Es gibt 493 Antworten in diesem Thema, welches 149.078 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. September 2023 um 09:17) ist von Mephistoria.

  • Danke, @Kyelia @Jennagon . Lange dauerte es mit dem nächsten Part. Zu lange wie ich finde. Aber ich denke, er müsste so ganz gut passen. Die velitische Sprache werde ich alsbald erweitern und die letzten Parts nochmals auf deren Richtigkeit bezüglich der Aussprache bearbeiten.


    [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 12 ]


    Noch einige Stunden blieben wir dort bis sich langsam der Abend ankündigte. Es wurde eigentlich Zeit zurückzukehren. Doch wir waren gerade so weit gekommen, dass wir nicht abreisen wollten. Far und mir waren die Regeln bekannt, wir drängten Isak und Capri zum Verlassen des Tempels. Andererseits ließen wir uns aber doch verleiten, noch zu bleiben. Bis dann die anderen mit reinkamen
    Und dann hörten wir merkwürdige Geräusche. Sie kamen aus dem verschütteten Gang, oder hallten zumindest von dort hindurch. Wir wollten nicht wissen, was es war und verließen dann wirklich den Tempel.
    Ehe wir uns versahen, brach auch schon die Nacht über uns herein. Es war immer noch ungewohnt, dass der Übergang beinahe abrupt geschah. Das machte es so tückisch.
    Capri wurde plötzlich hektisch beim Erspähen der Dunkelheit. „Wir müssen schnell ins Lager zurück. Wenn die Re Be kommen, ist es zu spät.“
    „Welche Re Be?“
    „Groß, graues Fell mit Dornen und spitze Zähne. Nachtaktive Fleischfresser.“
    „Haben die einen Namen?“, fragte Alex nach, der sich jetzt bereits gruselte.
    Capri schüttelte den Kopf. „In unserer Sprache nicht.“
    Ich überlegte. Da fiel mir die Begegnung mit diesem Ungetüm ein, das vor den ARCHON gelaufen war. Es hatte auch graues Fell mit Stacheln und Dornen. Ob sie wohl dieses meinte? Nach einem Blick in die Datenbank entdeckte ich ein Foto von diesem Wesen.
    „Meinst du das hier?“
    Nickend stimmte sie zu. „Die sind palorheo. Wir jagen und essen die.“
    „Und wo leben die?“
    „Das wissen wir nicht. Immer, wenn jemand von uns danach suchen wollte, kam er nie wieder zurück. Aber ich für meinen Teil habe die Vermutung, dass die in tiefen Höhlengängen leben.“
    „Die kommen dann vermutlich nur nachts raus“, meinte ich. „Nachtaktiv schätze ich. Am Tag ist es zu warm für deren Fell. Auf Carina gibts es ähnliche Wesen. Arfenis heißen die. Die größten Säugetiere auf dem Planeten. Auch sehr gefährlich, weil sie lange Giftstacheln am Körper besitzen.“
    „Arfenis...“, grübelte Capri nach. „Zwar haben die Re Be keine Giftstacheln, dafür aber spitze Reißzähne und scharfe Klauen. Unsere Speerspitzen sind aus denen gemacht, sofern wir mal eines dieser Ungeheuer erlegen konnten.“
    „Speere?“ Instinktiv griff ich mir ans rechte Bein. Wieder schoss mir ein Schmerz durch dieses. Zum Glück nur Einbildung. Doch es entlockte mir die Frage: „War der Speer, der mich traf, nicht mit Gift kontaminiert?“
    „Ja! Aber das stammt von...“ Sie dachte nach. Wieder ein Wort, das sie noch nicht konnte. Sie deutete etwas Kleines an, machte dicke Backen und spreizte die Finger.
    „Frosch vielleicht?“
    „Ja, genau! Grauer Frosch mit blauen Streifen. Die schmecken gut über Feuer gebraten. Aber das Gift ist tödlich!“
    Ich nickte zustimmend.
    „Dennoch dürfen wir es nicht einfach Arfenis nennen, ohne den genauen genetischen Code zu wissen!“, warf Isak Veto ein. „Es muss eine Verwandtschaft nachweisbar sein, um sie der selben Gattung zuordnen zu dürfen. Bis jetzt ist es eine eigene Spezies. Außerdem muss die Namensgebung gerichtlich anerkannt werden. Bisher heißt es nur Re Be!“


    [ 6020 n. Chr. Tag 110 Velit ]

    Wir saßen am Grillplatz und genossen die nächtliche Stille. Leise hörten wir Insekten zirpen und den Wind um die Zelte säuseln. Das Wasser des Förderturms rauschte ununterbrochen durch die Rohre und das Knistern des Fleisches auf dem Rost stimmte uns positiv auf den baldigen Genuss ein. Heute gab es Panzerechsen und Kieselschlangen. Dazu Knollen, unseren Zuckerrüben sehr ähnlich, und auf Capris Empfehlung hin Kribu-Eier. Velitisches Essen, das auch wir bedenkenlos verzehren konnten.
    Es war kein herkömmlicher Grill, wie man ihn von der Helios kennt, mit Edelstahlrahmen, elektrisch betrieben und Salamander. Sondern ganz unkonventionell als Lagerfeuer, mit heißen Steinen über offener Flamme. Nur knapp eine Handbreite über der Glut brutzelte das Essen vor sich hin. Knackende Hautpelle, pfeifend zischender Saft und alles umhüllender Rauch.
    Es war faszinierend! So etwas sah man nicht alle Tage. Capri grinste über beide Ohren, konnte sie uns doch so ihre Kultur näher bringen. Reson war auch anwesend, unterhielt sich aber nur mit unseren Männern. Von Monti mussten wir uns bereits heute morgen verabschieden. Er reiste zur Helios III, um seine Aus- und Fortbildung anzufangen. Denn in wenigen Tagen sollte ein gewaltiger Meteoritenschauer über uns hereinbrechen. Dann herrscht sowieso strengstes Startverbot für Shuttles! Hoffentlich würde es ihm gut ergehen in dieser neuen Umgebung.

    Die Schlangen waren gar, Capri fasste ohne Bedenken hin und schnappte sich die erste. Wir konnten gar nicht so schnell reagieren, da hatte sie diese bereits erhascht. Doch Far half gleich nach mit der Kneifzange und nahm ihr das glühende Stück Fleisch ab. Wie poröse Asche fiel die Haut ab. Vorsichtig legte er seine Hälfte der Schlange auf dem Teller ab, während Capri bereits anfing, den Kopf zu essen. Es duftete herrlich, sah aber unappetitlich aus. Schneeweißes Fleisch, frei von Knorpel und Sehnen. Fast wie Fisch von der Konsistenz her. Zum Glück würzten wir es vorher ausreichend pikant, um den strengen Eigengeschmack zu übertönen. Capri beschrieb es wie getrocknetes Guano und rohes Sythesefleisch.
    Ich persönlich fand es nicht mal so schlecht. Die Panzerechsen sprachen mich weitaus weniger an. Der harte Panzer vulkanisierte nur und wurde hart wie Stein, während das Tier im Innern langsam zusammenschrumpfe und garte. Man hörte die Sehnen reißen, die den Panzer mit der Haut verbanden. Während Reson begann, das Tier zu zerlegen, bekamen wir unerwarteten Besuch eines Neuankömmlings der Nomaden. Er ging zu Capri und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dabei behielt er misstrauischen Blickkontakt zu uns.
    Anschließend fragte Capri in die Runde: „Was ist Meritenschauer?“
    „Meteoritenschauer!“, korrigierte Farzon sie, bevor Klay es grob erklärte: „Das ist eine Art Regen im Weltraum, der aus großen Steinen besteht.“
    Verwundert schauten beide ihn an. „Regen?“
    „Wie, was Regen? Kennt ihr keinen Regen? Wassertropfen die vom Himmel fallen.“
    Dann schaute Capri sich um, mit großen Fragezeichen auf der Stirn. „Ähnlich dem Wasserturm?“
    Der Nomade stupste sie energisch an, er wollte eine Antwort hören.
    Also gab sie ihm eine: „Jao glu lyra ji Ovus ex Disi.“
    „glu jao rheo Ovus ex Disi?“
    Verlegen blickte sie zu mir und meinte dann mit zehn gezeigten Fingern: „utu utu utu utu utu...“
    Der Nomade nahm reißaus, überkaupelte sich fast und hielt sich die Hände schützend über den Kopf.
    Das kam überraschend. „Was genau hast du ihm gesagt?“, fragte Klay nach, der seinen Blick vom verängstigten Nomaden nicht lassen konnte.
    „Er hat gefragt, wie viele Steine vom Himmel fallen. Und dann habe ich ihm eben die Zahl aufgesagt.“

    Reson zerteilte die Unterseite der Echse mit dem Messer und das noch flüssige Blut quoll heraus. Ein ekeliger Anblick, der mir und Alex den Rest gab. Er entschuldigte sich sofort und verließ die Runde. Ich konnte es noch zurückhalten, musste meinen Blick aber abwenden. Es erinnerte mich zu sehr an den Arfenis. Ich sah mich in Gedanken immer noch diesen Kadaver mit dem Spaten abkratzen...

    Ganz verwundert schaute Capri ihm nach, kaute dabei auf der Schlange weiter herum und stopfte sich gleich noch ein Stück Fleisch hinein. Mit dicken Backen sprach sie: „Er mag wohl keine Panzerechse?“
    „Es liegt an etwas anderem...“
    Ich bekam eine Nachricht. Wer störte mich zu dieser Uhrzeit? Verblüfft war ich, als ich sah, dass sie von Hal kam. Spontan entlocke es mir ein Lächeln. Schnell wischte ich mir die Finger sauber und öffnete die Nachricht.

    # Mutter! Bist du noch ganz bei Trost?! Was behauptest du für einen Schwachsinn über meinen Sam?! Wieso zerstörst du mein Leben?! Hast du nicht mitgekriegt, dass Sam und ich kompatibel sind?! Ich hasse dich! Ich will dich nie wieder sehen! #

    Ein Stich ins Herz...
    Damit hatte ich am wenigsten gerechnet. Obwohl, es war zu erwarten. Doch kam es sehr überraschend.
    Heimlich schaute ich mich um, bemerkte die gleichgültigen Gesichter meiner Kameraden, wie sie auf die Feuerstelle glotzten und die nächtliche Stille genossen.
    Für mich aber herrschte keine Stille. In mir schäumten die Emotionen über. Ich fühlte nichts und doch so viel. Sollte ich Hals Nachricht ernst nehmen? Was ist, wenn es doch einer meiner Kameraden mitbekommen hatte?
    Starr waren meine Augen auf Mary gerichtet. Sie blickte zurück, lächelte und bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte. Sie sagte nichts, sondern machte nur ein fragendes Gesicht. Meine Augen wanderten zwischen ihr, Major Far und meinem Kommunikator umher. Dann schaute auch noch Capri zu mir. Das gab mir den Rest. Meine Kollegen konnte ich zur Not noch belügen, aber meine Frauen nicht.
    „Mary, Capri? Habt ihr einen Moment Zeit?“

    • Offizieller Beitrag

    Alles gut mit dem Teil. Die Tiere, die erwähnt wurden, lassen Raum für Spekulationen.
    Fleischfresser, die gegessen werden, irgendwie auch etwas Ironie dahinter.
    Aber das mit den Sternen ist lustig, da glaubt der eine doch echt, Sterne fallen runter :rofl:
    Naja, was er vorher nicht kannte. :P

    Das mit Slay war abzusehen. Das Einmischen in die Beziehung ist aber auch fies. ^^°
    Jetzt bin ich aber mal gespannt, was Slay ihren Frauen mitzuteilen hat. :D
    Das kann nichts Gescheihtes sein :patsch: Nicht, wenn es um ihre Tochter geht.

  • [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 13 ]

    Zustimmend folgten sie mir in unser Zelt. Ich sagte nichts weiter auf dem Weg dorthin,antwortete nicht auf deren nicht gestellte Fragen. Es war mir so peinlich, dass ich fast schon vor der Beichte anfing zu weinen. Ich machte es mir halbwegs bequem auf der Pritsche und kehrte in mich. Mary und Capri begriffen nichts. Sie starrten mich einfach nur an und fühlten sich anscheinend etwas abgestellt.

    Irgendwann ergriff dann Mary das Wort: „Was willst du uns erzählen?“
    Ich animierte sie zum Setzen und erwiderte reuend: „Ich habe Mist gebaut.“
    „Inwiefern?“, fragte Mary ungläubig und starrte mich an. Capri begriff erstrecht nichts.
    „Ich...“ Wie sollte ich es ihnen erklären, ohne dass sie ausrasten würden? „Sam... Ich habe Gaya angeschrieben.“
    Sie schienen verwirrt. „Wer ist Gaya?“ „Was hat das mit dir zu tun?“
    „Samuels Mutter. Ich habe ihr geschrieben, was für schreckliche Dinge er gemacht hat...“
    „Wie bitte?!“, schrie Mary und patschte die Hände gegen das Gesicht. Tiefes enttäuschtes Schnaufen. „Far hat doch gesagt, wir sollen uns nicht in die Privatangelegenheiten anderer einmischen...“
    „Aber er ist mein zukünftiger Schwiegersohn... Das will ich aber nicht...“
    „Warum nicht? Was hat er denn getan, dass du ihn nicht leiden kannst?“
    „Ich verstehe nichts“, meinte Capri und schmollte verdutzt. „Ist Schwiegersohn haben nicht was Schönes?“
    Ich musste aussetzen. Ich fand keine Antwort. Vor meinen Kameraden wollte ich nicht lügen. Es ist schrecklich, wenn die Wahrheit schön ist, man selbst aber nur das Schlechte wahrhaben will.

