Die Legende vom Winterkönig - Neufassung

Es gibt 872 Antworten in diesem Thema, welches 267.810 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Juli 2020 um 01:06) ist von kalkwiese.

  • Irgendwann riss Nisha einfach der Geduldsfaden. Bis jetzt hatte sie sich artig an der Wand zusammengekauert und darauf gewartet, dass Zeit verging. Zwischendurch hatte sie noch einmal geschlafen. Und jetzt war sie es einfach leid. Diese Dunkelheit nagte an ihren Nerven.
    Sie musste etwas tun, sich bewegen.
    Vorsichtig, mit den Fingerspitzen die Wand berührend, machte sie sich auf, die Größe ihrer Zelle zu erkunden. Fast wäre sie gestolpert und gefallen, als sie eine Stufe erreichte. Eine Treppe in einem Verlies? Es waren nur zwei Stufen, trotzdem ging sie sehr vorsichtig weiter. Ob das gar keine Zelle war, sondern ein Gang, der tiefer in das Zwergenreich führte? Nein. Der Ruck in ihrem Fuß, als dieser vor eine Wand stieß, machte ihrer Hoffnung ein Ende.
    Verdammt! Ihre ausgestreckte Hand ballte sich zur Faust und schlug auf den Stein. Sie war wütend. Ein paar Mal trat sie vor die Mauer, einfach, um ihren Frust abzulassen. Keuchend beschloss sie, dass es noch nicht genug war, und holte aus.
    „Scheiße!“, fluchte sie und trat mit aller Kraft vor die Wand. Und noch einmal. Sie hatte feste Schuhe an und wartete darauf, dass der Schmerz sie zur Besinnung brachte, aber es tat noch nicht weh.
    „Verdammte Scheiße!“ Viermal trat sie noch zu, dann fing ihr Bauch an zu beben und ihre Augen wurden nass. Schluchzend sackte sie schließlich an der Mauer zusammen, wie ein Häufchen Elend rutschte sie daran herunter.
    Zum ersten Mal ließ sie Gefühl zu, wenn auch nicht lange. Es brachte ja nichts, sich jetzt der Verzweiflung hinzugeben. Noch hatte sie sich nicht aufgegeben. Trotzig wischte sie sich die Augen trocken, atmete tief durch und setzte sich aufrecht an die Wand.
    Es dauerte einen Moment, bis sie spürte, dass sich eine gerade Kante in ihren Rücken bohrte. Ein paar Sekunden blieb sie still sitzen und prüfte das Gefühl. Tatsächlich. Langsam drehte sie sich um und tastete die Wand mit ihren Händen ab. Der Stein, vor den sie getreten hatte, war ein Stück tiefer in der Wand als die anderen.
    Nicht viel, aber etwas. Nisha erzitterte am ganzen Körper.
    Na endlich.
    Jetzt hatte sie etwas zu tun. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen den Stein, aber er schien sich nicht zu bewegen. Auch erneute Tritte dagegen brachten keinen Erfolg. Völlig außer Atem ließ Nisha sich wieder zu Boden sinken.
    Vielleicht war der Stein ja auch schon vorher ein Stück weiter in der Wand gewesen. Immerhin eins hatte ihre Aktion gebracht. Ihr war nicht mehr kalt. Dafür spürte sie ihren Hunger stärker. Sie rollte sich erneut zusammen und machte die Augen zu. So viel wie hier hatte sie noch nie geschlafen. Aber was sollte sie auch anderes tun? Zur Zeit war der Schlaf die einzige Möglichkeit, dieser Zelle zu entkommen.
    Als sie wieder wach wurde, geschah dies durch Hunger. Ihr Magen grummelte laut. Nisha hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in diesem lichtlosen Loch hockte, aber ein paar Tage würden es sein. Sie musste etwas essen. Vor allem, wenn sie weiter nach lockeren Steinen suchen wollte, denn dazu brauchte sie Kraft.
    Blind tastete ihre Hand über den Boden und stieß gegen einen leichten Widerstand. Die Schabe versuchte, zu flüchten, aber Nishas Hand war schneller. Mit vor Ekel verzogenem Gesicht steckte sich Nisha das zappelnde Insekt in den Mund und biss zu. Fast hätte sie erbrochen, würgend zwang sie sich dazu, das Tier zu zerkauen und herunterzuschlucken. Wie tief kann man sinken?
    Auch wenn ihr Körper nach mehr Nahrung verlangte, konnte Nisha sich nicht überwinden, erneut auf Schabenjagd zu gehen. Statt dessen machte sie sich ans Werk, die untere Steinreihe sorgfältig zu überprüfen.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Nicht aufgeben, Nisha! Du kommst da ganz bestimmt wieder raus!

