Die Erforschung der Weißen Ruinen

Es gibt 134 Antworten in diesem Thema, welches 35.754 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Januar 2016 um 20:44) ist von Krahler.

  • Tepsrak bildete die Nachhut, als sie dem Alten durch die Gänge folgten. Obschon er wusste, dass seine Dämonenform seine Begleiter beunruhigte, hatte er sich nicht zurückverwandelt. "Wo ist denn jetzt dieser Ausgang? Sag schon, wie lange müssen wir hier noch rumirren?", fragte Carn ungehalten. "Bald, bald.", war die schlichte Antwort des Greises. Mit leuchtenden Katzenaugen fixierte Tepsrak den Elfen. Carns Ausraster von vorhin beunruhigte den Dämon. Ist er bloss nervös und will hier raus, oder liegt mehr dahinter? Könnte es etwa sein, dass die Magie in den Mauern...? Die Gruppe hatte eine grössere Halle erreicht, als die krächzende Stimme des Alten den Gedankengang des Dämons unterbrach: "Der Schlüssel ist gleich da", sprach er und deutete wild auf eine der Mauern. Sie hatte, im Gegensatz der anderen, eine seltsam rau aussehende Oberfläche. Als Tepsrak näher herantrat, erkannte er, worum es sich wirklich handelte. "Schriftzeichen!", knurrte er überrascht. Tatsächlich, die ganze Wand war übersäht mit eingeritzten Buchstaben.

  • "Schriftzeichen!", war der einzige Kommentar zu diesen sonderlichen Ritzereien in der Mauer, abgegeben von Tepsrak.
    Vaunirs Aufmerksamkeit hatte sich allerdings auf etwas anderes gerichtet; ein steinernes Regal, in die Seitenwand eingehöhlt, in dem zahlreiche Schriftrollen aufgehäuft waren. Er schritt darauf zu und griff sich kurzerhand eine dieser Rollen.
    "Vorsicht, närrischer Elfling!", rief der alte Mann plötzlich. Dann kicherte er haltlos, während er herauspresste: "Diese Schrift- ihihihihi - Rolle wo- aahahaha - wollt Ihr gaha- gahahahaha - hhaar nicht lesen!" Vaunir verdrehte nur die Augen, löste das krümelige Lederband, das die Rolle zusammenhielt und öffnete sie.
    "Carn, warte!", meinte Mithril zögerlich. "Was, wenn der alte damit irgendwas gemeint hat?"
    "Ich gebe einen Dreck darauf, was dieser Matschsack von sich gibt. Der ist, wie Tara es schon so treffend formuliert hat, völlig plem plem."
    Dann richtete er seinen blick auf die Schrift und stellte fest, dass es die gleiche war, die auf der Mauer geschrieben stand. Das half ihm nicht weiter.
    "Khumulus, kannst du hier helfen? Hast du das je gesehen?"
    Die Stimme seines Begleiters war seltsam verschwommen, als er antwortete: "Es kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern ..."
    Na super.
    "Gib das her", raunzte plötzlich der Greis und rupfte ihm das Schriftstück grob aus der Hand. "Ihr könnt wohl kein Altöstisch lesen, was?" Ein leises Kichern entfolg seiner Kehle.

  • Tara trat ebenfalls an die Mauer und besah sich die Schriftzeichen.“Verstehst du etwas davon?“ fragte Tepsrak neben ihr und musterte sie interessiert.Tara schüttelte den Kopf.“Nein. Ein Freund hat vor langer Zeit versucht, mir das Zeug bei zu bringen.“ Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte wie sie den alten Mann damals fast in den Wahnsinn getrieben hatte.“ Ich kann menschliche Schrift lesen, solange sie in meiner Sprache is, aber das hier.“ Wieder schüttelte sie den Kopf. Trotzdem musste sie zugeben, dass diese fremde Schrift sie faszinierte. Sie hörte den Alten, wie er gackernd etwas zu Carn sagte und wandte sich wieder der Gruppe zu.
    “Ihr könnt wohl kein altöstisch lesen?“ Die Diebin runzelte die Stirn.“Altwas?“ Der Alte gackerte wieder, schob die Schriftrolle in sein mottenzerfressenes Gewand und machte eine fuchtelnde Bewegung mit den Armen.“Haha ihr seid mir ja ein paar tolle Abenteurer. Nicht mal das einfachste Grundwissen haben. Haha.“ Sein Lachen ging in einem kurzen Hustenanfall unter. Mithril verschränkte die Arme vor der Brust.“Und du kannst es lesen?“ Der Alte,, der sich inzwischen wieder gefangen hatte, und mit geistesabwesendem Blick in seinem Ohr herumpulte nahm sich mit seiner Antwort Zeit und besah erstmal seine Fingerspitzen. Dann starrte er Mitteilt auf einmal direkt an.“ Lesen? natürlich kann ich es lesen, Junge. Wofür hälst du mich? einen Bauern?“ Er begann erneut zu kichern.“Das Lesen ist nicht das Problem, sondern dass verstehen.“ “Also?“ fragte Carn und deute auf die Stelle im Gewand seines Gegenüber, an der er die Rolle vermutete.“Was steht da.“ “Wie ich schon sagte.hihihi das wollt ihr nicht wissen.“

