Kelas Textfragment-Ecke

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.346 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. November 2015 um 08:22) ist von Phi.

  • Da ich in letzter Zeit (nein, eigentlich schon immer) dazu neige eher Textfragmente als wirkliche Erzählungen etc. zu produzieren, mache ich hier einfach mal ein kleines Sammelsurium auf.


    I
    Ich liege auf meinem Bett, die Augen in jenem habgeschlossenen Zustand, der bei überhöhter Müdigkeit automatisch früher oder später eintritt.
    Aus den Lautsprechern meines Computers tönt angenehm und leider nicht gerade der Müdigkeit entgegenwirkend, Irish Folk.
    Mein Blick fällt auf die Uhr und ich stelle etwas überrascht fest, dass es bereits nach ein Uhr ist. Eigentlich besteht für mich kein Grund mehr, wach zu bleiben aber es gibt einfach jene Tage an denen man etwas tut ohne dafür einen triftigen Grund zu haben. Die Seele baumeln lassen nennt man das glaube ich im Volksmund.
    Und so ein Tag oder zumindest so ein Moment ist gerade. Es ist angenehm, ohne Druck die Gedanken schweifen lassen zu können, hier an jener Schwelle zum Reich der Träume. Nicht, dass solcherlei Gedankenspaziergänge in der Regel zu tiefgründigen Erkenntnissen führen würden, jedoch scheinen sie mir ungemein entspannend.
    Noch entspannender wäre natürlich Schlaf, aber irgendetwas in mir findet diese Idee nicht so toll. Ich glaube es liegt daran, dass mir Schlaf häufig wie ungenutzte, also verschwendete Zeit vorkommt. Das ist natürlich Schwachsinn, wie einem jeder verständige Mensch bestätigen wird, und dennoch bleibt ein schwer zu deutender Beigeschmack, wenn man an die Vielzahl an Stunden denkt, die man des Nächtens in seligem Dämmerzustand verbringt.
    Allmählich nimmt meine Müdigkeit zu. Ich denke daran, dass ich morgen viel freie Zeit hätte, sollte ich etwas Nützliches zu tun in Erwägung ziehen. Das lässt mich die Stunden des Schlafes versöhnlicher betrachten und ich beschließe meine ohnehin lediglich zeitschindenden Überlegungen zu verschieben und Geist und Körper ihren nächtlichen Prozessen zu überlassen.

  • Ich mag den Text ^^ dir fehlen hin und wieder ein paar Kommas, da würd ich nochma drüber, aber sonst ein schönes Stück Literatur :) Du bringst die Ruhe, die du (oder dein Prota) empfindet, prima rüber, die sinnlosen, schweifenden Gedanken, die langsam in den Schlaf führen...

    Tolles Konzept, in den Thread werde ich öfter gucken :)


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Ich bin ja sowieso ein großer Fan von Kurzgeschichten, auch wenn es bei dir nichtmal richtig das ist, aber genau das finde ich gut. Ab und zu mal ein kleines Häppchen Geschichte, das Konzept mag ich ^^

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Irish Folk.

    :love: ... kennst du die Foreign Feathers? (So schreibt man die glaub ich xD)

    Und ich kann mich den anderen beiden nur anschließen, die Atmophäre kommt super gut rüber und obwohl ich eben noch auf 180 war (lange Geschichte), bin ich jetzt nach dem Lesen des Textes schon viel entspannter ... ich werde wohl öfter mal gucken kommen :thumbup:

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Danke euch dreien für die Rückmeldung ^^

    ... kennst du die Foreign Feathers?

    bisher kannte ich sie nicht, was daran liegen könnte, dass ich hauptsächlich über spotify Musik höre und sie dort nicht vertreten sind. Ich finde es aber generell faszinierend, wie viele unterschiedliche Stile sich in ein und dem selben Lied wiederspiegeln können. Ich glaube das hat man niergends so sehr wie bei dieser Musikrichtung.
    Wie ich mich kenne wird hier aber nur in großen Abständen was neues auftauchen :/