    „Slay, was hat er getan?“, fragte Mary erneut, diesmal energischer.
    „Nichts...“
    „Wie nichts?“ Vorsichtig legte sie ihre Hand auf mein Bein und griff nach meinem Gewehr, dass ich fest umklammert hielt. Ich wirkte anscheinend so, als würde ich kurz vorm Amok sein. Was ich vermutlich auch war, wäre ich nicht hier sondern auf der H III gewesen.
    „Wenn er Hal etwas angetan hat, muss das gemeldet werden! Wir sind ein Chor, wir halten zusammen...“
    „Dein Schwiegersohn will ein Sturmgewehr heiraten?“, entglitt es Capri.
    „Hal ist meine Tochter! Sam hat ihr nichts angetan. Er ist so gut zu ihr. Ich habe sie noch nie so glücklich erlebt, wie an seiner Seite.“
    „Ich verstehe dich nicht...“
    „Niemand versteht mich, Mary. Ich bin eine schlechte Mutter und noch schlechtere Schwiegermutter.“
    Capri war vollkommen neben der Spur. „Und Alex ist nicht dein Schwiegersohn, richtig? Kann ich mal Sam und Hal sehen?“
    Ich zeigte ihr ein Bild vom Treffen mit den Youngs.
    „Ein xixi Mensch, dieser Sam. Alex sieht ihm sehr ähnlich. Warum willst du Sam nicht? Weiß Alex schon Bescheid?“
    „Er ist Zivilist! Das will ich nicht! Hal soll einen starken Mann bekommen, mit Durchsetzungsvermögen und guten Manieren! Sam ist verweichlicht.“

    Da schmunzelte die junge Nomadin. Sie begann zu kichern, verbarg es aber hinter vorgehaltener Hand. Mary schien ihren unangebrachten Gefühlsausbruch auch zu verstehen und begann ebenso zu schmunzeln. Ich fand das provokant! Beleidigend gegenüber mir und meiner Autorität! Und dann sagte Capri: „Ich finde Alex verweichlicht, um ehrlich zu sein.“
    „Ich stimme ihr zu, Slay. Alex ist ein guter Soldat, dennoch viel zu jung für den Krieg. Er bekam den Schock fürs Leben, als du bewusstlos im ARCHON lagst. Ich persönlich würde ihm aktuell nicht mein Leben anvertrauen.“
    Unhöflich fand ich das! Dies wollte ich mir nicht bieten lassen! Weder für mich noch für ihn! „Alex ist wenigstens beim Militär, was Sam nicht ist. Es erfordert viel Mut, sich dem Militär zu verschreiben. Zivilisten werden nur Leute mit Minderwertigkeitskomplexen. Ich wette mit euch, Samuel wird es niemals schaffen, auch nur eine Patrone abzufeuern. Weil er nämlich feige ist...“
    „Auch zivile Ingenieure leben gefährlich“, erwiderte Mary. „Meines Mannes Großcousin arbeitet in der Metallurgie und hatte letztes Jahr einen schweren Unfall bei dem er seinen linken Arm verlor. Und du bist schon beim Verlust einiger Zehen komplett ausgerastet.“
    „Metall-Orgie?“, fragte Capri entsetzt. „Was ist Orgie?“
    „Urgie, Capri! Urgie! Herstellung und Verarbeitung von Metall.“
    Dies ließ ich mir nicht bieten. „Ich hätte tot sein können, wäre Capri nicht gewesen. Außerdem geht es gerade um Alex und nicht um mich...“
    „Bisher hast du aber nur von Sam geredet“, erwiderte Mary prompt. „Was genau sollen wir beide da nun bewirken? Um ehrlich zu sein, will ich mich ungern in diese Sache einmischen. Weiß es Alex überhaupt schon?“
    Skeptisch schaute ich drein. „Ich brauche es ihm nicht erzählen, er selbst fragt oft genug nach Hal! Ich will eigentlich nur wissen, ob ich mich bei Sam entschuldigen soll.“

    Da nickten sie einvernehmlich. Und Capri sagte dann etwas, was mich sehr überraschte. „Ich galt als palorheo. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben. Ich musste mit ansehen, wie die anderen Frauen und Männer untereinander die Partner tauschten. Doch ich blieb allein mit Reson und Monti. Ich dachte immer, ich sei jiti. Aber erst als ihr kamt, merkte ich, dass dem nicht so war. Jeden Tag vorm Schlafengehen bin ich zini, nachdenklich und traurig. Ich bin glücklich, nun ein wichtiger Teil von etwas Großem zu sein, aber wünsche mir nun umso mehr einen mit dem ich mich paaren kann. Da Hal und Sam kompatibel sind, sind sie sogar verpflichtet, sich zu paaren. Euer System ist gut durchdacht, hier wird niemand einsam sterben. Ich weiß, dass ich mir keinen Partner aussuchen darf, deshalb werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit einem Veliter zugeschrieben, auch wenn ich mich zu Klay hingezogen fühle. Fürs Leben glücklich werde ich dadurch nicht, aber es ist schon Dank genug, überhaupt leben zu dürfen. Wenn man nichts hat und plötzlich alles bekommt, ist die Gefahr groß, Gataresa zu werden. Und genau das ist bei dir der Fall. Du bist unzufrieden mit dir selbst, Slay. Ich empfehle dir, Alex bei Gelegenheit darauf anzusprechen und seinen Standpunkt dazu zu hören. Vielleicht will er gar nicht mit Hal zusammen sein...“

    Wir wurden unterbrochen von Klay, der gerade das Zelt betrat. „Capri, du wirst wieder verlangt.“
    Ertappt gefühlt starrten wir drei ihn an und dann uns gegenseitig. Ich hockte da mit Tränen in den Augen und hoffte, dass er es nicht bemerkt hatte.
    „Wieder ein Neuankömmling?“, fragte sie nach, schien aber bereits diese Bestätigung erahnt zu haben. Mit kurzem resignierenden Blick zu uns lief sie los und verließ das Zelt ohne weitere Worte.
    Klay glotzte uns weiter an, bekam aber sofort eine Unterweisung von der Sanitäterin: „Auch wenn das hier ein Gemeinschaftszelt ist, bitte ich dich, uns beide allein zu lassen, während wir gerade privat beschäftigt sind!“
    „Ich... Aber Slay! Capri sollte doch...“
    „Du hast sie jetzt und nun gehe wieder.“
    Ohne weitere Worte machte er kehrt und stapfte murrend davon.
    „Du hast sie jetzt?“, hinterfragte ich ihre Aussage. „Noch direkter geht's wohl nicht?“
    Verwirrt schaute sie drein und zuckte ratlos mit den Schultern.
    „Mary, bitte! Sie steht auf Klay?“
    „Tja“, entgegnete sie schnaufend. „Wo die Liebe hinfällt.“

    • Offizieller Beitrag

    Der Teil ist an sich nicht schlecht, aber ich nehmen Slay die Beteuernde nicht ab. Das geht mir irgendwie ... naja, man kannte zuvor nur das Gegenübertreten aus Sams Sicht und nun weint sie da rum. Auch die Erklärung, warum sie Sam nicht mag ist so ... es ist kein Grund einem so das Leben schwer zu machen. Vielleicht war ihr Weinen etwas zu dick aufgetragen, ich hätte mir bei ihr eher so ein ernüchterndes "Verdammt, ich glaub, ich habe Mist gebaut" vorgestellt, als einen halben Nervenzusammenbruch. :hmm:

    Und schau mal oben, da hat die Leertaste net gegriffen. :whistling:

  • [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 14 ]

    [ 6020 n. Chr. Tag 113 Velit ]

    Die Sirene heulte auf und plötzlich gingen die Scheinwerfer an. Mein Zelt wurde mit Licht überflutet und riss mich aus dem Schlaf.
    Noch halb müde und völlig verpeilt griff ich instinktiv zum Gewehr und presste es fest an meine Brust. Mein Blick schweifte umher, ich suchte die anderen. Mary? Wo waren Chi und Capri? Draußen ertönten vereinzelte Schüsse, gefolgt von wildem Geschrei und Kreischen. Ungewöhnliche Laute vernahm ich.

    Plötzlich legte sich ein großer, bedrohlicher Schatten über die Zeltplane. Dann wurde sie durchbrochen und riesige Klauen reckten sich wie Rasierklingen mir entgegen. Abrupte Licht- und Schattenwechsel ließen mich hektisch blinzeln, ich zuckte stark zusammen. Surreal fühlten sich meine Bewegungen an, als ich dem unbekannten Wesen den Gewehrlauf entgegenstreckte und zittrig den Abzug ertastete.
    Nur ein Moment verging in der Zwischenzeit, der mir ewig vorkam.
    Graues, drahtiges Fell, bedrohlich finstere Augen und ein Maul, so groß, dass es meinen Kopf mit einem Bissen verschlingen konnte.
    Ich drückte ab, mitten ins Gesicht schoss ich! Die Wucht des Rückschlags riss mich zu Boden und der Arfenis strauchelte im Halbflug langsam auf mich zu. Uns beide traf es sehr heftig. Sein Kopf fiel in den Nacken, während der Unterkörper weiter auf mich zu schlitterte.
    Bereits jetzt war er tot, mit halb zerfetztem Kopf und gebrochenem Genick. Überall spritzte Blut herum, es besudelte mich. Ich war kurzzeitig benommen und sah nur einen roten Schleier vor Augen.
    Meine Hand griff zur Stirn. Alles voller Blut und Fleischfetzen. Warm und klebrig benetzte es meine Haut. Ich geriet in Panik!

    „Slay!“, schrie jemand. „Slay!“
    Mein Blick fixierte sich auf die große Öffnung, mitten in die Scheinwerfer. Ich war geblendet, es brannte in meinen Augen. Aber es machte mir irgendwie nichts aus.

    Jemand trat hindurch. Ich konnte nur die Silhouette erkennen, die, wie die Korona einer Sonnenfinsternis, alles verzerren und verschwimmen ließ.
    Schritt um Schritt tippelte die Person auf mich rückwärts hinzu und schwenkte dabei die Waffe herum.
    „Slay!“, ertönte wieder seine Stimme. Es war Farzon, der mich retten kam. „Geht es dir gut? Bist du verletzt?“
    Nebenbei gab er vereinzelte Schüsse ab und wäre fast noch über dieses Unding von einem Tier gestolpert.
    „Mir geht es soweit gut“, stammelte ich mit vibrierender Stimme und versuchte mich aufzurappeln. Mein ganzer Rücken tat mir weh und die Beine schlotterten wie frischer Pudding. Nur knapp entkamen meine Handgelenke der Berührung des stacheligen Felles, beim Versuch mich am sandigen Boden abzustützen.

    Ein erneuter Schuss fiel aus seinem Gewehr und ein zweites Tier lag unmittelbar vorm Zelt breit da. Es zuckte und windete sich, verstummte dann aber, als die nächste Kugel in den Nacken ging.

    „Lasst uns von hier verschwinden!“, rief er, reichte mir die Hand und machte einen kurzen Ausfallschritt.
    Ich griff nach meinem Rucksack, warf ihn mir um, setzte das Headset auf und packte anschließend meinem Kameraden fest um den Unterarm. Mein Blick wanderte zurück ins Zelt. „Wo sind die anderen?“
    Doch er reagierte nicht drauf und stampfte weiter. Überall herrschte Panik und Chaos. Lautes Sirenenheulen übertönte die schrecklichen Geräusche der wild kreischenden Bestien.

    „Far; Klay; James; Thomas; Mary; Alex!“
    Alle bestätigten kurz, außer Alex. Ich wiederholte seinen Namen. Nichts kam.
    Ich hatte keine Zeit, mich ewig damit zu beschäftigen, drum beließ ich es erst mal. Farzon und ich, wir kämpften uns den Weg frei, wohin auch immer wir fliehen wollten. Ich erkannte niemanden hier in der Dunkelheit, kaum dass ich die Arfenis von unseresgleichen unterscheiden konnte. Geschosse flogen uns um die Köpfe, Leuchtmunition zierte die Umgebung mit ihren glimmenden Streifen. Es war so hektisch, so viele Eindrücke. Und doch konnte ich nichts wirklich wahrnehmen.

    „Alex?!“
    „Ich...Capri...“
    „Alex, antworte!“
    „Kann nicht...“ Und er kappte die Verbindung.
    Was war geschehen? War Capri bei ihm? Wieso tat er das? Verstand er nicht, was hier gerade passierte? Ich hatte keine Zeit für solche Kindereien. Wir sahen bereits den Wasserturm, an dessen Sockel sich jede Menge Soldaten verschanzt hatten.

    „Hier rüber!“, rief jemand und winkte uns zu sich. Es war Thomas, der gerade am Wasserturm hinaufklettern wollte.
    Mein Blick wanderte mit hinauf und erspähte Feng, der sich bereits mit dem Scharfschützengewehr positioniert hatte. Er legte an und zielte in unsere Richtung. Sofort riss ich mich rum und erschrak. Die Bestie, sie bäumte sich vor mir auf. Ohne zu zögern drückte ich ab, setzte eine kurze Salve in deren Leib. Farzon stolperte kurz zurück, fing sich aber schnell wieder.

    „Slay, verschwinde da!“, schrie Thomas mir entgegen. Die Bestie sackte vor mir zusammen, doch schon kamen weitere Ungeheuer dazu. Instinktiv packte ich nach Farzon, stemmte mir das Gewehr in die Hüfte und bewegte mich rückwärts auf die anderen zu.
    Die Kugeln sausten mir um den Kopf, streiften mich beinahe im Nacken. Farzon stolperte vor sich hin.
    „Lauf weiter!“, brüllte ich ihn an und gab ihm einen kräftigen Schubs.
    Ein Geräusch von links! Ich schwenkte um, legte mit einer fließenden Bewegung das HAL-38 an und drückte ab. Zwischen die Augen...
    Es lebte noch. Ich drückte erneut ab!
    Zügig aber vorsichtig schlitterte ich rückwärts der Barrikade entgegen und suchte mit dem Visier weitere Arfenis. Jedes Biest, das mir vor den Lauf kam, kassierte einen Schuss.
    Ich hörte es nur noch klacken, scheppern und zischen. Wie im Tunnelblick war ich, vom Rauschen umhüllt und in Flimmern eingebettet.
    „Ich muss Alex suchen!“, keuchte ich heiser und entfernte mich mit tippelnden Schritten wieder vom Wasserturm und folgte dem VICTORIA, der gerade vorbeifuhr. Mit lautem Getöse ratterten die Ketten, gruben sich zentimetertief in den Sandboden und wirbelten jede Menge Staub auf. Ich machte einen gewaltigen Satz und erwischte geradeso mit den Fingerspitzen die unterste Leitersprosse am Heck des Panzers. Anstrengend war es, mich festzuhalten, während er über das Schlachtfeld rollte und grob den Kadavern und Toten auszuweichen versuchte. Verkrampft hielt ich die Waffe nur locker in der Hand, stützte sie mehr am Unterarm ab. Zum Glück war sie sehr leicht, was das Handling vereinfachte.
    Während wir weiter durch das Lager preschten, erledigte ich weitere Arfenis, die mich anscheinend für leckere Beute hielten. Doch hatten sie nicht die Rechnung mit mir gemacht!
    Selbstrepetierend füllte das HAL die Kammer stets neu auf und verschaffte mir so einen nahezu unendlichen Nachschub an Patronen.

    „Alex!“, rief ich in die Nacht. „Capri, Alex! Wo seid ihr?“
    Keiner drehte sich zu mir um. Alle waren mit sich selbst beschäftigt. Ich gab nicht auf und rief erneut ihre Namen. Als der VICTORIA eine Schneise passierte, sprang ich ab und hechtete mit gewaltigen Schritten zur nächstgelegenen Barrikade. Zwei Menschensoldaten hatten sich dort verschanzt und behielten aufmerksam die Umgebung im Auge.
    Ich hielt meinen Lauf in deren Richtung, hinter ihnen blitzten kurz zwei Augen auf. Brachte zwar eh nichts mit leerem Magazin, aber der Instinkt siegte zuerst. Gegenteilig richteten sie ihre Gewehrläufe auf mich. Eine Sache des Vertrauens. Es lag an mir. Ich musste ihnen vertrauen. Ich musste ihnen andeuten, dass ich eh nicht schießen konnte. Also schmiss ich mich unfreiwillig zu Boden und zog den Kopf ein. Dann ging alles sehr schnell. Ohne weitere Vorwarnung drückten sie ab, die Projektile verfehlten nicht ihre Ziele. Hinter mir, den sah ich nicht. Hörte ich aber beim Aufschrei.
    So robbte ich mich voran, hoffend, dass das Ungetüm mich nicht erhaschen würde. Den letzten Meter half mir der eine Rekrut, bemerkte dann, dass ich hochrangig war und wollte mir salutieren.
    Ich ranzte ihn sofort an: „Salutieren ist hier verboten, Offizier!“
    Erst danach bemerkte ich meine Überheblichkeit. Es war mir noch inne, alle Regeln zu befolgen.
    „Rührt euch gefälligst!“, versuchte ich die Situation etwas angenehmer zu machen. „Ich bin auf der Suche nach zwei Personen. Soldat Alex Lopster und Capri, eine P.“
    Ich schüttelten die Köpfe. „Noch nie gehört, die Namen.“ „Capri, die Dolmetscherin?“
    „Exakt diese!“, entgegnete ich und suchte ein neues Magazin aus meinem Rucksack heraus. „Schwarzes langes Haar; schlank; bleich...“
    Und er zeigte nordöstlich.
    Ich wurde von Major Far angefunkt: „Slay, wo bist du? Farzon wollte dich holen!“
    „Mir geht es gut. Ich bin hundert Meter südlich des VICTORIA und laufe nun weiter gen Westen.“
    „Negativ! Farzon sollte dich holen..!“
    „Bei allem Respekt, Major! Alex und Capri sind verschwunden!“
    „Funke sie an.“
    „So schlau war ich auch schon, Major.“

    • Offizieller Beitrag

    Die Dornen bohrten sich durch den Stoff. Mit jeder weiteren Sekunde drangen sie tiefer ein. Alles um mich herum paralysierte meine Sinne. Stetiger Lärm und rasche Kontrastwechsel. Alle brüllten durcheinander, doch niemand half mir. Ich konnte nicht mal meinen Kopf richtig zu Farzon umdrehen. Doch ich sah, dass er verwirrt schien.
    Mein linkes Bein war angewinkelt und nach außen gespreizt. Das Gewicht dieses Monstrums presste es immer mehr auf den Boden, der von kleinen spitzen Steinen übersät war. Sie malträtierten meinen Rücken wie Nadelstiche. Die Hände, ich konnte sie vom Gewehr befreien, verharrten nun aber lose zwischen unser beider Körper.

