Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.823 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. November 2016 um 00:35) ist von NekoMimi Alice.

  • Das ist die Geschichte aus meinem Thread [-Ideen-Sammelsurium für Jedermann-]. Ich fand die Idee so gut, dass ich mich doch mal daran versuchen will, Dark-Fantasy zu schreiben. Im Spoiler findet ihr nochmal diesen "Einleitungstext" der Geschichte. Die ersten paar Seiten werden vermutlich nur wenig Düsteres und Leidenschaftliches beinhalten. Aber ich denke mal, das ist ganz gut für den Anfang einer Geschichte. Vielleicht gefällt euch ja auch diese Idee und mein Einstieg in die Geschichte.


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    ~Otilia~

    Ich wollte es nicht glauben, als mein Vater mir erlaubte, bei Juliana zu übernachten.
    Ich liebte sie so sehr und durfte ihr nun ganz nah sein. Ob sie auch so empfand, wie ich? Verspürte sie auch dieselbige Sehnsucht, nach inniger Nähe und Zweisamkeit? Schon allein ihr Name ließ mein Herz schneller schlagen, mein Blut durch die Adern pulsieren und meine Hände zittern. Ich fühlte mich in ihrer Nähe so verletzlich und schwach. Aber gleichzeitig verspürte ich Stärke und Überzeugung, dass die Situation richtig war.

    Doch war sie es wirklich? Ich zweifelte an jeder Emotion, die mich heimsuchte. Ich war hin- und hergerissen. Ich verlangte nach klaren Antworten, in Form von Gleichgültigkeit und Gefühlstod.
    Doch war ich nicht tot. Noch nicht...
    Noch kannte niemand mein Geheimnis. Vielleicht war es sogar keines und ich bildete es mir nur ein?

    Und wieder begann ich, vorauszudenken. Was geschieht in der kommenden Nacht, wenn ich bei ihr schlafen würde? Würden wir in einem Bett schlafen, oder getrennt?
    Was würde sie tragen? Wieder ihr fliederfarbenes Nachthemd? Oder vielleicht unbekleidet?

    Der Gedanke allein brachte mich schon fast um. Mir wurde ganz warm, ich spürte wieder diese Lust. Das Verlangen, ihre seidenglatte Haut zu berühren und ihre zarten Hände zu streicheln, während ich sie zur Begrüßung umarmte. Wie sehr ich es doch mochte, ihre Brust dabei an meiner zu spüren. Es trieb mich fast in den Wahnsinn! Sie war eine wundervolle Freundin. Aber eben nur eine Freundin...

    Einmal schnitt sie sich in den Finger beim Karotten schneiden. Und sie lutschte genüsslich daran herum. Immerhin wollte sie ja das Gemüse nicht verderben. Es blutete nur leicht, war aber genug, um ihre Fingerkuppen rot einzufärben.
    Ich bebte innerlich! Ich lechzte danach! Ich wollte auch von dem warmen, süßlichen Blut kosten...
    Sie wusste nicht, was sie mir damit antat. Niemand weiß es bisher, was ich tagtäglich empfinde und durchleide. Dieser innere Druck, dieses Gefühl von Leere und Ablehnung. Ich verabscheute mich selbst, brauchte es aber trotzdem irgendwie. Es war ein Teil von mir. Es war und ist meiner selbst.
    Ich weiß einfach nicht, ob ich es verkraften werde.

    Und dass ich, Otilia, die Tochter des Bürgermeisters bin, machte es umso schwieriger. Was sollten die Leute von uns denken, wenn sie von meinem Geheimnis erfahren würden?

    Ich glaube, ich bin eine Vampirin.

    ~Otilia~


    ~Teil I~


    Samstag der 5. Juni 1649

    Mürrisch saß ich an meinem Schreibtisch und starrte stur auf das leere Blatt Papier vor mir. Meine Feder haltend, versuchte ich die mir gesagten Zahlen und Worte vor den Augen niederzuschreiben. Der Stuhl war hart und unbequem, ich verrenkte mir den ganzen Rücken. Und ständig dieses Klacken des Metronoms. Es sollte mir den Takt vorgeben und mein Gefühl für Zeit schulen. Das Tintenfässchen, welches an der äußersten Ecke des Tisches stand, randvoll und noch mit einer zweiten Feder bestückt.
    Ich hasste es! Heute besonders. Den privaten Mathematikunterricht mit Pastor Antonius. Streng war er nicht, aber ungeduldig. Wenn man etwas wiederholt falsch machte, konnte es auch mal einen leichten Klaps auf den Hinterkopf geben.
    Ich bekam nur selten Prügel. Aber meistens zu Recht. Ich war nicht die strebsamste Schülerin. Wollte ich auch nie sein. Ich wusste nicht mal, warum ich das eigentlich alles wissen musste.
    Sicherlich, ich wusste schon, wozu es gut war. Aber ich verstand nicht, warum ausgerechnet ich. Als Tochter des Bürgermeisters und Einzelkind war es nicht schlecht, gebildet zu sein. Aber ich wollte nicht schlauer sein als mein zukünftiger Ehemann! Das war trotz jeglicher Umständeeinfach zu viel des Guten.
    Das sollte nicht heißen, dass Konrad dumm war, aber er war für seine Verhältnisse nicht der Schlauste.

    „Wie viele Nullen hat Einhundert, Otilia?“, fragte er mich. Kerzengerade stand er da, seine linke Hand auf meiner rechten Schulter, und wippte leicht mit dem Fuß auf und ab.
    „Zwei...“, flüsterte ich, wenig überzeugt von mir selbst.
    „Exakt! Und warum schreibst du es dann nicht hin?“
    „Weil ich es kann, Pastor Antonius. Ich möchte das Papier nicht unnütz mit Dingen beschmieren, die ich bereits auswendig weiß.“
    Er packte vorsichtig meine Hand und senkte sie zum Blatt. Ich wehrte mich nicht, ich wusste, er meinte es nur gut mit mir. Ich setzte sanft die Spitze aufs Papier und machte den ersten Strich. Die schwarze Tinte festigte sich sofort in den Fasern, verlief dabei kaum. Meine Feder stoppte und immer mehr Tinte wurde aufgesogen. Ein kleiner Klecks bildete sich, dessen Enden allmählich ausfransten und ein seltsames Muster bildeten. Kaum größer als ein Stecknadelkopf. Aber für mich ein gewaltiges Kunstwerk. Mich faszinierte dies deutlich mehr als das eigentliche Geschriebene.

    Pastor Antonius führte meine Hand weiter, ich schrieb die Zahl aus. Er war zufrieden, ich dagegen nicht. Die Ziffern sahen schrecklich aus. Vollkommen unförmig und viel zu groß. Da passte ja kaum noch eine Rechenformel auf das Blatt. Und genau deshalb wollte ich es nicht. Es war Zeit- und Materialverschwendung. Ich musste sogar schon wieder die Feder neue Tinte aufsaugen lassen.

    „Einhundert minus Dreizehn. Was macht das?“
    „Siebenundachtzig...“
    Er sagte nichts und tippte nur auf das Blatt. Ich schrieb es nieder, um ihm seinen Willen zu geben.
    Nur ein leichtes Nicken seinerseits zeugte von der Korrektheit meines Geschriebenen. Die nächste Formel folgte unverzüglich. Aber ich weigerte mich wieder, sie mit Tinte festzuhalten. Sinnlose Übungen für eine sinnlose Sache.

    „Otilia, bitte!“, grummelte er und gab ein leichtes Stöhnen von sich. „Auch wenn du es im Geiste kannst, musst du es genauso für andere vermitteln können. Ich bitte dich, deine Übungen so zu machen, wie sie gemacht werden müssen...“
    „Aber wenn ich es kann, gibt es meines Erachtens keinen Grund, dies Euch zu beweisen. Ihr wisst ebenfalls, dass ich es kann...“
    Kopfschüttelnd erwiderte er: „Aber ich weiß nicht, ob du die Zahlen korrekt schreiben kannst. Wenn du die Acht meinst, aber eine Sechs schreibst, ist das falsch. Mache es nicht für mich, sondern für dich und deine Eltern.“
    „Für meine Eltern...“, maulte ich genervt und stützte meinen Kopf mit dem freien Arm ab. „Wenn es denen so wichtig wäre, dass ich sie durchs Nichtdurchführen enttäuschen würde, hätten sie sich deutlich mehr dafür eingesetzt...“
    „Was meinst du?“ Verwundert glotzte er mich an. „Willst du nicht auch bei Konrad gut dastehen?“
    Ich legte die Feder kurz beiseite und kehrte in mich, um ihm damit zu zeigen, dass diese Aussage nicht in meinem derzeitigen Interesse lag. Aber was sollte ich schon von einem Geistlichen erwarten, der auch nur wegen des Geldes hier war? Ich war ihm doch genauso egal wie meinen Eltern.
    „Konrad ist ein dummer, kleiner Lausbub...“, entglitt es mir, bevor ich prompt die Feder wieder aufnahm und des Pastors Rechenformeln aufschrieb. Es hatte keinen Zweck, mich darüber zu beschweren, da alle anscheinend nur das Beste für mich wollten.

    „Otilia... Was habe ich dich über die Bibel gelehrt?“
    „Anscheinend zu wenig, wenn Ihr so direkt fragt...“
    Und sofort gab es den ersehnten Klaps auf den Hinterkopf. Wieder berechtigt, aber trotzdem ungerecht.
    „Nächstenliebe und Toleranz! Niemand ist ohne Fehl, Otilia! Aber das ist noch lange kein Grund, jemanden zu beleidigen. Erst recht nicht, wenn diese Person abwesend ist...“
    „Das ist unhöflich, ich weiß...“, führte ich seine noch zurückgehaltenen Worte weiter, verdrehte dabei ganz provokativ die Augen.
    Ich spürte seine Hand in meinem Nacken. Leicht zog er mich zurück, weiter an die Stuhllehne.
    „Du sollst gerade sitzen, Mädchen!“
    Ich kam seiner Aufforderung nach und presste meine Schenkel ganz fest zusammen, um noch mehr Halt zu finden. Aber es war unbequem und zog im ganzen Rücken. Der Stuhl war eine Folter für mein Gesäß.

