann ging er in den kühlen Wohnraum. Er würde sich eine Weile hinlegen und dann am Nachmittag weitermalen. Hinter sich hörte er, wie Philo sein Glas auf den Tisch stellte, die Sandalen anzog und aufstand.
    Der melodische Türgong erklang.
    „Sie haben zwei Gäste“, meldete die Serviceeinheit, doch Elas reagierte nicht. Das Empfangen von Gästen war Jannis‘ Aufgabe.
    „Besuch“, hörte er Philo verwundert fragen. „Wer kommt denn hier heraus in deine Abgeschiedenheit?“
    „Keine Ahnung“, gab er zurück. „Werde ich aber gleich erfahren.“ Sein Angestellter würde die Gäste hereinbitten, sie in der Vorhalle bei einem Getränk warten lassen und dann melden, wer gekommen war.
    „Gut, ich geh dann mal. Wenn es etwas Neues gibt, gebe ich Bescheid.“ Philo hob grüßend die Hand und verließ den Raum.
    „Mach das.“
    Elas sah seinem Agenten nach. Philo hatte die Tür offen gelassen, denn gleich würde Jannis hereinkommen und die Besucher anmelden.

    Hier geht's weiter: Kapitel 60 (3/4)

    Zuerst herzlichen Dank, Thorsten und Dinteyra !

    Antwortbox und ECHTER Spoiler

    Eure Gedanken zum Text haben mich wiedermal ins Grübeln gebracht. Das ist nicht immer einfach und trotzdem sehr wichtig für mich.

    Um... wieso musste er dann nach Athen? Der einzige Grund zum Bilder Kaufen nach Athen zu fliegen ist, die Bilder in Augenschein zu nehmen

    Das hab ich so nirgends hingeschrieben. Aber du hast Recht: Zum Bilderkauf muss er nicht nach Athen fliegen. :thumbup:

    Koennte Ares auffallen dass das irgendwie komisch ist einen langen Trip zu machen um dann am Ende ein paar Kilometer von dem Bild entfernt zu sein das man kaufen will.

    Ja, hier könnte ich noch einen Gedanken bei Ares einschieben, das klingt gut.

    Offenbar hat Mestor ja irgendwie Verbindungen zum Bruder wenn er seine Bilder kauft - wenn auch anonym. Und er hat schon dessen Sohn geklaut, was ein potentielles Risiko darstellt - ohne Elas gleich umzubringen.

    Also, ich halte es schon fuer moeglich dass Mestor sowas macht, aber so zwingend wie Ares das hier wahrnimmt scheint mir das alles nicht, so einen bekannten Maler aus dem Weg zu schaffen ist ja auch nicht so problemlos zu haben, Elas ist ja schon eine oeffentliche Person wo ein Interesse an Aufklaerung besteht - das waere auch ein Risiko fuer Mestor (Verwandte werden ja fast immer bei Mordermittlungen unter die Lupe genommen weil sie moegliche Motive haben - Erbe zum Beispiel).

    Ich weiß jetzt nicht, was du mit 'Verbindung' konkret meinst. Der Kauf der Bilder war ja anonym, es gab keinen Kontakt. Und Elas wusste nichts davon.
    Dass Mestor weiß, wo sich sein berühmter Bruder aufhält, ist für Ares klar. Und der Gedanke an Webster (von dem Mestor sich bedroht fühlte durch dessen Ankündigung, an die Öffentlichkeit zu gehen) war hier der Vater für die Befürchtung "aus dem Weg räumen".
    Aber Mestor hat ja auch noch andere Möglichkeiten, Bedrohungen aus dem Weg zu schaffen, ohne den Betreffenden zu töten. Nur kommt Ares in diesem Moment gar nicht darauf. Er hat einfach nur Angst, dass Mestor Elas töten lässt.
    Dass Mestor Elas nur belogen und nicht gleich umgebracht hat, als er Ares entführte, kommt auf das Konto "Reste sentimentaler Anwandlungen in bezug auf Familie". Da steht auch schon, dass er unbedingt Ares als Nachfolger will, weil - Familie. Nicht nachvollziehbar, unlogisch, angreifbar machend, aber vorhanden.
    Dass es Mestor gelingen würde, Elas zu beseitigen, daran zweifle ich nicht. Er würde sich nie die Hände selber schmutzig machen, weswegen Mordermittlungen bei Familienangehörigen ihm keine Kopfschmerzen bereiten dürften. Er wäre zum fraglichen Zeitpunkt hundertprozentig im Ring gewesen. Und er würde einen Ort finden, an dem die Tat kein Aufsehen erregt. Ein abgeschiedenes Plätzchen.