    Da sind mit zu wenig Emotionen drin, du beschreibst es zwar, aber es wirkt eben erzählt. Slay liegt unter dem Vieh, die Dornen stechen durch den Stoff, ihr Bein ist verdreht und sie erzählt das nach wie ein Spaziergang am Strand.
    Von jemanden, der sich das Bein verrenkt, erwarte ich erst einmal unkontrollierte Schreie und viel mehr Panik, da sie deshalb wirklich ein leichtes Opfer ist. Ich kenne die Schmerzempfindlichkeit von ihr jetzt nicht, also als Alien, aber wenn ich daran zurückdenke, wie ich mir das erste Mal die Kniescheibe ausgekugelt hab, da spürte ich erstmal nichts weiter als Schmerz, der sich dermaßen penetrant in mein Gehirn bohrte, dass ich zu keinem anderen Gedanken kam. Ich schrie quasi, um den Schmerz tatsächlich "wegzubrüllen" dadurch wurde es sogar irgendwie besser. Dann renken sie das Bein einfach ein und weiter gehts. Da erwarte ich Humpeln, schmerzverzerrtes Zischen, aber dass sie eben trotzdem weitersuchen will - sie macht sich ja Sorgen. Ansonsten ist die Action wirklich gut und auch die Panik super dargestellt. Passiert ja endlich was ;) Nur der Teil wo sie unter der Kreatur hängt hinkt etwas.


    Dann mal Abwarten, wo die anderen sind und was die so machen :D

    • Offizieller Beitrag
    Spoiler anzeigen

    Zustimmend folgten sie_mir in unser Zelt. Ich sagte nichts weiter auf dem Weg dorthin,_antwortete nicht auf deren nicht gestellte Fragen.

    Leerzeichen

    Die Bestien streiften aber zwischen uns und ihren ihre Bahnen.

    ihnen

    „Ja! Aus den Höhlen und Tempeln kamen sie, (wie) Capri es vermutete.“

    Ja, damit habe ich auch wieder aufgeholt.
    Dass die Sache mit Slays Nachricht noch Folgen haben wird, war klar gewesen. Und Hals Reaktion war nur verständlich gewesen, hätte bei mir auch nicht anders ausgesehen. Allerdings kann ich Slays Meinung immer noch nicht nachvollziehen. Alex ist ein ziemliches Weichei und da ändert es auch nichts daran, dass er Soldat ist. Nur, weil man Zivilist ist, heißt das ja nicht, dass man nichts kann und sich sofort in ein Loch verkriecht, wenn etwas passiert. Und nur weil man Soldat ist, muss das nicht heißen, dass man losrennt, wenn etwas angreift. ^^ Slay muss sich dringend(!) entschuldigen.
    Den Übergriff dieser Viecher fand ich gut geschrieben, wenngleich ich Slay als Soldatin, bzw Majorin auch nicht ganz ernst nehmen kann. Beim letzten Kampf schon wurde sie verletzt, weil sie übereilt gehandelt hat und auch diesmal war sie nicht wirklich zu etwas gebrauchen gewesen. Das wirft auf sie nicht unbedingt ein gutes Bild, da kannst auch einen Zivilisten hinstellen, der würde das auch so hinbekommen, wie sie. ^^
    Bin aber gespannt, was jetzt mit Alex und Capri ist. :)

    LG, Kyelia

  • Danke, @Kyelia und @Jennagon, für eure Kommentare, Meinungen und Korrekturen. Wie mit Jennar bereits im Chat besprochen, ist mir Slay in den letzten Parts etwas missglückt. Ich habe beschlossen, ihr Gejammer und das Weinen über Hals Ausraster anzugleichen und auch den Angriff des Lagers nochmal komplett neuzuschreiben. Ich habe den Teil 14-> Helios III (Arbeitstitel) jetzt ersetzt und hoffe, dass er euch deutlich besser gefällt. Wie auch diesen untenstehenden Teil.
    Zusätzlich werde ich versuchen, Slay nun durchgängig gewohnt konsequent, streng und direkt darzustellen, ohne sie unnötig nutzlos und tollpatschig zu machen. Viel Spaß beim Lesen. :alien:


    [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 15 ]


    Ich wartete nicht auf seine Antwort und machte mich mit neuem Magazin auf den Weg. Nur einen kurzen Handschlag tauschten wir drei aus. Ich versuchte wieder zum VICTORIA aufzuschließen, suchte nebenbei Deckung hinter Kisten und Steinen. Klingt vielleicht merkwürdig, aber auch wenn der Feind nur wildes Getier war, konnte die Umgebung Schutz bieten. Ich sah es zuhauf angedeutet an manch anderen Soldaten hier, die eben frei herumgelaufen waren und attackiert wurden. Ich hoffte nur, dass es Alex und Capri gut ging. Diese Arfenis schienen eine Klasse für sich gewesen zu sein. Ich selbst kannte nichts Vergleichbares, das so wild und angriffslustig war.
    „Ich kann Alex nicht erreichen!“, meldete Far sich zurück.
    „Ging mir auch so. Darum will ich ihn suchen.“
    „Gut...Ich schaue mit James im Süden nach.“
    „Bestätigt!“
    „Slay, bitte sei vorsichtig! Diese Kreaturen sind gerissen!“
    Weiter rief ich deren Namen, suchte und lauschte so gut ich konnte. Doch niemand antwortete mir. Als wären diese Namen so selten, dass wirklich nur zwei Personen diese tragen würden. Ich versuchte es erneut und abermals. Aber niemand reagierte auf mich. Minutenlang irrte ich umher, sah Verletzte am Boden, sich windend vor Schmerzen. Kadaver jeglicher Rasse. Blutgetränkter Sand. Weiß, blau und rot...
    Die Luft war erfüllt von stickigem Staub und Kugelregen aus poliertem Stahl. Kreischen und Dröhnen der fleischlichen und mechanischen Bestien im Gegenpart zum Säuseln des Windes und klirrenden Kälte. Mein Herz raste, der ganze Brustkorb bebte.
    Wieso wurden wir nicht vorgewarnt? Waren die Augen der Archen auf etwas anderes gerichtet? Waren bereits Unterstützungsteams unterwegs?
    Ich suchte planlos, hoffte hoffnungslos und fühlte gefühllos. Bis sich dann doch jemand erbarmte: „Wen sucht Ihr, Majorin?“
    Er salutierte vor mir, schulterte dann sofort wieder das Gewehr und nahm Kampfhaltung ein.
    „Soldat Alex Lopster. Reinrassig Mensch.“
    Er überlegte kurz, schüttelte dann aber doch den Kopf. „So viele Soldaten hier...“
    „Er müsste mit einer P unterwegs sein. Capri! Schwarzes Haar, recht jung und schlank.“
    Er verneinte wieder. Anschließend zeigte er rüber zur Waffenkammer. Enttäuscht wollte ich wieder aufbrechen, da rief er mir zu: „Eine P ist hier vorhin langgelaufen. Richtung Nordeingang.“
    War das ein Zeichen? Nur kurz grübelte ich, wägte die Wahrscheinlichkeit ab und schwenkte um. Hoffentlich waren sie dort.

    Am Nordeingang angekommen, offenbarte sich mir ein Trauerspiel. Die Soldaten, sie waren alle tot oder schwerverletzt. Ich ahnte Schlimmstes!
    Ich stapfte reihum, kontrollierte die Leichname, aber konnte sie nicht finden. Überall nur Blut, Gedärme und abgetrennte Körperteile. Unter ihren auch einige junge Soldaten.
    Dann entdeckte ich eine sich bewegende Hand. Sie ragte wie ein wedelnder Grashalm aus dem Sand hervor und zuckte vor sich hin. Augenblicklich stürmte ich hin und kam ihr zu Hilfe. Es war Chi!
    Ich blickte an ihr herab...
    Sie hatte ihre Beine verloren und der linke Arm war merkwürdig verdreht.
    Ich legte mein Gewehr nieder und begann sie seitlich auszugraben. Mit bloßen Händen tat ich das, keine Zeit den Spaten zu suchen.
    „Hast du Schmerzen?“, fragte ich allen Ernstes.
    Sie nickte und beugte leicht die Finger des noch heilen Arms. Sie wollte Telepathie durchführen. In meiner jahrelangen Ausbildung zur Majorin waren zum Glück auch Seminare darüber beinhaltet. Ich lernte, den Schmerz auszuhalten. Doch ob es nun immer noch funktionierte war fraglich. Dennoch wollte ich es versuchen.
    Chi legte Hand an und begann mit dem Austausch. Ich konzentrierte mich, versuchte die Realität nicht verschwinden zu lassen. Die Telepathie war so stark, dass sie mich die Gedanken und das Visuelle vertauschen ließen. Ich dachte nun, was ich sah und sah nun, was Chi mir in den Kopf setzte. Sie zeigte mir ihre letzten Eindrücke des Geschehens hier.
    „Wir wurden überrannt, Slay. Die Arfenis kamen in ganzen Rotten auf uns zugestürmt.“
    Sie attackierten die Soldaten aus mehreren Metern Entfernung im Sprung. Chi war nicht hier an dieser Stelle, sondern auf der anderen Torseite, unweit des Zeltes, das jetzt nur noch aus Stofffetzen bestand.
    Sie hatte keine Chance, sie wurde von unten her überrascht. Der Arfenis grub sich durch den Sand nach oben und verbiss sich in ihren Beinen.
    „Unter uns müssen Höhlen sein, die wir noch nicht kennen.“
    Ich spürte Chis Schmerz, als die spitzen Reißzähne ins Fleisch eindrangen. Es quälte mich, ich bekam Krämpfe in meinen eigenen Beinen. Um mich herum schien die Zeit stillzustehen, jedes einzelne Bild konnte ich wahrnehmen.
    Der Soldat neben ihr, er schoss in die Dunkelheit und wurde augenblicklich von großen Pranken erwischt, die seinen Kopf umklammerten. Die Wucht warf ihn um, doch das Monstrum schlitterte weiter und brach ihm augenblicklich das Genick.
    Dann fiel auch Chi zu Boden und knickte mit den Beinen um. Normalerweise waren Greygliedmaßen flexibel und äußerst reißfest. Doch es kam so ruckartig, dass selbst diese Gummigebilde nachgaben. Der Arfenis geriet in Rage und verfing sich immer stärker in ihren Beinen. Er schleuderte sie herum, windete sich und kratzte die Haut vom Fleisch.
    Ich vermute, sie ließ mich nur teilweise ihren tatsächlich gefühlten Schmerz spüren, denn so etwas konnte man kaum bei vollem Bewusstsein ertragen. Schon allein die Bilder und Eindrücke bereiteten mir unfassbare Qualen, die ich nur dürftig verdrängen konnte. Dennoch waren es genügend Schmerzen, um mich körperlich und seelisch an die Grenzen zu bringen. Mein ganzer Unterkörper verkrampfte, ich bekam ungeheures Kopfdröhnen und unerträglichen Druck auf den Augen. Die Emotionen schäumten über, Chi konnte tatsächlich Angst und Wut verspüren. Und das sogar noch heftiger als wir Chima. Ich fühlte mich schrecklich...
    Ausgelaugt, von Hass zerfressen und panisch.
    Doch dann...
    Ich sah jemanden vorbeischleichen. Es waren Alex und Capri...
    Die Verbindung riss ab, Chi fühlte sich zu schwach, um den Arm weiter auf mir ruhen zu lassen.
    Mit großem Entsetzen starrte ich sie an, suchte nebenbei mein Gewehr.
    „Sie waren hier.“
    Sie stimmte mir zu und deutete leicht nach Norden.
    „Meinst du, sie sind fort?“

    Den Rest der Nacht blieb ich bei Chi und versuchte ihre Wunden weitestgehend zu versorgen, bis Mary oder ein anderer Sanitäter eintraf. In meinem Notfallset waren das einzige Behilfliche Mullbinden und Hautgewebepflaster. Mit Kleber und den Pflastern versiegelte ich provisorisch ihre Beinstummel und wickelte die Binden fest drum. Sie hielten nur schwer das Blut zurück, sollten auch nur weiteren Blutverlust eindämmen. Ihre Schmerzen wollte ich ungern haben, außer ich hätte sie ihr damit nehmen können. Ihr verkrampftes Gesicht und der erhöhte Speichelfluss, mit Schaumbildung, sagten genug aus. Gedanken brauchte sie mir keine mehr senden, ich konnte ihre Qualen spüren. Anderen Soldaten hier konnte ich wirklich nicht mehr helfen, dafür reichten mein Wissen, die Zeit und Utensilien nicht aus.
    Ich schaute auf den Kommunikator, es waren nur knappe acht Minuten. Doch sie kamen mir wie Stunden vor. Dann brach der Tag an und ebenso schnell kehrte Ruhe ein. Nun waren die anderen Geräusche zu hören, welche zuvor im Eifer des Kampfes untergingen. Schreiende Verletzte, das leise Sprudeln des Wassernebels in der Ferne und die vertrauten Stimmen meiner Kameraden, die sich langsam zu uns gesellten. Ich funkte nur Mary an, doch brachte sie gleich noch Klay, Feng und Thomas mit. Mit großen Augen starrten sie uns beide an, verzogen angewiderte Gesichter bei Chis kümmerlichen Anblick. Doch sie winkte nur schelmisch.
    Mary war stolz auf mich, dass ich es trotz erschwerter Bedingungen so gut hinbekommen hatte. Ohne weiteres Zögern übernahm sie Chi, während meine Kollegen und weitere folgende Soldaten die anderen Personen hier übernahmen. Ich selbst durfte mich ausruhen, ich hatte schon genug getan. Auch wenn ich mich von der Kondition her noch belastbar fühlte.

    Schnellstmöglich versuchten wir dann aufzubrechen und uns erst einmal zu versammeln. Am Wasserturm trafen wir uns, Chi wurde schon unterwegs ins Lazarett gebracht. Sie würde es überstehen, Greys sind robust. Ihr Stoffwechsel ist darauf ausgelegt, solcherlei Schäden schnell verheilen zu lassen. Wenn ich daran dachte, wie lange es mit meinen Zehen dauerte. Und sie verlor beide Beine und vermutlich noch den linken Unterarm.

    „Was ist passiert?“, fragte ich. „Wieso hat mich keiner geweckt?“
    „Wir waren noch wach, Slay. Es passierte kurz nach deinem Einschlafen.“
    Verblüfft und vor allem ungläubig starrte ich sie an. Andererseits erklärte dies, warum keiner bei mir war. Sie hätten mich nicht einfach liegen gelassen, während das Lager angegriffen wurde. Dennoch brachte mich diese Erkenntnis zum Nachdenken. Ich wusste, es war nicht meine Schuld, was mit Chi passiert war. Aber trotzdem fühlte ich mich für sie und ihr Leid verantwortlich. Ich hätte es gern verhindert, wenn ich nicht so müde gewesen wäre. War vielleicht mein frühzeitiges Schlafengehen schuld, dass nun Alex und Capri verschwunden waren?

