So, da ich im Moment viiiiiel Zeit habe , dachte ich, ich stelle mal den nächsten Abschnitt hier rein. Morgen sieht es nämlich (leider) schon wieder ganz anders aus;D Ich hoffe, dass ich nun ein bisschen mehr über Sìne und meine Prota schreibe und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Lg Nyneve
Ach ja, hätte ich ja fast vergessen *Dussel*, ich freue mich schon auf eure Kommentare und Verbesserungsvorschläge.
„Jetzt bist du wieder an der Reihe“, meinte sie nur und gab mir wenig später meinen Bogen, den ich unachtsam auf den Boden gelegt hatte. Wenig begeistert stand ich auf, nahm ihn entgegen und versuchte erneut einen Pfeil zu schießen. Ich traf wieder den Boden vor mir.
„Reich mir einmal den Bogen, ich glaube die Gartenfeen haben bei diesem Bogen etwas vergessen.“ Hibiscuse streckte mir befehlend ihre Hand entgegen und ich legte den Bogen hinein. Dann kramte sie in ihrer Tasche, nahm einen Pinsel oder etwas Ähnliches hervor, tunkte ihn in ein bis dahin verschlossenes Döschen, das sie ebenfalls aus der Tasche genommen hatte, und malte damit auf meinen Bogen. Ich wartete angespannt, bis sie fertig war und mir den Bogen wieder überreichte. Ich musterte ihn und erkannte sofort den Unterschied: Der eingeritzte Käfer war malvenfarben angemalt.
Ich versuchte es erneut – und verfehlte den Pfeil nur knapp. Es war wirklich haarscharf daneben. Hibiscuse sah mich kritisch an.
„Streng dich gefälligst an. Wir sind hier nicht auf einem Jahrmarkt! Später wird dein Leben davon abhängen, ob du triffst.“ Ihre Weisheiten gingen mir langsam gegen den Strich. Es war mir klar, dass ich besser werden musste, doch so einfach ging dies einfach nicht. Langsam atmete ich ein und wieder aus, nahm mir einen Pfeil und spannte den Bogen. Ich sog erneut die Luft ein, fixierte mein Ziel und schoss. Der Pfeil spaltete Hibiscuses zweiten Pfeil und blieb tief im Baum stecken.
„Gut gemacht!“, rief Hibiscuse.
Überrascht starrte ich den Bogen an, fassungslos von meinem eigenen Schuss. Hibiscuse warf eine Mondbeere hoch in den Himmel und rief: „Bevor sie zu Boden fällt, musst du sie mit einem Pfeil gelöchert haben.“ Ich griff hastig nach einem neuen Pfeil, verhedderte mich, als ich den Bogen spannen wollte und hatte kaum noch Zeit, die Mondbeere zu fixieren, bevor ich schoss. Der Schuss ging vorbei, zwar nur knapp , aber er ging daneben. Enttäuscht ließ ich den Bogen sinken.
„Es tut mir leid“, murmelte ich nur.
„Du musst dich nicht entschuldigen. Im Kampf kannst du dich auch nicht entschuldigen. Wenn diese Beere keine Beere sondern ein herannahender Pfeil gewesen wäre, der dich durchbohren wollte, hättest du auch keine Zeit mehr gehabt, dich zu entschuldigen. Dann hätte dich der Pfeil einfach durchbohrt.“
Ich schluckte, rief allerdings mit fester Stimme: „Dann müssen wir es eben noch einmalmachen.“ Hibiscuse sah mich ein bisschen weniger herablassend an, nahm die Mondbeere und warf sie erneut in den Himmel. Schnell wie ein Blitz griff ich nach einem neuen Pfeil, spannte den Bogen, fixierte die Beere und schoss. Dieses Mal traf ich die Beere und der blaue Saft spritzte heraus.
Veikko bellte zustimmend und auch Hibiscuse nickte anerkennend und bemerkte: „Wenn wir schon einmal beim Geschenkeverteilen sind. Hier ist nun auch dein richtiger Köcher, den du niemals verlieren darfst“, fuhr Hibiscuse fort. Sie entnahm der Tasche einen Gegenstand, reichte ihn mir und entriss mir dabei regelrecht den grünen.