    Ja oder er ist ein guter Schauspieler. Ich trau Mestor gerade alles zu.

    Das freut mich sehr. Genauso möchte ich es haben. ^^

    Zwischenzeitlich hatte ich den Verdacht, dass er Cathy in den Ring geholt hat, um Ares auszuspionieren. Deshalb beruhigt es mich, dass Ares ihr nicht mehr erzählt hat.

    Interessanter Gedanke! :hmm: Ich sag mal weiter nix dazu ;)


    So, heute zurück nach Griechenland zu Elas. Einer der wenigen Parts aus der alten Version, den ich ein wenig zurechtbiegen musste. Ich hätte es echt bedauert, wenn er in der neuen Version keinen Platz gefunden hätte. :sun:

    Zum vorigen Teil: Kapitel 59 (2/2)

    ~~~ Kapitel 60 ~~~

    Kapitel 60 (1/x)

    Die Sonne brannte vom tiefblauen Himmel herab und Elas erkannte, dass in der Ferne über den Dächern des griechischen Küstendorfes die Luft zitterte. Jeder, der die Möglichkeit dazu hatte, suchte sich bei so einer Hitze einen Platz im Schatten und vermied es, sich zu bewegen.
    Elas hingegen genoss die Sonne. Ihm machten solche Temperaturen nichts aus. Er war ein Kind des Mittelmeeres und kehrte auch nach den ausgedehntesten Reisen über den Globus immer wieder hierher zurück. Jetzt gerade saß er mit der Staffelei auf der Terrasse seines Hauses und versuchte – wie unzählige Male vorher – die Wellen, die in stetem Rhythmus an das Ufer schlugen, auf die Leinwand zu bannen. Der Wind, der sie gischtend heranrollen ließ, hatte ihm schon zweimal den Strohhut vom Kopf gerissen. Heute hatte er sogar die Staffelei beschweren müssen, damit sie nicht umgeweht wurde.
    Gedankenverloren starrte er auf die türkisblaue Ägäis hinaus, während der Pinsel in seiner Rechten das Blau mit etwas Weiß vermischte. Das Wasser - sonst so klar, dass man in den felsigen, kleinen Buchten bis auf den steinigen Grund hinabschauen konnte - war heute aufgewühlt und ständig in Bewegung.
    Gestern Abend hatte er sich in Athen in den Gleiter gesetzt, um nach Hause zu fliegen. Philo war mit ihm gekommen. Sein Agent plauderte munter über das vergangene Wochenende, hatte jedoch nach kurzer Zeit einsehen müssen, dass er keine Lust hatte, sich zu unterhalten. Es gab zu viel, über das er nachdenken musste.
    Während des Sonntages war keine Zeit dazu geblieben. Noch auf dem Rückweg vom Griechischen Viertel zum Hotel war eine Nachricht von Philo gekommen. Kunden wünschten ein persönliches Gespräch mit ihm. Betuchte Kunden. Das war von Philo extra betont worden und es hatte die Gedanken erst einmal in den hintersten Winkel seines Kopfes verdrängt. Auch der Nachmittag war angefüllt mit Terminen. Die Presse, der am Samstagabend der Zutritt zur Vernissage verwehrt worden war, forderte ein Interview ein, und am Abend gab es einen weiteren Empfang, diesmal nur im kleinen Kreis mit einigen Freunden. Er konnte zufrieden sein. Seine Werke waren bis auf einige Ausnahmen verkauft. Philo verstand sich auf seine Aufgabe. Das Wochenende konnte nur als absoluter Erfolg bezeichnet werden.
    Und jetzt saß er hier und versuchte, die Mittagsstimmung an dieser rauen Küste einzufangen, während seine Gedanken bei dem Abend weilten, an dem er Ares wiedergesehen hatte. Seinen totgeglaubten Sohn, der ihm durch eine Laune des Schicksals über den Weg gelaufen war.
    Die Hand mit dem Pinsel sank herab und blieb auf seinem Oberschenkel liegen. Grübelnd starrte er erneut auf das Wasser. Mestor hatte ihn mit einer Falschmeldung glauben lassen, dass Ares tot war.
    Wieder kam dieser unbändige Zorn in ihm auf. Schon am Samstagabend hatte er ihn gespürt. Doch er war ruhig geblieben, genau wie am Sonntagmorgen. Heute wunderte er sich, wie ihm das möglich gewesen war. Man erfuhr ja nicht alle Tage, dass einem der Sohn gestohlen wurde, noch dazu vom eigenen Bruder.
    Tief durchatmend hob er den Kopf. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, nur ein paar Möwen taumelten mit ausgebreiteten Schwingen über den Wellen und ließen sich vom Wind tragen. Sein Blick wandert zum Haus hinüber. Eine Weile hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich selbst eines bauen zu lassen. Eines, das er nach seinen Wünschen gestalten konnte. Doch Philo hatte die kleine, abgeschiedene Villa am Strand entdeckt, die keiner kaufen wollte, weil sie zu abgelegen lag. Für ihn jedoch war sie perfekt. Hier hatte er Ruhe. Hier konnte er malen. Hier wollte er leben.
    Er hatte sie gekauft. Ohne Besichtigung. Erst als er das erste Mal herkam, erfuhr er, dass sie einem Mann gehört hatte, der wohl unter Verfolgungswahn litt. Das Grundstück war umzäunt. Das allein war nichts Ungewöhnliches, obwohl er Hecken den Zäunen vorzog. Aber das Haus selbst glich einer Festung. Man konnte vom Wohnraum aus in einen geheimen Raum gelangen, den der Makler als bombensicher angepriesen hatte. Und man konnte von dort aus das Haus abriegeln. Wer drin war, konnte nicht hinaus, wer draußen war, konnte nicht hinein.
    Elas hatte gelacht über diese Sicherungseinrichtungen und sich geweigert, dafür extra zu bezahlen. Soweit er wusste, gab es niemanden, der ihm etwas Böses wollte. Aber nun hatte Ares mit seiner Geheimniskrämerei um ihr Treffen in Athen dieses Wissen in Frage gestellt. Nur – wovor fürchtete sich Ares?
    Noch einmal atmete er tief durch und richtete den Blick dann wieder auf das Bild. Er hatte unzählige Ansichten von Griechenland gemalt. Von halbfertigen Skizzen über größere Entwürfe bis hin zu Werken auf Leinwänden, die höher waren als er selbst. Dieses Land faszinierte ihn und nicht nur das: Er war süchtig danach. Blauer Himmel, sandige Strände, schroffe Gestade, pittoreske Dörfer mit weiß gekalkten Häuschen und freundlichen Menschen. Hier war die Zeit stehengeblieben. Er hatte nie das Bedürfnis gespürt, woanders zu leben, denn es war seine Heimat.
    Schritte hinter ihm kündigten an, dass seine selbstgewählte Abgeschiedenheit gestört wurde. Brachte der Angestellte neues Wasser? Sein Glas war leer und würde unaufgefordert durch ein volles ersetzt werden.
    „Ich hoffe, du hast nichts gegen eine kurze Störung, Elas.“
    Er wandte sich um und schob den Strohhut in den Nacken. „Wenn du es bist, ist es in Ordnung.“