    „Capri hatte anscheinend recht“, warf Klay ein. „Aus den Höhlen und Tempeln kamen sie, wie Capri es vermutete.“
    „Alles schön und gut, aber wo sind sie nun?“
    „Chi sah sie nach Norden das Lager verlassend“, erwiderte ich und wies James an, sich darum zu kümmern. Er war unser Berichterstatter und Funker. Ohne langes Zögern unterbracht sofort seine Kontaktversuche und begann das Orten derer Kommunikatoren.

    „Bei Helios! Was?!“, entglitt es mir im gewaltigen Ausruf! Einen guten Kilometer außerhalb des Lagers lagen ihre Signale. Das verblüffte uns alle. Was trieb sie nur dort hin? Wieso verließen sie überhaupt das Lager?
    Dann definierte James es genauer und meinte, dass die Signale aus einem Tempel kamen. Also fanden sie vielleicht doch Unterschlupf? Lebten sie noch? Wir wussten es nicht, aber waren gewillt, sie zu suchen. Ich musste sie suchen, ich fühlte mich dafür verantwortlich.

  • Wie gewohnt, alles auf Arbeit geschrieben. :alien:

    Spoiler anzeigen


    -Major Far Callon- (Sturmsoldat/Grenadier) (Blauchima)

    -Majorin Slay Mellins Kolesnikow- (Sturmsoldatin) (Blauchima)

    -Leutnant Klay Rassar- (Sturmsoldat/Mechaniker) (Rotchima)

    -Unteroffizier Farzon Hope- (Grenadier) (Mensch)

    -Oberstabsgefreiter Feng- (Scharfschütze) (Grey)

    -Oberstabsgefreiter Thomas Bauer- (Hilfsschütze) (Mensch)

    -Gefreiter James Cameron- (Funker/Sturmsoldat) (Mensch)

    -Gefreite Mary Potter- (Sanitäterin) (Mensch)

    -Soldat Chi- (Sturmsoldat) (Grey)

    -Soldat Alex Lopster- (Sturmsoldat) (Mensch)


    [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 16 ]


    Wir versammelten uns und besprachen das weitere Vorgehen. Zumindest hoffte ich, dass es um Alex und Capri gehen würde. Doch Major Far hatte anderes im Sinn. Sicherlich, seine Ziele -der Wiederaufbau des Lagers, Kontaktaufnahme mit den Archen und Versorgung der Verwundeten- waren primär. Trotzdem wollte ich meine Ziele nicht hinten anstellen.
    Nach einer langen, intensiven Diskussion über Sinn und Unsinn, Nutzen und Logik, beschlossen wir, sie doch zu suchen. Es gab viele Argumente dafür, wie auch dagegen. Fakt war, deren Tat war leichtsinnig und naiver Natur. Dennoch spiegelte sie nicht ihre Persönlichkeit und Rationalität wider. Sie wussten um die Gefahr, ignorierten sie aber. Andererseits wusste ich, dass Alex Capri gefolgt war, weil er sie beschützen wollte. Dies konnte ich aus seinen wenigen Worten heraushören. Das bedeutete, dass Capri leichtsinnig geworden war.
    Doch warum tat sie es? Für Feng klang alles logisch. Für Greys war alles logisch, was für Nichtgreys unlogisch war. Zusätzlich war sie hochwertiger als wir alle zusammen, vom biologischen her. Da sie als Übermensch galt, besaß sie Sonderrechte, die sogar in der Verfassung aufgeführt waren.
    Faktisch durften wir fünf Personen verlieren, um sie zu rechtfertigen, so wichtig war sie. Andererseits mussten wir schon vorher wissen, ob wir überhaupt dazu bereit waren, notfalls Opfer darzulegen.
    Major Far wollte sich nicht mit dem Gesetz anlegen und verweigerte die Rettungsaktion für sich selbst. Da ich aber mit ihm ranggleich war und ich gewillt war, diese Gefahr auf mich zu nehmen, übernahm ich kurzerhand die Leitung des Chors. Was sollte mir schon passieren? In einem Tag war eh der Meteoritenschauer, dann durften keine Shuttles mehr starten. Also waren wir auf Velit gefangen für unbestimmte Zeit. Glücklicherweise war kein General in unserem Lager, was mich gleichzeitig zur inoffiziellen Leiterin des ganzen Bezirks gemacht hätte, wären nicht die ranghohen Wissenschaftler gewesen.
    Mary und Klay meldeten sich freiwillig, mich zu unterstützen. Und mit Farzon hatten wir unseren Fahrzeugpiloten. Widerspruch konnte keiner erheben, wir durften den ARCHON in Anspruch nehmen. Wohin sollte man auch sonst damit fahren? Das nächste Lager war über tausend Kilometer entfernt.
    Die anderen aus unserem Chor blieben zurück, um beim Wiederaufbau des Lagers zu helfen. Chi war in guten Händen, vielleicht würde sie es auch ohne große Komplikationen überstehen.

    ***

    Nach einer Stunde fuhren wir endlich los. Farzon als Pilot und Klay als vorübergehender Copilot. Als Mechaniker war er nur auf der technischen Ebene mit dem Fahrzeug vertraut, das Führen war ihm ohne Ausbildung untersagt.
    Vielleicht würde ich mich, wenn all dies hier vorbei ist, auch zur Pilotin ausbilden lassen. Damals, nach dem Novus-Krieg, war ich noch zu jung und unkritisch. Hal, mein ganzer Stolz. Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen. Doch mir war die Arbeit wichtiger als mein Wohlergehen. Mir ging es zwar gut, mein Charakter wurde durchs Militär gefestigt, doch verschlechterte dies meine Entscheidungsfindung privat.
    Was hatte ich Hal nur damit angetan? Erst jetzt erkenne ich langsam meine alten Fehler. Nikolai hatte recht, als er meinte, ich sei einen Krieg zu früh eingestiegen. Damals, kurz vor Beginn meines Einsatzes auf Novus, wurde entschieden, in absehbarer Zeit auch Velit zu erforschen. Insgeheim wollte ich dem aufkeimenden Familienstress entfliehen und mir lieber die Schuppen verdienen. Hal war ein Jahr überfällig oder zwei Jahre zu früh.
    Und nun war es zu spät. Sie ist mit einem Zivilisten zusammen. So kann erst recht nichts mehr aus ihr werden. Sie widersetzt sich jeder meiner Anweisungen, ist rebellisch und aufmüpfig. Zwar bin ich stolz auf diese chimae Seite an ihr, dieses Konsequente und Trotzige hat sie eindeutig von mir, dennoch ist sie beruflich zu menschlich veranlagt. Samuel verweichlicht sie zu sehr, ist zu dominant in belanglosen Dingen. Hal fixiert sich nur auf ihn und seine Doktrin. Sie frisst ihm aus der Hand...
    Und das sollten Chima niemals tun!

    Mary sprach zu mir, hielt dabei ihren Kommunikator in der Hand: „Denkst du, sie leben noch?“
    Nachdenklich schaute ich auf sie, war mir diese doch so unangenehm. Aber ich war überzeugt! „Natürlich leben sie noch! Was anderes kommt mir gar nicht in den Sinn!“
    „Immerhin ist das Signal noch vorhanden“, meinte sie weiter und drehte den Kommunikator um. Ein verhaltenes Lächeln zeichnete sich bei ihr ab. „Vermutlich sitzen sie gemütlich im Tempel und begaffen die Wandgravuren.“
    Da schmunzelte ich. Mir war mein Gewehr grad der liebste Kuschelpartner, weshalb ich es eng an mich presste. Aber insgeheim wusste ich, dass ich mich nach Schutz sehnte. Irgendwas sagte mir, dass sie in echter Gefahr waren.
    „Merkwürdig, dass Capris Signal nicht vorliegt.“
    „Sie ist damit noch nicht ganz vertraut“, versuchte Mary sie zu verteidigen. „Bestimmt hat sie ihn ausgeschaltet.“

    Wir waren angekommen. Farzon drehte schnell und fuhr rückwärts an den Tempel heran, sodass wir direkt hineingehen konnten. Nur zehn Minuten waren wir unterwegs, was mir aber wie ein halber Tag vorkam. Erst vor wenigen Stunden ging die Sonne auf, dennoch wollten wir keine Zeit verlieren. Wir wussten nicht, ob unsere Theorie über diese Arfenis stimmte. Hoffentlich irrten wir uns und keines dieser Wesen läuft uns über den Weg.
    Wir machten uns bereits, kontrollierten nochmal unsere Ausrüstung, Kommunikatoren, Gewehre und Munition. Alles vorhanden, funktionsbereit und aufgefüllt. Den Rucksack geschultert verließen wir dann den Laderaum und trafen uns mit Klay vorm Eingang. Eine Art Monolith stand dort, vermutlich eher ein abgebrochenes Tempelstück. Tatsächlich fanden wir im Sand Spuren. Schuhprofile, die von der Größe her zu ihnen passen konnten. Aber auch Abdrücke von Arfenis. Sie hatten ein markantes Muster.
    Es waren weite Schritte, als wären sie gerannt. Aber in welcher Reihenfolge sie die Ruine betreten haben, konnten wir nicht erkennen.

    Den Raum erreicht und kurz erkundet, sahen wir verdächtige Hinweise. Frisches Blut, aufgewühlter Sand und leichte Kratzspuren an den Wänden. Wir fanden einen Stofffetzen, er war blutbefleckt. Ich sah etwas schimmern, als ich mit der Lampe durch den Raum fuhr. Es war Alex' Kommunikator. Unweit vor einer Wandöffnung lag er auf dem Boden. Erst auf dem zweiten Blick erkannte ich, dass diese Öffnung zu dem schmalen Gang gehörte, den wir letztes Mal schon bemerkt hatten, aber nicht erkunden konnten. Aber warum lag er nun frei? Bestimmt haben ihn die Arfenis freigeschürft.
    „Sie müssen dort entlang gegangen sein!“, rief ich und zeigte zum Durchgang.
    Mary hob ihn auf und aktivierte das zerkratzte Display. „Er wollte uns eine Nachricht schreiben.“

    # Capri will hineingehen. Ich muss ihr_ #

    Ich entdeckte weitere Kratzspuren und Pfotenabdrücke. Und hier war eindeutig zu erkennen, dass Capris und Alex' Profile über denen lagen. Sie mussten also nach den Arfenis hineingegangen sein. Capris Nachricht ließ darauf schließen, dass sie das Ungeheuer verfolgen wollte.
    „Wir müssen hinterher!“ Ohne weiter darüber nachzudenken betrat ich den Durchbruch und leuchtete mir den Weg. Mary und Klay hatten keine Wahl, sie mussten mir ebenso folgen wie Alex der Veliterin.

    „Moment!“, rief mein rothäutiger Kamerad und stapfte kurzerhand aus dem Tempel. Nach einer Minute Aufenthalt im ARCHON kam er wieder, wickelte einen blauen Kunststoffzwirn um den Monolithen und führte diesen dann hinter sich her.
    „Damit wir wieder zurückfinden.“
    Wir gingen weiter und Klay wickelte den Faden nebenbei von der Rolle ab. Poröse Wände, staubige Luft und sandiger Untergrund empfingen uns. Hier war nichts außer nacktem Fels und Dunkelheit. Kaum zwei Meter breit und so flach, dass geradeso Mary noch stehen konnte. Wir Chima mussten uns in gebückter, fast schon kriechender Haltung vorarbeiten. Es hallte und beim kleinsten Geräusch ertönte schon ein Echo. Trotz meiner geschärften chimae Sicht, konnte ich nichts erkennen. Nur das Xenonlicht unserer Lampen konnte tief genug durchdringen und offenbarte uns einen endlosen Gang. Eine stetige Linkskrümmung und Neigung wies er auf. Aber von Capri und Alex keine Spur.
    „Slay!“, rief Klay besorgt. „Hier unten gibt es kaum Empfang. Und wir sind nicht mal zehn Meter unter der Erde.“
    „Dann müssen die Wände extrem gut abschirmen.“
    „Sandgestein?“, hinterfragte Mary es. „Unser Radar durchdringt ganze Berge aus purem Granit, aber versagt bei diesem porösen Boden?“
    „Ist doch jetzt egal!“, maulte ich genervt. „Ich will Alex finden! Was gehen mich diese Wände an, wenn er in Lebensgefahr ist?“
    „Wie lang ist eigentlich die Schnur?“, erkundigte sich Mary.
    „Fünf Kilometer. Aber ich habe noch zwei weitere als Reserve...“
    „Hoffen wir mal nicht, dass wir so weit laufen müssen.“
    Schon bald kamen wir in ein Ausbuchtung. Es war kein eigenständiger Raum, aber wies eine merkwürdige Form auf. Über uns war die Decke wie ein Kegel spitz zulaufend und zu unseren Füßen an den Wänden tiefe Furchen. Wir dachten uns nichts bei und folgten weiter dem Gang. Doch schon bald kamen wir wieder in solch eine Ausbuchtung. Klay versuchte anhand der Schritte die Entfernungen abzuschätzen. Merkwürdigerweise funktionierten hier unten die Kommunikatoren generell sehr schlecht.
    Ich hoffte inständig, dass es ihnen gut ging. Hier unten zu sterben stellte ich mir schrecklich vor. In völliger Dunkelheit, bei stickiger Luft und und ständigem Lärm. Ich dachte, ich würde verfolgt werden, doch waren es nur Echos unserer Schritte und schnaufenden Atemzüge.
    Schätzungsweise alle fünfzig Meter war einer dieser Zwischenräume. Langsam konnten wir auch einen Lichtschein entdecken. Waren es bereits unsere Vermissten? Ich beschleunigte meine Schritte, um den leuchtenden Schein schnell zu erreichen. Klay hatte ziemlich zu kämpfen mit der Schnur, der niedrigen Decke und seiner Ausrüstung. Mary lief relativ entspannt, ich dagegen angespannt bis auf den letzten Muskel. War meine Aufgabe doch mit die schwerste. Etwaige Gefahren und Hindernisse frühzeitig erkennen und darauf reagieren. Eines dieser blutrünstigen, vom Instinkt getriebenen Ungetüme könnte mich nun attackieren, ohne dass ich es hätte aufhalten können. Ebenso wollte ich ungern hier unten auch nur einen Schuss abgeben. Es war unbestimmt, ob die Wände das aushalten würden. Womöglich würde ich so ein Einstürzen begünstigen.

    • Offizieller Beitrag

    Da haben die Kreaturen ganz schön gewütet. Ich glaub, ich hätte Chi erschossen, aber die sind ja ganz schön robust. :hmm:
    Jetzt geht es also darum Alex und Capri zu finden.
    Zumindest im ersten Part.
    Die abgebrochene Nachricht find ich gut, das steigert die Spannung. Wie bei so nem Horrorfilm, wo man sich denkt, dass sie nicht nachgehen sollten XD Lieber die Leute aufgeben und seinen eigenen Hintern retten :rofl: Wenn schon überall Blut zu sehen ist und der Komminikator zerbröselt herumliegt.

    Ich hoffe sie finden sie schnell und einigermaßen unzerfleischt XD

  • [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 17 ]

    Die Profilspuren waren noch immer vorhanden, also konnten wir nicht vom Weg abgekommen sein. Ironischerweise wäre es verwunderlich gewesen, wäre es so eingetroffen. Denn bisher liefen wir nur geradeaus. Es war tatsächlich nur ein Gang.

    Je näher wir dem Licht kamen, umso öfter wechselten meine Gefühle. Doch erkannten wir bald, dass es nicht, wie erhofft, Alex und Capri waren, sondern nur die grelle Sonne, welche sich augenscheinlich durch das Gestein gefressen hatte.
    Wir kamen in einen Raum und erkannten, dass es sich um einen weiteren Tempel handelte. Hier hatten sich auch bereits Wissenschaftler verewigt.
    „Capri hatte schon wieder recht“, meinte ich erstaunt und erschlagen von dieser mir offenbarten Erkenntnis. Doch dann fiel mir etwas auf. Ich stand im Mittelpunkt des Raumes und blickte hinauf. Er hatte auch diese markante Form. Ein Quader mit spitz zulaufender Decke.
    „Merkwürdig“, sprach ich grübelnd und blickte zurück zum Gang.
    „Was ist merkwürdig?“, wollte Klay wissen, der schon leicht aus der Puste war. Mit Schnaufen und Stöhnen lehnte er sich an der Wand an und genehmigte sich einen Schluck Wasser.
    „Der Tempel hier. Er ist exakt gleich aufgebaut wie der Tempel vorhin.“
    „Und was soll daran so merkwürdig sein?“, hinterfragte Mary. „Dann haben die alten Kulturen eben Sinn für räumliches Denken gehabt.“
    „Wieviele Zwischenräume waren es?“
    „Neun, warum?“
    „Ich wette mit euch, dass auch bis zum nächsten Tempel neun Zwischenräume kommen.“
    „Wen interessiert das?“, maulte Klay, legte Schnur und Rucksack ab und machte sich Richtung Ausgang. „Ich werde erstmal überprüfen, wo wir genau sind.“
    Doch kaum eine Minute später kam er wieder rein und schüttelte ungläubig den Kopf. „Das kann nicht euer Ernst sein! Farzon steht fünfhundert Meter südlich!“
    „Wie Capri bereits vermutete, sind die Tempel miteinander verbunden“, erwiderte ich.
    „Gut zu wissen. Dann hätte ich mir den Weg hier entlang ersparen können.“
    Ich stöhnte genervt auf. „Ich bin nur den Spuren gefolgt. Wenn ihr mir folgt, ist das euer Problem.“

    Wir beruhigten uns wieder und folgten dem Gang weiter. Es hatte keinen Sinn, nun über Logik und Sinn zu diskutieren. Es war schon schlimm genug, die Arfenisspuren weiterhin zu sehen.

    Irgendwann kamen wir an eine Stelle, an der es nicht weiterging. Der Weg endete nicht, aber wurde zu schmal. Ich stand unmittelbar vor der Engstelle und konnte sehen, wie die Spuren weiterführten. Doch war ich zu breit. Die Wand war einseitig eingestürzt und ein großer Felsen ragte heraus. Ober- und unterhalb waren nur wenige Zentimeter normale Breite, der Rest verschmälert.
    Klay erinnerte mich an meine Behauptung, die Tempel seien alle miteinander verbunden. Er wollte damit auf unsere Situation anspielen, dass wir vielleicht überirdisch weitermarschieren sollten. Ich sah es ähnlich wie er. Mary hätte als einzige hindurch gepasst, was ich ihr aber nicht zumuten wollte. Sicherlich, Alex und Capri nahmen vermutlich auch diesen Weg hier. Aber sie waren zu zweit und die Veliterin schätzte ich wissend genug ein, um die Gefahren einzuschätzen. Von uns allen kannte sie sich am besten in dieser Umgebung aus.
    Wir beschlossen, es überirdisch zu versuchen. Also machten wir kehrt, verließen den Tempel und marschierten nordwärts. In der Ferne entdeckten wir eine kleine Nomadengruppe, die sich offensichtlich auf dem Weg in Richtung Lager befand. Ich vermutete, dass sie aufgescheucht wurden und nun rastlos umher irrten.

    ***

    Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir den Tempel und waren eigentlich guter Dinge. Doch als ich ihn betrat, erschrack ich vor Entsetzen! Kaum erhaschte ich den ersten Moment des Raumes, strach mir das graue Fell regelrecht ins Auge. Die Dornen und der bedrohlich aufgebäumte Rücken des Ungetüms stimmten mich auf einen Kampf ein.
    „Ein Arfenis!“, rief ich, setzte das Gewehr an und wollte gerade schießen. Da bemerkte ich das viele Blut neben ihm. Er war bereits tot, wie es aussah. Dennoch näherte ich mich mit Vorsicht dieser Kreatur und blieb schussbereit.
    „Was liegt dort?“, fragte Mary besorgt und stürmte unbehellicht los.
    Ich drängte mich dazwischen. „Vorsicht!“
    Es war Capris Jacke, unschwer am Sticklogo zu erkennen. Aber was bedeutete das? Wurde sie vom Arfenis angegriffen, eventuell aufgefressen?
    Nein, das wollte ich nicht glauben!
    Und ehe wir uns weitere Gedanken darüber machen konnten, hörten wir ein Geräusch aus der Ecke. Ein Rascheln und Kratzen. Sofort schwenken alle Gewehre um, wir legten an und beobachteten ganz genau diesen Bereich. Es war der Gang, der dort weiterführte. Aber er verlief so steil hinab, dass wir ihn von unserer Position aus nicht einsehen konnten.
    Schritt für Schritt tasteten wir uns vor, lauschten weiter den Geräuschen und behielten ebenso den Ausgang im Auge. Hoffentlich würden die Nomaden nicht auf die Idee kommen und sich hierhin verirren. Auf einen erneuten Überraschungsangriff war ich nicht erpicht.
    Es rührte sich nichts. Alles blieb ungewöhnlich ruhig. Das machte uns Angst! Wir wollten die Gewissheit haben, dass sie noch lebten, aber wenn wir das Vermeintliche zusammenaddierten, kamen wir auf keinen guten Nenner.
    Mit all meinem Mut und angespannten Armen, rutschte ich vorsichtig zur Kante und linste hinunter. Ich sah einen Menschen, er hangelte sich verkrampft hoch. Aber nicht irgendeinen Menschen. „Alex?“
    Er blickte hinauf und starrte mich erschrocken an. In seinen Augen sah ich Furcht und Wut zugleich. Aber was machte er hier? Ich meine, was machte er hier ohne Capri? Und wieso hing er dort am Abgrund?
    „Alex, geht es dir gut?“
    Er schüttelte den Kopf und stieg hinab.

    • Offizieller Beitrag

    Der Teil ist soweit gut, nur als Slay eingeklemmt war, dachte ich mir so. "Ajajajajaj" - vielleicht, weil der Augenmerk zu sehr auf den Brüsten lag. sie ist ja auch reingekommen :rofl:

    Aber ansonsten bin ich froh, dass wenigstens Alex zu leben scheint, fraglich ist, was mit Capri ist :hmm: Ich denke mal, dass sie noch leben wird, aber wo ist sie, wenn nicht bei Alex?!
    Und ist Alex unverletzt, mal schauen ...

    • Offizieller Beitrag

    Ich sah es ähnlich ihm

    Ich sah es ähnlich wie er? :hmm: Ansonsten verstehe ich den Satz nicht xD

    Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich also auch wieder aufgeholt, hat ja nur eine Woche gedauert. xD

    Also ich fand die letzten drei Teil wirklich nicht schlecht und bin wirklich gespannt, was nun mit Capri ist. Alex haben sie ja gefunden, auch wenn der nicht wirklich realisiert zu haben scheint, dass er gerade Unterstützung bekommen hat. Nicht, dass Capri in die Tiefe gestürzt ist. Sehr wahrscheinlich, wenn man genau drüber nachdenkt ... aber das wäre echt furchtbar. >< Vielleicht während dem Kampf mit diesem Wolfsviech? Ich bin neugierig. xD

    LG, Kyelia

  • [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 18 ]

    Sofort stürmte ich ihm nach. Doch zugleich merkte ich, wie steil es hier war. Ich musste mich stark ausbremsen, um nicht ins Rutschen zu geraten. Nahezu hundert Prozent Neigungswinkel. Doch Alex konnte es nicht schnell genug gehen. Irgendwas stimmte hier nicht. Er verschwieg mir etwas.
    „Alex, bleib stehen!“
    „Verschwinde wieder! Ich brauche dich nicht!“
    Was war mit ihm los? Wieso wich er mir aus? „Wo ist Capri? Alex, wo ist sie?“
    „Ist doch egal, wo die ist!“
    Was redete er da für einen Unsinn? „Ist sie verletzt? Ist ihr etwas zugestoßen?“
    Und dann geschah es. Er rutschte ab und schlitterte auf den Knien hinunter. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte ich ihn und streckte instinktiv meine Arme nach ihm aus. Mir war es egal, dass ich ihn unmöglich so erreichen konnte. Es war schrecklich mit anzusehen. Ich sah ihn sich schon alle Knochen brechen und den Kopf anschlagen.
    Doch er kam zum Erliegen und war nun zwischen den Wänden eingeklemmt. Ein gewaltiger Aufschrei folgte, den er aber schnell wieder verstummen ließ. Es war ihm offensichtlich peinlich. Rasch kletterte ich zu ihm, ohne auf die anderen zu warten. Auf halber Strecke kam dann eine Spindel an mir vorbeigesaust und rollte in die Tiefe.
    „Nimm den Faden!“, rief Klay, der oben mit gebückter Haltung über die Kante schaute.
    Ich wusste nicht, ob dieser Kunststoffzwirn mich wirklich halten würde und nutzte ihn nur als Leitfaden, um mich etwas zu stützen. Bevor er gerissen wäre und ich im beinahe freiem Fall hinabgestürzt wäre.
    Alex hechelte und schnaufte. Er war immer noch eingeklemmt und versuchte sich krampfhaft zu befreien. Immerzu schrie er mich an, ich solle verschwinden und ihn in Ruhe lassen. Aber das durfte und wollte ich nicht. Ich war seine Vorgesetzte und hatte Verantwortung für ihn.
    Mit zittrigen Armen und Beinen erreichte ich ihn schlussendlich und konnte mich geradeso an der rauen Felswand abfangen, beim Versuch, ihn mit den Händen zu erhaschen. Zu Füßen ein paar kantige Steine, die kaum Halt boten, über mir perforiertes Sandgestein und vor mir Alex auf Kippe. Meine Hand griff seine Schulter, ich drückte ihn zu mir. Er kreischte mich an und riss sich los. Dabei verlor er den Halt und stolperte vorn über. Meine Hände wanderten ihm weiter entgegen, doch er fiel bereits auf die Knie und rutschte den Abhang weiter hinunter. Sein Gewehr, er riss es an sich und versuchte es zwischen die Felsen einzuklemmen.
    Ich verstand nicht, warum er sich dagegen sträubte gerettet zu werden. Zumal es hier gefährlich war und der Boden nicht in Sicht war. Wer wusste schon, was sich dort unten befand? Und wenn es hier ebenfalls fünfhundert Meter in die Tiefe ging, begrüßte ich jetzt schon die allmächtigen Götter.

    Das Ende war in Sicht und Alex kam zum Stehen. Es war eine unsanfte Landung, wie es aussah. Zum Glück war ich nicht mehr weit über ihm und ließ mich schnellstmöglich am Faden hinab. Ich war erstaunt, dass er mein Gewicht so gut halten konnte.
    Endlich setzten meine Füße auf, doch Alex war schon wieder verschwunden. Warum konnte er nicht einmal auf mich warten? Was war in ihn gefahren, dass er mich dermaßen ignorierte? Das einzige, was ich von ihm spontan entdeckte, war sein Gewehr. Der Lauf war leicht verbogen, was es somit unbrauchbar machte. Es sah sehr ramponiert aus. Ich hob es auf und überprüfte das Magazin. Es war leer, was darauf schließen ließ, dass sie in einen Kampf geraten waren.
    Wieder kam in mir dieses bedrückende Gefühl auf. Ich wollte unbedingt Capri finden. Sie war mir so wichtig, fast noch wichtiger als meine Tochter. Ich fühlte mich wie ihre Patentante, verantwortlich für ihr Leben.
    „Alex! Capri!“
    Kaum gesagt und gelauscht, kam eine Antwort. Eine junge Frauenstimme. Da fiel mir ein gewaltiger Stein vom Herzen. Spontan trieb es mir Tränen in die Augen, so erleichtert war ich. Diese Stimme würde ich unter tausend anderen erkennen. Es war die Veliterin. Und sie klang sogar ziemlich lebendig und erheitert.
    „Capri, wo bist du?“ Sofort machte ich mich auf den Weg sie zu suchen. Hier unten war es absolut finster, man konnte wirklich nichts erkennen. Nur die kleine LED-Lampe spendete einen Dunkeheit durchdringenden Lichtkegel, der mir sporadisch den Weg ausleuchtete. Dennoch war es viel zu wenig Licht, um hier etwas wirklich zu erkennen. Ich sah nur raue Felsstrukturen, krabbelnde, fluoreszierende Insekten und den weichen, körnigen Sandboden. Etwas feucht wirkte er, vermutlich waren wir dem Grundwasser sehr nahe.
    Es verwunderte mich, dass ich Alex aus den Augen verloren hatte. Er selbst hatte ja kaum Licht zur Verfügung und irrte nahezu gänzlich im Dunkeln herum. Nach einigen Momenten und erneuten Rufen von Capri entdeckte ich einen Spalt in der Felswand. Rechts neben mir war er und führte in einer starken Linkskrümmung weiter. Unverzüglich folgte ich ihm und rief immer wieder ihren Namen. Alex war mir langsam egal geworden, was ich sehr traurig fand. Mir war die Nomadin lieber als er. Weil er mir so eiskalt aus dem Weg ging und sich nicht besinnen ließ. Bei Capri dagegen wusste ich, dass sie anders reagiert hätte. Egal was passiert wäre, sie hätte sich meiner angenommen.

    Nach der Linksbiegung bekam ich dann einen Lichtschimmer zu sehen. Zuerst dachte ich, es sei noch von mir selbst, aber als ich das Gewehr hinwegschwenkte, sah ich es deutlich. Unverzüglich näherte ich mich der erhellten Stelle und kam schlussendlich in einen Raum. Es war kein Tempel, aber auch keiner der Zwischenräume. Hier selbst war es auch nicht sonderlich hell, nur Capris Kommunikator und einige Glimmstäbe spendeten künstliches Licht.
    Und dann sah ich sie, wie auch Alex. Sie stand an der Wand vor mir und fuhr mit den Händen darüber. Und der Soldat verkroch sich in der hinteren rechten Ecke mit gesenktem Kopf und anscheinend weinend. Zumindest konnte ich leises Schluchzen vernehmen.
    Ich versuchte mir einen Reim draus zu machen, doch kam mir spontan keine Idee, was hier vorgefallen sein konnte. Capri wirkte in ihre Tätigkeit vertieft und Alex vollkommen neben der Spur und unzurechnungsfähig. Wenn ich an seine unvollständige Nachricht dachte und die ganzen Dinge, sie Capri zu uns sagte, kam mir nur eine Sache in den Sinn. Sie wollte die Tempel eingehender erkunden und sah in dem Angriff der Arfenis die Chance dafür. Doch woher wusste sie das? Und wieso sagte sie uns nichts? Wir hätten bestimmt eine Lösung gefunden, zumal es unser sekundäres Ziel war, mehr über diese Thematik hier herauszufinden. Und sie wusste das ganz genau!

    „Was ist hier los?“, fragte ich vorsichtig nach und näherte mich ihr langsam. Sie drehte sich um und starrte mich an. Leicht neigte sie den Kopf zur Seite und begann frech zu grinsen.
    „Das müsst ihr unbdingt sehen!“, sagte sie und kam auf mich zu. Mit ausgestreckter Hand bat sie mich näher zu sich. Ich ließ mich drauf ein, weil ich unbedingt ihre Nähe spüren wollte. Kaum berührten sich unsere Finger, riss ich sie an mich und umarmte ihren zierlichen Körper ganz kräftig.
    „Danke, dass es dir gut geht.“
    „Wieso sollte es mir nicht gut gehen?“
    „Wir dachten, ihr seid tot. Wir fanden Alex' Kommunikator und deine zerfetzte Jacke oben.“
    „Oh!“, stöhnte sie überrascht und versuchte sich sanft von mir zu lösen. „Ja, wir wurden von einem Re Be angegriffen. Aber Alex hat ihn erfolgreich erlegt. Wir können ihn ja nachher mitnehmen zum Essen.“
    Was wollte sie? Wie kam sie nun auf solch einen Unsinn?
    Nein! Ich musste es verdrängen, bevor mir noch der Kopf dröhnte, vor lauter Anstrengung, dies zu verstehen. Was auch immer sie dazu getrieben hatte, sich auf diese Gefahr einzulassen, ich musste es ihr dringend wieder austreiben.

    „Komm und sieh, was ich entdeckt habe!“, sagte sie euphorisch, zerrte an meinem Arm und führte mich zur Wand hinüber. Ich begriff nicht, was jetzt so wichtig gewesen sein sollte, dass alles andere bedeutungslos erschien. Verstand sie nicht, warum wir hier waren? Sie benahm sich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen rollenden Ball gesehen hatte. Und Alex hockte weiterhin in der Ecke und blies Trübsal.
    „Slay, komm schnell!“, rief sie erneut und schob mich vor den rauen Fels, wo unzählige Runen und Schriftzeichen eingraviert waren. Ich versuchte, ihr gedanklich zu folgen, aber mein Kopf war voller anderer Dinge. Dinge, die nichts mit deren Kultur und Sprache zu tun hatten.
    „Siehst du das Bild hier?“ Sie zeigte auf ein großes Zahnrad, das fast die halbe Wand ausfüllte. „Weißt du, was das ist?“

    Skeptisch starrte ich sie und die Wand an. Mit leicht hochgezogener Augenbraue erwiderte ich: „Ein Zahnrad, nehme ich an.“
    Dann zeigte sie auf ihren Anhänger, der ebenfalls ein Zahnrad war. „Jetzt weiß ich, was dieses Objekt bedeutet.“
    Ich versuchte sie aufzuklären, weil ich vermutete, dass sie eben nicht wusste, wozu solch ein Teil benutzt wird. „Wenn man mehrere davon hat, kann man ein Getriebe bauen.“
    „Getriebe?“, fragte sie verdutzt. „Hat das was mit Pflanzen zu tun? Eigentlich wollte ich sagen, dass diese Tempel hier die kleinen Erhebungen sind. Und die Gänge sind dazwischen.“
    „Was willst du?“ Jetzt machte sie mir etwas Angst. Kurz schwenkte mein Blick zu Alex rüber. Aber er zuckte nur mit den Schultern, er war genauso ratlos.
    „Capri, hör' zu“, entgegnete ich. „Was auch immer du hier unten entdeckt haben solltest, mag vielleicht interessant für dich sein. Aber für mich ist zur Zeit nur eines wichtig. Und zwar euer Wohlergehen.“
    „Aber mir geht es gut. Abgesehen von den paar Schürfwunden und der aufgescheuerten Hose natürlich. Nun zurück zum eigentlichen Thema.“ Laut klatschte sie in die Hände und erzählte munter weiter. „Die sind alle miteinander verbunden, weil sie zusammen gehören. Sie sind ein Ganzes und...“ Mit wildem Armgefuchtel unterstützte sie ihre Worte und Gesten. „Hier drüben könnt ihr sehen, wo wir uns befinden und dort ist eine Tür, oder war mal eine.“
    „Was willst du uns damit sagen, Capri?“
    Schmunzend rieb sie sich aufgeregt die Hände. „Das Gebilde hier, mit den Gängen und Räumen, stellt ein Zahnrad dar.“
    Ungläubig starrte ich sie an. Mit schiefem Blick musterte ich ihr Antlitz, ihre Haltung und Worte. „Ich verstehe nicht richtig, worauf du hinauswillst.“
    Da rollte sie mit den Augen und setzte ein leicht spöttisches Gesicht auf. „So hochentwickelt und doch so naiv. Schon aufgefallen, dass Miri hier unten nicht funktioniert? Das liegt daran, dass die Felswände nicht aus Stein sondern aus Eisen sind.“
    „Eisen?“, fragte ich erstaunt über ihre unglaubwürdige Äußerung. Doch dann kam auch mir der Geistesblitz, der mich vorhin schon ereilte, aber unterwegs wieder verloren ging. „Du willst andeuten, dass dies hier ein echtes Zahnrad ist? Du meinst also, es existierte damals eine große Apparatur, die im Laufe der Jahrtausende verwittert ist?“
    Sie nickte, wenngleich sie etwas unsicher wirkte.

  • [ KAPITEL 8-WÜSTENSTURM/ KRIEGSINSTANZ 2-TEIL 19 ]

    „Das ist absolut unmöglich!“, warf Alex ein. „Wie groß soll denn bitte dieses Getriebe sein? Und außerdem können das die Veliter nicht erbaut haben. Die sind viel zu rückständig.“
    „Alex hat recht“, erwiderte ich. „Aber nur teilweise. Vor allem will ich Beweise sehen, die deine Theorie bestätigen können. Denn bisher ist mir nur eine Apparatur bekannt, das solche Getriebezahnräder in diesem Maße verwendet. Und das ist die Helios!“
    „Oder die Ych“, fügte Capri hinzu und deutete auf die Wandzeichen hinter mir. „Seht her! Hier ist angedeutet, dass die drei Olohu auch gleichzeitig die Ych sind. Das bedeutet, dass die Ankunft der Olohu die Ankunft der Ych bedeutet.“
    Ich war überfordert. „Das macht für mich nur wenig Sinn, weil ich weder deine Sprache kann, noch die Ych kenne.“
    Kopfschüttelnd winkte sie ab. „Das ist nicht weiter tragisch, Slay. Ich wollte nur damit sagen, dass hier auf Velit früher entweder eine andere Spezies existierte, oder die Veliter in vergangenen Generationen hochentwickelter waren. Warum mein Volk nun nur noch zum Großteil Uglu ist, verstehe ich selbst nicht. Vielleicht wollten wir es so.“
    Es wurde mir zu blöd hier. Was interessierte mich deren Vergangenheit, während sie sich in Gefahr befand? Ich war hier, um sie zu retten. Und nicht, um mit ihr über wilde Fantasien und Spekulationen zu diskutieren. „Leute, kommt jetzt! Mary und Klay warten oben ganz ungeduldig.“
    „Klay ist mit hier?“, fragte sie erstaunt mit offen stehenden Mund.
    „Natürlich! Warum sollte er denn nicht mitkommen? Schließlich habe ich...“
    „Er ist extra wegen mir mitgekommen?“ Ganz hibbelig wurde sie und versuchte sich ein überschwängliches Lächeln zu verkneifen. Was ihr aber nicht gelang.
    Alex fühlte sich anscheinend deswegen, und wegen ihrer Äußerung, gezwungen, schnippisch zu reagieren. „Was soll das nun wieder bedeuten?! Ich bin auch...“
    Just in dem Moment rief Mary nach mir, die gerade den Gang hinabgestiegen war. So gern ich sie beide weiterhin unterbrochen hätte, zuerst wollte ich der Sanitäterin den Weg zeigen.

    ***

    „...der Kuss für dich also nichts zu bedeuten?“, hörte ich Alex sagen, als wir beiden wieder zurück waren.
    Ich fragte nach. „Kuss?“
    Und Capri stöhnte entnervt. „Was soll mit dem Kuss gewesen sein, Alex?!“
    „Ich dachte, du magst mich...“
    „Das tue ich auch. Aber das hat nichts mit dem Kuss gemein.“
    Spöttisch keuchte er: „Ein Kuss auf den Mund hat nichts zu bedeuten?“
    „Wie bitte?!“, fuhr ich hoch. „Moment mal! Ihr habt euch geküsst?“
    Mary wirkte ebenso verwirrt wie ich, sagte aber nichts dazu, sondern stand nur mit offenem Mund da und schwenkte zwischen ihnen beiden umher.
    „Ja...und?“, erwiderte Capri mir, schnappte sich ihren Kommunikator und lief wieder zur Wand. „Ist doch nichts dabei. Alex wollte es so, sonst wäre er nicht mitgekommen.“
    „Hast du noch alle Windungen beisammen?!“ Er wurde aufbrausend! Mit gestemmten Fäusten und tiefen Zornesfalten stampfte er auf sie zu und brüllte sie unterwegs an: „Du falsche Flunder! Eingebildetes Miststück! Höre auf, solche Lügen..!“
    „Jetzt sei mal nicht so Gataresa! Du hast verlangt, dass ich dir hier mehr gebe, als nur Wissen und Erkenntnis! Und gerade eben bist du abgehauen, weil ich dir nicht entgegenkam...“
    „Alex, ist das wahr!?“, wollte ich wissen. Ich glaubte nicht, dies gehört zu haben. „Nimm Stellung dazu!“
    „Slay, halte dich da raus, ja?!“
    „Ich habe mich hoffentlich verhört! Ich bin deine Vorgesetzte! Ich befehle es dir!“
    Er deutete nur auf Capri. „Sie lügt, das ist meine Stellung dazu.“
    „So typisch für dich, Alex“, erwiderte sie mit in die Hüften gestemmten Armen. „Immer sind die anderen schuld.“
    „Alex, ist das wahr?“
    „Natürlich ist das wahr! Sie hat mich geküsst, weil sie wusste, dass ich sie sehr mag.“
    „Geht's noch?!“, fragte ich mit aufbrausender Stimme und ballte provisorisch die Fäuste. „Wie kannst du es wagen, Capri zu küssen? Ich dachte, du willst Hal. Und Capri weiß das eigentlich auch.“
    „Wie kommst du jetzt auf Hal?“, hinterfragte er meine Äußerung. Provokant wischte er sich vorm Gesicht rum, als Andeutung meiner geistigen Inkontinenz. „Was du immer nur mit deiner Tochter willst.“
    Da fielen mir glatt die Augen raus. „Was ich...“, fing ich an und stockte. Verblüfft starrte ich ihn an. „Weißt du eigentlich, was Capri für ein Wesen ist?“
    „Entscheide dich mal, Slay! Capri; Hal; Capri!“
    „Antworte auf meine Frage!“
    „Sie ist ein Mensch, was sonst? Biologisch betrachtet ist sie ein absoluter Mensch. Das musst du akzeptieren, dass ich sie mehr mal als deine Tochter. Zumal ich auch gar nicht weiß, was ich mit Hal machen soll.“
    Ich schwenkte zur Veliterin um. Sie schaute mich an, runzelte die Stirn und rümpfte kurz die Nase. Dann nickte sie, als hätte sie mich verstanden, ohne auch nur ein Wort vernommen zu haben.
    „Slay will sagen, dass wir beide nicht kompatibel sind. Und du sollst dich mit Hal paaren, weil sie glaubt, dass ihr beide gut zueinander passt.“
    „Ich soll mit Hal rummachen?“
    „Nein, das sollst du eben nicht!“, brüllte ich ihn an und verpasste Capri imaginär eine Ohrfeige. „Aber das erste ist korrekt.“
    „Das habt ihr beiden gar nicht zu bestimmen, mit wem ich zusammen sein soll!“
    „Haben wir auch nicht“, meinte Capri und ging zu einer anderen Wand. Im Vorbeigehen erzählte sie weiter: „Fakt ist aber, dass ich zu hochentwickelt bin, um mich mit einem minderen Wesen wie dir zu paaren.“
    „Wie bitte? Minderes Wesen?“
    Sie nickte gleichgültig. „Mein potenzieller Intelligenzquotient wurde auf zweitausendvierundachtzig geschätzt. Deiner beträgt vermutlich nicht mal fünf Prozent davon. Das soll aber nicht heißen, dass du dumm bist. Ihr alle seid im Vergleich zu mir intellektuell unterentwickelt. Das stört mich aber nicht, weil ich weiß, dass es für die Gesellschaft nichts ausmacht. Zumal ich mit meiner überlegenen Denkleistung eher als Außenseiterin gelte. Solange ich eine P bin, werde ich mich niemals wirklich integriert fühlen. Und laut eurem System bin ich als Befreite minderwertig. Sogar Erstklässler haben mehr zu sagen als ich. Es stört mich aber in keinster Weise. Ich habe das System so kennen- und lieben gelernt.“
    Da war Alex vollkommen verwirrt. Ich selbst begriff es nur schwer, was Capri damit auszudrücken versuchte. Sie hatte recht damit. Aber für meinen Geschmack, wirkte sie etwas zu gelassen. Ich nahm es ihr nicht ab, dass es sie relativ kalt ließ, wie wir sie behandeln würden, sobald sie auf die Helios III käme. Far und ich wollten sie so lange wie möglich vor dieser Sache bewahren, darum erwirkten wir auch die vorzeitige Stationierung im Lager und die Integration in unseren Chor. Sie wirkte mir noch zu unreif, zerbrechtlich und schwach für das wirklich harte Leben.

    „Und übrigens“, unterbrach sie meine Gedanken, „sollest du, Alex, etwas mehr Respekt gegenüber Slay und ihrer Tochter zeigen!“
    „Richtig! Das meine ich auch...“
    „Mir war bewusst, dass du auf mich stehst. Aber du willst nur meinen Körper. Ebenso würdest du nur Hals Körper wollen. Denn du bist, wie man in meiner Muttersprache sagt, Gataresa. Einfach nur notgeil! Eigentlich kann Slay froh sein, dass ich dich verführt habe. Somit wurde mir erst richtig klar, was du von den Frauen verlangst. Sie sollen einfach nur gut aussehen, hochintelligent, bestenfalls immer willig sein und dich streicheln und umwerben. Und genau das könntest du von mir erhalten. Aber glaube mir, es würde dich ins Exil bringen. Ich bin schädlich für dich und deinen Ruf. Du könntest froh sein, wenn du überhaupt eine Frau zugeteilt bekommst.“

    Mit jedem weiteren Wort von ihr stieg in mir die Wut weiter an. Ich war verblüfft, wie man nur so etwas tun konnte, ohne Reue zu äußern. Ich war von beiden gleichermaßen enttäuscht. Wieso tat sie mir das an? Wieso küsste und verführte sie ihn? Und wieso ging er drauf ein, obwohl er eigentlich wusste, dass er nicht durfte?
    Mein Kopf war voller wilder Gedanken und Bilder, die ich nur schwer begreifen konnte. Ich sah sie beide im Lager hocken und sich die Lippen aufeinander pressen, während draußen die Arfenis wüteten. Ich hörte Capri ihm ein unmoralisches Angebot machen und er sie dabei lüstern begutachten.
    Ich wollte es nicht wahrhaben, dass sie beide nur zusammen hier waren, weil sie es herausfordern wollten.

    „Es lohnt sich nicht, sich mit dir abzugeben. Ich tat es für Slay, damit sie erkennt, wie leicht zu manipulieren du bist.“

    Es reichte mir. Mit geballten Fäusten stampfte ich auf Alex zu, wutgeladen und mit tiefen Zornesfalten im Gesicht. In mir verstummte alles. Ich hörte nichts mehr, von alldem, was sie von sich gab. Und Alex starrte mich ängstlich an, als ahnte er bereits das kommende.
    Ich holte aus und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Die Fäuste gruben sich in seine abscheuliche Visage und verformten sie wie Wackelpudding. Auf der Stelle schlug ich ihn mit nur einem Hieb nieder. Die Wucht war so gewaltig, dass ich selbst fast mit zu Boden stürzte, weil ich mich kaum bremsen konnte.
    Er war vollkommen paralysiert und Capri glotzte mich an, als wäre ich ein Geist gewesen. Mary stand nur verblüfft daneben und faltete die Hände über dem Kopf zusammen.
    Sekunden später realisierte ich, was ich getan hatte und bereute es sofort. Nicht die Aktion an sich, sondern mein impulsives Handeln.
    Starr war mein Blick auf ihn gerichtet, wie er benommen am Boden lag und vereinzelte Blutstropfen ihm aus dem Mund liefen.
    Dann überkam mich die Panik. Genau wie damals, nachdem ich die Nó reihenweise niedergeschossen hatte.
    Ich rannte davon. Ohne unterstützendes Licht rannte ich zielstrebig zum Durchgang und klammerte mich blindlings an den gespannten Faden. Ich zitterte am ganzen Körper, mir kamen die Tränen und die Wut in mir wollte in lautes Geschrei ausbrechen. Doch ich war gefangen in mir selbst, meine Lippen blieben fest verschlossen. Als wäre ich des Sprechens nicht mehr fähig. Ich kauerte mich fürchtend zusammen und blickte hoffend hinauf zum Lichtschein. Ich war wie in Trance und der Tunnelblick, nicht mal bedingt durch das wahre Visuelle, machte mich kirre.
    Dann erklomm ich die Wand, mit bibbernden Beinen und verschwommener Sicht. Ohne Gedanken an die Gefahr, wagte ich den Aufstieg in meinem kritischen Zustand der inneren Leere und Zerrissenheit. Impulsiv und instinktiv bewegten sich meine Gliedmaßen steif und verschleierten mir die Unzurechnungsfähigkeit. Der dünne Faden schnitt sich ins Fleisch, als ich mit meinen Händen mein ganzes Gewicht zu tragen versuchte. Die Schmerzen waren unerträglich. Es fühlte sich an, als würden die Fingen abgetrennt werden.
    Dennoch blieb ich tapfer und zog mich quälend weiter hinauf. Tränende Augen und schwere Atmung schwächten meine Wahrnehmung kontinuierlich.
    Klay wartete oben auf mich. Er rief meinen Namen voller Sorge und Verzweiflung. Aber mir war er egal, ich wollte nur weg von hier. So geschah es dann auch, dass ich ihn von mir wegstieß und hinausstürmte. Ich wollte das Tageslicht sehen, auf dass es mich tröstet und mein Leid lindert. Mit tiefen Atemzügen durchflutete ich meine Lungen. Es tat gut, es brachte mich etwas runter. Ich versuchte alles um mich herum zu vergessen, das hinter mir liegende auszublenden und nur den Moment auszukosten.
    Doch als ich hinaufsah, sah ich mit Entsetzen das Ende der Welt über mich hereinbrechen. Der Meteoritenschauer hatte begonnen und der komplette Himmel war übersät von grellen Schweifen. Wie ein Blitzgewitter ohne Wolken. Aufglimmende Feuerkugeln und warmfarbige Schleier durchzogen das grünblaue Firmament.
    Es erdrückte mich, es bereitete mir ungeheure Angst. Auf die Knie fallend grub ich die Hände in den Sand und ergötzte mich an diesem Surrealismus.
    Was mussten nun die Archenbewohner erleben? Würden sie es überstehen? Und würde es Hal weiterhin gut ergehen? Was bedeutete es für uns? Was bedeutete es für mich? Capris Worte waren so verwirrend. Doch nun schien ich sie verstanden zu haben.
    Meine Gedanken gingen weiter. Ich sah es vor meinen inneren Augen. Das kommende Ereignis, ich verstand es nun. Der Asteroid würde unser Untergang sein! Unsere Reifeprüfung, die wir bestehen müssen!

    Ich wusste nun, was er war!

    • Offizieller Beitrag

    Es war leer, was darauf schließen ließ, dass sie in einen Kampf gerieten.

    geraten waren - vergangen ^^ Munition ist ja leer ;)


    Was der Meteor wohl ist :hmm:

    Also, ich fand den Teil von den Gefühlen her gut beschrieben, auch wenn die meisten für mich da iwie ein Sockenschuss haben. :rofl:
    Wie sich alle in das leben der anderen hineinhängen und wer hat da wohl wen geküsst :rofl: Capri geht die ganze Sache recht gelassen an, so absolut berechnet eben, während Ales dasteht wie ein Depp und notgeiler Halunke - was er anscheinend auch ist und Slay heult, weil aus Alex und Hal nichts wird. Und das alles, bevor anscheinend die Welt untergeht - schön, dass sie das noch geklärt haben - nicht.
    Aber ich finde, Slay kann nun wirklich froh sein, dass ihre Tochter Sam hat. Auch wenn der Hal ganz schön auf ihren Körper reduziert hatte, zu Anfang, scheint er nun auch emotional an sie zu glauben und sie zu lieben. Aber dieser Alex ... und dann interessiert sich Capri eher für Klay? HAHAHAHAHA Oh mann ... auf die "nüchterne" Erklärung darf man sich freuen, was ...

    Naja, alles mit allem, bin ich dann mal gespannt, zu welchem Entschluss Slay bei dem Meteorenschauer gekommen ist. Klingt ja nicht sehr freudlich Oo

  • Danke vielmals, @Jennagon . :alien: Hoffentlich werdet ihr mir jetzt nicht böse sein, dass das Rätsel um den Meteoritenschauer und Asteroiden noch nicht aufgelöst wird. Erstmal geht es nämlich auf der Helios III weiter mit den altbekannten Charakteren. Ich muss schließlich die verstrichenen Velittage auch dort oben nachholen. Ob der Titel so bleibt, werde ich später noch sehen, wie es sich mit der Anzahl der Teile verhält. Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen.


    [ KAPITEL 9-DIE ANKUNFT-TEIL 1 ]


    [ 6020 n. Chr. Tag 107 Helios III ]

    Eine Woche war nun vergangen, seit wir bei der Einsatzübertragung Slay in größter Not zu sehen bekamen. Niemand von uns hätte gedacht, dass dies passieren würde, geschweige denn könnte. Hal war fertig mit den Nerven, als sie ihre Mutter live von der Nomadin angegriffen worden sah. Sie fiel fast in Ohnmacht, was auf Valery auf jeden Fall zutraf. Ich wünschte Slay viele schlechte Dinge, aber so etwas garantiert nicht.
    Hiar brach in ungewohntes Schweigen aus, Valerys Körper kollabierte und Hals Augen ergossen sich zu Wasserfontänen. Uru hüllte sich in tiefes Schweigen, wirkte sehr geschockt. Wohingegen Kror laut herumbrüllte und nach Zugabe verlangte. In diesem Moment war er uns allen peinlich. Nur wenige Zuschauer berührte es nicht, was sich dort für ein Trauerspiel ereignete.
    Und ich?
    Ich fühlte irgendwie nichts. Es wirkte zu unecht, als dass ich dafür spontan Emotionen zeigen konnte. Ich wollte auch nicht begreifen, dass Slay augenscheinlich das Opfer war. Es wollte nicht in meinen Kopf gehen, dass sie am Boden lag und das Mikrofon mit ihren Schmerzensschreien zubrüllte. Die Lautsprecher konnten kaum diesen Lärm und den Schmerz in ihrer Stimme wiedergeben. Ganz zu schweigen, von der Panik ihrer Kameraden.

    Drei komplette Tage mussten wir Hal von der Arbeit freistellen lassen, bevor sie sich einigermaßen damit abgefunden hatte. Aktuell ist sie in ärtzlicher Betreuung und besucht fast täglich einen Psychotherapeuten, um sich den Frust von der Seele zu reden. Es war privat und sogar ich, als ihr fester Partner, durfte nicht dabei sein. Ob es ihr tatsächlich half, musste sich noch zeigen.
    Schrecklicherweise kam nicht eine Nachricht in dieser Zeit, wie es nun um Slay stand. Wir wussten rein gar nichts über ihren Gesundheitszustand. Ob es ihr wieder besser ging, oder sie vielleicht sogar daran gestorben war.
    Alleinig die fehlende Nachricht von Nikolai gab ihr ein wenig Hoffnung, dass Slay immer noch lebte. Sehr makaber, wenn man unsere aktuelle Situation bedenkt. Nicht nur die Sache auf Velit, sondern der Krieg generell.
    So langsam merkten auch wir auf der Arche, dass der richtig anstrengende Part noch auf uns zukommen würde. Zell benahm sich noch merkwürdiger als sonst, zwischen Kror und Valery schien auch Einiges im Argen zu sein und von Diao wollte ich gar nicht erst anfangen.
    Ich selbst hatte bisher immer noch keine Probleme mit ihm, obgleich er es schon oft drauf angelegt hatte. Allein die Tatsache, dass er es Valery immer noch nicht erzählt hatte, machte mich innerlich rasend. Dann noch die Aktion gestern mit Hal vor der Frauendusche, wo er sie allen Ernstes auf ihre Mutter ansprach. Dabei war nicht mal das Gespräch an sich so schlimm, sondern der Zeitpunkt, wann er sie in Empfang nahm.
    Unmittelbar vor meinem Verlassen der Männerdusche, um meine Liebste abzuholen, war er bereits draußen und fing sie fast schon am Ausgang der Frauendusche ab. Man könnte fast meinen, er hätte bereits vorher die Gegend ausgekundschaftet und ihre Schritte während des Anziehens verfolgt. Er bezeichnete es als Zufall, ich dagegen als Provokation.

    Nun ist es später Nachmittag. Meine Kollegen und ich sitzen in der Kantine und bereiten uns auf die baldige Nachtschicht vor. Chu war heute ziemlich spät dran und reihte sich gerade erst in die Schlange ein. Wir anderen waren bereits beim Essen und unterhielten uns wie gewohnt über die aktuellen Ereignisse, dumme Sprüche und geplante Aktivitäten.
    Mit Erstaunen verfolgten Hal und ich Hiars Ansprache.
    „Vorhin habe ich mit meinen Eltern ein Videogesrpäch geführt. Sie haben mir verkündet, dass meine Cousine schwanger ist. Ich wollte es nicht glauben, weil meine Cousine bis vor einigen Wochen noch keinen männlichen Partner hatte. Ich freue mich ja so für sie, dass sie sich gefunden haben. Meine Eltern haben mir sogar schon ein Simulationsbild des Kindes zugesendet. Was es genau wird, wissen sie noch nicht, aber mit einer achtzigprozentigen Wahrscheinlichkeit eine blau gefleckte Rotchima. Ich wünschte, ich würde das Kind austragen. Es ist bestimmt ein sehr ergreifendes Gefühl, zu wissen, dass man in einem Jahr einen kleinen Sprössling zur Welt bringen wird. Ich hoffe, ich darf das Kind dann auch mal sehen, bevor es in die Schule kommt. Auch wenn das noch fünf Jahre dauert, ist die Zeit dennoch knapp.“

    Valerys verträumtes Gesicht dabei. Wie sie ihren Kopf auf den angewinkelten Armen abstützte, die Wangen dabei ganz zerknautscht. Mit leichtem Säuseln erwiderte sie: „Wie sehr würde ich auch ein Kind begrüßen.“
    Hiar grinste nur und rieb sich über die feuchten Lippen.
    Dann wanderten ihre Augen zu mir und Hal rüber. Meine bessere Hälfte war anscheinend gedanklich immer noch vertieft. Ihr resignierender Blick und leicht offen stehender Mund zeugten von Abwesenheit, wie auch Nachdenklichkeit und Scham. Ob sie wieder an Slay dachte?
    Vorsichtig griff ich nach ihrer unter dem Tisch ruhenden Hand und streichelte sanft über die zarten Finger.
    Vergnügt war ihr spontanes Lächeln dabei. Ich sagte nichts und genoss nur den Augenblick.
    Bis Valery uns beide in die Realität zurückholte. „Na, habt ihr schon ein Kind in Planung?“
    Meine Ohren vernahmen es, doch versuchte ich es zu verdrängen. Mit leisem entnervten Stöhnen erwiderte ich: „Das geht euch Frauen gar nichts an.“
    „Äh, ja richtig“, meldete sich Hal auch zu Wort, immer noch voll perplex. „Sam und ich haben zur Zeit andere Pläne.“
    „Und welche, wenn ich so direkt fragen darf?“
    Ich kehrte in mich. Hal überließ mir die Antwort darauf.
    „Das ist eine Sache, die euch noch weniger etwas angeht!“
    Wir hatten es ihnen noch immer nicht gesagt, dass wir Berichterstatter waren und deshalb die nächsten Tage unsere Freizeit auf anderen Ebenen verbringen wollten. Ebenso wollte Hal nicht ständig ihre Kollegen sehen. Sie wollte gedankliche Freiheit, um besser mit der aktuellen Situation klarzukommen.
    Einzig Zell verrieten wir es. Begeistert war er nicht, aber auch nicht enttäuscht. Er freute sich für uns, mehr aus unserem Leben machen zu wollen. Bat aber gleichzeitig darum, es nicht allzu ernst zu nehmen. Immerhin waren wir vorrangig Reaktorarbeiter und keine Reporter.

    „Jetzt hast du uns aber erstrecht neugierig gemacht“, züngelte Hiar verschmitzt und war mir ein Zwinkern zu.
    „Genau!“, fügte Val an. „Ihr heckt irgendwas Perverses aus...“
    „Perverses?!“ Das konnte wirklich nur von ihr kommen! „Ich bin hier wohl der Letzte, der etwas Perv...“
    Und dann kam Chu.
    In letzter Zeit nicht anders gewohnt von ihr, glotzte sie mich durchgängig an und suchte mit den dürren Fingern die Tischplatte. Der Augenaufschlag hätte provokanter nicht sein können. Wobei Greys generell sehr langsam zwinkerten.
    Nachdem sie Platz genommen hatte, nahm sie den Kommunikator zur Hand und ließ Miri übersetzen: Ich glaube nicht, dass Samuel Ennirate perverse Gedanken hat. Er ist ein ganz Netter.
    Hämisch schmunzelten die drei Frauen sich was zurecht, alleinig Hal blieb neutral.
    Und wenn dies noch nicht peinlich genug wäre, meinte Chu anschließend: Ich dachte mir, ich bringe dir, Samuel, eine Suppe mit.
    Prompt platzierte sie mir die Schale mit extra Löffel vor die Brust.
    Angewidert starrte ich darauf, um sie anschließend vorsichtig von mir wegzuschieben.
    „Nein, danke!“
    Und Chu schob sie wieder zu mir. Ich bestehe darauf.
    Ich versuchte mich an letztes Mal zu erinnern. Wie diese Sache ausging. Ich aß sie, weil es mir zu nervig wurde.
    Wie auch diesmal ich mich erbarmte und sie vorerst nicht ablehnte, aber unberührt ließ.
    Dann hörte ich Chus Stimme im Kopf. Ein stechender Schmerz ging durch meinen Rücken und ließ mich augenblicklich verkrampfen. Die Umgebung bekam ich nur sporadisch mit, aber es waren erschrockene Gesichter meiner Mädels.
    „Wann gehst du heute duschen, Samuel?“
    Dann riss die Verbindung ab und mein Kopf wanderte langsam gen Tisch. Das Dröhnen war unerträglich, es drohte mein Gehirn zu zerquetschen. Hatte Chu etwa wieder vergessen, dass ich für Telepathie zu schwach war?
    Kurz konnte ich noch einen Blick auf die Suppe erhaschen, in der sich vereinzelte Blutstropfen verirrt hatten. Dann setzte meine Stirn auf und ich wurde bewusstlos.

    ***

    „Sam, ist alles in Ordnung?“ „Chu kann es einfach nicht lassen!“ „Hat sie vergessen, ihn vom Kollektiv abzukapseln?“
    Ich kam wieder zu mir. Merkwürdigerweise ging es mir ausgesprochen gut. Ich fühlte mich irgendwie ausgeruht und frisch gestärkt.
    Instinktiv griff ich nach meinem Kommunikator und schaute nach der Uhrzeit. Verblüfft riss ich die Augen weit auf und rubbelte mir kräftig über's Gesicht. Nichtmal eine Minute war ich weg!

    Meine Augen wanderten ringsum. Alle starrten mich an. Hal weinte fürchterlich und Kror war von hinten her über mich gebeugt. Mit kräftigem Griff hielt er meine Schultern und presste mich an sich heran.
    Als ich an mir hinabsah, bemerkte ich die über meinem Pullover verteilte Suppe.
    Mein Blick wanderte weiter und wollte Chu suchen. Doch sie war nicht hier. Ebenso waren Zell und Lin verschwunden.
    „Was ist passiert? Wo sind sie hin?“
    „Du bist plötzlich zusammengesackt“, erwiderte Hiar ganz zittrig und hibbelig. „Zell hat Chu sofort nach draußen geführt, um sie zur Rede zu stellen. Sam, was hat sie dir mitgeteilt?“
    „Ich...“ Sollte ich es wirklich sagen? Wäre ich so dreist? „Ich weiß es nicht mehr. Es ging so schnell und...“ Warum überhaupt diese Frage? Ich wollte Chu nicht mehr in der Dusche antreffen. „Könnten wir das schnell wieder vergessen?“

    • Offizieller Beitrag

    HAHAHAHAHA Sam klatscht auf die Tischplatte, in die Suppe, weil das Stalkeralien ihn net in Ruhe lässt. Das mit der Telepathie ist aber auch fies, wenn die das also net anständig lösen, hauts einen aus den Socken?! Oo Ih würde mich von Chu fernhalten ... die ist creepy und gruselig ... und das liegt nicht nur daran, dass sie ein Alien ist. :alien:

    Das mit Hal tut mir leid und ich finde es ein nettes Detail, was du da eingebaut hast. Das sie eben nicht ohne Weiteres bei dem Angriff zusah, sondern danach erstmal Hilfe braucht

    Das Einzige, was ich vielleicht nochmal einbauen würde ist, dass mit der Verbindung und warm da Sam zusammenklappt. :hmm: Weiß nicht, ob das iwo schon mal drin war. Vielleicht nur in einem Satz oder zwei.

  • [ KAPITEL 9-DIE ANKUNFT-TEIL 2 ]

    [ 6020 n. Chr. Tag 108 Helios III ]

    Die Arbeit war vorbei. Anstrengende neun Stunden, wie ich sie selten erlebt hatte. Ich hatte zu tun, nicht an Chu und Slay zu denken, obwohl das Bedienen der Geräte mich stark ablenken sollte. Eine angespannte Stimmung, in der niemand etwas sagen wollte. Aus Angst, Hal wieder zum Weinen zu bringen. Valery und Kror tauschten auch ungewöhnlich häufig Blicke aus, was sie unkonzentriert machte.
    Ich fragte mich, was zwischen ihnen schon wieder passiert war. Diao vielleicht? Hatte er wieder etwas getan, was Val verärgerte, Kror aber nicht wissen sollte? Geheimnisse hatte sie ja genügend vor uns allen gehabt. Sogar jetzt zweifelte ich noch daran, dass sie Hal und mir die komplette Wahrheit erzählt hatte. Aber was machte ich mir darüber Gedanken? Es war deren Leben, auch wenn sie es mit uns verbrachten.
    Chu dagegen blieb still, schrieb mich nicht an, machte keine Telepathie und wirkte auch sonst sehr vertieft und konzentriert. Greys bei der Arbeit eben. Gefühle und Privates hatten da keinen Platz. Nur Effiziens im Sinn.
    Dies zog sich weiter durch die kompletten neun Stunden und darüberhinaus, bis zum Gang in die Kantine. Heute hatte sie es sehr eilig und lief ein gutes Stück voraus. Niemanden schien es interessiert zu haben, mich dagegen schon. Allein die Idee darin, sich darüber überhaupt Gedanken zu machen, ist töricht genug, um mir selbst eine Ohrfeige zu geben. Auf der einen Seite wollte ich nichts mit diesem Grey zu tun haben und andererseits wollte ich jeden ihrer Schritte verfolgen.
    Dementsprechend schaute ich mich auch unbewusst nach ihr um, als wir uns einreihten. Hal vor mir und Hiar hinter mir. Alle anderen waren schon weit vor uns. Ich versuchte mich in der Masse zu verlieren, meine Gedanken zu verdrängen und einfach nichts zu fühlen. Mich wie ein Teil des Kollektives zu verhalten, gar zu fügen und stur im Gleichschritt voranzuschreiten.
    Was wohl andere Bewohner gerade dachten? Einen Versuch war es wert, sich mal Situationen auszudenken für zum Beispiel den Schwarzchima vor uns. Etwas grimmig blickte er zu dem Tisch neben sich. Worauf schaute er gerade? Vermutlich auf die Offizierin, die dort saß und genüsslich ihren Salat verschlang.
    Oder der junge Mann an einem anderen Tisch, der ganz verlegen die ihm gegenübersitzende Frau ansah. Sie fing an zu lachen und fuhr sich anschließend über die Glatze. Ob sie zusammen waren, oder ein Verhältnis wie bei Kror und Valery? Ich wusste es nicht. Aber vielleicht hätte es mir oder jemand anderen geholfen, gewisse Entscheidungen leichter zu treffen. So viele Personen, so viele Emotionen. Unendlich viele Eindrücke und Entscheidungen jede Sekunde, gleichzusetzen mit der Komplexität des Universums. Man konnte nicht alles wissen. Sollte man vermutlich auch nicht...
    „Suchst du jemanden?“, fragte Hiar schmunzelnd und rieb sich verdächtig die Nasenspitze. „Vielleicht Chu?“, brummte sie weiter.
    Angewidert runzelte ich die Stirn und drehte mich von ihr weg. Mit diesem Grey wollte ich nichts mehr zu tun haben. Und ebensowenig mit ihr in Verbindung gebracht werden.
    „Ich will diesen Namen nicht mehr hören!“, stöhnte Hal auf und schlug ihr Tablett hart auf den Tresen. „Sie soll meinen Sam endlich in Ruhe lassen!“
    „Aber das liegt doch auch ganz in meinem Interesse“, erwiderte Hiar kopfschüttelnd und legte mir sanft die Hand auf die Schulter. „Als wenn ich eurer Liebe etwas Schlechtes gönnen würde. Mich stört ihr Benehmen auch langsam. Leider wisst ihr ebensowenig darüber wie ich.“
    Vermutlich wussten wir schon mehr, wollten es aber nicht preisgeben. Stolz darauf war ich nicht, ihr Geheimnis zu kennen. Vielleicht war es auch längst keines mehr unter den Frauen und Hiar meinte etwas ganz anderes. Oder sie schämte sich ebenso dafür.
    Kein Grund, sich länger darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich war an der Reihe, mir Essen zusammenzustellen. Flüchtig schweifte mein Blick über die Töpfe, Schalen und Schüsseln. Worauf hatte ich aktuell Appetit? Eigentlich mal etwas Süßsaures. Und davon reichlich!
    Mit Kürbis-Risotto gefüllte Teigtaschen, dazu Ananas-Curry-Salat und scharfen Erdnusssenf. Eine Schale voll Knoblauchnudeln mit Algen in pfeffriger Kokosmilch. Als Dessert gebackene Bananen, einen kleinen Reispfannkuchen und Heidelbeerkompott mit ganzen Früchten. Das obligatorische Wasser dazu und fertig war ich.
    Hal hatte sich reine Nervennahrung zusammengestellt. Oder anders gesagt, nur Dessertgerichte. Nüsse, Unmengen an Reisbällchen, gebackene Bananen und Trockenobst. All das tunkte sie abwechselnd in Kokosmilch und Marmelade. Ihr war es gegönnt, meiner Blaubeere...
    „Soll ich dir eine Suppe nachreichen?“, fragte Hiar mit breitem Grinsen und die Finger bereits nach den Tassen greifend.
    „Sehr witzig, Hiar, sehr witzig!“, raunte ich zurück und beschleunigte unverzüglich meine Schritte. Vom Weiten sah ich sie bereits sitzen, oder auch nicht. Zell, Kror und Uru standen immer noch. Unsere Bank war voll besetzt, wie auch alle anderen Bänke reichlich belegt waren. Nur vereinzelt waren schmale Spalte frei, zu denen sich aber offensichtlich keiner traute hinzugehen. Fände ich auch so prickelnd, mich zu wildfremden Leuten zu setzen. Erstrecht nicht zu Chima und Greys.
    Hal wartete noch auf mich und Hiar, die auch wenige Sekunden später zu uns aufschloss. Als Dreigespann marschierten wir dann im Gleichschritt voran und machten uns schon mal Gedanken, welcher von den Damen als erste ein Plätzchen zustünde.
    Wir kamen an, Zia erhob sich und ließ Hal den Vortritt. Dann sprang Chu auf und zeigte auf mich. Ich blickte mich um und tat so, als würde noch jemand kommen, da ich mich nicht auf diese Provokation einlassen wollte. Als nicht nur ich mich vergewissert hatte, dass niemand erwartet wurde, deutete ich mit dem Tablett herüber und bat unsere Rotchima, sich angesprochen zu fühlen.
    Als dann Chu mit beschwingten Bewegungen ihr Tablett zu mir austrug, ahnte ich bereits, dass es erneut eskalieren würde. Mit Abwehrhaltung verfolgte ich ihre Schritte und dachte mir spontan einen Spruch aus.
    Doch sie lief weiter und verschwendete nichtmal ein Zwinkern an mich. Das verstand ich nicht. Verwundert folgten meine Augen ihr weiter und versuchten eben doch eine Andeutung zu erhaschen. Die aber nicht kam. Chu stellte sich erneut an und starrte gegen die Wand.
    „Gut“, sagte ich erstaunt und wandte mich meinen Kameraden zu. „Dann hat sie also noch Hunger.“
    Ich glaube mich zu entsinnen, auf ihrem Tablett bereits zwei große Suppenschalen und einen leeren, dennoch vom Spinat verschmutzten Teller gesehen zu haben. Normalerweise reichte dies einem Grey völlig aus.
    Die anderen drei Grauhäuter standen nun auch auf, schienen aber wirklich mit dem Essen fertig zu sein und schnappten sich all ihre Utensilien. Platz genug für uns Männer. Schlecht staunten sie nicht, als sie meine üppige Mahlzeit sahen. Dabei hatten sie selbst nicht weniger auf ihrern Tellern.

    Chu kam wieder zurück und setzte sich etwas abseits von uns. Mit lautem Schmatzen und Schlürfen verspeiste sie ihre Suppe und beobachtete mich dabei eingehend mit ihren großen Glubschaugen. Es störte mich so sehr, dass ich keinen einzigen Bissen herunterbekam. Es war nicht so, dass ich nicht weggeschaut hätte. Aber ich wusste einfach, dass sie mich beobachtete. Und das allein reichte aus, mir das Kantinenessen zu vermiesen.
    Ich versuchte mich in ein Gespräch mit einzuklinken, das andere führten. Doch blieb sie ständig im Hintergedanken. Mit jeder weiteren Minute rutschte ich tiefer an der Bank hinab und saß fast schon auf dem unteren Rücken. Wie ein Wurm schlängelte ich mich um die Tischkante, die Füße dabei fast an Krors reibend.
    Weitere fünf Minuten vergingen, bis sie endlich verschand. Aufatmend nahm ich wieder Haltung an, dehnte die Finger, bis sie knackten und schnappte mir mein Besteck zur Hand, um den Pfannkuchen in Angriff zu nehmen. Köstlich duftete er und ließ mir mit jedem Bissen noch mehr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und das Kompott dazu machte diese Süßspeise perfekt.
    „Wie geht es eigentlich mit deiner Therapie voran?“, fragte Zell und legte das Besteck beiseite.
    Hal verharrte einen Moment mit Löffel im Mundwinkel und angesetzter Wasserflasche, bevor sie murmelte: „Ich möchte ungern darüber reden in Sams Anwesenheit.“
    Stirnrunzelnd schwenke Zell zu mir um, aber ich zuckte nur mit den Schultern. Begriff ich es auch nicht, was ich damit zu tun hatte.
    „Gut“, sprach er weiter. „Dafür habe ich natürlich Verständnis. Aber bitte nicht vergessen, dass ich immer für dich da sein werde, wenn du jemanden zum Reden brauchst.“ Dann blickte er in die Runde und wiederholte die Worte mit mehr Ausdruck: „Ich bin für euch alle da, wenn ihr jemanden zum Reden braucht!“
    Sie nickte nur, warf mir einen kurzen Kontrollblick zu und widmete sich wieder ihrem Essen.
    Wie gern hätte ich ihr diese Bürde abgenommen. Ich konnte nur ansatzweise erahnen, was sie durchmachte. Es ist schlimm, zu erfahren, ob es einer geliebten Person schlecht geht. Aber schrecklicher ist es, nicht zu erfahren, wie es um einer geliebten Person steht. Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn meiner Mom etwas zugestoßen wäre. Oder Hal vielleicht.
    Generell fand ich mein Leben bisher sehr langweilig und eintönig. Ohne wirklich große Höhen und Tiefen. Das sollte jetzt nicht heißen, dass ich Trauer und Leid vermisste. Aber ich vermisste die Pflicht, mich entscheiden zu müssen...
    Eine Nachricht von Zell. # Seid ihr nachher auch wieder beschäftigt mit dem Berichtschreiben? #
    # Ja. Ich denke schon. Vielleicht wird es aber doch was mit dem Arcade-Abend. #
    # Weißt du eigentlich mehr über Hals Therapie? #
    Aus dem Augenwinkel blickte ich zu ihm, er sah mich, und ich deutete ein Kopfschütteln an.

    Valery setzte zu einem Gespräch an. Mit verschränkten Armen stützte sie sich auf der Tischkante ab, vor sich das leere Tablett und die halbvolle Flasche daneben liegend. Sie hatte schon lange aufgegessen, blieb aber immer noch bis zum Schluss sitzen, um, laut ihrer Aussage, noch ein nettes Gespräch zu führen. Meine Gedanken gingen eher dahin, dass sie Angst davor hatte, Zeit mit ihrem Partner verbringen zu müssen. Außerdem saß Kror auch noch hier, also einen Grund mehr, dort zu bleiben.
    „Ich frage mich, ob Diao heute auch wieder sinnlos auf dem Korridor herumsteht und die Bodenriefen zählt...“
    „Äh, was?“, stieß Hiar keuchend aus. Ein Grinsen folgte zugleich. „Was soll das bringen?“
    „Was das bringen soll?!“, hinterfragte Kror ihre Äußerung und schlug kräftig die Faust auf den Tisch. „Er ist ein Vollidiot! Es braucht keinen Sinn für einen Nó! Mir ist es ganz recht so, dass er lieber dumm auf seine hässlichen Füße starrt als auf Vale...“
    „Jetzt bleibe mal schön ruhig“, unterbrach ich ihn mit tilgender Handbewegung. „Vielleicht fühlt er sich einfach nur einsam, eben weil er von allen gemieden wird.“
    Grimmig sturte mein schwarzer Freund mich an und blähte leicht sein Kinn auf. „Sei froh, dass wir uns so gut verstehen, Sam!“

    • Offizieller Beitrag

    So weit - so gut. Nicht ganz so viel passiert, aber die Truppe wird beleuchtet und bei Sam wird deutlich, dass er der nächste ist, der eine Therapie braucht, nämlich, um seinen Verfolgungswahn zu verarbeiten :rolf: Hat doch seine Spuren hinterlassen, von nem Alien in der Dusche attackiert zu werden. :xeno:

    Alle hacken zudem auf Nó rum. :cookie:
    Der kann einem ja schon iwie bisschen leid tun. - ´En bisschen aber nur.
    Amüsant, dass sich Sam für ihn einsetzt.

    Das eine, was ich anzumerken hatte, hab ich dir geschickt, so ... ansonsten alles paletti. Nichts dran auszusetzen.