    „Siebenundfünfzig geteilt durch Neunzehn... Das macht?“
    Da musste ich kurz nachdenken, aber mir kam die Lösung schnell. Ich sagte sie ihm laut vor und schrieb sie nieder. Währenddessen glitt meine freie Hand zwischen meine Beine. Ich verspürte den Drang, dies zu tun. Es beruhigte mich irgendwie und linderte den ziehenden Schmerz. Es machte es mir einfacher, mich zu konzentrieren, je weiter meine Hand Richtung Schritt wanderte.
    Hoffentlich bemerkte Pastor Antonius es nicht. Er sah es nicht gern, wenn ich schummelte. Und sei es nur durch eine unterbewusst gesteuerte Körperbewegung.

    Immer mehr Formeln und Aufgaben stelle er mir, schien aber seinen Blick lieber durch mein Zimmer schweifen zu lassen. Das nutzte ich gekonnt aus, um kurzzeitig eine entspannte Haltung anzunehmen. Meine Hand blieb dabei natürlich ständig zwischen meinen Schenkeln eingeklemmt, weil es ein so schönes Gefühl war. Wie die Finger sich sanft an den hauchdünnen Stoff des Beinkleides anschmiegten, sodass es sich fast wie auf nackter Haut anfühlte.

    Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich schreckte auf und ließ dabei den Stuhl kurz scharren. Antonius schwenkte sofort zu mir um... Und bemerkte es schlussendlich doch...
    Vorsichtig griff er um meinen Rücken herum und packte meine Armbeuge.
    „Du sollst das nicht immer machen, Otilia“, flüsterte er mir diesmal nur zu. Aus Angst, die Person an der Tür würde es mitkriegen. „Bewahre Keuschheit in jeder Lebenslage...“
    Dann wandte er sich der Person an der Tür zu: „Wer stört diese angenehme Ruhe?“
    „Wir wollten gleich zu Mittag essen, Herr Pastor. Ich denke, Otilia hat für heute genug geübt.“
    Es war Agatha, meine Mutter. Unschwer zu erkennen an ihrer leicht winselnden Stimme. Sie klang immer, als würde sie gleich weinen. Das machte es schwer, ihre Gefühlslage einzuschätzen.
    Aber ich ließ mich nicht mehr davon beirren, was sie sagte und wie sie dabei klang. Für mich bedeutete ihre Aussage Erholung und Freizeit. Wenigstens konnte ich dann wieder sitzen, wie ich wollte, und meine Hände dorthin stecken, wo es mir beliebte.

    „Gut, wir sind gleich fertig.“
    Wir lauschten beide gespannt, wie sie wieder davonging und die Treppe hinunter. Jetzt waren wir wieder so ungestört, wie es der Moment verlangte. Er griff zum Metronom, hielt seinen Daumen bereit, ließ es aber noch weiter ticken.
    „Stelle dir vor, du müsstest auf dem Marktplatz im Kopf etwas zusammenrechnen. Willst du da auch deine Hand in den Schritt gleiten lassen?“
    Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Pastor Antonius.“
    „Möchtest du es in der Kirche tun, auf den unbequemen Bänken?“
    Beschämt schaute ich hinunter und schüttelte ihn erneut. „Nein, Pastor Antonius.“
    „Dann versuche, es in Zukunft zu unterlassen.“ Nun stoppte er das Metronom und schob es langsam beiseite. „Wir sind für heute fertig, Otilia. Morgen ist Sonntag, da komme ich nicht vorbei. Nutze diesen Tag, um deine Gedanken neu zu ordnen und nochmal alle Vokabeln und Rechenaufgaben durchzugehen.“
    Wir gaben uns die Hand und verabschiedeten uns somit. Nachdem er mein Zimmer verlassen hatte, kehrte ich nochmal schnell in mich und dachte über seine Worte nach. Er sagte sie mir oft, aber heute ungewöhnlich ruhig in der Stimme. Ob es ihm selbst peinlich war, mich immer ermahnen und es mit ansehen zu müssen? Kannte er sich als katholischer Pastor überhaupt mit dem weiblichen Körper aus? War es mir peinlich, ihn womöglich damit in Verlegenheit gebracht zu haben?
    Ich tat es nicht absichtlich, wenn auch gewollt. Es entspannte mich, gab mir Kraft und Ruhe. Das musste er doch verstehen. Sicherlich hatte er Recht mit seinen Aussagen. Ich würde niemals in der Öffentlichkeit eine solch unsittliche Geste machen, geschweige denn in der Kirche.

    Mit diesem Schlussgedanken steckte ich die Feder zurück ins Tintenfässchen und erhob mich vom Stuhl. Mit großen Schritten machte ich mich auf zur Tür, zupfte nebenbei mein blassgelbes Kleidchen wieder zurecht und verließ mein Zimmer mit einem dezenten Lächeln. Eigentlich war es eine schöne Situation. Das machte unsere Beziehung irgendwie angenehmer und entspannter. Er war ja nicht nur mein privater Lehrer, sondern zugleich Prediger und guter Freund meines Vaters Wendel.

    Dunkel war der Flur, nur spärlich von einem kleinen Fester mit Sonnenlicht versorgt. Unter meinen Füßen lag ein langer brauner Teppich, mit weißen Blütenmustern und mit vielen kleinen Fransen an den Kanten. Bei jedem Schritt knarzten die Dielen leicht, was mir so manchen Schrecken des Nachts verpasste. An der rechten Wand hing ein kleines Bild mit einer leicht bekleideten Dame darauf. Ich mochte es irgendwie. Es hatte so etwas Sanftes und Unschuldiges an sich, trotz der entblößten Oberweite. Ich war mir nicht ganz sicher, ob Antonius nicht auch jedes Mal darauf einen kurzen Blick warf. Das brachte mich spontan zum Schmunzeln.

    Gute vier Meter war der Flur lang, bevor links das Geländer und nach weiteren drei Metern die Treppe anfing. Beides war aus massiver Eiche und sehr robust. Knarren und Knirschen waren immer wahrzunehmen, aber das gehörte irgendwie dazu.

    Ich blickte hinunter und sah den Pastor noch an der Haustür stehen. Er redete mit meiner Mutter. Hoffentlich hatte sie nichts bemerkt. Und hoffentlich hatte sie mich jetzt hier oben noch nicht bemerkt. Ich wollte ungern die Treppe hinabsteigen, solange sie sich noch unterhielten. Ich wollte lieber ein entspanntes Mittagsmahl zu mir nehmen, ohne vorher nochmal in ein Gespräch verwickelt zu werden. Darum machte ich einen Schritt zurück und lauschte aufmerksam, bis er unser Haus endlich verlassen hatte.

  • „Otilia... Was habe ich dir über die Bibel gelehrt?“

    entweder: ... was habe ich DIR über die Bibel gesagt /oder: ...Was habe ich DICH über die Bibel gelehrt

    „Du sollst das nicht immer machen, Otilia“, flüsterte er es mir diesmal nur.

    flüsterte er es mir diesmal nur zu.

    Gute vier Meter war der Flur lang, bevor links das Geländer anfing und weitere drei Meter die Treppe anfing.

    ?( So, wie er da steht,macht der Satz keinen Sinn.


    Das ist eine sehr gut geschriebene Szene, die einwandfreies Kopfkino ermöglicht. Zwar habe ich noch keine Ahnung von der Geschichte, die du schreiben willst, aber ich mag deine Art zu schreiben und deine Prota. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • @Zarkaras Jade

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    Du springst hier stellenweise zwischen Präsens und Imperfekt hin und her, das solltest du noch alles in eine Zeit bringen ... ansonsten schreibst du gut :thumbup:

    Eine recht interessante Protagonistin mit einem ungewöhnlichen Konzentrationsproblem, die du da vorstellst :hmm:
    Die Einführung ist gelungen, nur ist mir nicht ganz klar, in welcher Zeit das spielt. Die Einleitung im Spoiler klang nach Gegenwart, der Rest nach 17./18. Jahrhundert.
    Du kannst mit Worten umgehen und beschreiben, legst auch Wert auf Details wie mit dem Tintenfässchen und der Tinte auf dem Papier ( :thumbup: ), gleitest aber manchmal in die Umgangssprache ab und schleuderst wo es nur geht "echt"s, "noch"s, "einfach"s, "mal"s etc zwischen die Wörter, die den Text unbeholfen klingen lassen :/ Ich werde mir jedenfalls die nächsten Teile mal anschauen :hi1:

  • Das Tintenfässchen, welches an der äußersten Ecke des Tisches stand, war randvoll und noch mit einer zweiten Feder bestückt.

    Die nächste Formel folgte unverzüglich.

    Es sind ja keine Formeln in dem Sinn, sondern nur Rechenaufgaben.

    Er redete gerade mit meiner Mutter. Hoffentlich hatte sie nichts bemerkt. Und hoffentlich hatte sie mich jetzt hier oben noch nicht bemerkt.

    Beim zweiten Mal vielleicht lieber "gesehen" oder "gehört".

    Bei den Kommas solltest du dir ganz dringend diese Regel zu Gemüte führen: Kommaregel zu "als". Bei den Vergleichen machst du oft fälschlicherweise ein Komma :)

    Den Rest (und teilweise auch dasselbe x)) hat Arathorn ja schon verbessert.

    Interessanter Anfang. Am Anfang habe ich gedacht, dass sie irgendeine magische Fähigkeit hat, die durch das Berühren ihrer Intimzone ausgelöst wird... aber anscheinend hat sie ja nur eine ziemlich merkwürdige Eigenart :D Ich mag deine Beschreibungen und finde, dass du dich genau richtig zwischen zu wenig und zu viel erklären/beschreiben bewegst. Gefällt mir gut bis jetzt.

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Danke für die Korrekturen und Kommentare. @Arathorn, die Einführung im Spoiler sollte auch recht "zeitlos" werden, da sie ursprünglich für jeden gedacht war. Dass ich dort in den Zeiten gesprungen bin, ist auch gewollt. Das ist aber eine Sache, die ich nicht abändern werde, weil es zu mir und meinem Schreibstil gehört.
    An sich spielt es im 17. Jahrhundert, was ich durch eine Datumsangabe kennzeichnen werde. Ich wollte sie eigentlich schon beim ersten Teil während des Hochladens hinzufügen, habe sie aber dann doch vergessen. Und ich ließ sie dann erstmal weg, weil ich nicht unnötig editieren wollte.


    ~Teil II~


    Noch geschätzte fünf Minuten musste ich warten, bis sie im Esszimmer verschwand. Ich stieg die Treppe hinab und ließ dabei sanft meine Hände über beide Geländer gleiten. Sie waren rau und drohten mir jedes Mal einen Splitter in die Haut zu reißen.
    Heute ging es mal wieder gut, ich kam heile unten an.