    Hier geht's weiter: Kapitel 60 (2/x)

    Trösterli

    So sollst du dich keinesfalls fühlen,

    nur weil dir die Lyrik mal fehlt.

    Schon dass du den Umstand bedauerst,

    zeigt, dass man zu Menschen dich zählt.


    Nicht ‚Stück‘ und schon gar nicht das ‚wertlos‘

    soll dienen dir als ein Vergleich

    für dich in der Pause des Schaffens.

    Du bist trotz der Hitze sehr reich.


    Sie kann dir die Worte nicht rauben,

    sie sind ja noch allesamt da.

    All deine Geschichten und Reime,

    sie warten und reifen, sind nah.


    Drum atme tief durch, sei nicht frustig.

    Zum Abruf sind sie stets bereit.

    Bald dichtest und schreibst du auch wieder.

    Für alles gibt es eine Zeit.

    Herzlichen Dank für euer Feedback, Thorsten und Ichuebenoch . Ich bin ziemlich froh zu hören, dass ich nicht ganz allein dastehe mit meinem Mestor-Bild im Kopf. Wäre echt ein Grund gewesen, das Ganze nochmal zu überdenken. Aber schon der Gedanke daran fühlt sich an wie gegen den Strich bürsten. X/ Ich werde Mestor deshalb so lassen, wie ich ihn bisher dargestellt habe, aber vielleicht öfter eine Bemerkung zu seiner Persönlichkeit fallen lassen, damit solche Offenbarungen dann nicht ZU überraschend kommen.

