Viel Spaß beim Lesen, Rael.
Deine Gedanken sind absolut richtig. Die Ärztin hat mit Absicht so wenig erzählt, warum das so ist, wird irgendwann in drei bis viel Teilen klar. Ein paar deiner ersten Fragen sind aber schon beantwortet.
Lyn: Du wolltest doch eine Kampfszene, hier hast du eine. Sie passte mir gut. Gerade weil ich mehr Informationen zum Leutnant einfügen wollte, weil der später eine größere Rolle spielen wird.
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Etwas später trat ich unter das Dreieckstuch. Ob tatsächlich eine halbe Stunde vergangen war, konnte ich unmöglich abschätzen. Im ganzen Lager schien es keine einzige Uhr zu geben, außer über den Duschen. Andererseits waren hier präzise Zeitangaben wohl auch unnötig.
Hinter mir trudelten Anna und Lisa ein, die ununterbrochen miteinander plauderten. Und auf einer Kiste in der Nähe, konnte ich Zach liegen sehen, der verträumt auf einem Grashalm rumkaute. Nur Tom fehlte und ausgerechnet Lya.
Ich setzte mich daher einfach auf eine der Klapphocker und versuchte nachzudenken. Bevor ich hingegen meine Gedanken schweifen lassen konnte, hörte ich schon die mosernde Stimme von Tom: „Warum ich? Warum muss ausgerechnet ich das blöde Ding schleppen?“
„Weil du der Erste warst, den ich gesehen hatte und jetzt hör endlich auf zu meckern, wir sind ja fast da“, hallte die Stimme von Lya zurück. Als ich aufblickte, sah ich Tom, der sich mit einem Monstrum von Uralt-Filmprojektor abmühte. Sein Gejammer konnte ich definitiv verstehen, da das Ding wirklich sauschwer und extrem unhandlich aussah. Lya lief hinter ihm her und fädelte dabei eine Verlängerungsschnur ab.
Knurrend ließ Tom den Projektor im Zelt zu Boden gleiten und setzte sich schnaufend daneben. Lya ignorierte ihn und reichte mir den Stecker. „Kannst du mal eben das Kabel einstöpseln?“
„Leitung, nicht Kabel. Kabel liegen unter der Erde“, korrigierte ich automatisch.
„Jaja“, winkte sie ab. „Einfach nur einstecken, bitte.“
Mit flinken Fingern richtete sie den Projektor aus und legte die Filmrolle ein. Kaum gab ich Strom drauf, erwachte ein Bild flackernd auf der Leinwand zum Leben.
„Den Film zeigen wir eigentlich allen Rekruten“, begann Lya die Erläuterung. „Es zeigt ein Expeditionstrupp in den Anfangsjahren hier. Sie erkundeten ungefähr das Gebiet hier aus, aber seht es euch selbst an. Ich hoffe die Qualität wird ausreichend sein. Es ist etwas hell heute, müsste aber noch gehen.“
[i]Ein Trupp Soldaten bahnte sich ihren Weg durch das Unterholz. Farne und Palmen wuchsen überall ohne Ordnung. Das dichte Blätterdach sorgte für ein dämmriges Licht und nur vereinzelt drangen ein paar helle Sonnenstrahlen durch. Der Boden war bedeckt mit vergilbten Blättern, vertrockneten Farnen, Moos und modrigen Baumstämmen.
„Hey, Mel, warum müssen wir denn unbedingt den Kameratypen mitnehmen?“, wollte ein junger Soldat wissen, der übermütig auf eine gefallende Palme sprang und darauf lachend balancierte. Er hatte den Helm in den Nacken gelegt und blondes Haar spross darunter hervor.
„Weil dieser „Typ“ rein zufällig hier seinen Job macht“, knurrte ein rotbärtiger Mann mit kantigem Gesicht zurück. Allen Anschein nach der Befehlshaber der kleinen Truppe.
„Ja. Und im Gegensatz zu dir, passt er auf die Umgebung auf“, setzte ein weiterer Soldat noch obendrauf, bevor er über einen Farn stolperte und der Länge nach hinschlug. Fluchend kam er wieder auf die Beine. „Scheiße! Mel, können wir nicht Ulli hierhin holen, damit er das ganze verdammte Grünzeug hier abfackelt?“
„Nein, wir brauchen ihn noch und zwar nicht dafür, um dir hier einen möglichst bequemen Weg zu schaffen!“, gab Mel ungerührt zurück. Der Soldat prustete wütend und zog sich ein Farnblatt aus den Nacken.