    Der Hausflur besaß ebenfalls einen Teppich wie im oberen Flur. Zusätzlich stand neben der Treppe eine kleine Kommode, in welcher nützliche Utensilien aufbewahrt wurden. Kerzen, Blumenvasen, Briefumschläge und vieles mehr.
    Kurz vor der Haustür stand eine kleine Bank, aus einem einfachen Holzbalken bestehend. Darüber hing ein breites Landschaftsbild und direkt gegenüber ein großer Standspiegel mit verziertem Goldrahmen.
    Vier Türen gingen ab, jeweils zwei auf einer Seite. Von der Treppe aus gesehen im Uhrzeigersinn das Badezimmer, Wohnzimmer, Esszimmer und Küche. Unter der Treppe befand sich die Speisekammer, wie auch der Hinterausgang zum Hof.

    Während ich langsam den Teppich entlangging, lauschte ich aufmerksam den Geräuschen aus der Küche. Es brutzelte und brodelte leise vor sich hin. Mal sehen, was es heute zu Essen gab. Mittag war bei uns Gemischt aus warmen und kalten Speisen. Jeder konnte das essen, worauf er Lust hatte und es vorhanden war. Ich frühstückte nur selten, weil mein Unterricht immer sehr früh begann.

    Das Esszimmer betreten, nahm ich sofort Platz und griff nach der Wasserkaraffe. Sie war randvoll gefüllt und dadurch ausgesprochen schwer. Kaum, dass ich sie anheben konnte mit meinen zierlichen Händen.
    Wir hatten einen runden Tisch, drei Meter im Durchmesser, mit sechs Stühlen. Besuch war bei uns recht häufig, was auf Vaters Stellung als Bürgermeister zurückzuführen war. Mein Stammplatz war am Fenster, unmittelbar neben der Eingangstür. So konnte ich sofort sehen, wer an der Haustür stand, wenn die Glocke bimmelte.
    Vater saß mir direkt gegenüber und lächelte mir freundlich zu. Mit der einen Hand mengte er den Löffel im Rührei herum und mit der anderen zupfte er einzelne Trauben von der Rebe. Ich hatte vor mir noch den leeren Teller und Besteck liegen.
    „Kein Rührei für mich?“, fragte ich verwundert und griff langsam nach dem Holzlöffel, der auch schon kleine Bissspuren aufwies.
    Kaum hatte ich es ausgesprochen, kam Mutter aus der Küche mit einer kleinen Pfanne.
    Unsere Küche war nebenan und nur durch eine offene Wand abgegrenzt. An der Wand stand ein großer Schrank, in welchem unser normales und gutes Geschirr aufbewahrt wurde. Porzellan, für besondere Anlässe. Aber nicht für den Alltagsbesuch.

    „Du hast nach Rührei verlangt?“, fragte sie mich und nahm eine gute Schippe voll davon, um sie mir anschließend auf den Teller zu legen.
    Dankbar nickte ich und nahm den Brotlaib zur Hand. Mit dem beiliegenden Messer schnitt ich mir ein zwei Zentimeter breites Stück ab und drapierte es gut ausbalanciert auf den Tellerrand. Vater schielte mit einem Auge zu mir und schmunzelte. Ich machte es immer so, weil das schöner aussah und so das Brot nicht vom restlichen Essen aufgeweicht oder vom Tisch verschmutzt wurde.

    „Und, was hast du heute geübt?“, fragte Mutter mich und neigte dabei leicht den Kopf, als wäre sie eine winselnde Hündin.
    Was sollte ich darauf schon sagen, außer: „Das Federhalten und Tinte nachfüllen.“
    Da schaute sie dumm, ihr Mund fiel ihr fast aus dem Kiefer. War ja die Wahrheit, irgendwie. Sicherlich hätte ich es auch dezenter ausdrücken können. Aber ich wurde ja so erzogen, nicht zu lügen. Darum war Konrad für mich auch ein Lausbub und kein Ehemann!

    „Das glaube ich dir nicht“, entgegnete Vater skeptisch und legte das Messer kurz beiseite. „Pastor Antonius hätte mir schon längst etwas gesagt, wenn er nicht zufrieden mit deinen Leistungen wäre.“
    „Mir gegenüber hat er auch nichts angedeutet“, fügte Agatha hinzu und nahm nun auch Platz. „Er hat nur angedeutet, dass ihr am Montag vermutlich keinen Unterricht habt, wegen des Festes.“
    Da stutzte ich. „Wirklich?“
    „Er meinte, du hättest dann schon genug um die Ohren...“
    „Könnte möglich sein“, erwiderte ich und versank kurz in Gedanken. Am Montag begann das Kirschernte-Fest. Wie jedes Jahr ein großes Spektakel mit viel Tanz, Musik und Spiel. Es würde mich wirklich freuen, wenn er so nachsichtig mit mir wäre. Aber dann hätte er es mir auch gleich sagen können. Oder hatten es meine Eltern doch falsch aufgefasst und meinten, er hätte eigentlich keine Lust dafür?
    Ich wollte dieses Thema nun ungern intensivieren und suchte rasch ein neues. „Darf ich nachher zu Juliana?“
    Geduldig schaute ich Vater an, hielt dabei das Brot sanft umklammert und führte unterbewusst die andere Hand zum Kirschkompott. Ich hatte einfach Lust, noch etwas Süßes dazu zu vernaschen.

    „Es spricht nichts dagegen...“, erwiderte er, legte aber eine dramatische Pause ein, welche mich sofort zum Nerven brachte.
    „Solange du rechtzeitig zum Abendmahl wieder hier bist. Wir bekommen Gäste.“
    Mutter nickte. „Der Richter kommt zu uns. Mit Sohn.“
    Und schon verging mir der Appetit. Also stellte ich das Kompott zurück und stopfte mir das trockene Brot in den Mund. Wenig genüsslich aß ich es, aber mit viel Überzeugung.
    „Du musst dich also noch hübsch machen vorher“, meinte sie nur und löffelte weiter ihr Rührei.
    „Das kann ich auch bei Juliana“, erwiderte ich prompt und steckte mir noch einen Fetzen des Brotes in den Mund. Mal sehen, ob ich überhaupt Lust hatte, pünktlich hier zu erscheinen. Oder generell zu erscheinen.
    „Was ist denn zu Essen eingeplant?“
    „Ich wollte Blutwurstsuppe kochen.“
    Klang ja einigermaßen vernünftig. Da konnte ich vielleicht noch mal drüber hinwegsehen, dass Konrad kommt.

    Eine Weile aßen wir noch, bevor der freie Nachmittag eingeläutet wurde. Mutter verschwand in der Küche, Vater im Wohnzimmer und ich in meinem. Für Juliana wollte ich mich natürlich auch hübsch machen, auch wenn ihr schon meine pure Abwesenheit genügte.

    Ich stellte mich vor meine Kommode, direkt rechts neben der Tür, und schaute in den darüber befindlichen Spiegel.
    Unzufrieden war ich mal wieder. Erneut standen vereinzelte feuerrote Haare willkürlich ab und machten meinen Zopf ganz unansehnlich. Mein blassgelbes Kleid warf auch noch Falten an den Schultern, und die breite Schnalle saß auch nicht mittig an der Taille.
    Ich blickte an mir herab und ließ dabei die Hände über meinen Körper gleiten. Ich führte sie mit meinen Kurven mit, über die Brust, den Rippen seitlich entlang, bis hinunter zum Bauchnabel.
    Das Kleid setzte wieder enorm auf. Ich fühlte mich so dick. Wie eine Kartoffel, oder eine Runkelrübe.
    Da half sogar mein hellblaues Beinkleid nichts, dass ich mich wohler fühlte. Wobei ich meine Schenkel und Waden recht schön fand. Juliana beneidete mich auch wegen diesen. Ich soll die wundervollsten Kirschsaft-Stampffüße von ganz Rhadis haben. Darum war ich der Ehrengast auf dem diesjährigen Kirschernte-Fest.
    Dennoch fand ich mich nicht perfekt, um mich so auf der Straße blicken zu lassen. Gut, ich gebe es zu. Eitelkeit war mir inne.
    Tief schaute ich in meine grünen Augen und betrachtete mein Spiegelbild eingehend. Viele kleine Sommersprossen zierten meine stups´ge Nase und leichte Grübchen in den Mundwinkeln betonten meine zartrosa Lippen. Vorsichtig befeuchtet ich sie mit meiner Zungenspitze, entfernte mir noch ein paar Essensreste aus den Zähnen und schlug mir ein paar Mal kräftig auf die Wangen. Errötet sollten sie sein, um meinem natürlich blassen Teint mehr Farbe zu verleihen. Zwar schmerzte es, logisch, machte mich aber glücklicher.

    Fertig und los ging es, auf ins Dorfgeschehen. Schnell kramte ich mein Schachspiel unter dem Bett hervor und klemmte es mir unter den Arm. Ja, ich konnte Schach! Und ich liebe es, mit Juliana zu spielen.
    Mit zusätzlich zwei Goldstücken bewaffnet verabschiedete ich mich und marschierte in Richtung Marktplatz. Wenn mir schon zum Mittag der Genuss auf Kirschen verdorben wurde, musste ich eben welche kaufen gehen.
    Heute war es angenehm erfrischend. Nicht so brühend heiß, wie die letzten Tage. Da konnte man in der prallen Sonne Fisch garen.

    Wir wohnten zentral, nur eine Straße vom Markt entfernt. Ein zweistöckiges Fachwerkhaus, mit schwarzen Dachschindeln. Ein Brunnen im Hinterhof versorgte uns immer mit frischem Trinkwasser. Das Haus hatte die Grundrissform eines L. Viele kleine Ornamente und Figuren zierten die Bordüren, Dachvorsprünge und Fensterrahmen. Letztere waren hellgelb gestrichen und mit schwarz umrahmt. Zwei große hölzerne Blumenkübel rechts und links neben der Haustür, mit Rosenbüschen bepflanzt. Jedes Mal streifte ich den linken, da ich zu gern abkürzte. Und immer hatte ich danach leichte Striemen am Unterarm, die nicht selten blutrot anliefen. Es schmerzte nie und ironischerweise störte mich diese optische Veränderung in keinem Maße.
    Unsere Straßen waren gepflastert, bis auf einige Gassen. Diese waren blanke Erde. Bei Nässe wurden sie gemieden, da der Boden schnell schlammig wurde. Und dort tummelte sich gern Gesindel herum. Bettler, Kranke und andere verwahrloste Gestalten.
    Ich blieb immer auf der Hauptstraße, da ich darüber all meine Ziele erreichen konnte.

