Hey Freunde
Ich habe hier eine kleine Geschichte, einen Zweiteiler, auch wenn ich denke, dass der zweite Teil wesentlich Kürzer wird, aber um alles am Stück zu posten ist es wohl zu lang, das wollte ich euch nicht antun XD
Hier spielt wieder Kea eine Rolle, für alle sich fragen was zur Hölle?! empfehle ich "Keas Federn", das sollte die meisten Unklarheiten beseitigen. Ich bin aber der Meinung, die Story müsste sich auch ohne "Keas Federn" lesen lassen...
Naja bildet euch selbst eine Meinung
PS: ich glaube ich bin zum Ende etwas gerannt ich hoffe es ist erträglich...
Eisiges Blut Teil - 1
Kea legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die dicken Flocken, die sanft vom Himmel rieselten und die gut zwanzig Zentimeter dicke Schneedecke am Boden mit einer weiteren weichen Schicht bedeckten.
Der Schnee zu ihren Füßen war fest und verharscht. Er knackte, als sie den Blick von den bleischweren Wolken abwandte und über den Hafen schweifen ließ.
Er war mit einer Eisschicht überzogen. Sie war so fest, dass sie den Hafen zu Fuß hätte überqueren können.
Die Masten der wenigen Segelboote, die im Hafenbecken eingefroren waren, waren mit Raureif überzogen und glitzerten im spärlichen Licht der Dämmerung.
Ihr Atmen schlug weiße Wölkchen vor ihrem Mund, als sie in ihre vor Kälte klammen Hände hauchte, um sie aufzuwärmen, aber es half nicht viel.
Kea schlug den Kragen des braunen Parkers nach oben und vergrub die Hände tief in den Jackentaschen.
Das Krächzen eines Rabenschwarmes schreckte sie auf. Sie sah den Vögeln nach, wie sie aus den winterkahlen Bäumen in den düsteren Himmel stoben.
Langsam wurde es immer dunkler und die Kälte kroch immer unerbittlicher in ihre Knochen.
Leises Knacken hinter ihr erregte ihre Aufmerksamkeit, doch sie wandte sich nicht um. Max erkannte sie am Schritt.
Ein kleines Stück hinter ihr blieb er stehen.
„Willst du nicht rein kommen? Du stehst schon eine Ewigkeit hier draußen rum und frierst.“
Nun drehte Kea sich doch zu ihm um.
Hinter ihm konnte sie die verglaste Front eines kleinen Hauses im Schneegestöber erkennen.
Der Sims der kleinen Holzhütte war mit einer Lichterkette geschmückt und der Raum hinter dem Fenster in gemütlich gedämmtes Licht getaucht. In einer Ecke brannte der Kamin, daneben stand ein geschmackvoll geschmückter Weihnachtsbaum. Auf dem Boden lag ein dickes, braunes Bärenfell und an dem runden Tisch aus Eichenholz, der in der Mitte des Raumes stand, saßen die anderen, spielten Karten und tranken dampfenden Tee.
Max selbst trug nur eine Jeans und einen Pulli, darüber Winterstiefel, die bis über die Knöchel im Schnee versunken waren.
„Komm schon. Selbst auf den Federn und deinem Haar hat sich mittlerweile Reif gebildet“, lächelte Max.
Zusammen stapften sie zum Haus und traten sich auf der Fußmatte den Schnee von den Stiefeln.
Die Tür knarzte leise und eine Welle von wohliger Wärme und einladendem Geruch von frischen Keksen schlug ihr entgegen.
Max trat ein, doch Kea zögerte und warf einen letzten Blick zum düsteren Himmel, dann schloss sie die Tür.
Sie hängte ihren Parker an den Haken neben der Tür, die Stiefel darunter. Dann gesellte sie sich zu den anderen an den Tisch und klaute Sören Kekse, die sie sich genüsslich in den Mund stopfte.
Zu ihrem Unmut war nur noch ein Platz zwischen Joshua und Lysanias frei.
Widerwillig ließ sich auf den Stuhl sinken und wandte sich ohne Joshua groß Aufmerksamkeit zu schenken direkt an Lysanias.
„Alles klar da draußen?“, fragte er besorgt.
„Es ist zu kalt, zu grau, zu drückend. Ich kann es nicht beschreiben. Wir sollten auf der Hut sein...“, murmelte Kea leise.
Lysanias nickte. „Man. Ich hab Urlaub, der ist zum entspannen.“
„In unserem Job?“, antwortete Kea missmutig.