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  • "Wie ich schon sagte. Hihihi, das wollt ihr nicht wissen." Plötzlich zog der Elf seine Klinge und trat drohend auf den Alten zu. "Jetzt sag schon endlich was da steht, sonst kanst du stinkendes Lumpenknäul was erleben!" "Carn! Beruhige dich!", knurrte Tepsrak. "Tot nützt er uns nichts." "Nhihihi, schon gut ich lese, ich lese. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, hahahah!" Das Gerippe lies sich auf den Boden fallen und begann, die seltsame Schrift zu übersetzen:
    "Ich, Gertum Xypato, oberster Gildenmeister der Magiergilde von Queka, stehe hier und schreibe diese Zeilen, auf dass unsere Geschichte nicht in Vergessenheit gerät und unsere Fehler nicht von den folgenden Generationen wiederholt werden. Unsere Kultur hatte alles erreicht, weder Armut noch Hunger quälten mich und meine Mitmenschen. Doch aus dem Überfluss entstand Langeweile, und die intelligentesten Magier und Maschinenbauer erschufen ein magisches Artefakt, anders als alle vorhergegangenen. Ein Objekt mit der Macht, die verdrängten, vergessenen und schlummernden Kräfte eines Wesens zu erwecken und ihm so ungeahnte Macht zuteilwerden zu lassen. Jedoch war mein Volk dem nicht gewachsen, wodurch die Schwachgeistigen das Artefakt missbrauchten. Es erfüllt mich mit Trauer, wenn ich an diesen endlosen Krieg denke, welcher auf das erschaffen eines so wunderfollen Gegenstandes folgte. Unsere Hochkultur ist dem Ende geweiht, aber der Kreislauf des Lebens wird sich schliessen, und so werden Neue kommen. Es liegt weder in meiner Macht, noch war es mir ein Ansinnen, das Artefakt zu zerstören, weshalb ich und zwei meiner treusten Brüder beschlossen, es hier in userem heiligsten Tempel zu versiegeln. Wir verwebten unsere Magie mit den Gemäuern, damit kein Schwachgeistiger mehr in Unwissenheit Verderben über die Welt bringen kann und nur die, die seiner Würdig sind, zum Artefakt gelangen können. Du, der du diese Zeilen liest, bedenke, was Wahnsinn ist, bevor du gedenkst, Wahnsinn zu finden."

  • Für einige Sekunden herrschte Stille zwischen den Gefährten. Sie alle schienen auf mehr zu warten. Was der verrückte Alte vorgelesen hatte, schien etwas magisches an sich zu haben. Vaunir konnte fast sehen, wie der verzweifelte Schreiber mit letzter Kraft diesen Text geschrieben hatte, in der Hoffnung, irgendjemand würde dieser Geschichte gewahren.
    Mithril sagte in die andächtige Stille hinein: "Wie waren die letzten Worte? Damit kein Schwachgeistiger in Unwissenheit Verderben über diese Welt bringen kann ... und nur die, die seiner würdig sind, zum Artefakt gelangen können? Das würde doch bedeuten, dass wir hier tatsächlich getestet werden, oder was meint ihr?"
    "Wenn ihr mich fragt", brummte Tepsrak, "bedeutet das, dass wir diesen Ort besser verlassen. Die Magie, die diese Wände durchläuft, ist wahrscheinlich die, von der dieser Gertum Xypato berichtet, und sie ist stark. Und wenn er recht hat damit, dass ein Schwachgeistiger Verderben über die ganze Welt bringen könnte ..." Er verstummte.
    Vaunir ergriff das Wort: "Wieso fortgehen? Wer weiß, ob nicht einer von uns würdig ist, es zu finden? Wir sind eine ungewöhnliche Truppe, jeder für sich. Wir könnten es doch wenigstens noch für ein paar Tage versuchen; wenn wir direkt aufgeben, hatten wir nicht einmal die Chance, den Wahrheitsgehalt dieses Textes zu überprüfen."
    Plötzlich kicherte der alte Mann wieder los. Die Gefährten drehten sich überrascht zu ihm um, während er sich langsam beruhigte. "Oh, diese Geschichte ist wahr, meine Freunde, werter Herr Elf." Ein paar Sekunden starrte er nur mit seinen wässrigen Augen auf das Pergament in seiner Hand, dann sprach er weiter: "Ich habe noch nicht fertiggelesen, wisst ihr? Auch, wenn da nichts mehr steht - es muss noch mehr geben, versteht ihr? Was Xypato sagt, von wegen, kein Schwachgeistiger kann es finden ...ooh, hütet euch. Die Geister sind leichter zu korrumpieren, als ihr glauben mögt ..."
    Ungehalten rief Vaunir dazwischen: "Unsinn! Mein Geist wurde jahrelang trainiert!"
    "Vaunir, pass auf, was du sagst.", meldetet sich Khumulus. "Du verhälst dich gerade sehr sonderbar. Ich würde dir raten, auf deine Begleiter zu hören."
    Er hielt inne, atmete durch und lockerte sich ein wenig. "Danke, Kumpel."
    Wieder an den Greis gewandt sagte er: "Jedenfalls ist das, was du da redest, ziemlich wirr. Also Leute, was meint ihr?"