    Viele bekannte Gesichter traf ich unterwegs. Unsere Nachbarn, Herr und Frau Jacobson. Sehr nette Leute, die immer ein Lächeln parat hatten. Ich sah sie nie traurig oder schlecht gelaunt.
    Hensel Hückebein, dem Schneiderlehrling, begegnete ich auch. Ein hübscher Bursch, wie ich fand. Mir gefielen seine graubraune Latzhose und die Ledersandalen. Sie machten ihn männlicher.
    Aber sein blondes, strubbeliges Haar war ein Graus. Am liebsten hätte ich meinen Kamm genommen und ihn ordentlich gestriegelt.
    Ich hatte ihn nicht dabei. Beim nächsten Mal vielleicht.

    Am Markt angekommen, suchte ich gleich den Obststand auf. Er war am anderen Ende des Platzes, erforderte eigentlich einen großen Umweg auf der Strecke zu meiner besten Freundin. Aber mein Verlangen nach Kirschen war einfach zu groß.
    Da Samstag war und die Verkäufer und Händler morgen ebenfalls einen freien Tag hatten, boten sie heute alles etwas günstiger an. Schließlich würde liegengebliebene Ware bereits morgen Nachmittag verdorben sein. Dementsprechend war es hier recht überfüllt und unübersichtlich.
    In der Woche ging ich nur selten hierhin. Ich hatte zu wenig Zeit neben der Hausarbeit und dem Lernen. Eher vergnügte ich mich auf einer Wiese oder am See.
    Manchmal beneidete ich schon die anderen Kinder in meinem Alter. Die, welche nicht zur Schule gehen konnten. Lernen war einfach langweilig und nicht ansatzweise so spannend wie eine Partie Schach.

  • Und sie lutschte genüsslich daran herum

    hehe xD

    Zum Prolog: Ich weiß nicht ob es beabsichtigt ist oder nicht, aber bis Otilia explizit sagte, dass sie die Tochter des Bürgermeisters ist, bin ich davon ausgegangen, dass es sich um einen Jungen handelt, der aus der Ich- Perspektive erzählt. Ein wirklich arges ´Aha-Erlebnis´ ist es nicht aber man wundert sich halt etwas, schadet der Story jedoch nicht.

    Dass eine Freundin bei einer Freundin schläft, finde ich persönlich für das siebzehnte Jahrhundert etwas seltsam. Die meisten hatten damals andere Sorgen als die Tochter von der Freundin abholen (Ich weiß, dass das überspitzt ist, aber ist halt mein Senf), wie z. B der dreißigjährige Krieg.

    Doch da liegt eben auch ein Pro- Faktor versteckt, meine Geschichte- Kenntnisse sind eingerostet aber meines Wissens nach ist da (1649) der 30j Krieg vorbei oder geht dem Ende zu. Da könnte man ja einen historischen Kontext einbauen oder derlei.

    Trotz der angesprochenen Punkte fand ich es lesenswert, gut gemacht !:)

  • Spoiler anzeigen

    Das mit den drei Sternchen werde ich jetzt öfters mit einbauen, wenn ich einfach eine Szene überspringen will.


    ~Teil III~


    ***

    Fünfhundert Gramm Kirschen bekam ich für die zwei Goldstücken. Waren meine Augen groß, als sie mir diese Unmengen an roten Früchten auf mein Schachspiel schüttete. Ein gehäufter Berg, den ich mit viel Geschick balancieren musste.
    Vorsichtig tippelte ich weiter über den Markt und versuchte dem Gedränge fernzubleiben.
    Mit viel Genuss und Freude nahm ich vereinzelte Kirschen auf, zupfte sie vorsichtig vom Stengel und stopfte sie in den Mund. Zärtlich umschlangen meine Lippen diese roten, wohlgeformten Köstlichkeiten. Meine Zunge tanzte in meinem Mund, als der spritzig erfrischende Saft austrat. Schüchtern spielte ich mit den Kernen, zutschte jegliches Fruchtfleisch ab und drückte sie anschließend vornehm mit der Zungenspitze hinaus.
    Das sah bestimmt sehr ulkig aus, mit meiner Gesichtsakrobatik. Der wundervolle Geschmack entschuldigte dies zuhauf. Und sie dufteten so gut! Da lief mir gleich nochmal das Wasser im Mund zusammen.
    Je weniger es wurden, umso leichter wurde auch das Transportieren. Leider war ich zu gierig. Der Saft lief mir über die Unterlippe das Kinn hinab. Der Versuch, ihn wegzuwischen, machte es noch schlimmer. Nun klebten auch noch meine Hände. Was sollte ich also tun? Ich wollte ungern mein Kleid ruinieren. Aber ablecken ging auch nicht. Was dächten die Leute sonst von mir?
    „Egal...“ Ich naschte weiter, auch wenn mir das ganze Gesicht kleben würde und der Hals rotgefärbt. Mit Wasser ginge das schon wieder ab. Bei Juliana gab es welches.

    Ich ignorierte tapfer alles um mich herum, blendete das Geschehen aus. Peinlichkeit durfte mich nicht heimsuchen, auch wenn ich mich eigentlich hätte mehr benehmen sollen.

    Auf dem Fuße folgte dann das, was zu erwarten war. Mein Bauch begann zu grummeln, mir wurde leicht übel. Es waren zu viele Kirschen auf einmal. Ich verzog eine Miene, bekam Schweißausbrüche beim Versuch, diesen ziehenden Schmerz zu unterdrücken. Von Schritt zu Schritt wurde es schlimmer.
    Immer noch zwei Gassen und ich merkte schon, es quetschte sich durch meine Gedärme. Ich konnte es nur schwer zurückhalten. Schneller lief ich, hoffend, dass es rechtzeitig sein würde und ich nicht mit hechtendem Sprung ins nächste Gebüsch tauchen musste.

    Endlich! Ich hatte es geschafft...
    Anstandshalber leicht gekrümmt stand ich vor Julis Haus und schlug das Glockenhämmerchen mit voller Wucht. Die Krämpfe wurden immer schlimmer, ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Es grummelte und zerrte.
    Schrecklich fühlte ich mich, mir war nach Erbrechen. Schlotternde Knie und zittrige Hände erschwerten mir das Konzentrieren.

    Endlich öffnete jemand die Tür. Juliana, meine beste Freundin. Für einen Moment fühlte ich mich erleichtert, verkrampfte dann aber wieder heftig.
    Mit großen Augen glotzte sie mich an. „Was hast du mit deinem Gesicht gemacht?“
    Ich hob nur leicht das Schachspiel an und präsentierte ihr die Stiele, vereinzelt noch mit Blättern bestückt. Zu mehr Interaktion war ich nicht in der Lage.

    „Hast du die allein vernichtet?“
    „Ja...“, säuselte ich und machte einen großen Ausfallschritt in ihre Richtung. „Darf ich mal eure Latrine benutzen?“
    „Wie..?“ Verwundert starrte sie mich an, willigte dann aber doch ein.
    Schnellstmöglich suchte ich es auf und drückte ihr im Vorbeigehen noch das Spiel in die Hand. Ihre Mutter lief mir auch noch über den Weg, beinahe wären wir kollidiert. Das hätte meinem Magen gar nicht gut getan.

    Das Bad war erreicht, gerade noch rechtzeitig. In einem Zug öffnete ich die Tür, machte eine Pirouette, zerrte mir schon halb die Hose runter und verriegelte die Tür wieder. Jetzt noch schnell Deckel hoch und thronen!
    Alles nochmal gut gegangen. Diese Erleichterung. Körperlich wie emotional. Die resultierenden Geräusche waren mir egal, Hauptsache ich bekam diese Bauchschmerzen weg. Völlig verkrampft hockte ich mit zusammengepressten Oberschenkeln da und versuchte mich nicht mit den Händen abzustützen. Das Kleid musste unbedingt sauber bleiben. Ich wollte meine Eltern nicht...
    Die Kirschen bahnten sich einen Weg durch den Hals. Nicht das noch! Flach atmen und beruhigen.
    Doch es half nichts. Ich musste mir alles nochmal durch den Kopf gehen lassen. Auf meine Beine ging die Brühe. Es war nicht viel, aber ausreichend, um mich beim Anblick des schleimigen Sekrets auf meinen Schenkeln nochmals zu übergeben.
    Jetzt war völlige Scham verflogen. Reflexartig wanderten meine Hände in den Schritt, griffen den Stoff und rissen ihn hoch. Bis unters Kinn kräuselte ich ihn und beugte mich dabei weit nach vorn. Lieber meinen Körper bespucken als die Klamotten.

    Minuten vergingen, ich verharrte weiterhin in dieser gekrümmten Haltung. Saurer, klebriger Speichel hing in Fäden von den Lippen herab, bildete ein Rinnsal. Das immer noch warme Erbrochene war bereits in die Untiefe meines Unterleibs vorgedrungen. Ich spürte, mein Ego sehnte sich nach dem Wasser. Einen feuchten Lappen...

    Juliana klopfte an. „Ist alles in Ordnung?“
    Was sollte ich antworten? Es war mir so peinlich. Wenn sie mich so sehen würde, ich wäre am liebsten gestorben. Panik machte sich in mir breit. Ich konnte und wollte mich nicht bewegen, sonst hätte sich der Auswurf noch mehr verteilt.
    „Ich brauche frisches Wasser... Eimerweise...“
    „Ist es verstopft? Ich hätte dich vorwarnen sollen, Otilia.“
    „Ja!“, presste ich verbal heraus. „Ja, ist es! Frage nicht weiter und hole Wasser!“

    Keine weitere Antwort. Ich hörte sie nicht gehen. Oder war sie nur leise genug? Wieder kam ich ins Grübeln. Ich konnte doch nicht ewig so sitzen bleiben und auf Hilfe warten. Zumal ich dann sowieso aufstehen musste, um die Tür zu entriegeln.
    Aber mein Kleid, es war... Es war bereits dreckig...
    Ich begann zu weinen. Erst nur eine Träne, dann weitere folgend. Es rieselte, es floss. Ich hatte Angst. Frau Maier wird mich hart dafür bestrafen. Sie wird mich verprügeln und Juli gleich mit!