    Also das mit der Schabe ist wirklich eklig, aber was sein muss, muss halt sein :S
    Ansonsten tut sie mir echt leid, aber ich finde gut, dass sie stark bleibt und weiterhin nach einem Ausweg aus ihrer Lage sucht :thumbsup:

    Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen ~R.B

    Sometimes you have to be your own hero.

  • Naja, Schaben sollen ja sehr eiweißßhaltig sein ... trotzdem, wäh :cursing:
    Weiter so, hol Nisha endlich da raus, melli!

  • „Da kann selbst ich nichts mehr machen, der ist hin, gute Frau!“ Gembries hielt den Kessel sehr vorsichtig in seinen Pranken. Das Ding war so marode, dass er aufpassen musste, es nicht versehentlich zu zerdrücken.
    „Ja aber ich brauch doch einen Kessel!“, jammerte die Frau. „Da ist doch nur ein kleines Loch drin, da unten. Das kannst du doch bestimmt flicken!“ Vorwurfsvoll bohrten sich ihre schmalen grünen Augen in Gembries Gesicht.
    „Kleines Loch hin oder her, der ist an allen Stellen so dünn, dass er gleich ganz auseinanderfällt“, brummte Gembries. „Den kannst du höchstens noch als Sieb verwenden, glaub es mir.“
    „Da unten ist er noch stabil!“, behauptete sie und deutete auf eine Stelle, die weit entfernt von dem Loch lag.
    Gembries Augen wurden schmal. Wenn er ja eins hassen konnte, dann, dass Kunden sich Ahnung anmaßten.
    „Stabil nennst du das?“ Eine Berührung mit seinem Zeigefinger, und auch an der Stelle klaffte ein Loch.
    „Oh! Jetzt hast du ihn ganz kaputt gemacht!“, empörte sich die Frau. „Das warst du! Jeder kann es bezeugen. Er hatte nur ein Loch, als ich ihn zum Flicken brachte, und jetzt hat er zwei! Du schuldest mir einen neuen Kessel!“ Angriffslustig hob sie das Kinn.
    Gembries erstarrte in der Bewegung und zählte innerlich bis zehn. Er kannte solche Kunden. Und er wusste aus Erfahrung, dass es nichts brachte, ihr den Kessel um die Ohren zu hauen oder sie eine alte Schnepfe zu schimpfen. Nichts gegen eine schöne Prügelei, aber mit Frauen als Gegner war das so eine Sache, das kam nicht gut.
    „Selbstverständlich!“, knurrte er deshalb zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und ging in den Wagen, als ihm etwas einfiel. Der Alten würde er es zeigen. Mit einem grimmigen Lächeln holte er aus seiner Schrottkiste einen völlig maroden Kessel hervor und lugte hoffnungsvoll hinein. Sehr gut, das Ding hatte nur ein Loch!
    „Bitte sehr, gute Frau!“ Mit einem fast gehässigen Grinsen überreichte ihr Gembries das Fundstück und erfreute sich an ihrem verblüfften Gesicht.
    „Aber der hat ja ein Loch!“, monierte sie sogleich den Tausch.
    „Ja“, erwiderte Gembries genussvoll, „er gleicht dem, den du mir zum Flicken brachtest, auf Haar und deshalb ist er ein fairer Ersatz.“
    Herausfordernd starrte er sie an.
    „Wo der Mann recht hat, hat er recht!“, kicherte eine andere Frau. „Und jetzt lass bitte auch mal andere nach vorne treten, Marga.“
    Als Alastair zum Wagen zurückkehrte, hatte Gembries schon deutlich bessere Laune als vorher und das, obwohl ihm die aktuelle Kundin gerade minutiös von ihrem Gliederreißen berichtete.
    Erstaunt unterbrach sie bei Alastairs Anblick die Schilderung ihrer Kreuzbeschwerden und schwenkte dann unvermittelt zum Thema Wetter über.
    Gembries war völlig darin vertieft gewesen, ein Stück Kupfer einzulöten und hatte das Gerede der Frau über sich ergehen lassen, doch als sie jetzt vom Wetter anfing, blickte er überrascht auf. Normalerweise folgte dem Gliederreißen die Verdauung und deren Probleme.
    Er sah, wie die Frau errötend auf den hübschen Jungen blickte und begriff, dass er vom leidigen Verdauungsthema verschont bleiben würde, solange das Fröschlein mit seinem edlen Gesicht bei ihm war. Da machte die Arbeit doch gleich nochmal so viel Spaß.
    „Junge, reich mir doch mal die Zange da, und dann nimm den Blasebalg und fache die Glut an!“, begann Gembries, Alastair in seine zukünftigen Aufgaben einzuweisen.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Zitat