  • Tara nickte zustimmend.“ Wir können's ja mal versuchen. Und außerdem will ich mich nicht von einem Stück Papier als Schwachgeistig beschimpfen lassen.“ Die Erzählung von der Schriftrolle hatte sie neugierig gemacht, genauso wie Carns Aussage, sein Geist sei jahrelang trainiert worden. Sie musterte ihn kurz misstrauisch, sagte jedoch nicht. Carn nickte ebenfalls.“So gern ich auch sofort starten würde, aber wir haben kaum noch Vorräte. wäre es nicht klüger zuerst einen Ausgang zu finden, und dann gut Ausgerüstet zurück zu kehren?“ Doch der Elf schüttelte den Kopf.“Denk doch mal nach. So wie es aussieht hat die Ruine uns reingelassen. Wer weiß ob sie sich ein zweites mal für uns öffnet, geschweige denn, ob wir sie überhaupt noch einmal finden.“ Tepsrak runzelte die Stirn.“Was meinst du damit?“ Carn ging zu der rauen Wand und legte seine Hand darauf.“Ich weiß nicht genau, aber es fühlt sich an als wäre diese Ruine irgendwie lebendig.“ Er deutete auf den Alten, der noch immer die Schrifrolle hielt.“ Diese Erzählung scheint das Ganze zu bestätigen.“ Tara nickte.“Stimmt, das haben wir wohl alle irgendwie gespürt.“ Sie warf einen Blick auf den Alten.“Wenn er hier, weiß Gott wie lange, überlebt haben schaffen wir das sicher auch.“ Der alte Mann hatte sich inzwischen an die Mauer gelehnt.“Ihr wollt es also wirklich versuchen, kleine Abenteurer?“ Da war kein irres Grinsen mehr, seine Augen waren voller Furcht.“Dort drüben ist der Eingang.“ Er deutete auf eine Steinmauer. ganz schwach konnte man Ritzen wie für eine Tür darin erkennen.“Ich gehe bis dorthin, und keinen Schritt weiter.“ Die Gefährten blickten sich an.“na dann.“ meinte Tepsrak.“Wollen wir?“ Sie machten sich daran, gegen die Mauer zu drücken.“Mögen die Götter euch gnädig sein.“ murmelte der Alte traurig.“Ihr habt nicht die leiseste Ahnung, was euch erwartet.“ Als Tara noch einmal zurück blickte, war er verschwunden.

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  • Das Tor in der Mauer öffnete sich mit dem unangenehm lauten Geräusch von aufeinanderschabendem Gestein. Der Gang, der dahinter zum Vorschein kahm, war etwas breiter als die bisherigen und besass eine leichte Neigung nach unten. "Na dann, wollen wir?", fragte Tepsrak, wieder in seiner menschlichen Form. Vorsichtig lief die Gruppe über den staubigen Boden. Carns Feuerball hüllte die weissen Wände der Ruine in tanzendes Licht.

    Langezeit passierte nichts erwähnenswertes, bis sie in eine kleine Halle traten. Eine der Wände war in vergangenen Tagen eingestürzt und Geröll bedeckte einen grossen Teil des Bodens. "Ich schlage vor, wir legen eine kurze Rast ein." Mithrils Stimme durchbrach die Stille. "Draussen dürfte die Sonne mitlerweile untergegangen sein." Auch wenn es keiner zugegeben hätte, waren sie doch froh über den Vorschlag. Während sich Tara, Carn und Mithril im Kreis auf kleinere Geröllsbrocken setzten, kletterte Tepsrak etwas Abseits mit katzenhafter Anmut auf einen mannshohen Felsen und liess sich dort im Schneidersitz nieder. Mit rot leuchtenden Augen, in welchen sich der Feuerschein spiegelte, beobachtete er aufmerksam die drei Gestalten.

  • In Gedanken versunken, voller Zweifel, voller Tatendrang war sich Mithril auf kaltem Stein sitzend der feuerroten Augen Tepsraks bewusst. Wie sie ihn unaufhaltsam zu durchdringen schienen in der Absicht zu finden, was er nicht vermochte auszusprechen oder sich auch nur selbst einzugestehen. Es lockte. Zweifellos. Der Gedanke an die Macht, die Unberührsamkeit, die einem das... Niemand würde ihm sagen was er mit seinem Leben anfangen sollte. Was er tun was er lassen, worüber er schweigen sollte. Alle würden seinen Worten lauschen, keiner ihm seines Alters wegen anzweifeln. Sie würden gehorchen, er würde gebieten. Unbegrenzbar, unbestreitbar, unvermeidlich... "Nein", schalt er sich in Gedanken. Was war nur mit ihm los. Er hatte durchaus noch vor einige Abenteuer zu erleben, vielleicht auch in einigen Kriegen zu kämpfen, deshalb war er doch überhaupt fortgegangen, doch er hatte nie vorgehabt, dass das die letzteren die eigenen wären. Kriege so ein Mist. Was hätte er in einem Krieg zu suchen. "Hör auf daran zu denken", sagte er sich selbst. Das musste es sein, was die Schrifftrolle mit Wahnsinn gemeint hatte. "Hör am besten ganz auf zu denken." "Mithril", eine Stimme riss ihn aus den Gedanken. Er blickte in Taras ihn musternden Augen. Sie hielt ihm ein Stück Käse hin. "Danke sehr", murmelte Mithril und wich beharrlich ihrem Blick aus. Er kaute auf dem mittlerweile hartem Stück Käse, während seine Gedanken wieder in die Ferne schweiften.Er sah sich, die Hand umwoben von grünem Schimmern des Artefakts, wie er es sich vorstellte, und vor ihm knieten sie alle.Seine... "Hey wir gehen weiter", riss ihn wieder eine Stimme aus seinen Gedanken. Diesmal war es die von Tepsrak. Mithril erhob sich von dem kalten Stein. Er musste definitiv aufhören darüber nachzudenken. Klar, dass das Artefakt viele Möglichkeit zulassen würde. Doch wollte er wirklich für die Zerstörung der Welt, wie er sie kannte, tausende Tote, soviel Schmerz und Leid verantwortlich sein? Die eigentliche Frage in diesem Zwischenspiel aus Wahnsinn und Vernunft war: Wie verwendeten sie dieses Artefakt, sollten sie es wirklich finden, um es zum Guten, oder was eben ihre Definition dessen sein war, einzusetzen?