„Dein neuer Köcher ist von den Alraunenhügeln. Er ist heilig und gehört nun ewig zu diesem Bogen und damit auch zu dir. Du wirst immer Pfeile aus ihm bekommen, er wird nie erlöschen.“Ich sah sie aufgeregt an, der Bogen und der malvenfarbene Köcher strömten eine neue Energie aus, der ich mich kaum entziehen konnte.
Während ich die Beere aufhob und sie intensiv betrachtete, fragte ich: „Was hat es mit der Farbe und dem neuen Köcher auf sich? Woher wusstet Ihr welche Farbe Ihr braucht? Und woher hattet Ihr den Köcher?“
„Du bist ausgesprochen neugierig, kleine Waldfee. Ich wusste nicht, welche Farbe ich brauchen würde. Du kannst es nennen wie du willst, Magie, der Wille der Geister der Natur. Genauso bei dem Köcher, bis eben war er nur ein beliebiger roter, gesegneter Köcher von den Alraunenhügeln. Als ich wusste, dass du bereit bist, hat er sich verfärbt.“ Ich wollte noch fragen, für was ich bereit sein sollte, doch dann war Hibiscuse auch schon mit einem Kopfnicken im Wald verschwunden.
„Eine Pause machen“, drückte sie sich aus. Ich ging zu Veikko.
„Findest du nicht auch, dass sie sehr geheimnistuerisch ist?“
„Ich glaube, sie hat einfach sehr viele Geheimnisse und kann dies nicht ablegen, sie wird immer alles als Geheimnis betrachten. Und wenn du Glück hast, wird sie dir einige offenbaren.“ Veikko war einfach der schlaueste aller Begleiter.
„Was ist eigentlich eine Wintergeburt?“, wollte er wissen. Natürlich hatte ich ihm von dem Gespräch zwischen Hibiscuse und dem Fremden erzählt, das ich erst in der Nacht zuvor belauscht hatte. Kurz nach meiner wenig ergiebigen Aktion war er ebenfalls zurückgekehrt mit der Bemerkung, er wäre jagen gegangen. Da mein schlechtes Gewissen mich plagte, hatte ich ihn um Rat gefragt. Doch zu meinem Erstaunen begann er haltlos zu kichern, verdrehte die Augen und seufzte: „Diese Feen, nehmen immer alles so … ernst.“
„Normalerweise bekommen Feen ihre Nachkommen im Frühling, spätestens im Sommer und nur selten im Herbst. Die Kleinen kommen in Blättern, auch Knospen genannt, zur Welt und werden den Müttern gleich nach der Geburt abgenommen bis sie schlüpfen. Danach bekommen die Feenmütter ihre Kinder wieder zurück um sie aufzuziehen. Natürlich kann es auch vorkommen, dass die Mütter ihre Kinder nicht annehmen, sodass diese von Fremden aufgezogen werden, oft auch von männlichen Feen. Bei Sìne und mir war es so, dass wir in einem Lager aufgewachsen sind, bis wir 16 Sommer alt waren. Wenn ich darüber nachdenke, hat uns eigentlich nie jemand erklärt, warum wir keine richtigen Eltern bekommen haben – egal ob Mutter oder Ersatzfee…“
„Bedeutet das, dass die eigentlichen Väter nichts mit der Erziehung der Kleinen zu tun haben?“
„Ja, meistens ziehen sie weiter, oft wissen sie nichts von ihren Kindern. Aber zurück zu deiner Frage. Unachtsame Feen werden manchmal auch im Sommer … wie soll ich sagen … bestäubt. Sie bekommen ihr Junges dann im Winter. Das Blatt, in dem das Junge zur Welt kommt, ist dann in vielen Fällen noch schwächer als das eines Sommerkindes. Die meisten überleben nicht einmal die ersten Monde, die Kälte dringt in die Blätter ein und die Kinder sterben darin. Ich vermute, dass Hibiscuse in jungen Sommern so etwas passiert ist. Ihr Kind hat wohl überlebt, doch sie wollte es nicht selbst aufziehen und hat es weggegeben, was natürlich für ein Winterjunges sehr schwer ist. Die meisten Feen sind in dieser Zeit damit beschäftigt, selbst genug zu finden und wollen nicht noch die Verantwortung für ein Kind übernehmen.“
„Du meinst, dass Hibiscuse nach vielen Sommern ihr Kind, vermutlich ist es inzwischen schon erwachsen, wiedergesehen hat?“, Veikko kräuselte seine Nase.