  • Es ärgert mich und es macht mich traurig.
    Nein, auch wenn es gerade in aller Munde ist und sicherlich eine verabscheuenswürdige Tat darstellt, rede ich nicht von den schändlichen Attentaten in Paris, sondern vielmehr von den Taten, die diese Geschehnisse nach sich ziehen.
    Und auch wenn sicher einiges über die Verschärfungen von Sicherheitsmaßnahmen zu sagen wäre, so spreche ich ebenso nicht von den Taten der Politiker, sondern von den Taten der kleinen Menschen, der gewöhnlichen Facebooknutzer.
    Just öffnete ich besagtes soziale Medium, als mir unter den ersten fünfzehn Meldungen zwölf Mal entgegenblitzte, dass soeben ein Freund sein Profilbild temporär in matte blau, weiß, rote Farben getüncht habe. Es stört mich nicht, wenn ein Mensch sein aufrichtig empfundenes Beileid ausdrückt. So empfand ich eine weitere Benachrichtigung unter diesen ersten fünfzehn als sehr bewegend. Aus einem spontanen von Trauer und Erschütterung geleiteten Impuls hatte eine sehr talentierte Sängerin ein Lied im Gedenken an die Betroffenen geschaffen. Es stört mich jedoch, wenn Menschen sich in geheucheltem Mitgefühl in leeren Gesten verlieren.
    Die vielgerühmte Macht der sich solidarisierenden Masse verpufft zu nichts, wenn sie Ausdruck findet in vorgefertigten und ständig wiedergekauten Akten der Anteilnahme. Empörung und Trauer sind in Zeiten des Internets ebenso einfach wie inhaltslos geworden. Wie viele Menschen, die jetzt willig Facebooks Aufforderung folgen, vergossen in der vergangenen Nacht eine Träne? Wie viele Personen die sich vor nicht allzu langer Zeit als Charlie bezeichneten würden sich furchtlos gegen einen bewaffneten Terroristen stellen? Solcherlei Aktionen der Solidaritätsbekundung mögen ein Zeichen setzen, doch es ist keines das beeindruckt. Ein schneller Klick um dem aktuellen Mainstream zu folgen, um sich als gefühlvollen und ehrbaren Menschen darzustellen. Wahrlich, ich sage euch, ich sehe die Terroristen zittern vor der Welle der Emotionen, die von dieser Menschenmasse ausgeht.
    Für jene, die nun zu sehr damit beschäftigt sind, sich über diesen kleinen Gedankengang zu echauffieren um seine Aussage aufzunehmen, fasse ich gerne noch einmal zusammen: Wenn euch Menschen es nicht wert sind, einige Minuten Zeit und etwas Kreativität zu opfern um ihnen euer individuelles Mitleid zu zeigen und ihnen ein einzigartiges Denkmal zu schaffen, dann lasst es bleiben!
    In diesem Sinne hoffe ich, dass die Angehörigen der Verstorbenen und der Verletzten die Kraft finden, diese schwere Zeit durchzustehen und ihren Weg in eine bessere Zukunft finden.

  • AMEN TO THAT. Sehe ich genauso. So schrecklich das, was geschehen ist, war, so bescheuert sind die ganzen Reaktionen darauf.

    Zitat von Kela

    Empörung und Trauer sind in Zeiten des Internets ebenso einfach wie inhaltslos geworden.

    :hail:


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Ich kann mich da nur anschließen...
    Muss dazu auch mal was erzählen. Meine Schwester war in der Nacht auf einem Gebby eingeladen. Als es mit den Bomben losging zeigten fast zeitgleich alle Handys diese Nachricht an (wie das nun mal eben ist) und alle haben Handys gesuchtet und tote gezählt und niemand hat ein Wort der Trauer verloren, sonder. Reine sensationsgeilheit raushängen lassen.
    Meiner Schwester ist dann der Kragen geplatzt und hat ihre Freunde zusammen gestaucht. Und das sind jene Leute, die auf Facebook ihr Beileid bekunden. Yippie ya yeah! -.-

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Du sprichst mir aus der Seele! "Hab mein Profilbild geändert, Terror besiegt und bin jetzt ein Held". Boah ne. Vor allem zwei Sekunden danach sowas posten wie "jetzt erstmal Party #yolo". Ja, ich sehe, wie sehr dich das bewegt.

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.