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Die Gänge schienen sie immer tiefer ins Erdreich zu führen und verzweigten sich immer mehr.“Alles in Ordnung?“ fragte Tara Mithril, der in Gedanken versunken schien und sich etwas zurückfallen lassen hatte.“Hmm? Ja... alles Bestens.“ murmelte er halbherzig. Tara musterte in kurz besorgt und schloss dann zu Carn, der wieder den Weg erleuchtete auf.“Glaubst du unserem Sonnenschein da hinten geht's gut?“ Der Elf lächelte wissend.“Das was wir erfahren haben sollte erst verarbeitet werden. Er denkt sicher viel darüber nach was der Alte von der Schriftrolle übersetzt hat, wer könnte ihm das verübeln? Ich muss zugeben ich bin selber sehr gespannt auf dieses Artefakt.“ Tara nickte. Natürlich hatte sie darüber nachgedacht, was sie finden würden und was mit dieser Macht anstellen könnte. Plötzlich hörte sie Schritte, wie Pfoten, zu ihrer Linken auf ihrer blinden Seite. Die Diebin drehte den Kopf und erkannte ein rot leuchtendes Augenpaare. Sie grinste.“Denkst du wirklich ich fall zweimal auf den selben blöden Trick rein Kätzchen?“ fragte sie den Dämon.“Was meinst du?“ fragte dieser irgendwo vor ihnen. Tara blieb stehen und zog ihre Dolche, doch sowohl die roten Augen, als auch die Schritte waren verschwunden.“Alles in Ordnung?“ fragte Mithril hinter ihr. Er und Carn hatten ebenfalls zu ihren Waffen gegriffen und Tepsrak hatte eine Kampfposition eingenommen, doch allmählich entspannten sie sich wieder.“Das muss wohl der Schlafmangel sein.“ beruhigte sie Carn. “Da war nichts.“ Doch Tara schüttelte den Kopf.“ Kommt schon ihr müsst es doch auch gesehen haben, das bilder ich mir doch nicht ein.“

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  • Nach außen gab Vaunir sein Bestes, zu signalisieren, dass mit ihm alles in Ordnung war.
    Aber in seinem Inneren herrschte Chaos.
    Wer bin ich? Bin ich wirklich Vaunir, der einsame Wanderer von Vidras? Oder bin ich längst jemand anderes geworden? Sie nennen mich Carn, weil ich ihnen gesagt habe, dass ich Carn bin ... aber wie lange kann ich noch mit dieser Spaltung leben? Wie lang kann ich noch so tun, als gäbe es mich nicht, und mir stattdessen diese Maske aufsetzen?
    Seine Gedanken waren wie ein endloser Strudel, der seinen Verstand langsam in die tiefsten Gräben des Meeres des Vergessens sog. Und er konnte nicht aufhören, zu denken.
    Ich war wirklich aggressiv vorhin zu dem alten Mann, und das mehrmals. Woher kommt diese Wut in mir? Bin ich vielleicht sogar schon dabei, dem Zauber dieses gottverlassenen Labyrinths verfallen? Was hat der Greis noch gesagt, mit seinem glasigen Blick? "Für dich ist es schon zu spät, Elfling ... ?"
    “Kommt schon ihr müsst es doch auch gesehen haben, das bilder ich mir doch nicht ein“, sagte Tara. Vaunir hatte es geschafft, in Gedanken versunken zu sein und dennoch wie automatisch auf die Situation zu reagieren. Das leicht sarkastisch angehauchte Lächeln, das ihm bei der Bemerkung über ihren Mangel an Schlaf ins Gesicht geklettert war, war absolut aufgesetzt gewesen. Jetzt widmete er sich jedoch wieder seinen Begleitern.
    "Ich kann nichts sehen, hören oder sonstwas, das einen Hinweis auf irgendwen außer uns vier gäbe", sagte er.
    Mithril ist ganz schon in sich versunken, genau wie ich eben, Tara scheint Gespenster zu sehen ... und ich bin geistig auch nicht ganz auf der Höhe.
    "Wie geht es dir, Khumulus?", sprach er den Geist an, während jemand etwas sagte, auf das Vaunir nicht achtete.

  • Die Gruppe lief weiter durch die Ruine. Wie immer etwas vor seinen Gefährten bewegte sich Tepsrak, die Schultern angespannt. Noch nicht einmal er hatte vorhin etwas wahrnehmen können, aber was, wenn Tara wirklich was gesehen hatte? Der Dämon war nich gewillt, völlig unvorbereitet von einem Gegner überfallen zu werden.
    Nachdenklich betrachtete er die Lichtadern in den Mauern. Den Verdacht hatte er schon länger gehabt, um genau zu sein, seit Carns erstem Ausraster, und die Übersetzung der Schriftrolle hatte ihn noch darin bestärkt.
    "Diese Magie erweckt den Wahnsinn in Lebewesen, stärkt ihn und lässt ihn ausbrechen. Ich selbst spüre es, das immer stärker werdende Verlangen, meinem Urinstinkt nachzugeben. Das ist nicht gut, wenn ich die Kontrolle verliere..."
    Tepsrak erschauderte und ein blauer Schein huschte über die Wände, als seine rechte Hand zu einer Raubtierpfote wurde. Er fuhr eine seiner Krallen aus und zog sie mit einer ruckartigen Bewegung über seinen linken Handrücken. Das Blut, welches aus dem eben entstandenen Riss hervortrat, hatte die Farbe eines in der Sonne liegenden Rubins. Beruhigt verwandelte er seine Pfote wieder in eine Menschenhand zurück und ignorierte gekonnt die verwirrten Blicke, welche ihm von Tara und Mithrill zugeworfen wurden, während Carn mit abwesendem Blick offenbar mit seinem Geist sprach.
    "Und sowieso, was mache ich, wenn wir das Artefakt gefunden haben? Gehe ich wieder zurück zu meiner Familie?"
    Gedankenverloren griff er sich an die Schulter, fühlte die grosse Narbe unter den Fingern, glaubte fast, wieder die scharfen Zähne des Alphas zu spüren, wie sie seine Muskeln zerfetzen.
    "Zurück zum Clan meines Vaters? Nein, ganz sicher nicht! Schliesslich bin ich ein Geächteter."
    Verstohlen blickte er zurück zu seinen Begleitern.
    "Schon noch Interessant, dass ich jetzt bereits zum zweiten Mal von Menschen gerettet wurde. Ob der alte Magier wohl noch lebt?"
    “Sagt mal”, begann der Dämon. Seine eiskalte Stimme durchschnitt die Stille mühelos. “Bei unserer ersten Begegnung, wieso habt ihr mir da geholfen? Einem verletzten, in die Enge getrieben Raubtier. Ich habe mich euch gegenüber eindeutig feindselig verhalten, trotzdem legtet ihr die Waffen nieder. Warum habt ihr das getan?"