„Das könnte ich mir vorstellen. Vielleicht war der Fremde ihr damaliger Freund, er schien zumindest von dem Kind sehr genau zu wissen, was eigentlich nicht vorkommt.“
„Interessant“, Veikko war schon immer sehr neugierig und interessierte sich für die Personen in seiner Umgebung.
„Findest du? Ich finde es eher schrecklich für das Kleine. Also ich hätte es nicht weggeben können“, erwiderte ich bestimmt.
„Auch wenn deine gesamte Karriere damit vorbei gewesen wäre? Mit was hättest du das Kind dann versucht durchzubringen? Ohne eine Stellung? Auf der Straße? Glaubst du, ich hätte es nicht versucht? Glaubst du, ich hätte ein Herz aus Stein?“
Erschrocken schreckten Veikko und ich auf. Hibiscuse war unbemerkt zurückgekommen und stand nun zitternd mitten auf der Lichtung.
„Ich gebe zu, ich wollte kein Kind. Ich dachte, ich wäre nicht der Typ um Mutter zu werden. Doch als ich das Kind sah, da wusste ich, dass ich es nicht hergeben konnte. Damals war ich selbst kaum erwachsen. Doch meine Mutter hat mir klar gemacht, dass ich erst einmal für mich selbst sorgen sollte, eine Anstellung finden und ein geregeltes Leben führen. Sie wusste, dass das noch nicht ein perfektes Leben für ein Kind war – und sie hatte vermutlich recht. Ich glaube nicht, dass das Kleine es schlecht getroffen hat.“ Sie schlang ihre langen, schmalen Arme um ihren Körper und machte ein todunglückliches Gesicht. Am liebsten hätte ich sie umarmt, doch ich wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde.
„ Jeden Tag überlege ich, ob ich es doch geschafft hätte mit dem Kleinen. Hätte ich es nicht irgendwie durchgebracht? Und ich finde keine Antwort, kein Vergleich. Da ist nichts, ein großer leerer Fleck.“
„Ihr solltet vielleicht einmal das Gespräch mit dem Kind suchen. Es wird Euch sicher verstehen, wenn Ihr es ihm nur erklärt.“
„Ich denke, die Wunden sind zu tief. Ich… ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.“
„Das Gleiche, das ihr auch mir gesagt habt“, erwiderte ich fest. Hibiscuses verzweifelter Blick verschwand und sie nahm langsam ihre alte Haltung wieder an.
„Das kannst du nicht wissen, dafür bist du noch zu jung. Woher weißt du überhaupt davon?“ Sie sah mich scharf an und ich wurde unter ihrem Blick verlegen.
„Lauschen ist nicht gerade die feine Art, ziemt sich für eine junge Fee ganz bestimmt nicht.“ Ich fühlte mich wie eine dumme Gans, die nun keinen Ausweg sah. Doch da half mir Veikko aus.
„Habt Ihr nicht gerade dasselbe gemacht? Ihr habt Euch sogar ungefragt in ein fremdes Gespräch zwischen Eurem Schützling und mir eingemischt. Das ist sicherlich auch nicht ganz korrekt, oder?“ Er blieb sehr freundlich, doch stand nun zwischen Hibiscuse und mir, als wollte er mich vor ihr beschützen. Er warf ihr einen scharfen Blick zu und sie murmelte leise an ihn gewandt: „Du weißt, wer es ist, nicht wahr?“
Er nickte leicht und erklärte dann: „Seid ich Euch zum ersten Mal sah.“ Hibiscuse schluchzte noch einmal auf, doch dieses Mal blieb ich unsicher im Hintergrund zurück. Veikko wusste also, wer das Kleine war? Und er hatte es mir nicht erzählt? Verräter! Doch wirklich böse war ich auf ihn nicht, dafür kannte ich ihn viel zu gut. Hinter jeder seiner Taten stand ein genialer Plan, auch wenn er mir meistens verborgen blieb.
