Das Ritual Der Wanderschaft

Es gibt 868 Antworten in diesem Thema, welches 194.865 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2018 um 18:40) ist von Tariq.

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    Alopex Lagopus: Keine Sorge, ist nur en Teaser und ne Randinfo im Post. ^^ Und die Namen oder das Spiel kenne ich gar nicht 8o Ich habe die Namen aus der Ursprungsgeschichte übernommen ;) Bzw. Die Stadt einfach unbenannt :rofl: lustig, wie es manchmal Zufälle gibt


    „Warum immer Sona?“, brüllte er mit zorniger Stimme.
    „Ruhig Blut, alter Freund“, versuchte ihn Baldur zu beruhigen. „Das kommt eben davon, wenn man seine Stadt zur Hauptstadt Aonas erklärt.“
    „Hör auf zu scherzen, Baldur. Die Stadt ist leer, das ist wenigsten etwas, was mich freudig stimmt. Sie können nur Stein und Stoff zerstören, aber zumindest nicht meinem Volk schaden.“
    „Wenn ich daran Zweifel hätte, hätte ich wohl kaum meiner Frau zugestimmt dort zu bleiben, oder nicht?“
    Darius rümpfte seine Nase.
    „Wie ich den Krieg hasse, aber das werden wir aussitzen müssen. Uns jetzt zu verraten, könnte verheerend sein“, murmelte der König und Thyia schaute etwas verwirrt aus der Wäsche. Keiner schien es interessiert zu haben, dass Darius, obwohl er einige Meter vom Tisch weg stand, diesen wie durch Zauberei umgeworfen hatte.
    „Ist die Frage erlaubt, wie habt Ihr den ...“, setzte die Waldnymphe an und Darius schnaubte verächtlich.
    „Glaubt ihr etwa, nur die Elben und Drachen beherrschen Talente? Das Königsgeschlecht, welches den Thron von Sona besetzt, stammt von Magiern ab. Allerdings liegt das schon ziemlich lange zurück.“
    „Ja, Darius ist derzeit der Einzige, der dieses Talent der Telekinese beherrscht“, fügte Baldur enttäuscht hinzu. „Mehr solcher Talente wären natürlich von Vorteil für uns, aber da kann man nichts machen.“
    „Auch ich als König hatte mehr zu tun, als eine Armee Magier zu zeugen, Baldur. Aber mein Sohn steht kurz davor selbst Vater zu werden, vielleicht haben wir Glück, was kommende Schlachten angeht.“
    „Einerseits wäre es von Vorteil, andererseits hoffe ich nicht auf kommende Schlachten“, erwiderte Baldur trocken.
    Thyia nickte, verstand aber nur die Hälfte. Sie wusste nicht, dass Menschen auch so einige Tricks auf Lager hatten und schaute sich den besagten rothaarigen Sohn an, der seine Stirn zornig in Falten legte. Sein Blick verharrte dabei in den Karten Aonas und schenkte der Diskussion keine Aufmerksamkeit.
    Eduard hatte dieses Talent nicht von seinem Vater geerbt, das wurmte ihn und auch nicht seine Schwester, die nach ihrer Hochzeit den Thron bestiegen hatte. Darius schimpfte sich noch König, aber stand seiner Tochter eigentlich nur noch beratend zur Seite. Diese Kriegssituation schuf aber eine Ausnahmesituation, in der die Königin ihrem Vater vollste Befehlsgewalt übertragen oder eher gesagt, zurückgegeben hatte. Alle Hoffnungen von Darius, was seine Kräfte anbelangte, lagen auf der nachkommenden Generation und er hoffte, dass er nicht der Letzte seiner Art sein würde.
    Der Blick des Sohnes, der ungefähr dreißig Winter alt sein musste, gefiel Thyia nicht. Ihr Bauchgefühl verriet ihr, dass sie mit diesem Mann noch Ärger bekommen sollten, denn er sprach mit keinem von ihnen, nur mit seinem Vater. Aber die Waldnymphe hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken.
    Sie berief sich darauf, die Anzahl der Späher zu erhöhen und vor allem die Tierwelt im Auge zu behalten. Wenn jemand die bösen Mächte spüren konnte, dann waren sie es. Baldur pflichtete ihr bei. Schon lange hatte man keine Rehe oder allgemein Tiere gesehen. Allen Anscheins nach zogen auch sie sich zurück und saßen das Unvermeidbare aus.
    „Dennoch bleibt die Frage offen, warum wir sie nicht sehen können“, lenkte Thyia ernüchternd ein. „Welche Art von Magie mag das wohl sein?“
    „Wenn ich das dann mal erklären dürfte ...“, ertönte es neben ihr und als sie neben sich zu Boden sah, entdeckte sie einen …
    „Troll!“, schrie sie laut auf und sprang Baldur förmlich in die Arme.
    „Nein, nein ich bin ein ...“
    „Nehmt ihn fest, er ist ein Spion der Feinde!“, krakeelte Darius und zeigte auf Lefistos, der dank Levias Umhang in den Grünwald gereist war, um ihnen den Sachverhalt der Gargoyles mitzuteilen. Allerdings hätte er sich zuvor irgendwo vorstellen sollen. Binnen weniger Augenblicke rannten ein dutzend Soldaten auf ihn zu, die ihm ans Gnomenleder wollten.
    „Nein … ich bin es ...“
    „Lefistos?“, sprach Loki, als der kleine Kerl rennend seinen Weg kreuzte und dann erleichtert stehen blieb.
    „Seht ihr … der Heiler kennt mich!“
    „Lasst ihn gehen. Er ist ein Freund … denke ich“, sagte der Elb und die Soldaten hielten inne.
    „Wo ist Levia, wenn du schon hier bist?“
    „Levia? O, meine Herrin, ja. Sagen wir, sie ist unpässlich und Ihr würdet sie ohnehin nicht mehr wiedererkennen.“
    Nach der Hetzjagd brauchte der Gnom einen Moment sich zu sammeln. In der Zwischenzeit versammelte Loki alle in dem Zelt, um sich zu beraten. Lefistos erzählte den Heerführern, was er wusste. Dabei starrte er in verwirrte Gesichter.
    „Unsichtbar? Anpassen? Wie sollen wir gegen etwas kämpfen, was wir nicht sehen?“, wandte Darius ein und Fone zuckte mit seinen Schultern.
    „Kämpfen wir in der Nacht gegen sie, dann macht das ohnehin keinen Unterschied.“
    „Sehr witzig, Fone“, beschwerte sich Baldur und versuchte sich eine Taktik zu überlegen, die sie dahingehend weiterbrachte.
    „Destan war der Meinung, dass die Flügelschläge der Drachen etwas ausrichten könnten“, erklärte Lefistos und Raken, Fone und Daig schauten sich an.
    „Und wie sollen wir das machen? Hoffen, dass sie uns verschonen, während wir munter das Schlachtfeld aufwühlen?“, maulte Daig.
    „Ich könnte das erledigen“, sagte Raken und erinnerte sich daran, wie er die Wetterlage in Tukturin verändert hatte, als er gegen seinen Vater vorgegangen war.
    „Wir werden dich nicht mitten auf dem Schlachtfeld platzieren, dass das klar ist“, widersprach Onyx.
    „Was für Möglichkeiten bleiben uns? Wenn das der einzige Weg ist, bin ich bereit ihn zu gehen.“
    „Ferda wird das nicht gefallen!“, murmelte Loki, wissend, dass seine Tochter alle zum Fionn jagen würde, wenn ihr einer von diesem Plan erzählen sollte oder sie diesen als Orakel nicht schon unlängst kannte.
    „Wir werden alle unsere Münder schließen und ihr eben nichts sagen. Ich bin der Gott des Chaos, dann veranstalte ich dort etwas Chaos.“
    „Fall dann nur nicht über deine eigenen Füße“, spottete Cloud und Raken schmunzelte.
    „Ja, das würde mir ähnlich sehen.“

  • Oh nein, müssen die auch noch einen typischen Unruhestifter in den eigenen Reihen haben, reichen Gargoyles und Götter als Gegner nicht schon? :cursing: Wenn Thyia schon vermutet, dass Darius´ Sohn ärger machen wird, dann tut er das vermutlich auch :pinch:
    Und Loki kennt Lefistos noch von seiner Wanderschaft? :D Hat der Gnom sich da etwa gezeigt? ^^