    Plötzlich hörte ich was aufstampfen. Wieder klopfte es leise. Ich erschrak!
    „Darf ich hereinkommen?“ Frau Maier!
    „Nein! Bleiben Sie fort und stellen Sie einfach nur den Eimer Wasser hin.“
    Ich lauschte und sie schien meiner Bitte nachgekommen zu sein. Wieder wartete ich einen Moment und erhob mich dann vorsichtig, da kein Geräusch zu vernehmen war.
    Mit fest zusammengepressten Beinen schlitterte ich über den rutschigen Steinboden. Nochmals horchte ich und entriegelte die Tür.
    Kaum hatte ich den Keil weggeschoben, drückte jemand von außen. Ich rutschte aus, verlor den Halt und landete unsanft auf dem vom Erbrochenen bedeckten Boden. Meinen Kopf schlug ich mir an der Latrinenstufe und ich verlor das Bewusstsein...

    ***

    „Wie geht es deinem Rücken?“ Gebannt schaute ich sie über den Spiegel an, der über ihrer Kommode ruhte. Ich saß hier, in ihrem Zimmer, und ließ meine Hände über die Kommode wandern. Ein kleines rotbraunes Döschen aus Ton, Haarspangen und Perlen beinhaltend. Daneben der hölzerne Kamm, verziert mit Blütenornamenten. Und ihre schwarzen Stoffbänder, als kleines Knäul herumliegend.

    „Frage lieber nicht“, erwiderte sie mahnend und rollte die Schultern. „Ich musste dich waschen! Das war gar nicht amüsant.“
    „Es tut mir wirklich leid“, hauchte ich bereuend und senkte beschämt Kopf. Mein Blick suchte und versank im nervösen Spiel meiner Finger. Däumchen drehend zitterten die Hände. Sie wollten es wieder tun, mir zwischen die Beine gleiten. Nervosität...

    „Es sollte dir auch leid tun, Otilia.“ Stramm hielt sie meine rote Mähne und zerrte meinen Kopf wieder nach oben. „Ich hatte fast vergessen, was für einen schönen Körper du hast.“
    „Neidisch?“, fragte ich schmunzelnd, vergaß für einen Moment meine Scham.
    Prompt zerrte sie wieder kräftig am Haar und hob mich einen Wenig aus dem Stuhl. „Natürlich bin ich neidisch! Immerhin bist du bereits verlobt und wirst heiraten, sobald du sechzehn wirst...“
    „Moment, halt...stopp!“ Ruckartig riss ich den Kopf herum und ruckte den Stuhl scharrend ihren Beinen entgegen. „Nur weil meine Eltern das behaupten, muss es noch lange nicht wahr sein! Und außerdem verpflichtet die Verlobung nicht zur Heirat. Das hat mir Pastor Antonius versprochen. Und was Prediger versprechen, ist immer die Wahrheit...“
    Ganz eingeschüchtert starrte Juli mich an, hielt das Haar nur noch locker und säuselte: „So schlimm finde ich Konrad gar nicht...“
    „Konrad ist in dummer Lausbub!“, fauchte ich und schlug die Hand heftig auf die Kommode, dass Kamm und Dose tänzelten.
    „Er ist ein egoistischer, verwöhnter, Frauen verachtender und dummer Tunichtgut. Und jetzt flechte mir meinen Zopf neu.“
    Ich setzte mich wieder gerade hin und starrte auf mein Ebenbild. Mürrisch war es zuerst, dann zweifelnd und schließlich betrübt. Ich sah Julianas Augen. Sie strahlten trotz allem Gelassenheit und Vernunft aus. Ihr Lächeln war nur schwer tot zu kriegen.
    Ich wusste, dass ihre Mutter sie geschlagen hatte wegen meines Malheurs. Und es tat mir unfassbar leid, beschwerte mein Herz mit Reue. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich war ohnmächtig für eine knappe Stunde.

    Aufgewacht im Bad, nur mit einer Decke umhüllt und neben mir Eimer und Lappen liegend. Keine Ahnung, was ich fühlte. Es war surreal...
    Draußen, vor der Tür, lagen dann frische Klamotten von meiner Besten. Ein fliederfarbenes, transparentes Kleid mit roten Säumen und Blumenstickereien. Rosen waren es. Wild verteilt, aber dennoch stimmig im Ganzen. Dazu ein weißes, knapperes Unterkleid, welches hauteng anlag. Meine nackten Füße sehnten sich nach den Sandalen und die Taille nach meiner Schnalle.
    Und jetzt saß ich hier mit zerzaustem Haar und wollte schnell diese Peinlichkeit vergessen.

  • ~Teil IV~

    „Eigentlich“, fing Juli spontan an, warf einen kurzen Blick in den Spiegel und grinste, „war es ein schönes Erlebnis.“
    Ich stutzte. „Was war daran schön?“
    Dann verdrehte ich die Augen. „Wenigstens kann eine von uns darüber lachen.“
    Und nun grinste ich. „Ich bin halt in jeder Lebenslage die Schönste. Trotzdem werde ich nie wieder so viele Kirschen auf einmal essen!“
    „Das sagst du jetzt...“, erwiderte sie. „Aber am Montag ist das Erntefest. Da wirst du noch genug mit den roten Früchten zu schaffen haben.“
    „Aber da werde ich kein ganzes Pfund verschlingen. Es reicht mir schon, dass ich den Saft stampfen muss...“
    Skeptischen Blickes sagte sie daraufhin: „Hauptsache dir fällt das Essen dabei nicht aus dem Mund.“
    „Sehr witzig! Haha...“ Ich verschränkte die Arme und murrte sie über den Spiegel an.
    Zum Dank zurrte sie nun absichtlich fest am Haar und kämmte es gegen den Strich. Ich fand das gar nicht amüsant.
    „Als wenn du noch nie Bauchschmerzen hattest und dich übergeben musstest...“
    „Schon. Aber ich erbreche dann wenigstens in den Donnerbalken und nicht davor.“
    „Du weißt ganz genau, dass ich...“ Ich war so voller Wut, am liebsten hätte ich ihr..! „Dazu gebe ich keinen weiteren Kommentar.“
    Und wie frech sie dann grinste. Ihre dumme Fratze hätte sie ruhig lassen können.

    „Rate mal“, fing ich ein neues Thema an, „wer heute Abend zu Besuch kommt.“
    Sie darauf, völlig gleichgültig: „Wenn du schon so fragst, kann es nur Konrad sein.“
    Ich nickte verhalten.
    „Da müssen wir dich aber besonders hübsch machen. Soll ich dir eines meiner Bänder einarbeiten?“
    Und nun schüttelte ich den Kopf. „Für Konrad will ich besonders hässlich sein... Außerdem hast du den Zopf schon halb fertig. Jetzt brauchst du auch keines mehr...“
    Augenblicklich ließ sie das Haar fallen und dröselte es wieder auf. Ich war perplex. Hatte ich mich eben nicht deutlich genug ausgedrückt? Was sollte das jetzt? Leicht hob ich die Hände, signalisierte ihr meine Verwirrung.
    Aber sie meinte nur: „Wenn die Haare fertig sind, wirst du dich bei mir bedanken.“
    Mir blieb nur eine Reaktion. Trotz und Murr! Arme verschränken, Augen verdrehen und es aussitzen. Die werkelte, schwang die Arme wild herum, tippelte mit den Füßen und summte eine Melodie...

    ***

    Ich konnte es nicht leugnen. Der Zopf war wunderschön. Er war so schön, dass mir fast die Tränen liefen. Ich fand mich zu attraktiv damit. Konrad würde über mich herfallen wollen, wenn unsere Eltern nicht anwesend sein würden.
    Dieses Farbspiel vom feurigen Rot und dem Tiefschwarz, immer im Wechsel. Kleine Rauten blitzten durch den Zopf hindurch, in regelmäßigen Abständen. Und die neckische Schleife am unteren Ende machte es perfekt. Juli war eine Künstlerin!
    Zum Dank bekam sie einen fetten Kuss auf die Wange. Sie war die Beste. Meine liebste Freundin überhaupt. Schade, dass wir uns so selten sehen. Würden wir nebeneinander wohnen, das wäre fein.

    „Was hältst du von einer Partie Schach?“, fragte Juli verschmitzt lächelnd und strich mir sanft über den Zopf, der prachtvoll über meiner rechten Schulter die Brust hinab hing. Mit geknicktem Kopf und sanft naserümpfend wartete sie geduldig auf meine Antwort.
    Ich stimmte zu, ich musste zustimmen. Dafür war ich doch ursprünglich hier. Und da ich nun neu eingekleidet und frisiert war, musste ich mich erst recht der Gesellschaft zeigen. Ich bin eine Hübsche...

    Mit Spiel und Freude verließen wir ihr Zimmer, gingen kurz in die Küche und suchten uns etwas Proviant. Frau Maier hatte einen großen Krug Honigwasser auf dem Fenstersims stehen, extra für uns. Sie wusste, was wir mochten. Süßes Erfrischendes. Und dazu einen halben Laib Kräuterbrot. Ihre Mutter war nicht zu Gange, worüber ich glücklich war. Es war mir peinlich, ihr gegenüberzutreten, nach dieser Aktion auf der Latrine.

    Vor deren Haus auf der linken Seite gelegen war unser Stammplatz. Ein kleiner Holztisch und zwei Stühle. Fast ganzjährig standen sie dort. Eben solange es angenehm war.
    Dort machten wir es uns bequem. Während ich das Schachbrett aufstellte und die Spielfiguren verteilte, goss Juli uns bereits Trinken ein. Es duftete herrlich süßlich, umschmeichelte meine Nase. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, meine Lippen wollten unbedingt davon kosten.