Hibiscuse lächelte leicht, dann sah sie wieder zu mir, schluckte schwer und meinte dann: „Ich möchte euch einen Platz zeigen. Es ist mein Lieblingsplatz, zu ihm kommen nicht viele Wesen. Doch nicht weit von dort leben einige Nixen und Nöcks.“
„Nixen? Nöcks? Es gibt sie wirklich? Sie sind keine Erfindung, keine Legende?“ Meine Stimme zitterte beinahe vor Vorfreude.
„Ja, es gibt sie wirklich. Und sie sind wirklich fantastische Sänger und Musiker. Vielleicht begegnet uns ja jemand.“
Und auf dem Weg dorthin erzählte sie uns: „Sie werden auch sehr bald begreifen, dass sie ihr sorgloses Leben nur weiterführen können, wenn sie in den Kampf ziehen. Doch bis dahin lasse ich sie ihre albernen Spiele spielen und ihre pompösen Feiern feiern. Darauf müssen sie selbst kommen.“ Sie lächelte leicht, dann führte sie uns weiter durch den Wald, vorbei an einem Wasserfall der einen Regenbogen projizierte. Schon von weitem konnten wir glockenhaftes Gelächter vernehmen, das entfernt dem von Hibiscuse ähnelte. Hibiscuse hielt wenige Schritte von dem Wasserfall entfernt an und setzte sich leichtfüßig auf einen alten Baumstamm, der wie ein moosbewachsener Sitz aussah. Mit einer eleganten Bewegung deutete sie auf einen weiteren direkt neben ihr und ich verstand deren Bedeutung. Während ich mich setzte, fielen mir mehrere Magnolienbäume auf der anderen Seite des Flusses auf. Sie standen in voller Blüte und wehten einen leichten, süßen Blütengeruch zu uns herüber. Um die beiden Baumstämme herum wuchsen viele Krokusse mit dunkellilane und weißen Blüten, die ebenfalls einen starken Geruch verbreiteten. Eine Birke mit ihrer weißen Rinde stand schräg zwischen den Stämmen, die zusammen ein Dreieck bildeten. Aus einem winzigen Loch flogen kleine Bienen heraus, darunter auch hyacinthus apiformes, die sich außer durch ihre Farbe kaum von den gewöhnlichen Bienen unterschieden. Doch sie waren wie die meisten Hyazinthen blau bis violett. In diesem Reich kamen erst sehr viel später auch weiße, pinke und rote Hyazinthen auf. In diesem Idyll saßen also Hibiscuse und ich und lauschten dem leisen Plätschern des Wasserfalls.
„Hier bin ich oft hergekommen, als ich bemerkt habe, dass ich ein Junges erwartete. Ich fand, dass man hier unseren Urahnen sehr nah sein kann und auch sehr gut nachdenken konnte. Vielleicht war ich damals einfach viel zu naiv und dumm“, sie sah mich an, griff nach meiner Hand und fuhr fort, „versprich mir, dass du nicht so dumm sein wirst. Du stehst am Anfang deines Lebens. Überleg dir gut, ob ein Kind ratsam ist…und lass dir Zeit. Lass dich zu nichts drängen.“ Ich musste grinsen.
„Jetzt klingt Ihr wie meine Mutter.“ Hibiscuse grinste auch.
„Das wollte ich nicht, verzeih. Wer ist deine Mutter?“ Es erschien mir, als sei auch sie sehr neugierig.
„Tja, ich weiß es nicht. Ich bin in einem Lager aufgewachsen. Aber es war eigentlich ganz schön dort. Sìne war auch dort, wir kennen uns schon so lange ich denken kann.“ Hibiscuse erschrak ein wenig.
„Du bist in einem Lager der verwaisten Kinder aufgewachsen?“ Sie zog ihre Hand zurück und kniff missbilligend ihre Augen zusammen. Ich zuckte auch aufgrund ihrer Reaktion zusammen.
„J…ja“, stotterte ich eingeschüchtert, „niemand hat mir je erklärt, wieso niemand bereit war, mich aufzunehmen.“
„In dieses Lager kommen meistens Kinder, mit deren Blättern etwas nicht gestimmt hat. Man nimmt an, nun“, sie räusperte sich verlegen, schwieg kurz um dann fortzufahren, „es ist wie eine Art Todestrakt. Man nimmt an, dass diese Kinder ebenfalls Fehlbildungen haben und nicht lange leben werden.“ Ich erschrak, versuchte etwas zu sagen und brachte doch nur ein Ächzen zu Stande.
„Aber…aber…“, kam es dann doch aus mir heraus. Auch Veikko war aufgesprungen, setzte sich dicht neben mich und legte mir seinen Kopf und eine Vorderpfote auf die Beine.
„Aber…das würde ja bedeuten, dass ich…dass ich ein…eine Missbildung bin.“ Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich hatte schon früher von Kindern gehört, die mit halbem Gesicht oder mit zu vielen Gliedmaßen geboren wurden. Sie überlebten nicht einmal einen Monat, meist entstammten sie aus der Vermischung unterschiedlicher Völker. Ich schlug mir die Hand vor den Mund, doch sie zitterte so stark, dass ich die zweite zu Hilfe nahm. Hibiscuse legte erneut vorsichtig ihre Hand auf mein Knie.
„Nein, nein, das …das muss es nicht immer heißen. Deine Freundin Sìne war dort doch auch. Vielleicht…wurde bei euch ein Fehler gemacht… oder ihr habt es wie durch ein Wunder doch geschafft.“
Ich sah sie zweifelnd an, dann murmelte ich leise: „Ich kann mich nicht mehr gut an meine Kindheit erinnern, aber irgendetwas war da… irgendetwas, dass ich bisher immer verdrängt habe, doch ich kann mich nicht mehr erinnern.“
„Das ist ganz natürlich, keine Fee kann sich an ihre Kindheit erinnern. Wenn man erwachsen wird, dann ändert sich alles. Man bekommt oftmals eine neue Augenfarbe, manchmal sogar eine neue Haarfarbe und auch das ganze Kind kann sich charakterlich völlig verändern. Deswegen ist die Kindheit ja so wichtig. Nur Feen mit einer guten Erziehung bekommen auch einen guten Charakter. Und du bist doch eine gute Fee! Du wirst einmal auch eine gute Kriegsfee werden, dass weiß ich. Du musst nur an dich glauben, Laumé.“ Bei der Erwähnung meines Namens zuckte ich zusammen. Es kam nur selten vor, dass er benutzt wurde. Vielleicht lag es daran, dass ich ihn selbst nicht gerne nannte. Er erinnerte mich immer wieder an die Tatsache, dass es irgendwo in dieser Welt eine Fee gab, die mich zu Welt gebracht hatte und dann nicht mehr haben wollte. Sie hatte mir diesen Namen gegeben - und mich abgelehnt. Für mich symbolisierte er, dass meine Mutter mich nicht haben wollte. Vielleicht war ich nicht brav genug, möglicherweise gefiel ich ihr auch einfach nicht. Doch in jedem Fall lag es wohl an mir, dass sie mich weggeben hatte.
Einen Augenblick überlegte ich, ob ich ihr von Palé und Rikrè erzählen sollte, aber ich verwarf den Gedanken. Ich war mir nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde.
Also schwieg ich und dachte an eben diese beiden. Sie waren in Raguna geblieben, jedoch eher unfreiwillig. Die Königin hatte nicht erlaubt, dass sie mit in das Trainingslager kamen. Sie hatte einfach auf alle Argumente erwidert, dass die feeischen Armee schließlich kein Wohltäter für alternde Feen sein und man nicht jeden aufnehmen konnte. So hatte ich mich schweren Herzens von ihnen mit unterdrückten Tränen getrennt und konnte nun nur noch darauf hoffen, sie so bald wie möglich wieder zu sehen.