Danke, @Kyelia @Jennagon . Lange dauerte es mit dem nächsten Part. Zu lange wie ich finde. Aber ich denke, er müsste so ganz gut passen. Die velitische Sprache werde ich alsbald erweitern und die letzten Parts nochmals auf deren Richtigkeit bezüglich der Aussprache bearbeiten.
[ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 12 ]
Noch einige Stunden blieben wir dort bis sich langsam der Abend ankündigte. Es wurde eigentlich Zeit zurückzukehren. Doch wir waren gerade so weit gekommen, dass wir nicht abreisen wollten. Far und mir waren die Regeln bekannt, wir drängten Isak und Capri zum Verlassen des Tempels. Andererseits ließen wir uns aber doch verleiten, noch zu bleiben. Bis dann die anderen mit reinkamen
Und dann hörten wir merkwürdige Geräusche. Sie kamen aus dem verschütteten Gang, oder hallten zumindest von dort hindurch. Wir wollten nicht wissen, was es war und verließen dann wirklich den Tempel.
Ehe wir uns versahen, brach auch schon die Nacht über uns herein. Es war immer noch ungewohnt, dass der Übergang beinahe abrupt geschah. Das machte es so tückisch.
Capri wurde plötzlich hektisch beim Erspähen der Dunkelheit. „Wir müssen schnell ins Lager zurück. Wenn die Re Be kommen, ist es zu spät.“
„Welche Re Be?“
„Groß, graues Fell mit Dornen und spitze Zähne. Nachtaktive Fleischfresser.“
„Haben die einen Namen?“, fragte Alex nach, der sich jetzt bereits gruselte.
Capri schüttelte den Kopf. „In unserer Sprache nicht.“
Ich überlegte. Da fiel mir die Begegnung mit diesem Ungetüm ein, das vor den ARCHON gelaufen war. Es hatte auch graues Fell mit Stacheln und Dornen. Ob sie wohl dieses meinte? Nach einem Blick in die Datenbank entdeckte ich ein Foto von diesem Wesen.
„Meinst du das hier?“
Nickend stimmte sie zu. „Die sind palorheo. Wir jagen und essen die.“
„Und wo leben die?“
„Das wissen wir nicht. Immer, wenn jemand von uns danach suchen wollte, kam er nie wieder zurück. Aber ich für meinen Teil habe die Vermutung, dass die in tiefen Höhlengängen leben.“
„Die kommen dann vermutlich nur nachts raus“, meinte ich. „Nachtaktiv schätze ich. Am Tag ist es zu warm für deren Fell. Auf Carina gibts es ähnliche Wesen. Arfenis heißen die. Die größten Säugetiere auf dem Planeten. Auch sehr gefährlich, weil sie lange Giftstacheln am Körper besitzen.“
„Arfenis...“, grübelte Capri nach. „Zwar haben die Re Be keine Giftstacheln, dafür aber spitze Reißzähne und scharfe Klauen. Unsere Speerspitzen sind aus denen gemacht, sofern wir mal eines dieser Ungeheuer erlegen konnten.“
„Speere?“ Instinktiv griff ich mir ans rechte Bein. Wieder schoss mir ein Schmerz durch dieses. Zum Glück nur Einbildung. Doch es entlockte mir die Frage: „War der Speer, der mich traf, nicht mit Gift kontaminiert?“
„Ja! Aber das stammt von...“ Sie dachte nach. Wieder ein Wort, das sie noch nicht konnte. Sie deutete etwas Kleines an, machte dicke Backen und spreizte die Finger.
„Frosch vielleicht?“
„Ja, genau! Grauer Frosch mit blauen Streifen. Die schmecken gut über Feuer gebraten. Aber das Gift ist tödlich!“
Ich nickte zustimmend.
„Dennoch dürfen wir es nicht einfach Arfenis nennen, ohne den genauen genetischen Code zu wissen!“, warf Isak Veto ein. „Es muss eine Verwandtschaft nachweisbar sein, um sie der selben Gattung zuordnen zu dürfen. Bis jetzt ist es eine eigene Spezies. Außerdem muss die Namensgebung gerichtlich anerkannt werden. Bisher heißt es nur Re Be!“
[ 6020 n. Chr. Tag 110 Velit ]
Wir saßen am Grillplatz und genossen die nächtliche Stille. Leise hörten wir Insekten zirpen und den Wind um die Zelte säuseln. Das Wasser des Förderturms rauschte ununterbrochen durch die Rohre und das Knistern des Fleisches auf dem Rost stimmte uns positiv auf den baldigen Genuss ein. Heute gab es Panzerechsen und Kieselschlangen. Dazu Knollen, unseren Zuckerrüben sehr ähnlich, und auf Capris Empfehlung hin Kribu-Eier. Velitisches Essen, das auch wir bedenkenlos verzehren konnten.
Es war kein herkömmlicher Grill, wie man ihn von der Helios kennt, mit Edelstahlrahmen, elektrisch betrieben und Salamander. Sondern ganz unkonventionell als Lagerfeuer, mit heißen Steinen über offener Flamme. Nur knapp eine Handbreite über der Glut brutzelte das Essen vor sich hin. Knackende Hautpelle, pfeifend zischender Saft und alles umhüllender Rauch.