    „Wie immer ich weiß und du schwarz?“, fragte Juli und stellte schon provisorisch ihre Figuren auf.
    Ich nickte mit dem Becher am Mund, dabei tauchte meine Nasenspitze leicht ins Getränk ein. „Weiß beginnt, Schwarz gewinnt.“

    Unsere ersten Züge waren getan. Diese gingen fix, da sie immer gleich waren. Aber nun folgte der Ernst des Spiels. Wir spielten spontan und impulsiv, ließen uns von den Gefühlen des jeweils anderen leiten. Je weiter es voranschritt, umso länger dauerten die einzelnen Züge. Schach war Strategie und Taktik, zum Teil auch Gedankenspiel.
    Was würde der Gegner als nächstes planen? Welche Figur wollte Juliana opfern, welche nur neu positionieren für den entscheidenden Zug? Den König galt es zu schützen. Wenn er frei lag, sollte es ein Trick sein?
    Die Bauern waren fast alle gefallen, einen Läufer opferte ich, wie auch einen Springer ich an ihrem Turm verlor.
    Aber auch sie war in die Enge getrieben und besaß nur zwei Figuren mehr als ich. Dies musste nichts heißen, da ich strategisch etwas im Vorteil war.
    Untermalt mit dem köstlichen Getränk und ein paar Fetzen Brot war es ein sehr erregendes und sinnliches Erlebnis. Für Außenstehende vermutlich nur eine nette Partie, doch für uns ein tosender Kampf.
    Ich gönnte ihr den Sieg nicht. Sie gewann schon die letzten Male. Jetzt war ich mal wieder dran.

    „Du stehst im Schach, Otilia“, meinte sie zynisch mit leichtem Schmunzeln und ließ die Arme verschränkt an der Tischkante ruhen.
    Ich schmunzelte zurück und tat meinen Zug. „Jetzt stehst du im Schach und ich nicht mehr. Viel kannst du nicht machen, meine Liebste.“
    Sie machte große Augen und starrte überrascht auf das Spielbrett. Fand sie die Lücke? Fand sie den einen Ausweg?
    Natürlich fand sie ihn. Prompt war ihr König wieder sicher und zugleich bedrohte sie meinen indirekt. Ihr nächster Zug, würde ich es nicht verhindern, versetzte mich wieder ins Schach. Doch ich hatte ein Problem. Ich fand keinen geeigneten Zug. So viele Möglichkeiten, aber keine Lösung. Ich grübelte und seufzte. Kein Einfall kam. Ihr freches Grinsen war purer Spott. Das wollte ich nicht akzeptieren.

    „Was ist denn los, Otilia? Kapitulierst du jetzt? Du hast aber in letzter Zeit wenig Glück im Spiel.“
    Ich wusste nicht weiter. Meine linke Hand wanderte unbewusst wieder zwischen meine Beine. Ich spürte sofort die Wärme, die Anspannung im Unterleib. Stück für Stück rutschte sie weiter in den Schritt, verpasste mir dabei immer stärkere Erregung. Es war nicht viel, aber genug zum Spüren. Die Schenkel zitterten, meine Finger zuckten und tanzten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Es durchströmte mich, dieses warme Gefühl.
    Juli runzelte die Stirn und musterte mich eingehend. Hatte sie es bemerkt? Was dachte sie gerade von mir? Hatte Antonius es mir nicht verboten?
    Sofort krallte ich mir den Becher und hielt ihn vor den Mund, mein Lippenspiel somit verbergend. Dann ruhte die Hand. Bis zum Ende ließ ich sie gleiten, vollkommen zwischen meinen Beinen eingeklemmt und den Daumen leicht zu mir gespreizt. Was ich ertastete, war wundervoll. Wie eine überreife Frucht, samtig auf der Zunge zergehend. Das weiche Fruchtfleisch...
    Mir kam der Geistesblitz! Ich sah die Lösung meines Problems. So simpel, so banal. Aber es bedurfte erst einer solchen Erregung, um sie mir zu offenbaren. War es Schummeln? Hatte Antonius recht und ich würde mich früher oder später so sehr hineinsteigern, dass ich es ständig bräuchte?
    Stillschweigend machte ich meinen Zug, ließ den Zeigefinger noch einen Moment auf dem Kopf der Figur und zog ihn dann zaghaft zurück. Leises Säuseln entglitt mir, beim Gedankenwechsel zurück zum umschmeichelten Unterleib. Die Hand blieb dort, sie wollte nicht mehr weichen. Ich wollte nicht mehr weichen...

    Juli schnaufte tief. Mit großen Denkfalten und suchendem Blick analysierte sie das Resultat. Und kam zum Entschluss, dass sie matt war. Kein weiterer Zug war mehr möglich, ohne den König zu verlieren.
    Wir reichten uns die Hände. „Gut gespielt.“

    Ich schaute zur Kirchenuhr. Sie zeigte bereits fünf vor Sechs. Mir fiel die Kinnlade runter. Bereits so spät? Jetzt musste ich sofort los. Bei dem ganzen Spaß, den wir hatten, vergaß ich völlig die Zeit.
    Dabei beendeten wir gerade mal die erste Partie. Ich hätte vorhin nicht so viele Kirschen essen sollen. Unser Besuch war sicherlich schon da.
    Juli ahnte es bereits, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, um sich von mir zu verabschieden. Nur eine kurze Umarmung, zwei Küsschen auf die Wangen und ich packte meine Sachen zusammen. Sie drückte mir die Daumen, dass auch alles gutginge beim Abendessen. Ich solle mich nicht provozieren lassen, gab sie mir noch als Rat mit, bevor ich außer Hörweite war. Mit großen Schritten und dem Schachspiel unterm Arm lief ich los und beschleunigte immer weiter bis fast zum Rennen. Merkwürdig, dass ich nun so erpicht drauf war, noch einigermaßen rechtzeitig anzukommen. War es die Angst vor einer Bestrafung? Ich wollte niemanden enttäuschen, aber andererseits eben doch. Konrad sollte nur das Schlechteste von mir denken, aber gleichzeitig mich respektieren...

    Zuhause angekommen, wagte ich einen Blick durchs Fenster und sah sie alle am Esstisch sitzen. Konrad bemerkte mich sofort, aber grinste nur frech.
    Ich wandte mich ab. Schnell zupfte ich das Kleid zurecht, legte mir elegant den Zopf über die rechte Schulter und trat dann ein. Kaum die Tür wieder verschlossen, kam mir Mutter genervt entgegen. Schmatzend und schnaufend sprach sie: „Bist du auch mal wieder da?“
    Mit gesenktem Kopf und mich schämend erwiderte ich: „Die Partie lief länger als geplant...“
    Sie scheuchte mich. „Ab an den Tisch zu Konrad! Wir wollen endlich essen.“

    Knarzend öffnete sich die Tür, lenkte die Aufmerksamkeit zu mir. Alle drei Männer starrten mich verdutzt an. Mutter scheuchte mich weiter und zeigte neben Konrad, der auf meinem Stammplatz saß. Das machte mich fuchsteufelswild...
    Dieser Lausbub erdreistete sich ganz schön viel. Aber ich durfte mich nicht aufregen, sonst hätten meine Eltern wieder einen Grund gefunden, warum die Eheschließung so wichtig sei.
    Mürrisch setzte ich mich neben ihn und nutzte mein Spiel als Abstandhalter. Er reckte mir seine Hand entgegen und warf mir einen leicht perversen Blick zu. Mit zuckenden Augenbrauen und übertrieben gespitztem Mund säuselte er: „Immer wieder eine Freude dich anzusehen.“
    Abfällig kam ich ihm entgegen und betatschte nur dezent seine Fingerspitzen mit den Worten: „Das sagen alle Kerle.“
    „Du spielst Schach?“, fragte er mit einem Fingerzeig.
    Ich beachtete ihn nicht und wandte mich lieber der Tür zu. Die hatte wenigstens einen Nutzen und war sogar noch ansehnlicher als er. Gut, so hässlich war Konrad nicht. Aber eben nicht mein Typus. Kurzgeschorenes dunkelbraunes Haar, auch wenn ich es an Männern mochte. Buschige Augenbrauen, übertrieben große Nase und einen wulstigen Mund. Füllig war er, kaum dass er zwischen Tisch und Bank Platz fand. Sein steingraues Hemd mit weißen Säumen und die hellbraune Tunika machten ihn so lächerlich, dass ich mir das Lachen echt verkneifen musste. Ganz zu schweigen von seiner tiefen, rauen Stimme, die einem Bären gleichkam. Dass er gerade mal sechzehn Jahre war, strafte ihn bereits früh fürs Leben. Und er müffelte wie ein nasses Frettchen. Oder war es nur sein Duftwässerchen?
    An sich hatte ich nichts gegen fülligere Menschen. Aber gepaart mit seiner rechthaberischen, vorlauten Art... Nein, danke!

  • :hmm: Ich muss leider sagen, dass die Geschichte in den letzten Teilen ziemlich verliert. Otilia kommt leider sehr selbstverliebt, arrogant und an manchen Stellen sogar etwas dümmlich daher. Spontan assoziiere ich ihren Char mit Paris Hilton.... :thumbdown:
    Das sie öffentlich onaniert ist ihre einzige außergewöhnliche, aber leider auch nicht besonders spannende Eigenschaft. Nichts deutet darauf hin, dass die Geschichte in Dark Fantasy einzuordnen ist (die Latrinenszene wäre eher etwas für Humoristic). Und die Zwangshochzeit - ich muss sagen, dass mir da eher Konrad leid tun würde...

    Vielleicht kannst du den Char etwas spannender aufbauen? Sie soll ja eine Vampirin sein - in so einer Vampirfamilie, die "normal" tut, sollte es doch etwas spannendes zu erzählen geben, oder? :hmm:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Otilia kommt leider sehr selbstverliebt, arrogant und an manchen Stellen sogar etwas dümmlich daher. Spontan assoziiere ich ihren Char mit Paris Hilton....

    Und was ist daran so schlimm? Muss denn jede Hauptfigur sofort von Anfang an lieb, höflich, intelligent...sein? Laut meiner eigenen Erfahrung wurden alle meine Hauptcharaktere am Anfang als oberflächlich, arrogant und rechthaberisch bezeichnet. Und später wurden sie geliebt, weil sie eben Persönlichkeit und ihren eigenen Stil haben.

    Vielleicht kannst du den Char etwas spannender aufbauen?

    Wozu sollte ich meinen Charakter spannender machen als er ist? Wenn ich sie so haben will, dann gestalte ich sie auch so. Außerdem wüsste ich auch grad nicht, wie man einen Charakter schon so früh spannender aufbauen könnte, ohne ihn unglaubwürdig zu machen. Denn...->

    Sie soll ja eine Vampirin sein - in so einer Vampirfamilie, die "normal" tut, sollte es doch etwas spannendes zu erzählen geben, oder?