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    Dank Lefistos, den Loki aus seiner Zeit der Wanderschaft kannte und ihn in so mancher Vision gesehen hatte, hatten sie wenigstens eine ungefähre Ahnung, was sie dort draußen erwarten würde, auch wenn man nichts vorausplanen konnte. Immerhin hatten sie es auch mit den Göttern zu tun, nicht nur mit den Gargoyles. Cloud hatte immer noch vor sich Tantar zu schnappen. Den Tod seiner Base, auch wenn von den Toten zurückgekehrt, hatte er nicht vergessen. Wie auch? Diese Bilder sollte er sein Leben lang nicht mehr loswerden und vor allem das Gefühl der vollkommenen Machtlosigkeit. Dies sollte sich bei ihrer nächsten Begegnung geändert haben. Dank des Nymphenmetalles, diesen Namen gab man ihm zuletzt, da es Thyia zu verdanken gewesen war, dass man darüber verfügen konnte, sollten Tantars Kräfte außer Gefecht gesetzt werden. Ohnehin hielt es der Kriegsrat für Schlauer, wenn man sich primär den Göttern zuwandte, zumindest ein ausgewählter Trupp, bestehend aus Onyx, Cloud, Daig, Raken, Baldur, Odin und Fone. Darius sollte sich, zusammen mit seinem Sohn, um die Defensive kümmern und die Verletzten in ihre sicheren Reihen bringen. Der letzte Widerstand, so könnte man sagen, sollte den Menschen gehören, während die Offensive aus den Wesen aller Arten bestand. Loki war als Heiler für die Verwundeten zuständig.
    Keiner der Männer wollte auch nur eine der Frauen auf dem Schlachtfeld sehen. Daig schlug sogar vor, dass man sie für diese Zeit einsperren sollte, falls sie vorhatten ihnen zu folgen.

    Somit stand ein vager Plan fest. Unreif und unvollkommen, aber es war die erste Basis allem.
    Wann sie zum Angriff übergehen wollten, wie dies aussehen sollte, dass wusste bis dort hin noch niemand. Klar war, dass sie zuerst auf die restlichen Krieger und Kreaturen warten wollten. Eine Armee der vereinten Kräfte sollte auf die Götter zurollen. Während die Ersten sich auf den Weg machen würden, sollten die Hintermänner noch ausgestattet werden.
    Eine kleine Weile verging.
    Die Kashkar trafen ein und sorgten für Aufsehen, da ihr Aussehen und ihre Sprache alles andere, als den restlichen Rassen bekannt oder verständlich waren. Unter Lolas führender Hand, benahmen sie sich fast schon zahm und wurden somit zumindest geduldet. Die Riesen begrüßten Onyx auf ihre Art, mit einem festen Händedruck, und schauten auf die Zwerge hinunter, die sie nur zum Lachen brachten. So kleine Wesen hatten sie noch nie gesehen.
    Die Zwerge kamen mit den ersten Karren Steinen an und umgehend wurden sie passend verarbeitet. Alles lief auf Hochtouren.
    Späher berichteten, dass die Gargoyles sich unterwegs aufgeteilt hatten. Adlerauge und Fuchsschwanz, zwei Waldwächter, waren ihnen gefolgt und hatten die Flügelschläge belauscht, die in unterschiedliche Richtungen geflogen waren.
    Anscheinend begaben sich die Gargoyles auch nach Tukturin. Aber auch in dieser Stadt sollten sie niemanden vorfinden. Die zurückgebliebenen Drachen versteckten sich in den Felswänden der Schlucht und im Dschungel. Allein wenn diese unsichtbaren Kreaturen nur auf die Idee gekommen wären, mit ihren zirka hundert Mann, die Stadt anzugreifen, waren immer noch genug Drachen zurückgeblieben, um ihnen gehörig einheizen zu können.

    In all dem Kriegsgeschehen, welches sich außerhalb der Katakomben abspielte, war für Onyx der Moment gekommen, das wahr zu machen, was er versprochen hatte. Lola sollte seine Frau werden.
    Im ganz kleinen Kreis ihrer Familie, schmückten Thyia und Ferda das Kriegszelt, schoben Tische beiseite, damit Loki, der mittlerweile dem Ältestenrat der Elben angehörte, die Hochzeit seines Sohnes vollziehen konnte. Der Heiler kämpfte schon mit seinen Emotionen, bevor es überhaupt begonnen hatte.
    Thyia und Ferda gaben sich alle Mühe damit, Lola wie eine Braut aussehen zu lassen, auch wenn aufwendige Gewänder und Haarschmuck ziemlich rar in den Katakomben waren. Als Notlösung ließ Thyia einige Blumen wachsen, die sie Lola einfach ins Haar einarbeiteten und eine Kette aus weißen Bergrosen flochten. Es war nicht viel, aber es kam von Herzen.
    „Gibt es etwas, was ich für dich tun kann?“, fragte Ferda Lola und wollte ihr auch etwas schenken, wusste aber nicht was.
    „Ich denke, meinen Wunsch wirst du nicht erfüllen wollen“, murmelte Lola leise vor sich hin und Ferda ahnte, welcher Natur ihr Wunsch entsprach.
    „Du willst etwas über deine Zukunft wissen?“
    „Nein“, antwortete Lola und fasste sich an ihren Bauch. „Über seine ...“
    Ferda hatte sich selbst geschworen, nicht so weit in die Zukunft zu blicken, weil sie sich vor dem Ausgang der Schlacht fürchtete, aber sie wollte auch nicht Lolas Wunsch ausschlagen.
    „Gibt es nicht eine Möglichkeit zu sehen, was werden könnte, wenn ...“, fragte Thyia und setzte sich neben die beiden auf den Boden eines Raumes, der etwas entfernt von den Männern war, die bereits im Zelt ausharrten.
    „Vielleicht ...“, flüsterte Ferda und schaute zur Seite weg, weil sie sich selbst nicht sicher war, ob das ging.
    „Du … könntest es versuchen“, schlug Thyia vor. „Und sobald du etwas siehst, was dir nicht gefällt, hörst du auf!“
    Ferda seufzte, aber ergriff Lolas Hände.
    „Du musst das nicht machen.“
    „Doch, muss ich. Ich muss meine eigene Angst soweit besiegen, dass ich es selbst irgendwo für möglich halte, dass wir den Krieg gewinnen.“
    Ferda schloss ihre Augen und atmete tief durch. Zuckende Bilder rasten an ihrem inneren Auge vorbei, kaum für sie zu erfassen. Flimmern und echohafte Stimmen.
    „Was willst du wissen?“, fragte Ferda leise und völlig überrumpelt davon, dass es funktionierte, fing Lola an zu überlegen.
    „W-Wird er wie sein Vater sein? Wie sieht er aus? Was wird aus ihm?“
    Ferda konzentrierte sich, aber das Flimmern hörte nicht auf. Sie konnte keines der Bilder anhalten oder die Worte sortieren, die ihre Gedanken so schnell kreuzten.
    „Dunkles Haar, deine Augen, Lola. Mehr … mehr lässt er mich nicht sehen“, stotterte Ferda und brach den Versuch ab.
    „Er lässt dich nicht mehr sehen?“, fragte Thyia.
    „Anscheinend kann ich nicht einmal als Göttin des Schicksal alle zukünftigen Ereignisse erkennen, wenn es die Person nicht will.“
    „Der Bursche hat schon seinen eigenen Kopf!“ Als Lola das ausgesprochen hatte, fing Thyia an zu lachen.
    „Das hat er eindeutig von seinem Vater!“, stimmte diese mit ein, aber Ferda blieb stumm. Wenn sie nicht sehen konnte, was der ungeborene Sohn sie nicht sehen lassen wollte, konnte das nur eines für Ferda bedeuten.

  • So, endlich hab ich wieder aufgeholt. Und es ist mir auch gar nicht schwer gefallen. Davor hing die Geschichte meiner Meinung nach ein bisschen, weil immer ein Charakter nach dem anderen abgearbeitet und verkuppelt wurde (so kam es mir jedenfalls vor), aber mit Mar hast du meinen absoluten Lieblingscharakter in dieser Geschichte geschaffen und seit sie da war habe ich die Seiten wieder verschlungen. :love: Sie und Daig passen super zusammen und auch die Geschichte mit den Hochelben und dem falschen König war Klasse. :thumbsup:
    Jetzt geht es also langsam auf die Schlacht um Aona zu. Die Gargoyles sind echt gruselig, obwohl ich mich frage, wie sie es geschafft haben, eine funktionierende Gesellschaft aufzubauen ohne sich allesamt gegenseitig abzuschlachten. Bei ihrem Charakter hätte ich eher gedacht, dass sie sehr einzelgängerisch leben.
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

  • Ein Göttervernichtungstrupp ^^ Mit den ausgewählten Leuten sind sie auf jeden Fall schonmal in der Überzahl und ausgestattet mit dem Nymphenmetall, dürften die Götter deinen Helden wohl kaum mehr anhaben können, als andere Sterbliche auch ... nur dass diese ein paar Jahrtausende an Erfahrung haben. Naja, die Liebesgöttin haben sie ja bereits fertiggemacht, die anderen sollten also nicht das Problem sein ^^

    • Offizieller Beitrag

    Ihr ungeborene Neffe war ihr ebenbürtig. Hieß: er musste ein Gott sein. Das, oder ihre Ängste hatten Auswirkungen auf ihre Kräfte. Jenes musste sie zuletzt auch in Betracht ziehen.
    „Wie sollten zu den anderen gehen. Sie werden sicherlich schon warten“ Ferda stand auf und half Lola sich aufzurichten. Bei der Wassernymphe setzte sich allmählich ein kleiner Bauch ab. Noch kaum sichtbar für die, die nichts von der Schwangerschaft ahnten, aber deutlich zu sehen für jene, die darüber Bescheid wussten. Thyia streckte ihre Arme erschöpft nach oben und stand auch auf. Ihren Bewegungen folgte ein leises Seufzen, denn die vergangenen Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Alle waren übermüdet und selbst wenn einmal Pausen eingetreten waren, konnte niemand schlafen. Die kleine Zeremonie, die endlich vereinen sollte, was zusammen gehörte, war wirklich eine gelungene Abwechslung gewesen.

    „Nervös, mein Großer?“, spottete Cloud, als er zusehen musste, wie Onyx stetig herumlief.
    „Ich bin nervös!“, erwiderte dieser und lief schon so lange auf und ab, dass Loki und Odin Wetten abschlossen, wann sich ein Graben zu seinen Füßen bilden würde. Baldur erhöhte den Wetteinsatz noch einmal.
    „Macht dir nichts draus“, ergänzte Daig gespielt heiter. „Lola wird dich bald in ihren Schatten stellen. Immerhin bekommt sie dein Kind. Du hast allen Grund nervös zu sein.“
    „Halt deinen Mund!“, keifte Onyx.
    Raken lehnte sich an einen Tisch und verschränkte grinsend seine Arme vor sich. Er war der Einzige, der bereits verheiratet war und wusste, wie sich Onyx fühlen musste.
    „Heiraten ist halb so schlimm, als es sich anfühlt.“ Die Väter nickten. „Außerdem hat es so manchen Vorteil.“ Ein süffisantes Lächeln zierte dabei des Süddrachens Gesicht, weshalb er erboste Blicke seines Schwiegervaters zugeworfen bekam.
    „I-Ich meine sowas wie ge-ge-geregelte Verhältnisse und das eh-eh-ehrbare Gefühl ein Ehemann zu sein“, begann Raken zu stottern und wurde von allen anderen abgewunken.
    „Schon klar“, knurrte Loki und stellte sich vor seinen Sohn.
    „Was Verhältnisse angeht, ist bei den beiden doch schon das Kind in den Brunnen gefallen“, ergänzte Benno trocken, aber musste über seine eigenen Worte lachen. „Versteht ihr? Das Kind … ich könnte mich totlachen ...“
    Doch alle erstarrten plötzlich, als Thyia den Eingang des Zeltes öffnete.
    Zusammen schritten sie in hinein und schauten alle in lächelnde Gesichter. Mit einem Mal verstummten alle Stimme und die Augen aller schauten nur auf Onyx und Lola. Thyia stellte sich zu Cloud, der neben seinem Vetter Position bezogen hatte. Ferda gesellte sich zu Lola und Raken lehnte ihren Kopf an seine Schulter, als Loki leise anfing das Zeremoniell abzuhalten.
    Nur einer saß auf einem Tisch im Schatten, während alle Verwandten einen Blick auf das schimmernde Brautpaar werfen wollten. Daig. In ihm kamen Zweifel auf, ob die Entscheidung, Mar zurückzulassen, wirklich die Beste gewesen war. Er hätte auch gerne jemanden an seiner Seite gehabt mit dem er seine Ängste und Freuden in den Stunden vor dem Krieg hätte teilen können.
    Angst nehmen und Angst genommen bekommen.
    Er blickt auf und sah, wie sich Lola und Onyx die Hände reichten und Loki mit freudiger Miene den Segen der Elben über ihnen aussprach. Plötzlich fühlte er sich wieder allein. Das gleiche Gefühl überkam ihm, welches er schon vor dem Berg der Hochelben verspürt hatte.
    Odin sah den jungen Eisdrachen dort sitzen und schritt zurück, um sich neben ihn stellen zu können.
    „Alles in Ordnung?“, flüsterte er ihm zu und schaute dabei dennoch gerade aus.
    „Nein wäre gelogen, ja übertrieben“, nuschelte Daig und räusperte sich.
    „Du vermisst jemanden, hab ich recht?“
    Daig nickte und setzte sich gerade auf.
    „Ja, aber ich denke, ich habe die richtige ...“
    „Weißt du, Daig. Deine Absichten in allen Ehren“, unterbrach der Waldwächter den Prinzen, „aber in Zeiten wie diesen, darf man ruhig etwas egoistisch sein. Ich habe meine Liebe auf dem Schlachtfeld verloren, trotzdem weiß ich, dass sie immer wieder die gleiche Entscheidung getroffen hätte, selbst wenn sie gewusst hätte, wie es für sie ausgegangen war. So war Novell eben. Stur, selbstsicher und immer auf das Wohl der anderen bedacht. Etwas, was ich wie Cloud erst lernen musste. Trotzdem hätten wir aus der Zeit, die uns zuvor gegeben gewesen war, mehr machen können, als uns zu streiten und uns aus dem Weg zu gehen. Jemanden um sich haben zu wollen, der einem etwas bedeutet, spendet mehr Kraft, als einsam in einem Zelt zu hocken und auf den Krieg zu warten.“
    Daig schnellte mit seinem Kopf herum und schaute Odin überrascht an. In all den Wintern, die seit dem letzten Krieg vergangen waren, hatte der Waldwächter sie nicht mehr beim Namen genannt. Novell.
    „Ich sollte egoistischer sein?“, hakte Daig nach.
    „Du magst diese kleine Zwergenelbin doch, oder nicht?“
    „Ehm … äh, ja“, druckste er herum.
    „Warum ist sie dann nicht hier und leistet dir Gesellschaft? Ob sie nun in Arnsheim ist oder hier, das macht bei Weitem keinen Unterschied, sollten wir den Krieg verlieren. Sollten wir ihn jedoch gewinnen, hast du dir vielleicht die einzige Chance genommen, danach etwas zu besitzen, was dir keiner mehr nehmen kann. Etwas davon zu stoßen, ist immer leichter, als etwas dankend anzunehmen, gerade wenn wir Angst haben und diese nicht zeigen wollen.“

  • :love: aaaw... der Teil war extrem niedlich :golly: als Daig sich plötzlich einsam fühlte, gabs mir nen richtigen Stich ins Herz ;( Und Odin hat eigentlich Recht, auch wenn ich zuvor Daigs Meinung gewesen wäre... aber ja..

    Mehr ;(


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Odin spricht genau das aus, was ich auch dachte, als ich las, wie Daig reagiert hat. Ey, schön wenn er Mar schützen möchte, aber Odin hat recht. Wenn er im Krieg draufgeht, hat er da ein paar schöne Momente seines Lebens verschenkt. Gut, dass Mar so stur ist ;)