„Können wir denn wenigstens mal das MG absetzten?“, fragte ein anderer Soldat bittend. „Ihr habt ja eure leichten Varianten, aber wir mühen uns hier mit dem scheißschweren Ungetüm ab.“
„Jetzt hör endlich auf zu jammern, Sepp“, sagte ein weiterer Soldat mit einen schwarzen Schnurrbart. „Ich könnte meinen, ich wäre hier nur mit Heulsusen unterwegs.“
„Halte du dich besser mal geschlossen, Storm. Es war deine verdammte Idee, weswegen wir hier rumstampfen!“, mahnte Mel sofort.
„Ja und?“, begehrte dieser sofort auf. „Es war eine gute Idee. Sieben Nester haben wir heute schon niedergebrannt.“
„Wir bekommen kein Geld dafür, dass wir hier möglichst ...“, begann Mel und brach ab. Etwas schien ihn zu irritieren, was aber keinen der anderen Soldaten aufzufallen schien.
„Kontakt! Kontakt!“, brüllte plötzliche ein grelle Stimme durch den Wald , gefolgt von schnellen Schüssen. Entsetzte Schreie ertönten und weitere Salven hallten durch die Bäume, die vorschnell abbrachen. Der lachende Soldat auf dem Baumstamm wurde plötzlich von drei Raptoren umgerissen. Sein Todesschrei riss gurgelnd ab und Blut spritze auf die Farne.
„Kommt zurück! Alle zu mir!“, brüllte Mel durch den Wald. „Ulli! Komm sofort hierher! Sepp, bau das MG auf! Schnell!“
Mel feuerte sein Gewehr ab. Seine Kugeln ließen Farne wegfetzten und Erde aufspritzen. Kreischende Laute bewiesen seine Treffsicherheit und eine tote Echse rollte kugelnd beiseite.
Plötzlich brach vor ihm eine Gestalt durch das Unterholz und machte merkwürdige Verrenkungen. Langsam kippte der Soldat nach vorne und erst jetzt sah man, dass sich an dessen Rücken zwei Raptoren festgeklammert hatten.
„Schießt auf die Büsche! Sperrfeuer!“, brüllte er durch den Wald, bevor er sein Gewehr hochriss und abdrückte. Sofort erschallte das Gewehrfeuer von Dutzenden Waffen, welches dennoch kaum in der Lage war, die gellenden Todesschreie von Menschen und Tier zu übertönen. Überall im Wald war Bewegung. Es war kaum zu unterscheiden wer was war. Blätter, Farne, Palmblätter und Zweige wurden umhergewirbelt und Holzsplitter schossen überall durch die Luft.
Sepp legte am MG los und dessen schwere Kugeln durchschlugen sogar die umstehenden Baumstämme. In den ersten Sekunden seines Kreuzfeuers erlegte er über ein Dutzend Saurier, dessen Flinkheit gegen eine solch enorme Feuerkraft nicht ausreichte.
Dennoch war abzusehen, dass die innerhalb von Sekunden überrannt werden würden. Es waren einfach zu viele Echsen. Verzweiflung machte sich ins Mels Gesicht breit, während er Feuerstoß um Feuerstoß abgab. Bis sich plötzlich eine breite, bullige Gestalt durch die Soldaten schob, eine Art Schlauch nach vorne richtete und alles mit Feuer überschüttete. Kreischende Laute ertönten, als die ersten Raptoren lebendig verbrannten und fettiger, schwarzer Rauch schraubte sich in die Höhe.
„Ulli, Gott sei Dank! Bau einen Feuerriegel auf, wir ziehen uns zurück!“, befahl Mel, den man die Erleichterung in seinen Gesicht ablesen konnte.
Die wuchtige Gestalt nickte kurz. Mit einen Rauschen ließ er den Palmenwald in Flammen aufgehen. Lautes Kreischen ertönte überall dort, wo die Raptoren nicht schnell genug wegrennen konnten.
„Sehr gut“, sagte Mel nickend und wandte sich Storm zu. Plötzlich sprang ein angesengter Raptor aus den Büschen und stach ihn von hinten in den Nacken. Zuckend brach Mel in den Armen von Storm zusammen und Blut spritze aus seinen Mund, während neben ihm die Echse elendig einging.
„Strom ...“, ächzte er schwach. „Zieht ... euch zurück! Baut ... ein ... Lager auf ... und ... bombardiert alles!“
Dann erlosch etwas in seinen Augen und alle Kraft verschwand aus dem kräftigen Mann. Überraschend sanft ließ Storm den toten Körper zu Boden gleiten und richtete sich nickend auf.
„Rückzug!“, brüllte er durch den Wald. „Rückzug bis zur Rodung! Schnell!“