    Ich habe nie behauptet, dass Otilia in der Geschichte von Beginn an eine Vampirin ist. Hier liegt ein Missverständnis vor. Die "Einweisung" im ersten Post ist kein Prolog, sondern eher aus der Mitte gegriffen und soll nur den Kern der Geschichte aufgreifen. Otilia ist keine Vampirin, sondern sie wird zu einer Vampirin!

    Ich kann nicht von 0 auf 100 in acht Seiten schalten. Man muss doch erstmal das Setting präsentieren, Ereignisse geschehen lassen und Charaktere etwas tun lassen, was andere Charaktere verändert. Wenn es euch zu langsam geht, bis es mit dem richtig Düsteren anfängt, dann steigt später wieder ein. Ich beginne ungern mitten im Geschehen und lasse die Vorgeschichte weg.
    Wenn du natürlich eine Idee hast, wie ich Otilia sofort innerhalb weniger Seiten charakterlich und denkerisch so stark verändern kann, dass sie sich entschließt, eine Vampirin zu sein, würde ich diesen Vorschlag gerne in Angriff nehmen.
    Aber Otilia soll der einzige Vampir sein, der in der Geschichte vorkommt! Und sie soll aus freien Stücken einer werden. Rituale, Sekten und Magie sind Schummeleien...



    ~Teil V~


    Mutter schöpfte die Kelle voll und nahm des Richters Teller entgegen. Mit demütiger Haltung reichte sie ihn zurück und entschuldigte sich für mich und mein Fehlverhalten. Ihn kümmerte es offensichtlich nicht. Er wollte nur die Blutwurstsuppe und eine dicke Scheibe Brot. Er war genauso wie sein Sohn. Wenn nicht sogar noch schlimmer. Gut, er war der Dorfrichter, ihm wollte niemand eine dumme Bemerkung an den Kopf werfen. Aber trotzdem war er hochnäsig und einfältig. Wenigstens blieb ich privat noch vor ihm verschont bis ich achtzehn sein würde. Meine Eltern hatten es so arrangiert, dass Konrad und ich in unserem Haus leben sollten. Und später, wenn ich alt genug sei, würden wir dann entweder zu seinem Vater ziehen oder ein eigenes Haus besitzen.
    Ich selbst dachte nicht mal ansatzweise so weit...
    Mir war schon der bloße Gedanke an ein Zusammenleben mit Konrad zuwider. Doch fragte ich mich gleichermaßen, mit wem ich mir sonst ein Eheleben zur aktuellen Zeit vorstellen könnte. Das brachte mich spontan ins Grübeln. Ich ging sämtliche Männer durch die in Rhadis lebten, alleinstehend und mir bekannt waren. Ich konnte sie an einer Hand abzählen. Michel Peterson aus der Fliedergasse, oder Jacob Kroter am Anger. Hensel Hückebein nicht zu vergessen! Einer meiner Liebsten Burschen...
    Dennoch, ich konnte es nicht leugnen, schlug mein Herz auch für den Mann, der sich niemals binden würde. Es machte mich traurig und glücklich. Hoffnung...
    Aber wie sollte es möglich sein, dass ich Pastor Antonius heiraten könnte? Es wäre keine beidseitig glückliche Ehe. Er kannte mich zu gut und wusste um mein Geheimnis. Dies trieb einen zu großen Keil zwischen uns...

    „Otilia..!“, rief Agatha mir zu und deutete auf die Kelle. „Willst du deinem Zukünftigen keine Suppe aufschöpfen?“
    Perplex schaute ich mich um und realisierte es nicht. Konrad hockte Däumchen drehend neben mir und schob langsam seinen Teller gegen meinen Ellenbogen. Als wenn er es nicht selbst konnte. Ich wollte mal nicht so sein und nahm eine besonders große Kelle, auf dass die Suppe schön herunterlief, und klatschte sie ihm drauf. Er wollte den Teller wegnehmen, da patschte ich auf seine Hand und ermahnte ihn: „Noch passt Suppe drauf.“
    Eine zweite Kelle kam hinterher. Randvoll war er, das war eine Portion Konrads Formats entsprechend. Dies zeigte sich auch in seinem vergnügten Gesichtsausdruck. Herrlich, wie ich unseren Eltern in die Karten spiele. Da hatten sie gleich Gesprächsstoff.
    „Otilia wird eine hervorragende Köchin für Euren Sohn sein, Herr Marx!“
    „Oh ja, sie kann aus allem Essbaren ein herzhaftes Gericht zaubern...“
    „Sie freute sich bestimmt schon, für Montag einen Kirschkuchen zu backen...“

    Heuchlerisches Getue! Ich backe einen Kuchen, aber nicht für diese beiden. Er wird für meine Liebsten bestimmt sein. Jeder nur ein Stück, genau abgezählt. Aber was machte ich mir darum wieder Gedanken? Jetzt wollte ich das Abendessen genießen. Ich liebte Blutwurstsuppe! Ich liebte generell Blutwurst und andere Speisen mit geronnenem Blut verfeinert. Wobei das auch Ironie war. Ich verabscheute Schlachtfeste und den Trubel um das Töten eines Tieres. Aber ich liebte die daraus resultierenden leckeren Speisen. Schöne fettige Wurstsuppe mit extra Fleischeinlage, Leberpastete und Räucherschinken.
    Ich behielt es aber gern für mich. Nicht jeder musste erfahren, dass ich in Sachen Essen so flexibel bin. Frauen und Innereien... Das passte nicht zusammen in meinen Augen. Dass Konrad es lieben würde, wenn ich ihm meine Leibspeisen aufzähle, war offensichtlich.
    Keine Zeit für weitere Worte. Ich musste diese gar köstliche Suppe meinem Magen zuführen. Dezent schlürfte ich sie und ließ die kleinen flockigen Bröckchen auf meiner Zunge zergehen.

    „Juliana hat dir einen schönen Zopf geflochten“, sagte Mutter mit einem dezenten Lächeln und schielte anschließend zu Konrad rüber. „Oder wagst du dazu, Schwiegersohn?“
    Perplex schaute er drein, ließ dabei den halb gefüllten Löffel vorm Mund ruhen und erwiderte: „Ich finde ihn auch schön. Aber müssen wir dann jedes Mal Juliana kommen lassen, um meiner Verlobten die Haare zu machen? Ich persönlich halte nicht viel von solchen Dingen. Frauen sollten dem Manne dienlich sein und nicht den Tag mit albernen Spielereien verschwenden.“
    Da nickte sein Vater ganz energisch mit deutlichem Fingerzeig auf mich. „Schach ist viel zu anstrengend für dein Köpfchen, Otilia. Solch hübsches Mädel wie du ist im Arme des richtigen Mannes viel besser aufgehoben.“
    Vater widersprach, wenn auch sehr zurückhaltend: „Aber ist denn Vielseitigkeit bei einer Frau nichts Lobenswertes, Marx?“
    Konrad winkte dankend ab. „Unsere Wenigkeit ist vielseitig genug. Da bedarf es keinem Weib mehr, das dem Mann gleichgestellt ist.“
    „Das mag wohl sein“, warf Mutter spontan ein. „Aber du liebst doch Otilia nicht nur ihres Geschlechts Willen, nicht wahr?“
    Konrad wollte antworten, doch sein Vater kümmerte sich bereits um die passende Antwort. „Mein Sohn liebt Otilia mitunter ihres Geschlechts Willen, gnädige Frau Agatha Hugson... Denkt an Adam und Eva! Mann und Frau gehören zusammen. Freie Liebe gibt es nur unter den Heiden!“

    Da musste ich innerlich sehr laut lachen. Wenn hier jemand heidnisches Schundluder trieb, dann waren hier alle am Tisch. Ich mit eingeschlossen. Wahre Christen heiraten aus Liebe und Nächstenliebe und nicht aus Machtgier und Feigheit. Leider war ich hier die letzte Person, auf die man Rücksicht nehmen würde. Wenn sogar schon meine Worte ignoriert werden, gab es für mich keinen Grund, mich zu rechtfertigen.

    „Soll Otilia sich noch die paar Wochen mit Juliana vergnügen“, meinte Konrad. „Sobald die Ringe unsere Hände zieren, ist diese Phase sowieso vorbei. Es ist zu offensichtlich, dass Juliana diese Hochzeit nicht passt...“

    Das wurde mir zu blöd. Wortlos verließ ich den Tisch und ging auf mein Zimmer. Ich hörte sie noch zig mal meinen Namen rufen, doch ignorierte es. Solch ein Geschwätz wollte ich meinen Ohren nicht länger antun. Sollten sie doch von mir denken, was sie wollten. Ich war ja bereits bekannt für meine unhöfliche und ehrliche Art. Eine Art, die ich auch nach der Eheschließung beibehalten würde...
    Ich ging die Treppe hinauf, den Flur entlang und blieb vor dem Bild stehen. Die Frau war so wunderschön und unschuldig. Was wohl der Maler dabei empfand, als er dieses Kunstwerk schuf? Wie kam es wohl dazu? Wer war sie?
    Es faszinierte mich so sehr, dass ich beinahe vergaß, was ich eigentlich vorhatte. Als ich wieder zur Besinnung kam, schaute ich zu meiner Zimmertür, dann zum Bild und verschwendete einen Gedanken an Konrad. Was für ein Schleimbeutel er doch war. Mich und meine beste Freundin so bloßzustellen, das war ohne Würde.
    Ich schlug das Bild um, sodass einem nun die Rückseite zugewandt war. Diese Frau war nicht für Konrads Augen bestimmt. Genauso wenig wie ich ihm bestimmt war.
    Anschließend ging ich in mein Zimmer, zum Schreibtisch rüber und schnappte mir mein Lateinbuch. Das Metronom auf einen Zwei-Sekunden-Takt eingestellt, ließ ich im Hintergrund mitlaufen, meiner inneren Hektik somit einen Rhythmus verleihend. Die Zeigefinger schwangen mit, als ich mich anschließend zum Bett begab.
    Sofort wurde ich wieder an heute Morgen erinnert. Antonius war mir mein liebster Mann, ihm konnte ich keine Bitte anschlagen. Zwar hasste ich das Lernen im Bezug auf die eheliche Bindung und Pflichterfüllung gegenüber meines Gatten, liebte es aber um der Erfahrung Willen. Es brachte mich näher an Pastor Antonius und den Glauben, die mir sehr wichtig waren. Mein allabendliches Nachtgebet war mehr als nur eine heuchlerische Bitte um Sündenvergebung. Es war ein Gedicht an den Herrn. Eine Danksagung, für all die schönen Dinge im Leben, an denen ich festhalten werde.
    Solch ein Hackklotz wie Konrad würde das nie verstehen. Für ihn waren Frauen nur Vieh der Begierde und Kunst nur Zeitschinderei.