    „Aber der hat ja ein Loch!“, monierte sie sogleich den Tausch.


    -> Was heißt monierte?

    Ansonsten sehr gut geschrieben und das Kopfkino läuft mit. Weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll :D

  • @justme:

    Was heißt monierte?


    reklamieren, beanstanden ;)

    So, jetzt muss ich wohl mal wieder ein längeres Stück Text in einem Handlungsstrang schreiben, sonst wird es zu unruhig. :whistling:

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    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Oh, das hat Gembries seeehr gut gemacht. Ein Part, den man beim Lesen wirklich genießen muss :thumbsup: Super geschrieben, melli :thumbsup:

  • Der Junge kam sofort mit glänzenden Augen Gembries´ Wünschen nach, und zwar mit der ihm eigenen, feierlichen Art und Weise.
    Man sollte meinen, er hilft mir gerade, Wunder zu vollbringen, grinste Gembries innerlich und klopfte die Schweißnaht glatt. Erst, als er den Kessel schon fertig hatte, fiel ihm die Stille auf. Niemand hatte versucht, ihm einen Knopf an die Backe zu quatschen, was sonst immer der Fall war. Stirnrunzelnd warf er einen kurzen Blick auf die Menge und fand auf den Mienen der Leute einen schwächeren Abklatsch von Alastairs feierlicher Ernsthaftigkeit.
    Unbehaglich kratzte er sich am Kopf.
    „So, der erste Kessel wäre fertig“, murmelte er und hielt ihm der Besitzerin hin.
    „Vielen Dank für deine Mühe, er ist ja wie neu!“, lobte sie seine Arbeit. Auch das war ungewöhnlich, denn jetzt ging es ans Bezahlen und normalerweise wurden die Menschen da sehr kritisch.
    „Was bekommst du von mir?“
    Gembries erkannte die leichte Befangenheit in ihrem Gesicht. Die Menschen hier waren nicht besonders reich gekleidet, die meisten Sachen mehrfach geflickt. Das waren Bauern. Selbstversorger! Ein guter Kesselflicker hatte einen Blick für seine Kundschaft. Geld würde die Frau kaum besitzen, und was wollte er auch hier davon schon kaufen?
    „Was du erübrigen kannst, am Besten, es ist essbar“, sagte Gembries freundlich. Die Frau strahlte ihn an und stellte den Kessel ab.
    „Warte bitte, ich hole dir schnell etwas“, erwiderte sie und kam kurze Zeit später mit einer kleinen, strohgefüllten Kiste wieder, in der viele Eier lagen. „Ich habe hier zwei Dutzend Eier. Ist das genug?“, fragte sie unsicher. Gembries nickte.
    „Bring die Kiste in den Wagen, Fröschlein, und du kannst deinen Kessel mitnehmen, er ist bezahlt.“
    Die Transaktion wurde von den anderen Dorfbewohnern aufmerksam beobachtet, die Wirkung kam einen Dammbruch gleich. Plötzlich hatte jeder etwas zu flicken und zu reparieren, und Gembries war bis zum Einbruch der Dämmerung beschäftigt. Er kam zügig voran, nicht zuletzt, weil Alastair sich als sehr lernfähig erwies und ihm vieles abnahm. Es dauerte keine Stunde und der Junge wusste genau, wie die Glut der Braunkohle leuchten musste, um die richtige Temperatur aufzuweisen, und kümmerte sich selbstständig darum. Gembries war sehr zufrieden. Vor allem, als er schließlich Feierabend machte und die Lebensmittel im Wagen in Augenschein nahm. Neben den Eiern hatten sie zwei ganze Schinken, viel Wurst, mehrere Laibe Brot, eingewecktes Gemüse, Butter, Milch, Bier, Käse, einen Kuchen, eine Suppe, Erdbeeren und Johannisbeeren erhalten. Ihm lachte das Herz im Leibe. Schnell füllte er die Suppe in einen Topf und stellte ihn auf die letzte Glut.