    • Offizieller Beitrag

    Plötzliche Jubelschreie unterbrachen die beiden einsamen Männer, deren Augen sich abrupt auf die Menge richtete.
    Mit einem innigen Kuss, hatten Onyx und Lola ihre Vermählung besiegelt. Daig zwang sich zu einem Lächeln, als er sah, wie Cloud zwischen das Brautpaar sprang, um seinem Vetter wohlwollend auf die Schulter zu klopfen und dessen Frau freudig in die Arme zu nehmen. Clouds überschwängliche Art wurde aber jäh unterbrochen, als Loki ihn fragte, ob er nicht gleich nachziehen wollte, denn gerade seien alle versammelt gewesen.
    Clouds Gesicht wurde fahl.
    Er? Heiraten?
    Er schüttelte nur schockiert seinen Kopf. Nicht, dass er nicht wollte, aber im Gegensatz zu Onyx, hatte er noch nichts getan, was ihn dazu gezwungen hätte, weshalb Thyia rot anlief. Sie wusste, dass man Cloud anders kannte.
    Die Waldnymphe berief sich darauf, dass es Dinge gab, die sie nach der gewonnen Schlacht erledigen wollten, dann, wenn der Grund zum Feiern nicht größer hätte sein können.
    Die Menge lachte. So verlegen, wie die beiden dastanden, war es der Moment, indem Onyx Cloud aufmunternd auf den Rücken schlug.
    Odin stieß Daig an.
    „Na komm“, forderte er den jungen Eisdrachen auf und Daig erhob sich, um dem Brautpaar zu gratulieren. Es fiel ihm schwer Freude zu empfinden, auch wenn er es von ganzem Herzen wollte. Er hatte sich selbst einer Chance beraubt. Der Schlag saß tief und ebenso Odins weise Worte. Was konnte er nun tun? Den Krieg überleben und hoffen, dass er danach noch eine Chance bekam! Stark werden, überleben und sich vornehmen, genauso weise wie die Ältesten zu werden. Die Dinge nicht im Moment zu betrachten, sondern langfristig nach vorne zu schauen – das hatte er sich vorgenommen.
    Lola und Onyx ließen diesen Tag – ihren Tag – fröhlich ausklingen und man gönnte es ihnen.
    Daig trat jedoch aus der feiernden Menge heraus und zog seine beiden Schwerter.
    Die Tage, die ihm noch blieben, verbrachte er mit Training. Etwas, was er seit langem vernachlässigt hatte.
    Der Kriegsrat beschloss zuzuschlagen, so lange einige Truppen der Gargoyles noch die Städte heimsuchten. Das hieß, dass es bald soweit war, dass sich die Armeen von Aona auf den Weg machen würden.
    Es war leicht Versprechungen zu machen, aber schwerer jene zu erfüllen.
    Jeder fand zu dem zurück, was er war.
    Onyx schaute auf die Riesen hinunter und ließ sie sich vorbereiten.
    Odin übertrug Cloud das Gehör der Waldwächter und bestimmte ihn zu seinem Nachfolger.
    Raken sprach zu den Südrachen und Fone zu seinen Eisdrachen. Feuer und Eis sollten als Erstes losziehen, denn sie hielt kein Wald, kein Berg und kein Wasser von ihrem Weg ab. Wen sie tragen konnten, den sollte sie tragen. Somit erübrigte sich selbst für die Mehrzahl der Soldaten der lange Marsch zum Götterberg.
    Die Stimmung wurde immer ruhiger. Es fühlte sich an, als sei es die Ruhe vor dem Sturm.
    Lefistos schlich sich davon, nachdem er gesagt hatte, was er wusste. Schließlich hatte er eine andere Mission, auch wenn diese ihm überhaupt nicht gefiel.
    Viel konnten sie nicht mehr tun. Lola versprach Onyx, dass sie sich im Hintergrund halten wollte. Es ging nicht mehr nur um sie. Zum Wohle ihres Sohnes, wollte Lola auf einen Kampf auf offenen Feld verzichten, aber sie bestand darauf vor Ort sein zu dürfen. Die Kashkar standen unter ihrem Befehl, daher konnte sie nicht in den Katakomben bleiben. Nur widerwillig gab der werdende Vater diesem Kompromiss nach, aber Lola hatte recht. Niemand außer ihr verstand diese Wesen überhaupt.
    Bei Thyia biss Cloud auf Granit. Alles Winseln und Flehen brachte nichts und die Waldnymphe bestand darauf, sehr wohl auf dem Schlachtfeld mitzumischen. Der Waldwächter hatte sie weder zu seiner Verlobten, noch zu seiner Frau erklärt, was für Thyia bedeutete, dass Cloud keine Befehlsgewalt über sie hatte. Stillschweigend musste er dabei zusehen, wie sie sich für den Kampf rüsten ließ. Raken versuchte erst gar nicht Ferda von irgendetwas abzuhalten. Sie hätte nicht auf ihn gehört, aber im Gegensatz zu den kämpferischen Parteien, wollte sie ihrem Vater unter die Arme greifen. Heiler wurden wahrscheinlich mehr benötigt, als noch ein weiteres Schwert oder in Ferdas Fall – zwei Sichel. Zu Vorbereitung ließ Thyia unglaublich viele Kräuter wachsen, mit denen die Heiler hantierten. Sie fertigten alle schon Verbände und Tinkturen an. Manche waren sogar dazu gedacht, die nötigsten Schmerzen zu betäuben, wenn es anders keine Möglichkeiten mehr gab.

    Falken trafen ein, die davon berichteten, dass die Gargoyles weitere Truppen ausgesendet hatten, die jeweils zum Berg der Hochelben, Nigrum und kleineren Provinzen unterwegs waren. Dies war das Startsignal an alle.
    Am darauffolgenden Tag sollten die letzte Gegenwehr losziehen. Weitere Späher berichteten, dass die Städte Sona und Tukturin angegriffen worden seien, natürlich mit wenig Gegenwehr. Es lief ab, wie es Darius zuvor prophezeit hatte. Stein und Stoff wurde zerstört, aber die sonstigen Verluste blieben gering. Was die Augen von Aona nicht nur verstanden war, wie sich die Truppen untereinander verständigten. Niemand redete, nichts war zu hören, nur ihre Flügelschläge lotsten die Waldwächter in die richtige Richtung.
    Die Soldaten, und auch die Helden, wurden immer nervöser.
    Was waren die Gargoyles für ein mysteriöses Volk?
    Keiner vermochte es mit Sicherheit zu sagen und auch Lefistos hatte nicht mehr gewusst. Selbst Destan konnte sich aus Vielem keinen Reim mehr machen. Zu lange war es her gewesen, dass er ihren Gott verkörpert hatte.
    Damals hatten sie am Anfang ihrer Geschichte gestanden und viele Kapitel schrieben sie ohne ihn.
    Wenn man in die Gesichter der verschiedenen Krieger und Soldaten schaute, sah man Entschlossenheit, aber auch Furcht. Keine der heroischen Reden, die gehalten wurde, konnte ihnen das nehmen. Es war immer leicht zu sagen, dass der Tod auf dem Schlachtfeld ein ehrenhafter Tod sei, aber seien wir ehrlich, niemand wollte sterben. So lange es sich verhindern ließ, wollten alle überleben.
    Der letzte Tag vor der Schlacht war angebrochen.
    Daig schloss eine Schwertkampfübung ab, die er gegen seinen Vater angetreten war. Fone musste einräumen, dass in all der Zeit, sein Sohn ihm ebenbürtig wurde.
    Beide Männer standen sich gegenüber, Schweißperlen hatten sich auf ihren Stirnen gebildet. Fone starrte in die Augen seines Sohnes, dessen sich verschmälert hatten. Unter einem lauten Kriegsschrei rannte Daig auf seinen Vater zu und vier Klingen kreuzten sich.
    Funken sprühten.
    „Achte auf deine Beine. Stehe mit ihnen immer fest auf dem Boden!“, brüllte Fone und konterte die rotierenden Schwerter seines Sohnes. Ein Rat, der in zwei Richtungen wies. Im Kampf und im Leben.
    Während sie ihren Übungen nachgingen, hörten sie plötzlich das Wiehern vieler Pferde.
    Karren kamen aus dem Tunnel, deren Last von großen Laken abgedeckt wurde.

  • Oha, da kommen die Zwerge - und vermutlich bringen sie Mar und ihre kleine Maschine mit :thumbsup: Ich möchte zu gern Daigs Gesicht sehen. Hoffentlich hat er nach Odins Lektion wenigstens den Anstand, erfreut zu sein - wenn denn wirklich Mar aus dem Tunnel kommt ^^