Es war faszinierend! So etwas sah man nicht alle Tage. Capri grinste über beide Ohren, konnte sie uns doch so ihre Kultur näher bringen. Reson war auch anwesend, unterhielt sich aber nur mit unseren Männern. Von Monti mussten wir uns bereits heute morgen verabschieden. Er reiste zur Helios III, um seine Aus- und Fortbildung anzufangen. Denn in wenigen Tagen sollte ein gewaltiger Meteoritenschauer über uns hereinbrechen. Dann herrscht sowieso strengstes Startverbot für Shuttles! Hoffentlich würde es ihm gut ergehen in dieser neuen Umgebung.
Die Schlangen waren gar, Capri fasste ohne Bedenken hin und schnappte sich die erste. Wir konnten gar nicht so schnell reagieren, da hatte sie diese bereits erhascht. Doch Far half gleich nach mit der Kneifzange und nahm ihr das glühende Stück Fleisch ab. Wie poröse Asche fiel die Haut ab. Vorsichtig legte er seine Hälfte der Schlange auf dem Teller ab, während Capri bereits anfing, den Kopf zu essen. Es duftete herrlich, sah aber unappetitlich aus. Schneeweißes Fleisch, frei von Knorpel und Sehnen. Fast wie Fisch von der Konsistenz her. Zum Glück würzten wir es vorher ausreichend pikant, um den strengen Eigengeschmack zu übertönen. Capri beschrieb es wie getrocknetes Guano und rohes Sythesefleisch.
Ich persönlich fand es nicht mal so schlecht. Die Panzerechsen sprachen mich weitaus weniger an. Der harte Panzer vulkanisierte nur und wurde hart wie Stein, während das Tier im Innern langsam zusammenschrumpfe und garte. Man hörte die Sehnen reißen, die den Panzer mit der Haut verbanden. Während Reson begann, das Tier zu zerlegen, bekamen wir unerwarteten Besuch eines Neuankömmlings der Nomaden. Er ging zu Capri und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dabei behielt er misstrauischen Blickkontakt zu uns.
Anschließend fragte Capri in die Runde: „Was ist Meritenschauer?“
„Meteoritenschauer!“, korrigierte Farzon sie, bevor Klay es grob erklärte: „Das ist eine Art Regen im Weltraum, der aus großen Steinen besteht.“
Verwundert schauten beide ihn an. „Regen?“
„Wie, was Regen? Kennt ihr keinen Regen? Wassertropfen die vom Himmel fallen.“
Dann schaute Capri sich um, mit großen Fragezeichen auf der Stirn. „Ähnlich dem Wasserturm?“
Der Nomade stupste sie energisch an, er wollte eine Antwort hören.
Also gab sie ihm eine: „Jao glu lyra ji Ovus ex Disi.“
„glu jao rheo Ovus ex Disi?“
Verlegen blickte sie zu mir und meinte dann mit zehn gezeigten Fingern: „utu utu utu utu utu...“
Der Nomade nahm reißaus, überkaupelte sich fast und hielt sich die Hände schützend über den Kopf.
Das kam überraschend. „Was genau hast du ihm gesagt?“, fragte Klay nach, der seinen Blick vom verängstigten Nomaden nicht lassen konnte.
„Er hat gefragt, wie viele Steine vom Himmel fallen. Und dann habe ich ihm eben die Zahl aufgesagt.“
Reson zerteilte die Unterseite der Echse mit dem Messer und das noch flüssige Blut quoll heraus. Ein ekeliger Anblick, der mir und Alex den Rest gab. Er entschuldigte sich sofort und verließ die Runde. Ich konnte es noch zurückhalten, musste meinen Blick aber abwenden. Es erinnerte mich zu sehr an den Arfenis. Ich sah mich in Gedanken immer noch diesen Kadaver mit dem Spaten abkratzen...
Ganz verwundert schaute Capri ihm nach, kaute dabei auf der Schlange weiter herum und stopfte sich gleich noch ein Stück Fleisch hinein. Mit dicken Backen sprach sie: „Er mag wohl keine Panzerechse?“
„Es liegt an etwas anderem...“
Ich bekam eine Nachricht. Wer störte mich zu dieser Uhrzeit? Verblüfft war ich, als ich sah, dass sie von Hal kam. Spontan entlocke es mir ein Lächeln. Schnell wischte ich mir die Finger sauber und öffnete die Nachricht.
# Mutter! Bist du noch ganz bei Trost?! Was behauptest du für einen Schwachsinn über meinen Sam?! Wieso zerstörst du mein Leben?! Hast du nicht mitgekriegt, dass Sam und ich kompatibel sind?! Ich hasse dich! Ich will dich nie wieder sehen! #
Ein Stich ins Herz...
Damit hatte ich am wenigsten gerechnet. Obwohl, es war zu erwarten. Doch kam es sehr überraschend.
Heimlich schaute ich mich um, bemerkte die gleichgültigen Gesichter meiner Kameraden, wie sie auf die Feuerstelle glotzten und die nächtliche Stille genossen.
Für mich aber herrschte keine Stille. In mir schäumten die Emotionen über. Ich fühlte nichts und doch so viel. Sollte ich Hals Nachricht ernst nehmen? Was ist, wenn es doch einer meiner Kameraden mitbekommen hatte?
Starr waren meine Augen auf Mary gerichtet. Sie blickte zurück, lächelte und bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte. Sie sagte nichts, sondern machte nur ein fragendes Gesicht. Meine Augen wanderten zwischen ihr, Major Far und meinem Kommunikator umher. Dann schaute auch noch Capri zu mir. Das gab mir den Rest. Meine Kollegen konnte ich zur Not noch belügen, aber meine Frauen nicht.
„Mary, Capri? Habt ihr einen Moment Zeit?“