    „Das ist eine gute Idee mit dem Dach“, wies Alastair auf das Konstrukt, dass Gembries in die Seite des Wagens eingehängt hatte, um die Kohlen vor dem Regen zu schützen.
    „Man muss bei jedem Wetter arbeiten können, Junge.“ Alastair nickte zustimmend.
    „Wie lange werden wir hier bleiben?“, wollte er dann wissen.
    „Na, gar nicht. Morgen früh fahren wir direkt weiter“, antwortete Gembries verblüfft. „Wieso sollten wir noch hierbleiben? Die Arbeit ist getan, das Dorf versorgt.“
    „Fährst du immer direkt weiter, wenn die Arbeit getan ist?“
    Gembries nickte.
    „Sicher. Komm, die Suppe ist heiß. Lass uns etwas essen. Du hast gut gearbeitet heute.“

    Alastair spürte, wie ihm die Wärme ins Gesicht stieg. Die Hausmutter hatte Unrecht gehabt, er war kein nutzloser Fresser. Das hatte er selbst zwar schon lange geahnt, aber es tat gut, es auch von jemand Anderem bestätigt zu bekommen. Lächelnd und stolz schlürfte er den Rest seiner Suppe aus der Schüssel, ganz im Bewusstsein, sich diese Mahlzeit ehrlich verdient zu haben. Gembries reichte ihm ein Stück Brot, mit dem er seine Schüssel auswischte, bevor er hineinbiss. Die Kruste war noch knusprig, das Brot ganz frisch. Köstlich! Eigentlich wäre er gerne noch länger in dem Dorf geblieben, aber er verstand auch, dass Gembries in die Hohe Feste wollte, um den Tod seines Onkels anzuzeigen.
    Irritiert hielten seine Gedanken inne.
    Gembries hatte sich gerade nicht so angehört, als würde er überhaupt irgendwo länger verweilen. Aber vielleicht hatte er ihn auch nur falsch verstanden. Gembries hatte nur „Sicher“ gesagt und war mit seinen Gedanken schon beim Essen gewesen. Wahrscheinlich hatte er ihm gar nicht richtig zugehört.
    Alastair freute sich auf die Hohe Feste. Im Leben hätte er nicht erwartet, diese sagenhafte Zwergenburg mal selbst sehen zu können. Die Hohe Feste war der Ort der Gelehrtheit, sowohl des normalen Wissens wie auch der Magie. Vielleicht würde er sogar einen Zauberer zu Gesicht bekommen. Alastair war fest entschlossen, sich jede Einzelheit seines Aufenthaltes in der Hohen Feste gut zu merken.
    Später einmal würde er dann seiner Frau, seinen Kindern und seinen Enkeln davon erzählen können.
    Im Geiste sah er sich als alten Mann, der in einem Schaukelstuhl saß, von seinen Erlebnissen berichtete und eine Schar von Enkeln hing an seinen Lippen und träumte, während seine Frau ihm nachsichtig zulächelte, weil sie all seine Geschichten schon kannte.
    Die meisten seiner Erzählungen würden aber von Gembries handeln, dem Bärenmann, der alleine fünf schreckliche Räuber besiegt und ihn dann aufgenommen hatte. Alastair lächelte verträumt.
    Jetzt, wo er satt war, überkam ihn schlagartig bleierne Müdigkeit und er konnte ein herzhaftes Gähnen nicht unterdrücken.
    „Ich gehe noch mal eben nach Hinz und Kunz sehen“, murmelte Gembries plötzlich. „Leg dich schon mal hin, Fröschlein, wir werden morgen zeitig aufbrechen.“