  • Tara blickte sich beim Gehen immer wieder nervös um. Sie wusste genau, was sie gesehen hatte und sie wollte sich auf keinen Fall noch einmal überraschen lassen. Auch wenn sie dadurch auf die Anderen etwas paranoid wirkte. Von wegen Schlafmangel.
    Ihr werdet schon sehen wer von uns am Besten vorbereitet ist, wenn das Vieh wieder angreift.
    Sie biss sich auf ihre Unterlippe.
    Reiß dich zusammen, verdammt. Da lauert gar nichts darauf, uns zu zerfleischen. Ihr Gedankengang wurde von Tepsraks Frage unterbrochen.
    “Äh.. was?“ fragte sie fahrig und warf nochmal einen prüfenden Blick über ihre Schulter. Dem Wesen war es ziemlich leicht gefallen, sich anzuschleichen, trotz seiner Größe.“Ich wollte wissen, warum ihr mir geholfen habt.“ wiederholte der Dämon, leicht ungeduldig, seine Frage. Tara überlegte.“Hmmm... gute Frage. Vielleicht hatten wir einfach irgendwie Mitleid.“ “Aber ich bin ein Raubtier. Ich hätte jeden von euch mit einem Pfotenschlag niedermähen können.“ widersprach Tepsrak. Tara grinste.“ Überschätz dich bloß nicht Kätzchen.“ Er knurrte frustriert.“ Ach vergesst es. Lasst uns einfach weitergehen.“ Sie setzten sich wieder in bewegung und Tara warf noch einen raschen, prüfenden Blick in die Dunkelheit, nur um Sicherzugehen.

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  • "Verlier mir blos nicht den Verstand, alter Freund. Du hast dich zwar verändert, seit wir uns getroffen, aber du bist immer noch du. Selbst deine zwei Namen gehören nur zu dir und bedeuten nicht zwei unterschiedliche Persönlichkeiten. Glaub mir, Vaunir Carn Elnuryan."
    "Du sollst mich nicht so nennen", antwortete Vaunir, aber er empfand Dankbarkeit für seinen Freund und ließ Khumulus das auch spüren.
    Während er vollkommen in sich gekehrt mit der Gruppe durch den stockfinsteren Gang lief und nicht auf die ab und an in die Stille geworfenen Fragen antwortete, die ab und an ertönten, fiel ihm nicht auf, dass sie schon seit beträchtlicher Zeit geradeaus liefen. Keine Gänge bogen ab, es gab nicht einmal Unregelmäßigkeiten in Wänden, Boden und Decke, wenn man über die gelegentlichen Rattenskelette hinwegsah.
    Er streckte seine Hand nach links und fand die glatte, kühle Steinmauer. Es hatte etwas Beruhigendes, sie unter den Fingerstpitzen zu fühlen. Es hielt ihn in der Realität, so trocken und gleichförmig sie im Moment auch sein mochte.
    Plötzlich fand seine Hand keinen Halt mehr. Vaunir fiel ein kleines Stück zur Seite, weil er damit nicht im Geringsten gerechnet hatte. Als er sich abgefangen hatte, blickte er zur Seite und fand zu seinem größten Erstaunen eine scheinbar solide Steinmauer vor seinen Augen, genau wie im ganzen bisherigen Rest des Gangs. Mithril war hinter ihm notgedrungen stehen geblieben, da der Gang sehr schmal war, aber Tara und Tepsrak waren weitergegangen.
    Vorsichtig streckte Vaunir eine Hand aus, bis sie die Mauer tangierte.
    Nichts.
    Noch vorsichtiger schob er sie nun Fingerbreit für Fingerbreit vor. Es fühlte sich an, als gäbe es die klar sichtbare Wand schlichtweg nicht.
    "Eine Illusion", flüsterte er ehrfürchtig. "Tepsrak konnte sie nicht sehen ... hier waren wirklich Meister am Werk."
    Hinter ihm meldete sich Mithril, ebenfalls flüsternd - warum, wusste wohl keiner von ihnen. "Willst du die zwei anderen nicht zurückrufen?"
    Vaunirs Blick wandte sich Tara und Tepsrak zu. Ihn durchzuckte der Impuls, sie einfach weitergehen zu lassen. Wenn ihre Gruppe kleiner wäre und Tepsrak nicht mehr dabei, hätte Vaunir zwar immer noch einen Begleiter, der ihm im Notfall den Rücken decken könnte, sollten sie das Artefakt allerdings finden, konnte er Mithril mit links aussschalten, so dachte er zumindest.
    Dieser egoistische, nahezu irrsinnige Impuls war hielt ungefähr eine Sekunde an, dann blieb Tara stehen, drehte sich um und fragte: "Wo bleibt das Licht? Ich sehe langsam die eigene Hand nicht mehr vor Augen!"
    "Kommt schnell her!", antwortete er nur.
    Mithril beäugte ihn seltsam, beinahe verschwörerisch. Er hatte beobachtet, dass der Elf eine Sekunde gezögert hatte.

  • Tara und Tepsrak kehrten zu den Beiden Anderen zurück. Tara hob fragend die Augenbraue."Was ist los? Warum halten wir?" Zur Antwort schob der Elf seine Hand ein weiteres Mal durch die Mauer."Eine Illusion." erklärte er."Ich denke hier geht es weiter." Irgendwie wirkte er auf Tara leicht verärgert."Gut, dann gehen wir da lang." Wenn Tepsrak den Gang nicht finden konnte, finden ihn andere Wesen vielleicht auch nicht. fügte sie in Gedanken hinzu und ärgerte sich fast im selben Moment über diesen Gedanken. Sie war kein kleines Mädchen mehr, das sich vor den Schatten in dunklen Gassen fürchten musste. Inzwischen konnte sie sich wehren.
    Sie liefen eine Weile durch den Gang, immer eine Hand an der Wand, um einen weiteren möglichen Geheimweg nicht zu verpassen, doch wie es schien, verlief dieser Tunnel schnurstracks geradeaus. Es gab keine weiteren Abzweigungen, weder sichtbar, noch getarnt, nicht einmal Kurven. Je weiter sie vordrangen, schienen sich mehr weiße Fäden und Flecken auf den Wänden auszubreiten. Zuerst waren es nur einfache Linien, kaum zu erkennen in der Dunkelheit, die sich bald zu breiten Strängen zusammenschlossen, und schließlich das Gestein vollständig bedeckten."Spinnenweben." murmelte Carn, der nun als Letzter auch seine Hand bereits klebrige Hand von der Mauer zurückzog. Im nächsten Moment traten sie in eine weitere Halle. Sie schien vollkommen eingesponnen zu sein. Das weiß der Wände reflektierte den Schein des Feuers was die Ganze Halle in einem unheimlichen, dämmrigen, leicht grünlichem Licht erstrahlen ließ. Salem hüpfte auf Taras Schulter unruhig hin und her."Schon Gut, ich weiß was du meinst."versuchte sie, den Vogel zu beruhigen, obwohl sie selbst nervös war. An den Wänden gab es seltsame, rundliche weiße Erhebungen in den Spinnenweben. Mithril trat an eine heran."Vielleicht Säulen?" riet er, doch Tepsrak schüttelte den Kopf."Zu klein."Der Dämon musterte das Knäuel genauer, dann blinzelte er überrascht."Carn leuchte doch bitte mal hierher." rief er dem Elfen zu, der sich ein Stück entfernt hatte, um einen passierbaren Gang zu finden.
    "Was ist los?" fragte der. Inzwischen hatte es auch Tara bemerkt, sie deutete auf den unteren Teil des Bündels."Meinst du das?" Ein Stück Schwertspitze ragte daraus hervor."Sieht aus, als hätten wir einen der Abenteurer die vor uns hier waren gefunden." murmelte Jemand. Tara blickte die Halle entlang und zählte vierzehn weitere solche Kokons."Und er war wohl nicht der erste, der diesen Gang gefunden hat. Das ist eine Sackgasse, wir sollten umkehren, bevor die Hausherren zurückkommen" Während sie sprachen, achtete keiner, auf die schwarzen Rotläugigen Kreaturen an der Decke, die ihre Besucher schon hungrig musterten.

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  • Beunruhigt betrachtete Tepsrak die Seidenkokons. "Das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht, wir sollten schleunigst von hier verschwinden", murmelte er gerade laut genug, dass ihn seine Begleiter hören konnten. "Das sagte ich doch gerade.", erwiederte Tara spitz und die Gruppe schlich vorsichtig rückwärts zurück in Richtung Eingang, als ein leises Kratzen an der Decke ertönte. Eine Bewegung im Augenwinkel, und der Dämon warf sich mit einer unnatürlichen Geschwindigkeit zur Seite. Keinen Wimpernschlag zu früh, die beiden schwarz-glänzenden Klauen hatten seinen Hals um Haaresbreite verfehlt. Mit einem wütenden Knurren schlug Tepsrak die Kreatur die ihn angegriffen hatte von sich und verwandelte sich in seine wahre Form zurück. Seine Begleiter hatten den Angriff natürlich mitbekommen und ebenfalls ihre Waffen gezogen. Das Monster schlug derweilen hart auf dem Boden auf und stiess ein erschrockenes Zwitschern aus, ein Geräusch, dass so gar nicht zu seinem Aussehen passen wollte. Acht dornenbesetzte Beine mit je zwei Sichelkrallen sprossen aus dem ebenfalls stacheligen Körper, und das schwarze Glänzen des Chitinpanzers stand im krassen Gegensatz zu den acht bösartig rot leuchtenden Augen der Riesenspinne. Wobei Riesenspinne noch eine Untertreibung war, das Vieh hatte die grösse eines Kalbes. Es rappelte sich wieder auf und klackerte dabei laut mit den Kieferklauen, welche offenbar nicht nur zum festhalten der Beute geeignet schienen.
    "Das ist eine Nachthetzerspinne.", presste Carn zwischen vor Anspannung zusammengepressen Zähnen hervor. "Lasst euch auf keinen Fall von ihr beissen, ihr Gift lähmt innert Sekunden jeden Muskel im Körper, bis man ihr völlig hilflos ausgeliefert ist."
    "Das hatte ich auch nicht vor, oder wolltet ihr euch etwa beissen lassen?!", knurrte Tepsrak aggressiv und schickte sich an, sich auf das Monster zu stürzen. Ein weiteres Zwitschern in seinem Rücken liess ihn jedoch innehalten. Eine ganze Horde weiterer Spinnen hatte sich an der Decke, den Wänden und dem Boden breitgemacht und musterten die Eindringlinge nun erwartungsvoll. Instinktiv schloss sich die Gruppe zum Kreis zusammen um der Überzahl an Gegnern gewachsen zu sein. Tepsrak spürte, wie sein Blut vor Kampfeslust zu kochen und der Speichel zu fliessen begann in Erwartung, seine Zähne in lebendes Fleisch zu rammen. Bösartig knurrend lies der Dämon seine Krallen im Feuerschein aufblitzen.

  • Vaunir musterte die Wand, die Decke und den Boden. Aller Stein war verdeckt von dornigen, hakigen Beinen, tausenden von Augen und Widerhaken.
    Ein Zwitschern ertönte aus einem der unzähligen widerlichen Leiber. Zwei weitere dieser unnatürlich wirkenden Laute folgten. Fünf antworteten darauf. Die Nachthetzerspinnen steigerten sich in einen dröhnenden Chor.
    "Khumulus, ich brauche Feuer. Viel Feuer."
    "Ich bezweifle stark, dass ich die den Funken für das hier liefern könnte."
    "Schrei einfach laut, wenn du nicht mehr kannst."
    Er atmete einmal tief ein und fand innere Ruhe.
    Dann passierte alles gleichzeitig.
    Die vorderste der Spinnen zuckte mit einer hakenbesetzten Gliedmaße. Wie auf ein Signal sprangen sämtliche Spinnen als ein wimmelndes Kollektiv auf die Vier los.
    Vaunir schrie "DECKUNG!" und kanalisierte alle Macht, die er und Khumulus aufbieten konnten, zu einem breiten, heißen Flammenstrahl. Wildes Zwitschern und Kreischen hallte durch die vermoderten Gänge.
    Neben sich sah Vaunir aus dem Augenwinkel, wie seine Freunde Spinnen bekämpften, die seinem Feuerstrahl rechtzeitig ausgeweicht waren.
    Plötzlich ertönte ein gedanklicher Schrei. "Vaunir! Stopp!"
    Die Flamme versiegte, Vaunir zog sein Schwert und stürzte sich wild in den Kampf.

    Nach wenigen Momenten war der Boden der Halle übersät mit schwarzen, gekrümmten Spinnenleibern. Die Helden waren übersät mit Kratzern, doch niemand wurde gebissen. Die Spinnen waren nicht ganz so glimpflich davongekommen.
    Geschafft. Alles ist gut, dachte Vaunir, bis sich Mithril zu ihm umdrehte und die Frage stellte, vor der sich Vaunir am meisten gefürchtet hatte:
    "Wer zum Teufel ist Vaunir?"
    Khumulus hatte wohl zu laut geschrieen.

  • Von seiner Haut tropfte der Schweiß, die Luft roch nach verbranntem Fleisch und der Raum schien sich ganz im Allgemeinem im einen Hochofen verwandelt zu haben. Unbeeindruckt scheinbar überließ Mithril seinen Instinkten die Macht über seinen Körper, die als einziger Teil von ihm behaupten konnten dies auch wirklich zu sein. Seine Klinge schnitt durch die Luft und fuhr zwischen zwei Kieferklauen eines der Biester, die dieses Inferno überlebt hatten, und traf auf Fleisch. Er drehte sich einmal im Kreis, wobei er zwei weiteren Klauen nur um Haaresbreite entkam, und bohrte sein Schwert noch in der Drehung an seiner linken Seite vorbei in den Hals dieser Kreatur oder zumindest die Stelle an der er den Hals vermutete. Der Stahl bohrte sich in die Lücke der Panzerplatten. In Erwartungshaltung sprang er zurück und sah sich um. Spinnenkörper breiteten sich um sie herum aus, verkohlt oder durchbohrt, doch zumindest eindeutig ungefährlich. Er selbst übernahm wieder die Kontrolle über seinen Körper und wandte sich unverzüglich zu Carn um, der schwer atmend in ihrer Mitte stand. Dieses Kunststück schien anzustrengen, aber es war verdammt effektiv. Respekt für die Fähigkeiten des Elfen wallte in ihm auf, aber auch Zweifel. Was wäre, wenn dieser diese Macht gegen seine Begleiter einsetzte, wenn sie ihr Ziel erreicht hätten? Er blickte hinab auf die Klinge in seiner Hand. Wieso sollte er dem nicht zuvorkommen und die jetzige Schwäche ausnutzen? Sie wäre nicht von langer Dauer. "Ja", meldete sich eine Stimme in seinem Kopf zu Wort, "und wenn du ihn erledigt hast, wirst du die anderen los. Einem nach dem anderen, bis keiner mehr da ist, der dich davon abhalten kann, dir alles zu nehmen." Erschrocken zuckte er zusammen, entsetzt über seine eigenen Gedanken. Carn hatte sie gerettet und er wollte ihn deshalb töten? Was geschah mit ihm? "Sei stark", sagte er sich selbst und versuchte an etwas anderes zu denken. Etwas das nicht mit Mord oder ähnlichem zusammenhing. "Wer zum Teufel ist Vaunir", hörte er seine eigene Stimme fragen und fragte sich derweil selbst, wie zum Teufel er diesen Namen in dem Flammeninferno überhaupt mitbekommen haben konnte.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Die Frage hallte in Vaunirs Bewusstsein wie ein Glockenschlag. Er war kaum fähig, sich zu rühren oder klar zu denken. Der Moment, vor dem er sich am meisten gefürchtet hatte, war gekommen. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, ein Schweißfilm legte sich auf seine Stirn.
    "Khumulus ..."
    "Es tut mir so leid! Du warst wirklich kurz davor, mich komplett auszulöschen, und da habe ich Panik bekommen ..."
    Er blickte in die Runde. Drei fragende Augenpaare ruhten auf ihm.
    Also gut, Gehirn. Sonst funktionierst du immer so toll, jetzt zeig mal, was du drauf hast.
    "Das würde ich auch gerne wissen", kommentierte Tepsrak.
    "Vaunir ... ist mein eigentlicher Name. Tara, Mithril, wir haben ja vorhin ..." Er zögerte - es erschien ihm, als läge dieses Gespräch tagelang zurück, "... über unsere Vergangenheiten geredet. Und wenn ich ehrlich bin, niemand von euch hat eine befriedigende Antwort geliefert, aber wir haben es dabei belassen.
    Also gut. Ich habe gesagt, dass es mich aus meiner Heimat fortgezogen hat und ich einfach die weite Welt sehen wollte. Das war nicht ganz gelogen.
    Sage wir eher, ich hatte ..." Wieder zögerte er,"... eine kleine Krise. Und dann bin ich einfach von zuhause weggegangen. Ich wollte meine Kindheit hinter mir lassen, und aus diesem Grund habe ich mir einen neuen Namen gesucht. Ihr müsst wissen, dass Namen in der Elfenkultur eng mit der Persönlichkeit verbunden sind." Er hoffte, dass niemand von ihnen genug über Elfen wusste, um diese Geschichte zu hinterfragen. Sollte jemand nun darauf kommen, weiter nachzubohren, wüsste er nicht, wie er die Wahrheit weiter verbergen könnte. Er war ein schlechter Lügner, deshalb zog er es vor, die Wahrheit zu verzerren.
    "Zufrieden?" Erneut blickte er jeden seiner Begleiter an.
    Niemand von ihnen machte einen zufriedenen Eindruck. Einige Momente verstrichen, in denen nur der Atem aus vier Lungen und ein gelegentliches Tropfen zu hören war.

  • Keiner sprach ein Wort. Alle Augen waren auf den Elfen gerichtet, dessen Nervosität offensichtlich war. Das leichte Zittern der Hände, der Schweissfilm auf der Stirn, das schnelle und oberflächliche Atmen... Tepsrak hatte genug Zeit bei Menschen verbracht um die Signale ihrer Körper deuten zu können, und Carn, oder wohl eher Vaunir, war wohl selber nicht ganz überzeugt von seinen Worten.
    "Das muss aber eine verdammt grosse 'kleine Krise' gewesen sein, wenn du nicht nur weggerant bist sondern deine gesamte Identität verfälscht hast.", knurrte der Dämon argwöhnisch. Neu erwachtes Misstrauen stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    "Er gibt zu, vorhin gelogen zu haben und tischt uns noch im selben Atemzug eine neue Lüge auf? Was hat dieser Elf verbrochen, dass er es um jeden Preis geheimhalten will?!"
    Carn/Vaunir schien krampfhaft nach einer Erwiederung zu suchen, als
    unvermittelt Tara die Stimme erhob: "Es irritiert mich zwar auch, dass
    du uns belogen hast, aber ich muss dir zustimmen. Keiner von uns hat
    gross etwas über seine Vergangenheit preisgegeben. Gerade über dich...",
    sie wandte sich an Tepsrak, "... wissen wir rein gar nichts, da du erst
    später zu uns gestossen bist."

  • Tara lauschte Carns, oder besser gesagt Vaunirs Erzählung eher halbherzig. Noch immer schweiften ihre Blicke unruhig durch den Raum. Nachdem die Spinnen so lautlos gekommen waren, dass keiner von ihnen, nicht einmal Tepsrak, sie bemerkt hatte, wollte sie sich kein zweites Mal allein auf ihr Gehör verlassen. Sie warf einen Seitenblick auf den Dämon und ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Was wenn er sie doch bemerkt und sie alle nur nicht gewarnt hatte. Wenn er das Geheimnis nur für sich haben wollte wäre das eine gute Gelegenheit, sie alle los zu werden. Doch so schnell der Gedanke gekommen war, verflog er auch schon wieder. Sie bemerkte nur,dass Tepsrak gerade etwas zu dem Elfen sagte und schaltete sich ein. Vaunir mochte Geheimnisse haben, aber über ihn wusste sie immerhin schon mehr als über den Dämon. Wieder dachte sie an einen möglichen Verrat, nach allem war Tepsrak immer noch ein Dämon. Was wenn sie einen Fehler gemacht hatten, als sie ihm halfen."Es irritiert mich zwar auch, dass du uns belogen hast, aber ich muss dir zustimmen. Keiner von uns hat gross etwas über seine Vergangenheit preisgegeben. Gerade über dich...",sie wandte sich an Tepsrak, "... wissen wir rein gar nichts, da du erst später zu uns gestossen bist."

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett