Gruß euch,
die theologische Fakultät macht demnaächst einen Kleinkunstabend in gemütlicher Runde (ich gehe zumindest nicht davon aus, dass viele kommen... ) und ich würde gern was beitragen. Was heißt, diesmal könnte ich wirklich eure Hilfe, euren scharfen Blick brauchen, um vielleicht etwas an meinem jüngsten Werk zu feilen. Konstruktive Kritik aller Art ist also ausschließlich erwünscht. Leider kann ich nur schwer vermitteln, wie ich es vorzulesen gedenke, es gibt nicht die eine Sprechmelodie...
Thomas Stearns Eliot sagte, nach einem Glässchen Wein, einmal,
in einer Welt ohne Böses wäre das Leben nur ein Trübsal.
Ein Mann, der dies hörte, sprach ganz ernst, ohne Lachen:
„Nun, einer muss die Dreckarbeit ja machen!“
So zog er los, zu Suchen das Böse, das alle so verdammen,
von dem doch aber immer alle Dichter sangen.
„Karl Jaspers, alter Freund!“, sagte der Mensch voller Eifer,
„Du, der du älter bist als ich und reifer,
kannst du mir sagen, wie ich wahrhaft äußerst böse werden kann?
Ich will der Welt gefallen dann“
„Der gesunde Menschenverstand“, sagte der Mann mit ruhigem Blute,
„ist blind sowohl für das äußerste Böse wie für das höchste Gute.“
„Danke für nichts, du alte Quassenstrippe!
Vielleicht kommt etwas Kluges über eines anderen Lippe!“
Und auf seinen Reisen traf er bald,
Augustinus Aurelius, weise und alt.
„Sag, Meister, was ist die Natur des Bösen?
Kannst du mich von dieser Frage erlösen?“
„Der Gute ist frei, selbst dann, wenn er Sklave ist,
doch bist du böse bist du unfrei, auch wenn du König bist“.
Trübselig schüttelte der Mensch den Kopf „Das ist mir bewusst
Ich tue es, damit du dich dem nicht stellen musst.“
Doch hast du nicht mehr mir zu sagen?
Solltest du meine Zeit so zu verschwenden wagen?“
Da trat Winston Chuchil hinzu und hob den Finger mahnend
Der Mensch, der es sah, schon Böses ahnend,
zog den Kopf zwischen seine Schultern ein.
„Ich sage dir, die Wahrheit ist einfach und nicht verborgen,
dass sich noch niemand an bösen Worten, ungesagt heruntergeschluckt, den Magen hat verdorben!“
„Danke, Meister für diese Rede! Im Wort liegt also nicht
Das große Geheimnis vom Bösewicht.“
Richard Sheridan rief von weitem:
„Wartet einmal ich hörte euch über Bosheit streiten!
Es ist unmöglich witzig zu sein ohne jene,
sie ist der Widerhaken am Pfeil auf des Komikers Sehne.“
Doch Lucius Anaeus Seneca brüllte nur: „Dummheit ist es!
Bosheit trinkt stets die Hälfte des eigenen Giftes!“
„Dass ich Opfer bringen muss, weiß ich wohl, oh Weiser,
so kannst du deine Argumente bringen leiser.
So sollen weder Verstand noch Münder ruhn:
Wie kann ich wahrhaft Böses tun?“
In allem nun entstehenden Sinnen und Denken,
hört man einen Neuen seine Schritte herzu lenken.
Albert Einstein ist es höchst selbst, der redet gleich:
„Ich als Physiker mache euch Philosophen reich.
Bedroht wird die Welt nicht von noch so großen, bösen Massen,
sondern von denen, die das Böse zulassen!“
Da ruft der Mensch begeistert: „Fein!
Soll es wirklich derart einfach sein?
Lass dem Bösen seinen Lauf und du tust selber Böses zu Hauf?“
Karl Heinrich Waggerl nickt und meint: „Das ist kein Wahn!
Wer nichts Böses tut, hat noch nichts Gutes getan.“
Erleichtert klatschen all die Dichter und Denker,
Marx meint bekehrt: „Und ich dachte böse wären die Banker!“
Ron Kritzfeld erhebt die Stimme, die dringt an aller Ohren:
„Ein Zyniker ist, wer den Glauben an das Böse im Menschen nicht verloren.
Danke für euren weisen Worte!
Ich trage sie in meiner Weisheit Horte.“
Diogenes schaut etwas skeptisch drein,
für ihn scheint ein Zyniker etwas anderes zu sein.
Da erblickte der Mensch ein neues Gesicht:
Mahadma Gandhi, kein anderer nicht!
„Du giltst von den Guten als der Beste!
Was sagst du dazu mit deiner reinen Weste?“
„Unsere Pflicht ist es wie uns mit den Guten zu arbeiten ohne Ruhn,
uns niemals mit den Schlechten zusammenzutun!“
„Das passt doch wie die Faust aufs Auge!“, so der Mensch sich aus dem Fenster lehnt,
vor dem, der so nach Gewaltlosigkeit sich sehnt.
„Böse ist, den Bösen in die Hände zu spielen,
sie nicht zu bremsen bei ihren Zielen.“
Heraklit klopft den Menschen auf die Schulter und spricht:
„Um deine Bürde beneide ich dich nicht!
Du begibst dich, nach Augustinus, hinter eines Gefängnisses Stäbe,
doch das Recht kennte keiner, wenn es das Unrecht nicht gäbe.
Das Opfer, das du für uns bringen willst,
heißt, das du das Kindlein, das Gute, stillst.“
„Doch, wie erkenne ich, wem ich nicht am Tun hindern darf?“,
so der Mensch die nächste Frage in die Runde warf.
Gandhi sagte: „Da brauchen wir kein Achen und Wehen:
Aus Gewalt und Lüge kann nie Gutes entstehen!“
Und Anton Tschechow ruft: „Das ist doch nicht zu fassen!
Den Nächsten nicht lieben ist das Übel, nicht den Feind zu hassen!“
Romain Rolland springt ihm rasch zur Seite: „Das, woran die Welt leidet
Ist nicht die Größe des Bösen, die das Glück vertreibet,
sondern die Schwäche des Guten.
So ist es, ihr dummen Puten!“
„Heißt das, alles Suchen war vergebens?
Wie soll ich so erfüllen den Sinn meines Lebens?“,
Der Mensch schaut ganz verzweifelt drein.
Doch Oskar Wilde schwenkt sein Gläschen Wein
Und meint: „Eine der besten Sachen
Ist, dass wir, alle Teufel, uns selbst die Welt zur Hölle machen.“
Mit hoffnungsfrohen Augen fragt der Mann: „Kann ich darauf vertrauen?
Dass jeder das seine tut um die Schöpfung zu versauen?“
„Wiliam Faulkner meint darauf: „Es ist lamgsam genug, du Wicht,
auf böse Menschen ist Verlass. Sie ändern sich nicht.
Denn wie kann man von Goethe die deutliche Forderung verstehen:
Der Worte sind genug gewechselt, lass uns endlich Taten sehen!“