    • Offizieller Beitrag

    Sie rechneten nicht mit einer erneuten Horde Zwerge, die in voller Kriegsmontur plötzlich vor ihnen standen. Auf ihren Rüstungen zeichneten sich die Edelsteine ab, die sie vor Tantars Einfluss schützen sollte. Was aber viel verwunderlicher war, waren die seltsamen Mützen, die sie trugen. Mit dünnen Kristallscheiben ausgestattet, deren Gestein durchsichtig war, starrten sie in jene Augen, die genau von diesem ungewohnten Kleidungsstück geschützt wurden. Mit einem Lederriemen festgezogen, konnte es den Zwergen nicht von der Nase rutschen.
    „Was habt ihr da?“, rief Fone, der als Erstes zu den Karren lief. Er steckte seine Schwerter weg und lief auf einen Zwerg zu, der eine Liste in Händen hielt. Als dieser sich herumdrehte, erkannte Daig auf einen Blick Edelbart.
    „Begrüßt man so Neuankömmlinge, Drache?“, schimpfte dieser in alter Manier gleich los. Daig hatte gar nicht mehr mit Edelbart gerechnet, auch wenn er über die Absicht seines Kommens Bescheid wusste.
    „Ich würde sagen, man wünscht seinem Gegenüber erst einmal einen schönen Tag, dann erfragt man, was sich im Zuge seines Dasein bei ihm befindet.“
    Fone schaute Edelbart mürrisch an. Das Letzte, was der König der Eisdrachen gebrauchen konnte, war Unterricht im Benehmen von einem Zwerg.
    „Ich bin Fone! König der ...“
    „Ja, ja“, unterbrach Edelbart den zweiten Versuch des Königs sich kennenzulernen und schaute von seiner Liste zu ihm auf. „König der Eisprinzessinnen. Ich weiß.“
    „Wie bitte?“, erschrak Fone.
    „Vater ...“, lenkte Daig ein, der die Eigenarten des Zwerges sehr wohl kannte. Auch die anderen entdeckten den noch nicht abgeschlossenen Zug der Zwerge. Lola, Ferda und Thyia betrachteten die Wagen, die große Dinge zu transportieren schienen.
    „Was mag da wohl drunter sein?“, rätselte Lola und schaute Ferda an, die jene Karren aufmerksam musterte.
    „Ich sehe es zwar, aber verstehe es nicht“, murmelte das Orakel und zuckte mit ihren Schultern.
    „Was führt Ihr da mit Euch?“, wollte Fone wissen und Edelbart seufzte.
    „Daig“, wandte sich der Zwerg lieber dessen Sohn zu und stieß ihm freundschaftlich gegen die Schulter. „Schön dich wiederzusehen, allerdings siehst du miserabel aus. Du hast anscheinend nicht viel geschlafen in letzter Zeit oder … oder vermiest dir etwas anderes die Laune?“
    „Ich … also … naja … wenig Schlaf stimmt schon.“
    Edelbart nickte.
    „Ja, wir hatten alle etwas wenig Schlaf, aber diese kleinen Spielzeuge bedurften unserer vollen Aufmerksamkeit.“
    „Spielzeuge?“, fragten Daig und Fone mit einer Stimme.
    „Ja“, antwortete eine Stimme von einer der eintreffenden Karren und erhob sich vom Kutschbock. Zum Vorschein kam Mar, die sich ebenfalls in voller Montur befand, natürlich auf ihren zierlichen Körper maßgeschneidert, aber bei Weitem keine Rüstung. Sie sah aus wie eine Baumeisterin. Hose, Hemd und Werkzeuggürtel begleiteten ihren Weg.
    „Das waren die letzten Karren, Vater“, sagte sie zu Edelbart und dieser zog einen langen Strich über das Blatt, welches sich in seinen Händen befand. Rund hundert Karren füllten die Höhle aus, sodass sie nicht zu übersehen waren.
    „Mar?“, blökte Daig erschrocken, als er sie erkannt hatte.
    „Das ist also Mar?“, murmelte Fone und lief etwas um die Wagen herum, um einen genaueren Blick auf die Zwergenelbin zu werfen, von der er schon so viel gehört hatte. Naja, zumindest von den anderen, Daig gab sich über sie doch eher verschwiegen.
    „Ein bisschen dünn, die Kleine“, dachte sich der König der Eisdrachen. „Die ist doch keinen Tag älter als vierzehn Winter.“
    „Achtzehn“, konterte Ferda von der Seite und grinste Fone an, dessen Miene sich verfinsterte, weil er sich seiner Gedanken ertappt fühlte.
    „Wie auch immer ...“, murmelte Fone und versuchte einen Blick unter die Planen zu erhaschen.
    „Ich sagte doch, du sollst in ...“, erklang Daigs Stimme zornig zwischen all den Zwergen.
    „In Arnsheim bleiben, ja ich weiß. Du hast es ausdrücklich meinem Vater gesagt, aber dieser ...“ Mar schaute Edelbart an, der sich grinsend Daig zuwandte.
    „Ich hab´s vergessen auszurichten. Mir ist das erst kurz vor unserem Ziel eingefallen. Du weißt schon. Dieser Moment, wenn dir plötzlich etwas einfällt. Wie die frische Unterwäsche, wenn du schon eine Tagesreise von deiner Heimat entfernt bist.“
    „Vergessen?“, fiepte Daig. „Ich hatte Euch gedroht.“
    Edelbart lachte.
    „Ihr Drachen könnt uns nicht drohen. Wir hören nicht auf Wesen, die ihren Kopf ohnehin meist in den Wolken haben. Wir Zwerge sind da doch bodenständiger und realistischer. Mar hätte sich nie davon abhalten lassen. Du kennst sie länger als ich, junger Drachenprinz. Dir hätte doch bewusst sein müssen, dass sie auf kein warnendes Wort hört. Eine Drohung ist für dieses Kind nur eine Herausforderung.“
    Mar schaute beschämt zur Seite weg.
    „Ach, du“, murmelte sie und sprang dann vom Karren. Etwas schüchtern klopfte sie sich den Staub von ihrer weiten Hose und zog an den Hosenträgern, während ihre Füße vor und zurück wippten.
    „Ich wollte einfach helfen“, gab sie zu und Daig atmete einmal tief durch.
    „Ich bin froh, dass du da bist“, antwortete Daig versteckt hinter Hüsteln und Räuspern, aber leider war es doch herauszuhören, was er zugegeben hatte.
    Edelbart schlug dem Drachen einmal kräftig auf den Rücken und lachte erneut.
    „Na siehst du, Bursche. War das so schwer?“
    Mars Blick erhellte sich und freudig nickte sie Daig zu, bevor Fone angeschlichen kam.
    „Ich will das Wiedersehen nicht unterbrechen, aber was befindet sich unter den Laken?“
    „Du meinst wohl eher, du willst das Wiedersehen nicht unterbrechen, aber tust es trotzdem“, maulte Daig.
    „Ihr habt noch alle Zeit der Welt euch zu begrüßen, aber ich will es jetzt wissen.“
    Mar lächelte den König der Eisdrachen an. So groß hatte sie ihn sich gar nicht vorgestellt, zumindest nicht in Menschengestalt. Fone und Daig sahen sich ähnlich, aber trotzdem wirkten sie grundverschieden. Während die Augen von Daig ein warmes Gefühl für sie ausstrahlten, stachen die von Fone durch Erhabenheit hervor. Eisdrachen neigten zu einer etwas unterschwelligen Arroganz, weil sie zuvor die unbestrittenen Herrscher des Himmels waren. Jetzt, wo auch die Süddrachen mitmischten, mussten sie sich diesen Rang teilen. Die zierliche Zwergenelbin sprang auf den Karren vor sich und zog an dem Tuch. Lauthals verkündete sie: „Ich nenne sie - die Drachenreiter!“
    Schwungvoll flatterte das Laken hinweg und zum Vorschein kam …

  • Zitat

    Etwas schüchtern klopfte sie sich den Taub von ihrer weiten Hose und zog an den Hosenträgern, während ihre Füße vor und zurück wippten.


    Staub

    Und zum Vorschein kam ...
    Na du bist ja mal wieder nett :D Jetzt verrätst du uns noch nichtmal, was Mar gebastelt hat. Aber wie es aussieht, wird das Wasauchimmer fliegen können ^^ Sie war ja seit jeher von den Drachen begeistert. Die Gargoyles werden es noch bereuen, nach Aona hereingestürmt zu sein :thumbsup:

    • Offizieller Beitrag

    Keiner wusste es. Alle schaute auf ein Holzgestell mit metallenen Verstrebungen. Schweigen brach aus und Mar, die voller Stolz auf dem Wagen stand, starrte in verwirrte Gesichter.
    Eine Holztrommel erkannten sie. Ein Sitz hinter der Trommel setzte sich ab, aber keiner wusste, zu was die Apparatur da sein sollte. Stöhnend setzte sich Mar in das Gerät hinein und zog an mehreren Hebeln, die sich links und rechts von ihr befanden. Das Ungetüm drehte sich mit ihr und zeigte mit der seltsamen Trommel an die Wand der Höhle.
    „Die Drehvorrichtung war meine Idee“, rühmte sich Edelbart und rieb sich schon erwartungsvoll die Hände.
    Durch Zahnräder, Kurbeln und Seile konnte sie alles in Gang setzen, während die Massen auf Mar schauten, um zu verstehen, was sie dort vor sich hatten. Die Trommel bestand aus zwölf runden Kammern, in denen Mar Pfeile hineinlegte.
    Vorsichtig zog sie danach eine Art Bolzen an jede der Kammern nach hinten und legte erneut einen Hebel um. Danach legte sie ihre rechte Hand um einen kleineren Hebel, der sich direkt vor ihr befand.
    Mit einer Handbewegung, zog sie diesen an sich heran und im gleichen Atemzug schlug der obere Bolzen zu und feuerte den Pfeil mit einer ungewohnten Kraft heraus. Der Pfeil zerschmetterte an der steinernen Wand, aber um zu demonstrieren, was die Apparatur konnte, wiederholte sie das Ziehen des Hebels noch weitere elf Mal.
    Zwölf Pfeile schoss sie so insgesamt ab, ehe sie den Drachenreiter nachladen musste.
    Schneller, härter und präziser, als es ein Bogenschütze je gekonnt hätte.
    „U-U-Und warum nennt man das einen Drachenreiter?“, stotterte Fone, während der letzte Pfeil zerschellte.
    „Weil ...“, setzte Mar an, „man diese Apparaturen auf einem Drachen anbringt. Festgezurrt mit feinstem Leder, fliegen wir über die Feinde hinweg und schießen von oben auf sie hinunter. Zur Sicherheit haben wir auch Gurte an den Sitzen angebracht. Für die Benutzung in Richtung Schlachtfeld wäre ja eine gewissen Schräglage nötig. Aber mit diesen Spielzeugen, holen wir die Gargoyles eben so gut aus der Luft.“
    „Wenn wir sie sehen würden ...“, lenkte Thyia ernüchternd ein.
    „Wir haben davon gehört“, gestand Edelbart. „Deshalb haben wir das hier noch.“
    Er reichte Fone und Thyia jeweils einen dicken Lederbeutel.
    Als sie hineinsahen, entdeckten beide ein grünes Pulver darin.
    „Die Drachenreiter – Reiter werden diese gemahlenen Steine im Himmel verstreuen. Damit setzen sich zumindest ihre Silhouetten ab oder ihre Flugbewegungen werden für uns sichtbar“, erklärte Mar und Daig erhob fragend seinen rechten Zeigefinger.
    „Uns?“, fragte der Eisdrache.
    „Ich bin Teil der Gruppe, die jene Apparaturen bedienen wird.“
    „Nei-hei-hein“, protestierte Daig mit einem sarkastischen Lachen.
    „Do-ho-och“, konterte Mar.
    „Das ist viel zu gefährlich. Du kannst dich doch nicht ernsthaft auf einen der Drachen schnallen lassen und dann ...“
    „Deswegen habe ich beschlossen, dass sie auf dir reiten wird!“, unterbrach Edelbart den jungen Mann und stemmte mit stolz geschwellter Brust seine Hände in die Hüfte.
    „Das klang jetzt so ganz und gar falsch“, murmelte Daig und fasste sich erschöpft an die Stirn. Fone musste sich das Lachen verkneifen, aber fand die Idee nicht schlecht. Neben dem Vorteil, dass sein Sohn von einer Apparatur geschützt wurde, hielt ihn das zudem noch vom offenen Kampf Mann gegen Mann fern.
    „Also ich finde diese Idee gut. Eure Tochter reitet meinen Sohn und beide schützen einander.“
    „Könntet ihr diese Witze lassen, die sind mir furchtbar unangenehm“, beschwerte sich Daig weiter und seine Haut bestach allmählich durch ein schimmerndes Rot.
    Mar kicherte und stand wieder auf.
    „Für mich kam sowieso nie ein anderer in Frage, den ich reiten wollte“, setzte Mar die Chose fort und Daig war kurz davor im Erdboden zu versinken.
    „Ich stell mich dort hinten in die Ecke. Ruft mich, wenn ihr fertig seid“, nuschelte er und lief mit gesenkten Blick davon. Die Anwesenden brachen in Lachen aus und kurz war alle Anspannung vergessen. Selbst Fone und Edelbart machten den Eindruck miteinander auszukommen, aber nur so lange, bis keiner versuchte klüger zu sein, als der Andere.
    Daig schlurfte davon.
    Unbemerkt von den anderen, die mit ihrem Gelächter und den Drachenreitern beschäftigt waren, folgte Mar ihm.
    Etwas abseits, rannte sie ihn in Form einer Umarmung fast um und klammerte sich an seinen Rücken.
    „Ich freue mich, dich wiederzusehen“, hauchte sie leise und Daig grinste.

  • Na endlich 8o Daig und Mar bekommen doch noch einen stillen Moment für sich :love: Wie gut, dass sie und Edelbart so dickköpfig sind.
    Außerdem kann er sich freuen, von ihr geritten zu werden :spiteful: (Der Wortwitz lag ja nur so auf dem Präsentierteller :rofl: )
    Super Part, Jen :super:

  • Na hallo! Du bist aber im Moment fleißig :thumbsup:
    Da kommt man ja mit dem Lesen kaum noch nach ;)

    Die Teile gefallen mir echt gut und du schaffst es auch weiterhin die Gradwanderung zwischen Humor und Ernst zu meistern :thumbup:

    Eine Sache verwirrt mich aber. Sollte nicht Daigs Mutter die Befehlshaberin der Eisdrachen sein? Irgendwie komisch, dass sie garnicht beim Kriegsrat dabei ist. ?(

  • Pffffff... :D
    Ich dachte beim lesen: "Uiuiui, eindeutig zweideutig!"
    Aber das du dieses Wortwitz dann auchnoch so schön ausschlachtest...
    Gött-lich! ^^

    • Offizieller Beitrag

    Alopex Lagopus: Ja der Wortwitz wird diese Drachen ewig verfolgen :rofl:
    @Sakul: Dein Einwand ist berechtigt mit Daigs Mutter, aber die Auflösung kommt jetzt, hoffe es ist verständlich, warum sie nicht da ist ;)
    @HeatherMcGoldenheart: Danke, ja das bot sich so an 8o Und Mar ist ja auch nicht von schlechten Eltern. Schämen passte da jetzt nicht ganz zu ihr ;)
    So ein etwas längerer Post, aber ich wollte Liam noch mit reinnehmen ... :rolleyes:


    „Ladet alles ab unn macht denoach erschd emol Paus!“, verkündete Edelbart beiläufig und wohnte dem Kriegsrat bei, um sich auf den Stand der Dinge bringen zu lassen.
    Dort wurde er über die Umstände unterrichtet, dass bereits einige der gegnerischen Truppen zu den Städten der Oberflächen unterwegs waren. Da Kasul, im Gegensatz zu allen anderen, keinen wirklichen Zufluchtsort besaß, lud Edelbart die Eisdrachen kurzerhand nach Arnsheim ein. Dankend nahm Fone diese Einladung an und ließ sich vom Zwerg einige Bergwerksstollen auf Karten markieren, deren Gänge ins Reich der Zwerge führten.
    Die Königin war bei dem Volk geblieben, mit einer handvoll Soldaten, die alle beschützen sollten, die nicht schnell genug flüchten konnten. Als Befehlshaberin der Armeen, sollte sie eigentlich zur Rechten ihres Königs stehen, aber in Anbetracht der Lage, durften sie ihr Volk nicht im Stich lassen. Panik und Chaos wären die Folge gewesen, wenn sich das gesamte Königshaus von Dannen geschlichen hätte.
    Edelbart verstand die Beweggründe des Eisdrachen, wobei dieser das Offensichtliche verheimlichte.
    Edelbart glaubte, dass Fone auch nicht wollte, dass seine Frau und er das bevorstehende Schlachtfeld besuchten.
    Wie jeder andere, versuchte der Eisdrache jene zu beschützen, die er liebte. Seine Frau im Norden und seinen Sohn im Krieg. Immerhin war dies auch der Grund seines eigenen Daseins. Sein Kind blindlings in eine Schlacht hineinrennen lassen, das würde kein Vater Aonas freiwillig tun.
    Die Zwerge luden derweil ihre Karren außerhalb der Katakomben ab. Am nächsten Tag sollten ausgewählte Eisdrachen mit den Drachenreitern ausgestattet werden. Warum nur Eisdrachen? Nun, das lag daran, dass Süddrachen mit Feuer spukten und man dies, bei einer Konstruktion aus Holz und Metall, für unklug hielt.
    Der letzte Tag …
    Mar und Daig tauschten aus, was in all der Zeit passiert war, in der sie voneinander getrennt waren. Edelbart und sie fanden die Zeit sich kennenzulernen und sie erkannte, dass sie viele seiner Eigenschaften geerbt hatte, was für die Augen anderer unverkennbar gewesen war. Edelbart machte ihre jedoch klar, dass er nicht umgehend versuchen wollte, gegen ihren Willen, den Vater zu mimen. Dafür waren zu viele Winter ins Land gezogen, in der er diese Chance vertan hatte, aber er wollte versuchen Freund und Kamerad zu sein. Vorrangig ein „Onkel“ oder so etwas, aber Mar nannte ihn nach einiger Zeit „Vater“, da er es schlicht und ergreifend war. Irgendwann, während sie an den Drachenreitern gearbeitet hatten, wurde der Zwergenelbin bewusst, dass ihre Zeit begrenzt sein konnte, wenn die Schlacht schlecht ausgehen würde. In dieser kurzen Zeit, die ihnen bis zu diesem Tag geblieben war, wollte sie die Tochter eines Zwerges sein.
    Adelbart erkannte die Veränderung seines Bruders und wollte ihm den Platz auf dem Thron der Zwerge zurückgeben, aber Edelbart hatte dieses Angebot abgelehnt. Er fühlte nicht wie ein König und war schon lange keiner mehr gewesen. Seine Passion waren die Werkzeuge und Erfindungen und dabei wollte er es belassen. Adelbart versicherte sich noch einmal dahingehend und fragte, ob Edelbart sich sicher sei, dass Koanbart eines Tages den Thron übernehmen sollte. Edelbart schaute daraufhin seine Tochter aus der Ferne an und nickte. Mar würde niemals den Thron der Zwerge besteigen wollen, denn sie war wie er. Nicht nur eine Erfinderin, ihr Herz gehörte in eine andere Richtung.

    Während die Helden Aonas in die letzten Vorbereitungen gingen, war Lefistos im Lager der Feinde angekommen. Durch seine Größe, konnte er sich gut verstecken und fiel kaum auf. Die Gargoyles, die ihn sahen, hielten ihn für einen Sklaven der Götter, der er ja auch eigentlich gewesen war, aber eben für eine andere Seite. Der Junge, den er beschützen sollte, war nicht schwer zu übersehen. Er saß vor dem Zelt seines Vaters und schärfte sein Schwert. Mit einem pechschwarzen Stein, fuhr er im Schneidersitz über die Klinge. Lefistos konnte nicht glauben, dass die Gargoyles selbst ihre Jüngsten in die Schlacht schickten. Aber immer wieder begegneten ihm Jünglinge, am Scheideweg zwischen Knaben und Mann, die bereits Bogen und Schwert in Händen hielten. Kopfschütteln rief dies bei dem alten Gnom hervor.
    Aber je länger Lefistos dort war, desto mehr begriff er auch, was hinter dieser Taktik steckte.
    Die Kinder waren die Vorhut. Das Futter für die Pfeile und Schwerter.
    Wendegor nutzte die Schwächen Aonas, nämlich das Erbarmen und den Stolz.
    Die Krieger ihrer Gegenseite hätten bestimmt Hemmungen einen jungen Mann oder ein Kind zu töten, wenn es vor ihnen stünde. Doch waren diese Kinder keine Sprösslinge irgendwelcher Bauern. Sie alle wussten, was sie erwarten würde. Jene Kinder würden nicht zögern oder Mitleid zeigen und einfach alles töten, was ihre Klinge auf dem Schlachtfeld kreuzte.
    Lefistos rannte kalter Schweiß über seinen Rücken.
    Diese Kreaturen waren gefährlicher, als er gedacht hatte. Könnte Onyx seinen Hammer gegen ein Kind erheben oder Cloud seine Schwerter? Nein, sie würden zumindest zögern. Sekunden, die ihnen den Tod bringen würden, wenn sie es nicht schaffen sollten, über ihren Schatten zu springen.
    Für die Gargoyles waren ihre Kinder entbehrlich, sie konnten ersetzt werden oder wurden es meist, durch den Jüngeren.
    Ihre Welt funktionierte nur, weil sie vor eines mehr Angst hatten, als vor dem Tod selbst. Dies verkörperte Wendegor. Seine Gargoylegestalt war so furchteinflößend, dass nur Wenige auf die Idee kamen ihn herauszufordern. Mythen rankten sich über den König dieser Bestien. Angeblich hatte er den Kopf seines eigenen Bruders abgebissen und in die tiefen Schluchten seines Reiches gespuckt. Seine Flügelschläge hallten wie Donnerschläge im Himmel wider und jeden Widersacher, der sich gegen ihn aufgetan hatte, hatte er besiegt. Nicht nur das. Jene, die ihm seinen Rang streitig machen wollten, stellte er öffentlich zur Schau aus und folterte sie zu Tode, was eine Warnung an andere sein sollte.
    Er zog ihnen bei lebendigen Leib die Haut ab, spaltete ihre Brustkörbe und ließ jeden einen Blick auf die pochenden Herzen werfen, bevor er sie mit seinen Händen zerquetschte.
    Alles im Beisein seiner eigenen Kinder.
    Lefistos fragte sich wirklich, ob der den Jungen beschützen oder doch nicht lieber gleich hinterrücks ermorden sollte.
    Aber wie gesagt, der eine Sohn wurde einfach von einem anderen ersetzt.
    Wie die Mütter über ihre Kinder dachten, vermochte niemand zu sagen. Lefistos war sich nur sicher, dass er froh war in Aona gelebt zu haben. Die andere Möglichkeit erschien ihm doch als … nicht sehr warme Kinderstube.
    Während Lefistos also den Knaben beobachtete, der vor dem Zelt saß, schlich er ihm nach, wo immer er hinging.
    Am gleichen Tag, an dem Mar eingetroffen war, verfolgte Lefistos Liam in einen dunklen Waldabschnitt, der unterhalb des Götterberges die Landschaft erobert hatte. Unbeobachtet von seinem Vater, lief er Trampelpfade entlang und schien sich Aona anzusehen.
    Lefistos verbarg sich hinter dicken Wurzeln und dichtem Gestrüpp und sah, wie Liam einen Schwarm Fledermäuse beobachtete, die an einem Baum hingen und schliefen. Der Junge hangelte er sich nach oben und setzte sich auf einen Ast. Vorsichtig nahm er eine Fledermaus in seine Hand und betrachtete diese von allen Seiten.
    Das Tier wehrte sich nicht. Es war viel zu überrascht davon, dass man es aus seinem Schlaf geweckt hatte.
    Liam zog etwas die lederartigen Flügel auseinander und fuhr mit seinem Daumen über die Haut. Lefistos fürchtete um das Tier. Er hatte durch die Weltenschale gesehen, zu was der Junge im Beisein seines Vaters fähig gewesen war, aber diesmal war es anders.
    Liam hatte nicht vor das Tier zu töten oder zu quälen, sondern er betrachtete es.
    Er breitete seine Schwingen aus, die alle Gargoyles zu einem Umhang getarnt hatten, deren lederartige Beschaffenheit den Fledermäusen glich. Mit eben diesen Schwingen, an deren oberen Spitze ein spitzer Flügeldaumen prangte, wie bei den kleinen, unheimlichen Tierchen, ließ sich Liam zum Boden gleiten.
    Er betrachtete das Tier weiter und vor Lefistos´ Augen entpuppte sich das wahre Antlitz der Gargoyles. Sein Gesicht veränderte sich, so wie Liams ganze Gestalt.
    Er besaß plötzlich keine Haare mehr, sondern ihre Haut war nackt, wie die Flügel. Dunkelgrau wie Granit, konnte er so in der Dunkelheit des Waldes verschwinden. Seine Nase war platt und setzte sich kaum vom Gesicht ab. Die Nasenlöcher waren dabei so schmal, dass man sie kaum sah. Rillenartige Hautpartien um diese herum, ließen ihn aussehen, als schaute er wütend drein. Rote Augen, die Unterarme und Waden wirkten besonders stark ausgeprägt. Das Einzige, was Lefistos noch menschlich vorkam war Liams Gebiss. Er hatte im Gegensatz zur Fledermaus keine spitzen Zähne, die er bei den vorhandenen Pranken auch nicht brauchte. Sogar die Ohren schauten gleich aus.
    An den Fersen seiner mit Krallen bestückten Zehen, erkannte Lefistos weitere Widerhaken, mit denen er sich ins Erdreich verankern konnte. Ebenso solche, nach außen gebogene Krallen, an beiden Ellenbogen.
    „Destan, über Geschmack lässt sich wirklich streiten!“, dachte sich der kleine, grüne Beschützer wider Willen.
    Lefistos glaubte, dass sich Liam in diesem Tier wiedererkannte. Zumindest erweckte es sein Interesse.
    Liam öffnete leicht sein Mund und die Fledermaus gab daraufhin einen sehr hohen, fiependen Ton von sich.
    Konnte er mit dem Tier sprechen?
    Gab es ihm Antwort?
    Hörte es das, was Lefistos nicht hören konnte?
    War das die Methode, mit der sich die Gargoyles untereinander lautlos verständigen konnten?
    Die Fledermaus krallte sich an Liams Finger und schlief einfach weiter.
    Der Gnom wartete immer noch darauf, dass der Knabe dem Tier den Kopf abbeißen würde, aber nichts von all dem geschah.
    Selbst als ein Hase seinen Weg kreuzte, nahm Liam ihn diesmal nicht einmal wahr.
    Bestand doch noch Hoffnung für diesen seltsamen Jungen? Oder war die Neugier einfach in diesem Moment größer, als der Drang zu töten? Liam hängte das Tier wieder an den Baum und lief zurück. Kurz bevor er aus dem Wald trat, blendete er alle andere wieder durch sein menschliches Aussehen. Sie alle taten das.
    Lefistos stand vor einer schweren Entscheidung!
    Helfen oder seinem Bauchgefühl vertrauen?

  • Erstens: du postest zu schnell. (Scherz ;) aber jeeeedes Wochenende komm ich net on und jeeeedeen Dienstag steh ich hier und denk "WTF"?? Das wär schlimm, wenns nicht so toll wär :love: )
    Zweitens: du postest zu gut. Wirklich. Wie Heather sagte- du schaffst diese Balance zwischen Ernst und Spass wie kaum jemand. Wirklich klasse.
    Drittens: was zum Henker war das für ein Ende im letzten Teil?? Du bist zuuu krass ey- jetzt gibst du uns diese bösen, verachtenswerten Widerlinge, damit wir jemand haben, den wir hassen können... und dann öffnest du einfach so n Fenster und lässt Hoffnung rein, dass die vielleicht doch nicht GANZ so böse sind 8| ich bin beeindruckt 8|


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Wie war das? Nichts ist von sich aus zu 100% gut oder böse. Jedes Wesen besitzt beide seiten und entscheidet, inwieweit sie diesen ausleben. Aber um bei den Gargoyles platz für ein friedfertigeres Denken zu machen bedarf es doch einiges 8| So wie die drauf sind, muss denen wohl erstmal in den Arsch getreten werden. Ich bin echt gespannt, was da am Ende rauskommt.

    • Offizieller Beitrag

    Sein gesunder Gnomenverstand schrie, dass er den Knaben töten sollte, aber etwas in ihm verhinderte das. Levia steckte all ihr Vertrauen in ihn. Er durfte sie nicht enttäuschen!
    Hin und gerissen von seinen Gefühlen, sollte sich am nächsten Tag entscheiden, welchen Pfad Lefistos einschlagen würde. Gnade oder vielleicht ein voreiliges Urteil?
    Im Verlauf des restlichen Tages, geschah nichts, was Lefistos noch hätte verwundern können. Die Gargoyles kämpften gegeneinander, der Sohn des Wendegor saß dabei und ahmte später die Bewegungen der Krieger nach. Nein, dieses Kind war ein Spross des Krieges, dachte sich Lefistos. Er wollte glauben, dass Levia recht hatte und der Fionn mehr in ihm sah, als eine Bestie, aber hinter die Fassade zu schauen, bedeutete nur, das wahre Antlitz dieser Monster zu erblicken.
    In dieser Nacht tat der Gnom kein Auge zu. Er ahnte, dass sich im Westen etwas zusammenbraute. Die Wolken kündigten den Ansturm des Widerstandes an. Noch in der Nacht begann es zu regnen. Wind kam auf und der Himmel verdunkelte sich. Es sah so aus, als wusste selbst der dieser, dass schmetternder Donner die beste Begleitung war, diesen Tag zu beginnen.
    Wendegors Laune war genauso tosend wie der Wind. Er konnte nicht glauben, dass die Städte seiner zukünftigen Untertanen alle leer waren und abgesehen von ein paar Alten, die zu stolz gewesen waren, um ihre Heimat zu verlassen, konnte er niemanden auffinden. Das war nicht das, was ihm die Götter versprochen hatten. Er wollte Krieg und sich das Land gewissermaßen verdient erobern, aber er hatte keine Ahnung davon, dass dieser Krieg sich bald auf den Weg zu ihm machen würde. Wendegor war nicht der Herr über das Schlachtfeld. Wenn er es nicht schaffte das zu ändern, dann hätte sein Volk allen Grund gehabt an ihm zu zweifeln.
    Bemüht gab er sich gefasst, was sein Volk anging, aber nicht bei den Göttern.
    Als erneute Späher ohne brauchbare Kunde zurückgekehrt waren, flog er zur Spitze des Götterberges und wollte Athos zur Rede stellen. Der König Eonas ließ sich nicht hinters Licht führen.
    Was hatte es mit den mächtigen Gegnern der Götter auf sich? Konnten sie sich auch unsichtbar machen oder hatten sie schon aufgegeben?
    Athos versicherte ihm, dass er genauso ratlos war wie er. Aus irgendeinem Grund mussten die Völker Aonas gewusst haben, was auf sie zukommen würde.
    Und da fiel Athos seine missratene Schwester wieder ein und sein ungehorsamer Bruder. Beide hatte der Gott des Meeres fast vergessen, nachdem man nichts mehr von ihnen gehört oder gesehen hatte.
    Der Gott versprach sich umgehend darum zu kümmern und an Informationen zu kommen.
    Aber anstatt selbst die Tiefen des Todes aufzusuchen, entsandte Athos seinen Bruder Tantar, der wieder einmal die Drecksarbeit erledigen durfte. Seit Jahrhunderten hatte sich keiner von ihnen mehr so tief in die Dunkelheit gewagt.
    Nur leider kehrte Tantar mit schlechten Neuigkeiten zurück.
    Destan hatte zusammen mit Levia ihr unterirdisches Gefängnis verlassen. Niemand konnte mehr den vier Göttergeschwistern Rede und Antwort stehen.
    Während Athos ratlos blieb, wussten die anderen sehr wohl was sie zu tun hatten. Der Tag der Rückeroberung war gekommen und alle rüsteten sich. Letzte Worte wurden mit den Liebsten ausgetauscht. Manche schrieben noch eilig Briefe und hinterlegten sie bei neugewonnenen Freunden, die sie im schlimmsten Fall aushändigen sollten. Väter umarmten ihre Söhne, Töchter ihre Väter, Frauen ihre Männer und auch umgedreht.
    Trotz des Krieges war die Stimmung von Hoffnung erfüllt, denn wenn keiner mutig diesen Schritt gehen würde, dann waren sie erst wirklich verloren.
    Anders bei unseren Helden. Die Meisten von ihnen zogen nun mal zusammen los und ließen nur wenig Familie zurück.
    Jedoch stürzten sie nicht einfach blindlings auf ihre Feinde. Die Landschaft des Götterberges war am Fuße dessen sehr flach. Es bot sich an ebenfalls ein Kriegslager unweit der Feinde zu errichten, um ihnen die Stärke ihrer Armee zu demonstrieren. Vielleicht, aber nur vielleicht, ergaben sich die Gargoyles dann von selbst und würden die Götter ihrem Schicksal überlassen. Ein schmaler Grashalm, aber ein Versuch war es wert, wenn so Leben gerettet werden konnten.
    Außerdem sollten Lola und Ferda in diesem Lager zusammen mit Loki die Verletzten auffangen.

    Thyia brach die Kronen der Bäume auf, als die ersten Süddrachen loszogen. Unzählige Soldaten befanden sich auf deren Rücken, die mutig in die Augen ihrer Feinde blicken sollten. In Kreisformation erhoben sie sich in die Lüfte und sammelten sich über den Grünwald. Zusätzlich zu den dunklen Wolken, waren sie es nun, die den Himmel verfinsterten.
    „Alles bereit?“, schrie Fone und gab mit ausgestrecktem Schwert seinen Drachen ebenfalls den Befehl auszurücken. Daig und Mar sorgten dafür, dass alle Drachen, deren Ruf es war schnell und wendig zu sein, mit den Drachenreitern ausgestattet wurden. Riesen, Kashkar und Zwerge bevorzugten ansonsten den Fußmarsch. Dabei hatten es die Zwerge noch einfach. Sie folgten unter dem Befehl von Edelbart ihren Tunneln, welche auch der Großteil der Menschen bevorzugten. Eduard, Darius Sohn, folgte den Zwergen in die Tiefen des Erdreiches hinein, während oberhalb sein Vater mit Baldur loszog.
    Loki versammelte unter seiner Hand die Heiler und mitgereisten Schamanen der Süddrachen und ritt zu Pferd dem Götterberg entgegen. Ochsenkarren zogen die Lasten des Krieges.
    Jeder kannte seine Aufgabe.
    Die Schritte und Flügelschläge aller erschütterten das Geisterland. Als Raken das Signal gab, löste sich der Wirbelsturm aus Drachen und machten sich auf den Weg in den Nordosten.