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    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Total toll geschildert, ich sah Grembies in dem kleinen Dorf mit Alistair richig vor mir :D
    Er hat schon ein einfaches Leben, scheint aber total im Reinen mit sich zu sein.
    Und wie Alistair sich selbst später vorstellt ist göttlich... als alten Opi im Stuhl ;)
    Guter Teil und gibt einen ausführlichen Einblick in das Leben eines Kesselflickers ;)
    :thumbsup:

  • Man sollte meinen, er hilft mir, gerade Wunder zu vollbringen, grinste Gembries innerlich und klopfte die Schweißnaht glatt.


    rein vom Gefühl her, würde ich das zweite Komma ein Wort weiter nach rechts schieben - muss aber nicht sein

    „Das ist eine gute Idee mit dem Dach“,wies Alastair auf das Konstrukt, dass Gembries in die Seite des Wagens eingehängt hatte, um die Kohlen vor dem Regen zu schützen.


    hinter dem ersten Komma fehlt ein Leerzeichen

    Eigentlich wäre er gerne noch länger in dem Dorf geblieben, aber er verstand auch, das Gembries in die Hohe Feste wollte, um den Tod seines Onkels anzuzeigen.


    dass

    Alastair scheint seine eigene Magie auf die Leute auszuüben :D Schade, dass das nur bei den Räubern nicht funktioniert hat. Ach, ich mag Alastair :D

  • Gembries ist wirkleich richtig nett und ein totaler Menschenfreund, was man ihm auf den ersten Blick vielleicht nicht zutrauen würde. Jeder andere hätte den armn Leuten das letzte Geld aus den Taschen gezogen- aber er ist halt nicht jeder andere Kesselflicker, es hat ja auch nicht jeder andere einen Gehilfen wie Alastair bei sich :)
    Die beiden sind einfach toll, das absolute dream-team :love: Ich freue mich schon darauf, wie es weitergeht :thumbsup:

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    Sometimes you have to be your own hero.

  • Sie hatte systematisch alle Steine der untersten Reihe geprüft, gegen sie getreten und mit aller Kraft gedrückt, aber nichts erreicht. Ihre Zelle war groß, sie hatte viele Steine prüfen müssen und fühlte sich völlig verausgabt.
    Erschöpft kroch Nisha auf das Geräusch des tropfenden Wassers zu und holte ihre Schürze durch die Stäbe. Erst einmal brauchte sie etwas zu trinken.
    Ihren vor Hunger brüllenden und schmerzenden Magen versuchte sie zu ignorieren, zu groß war der Ekel vor der hier einzig möglichen Art der Nahrungsaufnahme.
    Ich muss hier raus!
    Fast noch schlimmer als Hunger und Durst war die absolute Dunkelheit. Nisha fühlte sich immer mehr lebendig begraben, und die Größe ihres Sarges war ihr kein Trost. Sie war kurz davor, überzuschnappen, ihr Atem ging schnell und gepresst und sie fand trotz ihrer Erschöpfung keine Ruhe. Mit grimmiger Entschlossenheit sprang sie auf und machte sich daran, die zweite Reihe der Steine zu untersuchen.
    Arme und Schultern waren schon völlig verkrampft vom Drücken, und jeder neue Stein, der sich nicht bewegen lassen wollte, brachte sie näher an eine Hysterie.
    Als sie erfolglos an ihrem Ausgangspunkt angekommen war, brach sie wimmernd und heulend zusammen. Zum ersten Mal erfasste sie, dass wilde Hoffnung und verzweifeltes Bemühen keinen Ausweg boten.
    Sie würde hier elendiglich verrecken und nie wieder das Tageslicht sehen.
    Nein!
    Und niemand würde um sie weinen. Nisha verlor die Beherrschung. So laut sie konnte rief sie um Hilfe, immer wieder von rauen Schluchzern unterbrochen, bis ihre Stimme ihr nicht mehr gehorchen wollte.
    Alles, was ihr jetzt noch blieb, war, zu sterben. Sie könnte versuchen, sich selbst umzubringen, um den Weg abzukürzen, aber als einzige Möglichkeit fiel ihr ein, sich mit der Schürze am Gitter zu erhängen und dazu war sie zu feige. Qualvoll ersticken war auch nicht besser als langsam zu verhungern.
    Psychisch am Ende barg sie ihr Gesicht in der feuchten Schürze und ließ ihrem Kummer freien Lauf.
    Bist du auch gefangen?
    Nisha fuhr erschreckt hoch. Es war immer noch totenstill bis auf das tropfende Wasser. Sie hatte die Stimme wohl in ihrem Kopf gehört. Jetzt wurde sie auch noch verrückt!
    Hallo? Kannst du mich hören?
    Die Stimme klang jung, dunkel und samtig, und sie war eindeutig nur in ihrem Kopf.
    Ja, ich kann dich hören. Hallo Wahnsinn, antwortete sie in Gedanken.
    Ein leises Lachen.
    Ich heiße Vaine, nicht Wahnsinn.
    Ist mir egal, wie du heißt, du existierst nicht.
    Warum so garstig?
    Lass mich in Ruhe!
    Sie spürte eine fremde Verwunderung und dann ein leicht beleidigtes Schweigen. War da etwa wirklich jemand?
    Bist du noch da?
    Erst jetzt begann sie, nachzudenken.
    Er hatte sie gefragt, ob sie auch gefangen war! Vielleicht hatte Pollock noch jemanden hier unten eingesperrt, der ihm auf die Schliche gekommen war – jemand magisch Begabten.
    Betäubend flammte ihre Hoffnung wieder auf.
    Hallo?! Vaine? Es tut mir leid, dass ich dich so angepflaumt habe. Bist du noch da?
    Nisha wagte kaum zu atmen, als sie auf Antwort wartete.
    Vaine!
    Entschuldige, hier war gerade jemand. Ja, natürlich bin ich noch da.
    Bei dir war jemand? Wirst du bewacht?
    Nein, wirklich bewacht nicht, aber sie kommen ab und zu vorbei. Wirst du bewacht?

    Nisha spürte das zittrige Grinsen in ihrem Gesicht.
    Nein, sie haben mich in das abgelegenste Verlies geworfen und hier soll ich wohl verhungern. Vaine, ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin, aber ich sitze hier in völliger Finsternis. Ich halte das nicht mehr aus.
    Nisha war so froh, das endlich einmal jemandem sagen zu können.
    Hmm – wenn bei dir niemand ist, könnte ich dir vielleicht helfen, frei zu kommen. Aber dann musst du mir auch helfen. Versprochen?
    Ja!
    Nisha hätte alles versprochen, um ihrem Schicksal zu entkommen.
    Gehe zur Türe.
    Nisha kroch eilig auf das tropfende Wasser zu.
    Es ist keine Türe. Es ist ein Gitter.
    Oh! Vaine schien überrascht zu sein und nachzudenken.
    Wodurch wird es geschlossen? Ist irgendwo außen ein Riegel oder eine Kette mit einem Schloss?
    Nisha brach sich fast die Arme bei dem Versuch, bis an den äußeren Rand des steinernen Türbogens zu kommen.
    Nein, hier ist nur das Gitter, kein Riegel und kein Schloss.
    Na gut, dann wird es ein Fallgitter sein. Geh zur Seite und nimm die Arme weg, ich werde versuchen, es zu öffnen.
    Nisha trat zurück, ließ aber eine Hand auf einer Gittersprosse liegen. Da sie nichts sehen konnte, wollte sie fühlen, ob sich das Ding wirklich bewegte. Sie hörte ein Klacken auf dem Gang, als würde ein Hebel umgelegt werden. Dann ertönte ein mechanisches Geräusch, und ihr Hand wurde in die Höhe gehoben.
    Es öffnet sich! Ungläubig nahm sie die Hand von der Eisenstange, während ihr wild klopfendes Herz pures Adrenalin durch ihre Adern jagte und sie zum Zittern brachte. Vaine, ich bin frei!, ließ sie ihn wissen, als sie in die Dunkelheit stolperte und sich jenseits des Gitters befand.

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    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • ENDLICH!!! Nisha ist frei! Juhuu :D
    Aber dieser Vain ist seltsam. Ich glaube ich hätte einen riesigen Schrecken bekommen, wenn ich aufeinmal Stimmen in meinem Kopf hären könnte- und wenn die dann auch noch Türen bewegen könnten 8|
    Aber :thumbup: für Nisha, dass sie ihm so viel Vertrauen schenkt. Andererseits hätte ich in derSituation wahrscheinlich im Endeffekt genauso agiert, wenn die einzige Möglichkeit aus einem Gefängniss zu entkommen, das vertrauen auf eine seltsame Stimme in mir ist ... :whistling:
    Jedenfalls eine tolle Idee und ich freue mich riesig, dass sie es endlich geschafft hat :D Mal sehen, was wohl hinter diesem Vain steckt ...

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  • Na endlich ist sie da raus. :D Dieser Vaine scheint ein ganz brauchbarer Magier zu sein, wenn er sie einfach so da rausholen kann. Jetzt muss nur noch Nisha ihn aus seinem - vermutlich magischen - Gefängsnis herausholen. Bleibt zu höffen, dass ihre gerade gewonnene Freiheit ihr ihre Kraft kurzzeitig zurückschenkt.

  • Ein entsetzlicher Schrei ertönte lang anhaltend aus der Ferne, und obwohl sie ihn nur leise vernehmen konnte, stellten sich Nisha die Haare auf.
    Vaine?
    Es blieb still.
    Vaine?!
    Sie schrie es fast, aber von ihm war nichts mehr zu spüren.
    Ihre Beine zitterten so stark, dass Nisha sich setzen musste.
    Sie durfte jetzt nichts falsch machen, eine zweite Chance würde sie nicht mehr erhalten. Und obwohl ihre Sehnsucht nach Licht so groß war, dass sie am liebsten blindlings losgelaufen wäre, lähmte sie die Angst.
    Es war immer noch stockfinster, sie kannte diesen Teil des Kellers gar nicht und sie war sicher, dass zwischen ihr und dem Ausgang Verschwörer und Wachen sein würden.
    Vaine?
    Sie brauchte Hilfe. Aber so lange sie auch wartete, es kam keine Antwort.
    Mist!
    Nisha zwang sich, ruhig durchzuatmen.
    Was für ein Idiot. Wenn er meine Zelle mit Magie öffnen konnte, warum hat er sich dann nicht selbst befreit?
    Die Chance, unentdeckt zum Ausgang zu finden, würden sehr gering sein. Und selbst, wenn ihr das Unmögliche gelang, musste sie damit rechnen, dass man sie in der Feste erkannte und gleich erneut gefangen nahm.
    Sie war lange in der Zelle gewesen, auf jeden Fall viel länger als einen Tag. Pollocks Pläne würden fortgeschritten sein und wenn er Erfolg mit seiner Beschwörung gehabt hatte, lief er jetzt da oben als Eliazar herum.
    Und das beschworene Wesen wäre hier irgendwo.
    Nisha erschauerte.
    So absurd das auch war, plötzlich hatte sie einfach keine Lust mehr, sich erneut in Gefahr zu bringen. Am liebsten hätte sie sich hingelegt und geschlafen, doch hatte der Schrei dazu geführt, dass sie sich unwillkürlich in seine Richtung gewandt hatte, die Richtung der Verschwörer, des Ausgangs.
    Wenn sie jetzt schliefe, würde sie diese Orientierung verlieren und dann könnte es nach ihrem Erwachen sein, dass sie tiefer ins Zwergenreich vordrang und dort einer Falle zum Opfer fiel.
    Schließlich überwand sie sich und stand auf. Es brachte nichts, mutlos auf dem Boden zu sitzen, das würde sie nicht stärken.
    Dann fiel ihr etwas ein. Hastig zog sie sich die Schuhe aus und nahm sie in die Hand. Sie musste sich so leise wie möglich fortbewegen können. Bemüht, ihre Richtung keinesfalls zu ändern, bewegte sich Nisha so lange seitlich, bis sie mit ihrem ausgestrecktem Arm eine Wand berühren konnte.
    Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, die Fingerspitzen an der Wand entlang gleiten lassend. Wenigstens war der Boden hier eben, was ihr das Fortkommen erleichterte.
    Sie war endlos lange in völliger Finsternis unterwegs. Zwei Mal mündeten andere Gänge in den ihren, aber Nisha entschloss sich, weiter geradeaus zu gehen. Nach dem dritten Quergang lief sie vor eine Mauer, hier bog sie nach kurzem Zögern rechts ab und hielt sich nun an der linken Wand. Nach einer Weile gab es auch hier einen Quergang, Nisha stöhnte auf, als ihre Fingerspitzen keine Mauer mehr fanden.
    Das war ja das reinste Labyrinth hier. Vorsichtig lugte sie um die Ecke.
    Irgendwie schien es am Ende des Querganges weniger dunkel zu sein als hier. Nicht, dass sie etwas hätte erkennen können, aber statt tintiger Schwärze schien es da mehr dunkelgrau zu sein. Vorsichtig machte sie sich in diese Richtung auf.
    Hinten war eine weitere Abzweigung, und der Gang war deutlich heller, Nisha konnte bereits Konturen erkennen. Das Herz schlug ihr bis in den Hals, sie drückte sich eng an die Wand und war bemüht, kein Geräusch zu machen.
    Der schwache Lichtschein führte sie durch zwei weitere Gänge, und dann war das Licht hell genug, um sie Farben erkennen zu lassen.
    Mit angehaltenem Atem schlich Nisha auf das Licht zu.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Meine Güte ist das spannend 8o Hat man Nisha denn nie gesagt: "Was auch immer du tust, geh nicht auf das helle Licht Zu"? Das lernen die Kinder doch schon im Kindergarten :S Aber jetzt dart ihr doch überhaupt nichts merhr schlimmes passieren, immerhin ist sie doch grade erst frei gekommen, da hat sie sich doch etwas Schonfrist verdient ^^
    Vielleicht ist es ja auch ein gutes Licht? Allerdings wage ich das zu bezweifeln, was hat schließlich ein gutes Licht in einem finsteren, bösen Kerker zu suchen? 8|

    Ansonsten wie immer alles tippitopi, hab nichts zu meckern :thumbsup:

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