„Was ist mit eurem Job?“, fragte Joshua neugierig.
„Nichts“, giftete sie. Ihn ging all das am allerwenigsten etwas an.
Schnell stand sie auf, rannte die schmale Treppe nach oben und verschwand in ihrem Zimmer.
Sie griff in ihre Hosentasche und holte die kleine Dose heraus. Als sie den Deckel aufklappte sah sie vier neonblaue Pillen. Gut. Sie ging zu ihrem Nachtisch und zog die Schublade auf und sah die beiden silbernen Pistolen, neben den beiden Ersatzmagazinen liegen. Gut.
Sie holte ihre Waffen heraus und baute sie mit zitternden Fingern auf ihrem Bett auseinander. Das tat sie immer wenn sie nervös war. Wie sie es hasste, dass Joshua immer noch so eine Wirkung auf sie hatte. Das Einzige, was sie tröstete, war die Tatsache, dass ihre Verwirrung nicht mehr so lange anhielt, wie vor einem Jahr noch.
Sie begann die Waffe zu reinigen und erneut zusammen zu bauen, als sie unten Aufruhr vernahm, dann Lysanias Ruf: „Kea, wo bist du?!“
Sie schraubte die Pistole endgültig zusammen, griff die Zweite und sprintete zur Tür.
Draußen beugte sie sich über das Geländer und sah, wie sich alle in eine Ecke drängten.
Draußen hatte es aufgehört zu schneien, eine dünne Brise wirbelte den neu gefallen Schnee auf.
„Was ist los, Lysanias?“, fragte Kea und kam die Treppe hinunter.
Nadja hatte sich eng an Joshua geschmiegt. Max stand vor ihnen: „Das wüsste ich auch gern.“
„Draußen ist es totenstill, das Einzige was du hörst ist das Heulen des Windes.“
Kea nickte.
„Es ist Winter. Da ist sowas nicht ungewöhnlich“, sagte Joshua verständnislos.
„Ach, halt die Klappe!“, fauchte Kea. „Meinst du es sind die Fürsten?“
„Kein Zweifel. Sie haben uns gefunden.“
„WER?!“, brüllte Max.
„Ihr bleibt hier, keiner rührt sich. Ich meine es wie ich es sage. Wenn ihr euch bewegt isses vorbei“, antwortete Kea ruhig, griff in ihre Hosentasche und holte die kleine Dose hervor.
Lysanias griff hinein, dann sie selbst. Beide hoben die Hand mit der Pille an den Mund, die Schmerzempfinden löschte und Reflexe ins Unermessliche steigerte. Der Preis dafür war eine Woche ihres Lebens.
Max packte Keas Handgelenk. „Haben wir darüber nicht schon geredet?“
Unwirsch riss Kea sich los. „Wenn ich sie nicht nehme, werde ich sterben. Was ist schon eine Woche im Vergleich zu einem Leben. Was ist schon eine Woche im Vergleich zu eurem Leben?“
Darauf wusste Max nichts zu erwidern und so sah Kea Lysanias in die Augen, er nickte und gemeinsam schluckten sie die Pille. Kurz raubte sie ihnen den Atem, sie stützten sich auf die Knie, als sie den Blick hoben weiteten und verengten sich ihre Pupillen schlagartig, dann holten sie gierig Luft.
„Auf geht’s, ab geht’s, drei Tage wach“, grinste Kea.
Lysanias lachte kurz, dann zogen sie die Stiefel an und traten hinaus in die Dunkelheit.
Diesmal ging es um alles. Nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch um das ihrer Freunde.
Die Fürsten waren die stark, stärker alle anderen Gegner aus der Wüste.
Sie hatten sie gesucht und gefunden, denn damals hatten sie viele ihrer Freunde umgebracht.
Behutsam schlichen sie hinaus, der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln, als sie sich dicht nebeneinander immer weiter vom Haus entfernten, um die anderen aus der Gefahrenzone zu bringen.
Trotz den unerfreulichen Gegebenheiten erfüllte Kea eine angenehme Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf. So wie immer. Es befreite sie, sie und ihren Geist. Dann gab es nichts als die Konzentration auf das Überleben und so spürte sie das Leben mehr denn je. Lysanias ging es ebenso, das spürte sie, als sie dicht neben ihm stand.
Sie gingen hinab zum Steg und traten auf die einen halben Meter dicke Eisschicht, die den Hafen überzog. Sie war mit Schnee überzogen, sodass man trotzdem sicheren Stand hatte.
Rücken an Rücken stellten sie sich auf und es dauerte nicht lange, bis dunkle Schatten auf das Eis traten und den Kreis um sie enger zogen.
Kea atmete noch einmal tief ein und hob die Pistolen, auch die Fürsten hoben ihre Waffen.
Totenstille, sie sah die Bewegungen in Zeitlupe, wusste wann die Fürsten abdrücken würden ehe sie selbst es wussten und dann, wie auf eine unsichtbares Zeichen hin taten Fürsten sie es endlich auch.
Sie spürte wie Lysanias sich duckte, ein Bein ausstreckte und sich um die eigene Achse drehte, unter den Kugeln hindurch. Sie selbst sprang ab und vollführte einen hohen, geschmeidigen Salto über die Kugeln hinweg. Sie kam auf Lysanias anderer Seite auf. Sämtliche Kugeln verfehlten ihr Ziel, manche fällten ihre Feinde, doch viele konnten, wie sie selbst, den tödlichen Geschützen ausweichen.
Ein erbitterter Kampf entbrannte. Sie wichen Kugeln aus, schossen ihrerseits.
Schnell waren Keas Magazine leer. Sie ließ sie aus den Pistolen fallen und füllte sie in einer fließenden Bewegung, mit denen, die sie am Gürtel trug.
Plötzlich ein Schrei der über das ganze Feld gellte: „Keaaaaa!“
Max! Keas Kopf ruckte herum und sie sah Nadja, die von einem Fürsten grob festgehalten wurde und eine Pistole an den Kopf gedrückt bekam.
Der Fürst musste nichts sagen, damit Kea verstand. Sie sah Joshua hinter Max her rennen. Verzweifelt versuchte Max ihn zurück zu halten.
Kea spürte wie mehrere Kugeln sie in Beine und Arme trafen, doch keinen Schmerz. Wie gebannt starrte sie Nadja an. Da hob der Fürst, der Nadja hielt, die Hand und das Kreuzfeuer verstummte.
Wie in Trance wankte Kea auf den Fürst zu: „Genüge ich euch?“
„Wie meinst du das?“, seine Stimme war tief und nicht so unangenehm wie erwartet.
„Wenn ich mich in deine Hände gebe, lässt du die anderen, auch ihn“ -sie deutete auf Lysanias- „gehen?“
Der Fürst nickte. „Ich gebe dir mein Wort.“
So verrückt es klang, doch sie spürte, dass sie dem Wort dieses Mannes trauen konnte. Er wollte nur sie demütigen, schließlich hatte sie fast alle seiner Brüder auf dem Gewissen. Lysanias hatte damals nur unterstützt, Aljoscha verwundet hinter der Mauer gelegen.
Die Fürsten wollten sie alleine demütigen.
„Du weißt, dass es Dinge gibt, die schlimmer sind als der Tod?“, fragte er beinahe mitleidig und so als ob er sie vor eine Wahl stellen würde.
Kea nickte, nackte Angst im Blick, doch sie erwiderte seinen Blick fest , als sie die Pistolen fallen ließ, die scheppernd auf das Eis fielen.
Im Gegenzug ließ der Fürst Nadja los, die sofort weinend in Joshuas Arme rannte.
Die Fürsten ließen ab und fesselten Kea. Einer schulterte sie und trug sie fort.
„KEAAAA! NEIN!“, hörte sie Max brüllen.
Sie hob den Kopf, sah wie Lysanias ihr zu Hilfe eilen wollte und von einem Fürsten niedergeschlagen wurde. Sie sah Max, der den Fürsten hinterher rannte und als er merkte, dass er sie nicht einholen konnte weinend auf die Knie brach. Sie sah Joshua, der Nadja fest umklammerte und ihr voller Entsetzen nach starrte, unfähig sich von Nadja zu lösen, um wenigstens zu versuchen ihr zu helfen. Und in diesem Moment verließen die Gefühle für ihn ihr Herz. Er hatte nicht das Selbe empfunden wie sie, oder empfand es stärker für Nadja.
Sie senkte den Blick und mit kalter Emotionslosigkeit blickte sie ihrem Schicksal entgegen. Sie wusste, was sie erwartete, doch sie spürte keine Angst mehr. Der Schmerz ihres blutenden Herzens hatte sie ausgelöscht.
Sie wusste, dass der Fürst sie nicht töten würde, sie wusste dass er sie zurückkehren lassen würde und vor allem wusste sie, dass er sie nicht mehr brechen konnte, denn sie war in dem Moment gebrochen, als Joshua ihr wenigstens den Versuch von Hilfe verweigert hatte.