Jamie hatte Mühe seine Gefühle zu unterdrücken. Er hatte es wirklich versucht, Gott bewahre, doch jetzt war er mit seiner Geduld am Ende.
Chief Jakobs, stand keine zwei Meter von ihm entfernt, im Großraumbüro ihrer Abteilung und telefonierte.
Jamie hatte ihn nach seiner Rückkehr ins Bild gesetzt über die letzten Ereignisse in der Gasse, doch die Reaktion von Jakobs hatte er sich anders erhofft. Vorsichtig, zurückhaltend. Erst auf Jamies drängen hatte er sich jetzt an die Staatsanwaltschaft gewandt.
Der anfänglichen Erklärungen warum er diesen Durchsuchungsbefehl für das Obdachlosenheim bräuchte, begrenzte sich jetzt nur noch auf einsilbige Antworten. „Hm, ja Sir…“, „...wenn Sie meinen Sir. Aber…. Hm ja…“, „Ich wollte… ja Sir. Ich habe verstanden.“ Der Blick des Chiefs streifte Jamie, dann drehte er ihm den Rücken zu. Das darf doch alles nicht wahr sein!
Seit geschlagenen zwei Stunden verplemperten sie hier die Zeit. Caseys Zeit! Niemand wusste, wo sie war, wo man sie hingebracht hatte. Die Fahndung nach dem Van mit dem Wäscherei Logo hatte man gestoppt, ebenso die dafür errichteten Straßensperren.
Der Van stand noch immer in der Seitengasse des Obdachlosenheims. Ein Officer war vor Ort und hatte Order sich bei ihnen zu melden, sollte sich etwas in der Gasse tun.
Der Transporter war da, allerdings fehlte ihnen noch immer die rechtliche Handhabe das Innere des Vans eingehend nach Spuren zu untersuchen. Und so wie es jetzt aussah, würden sie diesen Durchsuchungsbefehl auch nicht bekommen!
Jamie trat voller Wut gegen den nahestehenden Mülleimer. Scheppernd viel er um und sein Inhalt verstreute sich über den Boden. Die Köpfe seiner Kollegen in dem Großraumbüro drehten sich in seine Richtung.
„Was? Hat hier jemand ein Problem?“ Jamie´s Stimme überschlug sich bei dem Versuch seine Wut zu zügeln. Er konnte es einfach nicht fassen. Er sah in die vertrauten Gesichter. Mit vielen von ihnen hatte er zusammen gearbeitet, dasselbe galt auch für Casey und dennoch… In ihren Gesichtern las er die unterschiedlichsten Gefühlsregungen. Einige zuckten mit den Schultern, andere wendeten sich ab.
So war nun mal das Leben und ihr Job!Alltäglich sahen sie die Schattenseiten des Lebens, wühlten im Dreck, wer stumpfte dabei nicht ab? „Find dich damit ab, Kleiner!“ Stand in den Gesichtern und es machte ihn so unglaublich wütend.
Nein, er würde Casey nicht aufgeben um keinen Preis der Welt! Genau dasselbe würde sie in seiner Situation auch tun.
Der Chief räusperte sich. Das Telefonat war beendet und Jakobs Gesichtsausdruck sprach Bände. Als er Jamies glühenden Blick sah, hob er beschwichtigend die Arme. „Die Verdachtsmomente reichen der Staatsanwaltschaft noch nicht aus, für einen Durchsuchungsbeschluss. Wir wissen nicht zu hundert Prozent, wo Agent Casey ist und ob diese Typen sie meinten bei ihrem Gespräch. Die Staatsanwaltschaft hat die Tapes zur eigenen Sichtung angefordert. Vorher wird sie nichts entscheiden. Tut mir leid Junge.“
Dem Chief war klar, dass hier wichtige Zeit verloren ging, Zeit, die im Endeffekt über ein Leben entschied. „Mir sind die Hände gebunden. So gern ich es auch wollte… Wir können nur abwarten.“
Jamie verspürte gute Lust auf irgendetwas einzuschlagen, seiner Wut Luft zu machen. „Verdammt!“ Er musste hier raus. Warten war das Letzte, was er jetzt wollte. Er konnte es nicht akzeptieren. Wenn tatsächlich die Sichtung der Taps etwas ergab, was Jamie bezweifelte, würden sie erst den Durchsuchungsbeschluss morgen früh auf dem Tisch haben. Zu diesem Zeitpunkt war schon die Hälfte der 24 Stunden Frist verstrichen. Gab es dann noch Probleme bei den Vernehmungen gingen Caseys Chancen lebend gefunden zu werden gegen Null.
Der Chief hatte es vorhin passend in Worte gefasst: „Mir sind die Hände gebunden.“
Ich habe noch andere Möglichkeiten offen. Nicht alle sind legal, sie gehörten zur Grauzone aber besser als tatenlos abzuwarten.
Der Chief kann im Moment nichts weiter tun, aber ich schon. Jamie wandte sich entschlossen zum Ausgang.
„Jamie?“, fragte Jakobs, der bemerkte, dass Jamie im Begriff war zu gehen. „Ich muss an die frische Luft. Hier stinkt es mir zu sehr...“ Deutlich fühlte Jamie die Blicke, die ihm auf dem Flur folgten. Sie alle wußten über Caseys Bescheid. Mit dem Aufzug fuhr er nach unten und verließ das Gebäude durch die Eingangshalle. Lediglich die Notbeleuchtung tauchte die Eingangshalle in ein schemmenhaftes Licht. Seine Schritte hallten laut in der Stille.
Draußen machte er seinen Gefühlen Luft. „Scheiße! Verdammte Idioten." Er klappte sein Handy auf, suchte im Verzeichnis nach der Nummer und drückte den Hörer. Zwei Mal ertönte der Wählton, dann hörte Jamie die alt bekannte Stimme.
„Maxwell hier! Du musst mir bei einer Sache helfen. Ich brauche deine Hilfe und zwar schnell!“