    Im Schneidersitz und das weiche Daunenkissen auf dem Schoß lehnte ich die Hände mit Buch darauf ab und blätterte in den Seiten. Latein war eine schwere Sprache, die ich nur schlecht verstand. Das Wort anders gesprochen als geschrieben. Aber es war wichtig für meine Zukunft. Konrad würde später auch Richter werden und dementsprechend auch privat streng sein. Halbwaise war er, da seine Mutter vor drei Jahren verstarb. Damals war er fünfzehn und eigentlich ein lieber Bursch. Ich kannte ihn nur flüchtig, aber ich kannte ihn. Sein Vater gibt sich immer streng, ist aber in Wirklichkeit verweichlicht. Nur auf dem Richterstuhl wird er gebührend respektiert, weil er eben die Amtsmacht hat, jeden zu verurteilen, der ihm nicht passt.

    Auch ein Grund, warum ich mit seinem Sohn vermählt werden soll. Meine Eltern erhoffen sich, dadurch mehr Freiraum zu haben und auch mal vor Gericht freigesprochen zu werden, falls es mal dazu kommen sollte. Ich persönlich sah da keinen Zusammenhang.

    Jetzt lernte ich erst mal weiter meine Vokabeln. Anstrengend war es, langweilig und ernüchternd. Ich hatte wieder Einiges verlernt. Nachholbedarf!
    Konzentration...
    Ich suchte die Melodie. Die Melancholie fehlte. Meine Gedanken waren immer noch nicht frei, ich brauchte eine Ablenkung. Mir fiel es spontan ein. Doch sollte ich mich wirklich der Versuchung hingeben? Wir hatten Besuch. Und üblicherweise würde er sich von mir verabschieden wollen.
    Andererseits klang es reizvoll, den Moment auszukosten und vielleicht erwischt zu werden. Ich ließ es drauf ankommen und steckte meine linke Hand unters Kissen. Gespreizte Beine, die es umso einfacher machten, am Innenschenkel entlang zu streichen. Ein wunderbares Gefühl, welches die erwünschte Konzentration tatsächlich steigerte.
    Halb am Schenkel reiben halb am Lesen, lernte ich nun intensiver und hatte Spaß. Doch schnell wollte ich mehr und ließ die Hand weiter hineingleiten. Kurz berührten die Finger den intimen Bereich, nur vom dünnen Stoff des Kleides getrennt, da bemerkte ich mein Fehlverhalten.
    Die Hand zuckte zurück, ich führte sie zum Mund und strich mir zärtlich an den Lippen entlang. Es war die Verwirrung, die mich dazu trieb. Es schmeckte nach nichts, aber ich fühlte mich dennoch befleckt.
    Plötzlich bewegte sich die Türklinke und Konrad betrat den Raum. Ich hatte ihn nicht die Treppe heraufkommen hören. Das hätte jetzt anders ausgehen können als geplant. Sicherlich, ich wollte den Nervenkitzel. Aber nicht bei ihm, was mir erst jetzt bewusst wurde.

    „Warum bist du denn vorhin so plötzlich von Tisch gegangen?“, fragte er fordernd und schloss die Tür vorsichtig.
    „Überlege mal ganz stark!“, erwiderte ich mürrisch und nahm Haltung an. Schnell zur Bettkante gerutscht und die Füße auf dem Boden abgestellt.
    Er machte ein übertrieben nachdenkliches Gesicht, ging dabei zum Schreibtisch hinüber und stoppte das Metronom. Verblüfft starrte er auf meine Schreibutensilien und die bekritzelten Blätter.
    „Gibt Antonius dir immer noch Unterricht?“
    Ich nickte. „Solange ich noch nicht verheiratet bin.“
    „Machst du es gerne? Das Lernen?“ Erwartungsvoller Blick.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, was es dich zu interessieren hat.“
    „Du könntest mich natürlich auch sofort heiraten. Dann hast du nie wieder Unterricht bei Antonius...“
    „Bis wann hattest du denn Unterricht bei ihm?“, fragte ich wohl wissend, dass es ihm peinlich sein war. Denn darauf antwortete er nicht, weil Antonius sich weigerte für Bestechungsgeld ihm zu lehren. Marx Pacht stritt es natürlich ab. Aber ich erfuhr davon aus erster Hand. Beidseitige Schweigepflicht, könnte man so sagen.

  • Die Idee deiner Geschichte fand ich schon sehr vielversprechend und ich bin froh, dass du dich doch dazu entschlossen hast sie zu verwirklichen. ^^

    Was den ersten Teil betrifft finde ich ihn sehr gut. Vor allem das erwähnte Metronom hat dem ganzen ersten Teil irgendwie eine ruhigen Takt vorgegeben, da ich ab der Erwähnung ständig dieses ruhige Ticken im Kopf hatte. XD

    Spoiler anzeigen

    Aber ich wollte nicht schlauer sein als mein zukünftiger Ehemann! Das war trotz jeglicher Umstände [Leerzeichen] einfach zu viel des Guten.

    Es war Zeit- und Materialverschwendung. Ich musste sogar schon wieder die Feder neue Tinte aufsaugen lassen.

    Hier geb ich ihr recht und frage mich, wenn es doch nur irgendwelche relativ unwichtigen Übungen sind, warum nutzt sie dann nicht Schiefertafel und Kreide. XD

    „Wenn es denen so wichtig wäre, dass ich sie durchs Nichtdurchführen enttäuschen würde, hätten sie sich deutlich mehr dafür eingesetzt...“

    Auch ich muss sagen, dass mir das Wort so absolut gar nicht gefällt. X(

    Und sofort gab es den ersehnten Klaps auf den Hinterkopf. Wieder berechtigt, aber trotzdem ungerecht.

    ersehnt finde ich hier nicht so passend. Sie empfindet den Klaps ja als ungerecht, deswegen ist es ein wenig unsinnig, dass sie ihn sich danach sehnt.

    Ich tat es nicht absichtlich, wenn auch gewollt.

    Hier auch wieder so eine kleine Unstimmigkeit. Wenn sie es nicht absichtlich tut kann es auch nicht gewollt sein. Wenn es in ihrer Absicht geschieht ist es doch ihr Wille.

    Ich stieg die Treppe hinab und ließ dabei sanft meine Hände über beide Geländer gleiten.

    Da streikte leider mein Kopfkino ein wenig. Sind jetzt die Geländer rechts und links von ihr gemeint? Dann erscheint mir die Treppe aber recht schmal. Im Kopf hatte ich eher eine normale Treppe auf der zwei Personen platz hätten.

    Das Esszimmer betretend, nahm ich sofort Platz und griff nach der Wasserkaraffe.

    Bin mir zwar nicht sicher, aber ohne das d klingt es irgendwie eigenartig. :hmm:

    legte aber eine dramatische Pause ein, welche mich sofort zum Nerven brachte.

    Den Nebensatz versteh ich nicht. Ich denke mal du meinst, dass sie durch die Pause genervt ist. Klingen tut es aber eher so als würde sie durch die Pause angestachelt ihren Vater zu nerven.

    Viele kleine Sommersprossen zierten meine stups´ge Nase und leichte Grübchen in den Mundwinkeln betonten meine zartrosa Lippen. Vorsichtig befeuchtete ich sie mit meiner Zungenspitze,

    Ich muss @Arathorn recht geben, du springst wirklich manchmal in die Umgangssprache. Hier würde ich zum Beispiel das "stups´ge" ausschreiben, da es einfach nicht rein passt.

    Zwar schmerzte es, logisch, machte mich aber glücklicher.

    Ja, ich konnte Schach! Und ich liebe es, mit Juliana zu spielen.

    Achtung Zeitsprung! Sie konnte Schach liebt es aber immernoch zu spielen?

    Ich blieb immer auf der Hauptstraße, da ich darüber alle meine Ziele erreichen konnte.

    Wie gesagt finde ich die Idee sehr vielversprechend und vor allem da du Otilia ohne irgendwelche Rituale oder Magie Schnickschnack zu einem Vampir machen möchtest. (Wenn ich das richtig verstanden habe.) Klingt schon mal sehr spannend und ich frag mich wie du das wohl bewältigst. ;)

    Leider muss ich auch gestehen, dass mir deine Schreibart nicht so ganz zusagt. Du siehst ja meine Anmerkungen gehen nur bis zum 2. Teil und bedauerlicherweise weiß ich auch noch nicht ob ich die Geschichte weiter verfolgen werde.
    EDIT: Viele deiner Sätze erscheinen mir recht kurz und oft erinnert es mich an einen Schulaufsatz.

    Viele bekannte Gesichter traf ich unterwegs. Unsere Nachbarn, Herr und Frau Jacobson. Sehr nette Leute, die immer ein Lächeln parat hatten. Ich sah sie nie traurig oder schlecht gelaunt.
    Hensel Hückebein, dem Schneiderlehrling, begegnete ich auch. Ein hübscher Bursch, wie ich fand. Mir gefielen seine graubraune Latzhose und die Ledersandalen. Sie machten ihn männlicher.
    Aber sein blondes, strubbeliges Haar war ein Graus. Am liebsten hätte ich meinen Kamm genommen und ihn ordentlich gestriegelt.
    Ich hatte ihn nicht dabei. Beim nächsten Mal vielleicht.

    Hier ist mal so ein Beispiel. Die Sätze haben einen ganz komischen Rhythmus und wirken ein wenig wie eine Aufzählung in der Grundschule (klingt jetzt böser als gemeint ist.). Ich denke mal einige Sätze würden besser klingen wenn du sie verbinden würdest.

    Lass dich aber nicht entmutigen. Das ist nur meine Meinung und die Geschichte hat trotzdem sehr viel potenzial. ^^

    Der Schlüssel zu einer fremden Welt ist das Lesen...
    ...die Tür zu ihr ist das Buch...
    ...das Land dahinter sind die Wörter...
    ...und der Weg dahin sind meine Gedanken und meine unendliche Phantasie.

    Einmal editiert, zuletzt von NekoMimi Alice (4. November 2016 um 02:37) aus folgendem Grund: Was vergessen