    Da ich morgen keine Zeit haben werde, kommt heute schon der nächste Part.

    Zum vorigen Teil: Kapitel 59/1

    Kapitel 59 (2/2)

    Die Zeit schien stillzustehen. Sie sahen einander an. Um Mestors Lippen spielte ein schmales Lächeln.
    Ares sah es und es gelang ihm, überrascht die Augen aufzureißen, ohne damit den Schrecken zu offenbaren, der ihm in die Glieder gefahren war.
    „Ach ja? Geschäfte?“ Er hoffte, dass es so gleichgültig geklungen hatte, wie er es beabsichtigt hatte.
    „Nein, privat. Ich habe ein neues Bild gekauft.“
    Ares überlegte blitzschnell. Mestors Hand hatte beiläufig auf die beiden Ölgemälde gewiesen, die über der Sitzgruppe hingen. Also wusste er, dass Greco in Athen ausgestellt hatte. War er ebenfalls im Terastios gewesen?
    „Im Hotel war auch eine Ausstellung. Caty zuliebe bin ich mit hingegangen. Die Bilder sahen deinen sehr ähnlich. Ich vermute mal, dass du dort gewesen bist?“
    Mestor schüttelte den Kopf. „Es stimmt, ich habe eines dieser Bilder gekauft. Aber ich gehe niemals selbst dorthin. Für so etwas habe ich einen Angestellten.“
    „Woher weißt du dann, wie die Bilder aussehen? Kaufst du sie unbesehen?“
    Jetzt lachte Mestor. „Nein. Er trägt ein Okulon. Und ich sage ihm, was er kaufen soll. Er hat freie Hand. Ich setze kein Preislimit.“
    Ein Okulon, dachte Ares. Wie clever. Wenn das, was der Mann dadurch sieht, aufgezeichnet wird, ist es durchaus möglich, dass auch ich auf dem Video zu sehen bin! Hoffentlich nicht zusammen mit Greco ...
    „Eine interessante Vorgehensweise. Du willst also anonym kaufen. Wieso darf dieser Maler nicht wissen, wer du bist?“
    Die Frage war ein Schritt nach vorn. Ares hatte es satt, aus der Defensive zu agieren. Er fühlte sich wie bei einem Verhör. Mestor verbarg das gut und hatte bis jetzt nicht durchblicken lassen, dass er von Ares‘ Ausstellungsbesuch wusste. Aber jetzt verschloss sich sein Gesicht.
    „Ich gebe mich gern geheimnisvoll“, gab er knapp zurück. „Und du? Bist du wirklich nur wegen deiner Begleiterin bei der Ausstellung gewesen?“
    Fast hätte Ares seine Freude gezeigt. Mestor wusste nichts. Er forschte. Er vermutete.
    Ein Nicken war alles, was er sich erlaubte. „Weswegen sonst? Denkst du ernsthaft, ich will mir Bilder anschauen? Ich habe mir ganz oben in dieser Halle einen Platz gesucht, an dem ich ungestört sitzen, Gambrazzo trinken und warten konnte, bis Caty genug hatte. Langweilig, aber wenigstens ungestört.“
    „Du hast den Maler nicht gesehen?“
    Jetzt hatte Mestor sich verraten. Er wusste nichts von der Begegnung mit Greco. Ares triumphierte, rief sich aber sofort zur Ordnung. Das hieß keineswegs, dass ihm nicht doch noch jemand auf die Spur kommen konnte. Falls dieses Okulon aufgezeichnet hatte, was der Mann während dieses Abends betrachtete, dann war es durchaus möglich ...
    „Nein. Ich bin froh, wenn ich solche überspannten Künstlertypen nicht treffen muss. Ich wollte meine Ruhe haben.“ Er sah demonstrativ auf sein ComPad. „Wie ist es – können wir jetzt essen? Ich bin müde, denn ich habe auf dem Flug nicht viel geschlafen.“
    Mestor musterte ihn noch einen Moment prüfend, dann nickte er und erhob sich.
    „Bitte“, meinte er und wies auf das Servicepaneel auf der Tischplatte. „Such dir etwas aus und bestelle. Möchtest du noch etwas trinken?“
    Ares stand ebenfalls auf. „Ein Yolé, light“, antwortete er, während er sich den Anschein gab, die Auswahl zu betrachten. Doch seinen Blick hatte er auf Mestor gerichtet.
    Auf den Mann, der nicht mehr sein Vater war.

    Später am Abend auf dem Weg zurück in sein Quartier dachte er noch einmal über diese seltsame Unterhaltung mit Mestor nach. Er hielt sich nicht selbst für eine Koryphäe, was Kommunikation anging, aber dass Mestor gern erfahren hätte, was in Athen passiert war, hatte er mühelos erkannt. Es war wie bei diesem Gespräch vor vier Wochen gewesen, bei dem Mestor ihm Umsturzpläne unterstellt hatte. Auch da hatte er sich bemüht, den Eindruck zu vermitteln, dass er genau Bescheid wusste und nur das Geständnis brauchte. Und doch war es nicht mehr als ein plumper Versuch von ihm gewesen. Genau wie heute Abend. Mestor hatte kein Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen. Er war nicht wie dieser Decker.
    Als Ares an die von Webster aufgezeichnete Unterhaltung der beiden Männer in Mestors Quartier dachte, presste er unwillkürlich die Lippen zusammen. Ja, Decker war ein ganz anderes Kaliber. Er versteckte seine Gedanken sorgfältig hinter seiner freundlich lächelnden Maske und den perfekten Manieren. Aber ihn zum Gegner zu haben ...
    Ob Mestor ihm alles abgekauft hatte, was er von seinem Athen-Wochenende erzählt hatte? Oder prüfte er jetzt die Aufzeichnung des Okulons, nachdem er wusste, dass Caty und er die Ausstellung besucht hatten? Sie waren so vorsichtig gewesen, aber dass jemand solche Dinger verwenden könnte, daran hatten sie bei der Planung der Athenreise nicht gedacht. Diese verdammten Kontaktlinsen konnten ihre Daten sofort ins Netz einspeisen, was ihnen eine unbegrenzte Sendedauer bescherte. Was, wenn es tatsächlich Aufnahmen gab, die ihn und Elas Greco im Gespräch zeigten? Wenn vielleicht sogar erkennbar war, wie schockiert er auf Elas‘ Offenbarung reagiert hatte?
    Und was, wenn Mestor dann eine zweite Begegnung zwischen Neffe und Bruder unbedingt verhindern wollte? Was, wenn er die GPS-Daten von beiden weiterverfolgte und dahinterkam, dass sie zusammen im Griechischen Viertel am Strand gewesen waren? Natürlich würden die nicht so genau sein, dass sie ein Treffen beweisen konnten, aber reichte schon der Verdacht aus, um Mestor in Panik zu versetzen? Was, wenn er Elas kontaktierte?
    Wir haben uns nie getroffen. Niemals miteinander geredet. Ich habe keine Ahnung, wer du bist, und du hast keine Ahnung, wer ich bin. Und so muss es auch bleiben. Das hatte er bei seinem Abschied zu Elas gesagt. Seine letzten Worte bei ihrem Treffen in der Cafeteria. Würde sich Elas an diese Anweisung halten?
    Heißer Schrecken durchfuhr ihn. Vielleicht würde Mestor gar nicht erst mit seinem Bruder sprechen, sondern ihn vorsichtshalber gleich aus dem Weg schaffen? Ja! Wer Mestors Ziele gefährdete, der starb! Das hatte der Kyrios bereits bewiesen, indem er anordnete, Webster zu beseitigen. Und er würde sich nicht selbst die Finger schmutzig machen. Er würde Decker ...
    Noch bevor der Gedanke zu Ende gedacht war, begann Ares zu rennen. Es war nicht weit bis zu seinem Quartier und nur dort würde er über einen geschützten Kanal eine Warnung an Elas schicken. Sein Vater war in Lebensgefahr.

    Lese ich das jetzt richtig, dass Ares erwartet hat, dass sie ihn erkennt und da sie es nicht getan hat, spricht er sie nun darauf an? Das macht grundsätzlich schon Sinn. Mir ist allerdings immer noch nicht ganz klar, warum er sie mitgenommen hat und ihr das nun erzählt, aber das werden wir wohl noch erfahren. Ich nehme an ein paar zärtliche Gefühle spielen eine Rolle.

    Ich warte mal, bis du die drei Kapitel aufgeholt hast. :D Vielleicht hat sich die Frage ja dann erledigt. ^^ Wenn nicht, gib einfach nochmal kurz Bescheid, ja?

    Vielen Dank, Dinteyra , für dein Feedback zu meiner Frage. Ich habe die betreffende Stelle jetzt angepasst und hoffe, dass es so besser rüberkommt, wie Mestor sich im Ring verhält.

    Korrigierte Stelle

    Danke für dein Feedback, Thorsten , hast mir wieder Stoff zum Nachdenken beschert. X/ Aber das ist gut so, hör bitte nicht auf damit. :thumbup:

    Antwortbox

    Caty arbeitet jetzt im Ring, ja? Und ist dann einfach mit Ares mitgekommen, und deswegen sitzt sie jetzt auch im Gleiter zurueck. Habe ich das richtig verstanden?

    Aber wenn das so ist - wieso weiss sie nicht wie der Kyrios aussieht? So gross ist der Ring ja nicht, und bei Mestors Ego kann ich mir vorstellen dass er in jedem Orientierungsvideo 'Willkommen im Ring' prominent zu sehen ist und neuem Personal ein paar warme Worte mitgibt (wie das ein CEO halt so macht...). Oder dass Bilder von ihm rumhaengen. Dass sie unter den Umstaenden so gar keine Ahnung hat wie er aussieht finde ich dann doch seltsam - oder uebersehe ich was?

    Zum ersten Part im Zitat: zweimal "ja" ^^

    Zur Frage bezüglich der Kyrios-Physiognomie: Nein, in meinem Kopf hat Mestor nicht das Ego, sich überall mittels Konterfei zu präsentieren. Er ist abgeschieden, will nur mit wenigen Leuten vom Ring Kontakt haben (Commandant und Axiome der Emerald-Garde). Willkommenssprüche o.Ä. gibt es keine. Er hat nicht das Verlangen, sich selbst darzustellen. Und auch nicht, jemandem warme Worte mitzugeben. Würde ja eh nur neue Servicer oder Gardisten betreffen und die erhalten ja ihre Ring-Einweisung über den Helm (Allerdings ohne Gedächtnislöschung). Ich ordne Mestor eher in die Kategorie "menschenscheuer, verschrobener Wissenschaftler" ein.
    Ich finde das sehr spannend, dass die Mestors in unseren Köpfen so unterschiedlich sind. Und mich würde wirklich interessieren, wie ihr das seht, Kirisha , Dinteyra, Alraniss und Ichuebenoch . Kann ja sein, dass ich die Einzige bin, die ihn so zurückgezogen sieht. Dann müsste ich mich auf jeden Fall nochmal ransetzen, um das duetlicher hervorzuheben.

    Wenn Caty den Kyrios kennt, würde das bedeuten, dass ich das Kapitel mit der Ausstellung umschreiben muss, denn dann müsste ihr sofort die Ähnlichkeit mit Greco auffallen. :hmm:

    Ich bin gespannt, was ihr sagt. :thinking:

    Gefällt mir gut, wie sich das entwickelt.

    Spoiler anzeigen

    Schön zu wissen, was in Arnagrds Vergangenheit passiert ist. Dass da etwas war, hast du ja behutsam, aber konsequent aufgebaut. Und ich bin froh, dass Arngard Tanred nicht gefragt hat, was es ist, womit sich Perren, Ketran und Wulfgar beschäftigen. Nein, sie hat gleich klar gemacht, dass sie damit nichts zu tun haben will. Muss einerseits eine Erleichterung für Tanred sein, denn dann muss er sie nicht anlügen. Andererseits geht aber auch die Geheimniskrämerei gegenüber Arngard weiter für ihn. :/

    Ein Kleinigkeit ist mir aufgefallen:

    bin nachher in unserem Quartier unter ihm gelegen und hab' seine Berührungen ertragen und die richtigen Geräusche gemacht... Und als er dann eingeschlafen war... ich war die halbe Nacht wach, und irgendwann hab' ich meinen Dolch genommen und in seine Kehle gestoßen, immer wieder, bis die Geräusche aufgehört haben und er still da lag..."

    Hier entsteht der Eindruck, dass Arngard auch während der tat selbst noch die Geräusche macht. Aber das meinst du doch nicht, oder?

    Starker Text, TiKa444 , gefällt mir. Zeigt die "ich mach mein Ding"-Mentalität der Jugend kominiert mit dem "manches muss man hinnehmen". Vor allem der Schluss ist gelungen.
    Und das Gedicht selbst aus der Sicht des Verstorbenen zu lesen find ich sehr ungewöhnlich, aber gut! :thumbup: