Starraider - Die Sternenjäger (Arbeitstitel)

Es gibt 170 Antworten in diesem Thema, welches 66.196 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Mai 2017 um 10:05) ist von Wysenfelder.

  • Spoiler anzeigen

    „Bin ich Houdini oder was?!“, keifte sie adrenalingeladen durch den Maschinenraum.

    Ich weiß nicht, ob sich der Ruhm des Entfesselungskünstlers so lange halten wird.

    Endlich hatte sie wieder festen Halt und konnte ihre Hirnwindungen zu etwas anderem gebrauchen als sich Emotional gehen zu machen.

    klein,lassen?

    Der Rauch verzog sich und nach einem Druck auf die Notfrischluftpilztaste, wagte sie es gar wieder vorsichtig tiefere Atemzüge zu nehmen

    sogar

    Die Fährte aufgenommen hatte dieser Jagdhund Blut geleckt und war von der Leine genommen worden.

    :hmm: Die Fährte aufnehmend hatte dieser Jagdhund Blut geleckt und war von der Leine gelassen worden. (?)



    Beides Super geschriebene Teile und von mir aus könnt ihr gerne längere Posts einstellen! :thumbsup:
    Kurze Posts werden nur wichtig, wenn man viel zu korrigieren hat, und das ist bei euch beiden nicht der Fall.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Ein gewohnt spannender Teil. Endlich sind sie diesen blöden King los und alle anderen auch. Sogar ihr Schiff mussten sie zurücklassen. :D Aber Ellie hat ihnen scheinbar den Hintern gerettet. xD Und sie hat eine Handprothese? Nicht schlecht. :hmm:
    Ich hoffe nur, die Crew kommt erstmal irgendwohin, wo sie sich ausruhen können. Ted ist verletzt und Ellie geht es auch nicht gut. In dem Zustand und nur in dieser Nussschale kommen sie sicher nicht weiter. :rofl:
    Ich habe auch nichts dagegen, wenn es längere Teile gibt. Macht ja Spaß, das zu lesen (Muss ja nicht jeder so lang sein xD)

    LG, Kyelia

  • Alter, war das geil zu lesen :D Okay, ab jetzt drücke ich mich wieder gewählter aus, aber die Wahrheit muss auch mit wahren Worten gesagt werden! One-Shot hat die Hosen an und seine dicken Eier haben das Schiff zerbersten lassen. Äh, wie war das mit gewählterer Sprache? -.-

    Alle drei Teile aufgeholt und ja, so muss Geschriebenes aussehen. 10/10 would buy.
    Nagut, zurück auf den Boden. Mir hat sich nicht ganz erschlossen, wieso Narrow King gleich zwei Mal mit dem Leben davonkommen lässt. Es wird ja auch noch gesagt, dass das Betäubungsmittel nicht richtig wirkt und trotzdem schlappt Narrow einfach davon? Ich meine, das Problem ist jetzt mit dem berstenden Schiff erledigt, aber zu diesem Zeitpunkt wusste man das noch nicht.
    Dann empfand ich es als etwas gedehnt, wie erst ein Bösewicht und dann ein noch böserer Bösewicht aufgetaucht sind und dann obendrein noch die Bullen, sozusagen die Feinde aller Feinde - das ruft Abnutzungserscheinungen hervor, weil einfach Spannung gestapelt wird. Aber das passt jetzt schon, zumal Ellie ja bestimmt mit irgendeinem Quatsch die Zelle benutzt hat und den Schauplatz um ein paar Trilliarden Lichtjahre nach Süden verlegt hat ^^ Oder welche Himmelsrichtung man im All auch immer nimmt.
    Eine kleine Erklärung bräuchte ich noch: Das gesamte Schiff wurde versetzt und brach dann auseinander (sehr nice übrigens geschrieben, wie plötzlich alles langsamer wird und irgendwie doch nicht. Es sind halt echt die übelsten Kräfte am Werk, ich konnte gut mitfühlen). Die kleine Raumschlacht draußen ist jetzt weit entfernt? Naja, das werde ich dann schon noch sehen.

    Weiter so!

    Zitat von Maxwell

    Das war diesmal ein etwas längerer Teil (so etwas nennst du einen langen Teil? Ich will die ganze Geschichte! Schreibt ihr nicht weiter oben, dass Größe allein nicht zählt? :D). Chnorzi und ich sind uns noch nicht ganz sicher, wie wir in Zukunft mit Beiträgen von dieser Länge oder mehr umgehen sollen. Sollten wir alles auf einmal reinstellen oder lieber gestückelt...? Wie ist eure Meinung dazu?

    Normalerweise enthalte ich mich bei solchen Diskussionen, bin aber prinzipiell auf mellis Seite: Wo nichts korrigiert werden muss, können auch gerne 20 Seiten kommen. Dieses in Einzelteilen posten geht mir gehörig gegen den Strich hier (aufs Forum allgemein bezogen). Kommafehler suche ich eh nicht heraus und bei euch fällt höchstens etwas im Gesamtzusammenhang auf - Kleinkram eher nicht.
    Ein anderer Hobbyautor, dessen Geschichte ich lange verfolgt habe, hat immer wochenends 12 Seiten oder so veröffentlicht, durch die ich dann montags am Stück durchgerauscht bin. Also nur zu :D

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • So, ich habe dann auch mal gestern Abend alle drei teile am Stück gelesen ^^
    Hauptsache bis halb 12 wach gewesen, weil das mit dem "ich lese nur einen Teil" nicht so ganz geklappt hat :rofl:
    Dafür gibt's den Kommentar ja auch erst heute :D

    Also:
    Ich kann mich Wysi nur anschließen. Fesselnd geschrieben und absolut lesenswert. Und das behaupte ich von SciFi =O
    Einfach klasse :thumbsup:
    Jedenfalls hat Ellie in Narrow einen verantwortungsbewussten Captain gefunden.
    Das einzige was mich irritiert sind die unglaublich vielen Spitznamen 8|
    Narrow ist Narrow, One-Shot und Row, Ramirez ist irgendwie zu Bull geworden, Ellie ist Ellie und Gecko ... naja gut bei Ellie bin ich durchgestiegen. Das war ja von vorne rein beschrieben. Bei Narrow war ich zwischendrin so whaaaat?, weil irgendwie alle drei Namen in einem kurzen Unterhaltungsblock mit King folgten xD und bei Ramirez ist klar, dass er Bull heißt, aber irgendwie tauchte der Name so aus dem Nichts auf. Narrow nannte ihn doch sonst auch immer einfach Ramirez... :hmm: Oder irre ich mich?

    Die kleine Raumschlacht draußen ist jetzt weit entfernt?

    Jap Wysi, sie sind ja einmal quer durch die Galaxie gereist :D
    Und haben wahrscheinlich einen weiteren Feind am Arsch sollte Flynt lebend aus der Aktion rauskommen XD ... auch wenn er Narrow und seine Crew so schnell nicht finden wird ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Hi Folks!


    Beides Super geschriebene Teile und von mir aus könnt ihr gerne längere Posts einstellen!

    Alles klar, wird gemacht! Deinen Verbesserungsvorschlag habe ich auch gleich umgesetzt, klingt jetzt besser so. ;)


    Ich habe auch nichts dagegen, wenn es längere Teile gibt. Macht ja Spaß, das zu lesen (Muss ja nicht jeder so lang sein xD)

    Zu dem Part in der Klammer: ich verspreche nichts! 8)


    Alter, war das geil zu lesen Okay, ab jetzt drücke ich mich wieder gewählter aus, aber die Wahrheit muss auch mit wahren Worten gesagt werden! One-Shot hat die Hosen an und seine dicken Eier haben das Schiff zerbersten lassen. Äh, wie war das mit gewählterer Sprache? -.-

    :rofl: Ohne Worte! :rofl:

    Mir hat sich nicht ganz erschlossen, wieso Narrow King gleich zwei Mal mit dem Leben davonkommen lässt. Es wird ja auch noch gesagt, dass das Betäubungsmittel nicht richtig wirkt und trotzdem schlappt Narrow einfach davon? Ich meine, das Problem ist jetzt mit dem berstenden Schiff erledigt, aber zu diesem Zeitpunkt wusste man das noch nicht.

    Zwei Mal? :hmm: Also meines Erachtens hatte Narrow nur einmal die Chance, King auszuschalten und das war in der Kantine. Da lag King wehrlos am Boden und sein Tod wäre einer Hinrichtung gleichgekommen. Vielleicht habe ich Narrow diesbezüglich noch nicht klar genug definiert, doch dafür ist er nicht der Typ.


    Dann empfand ich es als etwas gedehnt, wie erst ein Bösewicht und dann ein noch böserer Bösewicht aufgetaucht sind und dann obendrein noch die Bullen, sozusagen die Feinde aller Feinde - das ruft Abnutzungserscheinungen hervor, weil einfach Spannung gestapelt wird.

    Du hast recht, es ist ein sehr einfaches Mittel um Spannung, Panik und Chaos zu erzeugen. Werde mir auch selbst sehr genau auf die Finger schauen, um das nicht noch mal zu verwenden, aber hier hat es irgendwie einfach gepasst. Jeder hatte irgendeinen Grund hinter der Sim und dieser Crew her zu seien, was später auch nochmal aufgedröselt wird.

    Die kleine Raumschlacht draußen ist jetzt weit entfernt? Naja, das werde ich dann schon noch sehen.

    Die gute Miri hat dir hierbei ja schon geholfen und ich bestätige es auch gern nochmal: Jupp, sie haben sowohl Piraten als auch Allianz-Truppen unglaublich weit hinter sich gelassen. Sind mit einem Lichtblitz und einem "Plopp" einfach verpufft! :D


    So, ich habe dann auch mal gestern Abend alle drei teile am Stück gelesen
    Hauptsache bis halb 12 wach gewesen, weil das mit dem "ich lese nur einen Teil" nicht so ganz geklappt hat
    Dafür gibt's den Kommentar ja auch erst heute

    Ein Hoch auf den unermüdlichen Einsatz zu später Stunde! :thumbsup:


    Das einzige was mich irritiert sind die unglaublich vielen Spitznamen
    Narrow ist Narrow, One-Shot und Row, Ramirez ist irgendwie zu Bull geworden, Ellie ist Ellie und Gecko ... naja gut bei Ellie bin ich durchgestiegen. Das war ja von vorne rein beschrieben. Bei Narrow war ich zwischendrin so whaaaat?, weil irgendwie alle drei Namen in einem kurzen Unterhaltungsblock mit King folgten xD und bei Ramirez ist klar, dass er Bull heißt, aber irgendwie tauchte der Name so aus dem Nichts auf. Narrow nannte ihn doch sonst auch immer einfach Ramirez... Oder irre ich mich?

    Ahhhh, ich verstehe. Also es ist tatsächlich so, dass Narrow von jedem irgendwie anders genannt wird. Seine Feinde nennen ihn meist One-Shot, Ted nennt ihn Capt'n, Ramirez 'Row und so weiter... Sollte das weiterhin für Verwirrung sorgen, werde ich das etwas entschlacken. Ein paar Spitznamen weniger schaden wohl nicht. ;) Und wegen Bull als Spitznamen für Ramirez muss ich nochmal genau gucken, ob der wirklich so plötzlich auftauchte. Dann lasse ich das evtl mal früher einfließen...


    Vielen Dank an alle fürs Lesen und das Feedback!!!


    Grüße!

  • (Entschuldigt meine Inaktivität die letzten Tage! Wir bauen seit einer Woche zuhause um und daher bin ich schwer mit putzen und Kinder-Unterhalten beschäftigt X/ Dennoch hatte ich jetzt übers WE ein bisschen Zeit! Hier der nächste Teil und auf eure tollen Kommentare werde ich auch noch reagieren! Ich bitte nur noch um etwas Geduld. Diese Woche werden die Arbeiter voraussichtlich fertig. Dann normalisiert sich bei uns auch alles wieder! <3 )


    [Elenora]


    „Die Zelle hat offenbar funktioniert, nur hat das die alte Sim-80 nicht ausgehalten“, gab Ramirez nach kurzem Zögern von sich und richtete seinen Blick wieder aus dem Bullauge. Einige Minuten herrschte absolute Stille. Dann, mit einem lautlosen Ruck, explodierte das Raumschiff vor seinen Augen in kleine Einzelteile. Eines davon bewegte sich allerdings viel zu schnell von den anderen Teilen weg. Ramirez schreckte hoch, klebte die Handflächen an den Schott und drückte die Nase gegen das Glas um genau sehen zu können, was da vor sich ging.
    „Capt’n!“, brüllte er gegen die Tür und schnellte dann herum. Sein Finger hämmerte gegen das Bullauge, „Da ist noch eine Kapsel gestartet!“
    Narrow ließ sich kaum etwas anmerken. Er hielt lediglich einen Augenblick mit seinem Tippen auf dem Steuerpult inne. „Wäre auch zu schön gewesen, wenn diese Kerle gemeinsam mit dem Schiff untergegangen wären. Nun, wenn wir Glück haben, sitzt dort nur einer drin.“, er wandte sich an Gecko. Sie gab einen bemitleidenswerten Anblick ab. Ihre Nase stand ziemlich schief im Gesicht, während verschmiertes, eingetrocknetes Blut ihre Lippen und das Kinn bedeckten. Zudem war das eine Auge noch immer zugeschwollen, die Wunde an der Stirn aufgerissen und ihre Haut mit etlichen blauen Flecken übersäht. Aus einem weiteren Riss am Hinterkopf sickerte ebenfalls roter Lebenssaft und bahnte sich einen Weg durch ihre schwarzen Locken bis hin zum Kragen des Overalls, der an sich schon völlig zerschlissen, verrußt und blutbefleckt war. Alles in allem fühlte sie sich, als wollte ein wilder Dreirüssler aus ihrem Schädel hervorbrechen.
    Sie rieb sich mit der Linken die Schläfen und versuchte irgendwie wieder Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Dass Narrow sie ansprach, begriff sie erst, als er vor ihr in die Knie ging und seine Hand auf ihren Oberschenkel legte. Er sah auch nicht besser aus als sie sich fühlte. Zwei Schnitte klafften noch immer blutend an Wange und Hals, während an seinem Ohr ein Ring herausgerissen und sein linkes Auge ebenso leicht angeschwollen war. Bei ihm hatte sich noch niemand die Mühe gemacht, das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
    „Ellie…“, setzte er, seiner Stimmlage zu folge, etwa zum zwanzigsten Mal an.
    „Was?“, sie blinzelte und schob seine Hand mit Daumen und Zeigefinger von ihrem Bein, woraufhin er sich wieder erhob.
    „Kannst du die Notsteuerung überbrücken?“
    Sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, was er meinte.
    „Häh?“, dann schüttelte sie kurz den Kopf um noch mehr Klarheit zu gewinnen, „Die Notsteuerung überbrücken? Warum willst du nicht automatisch zum nächsten bewohnten Planeten fliegen?“
    „Weil die andere Kapsel ebenfalls genau dort hinsteuern wird. Außerdem will ich, dass du das Notsignal unterbrichst. Etwa fünf Lichtstunden von hier entfernt habe ich eine Raumstation entdeckt. Zwei Lichtstunden weiter als der nächste bewohnte Planet, wo die andere Kapsel hin gelotst wird.“
    Langsam dämmerte es Ellie. Sie erhob sich etwas wackelig und ließ sich auf dem Weg zum Steuerpult vom Capt’n stützen. Mit einigermaßen festem Stand rief sie ein paar Parameter ab und schien dann einige Berechnungen anzustellen, während sie vorsichtig auf der geschundenen Unterlippe herumkaute.
    „Hrm, gut. Ich kann die Geschwindigkeit verdoppeln, wenn ich einen Teil der Energie für die Lebenserhaltung in die Triebwerke umleite. Dann wären wir in etwas mehr als fünf Stunden dort. Während die andere Kapsel ohne Anpassung der Energieverteilung sechs Stunden für den Weg zum Planeten braucht. Zudem liegen zwischen Planet und Raumstation nochmals ungefähr viereinhalb Lichtstunden. Wir hätten also auf jeden Fall einen Vorsprung.“
    „Kannst du nicht die Zelle an der Kapsel anhängen und uns nochmal quer durch die Galaxie hüpfen lassen?“, schaltete sich Ramirez dazwischen, doch Ellie schüttelte den Kopf.
    „Dazu bräuchten wir einen Antimateriereaktor wie wir ihn auf der Sim hatten. Die Energie der Kapsel reicht nicht aus um die Zelle zu aktivieren.“
    „Dann leite die Energie von der Lebenserhaltung in die Triebwerke um. Je schneller wir dort-“, doch Narrow wurde von einer giftigen Stimme über Lautsprecher unterbrochen. King.
    „One-Shot, du Hurensohn! Ich bin mit dir noch nicht fertig, hörst du?! Ich werde dich finden! Ich werde dich aufschlitzen, vom Scheitel bis zur Sohle und ich werde dir deine Eingeweide zum Fraß vorwerfen!“
    „Ich freue mich darauf.“, gab Narrow kaltschnäuzig zur Antwort.
    Ein paar Sekunden war nur der schwere Atem Kings zu hören, dann eine Stimme im Hintergrund:
    „Sein Bauch ist schon ganz aufgedunsen… er wird innerlich verbluten!“
    Ein Augenblick lang war nur noch das Rauschen der Verbindung zu hören. Plötzlich:
    „Nein! Nicht! Warte!“
    Ein ohrenbetäubender Knall riss beinahe die Lautsprecher von den Kapselwänden und wie vom Donner gerührt waren alle vier Crewmitglieder komplett erstarrt.
    Wieder hörte man im Hintergrund eine Stimme. Diesmal war sie unverwechselbar wahnsinnig. Alpha. „Problem gelöst. Sonst noch jemand verwundet? Nein? Sehr gut.“
    „Ich bewundere deine Spontanität“, gackerte King an den Irren gerichtet, „Auf dass wir uns bald wiedersehen, One-Shot. Ich werde dir nun meine volle Aufmerksamkeit schenken. Ach und ich soll der kleinen Stirling Grüße von Bane ausrichten. Auch er freut sich auf die nächste Begegnung.“
    „Wir werden uns nächtelang amü-“
    Alphas dröhnende Stimme wurde jäh unterbrochen. Zur Sicherheit hämmerte Ellie noch zwei, drei Mal auf den Mute-Knopf und stützte sich dann leichenblass auf die Konsole.
    „Ich… ich leite die Energie um, sobald sie außer Sichtweite sind…“

    Nach geschlagenen sechs Stunden, in denen sie sich mit der Notfallausrüstung der Rettungskapsel verarztet und sich etwas Schlaf gegönnt hatten, war ein leises Piepen von der Comm-Konsole zu hören. Ein kleines Lämpchen glühte immer wieder orange auf.
    Ouh. Die Lautsprecher sind immer noch gemutet, schoss es Ellie durch den Kopf und stolperte zum Panel. Kaum hatte sie die rote Taste gedrückt, schallte ein Gruß durch die kleine Kapsel, welcher die Schlafenden unsanft aus ihrer Ruhe hochschrecken ließ.
    „… die Rettungskapsel 2543-55 der Simbabwe-Klasse. Deaktivieren sie ihren Antrieb. Hier spricht die Raumstation Tatauri, Commander Mursi Alleigro. Wir werden sie andocken lassen, aber deaktivieren. Sie. Den. VERDAMMTEN. ANTRIEB!“
    Wie auf den Befehl getrimmt zuckte ihre Hand automatisch zu den Antriebskontrollen. Innert Sekunden war das Surren des Generators verstummt.
    „Was tust du da?“, ertönte Narrows Stimme direkt hinter ihr, blickte erst auf die Konsole, dann tadelnd zu ihr.
    „Ich hab‘ nur-“, doch Narrow unterbrach sie jäh.
    „Ich weiß was du getan hast, beim Äther, aber hier werden nur meine Befehle befolgt, capisce?“
    Mit leisem Grollen und finsterem Blick trat Ellie bei Seite. Dass sie um Haaresbreite mit der Station kollidiert wären, hätte sie ihm nur gerne um die Ohren gehauen, aber sie hatte eindeutig zu wenig Kraft für eine Auseinandersetzung mit seiner Durchlaucht.
    „Hmpf, in letzter Sekunde“, schallte wieder die Stimme des Commanders von den Lautsprechern, „Wir werden sie mit dem Traktorstrahl zum Hangar 1 lotsen, dort wird sie ein Sicherheitsteam empfangen und den nötigen Untersuchungen unterziehen. Ist jemand unter ihnen, der dringend versorgt werden muss? – Hallo?“
    Der Capt’n zögerte, ehe er den Funkspruch erwiderte und auf den Knopf zur Audioübertragung drückte. „Ein menschlicher Junge muss notversorgt werden. Er wurde bei einer Fehlfunktion im Maschinenraum schwer am Bein verletzt. Er hat viel Blut verloren, ist nicht mehr bei Bewusstsein und muss schnell behandelt werden. Wir anderen halten durch.“
    „Gut. Das Ärzteteam wird direkt in die Kapsel gebeamt. Bitte zurücktreten.“
    Es dauerte keine zehn Sekunden, da standen zwei grünliche Schuppenwesen in seltsamer, brauner Uniform bei ihnen im Raum. Hydras. Ihre Schädel ähnelten dem einer Echse, die Augen glühten meist in Gelb und wiesen eine schlitzförmige Pupille auf. Ihre Hände besaßen je drei große Finger, an deren Ende sich jeweils ungefähr eine zwei Zentimeterlange Kralle befand. Einer der beiden Hydras in der Kapsel jedoch trug die Krallen kurz geschnitten, der andere, welcher einen Blaster im Anschlag hatte, hatte sie offensichtlich gar spitz angeschliffen.
    "Keine Bewegung", schnarrte der Bewaffnete in rasselnder Tonlage, während sein Kollege mit dem Sanitätskoffer die Nase rümpfte.
    „Gute Güte“, seine Stimme klang fast, als würde jemand durch einen Verzerrer sprechen, „Ihr Menschen gebt einen absonderlichen Geruch ab. Schauderlich!“
    Seine krallenlosen Hände fummelten durch den Koffer, wobei sich die braune Uniform gefährlich über seinen bulligen Rücken spannte. Zudem waren die Wesen gut einen Kopf kleiner als Narrow und Konsorten, was sie allerdings nicht von ihrer Selbstsicherheit abbrachte.
    „Wies aussieht wurde da eine Arterie erwischt“, meinte der Sanitäter schliesslich, als er Teds Bein genauer in Augenschein genommen hatte. Seine krallenlosen, wulstigen Finger glitten mit einer erprobten Routine über die medizinischen Geräte und schliesslich führte er ein längliches Gerät über die Schussverletzung, an dessen Ende ein ultraviolettes Licht glühte.
    Während Ellie zur Salzsäule erstarrt nur die Mündung des Blasters anstarren konnte, betätigte der Arzt schliesslich seinen Kommunikator.
    "Krankenstation, hier Gnarth, IDA-20987.3"
    Es rauschte kurz, dann meldete sich eine weibliche Stimme, die sich ebenso verzerrt anhörte. Ob die Verbindung so schlecht oder die Dame auch eine Hydra war, konnte Ellie beim besten Willen nicht heraushören. "Hier Krankenstation, was brauchst du?"
    "Bereitet einen OP-Saal für eine Arterien- und Hautregeneration vor und synthetisiert zwei Liter Menschenblut mit Faktoren A-Negativ. Wir sind in ein paar Minuten da."
    „Verstanden“, hörte man die Frau lediglich sagen, dann verstummte der Kommunikator wieder und der Blick des Sanitäters richtete sich auf die restlichen Leute in der Kapsel.
    „Er kommt wieder in Ordnung“, schnarrte er, während mit einem dumpfen Klong die Rettungskapsel endlich an der Raumstation andockte, „Wenn Sie die Kontrollen hinter sich gebracht haben, suchen Sie im Ring Zwei, Ebene Zwei die Sektion A. Dort befindet sich die Krankenstation. Wahrscheinlich werden Sie von einem Sicherheitsteam begleitet, aber eher um Sie vor den Mitgliedern der Dark Liberty zu schützen.“
    „Dark Liberty?“, setzte Narrow an, „Hatten sich deren Aktionen bisher nicht auf den Zurad-Sektor beschränkt?“
    Gnarth schnaubte, als er den Jungen mit Hilfe seines misstrauischen Beschützers auf die Trage hievte, wobei dieser nur widerwillig seinen Blaster senkte. „Sagen Sie das mal denen, die sich Hangar drei und die Sektion D aller Ebenen des dritten Rings unter den Nagel gerissen haben. Nun versuchen sie in den zweiten Ring vorzudringen.“
    Ellie beobachtete Narrow und Gnarth bei ihrem Gespräch schweigend, doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Capt’n mehr über diese Dark Liberty wusste, als er gerade preisgab.
    „So!“, setzte der Hydra an und hob die Trage, als das Schott zur Rettungskapsel quietschend aufglitt, „Man sieht sich auf der Krankenstation!“
    „Danke!“, rief Ellie noch hinterher, doch die beiden Hydras waren mit Ted bereits in Windeseile durch die Luke verschwunden.Dort tauchte nun ein bewaffneter Tatarianer auf. Das Erscheinungsbild ähnelte sehr dem eines Menschen, doch zierten seine Brauen, das Jochbein und den Rand des Unterkiefers kleine, knorpelige Wulste, welche das Gesicht charakteristisch für dieses Volk prägten. Außer dass zudem die Hautfarbe hauptsächlich blass wirkte und die Postur meist stämmig war, waren sie physiologisch einem Menschen ebenbürtig. Grüne Augen nahmen das Innere der Kapsel genau unter die Lupe und schauten finster unter den knorpeligen, haarlosen Brauen hervor.
    „Das Mädchen zuerst“, peitschte seine Stimme in harschem Befehlston. Ellie zuckte innerlich zusammen und warf einen Blick gen One-Shot. Ihm schien das ebenso zu missfallen, doch schwieg er. Im Gegensatz zu Ramirez, der gerade gereizt protestieren wollte, doch Narrow hielt ihn mit einer Handbewegung zurück, während er Gecko auffordernd zunickte.
    Die Zelle hatten sie vorerst gut in der Kapsel versteckt.
    Der Tatarianer trat bei Seite und machte Ellie den Durchgang frei. Draußen standen weitere vier, doch nur einer geleitete sie erst durch den Hangar und dann in einen Raum, der mit ultravioletten Lichtstrahlen geflutet wurde. Schließlich wurde sie einem breiten Gang entlang in Richtung des dritten Rings der Raumstation geführt. Der Kerl wirkte weitaus weniger streng als der Anführer der Truppe. So fielen auch seine Worte aus, doch war Ellie nicht sicher, ob er sie in falscher Sicherheit wähnen wollte oder ob er tatsächlich von solch ruhiger Natur war.
    „Keine Sorge. Das ist mehr eine Formsache. Ich werde dich danach direkt zur Krankenstation bringen. Du siehst aus, als hättest du einiges durchgemacht.“
    Gecko nickte nur und keine zwanzig Meter weiter hielt er inne und drückte auf einen Knopf, woraufhin die Tür daneben lautlos aufglitt. Dahinter kam ein dämmriger Verhörraum mit einem weißen Tisch und zwei festgeschraubten Stühlen zum Vorschein.
    „Nimm Platz“, er deutete auf einen der beiden Hocker und setzte sich auf den anderen. Der typische Einwegspiegel fehlte, dennoch war sich Ellie sicher, dass hier irgendwo noch jemand zusah. Das Lämpchen der Kamera an der Decke schräg gegenüber leuchtete jedenfalls rot.
    „Also“, begann er besonnen und zog eine dünne Akte zu sich, die bereits auf dem Tisch gelegen hatte und klappte sie auf, „Mein Name ist Leutnant Selai Bertora und ich führe diese Befragung an dieser jungen Menschenfrau durch, die wir vor einigen Minuten aus der Rettungskapsel 2543-55 der Simbabwe-Klasse auf die Raumstation Tatauri evakuiert haben. Dein Name und deine Herkunft?“
    Einen Moment schweigend stützte Gecko die Unterarme auf und legte die Hände ausgestreckt auf die Tischplatte. Zum einen musste sie sichergehen, dass sie nicht demnächst vor Nervosität vom Stuhl kippte und andererseits brauchte sie nun einfach Halt. Sie fühlte sich losgelöst. Schwerelos, weswegen sie auch die Angst verspürte, die zuvor einstudierte Geschichte wieder zu vergessen oder falsch widerzugeben.
    „Lai-… Laine McCullen. Ich komm‘ von einer der Kolonien auf den äußeren Randplaneten des Luneria-Sektors.“, gab sie zögerlich zur Antwort.
    „Woher genau?“, setzte er wieder an und zog ein Notepad hervor.
    „Eloria-3“
    Eine kurze Pause entstand, während er die Zeilen beobachtete, welche sich während des Gesprächs automatisch auf dem Display des Pads niederschrieben. Dann sah er wieder auf und diesmal wurde sie von seinen blauen Augen mit einem etwas schärferen Blick taxiert.
    „Deine erste Befragung?"
    Ellie nickte ansatzweise und schluckte schwer.
    „Nun denn, Laine. Wie kam es zu dem Unfall?“
    „Das weiß ich selber nicht genau“, begann sie langsam, setzte eine glaubwürdig nachdenkliche Miene auf und rieb sich mit der Linken einen Moment die Schläfen. Da er allerdings schwieg und sie abwartend ansah, fuhr sie fort.
    „Naja, ich vermute mal es war irgendeine Anomalie, die wir durchflogen haben. Im ersten Moment sind wir im Luneria-Sektor und im nächsten zerfällt die Sim im Hydra-Sektor in ihre Einzelteile. Wir haben im Maschinenraum ganz schön was abgekriegt. Ted wurde ja schon auf die Krankenstation gebracht…“
    Der Tatarianer blickte in die Akte und blätterte nachdenklich in den interaktiven Seiten.
    „Von unseren Sensoren wurden keine Anomalien im Umkreis von fünf Lichtjahren registriert. Weder Zeit- noch Raumanomalien. Stattdessen strahlen die Wrackteile der Sim Überbleibsel einer eigentümlichen Energiesignatur aus, wie sie normalerweise nur bei einem Sprung mit dem Portstrahler hinterlassen wird. Kannst du das erklären?“
    Tief durchatmend fuhr sie sich mit der Linken durch die schwarzen Locken und stützte dann den Kopf darin ab. Ihre Erschöpfung musste sie nicht einmal vortäuschen.
    „Nein, ehrlich gesagt kann ich das nicht…“
    „Zudem wiesen die Wrackteile Überreste von Plasmabeschuss auf. Wie sieht‘s damit aus?“
    Gecko verharrte einen Moment in dieser Pose ehe sie mit der einstudierten Beichte begann.
    „Der Capt’n meinte, wir sollen hier nicht zu viel Staub aufwirbeln, aber ihr wisst scheinbar ohnehin schon alles…“
    Wieder schwieg ihr Gegenüber und beobachtete sie stattdessen aufmerksam.
    „Wir wurden angegriffen, geentert, unsere Fracht gestohlen und die Hälfte der Crew ist dabei drauf gegangen. Aber bevor sie uns den Rest geben konnten, habe ich mit Ted den Antrieb so weit hinbekommen, dass wir uns zu einem illegalen Portstrahler manövrieren konnten… dann… sind wir hier gelandet.“
    Der Tatarianer zog die Stirn kraus und legte den Kopf etwas schief, während er den Blick nicht von Ellies bernsteinfarbenen Augen nahm.
    „Hrmhrm, ich nehme an, der Capt’n kann uns die Fragen wohl noch etwas ausführlicher beantworten. Gehe ich demnach recht in der Annahme, dass du die Schiffstechnikerin warst?“
    Sie nickte ansatzweise, seinem durchdringenden Blick ausweichend. Diesmal atmete er tief durch, beugte sich über den Tisch vor und sprach leise:
    „Mir ist klar, dass keiner deiner Crew von dieser Geschichte abweichen wird. So absurd sie auch klingt. Illegaler Portstrahler. Blödsinn! Solange ihr hier allerdings keinen Ärger macht und bei der nächstmöglichen Gelegenheit wieder verschwindet, soll uns das recht sein. Verstanden? Wir haben so schon genug Probleme.“
    Gemächlich erhob er sich, räumte Akte und Pad zusammen und wartete keine Antwort ihrerseits ab. Das Lämpchen an der Kamera erlosch und auch Ellie, die ihm eine Antwort darauf schuldig blieb, stemmte sich wieder auf ihre Füße. Mit etwas Stütze des Tatarianers beschritten sie den Weg durch die Raumstation in Richtung Krankenstation.

    Einmal editiert, zuletzt von Chnorzi (18. Juli 2016 um 14:16)

  • Zitat von Chnorzi

    „Wenn sie die Kontrollen hinter sich gebracht haben, suchen sie im Ring Zwei, Ebene Zwei die Sektion A. Dort befindet sich die Krankenstation. Wahrscheinlich werden sie von einem Sicherheitsteam begleitet, aber eher um sie vor den Mitgliedern der Dark Liberty zu schützen.“

    Alle persönlichen Anreden groß^^

    Zitat von Chnorzi

    dass der Capt’n mehr über diese Dark Liberty wusste, als (er) gerade preisgab.


    Das ist ja nochmal gut ausgegangen (zumindest bis auf der Station die nächsten Probleme auftauchen^^). Jetzt heißt es Wunden versorgen und gespannt abwarten, was als nächstes passiert. Ärger ist bestimmt schon unterwegs, wie man eure Geschichte kennt.

    Etwas weniger gelungen fand ich diesmal das Auftauchen der Alien-Ärzte. Wieso gleich drei, wenn die Kapsel mit der Besatzung schon eng war, wie soll ein Sanitrupp dann arbeiten? Dann beamen die eine halbe Armee rein oO Bei fremden Ankömmlingen würde ich eher einen Mediziner und einen Sicherheitsmann losschicken, aber das soll dich nicht weiter kümmern^^.
    Und der Dialog zwischen den Echsen... hmm, was soll ich sagen, der sollte bestimmt etwas auflockernd wirken, was leider nicht so ankam bei mir :D


    Und der Verhörleiter ist seltsam. Wieso startet er ein Verhör mit Akte, Kamera und separatem Raum, und nach zwei Sätzen ist die Wahrheit plötzlich unwichtig? Es ist ihm völlig gleich, wen er da aufnimmt, weil intern eh alles den Bach runter geht. Das macht den ganzen Teil mit dem Verhör irgendwie überflüssig.

    Ansonsten wieder toll ge- und beschrieben. Mir tut selber beinahe alles weh, wenn ich von so vielen Blessuren lese :D Dabei hat es trotzdem nicht überladen gewirkt. Weiter so^^

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe das Gefühl, die Gruppe hatte mehr Glück als Verstand. Dass sie doch freundlich aufgenommen wurden. Aber ich glaube nicht, dass es lang ruhig bleiben wird. Dafür zieht diese Gruppe das Pech zu sehr an. XD
    Nachdem ich Wysis Kommi gelesen habe, muss ich ihm zustimmen, was das Verhör angeht. Es klingt etwas komisch. Wobei ich nicht mal das Gespräch so schlimm fand, sondern einfach das Wort Verhör. :hmm: Mir fällt aber leider auch keine günstige Alternative ein. ^^ Passt also.
    Ich bin einfach erstmal froh, dass sie vorerst gerettet sind und sich hoffentlich etwas auskurieren können. ^^

    LG, Kyelia

  • Also mich störte das Verhör nicht. Es wirkte wie eine Formsache, die nur wegen der Routine durchgezogen wurde. Und der nächste Ärger steht ja schon bevor: wer ist diese Dark Liberty, die diese Raumstation gerade zu erobern versucht?
    :rofl: Langsam glaube ich, die Gruppe hat einen unsichtbaren Begleiter, und der heißt Murphy.
    Ich wette das wird nix mit erholen.
    :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Hallo Leute!

    Und der Verhörleiter ist seltsam. Wieso startet er ein Verhör mit Akte, Kamera und separatem Raum, und nach zwei Sätzen ist die Wahrheit plötzlich unwichtig? Es ist ihm völlig gleich, wen er da aufnimmt, weil intern eh alles den Bach runter geht. Das macht den ganzen Teil mit dem Verhör irgendwie überflüssig.

    Die gute melli hat's auch schon geschrieben, aber ich möchte es hier auch nochmal kurz aufgreifen: das Verhör ist tatsächlich eine reine Formsache, die zu einem festen Protokoll gehört, welches beim Eintreffen von Fremden abgespult wird. Hier wird es erst recht streng durchgeführt, aufgrund der angespannten Situation auf der Station. Der Leutnant merkt halt recht schnell, dass von der Crew keine Gefahr ausgeht und sie nicht mit der Liberty unter einer Decke steckt, daher dieses abrupte Ende.


    Ich habe das Gefühl, die Gruppe hatte mehr Glück als Verstand. Dass sie doch freundlich aufgenommen wurden. Aber ich glaube nicht, dass es lang ruhig bleiben wird. Dafür zieht diese Gruppe das Pech zu sehr an.

    Ohja... es wird noch, naja... schlimmer. :D


    Langsam glaube ich, die Gruppe hat einen unsichtbaren Begleiter, und der heißt Murphy.

    :rofl: Ja, der ist fester Bestandteil der Crew!

    Vielen Dank an alle Leser!


    Grüße!

  • [Narrow]


    „Sagen Sie es frei heraus, Doc“, verlangte Narrow. „Wie geht es ihm?“
    Die Hydra-Krankenschwester schnarrte mürrisch zwischen den spitzen Zähnen hervor, als sie zum wiederholten Male versuchte, die Schnitte in Narrows Gesicht zu nähen. Der Capt'n dachte allerdings gar nicht daran, still zu halten. Seine restlichen Wunden waren bereits versorgt und brannten vom Alkohol. Die Hydra hatte ihm im Handumdrehen das Hemd ausgezogen und die Schnitte und Prellungen behandelt. Alles, außer den alten Narben der Schrapnelle, die ihm einst den Bauch durchlöcherten. Jetzt zwirbelten ihre flinken Finger den spitzen Faden durch seine Haut, doch wurden ihre Bemühungen stetig von Narrows Unruhe sabotiert, der sich unablässig nach Ted oder dem Doc umsah. Die Hydra zischte.
    „Er wird wieder gesund“, antwortete Rajinth MD im Singsang der Funiari - Geschöpfe mit milchweißer Haut, die wie Leder wirkte. Ursprünglich waren sie Vierbeiner, doch einige Wenige meisterten den aufrechten Gang. Auf den Hinterläufen stehend, ragten sie gut zweieinhalb Meter hoch, wobei ein knöcherner Kamm auf ihren Köpfen noch einige Zentimeter hinzu addierte. Sie verströmten ein Gefühl innerer Ruhe an ihre Umgebung und der Klang ihrer Stimmen hallte einem angenehm in den Ohren nach.
    „Allerdings werden wir ihn eine Weile hier behalten müssen.“
    „Soll heißen?“, hakte Narrow nach. „Was ist das Problem? Ihr grünhäutiger Kollege meinte, er käme wieder in Ordnung.“
    Blassblaue Augen wanderten zurück zur Zelle aus Glas, in der Ted an eine komplexe Maschine angeschlossen war. Die gesamte Krankenstation war aufgebaut, wie ein Bienenstock, dessen Waben aus Glas bestanden; durchzogen von grellweißen Gängen. Hydras huschten von Wabe zu Wabe, schoben Krankenbetten mit verletzten Tatarianern hin und her, die in den Kämpfen mit Dark Liberty verwundet worden waren. Narrow sah, wie einer Tatauriwache die blutigen Stümpfe an Arm und Bein kauterisiert wurden. Er mochte sich gar nicht vorstellen, was in den Zellen vor sich ging, deren Wände undurchsichtig waren.
    „Jemand hat sein Bein abgeschnürt“, begann Doktor Rajinth, „was zum Einen dazu führte, dass die Blutung gestoppt wurde, ja, doch zum Anderen sammelten sich dadurch auch Unmengen an Giftstoffen in seinem Bein. Wäre dieses vergiftete Blut durch Lösen des Gürtels zurück in seinen Kreislauf gelangt, hätte es das Herz überschwemmt und zur Aufgabe gezwungen. Wir mussten ihm das Blut aus dem Bein pumpen, es reinigen, bevor es in seinen Organismus zurückgeführt werden konnte. Leider sind durch die Sauerstoffunterversorgung bereits Teile des Gewebes abgestorben und müssen ersetzt werden.“
    „Die Kurzversion, Doc!“ Endlich von der Hydra befreit, kramte Narrow in seinen Taschen nach einer Schachtel Zigaretten. „Wie lange müssen Sie ihn hier behalten?“
    „Vier Tage. Danach würde ich noch einige Tage Rehabilitation empfehlen, doch nach vier Tagen könnte er die Station verlassen.“
    Vier Tage... Dark Liberty wird uns keine vier Tage gönnen. Narrow ließ das Feuerzeug aufflammen, da wirbelte die Hydra, die sich bis eben noch um Ellie gekümmert hatte, blitzschnell zu ihm herum und schnarrte wütend etwas in ihrer Sprache.
    Langsam ließ er das Feuerzeug wieder verschwinden, die Fluppe blieb ihm allerdings im Mundwinkel hängen. „Aber er wird wieder, oder nicht?“
    Rajinth verzog den lippenlosen Mund zu so etwas, wie einem milden Lächeln. „Auf jeden Fall. Schätzt euch glücklich. Eure Physiognomie gleicht den Tartari sehr und mit deren Behandlung sind wir hier äußerst vertraut. Schon bemerkenswert, wie sehr sich eure beiden Völker ähneln…“ Mit diesen Worten stakste er an ihnen vorbei. Sein langes Gewand wies hinten einen Ausschnitt auf, der dem gestutzten Schwanz Freiraum bot – eine unliebsame Erinnerung an den muffigen Sumpf, aus dem seine Vorfahren einst krochen.
    „Ich glaube, das reicht jetzt wirklich“, stritt sich Ellie mit der Schwester. „Ja, genug! Wirklich jetzt... AUA!“ Die Hydra wich zurück, warf die Arme empor und stapfte schließlich entrüstet und schnatternd davon, dem Doc hinterher. Ellie zog sich ihren verschmierten Overall wieder zurecht und zurrte den Reißverschluss zu. Kurz konnte Narrow einen Blick darunter erhaschen, was ihn zu einer Idee verleitete, da stürmte Ramirez um die Ecke. Er warf jedem von ihnen zwei Aluminiumtütchen entgegen.
    „So ein Fraß!“, beschwerte er sich. „Notrationen, nennen die das. Für Gestrandete. Resteessen nenne ich das, Müll vom Vortag!“ Er hielt die saugerähnliche Öffnung der Tüte an die Lippen und schlürfte sie zur Gänze aus. Narrow starrte auf die zwei Tüten in seinen Händen. Eine war mit Aqua, die andere mit Nutri beschriftet. Das Wasser trank er gierig, doch bei dem Gedanken an den Nährstoffbrei verging ihm der Appetit. Ellie schien dieselben Zweifel zu hegen, ihrem Blick nach zu urteilen. Der Bulle war mit seiner Ration bereits fertig und schielte nach mehr.
    „Isst du das noch?“, fragte er an Gecko gewandt, die beide Tütchen hinter ihrem Rücken platzierte. Ihre dunkel umrandeten Augen blitzen den breiten Kerl, der gut das Dreifache ihrer Masse bot, herausfordernd an. Um schlimmeres zu verhindern, rückte Narrow seine Portion heraus.
    „Hier.“
    Ramirez schnaubte. „Danke, Row.“ Er riss das Paket auf, lehnte sich an die Wand und verschlang die Ration. „Widerlich“, murmelte er mit vollem Mund.
    „Um mal wieder auf den Ernst unserer Lage zurückzukommen“, begann Narrow und sah sich nach den Hydra-Schwestern um. „Hatte einer von euch das Gefühl, dass Leutnant Bertora die Geschichte geschluckt hat?“
    „Nein“, murrte Ramirez. „Kein Stück.“
    „Bei mir auch nicht“, gestand Ellie kopfschüttelnd. „Das hat er mir sogar frei heraus gesagt.“
    Narrow nickte, denn ihm war es ähnlich ergangen. Der Tatarianer war hart mit ihm ins Gericht gegangen, meinte aber auch, dass er die ganze Truppe am liebsten an Bord des nächsten Shuttles sehen würde.
    „Spielt eigentlich auch keine Rolle. Die wollen uns hier nur loswerden um sich ganz und gar mit Dark Liberty beschäftigen zu können. Sobald das Shuttle hier eintrifft, müssen wir den Doc dazu bringen Ted reisefertig zu stabilisieren, damit wir hier wegkommen.“
    „Und wo geht’s dann hin?“, wollte Ramirez wissen.
    „Zum nächsten Portstrahler. Der bringt uns ins Lambda-System, von wo aus wir dann weitere Schritte planen müssen.“
    Ellie zog eine Grimasse. „Lambda? Nicht gerade der menschenfreundlichste Sektor, soweit ich gehört habe.“
    „Das kann man wohl sagen“, knurrte Bull.
    „Solange du einen Lerianer nicht auf seine Ohren ansprichst, einem Flux nicht den Strom abstellst und die Hurusi am besten gar nicht erst anschaust, dürften wir klar kommen“, dozierte Narrow, sich wachsam das Feuerzeug aus der Tasche klaubend. „Wir haben ein viel größeres Problem: die Zelle befindet sich noch immer in der Rettungskapsel. Bertora versicherte mir zwar, dass bei der Durchsuchung nichts gefunden wurde, doch selber nachzusehen verbot er ebenso.“ Eine Krankenschwester huschte vorbei. Die weiblichen Exemplare der Hydras waren etwas größer als ihre männlichen Vertreter, dazu sehr schlank und mit sandfarbener Haut. Narrow ließ den Zünder wieder verschwinden. „Heißt, wir müssen da irgendwie selbst heran kommen.“
    „Können wir uns vielleicht an den Wachen vorbeischleichen?“, schlug Ellie vor.
    „Waffengewalt scheidet jedenfalls aus“, gab Ramirez zum Besten. Damit hatte er leider Recht. Die Tatarianer hatten Narrow sofort die PX-9 abgenommen, noch ehe er einen Schritt getan hatte. Auf der Tatauri-Station waren Waffen verboten, daher würde er seine Luger erst beim Abflug wiedersehen.
    „Ich denke unsere besten Chancen liegen bei Leutnant Bertora selbst“, meinte der Capt’n schließlich. „Ihm scheint in diesem Bereich die Befehlsgewalt zu obliegen. Schaffen wir es, ihn zu überzeugen, dürften uns alle Wege offen stehen.“
    Ramirez rieb sich das stoppelige Kinn. „Aber wie? Sollen wir ihn mit unserem Charme einlullen?“
    Das entrang Narrow ein Lächeln. „So ähnlich. Wir müssen ihn überreden – mit Charme wie du sagst. Weiblichem Charme…“
    Zwei Augenpaare wanderten zu Ellie, die an ihrer Notration nestelte. Überrascht sah sie auf und ihr Gesicht spiegelte erst Verwunderung, dann Entsetzen und schließlich Wut wider. „Ihr habt doch wohl nicht mehr alle Schrauben im Getriebe! Seid ihr wahnsinnig? … Nein!“
    „Dich hat er doch nett behandelt, oder nicht?“, wollte Narrow wissen.
    „Was? Ja… schon, aber… das heißt doch noch lange nicht, dass… Nein!“ Mit jedem Aufwallen der Entrüstung flogen ihre Locken auf und nieder. „Sucht euch jemand anderes für diesen Mist!“
    „Zugegeben, ich kenne Bertoras persönlichen Geschmack nicht, aber ein paar säuselnde Worte, ein freundliches Lächeln… und lass den Overall etwas offen.“
    „Klimper‘ ein wenig mit den Wimpern“, warf Ramirez noch ein, wofür ihm Gecko ihre Ration entgegenschleuderte.
    „Eine kluge Frau sagte mir einmal“, erinnerte sich Narrow, „ein Mann ist jederzeit bereit einer Frau zwei Dinge zu glauben. Zum Einen, dass sie schwächer ist als er und zum Anderen, dass sie ihn attraktiv findet. Nutze das und die Aufgabe wird dir leichter fallen als du glaubst.“
    Ellies Gesichtsfarbe hatte sich von erschöpfter Fahlheit zum Ton verdorbener Milch gewandelt. Sie wirkte hundeelend. „I-ich will das nicht. Wirklich nicht. Ich meine, was wenn es nicht klappt? Wenn ich ihn nicht überzeugen kann?“
    „Dann greift Plan B“, antwortete Ramirez, der sich die Schleimreste von der Wange wischte.
    „Ach, es gibt einen Plan B?“
    Narrow zündete sich die Zigarette an und paffte. „Es gibt immer einen Plan B.“
    Eine dünne Zunge schoss scheinbar aus dem Nichts hervor und schnappte ihm den Glimmstängel von den Lippen. „Nicht rauchen!“, schnarrte die Hydra, während sich Rauch aus ihren Nüstern kräuselte

    Einmal editiert, zuletzt von Maxwell (22. Juli 2016 um 12:48)

    • Offizieller Beitrag

    Ein kluge Frau sagte mir einmal“, erinnerte sich Narrow

    Eine

    Glückwunsch. Ellie darf also Überzeugungsarbeit leisten. Ich bin ja gespannt, ob das funktioniert. Ich habe noch meine Zweifel. XD
    Aber ich bin schon mal froh, dass es Ted scheinbar besser geht oder er zumindest wieder auf die Beine kommt. ^^
    Bin gespannt, ob der Plan aufgeht. ;)

    LG, Kyelia

  • „Waffengewalt scheidet jedenfalls aus“, gab Ramirez zum Besten.

    Und das von Ramirez :rofl:

    „So ähnlich. Wir müssen ihn überreden – mit Charme wie du sagst. Weiblichem Charme…“
    Zwei Augenpaare wanderten zu Ellie,

    :rofl: Das kann ja was werden XD
    Gerade Ellie XD Die nicht nur eine eher maskuline Frau ist (so wie ich das verstanden habe), sondern auch schon einigen Kerlen die Eier abgerissen hat, die ihr auf den Sack gingen XD
    Aber Narrows Tipps für Ellie klingen einleuchtend. ich freue mich schon auf den nächsten Teil. Das verspricht amüsant zu werden :D

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • „Ihr habt doch wohl nicht mehr alle Schrauben im Getriebe! Seid ihr wahnsinnig? … Nein!“

    :rofl: - ich bin zu gespannt, wie Elli das hinkriegen will. Bei euch muss aber auch jeder über seine Grenzen. Schöner Teil!

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Fand ich einleuchtend, darum habe ich es entsprechend geändert. Vielleicht magst du es nochmal durchlesen?

    Zitat von Wysenfelder

    Alle persönlichen Anreden groß ^^

    Done! ^^

    Zitat von Wysenfelder

    Das macht den ganzen Teil mit dem Verhör irgendwie überflüssig.

    Ich kann da nur auf @Maxwell und @melli verweisen. Es war tatsächlich nur reine Routine (...)

    Zitat von Kyelia

    Ich bin einfach erstmal froh, dass sie vorerst gerettet sind und sich hoffentlich etwas auskurieren können.

    Mit Betonung auf "Vorerst" :D

    Zitat von melli

    Ich wette das wird nix mit erholen.

    Da hast du womöglich Recht ^^

    Zitat von Miri

    Gerade Ellie XD Die nicht nur eine eher maskuline Frau ist (so wie ich das verstanden habe), sondern auch schon einigen Kerlen die Eier abgerissen hat, die ihr auf den Sack gingen XD

    Sie ist eine taffe und dennoch verletzliche Oberzicke :D Wenn du sie als "maskulin" bezeichnest, fallen mir sofort Mannsweiber mit Oberlippenbart ein ... so wollte ich Ellie nicht rüberkommen lassen :rofl:

    Zitat von melli

    Ich bin zu gespannt, wie Ellie das hinkriegen will. Bei euch muss aber auch jeder über seine Grenzen. Schöner Teil!

    Da bin ich auch gespannt :saint: und danke für die Blumen ^^


    (PS: Unser Umbau ist über die Bühne! Jetzt gibts wieder mehr Chnorzi!)

  • [Elenora]


    (Editiert)
    „Ich soll mit denen ein Quartier teilen?“, Ellie starrte den stoischen Quartiermeister der Sektion A entgeistert an. Der untersetzte, stämmige Tatarianer war offenbar der Verwalter aller Gästequartiere in der ersten Ebene der Raumstation, welche sich im äußeren, zweiten Ring befanden. Als sie Narrows Blick auffing, presste sie grimmig die Lippen aufeinander und gab klein bei. Gerade mal seit knapp zwei Tagen war sie mit den Herren unterwegs und sie wollte nicht einmal anfangen darüber nachzudenken, was in ihren Augen nicht alles nach Plan verlaufen war.
    „Wie gesagt“, begann der grauhaarige Quartiermeister von Neuem, auf dessen gelber Uniform der Name F. Maison gestickt war. So wie er seinen Text herunterleierte, schien er diese Sätze schon zum tausendsten Mal auf dieselbe Weise aufzusagen. „Quartier acht ist ihnen zugeteilt. Es ist für vier Humanoide mit täglichem Regenerationsbedarf ausgelegt. Mit diesen Ringen erlangen sie Zugang zu ihren Räumlichkeiten, Ebene1-Ring2-SektionA, die Inter-Ebenen-Lifte dieser Sektion und Ebene1-Ring2-SektionenAB und C. Ausgenommen sind die durch Kraftfelder abgesperrten Bereiche, in denen Kampfhandlungen mit dem fremden Besatzungstrupp stattfinden. Sollten sie den Ring abnehmen, manipulieren oder zerstören, wird augenblicklich dessen Funktion außer Kraft gesetzt und ein Kommando der Stationssicherheit wird zu ihrem Standort teleportiert. Fragen?“
    Ellie hatte tausende, doch der Captain winkte ab, drückte ihr und Bull einen der Ringe in die Hand und wandte sich dann wieder dem alten Maison zu. „Nein, Chef. Wir kennen die Prozeduren auf Raumstationen. Ist nicht das erste Mal.“
    Nicht euer erstes Mal, grummelte Gecko innerlich, die den vermeintlichen Fingerschmuck skeptisch in der notdürftig reparierten Robo-Hand hielt und ihn betrachtete. Er bestand aus schwärzlichem, leichtem Metall, dessen Oberfläche sich unnatürlich warm anfühlte.
    „Du musst ihn an der organischen Hand anlegen, Mädchen“, schwatzte der Quartiermeister und deutete mit dem wulstigen Zeigefinger auf ihre Linke. Sie nickte beiläufig, als wäre ihr das längst klar gewesen und streckte ihm den Ring entgegen.
    „Der ist mir sowieso zu groß. Habt ihr keine kleineren?“
    Ehe der verdutzte Maison etwas erwidern konnte, griff Narrow nach ihrem Arm und zog sie mit sich in Richtung Ausgang. „Danke, Maison“
    Dieser schwieg und runzelte lediglich die Stirn, als die drei schließlich sein Büro verließen.
    „Aber Capt’n, der ist zu groß!“, grummelte Ellie, die noch immer mitgeschleift wurde. Sie hatten die Quartierverwaltung nach links verlassen und beschritten nun einen ungefähr zwei Meter breiten Korridor, an dessen linken Seite rechteckige Fenster den Blick auf den ersten Ring der Station und den angrenzenden, schwarzen Weltraum frei machte. Man konnte gut die schweren Geschütztürme auf der Ober- und Unterseite ausmachen, die alle drei Ringe der Station säumten. Rechts befanden sich die Türen zu den Gästequartieren und als sie schließlich vor dem Eingang 12A08 stehen blieben, richteten sich die Blicke der beiden Herren wieder auf Gecko.
    „Zieh ihn endlich über, verdammt. Glaubst du, die hätten hier Ringe in allen Größen? Der passt sich an, jetzt mach schon.“
    Sie runzelte die Stirn und besah das Ding in ihrer Linken nochmals, schnaufte dann resigniert und streifte den TK-Glove ab, ehe sie den übergroßen Ring vorsichtig an ihrem Mittelfinger nach hinten schob. Kaum hatte sie die Robofinger vom Metall genommen, zog es sich mit einem leisen Surren zusammen und passte sich exakt ihrer Größe an. Mit einem leisen Piepen glomm der Mechanismus im Inneren in einem dumpfen Orange auf.
    Fast zeitgleich glitt die Tür zu ihrem Quartier auf.
    „Na also, geht doch“, murmelte Bull, dessen Geduld offensichtlich bereits überstrapaziert war. Dennoch ließ er dem Captain den Vortritt. Sowie Ellie es als angebracht empfand, Bull als zweites eintreten zu lassen. Schließlich betrat auch sie die Räumlichkeiten und sah sich um. Es war definitiv hübscher als sie es sich vorgestellt hatte, auch wenn die Stiefelabdrücke der Vormieter noch auf dem Fußboden auszumachen waren.
    Am hinteren Ende befanden sich vier saubere Betten. An jeder Wand zwei, wobei das Fußende in die Zimmermitte gerichtet worden war. Direkt neben dem Eingang befand sich das Bad mit allen nötigen Einrichtungen wie Toilette, Waschbecken und Dusche. Es schien sogar warmes Wasser zu geben!
    Alles war in schlichten Grautönen gehalten und Dekorationen waren wohl als überflüssig erachtet worden. Dennoch war Ellie begeistert und als sich Bull das Bett neben Narrow zu eigen machte, war sie überzeugt, dass sie die nächsten Stunden gut schlafen würde.
    Sie machte sich auf einer Matratze an der gegenüberliegenden Wand lang und stützte die Stiefel auf den unteren Rand des Bettrahmens. Jeder Muskel und jeder Knochen schien zu schmerzen und zu pulsieren, da sie sich im Liegen nach unzähligen Stunden endlich entspannten. Erschöpfung überkam sie und nur nach ein paar Sekunden döste sie weg.

    Gecko wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie die Augen aufschlug und sich nach einiger Zeit endlich dazu überwand, sich gähnend aufzusetzen. Sie spürte immer noch, wie sich jede Faser ihres Körpers nach noch mehr Ruhe sehnte, aber sie wusste, dass sie sich wohl oder übel irgendwann um den Leutnant kümmern musste. Mit einem tiefen Seufzer stemmte sie sich auf die Beine, bahnte sich schlurfend ihren Weg an den schlafenden Männern vorbei ins Badezimmer und hielt schließlich etwas abrupt vor dem Spiegel inne. Die Geweberegeneratoren hatten zwar die meisten Blessuren und kleineren Schrammen an Körper und Gesicht verschwinden lassen, doch die dunklen Schatten unter ihren Augen zeugten noch immer von den Strapazen der letzten Tage. Auch ihr Overall hatte schon bessere Zeiten erlebt. An manchen Stellen war er blut- oder rußbefleckt und der gesamte rechte Ärmel hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst.
    „Jah. Bertora wird auf dich fliegen“, gab sie trocken von sich und lächelte freudlos ihrem Spiegelbild entgegen, ehe sie sich murmelnd aus ihrer Kleidung schälte und sich endlich eine ausgiebige Dusche unter heißem Wasser gönnte.
    Nach einer geschlagenen Stunde schloss sie endlich die Tür zum Bad wieder auf und trat zurück ins Zimmer.
    „Na endlich“, hörte sie Narrow grummeln. Er saß auf der Bettkante und rieb sich die Nasenwurzel mit einem ausladenden Gähnen. „Hier“, sagte er schließlich, als er sich leise ächzend erhoben hatte und an sie herangetreten war. Er hielt ihr etwas Geld unter die Nase, „Geh runter und kauf dir ’was Hübsches.“
    Sie griff nach den Scheinen und strich sich nachdenklich ein paar nasse Locken aus der Stirn. „Als ob auf dieser Handelsstation noch irgendwelche Läden geöffnet hätten. Hast du nicht gesehen, wie ausgestorben es hier überall aussieht?“
    Der Captain lächelte sachte: „Schneiderei Emmett. Wie ich gehört habe, scheint er die Stellung trotz allem zu halten.“
    „Wie nett, dass du dich informiert hast, wo ich ’was zum Anziehen kaufen kann“, murrte sie und verdrehte leicht die Augen, während sie sich abwandte. Sie hatte schon die Hoffnung gehegt, bereits auf Plan B umzusteigen, aber Narrow wollte ganz offensichtlich an Plan A festhalten und ihr die ganze Arbeit überlassen.

    Die Einkaufsebene befand sich direkt unter den Gästequartieren. Nachdem Gecko nach Einsehen der Stationspläne an den Wänden endlich den richtigen IE-Lift erwischt hatte, schritt sie der gespenstisch leeren Gangway hinunter und kam an den verschiedensten Läden vorbei, die mal mehr, mal weniger extrem in ihren Schaufenstern Werbung für ihre Waren anboten. Allerdings waren nur die wenigsten Geschäfte beleuchtet. Manche Türen waren gar mit Brettern oder metallenen Fallgittern verrammelt worden. Ein ziemlich unheimlicher Anblick.
    Es dauerte eine Weile, bis sie endlich die Überschrift der Schneiderei erblickte.
    „Herrje Schätzchen, durch welchen Reißwolf hat man dich den gedreht!“, ein alter Tatarianer kam ihr entgegen, als sie durch die Tür trat. Er war mit Sicherheit der Besitzer. Den feinen Zwirn, den er trug, war zweifelsohne von höchster Qualität und selbstgeschneidert. Zudem war sein graues Haar mit viel, sehr viel Wachs zurückgelegt worden. Dass sie nicht gerade trieften, war ein glücklicher Umstand.
    „Ich brauch‘n neuen Overall und’n frisches Hemd für drunter.“, gab sie zaghaft mit abwehrender Haltung von sich. Sie hasste es, Kleidung einzukaufen. Normalerweise warenÄrmel und Hosenbeine bei jedem Kleidungsstück zu lang, was es ihr fast unmöglich machte etwas Passendes zu finden.
    „Natürlich, natürlich Schätzchen!“, trällerte er nun mit verschmitztem Grinsen, das seine künstlichen Beißer entblößte, „Was darf‘s denn sein, etwas mit mehr Farbe? Wie wäre es mit violett? Das würde hervorragend zu deinen Augen passen! Wunderschöne, goldene Augen. Violett?“
    Er hielt ihr einen dunklen, violetten Stoff unter die Nase. Er fühlte sich etwas kühl an und rutschte zwischen den Fingern hindurch wie Wasser. Erstaunt blickte sie auf.
    „Der ist tatsächlich hübsch- aber ich kann mir vorstellen, dass der mein Budget sprengt.“
    Kurzerhand zog sie die Scheine aus der zerschlissenen Hosentasche und legte sie dem Schneider auf den Tresen, auf welchen er den violetten Stoff gelegt hatte.
    „Das ist alles was ich habe. Ich brauche einen starken, schwarzen Stoff der für meine Arbeit zweckdienlich ist. Wie das Hemd aussieht ist mir egal. Es darf aber-“, jetzt zögerte sie. Sie hasste den Capt’n für das, was er von ihr verlangte. Schließlich beendete sie den Satz mit belegter Stimme. „Es darf etwas Figurbetont sein.“
    Das Grinsen im Gesicht des Verkäufers war erst jetzt zurückgekehrt. „Ich dachte schon eine hübsche Dame wie du wolle sich nochmals so einkleiden wie ein dahergelaufener Modeschreck! Ein Hoch auf deine Vernunft. Gut, dann lass uns mal sehen was wir hier haben!“
    Er führte sie mit einem charmanten Lächeln galant in ein Nebenzimmer und deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf ein niedriges, metallenes Podest.
    „Stell dich doch da drauf, Liebes“
    „Ellie“, noch während sie ihren Namen aussprach, verkrampfte sich ihr Innerstes. Laine. LAINE! Verdammt!
    „Hm?“, sagte dieser nach kurzem Zögern, während er darin vertieft war, sein Material aus einer Kiste zu kramen.
    „Eile. Keine Eile, meinte ich“, haspelte sie etwas nervös und rieb sich die Stirn, nachdem sie sich auf den Tritt gestellt hatte.
    „Ach, keine Sorge. Ich bin die Ruhe selbst“, er lächelte kurz gutmütig und trat schließlich mit einem Tablett voller befremdlicher Werkzeuge an sie heran. Während er mit den Gerätschaften jegliche Masse ihres Körpers aufnahm, begann ihr eine Frage auf der Zunge zu brennen.
    „Willst du mir sagen, was mit dir passiert ist, Liebes?“, wollte er wissen und schenkte ihr abermals ein entwaffnendes Lächeln.
    „Ich-“, setzte sie an und haderte kurz mit sich. Sie musste das Thema wechseln. „-ich frage mich wie es kommt, dass Sie ihren Laden nicht geschlossen haben wie alle anderen.“
    Etwas verwundert sah er von seiner Arbeit auf, dann bemerkte Ellie einen Schatten, der flüchtig über sein runzliges Gesicht huschte.
    „Ich habe im letzten Krieg auf dieser Handelsstation drei feindliche Besatzungen überlebt, Liebes. Zudem führe ich diesen Laden jetzt schon seit bald achtzig Jahren. Ich bin alt und halte an meinen Gewohnheiten fest. Da wird auch die Liberty nichts daran ändern.“
    Sie nickte ansatzweise und hielt wieder still. Offensichtlich hatte sie einen wunden Punkt getroffen, denn die gute Laune des Schneiders schien dahin und sein Gesicht war um Jahre gealtert. Die tiefen Sorgenfalten waren jetzt mehr als deutlich zu sehen und während der restlichen Zeit war Emmett auffallend schweigsam geworden.

    Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis Ellie neu bekleidet den Laden verließ. Sie fühlte sich nicht richtig wohl darin. Das erste Mal saß ihr ein Overall richtig, ohne dass der Hosenboden halb in den Kniekehlen hing und die Hosenbeine gefühlte hundert Mal hochgekrempelt werden mussten. Der schwarze Stoff saß perfekt locker und Emmett hatte sich die Freiheit genommen, den Reißverschluss knapp unter der Brust auslaufen zu lassen. Darüber kam das dunkelrote Shirt zum Vorschein, das dezent etwas Dekolleté preisgab. Trotz seiner schwermütigen Laune, war der Alte von seiner Arbeit entzückt gewesen.
    Um den Weg zu Bertoras Büro zu finden, hielt sie Ausschau nach einem weiteren Stationsplan und ging die ausgestorbene Promenade entlang weiter in Richtung Sektion C. Die Läden veränderten sich leicht, da die Verkäufer in Sektion C offenbar nicht mehr so viel Wert auf das Äußere ihres Etablissements legten. Viel mehr glühten vereinzelt noch rote Lampen hinter behangenen Schaufenstern, an dessen Rändern ein Münzeinwurf und ein roter Knopf zu erkennen waren. Ellie kannte es von Luna-68. In ihrem Bezirk gab es häufig solche Schaufenster, in denen sich Frauen und Männer gegen Bargeld im Schaufenster bis auf die Haut auszogen und sich lasziv vor dem Zuschauer räkelten. Sie wusste aber auch, dass in den Läden, welche die Schaufenster zur Verfügung stellten, noch viel mehr passierte. Dinge, die in solchen Fenstern offenbar nicht zur Schau gestellt werden durften.
    Schließlich kam sie am Haupteingang des Geschäfts vorbei, über welchem ein rotes Schild mit der weißen Aufschrift „Madame Ariannas Etablissement“ prangte. Während sie einen Hydra beobachtete, der verstohlen den Laden verließ, zerrte ihnen ein plötzliches Beben den Boden unter den Füssen weg und ein ohrenbetäubendes Donnern zerriss die Stille der Sektion kaltblütig. Geistesgegenwärtig klammerte sie sich gerade noch am Handlauf der Promenade fest und versuchte sich mühsam auf den Beinen zu halten. Sie hatte noch nicht begriffen wie ihr geschah, da schrillte der ohrenbetäubende Alarm der Station aus den Hörnern und kaum ein paar Augenblicke später hastete ein Trupp Soldaten die Gangway herunter.
    „Was ist passiert?!“, rief Gecko den Typen hinterher, doch mehr als ‚feindlicher Beschuss‘ bekam sie nicht zur Antwort. Kaum hatten die Soldaten das Kraftfeld zur Kampfzone passiert, erschütterte eine weitere Detonation die Station. Diesmal riss es sie zu Boden, wo sie auf allen Vieren Halt suchte. Keine drei Meter vor ihr explodierte eine Plasmaleitung und sprengte große Teile der Wandverkleidung in den Durchgang. Ellies Herz hämmerte ihr in den durch die Explosionen halbwegs tauben Ohren, begleitet von einem hohen Pfeifton. Benommen stemmte sie sich wieder auf die Füße. Zwischen den Trümmern vor ihr lag der Hydra aus dem Bordell. Zerfetzt und in einem sich ausdehnenden Teppich aus schwarzem Blut. Wäre sie nur ein paar Schritte weiter gegangen, läge sie nun an seiner statt. Es lief ihr kalt den Rücken hinunter und eine plötzliche Übelkeit überkam sie. Doch während sie sich dazu zwang, die Notration im Magen zu behalten, erlitt die Station einen weiteren Treffer. Und noch einer, etwas weiter entfernt. Tief durchatmend klammerte sie sich weiter an den Handlauf und entschloss sich, den Rückzug zu ihrem Quartier anzutreten.
    Als sie endlich die Schleuse zu Sektion B erreicht hatte, fand sie diese allerdings fest verriegelt vor.
    „Was zum-?“, fluchte sie leise vor sich hin und hämmerte gegen das meterdicke Metallschott. „HE! LASST MICH DURCH!“
    Keine Reaktion. Sie hielt den Ring satte zwanzig Mal gegen den Sensor, doch der Schott war offensichtlich dicht. Es dauerte keine fünf Minuten, da hatte sich schon eine kleine Menge an Hinterbliebenen verschiedenster Völker am Schott versammelt, die bei den wiederholten Explosionen mit steigender Panik gegen das Tor drängten. Mühsam stemmte sie sich gegen die Körper und entschlüpfte schließlich keuchend zwischen ihren Beinen und Unterleibern in die andere Richtung. Man hatte die Soldaten reingeschickt und die Luke verrammelt. Dass das kein gutes Zeichen war, war ihr inzwischen mehr als klar geworden.
    Ellie fluchte in sich hinein, während sie am Boden entlang in Richtung Madame Ariannas‘ zurückkroch und sich durch die wachsenden Schrottberge auf der Promenade wühlte um vorwärts zu kommen.
    Dann hörte sie in der Ferne Geräusche, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Blasterschüsse. Ein regelrechtes Gefecht. Keine paar Sekunden später verlor der dritte Ring die Hauptenergie und es wurde finster. Nur noch durch die Bullaugen mit Sicht zum Zweiten fiel noch stellenweise diffuses Licht herüber und keine dreißig Meter vor ihr hallten Schreie und Schüsse durch den Korridor. Durch den Energieausfall waren mit Sicherheit auch die Kraftfelder ausgefallen und mit ihm hatte der Fremdbeschuss ein Ende gehabt. Der Weg in die Sektion war frei. Die Dark Liberty war auf dem Vormarsch.
    Ein kalter Schauer jagte ihr über den Rücken und ließ sie leer schlucken. Zittrig stemmte sie sich nach ein paar Sekunden auf die Beine. Die Blitze der Blasterschüsse erhellten in der Ferne den zerstörten Korridor wie Momentaufnahmen eines Albtraums. Mit eiligen Schritten stolperte sie am Handlauf entlang weiter in Richtung Ariannas Etablissement. Die Blitze kamen näher, sowie auch die Schreie, nur waren sie vor, sowie auch hinter ihr zu hören. Versprengte Zivilisten und Soldaten. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis die beiden Fronten aufeinanderprallten. Hörbar keuchend stürzte sie nun auf die andere Seite des Korridors und tastete fast panisch nach dem Eingang des Bordells. Als sie ihn endlich fand, war er ebenso verschlossen. Sie schrie zornig auf und rammte die Fäuste dagegen, was einen hohlen, metallenen Klang zur Folge hatte. Ein Schuss fraß sich direkt über ihrem Kopf in die Tür und hinterließ einen glühenden Fleck. In diesem Moment war Ellie froh, nicht höher gewachsen zu sein. Sie konzentrierte sich keuchend auf ihren intakten TK-G und sprengte die metallenen Torflügel kurzerhand auf. Wieder blitzte ein Schuss auf und jagte wenige Zentimeter über ihren lockigen Haarschopf hinweg. Diesmal hatte er seinen Ursprung unmittelbar vor ihr. Reflexartig warf sie sich in den Raum und hastete dann auf allen Vieren durch die stockfinstere Eingangshalle des Puffs. „Nicht schießen!“, brüllte sie dabei, duckte sich direkt nochmals unter einem Schuss hinweg und blieb dann schwer atmend flach auf dem Bauch liegen. Die Tür schloss sich mit einem Krachen wieder. Keine Sekunde zu früh, denn draußen war deutlich zu hören, wie nun die Zivilisten kaltblütig niedergeschossen wurden, die sich nicht hatten vertreiben lassen. Schreie, Schüsse, Panik…
    Kurze Zeit später herrschte wieder Stille. Unheimliche Totenstille und Finsternis.
    Wenn man genau hinhörte, konnte man Geflüster der Invasoren vernehmen, die sich draußen gegenseitig Befehle erteilten. Jedoch vernahm Ellie auch innerhalb der Haupthalle einige Personen, deren Kleidung raschelte und deren Atem rasselte… sie setzte zu einem Versuch an:
    „Wer ist da?“, flüsterte sie halblaut und hielt sich bewegungslos flach auf den Bauch gedrückt.
    „Wir“, gab eine raue Frauenstimme etwa vier Meter rechts von ihr zur Antwort.
    „Wer ist wir?“, hakte sie nach und wagte es nun, den Kopf etwas zu heben. Es herrschte absolute Dunkelheit. Sie konnte nicht einmal die Hand vor Augen erkennen.
    „Die letzten Angestellten mit ihrer Arbeitgeberin. Wer bist du?“
    „Gecko. Ich bin heute hier mit der Rettungskapsel angekommen.“
    „Tja Gecko. Willkommen auf der Tatauri“, die Stimme der Dame troff vor Wehmut.
    „Jah… herzlichen Dank“, grummelte Ellie, „Bist du Arianna?“
    „Ganz Recht“, erklang wieder dieselbe Frauenstimme und man konnte hören, wie sie sich auf die Stöckelschuhe stemmte, „Und wenn die Kerle hier hereinstürmen will ich, dass ihr Mädchen mir das Reden überlasst.“
    Als hätte sie es vorausgesehen, konnte man an den Türflügeln leises Rascheln vernehmen.
    „Sie sind auf dem Weg, schnell Gecko!“, flüsterte sie hastig, „Komm‘ rüber zu uns, beeil dich!“
    Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Eilig stemmte sie sich auf alle Viere, hastete vorsichtig durch die Dunkelheit und hielt die Hände tastend vor sich bis sie schließlich die Person fand, von welcher die Stimme rührte. Die Haut fühlte sich kühl an. Weder Hydras noch Tatarianer waren kühl. Sie musste zu einer anderen Spezies gehören.
    „Danke“, hauchte Ellie und begab sich vorsichtig zu den anderen, die auf dem Boden kauerten. Tief durchatmend bereitete sie sich darauf vor, was gleich durch diese Tür brechen würde.
    Keinen Augenblick später sprangen die beiden Flügel mit ohrenbetäubendem Getöse auf, als sich einer der Angreifer mit einem heftigen Tritt den Weg ins Innere bahnte. Die Damen rund um Gecko schrien auf und kamen in Bewegung. Ihr Mund wurde trocken, die Augen waren aufgerissen, dennoch konnte sie nichts erkennen. Chaos überkam die Eingangshalle und Ellie wagte es nicht, sich auch nur einen Millimeter zu rühren.
    „Keine Bewegung!“, brüllte eine herrische Männerstimme. Es klang verdammt nach Mensch, „Wer sich bewegt wird erschossen!“, und kaum waren die Worte über seine Lippen, konnte man im aufblitzenden Blasterfeuer erkennen, wie einige Frauen aufgestanden und panisch die Flucht ergriffen hatten.
    „Nicht!“, hörte Ellie Arianna erschrocken aufschreien, doch keiner schien darauf zu hören. Die flüchtenden Damen kippten in einzelnen Blutfontänen vornüber und blieben regungslos liegen. Nach wenigen Sekunden verstummten die Waffen und es herrschte erneut Finsternis. Vereinzeltes Schluchzen von den wenigen überlebenden Prostituierten war zu hören, die zu Salzsäulen erstarrt auf dem Boden saßen. Gecko hielt regungslos den Atem an während ihr Herz ihr aus der Brust zu springen drohte. Von den Angreifern war in der Dunkelheit keiner zu erkennen gewesen. Nur von den Mündungsfeuern war davon auszugehen, dass es sich um mindestens sechs Kämpfer handeln musste.
    Es kam Bewegung in die Gruppe, als jemand auf die Füße gezerrt wurde.
    „Ich bin hier die Geschäftsführerin, lasst sie in Ruhe!“, ertönte Ariannas rauchige Stimme wohl etwas weniger entschlossen als sie es beabsichtigt hatte. Das Rascheln von Kleidung verriet, dass sie sich offenbar wieder erhoben hatte.
    „Ihr seid hier die Puffmutter?“, blaffte der vermeintliche Anführer.
    Ein schweres Schlucken und eine kurze Stille traten ein. „Ja. Das sind meine Mädchen. Wir wären euch zu Diensten wenn ihr uns am Leben-“, doch weiter kam sie nicht.
    „Nutzloses Pack!“, ein heller Lichtblitz ließ sie verstummen und ein zweites Gemetzel brach aus. Panisch setzte Ellies Herzschlag aus. Mehr aus Reflex zerrte sie die Linke über ihren Kopf und ließ den Glove in eisigem Blau aufleuchten, um einen schützenden Schild um ihren zusammengekauerten Körper zu projizieren, während weitere Schreie die Dunkelheit zerrissen. Mit der Rechten zog sie ihre Beine krampfhaft an ihren Körper um sich möglichst klein zu machen. Tränen rannen ihr über die Wangen und Zorn stieg in ihr auf. Sie wollte hier nicht verrecken, verflucht nochmal!
    „NICHT SCHIESSEN, ICH BIN VERDAMMTER MECHANIKER!“, kreischte sie zornig und angsterfüllt, als die Schießerei bereits eingestellt worden war.
    „… Commander?“, hörte sie eine seltsam verzerrte Stimme, als käme sie durch einen hermetischen Helm.
    Wieder trat Stille ein, dann hörte man, wie auf der Gangway die Ventilatoren wieder in Gang kamen. Ein laues Lüftchen trug den Geruch von Blut an Ellies Nase und ließ sie frösteln. Dann ging das Licht an. Im ersten Moment blendete sie die plötzliche Helligkeit und schmerzte in den tränenüberschwemmten Augen, die sie daraufhin krampfhaft zukniff.
    „Auf die Beine mit ihr“, blaffte der Commander und trat mit seinen schweren Stiefeln direkt vor Gecko.
    „Das Kraftfeld, Sir.“
    „Nun, entweder sie deaktiviert es selbst oder wir beschießen sie, bis es kollabiert“, raunte er trocken und lud bedeutungsschwer seinen Blaster durch, „Ihr anderen, floatet die Leichen und begebt euch dann zur Dekontaminationsschleuse der Shuttlebucht. Solltet ihr auf Widerstand stoßen, haltet dort die Stellung bis ich zu euch stoße. Los.“
    Stiefel entfernten sich, Schleifgeräusche waren nun zu vernehmen und als sich der Commander zu Gecko herunterkauerte, wagte sie es erstmals, die Augen etwas länger offen zu halten um sich an das grelle Licht zu gewöhnen. Sein Anblick ließ sie allerdings direkt wieder bereuen, ihn genauer angesehen zu haben. Sein Gesicht war von einer Totenschädelmaske verborgen. So wie Alpha sie beim Überfall getragen hatte. Sie waren exakt identisch.
    „Mechaniker, was? In dem Fummel? Für mich siehst du eher aus wie’n Früchtchen für kranke Mechaniker- und Prothesenfetischisten.“
    Ellie wollte gerade etwas erwidern, als das Licht ihres Handschuhs erlosch und sich das Kraftfeld in Luft auflöste. Sie schluckte einen Moment mit trockenem Mund und starrte den Commander an, der sie im Handumdrehen grob auf die Füße gezerrt hatte.
    Erst jetzt, als sie das viele Blut und die Schleifspuren auf dem dunklen Holzboden der Eingangshalle erkennen konnte, wurde sie sich des Ausmaßes dieses Angriffs gewahr. Es mussten ein gutes Dutzend Mitarbeiterinnen umgebracht worden sein. Ellie war die einzige in der Halle, die noch am Leben war und sie hatte dies nur ihrem Glove zu verdanken. Allerdings wusste sie nicht, wie lange es noch so bleiben würde, jetzt wo offensichtlich der Mikrogenerator durchgeschmort war.
    „Nun, im Grunde ließe sich das ganz einfach herausfinden. Die Frage ist, ob du den Zeitaufwand Wert bist.“, der Commander hob die Waffe an und richtete sie direkt auf Ellies Gesicht. Seine dunklen, fast schwarzen Augen fixierten ihre. Krampfhaft versuchte sie, ihre panische Angst bei Seite zu schieben. Sie setzte zu einer Antwort an, doch beim ersten Anlauf versagte ihr die Stimme. Erst nachdem sie nochmals leer geschluckt hatte, kamen Worte über ihre zittrigen Lippen.
    „Bin ich.“

    5 Mal editiert, zuletzt von Chnorzi (28. Juli 2016 um 09:16)

    • Offizieller Beitrag

    Und da haben wir den Ärger doch gleich wieder. 8|
    Das ging wirklich schneller, als ich angenommen habe und ich hoffe für Ellie, dass da bei Zeiten jemand vorbei kommt und ihr hilft, sonst sieht es für sie nicht gut aus. Sie hat ja schon beim letzten Mal einiges eingesteckt. Und eigentlich war ihr Auftrag auch nicht, sich schon wieder in Schwierigkeiten zu bringen. :rofl:
    Aber der Trupp ist ja wirklich brutal. Ich frage mich, was die Kerle mit den anderen zu tun haben :hmm:
    Ein schöner Teil, der etwas Alltägliches hatte, aber dann direkt wieder alles mit Füßen getreten hat. ^^

    Ich weiß nur nicht, ob ich den letzten Satz von Ellie so glaubhaft finde. Sie hat große Angst und zittert und dann flucht die dem Kerl da etwas entgegen. Sie hat zwar ein fieses Mundwerk, aber in dieser Situation? :hmm:

    LG, Kyelia

  • Zitat von Chnorzi

    Vielleicht magst du es nochmal durchlesen?

    Ich bin sehr zufrieden. Liest sich viel besser.

    Zitat von Chnorzi

    Ohne auf die Frage des Captains zu antworten krallte sie sich mit grimmigem Gesichtsausdruck und tiefen Schatten unter den bernsteinfarbenen Augen das Geld und stemmte sich auf die müden Beine

    Ziemlich viele Adjektive für einen einzigen Satz. Überhaupt waren da ein paar Sätze, die mit weniger dieser Wörter auch auskommen könnten.


    Zitat von Kyelia

    Ich weiß nur nicht, ob ich den letzten Satz von Ellie so glaubhaft finde. Sie hat große Angst und zittert und dann flucht die dem Kerl da etwas entgegen. Sie hat zwar ein fieses Mundwerk, aber in dieser Situation?

    Meine Gedanken^^

    Irgendwo sprengt Ellie mit dem Handschuh die Türe auf, danach verschließt sich der Eingang wieder so fest, dass die Angreifer sie erneut aufbrechen müssen? oO Naja, wäre in der Zukunft bestimmt möglich xD

    Joa, wie es klar war, dass gleich wieder ein Schlamassel ansteht. Nach nur einer Stunde Schlaf und Blutverlust? Dann mal viel Spaß. Die Maskierten scheinen ja echte Holzer zu sein, einfach alles ummähen, was sich bewegt, die Hintergründe dazu will ich echt mal wissen.

    "Sehe ich aus wie einer, der Geld für einen Blumentopf ausgibt, in den schon die Pharaonen gepisst haben?"

  • „Du musst ihn an der organischen Hand anlegen, Mädchen.“, schwatzte der Quartiermeister und deutete mit dem wulstigen Zeigefinger auf ihre Linke.

    Der Punkt in der wörtlichen Rede muss weg.

    Plötzlich erbebte der Boden heftig und ein donnerkrachen wie von einer Detonation zerriss kaltblütig den ruhigen Betrieb in der Sektion.

    groß

    „Nun, entweder sie deaktiviert es von (weg) selbst oder wir beschießen sie, bis es kollabiert“, raunte er trocken und lud bedeutungsschwer seinen Blaster durch, (statt Komma Punkt)„Ihr anderen (kein Komma) floatet die Leichen und begebt euch dann zur Dekontaminationsschleuse der Shuttlebucht.


    :hmm:
    Das sind üble Typen. So übel, dass ich es euch nicht abkaufe, dass kurz vorher die Geschäfte in einem äußeren Ring noch aufhaben. Überhaupt frage ich mich, ob eine Raumstation ausgerechnet die Einkaufs - und Puffmeile nach Außen legen würde. Ihr habt bisher ein ziemlich raues Setting beschrieben, so dass ich Außen generell eher Verteidigungsanlagen vermuten würde. Das passt also nicht. Eventuell kann Elli aufgrund ihres Mechanikeranzuges irgendwohin berufen werden, wo sie den Invasoren in die Hände fällt?

    Auch passt nicht, dass Elli nach nur 1 Stunde Schlaf auf Ansprache wieder wach wird. Glaubt mir, nach 2 Tagen durchgehend wach, unter dem Stress und mit den Verletzungen hätte Narrow sie mit einer 500 Watt Anlage beschallen können, ohne das mehr passiert wäre als ein kurzes Blinzeln aus roten Augen. Irgendwann ist ein Mensch am Ende und zwar so sehr, dass ihn höchstens akute Lebensgefahr zum Handeln bewegen kann. Aber nicht etwas Geld und die Weisung, einkaufen zu gehen.
    Bis zur Station hat Elli durchhalten müssen, aber spätestens auf dem Weg zu ihrem Quartier war die Lebensgefahr weg und normalerweise hätte die Erschöpfung sie da schon so einholen müssen, dass sie da fast zusammenklappt.

    Deswegen bin ich, obwohl gut geschrieben und spannend, mit diesem Post nicht zufrieden.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Danke für eure ehrliche Meinung! <3

    Ich werde mal mit Maxwell noch darüber diskutieren und den Beitrag in den kommenden Tagen überarbeiten! :hmm: