Von einem Menschen, der auszog, böse zu werden

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.852 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. November 2017 um 22:29) ist von Windweber.

  • Gruß euch,
    die theologische Fakultät macht demnaächst einen Kleinkunstabend in gemütlicher Runde (ich gehe zumindest nicht davon aus, dass viele kommen... :/ ) und ich würde gern was beitragen. Was heißt, diesmal könnte ich wirklich eure Hilfe, euren scharfen Blick brauchen, um vielleicht etwas an meinem jüngsten Werk zu feilen. Konstruktive Kritik aller Art ist also ausschließlich erwünscht. ^^ Leider kann ich nur schwer vermitteln, wie ich es vorzulesen gedenke, es gibt nicht die eine Sprechmelodie...

    Thomas Stearns Eliot sagte, nach einem Glässchen Wein, einmal,
    in einer Welt ohne Böses wäre das Leben nur ein Trübsal.
    Ein Mann, der dies hörte, sprach ganz ernst, ohne Lachen:
    „Nun, einer muss die Dreckarbeit ja machen!“
    So zog er los, zu Suchen das Böse, das alle so verdammen,
    von dem doch aber immer alle Dichter sangen.

    „Karl Jaspers, alter Freund!“, sagte der Mensch voller Eifer,
    „Du, der du älter bist als ich und reifer,
    kannst du mir sagen, wie ich wahrhaft äußerst böse werden kann?
    Ich will der Welt gefallen dann“
    „Der gesunde Menschenverstand“, sagte der Mann mit ruhigem Blute,
    „ist blind sowohl für das äußerste Böse wie für das höchste Gute.“
    „Danke für nichts, du alte Quassenstrippe!
    Vielleicht kommt etwas Kluges über eines anderen Lippe!“

    Und auf seinen Reisen traf er bald,
    Augustinus Aurelius, weise und alt.
    „Sag, Meister, was ist die Natur des Bösen?
    Kannst du mich von dieser Frage erlösen?“
    „Der Gute ist frei, selbst dann, wenn er Sklave ist,
    doch bist du böse bist du unfrei, auch wenn du König bist“.
    Trübselig schüttelte der Mensch den Kopf „Das ist mir bewusst
    Ich tue es, damit du dich dem nicht stellen musst.“
    Doch hast du nicht mehr mir zu sagen?
    Solltest du meine Zeit so zu verschwenden wagen?“

    Da trat Winston Chuchil hinzu und hob den Finger mahnend
    Der Mensch, der es sah, schon Böses ahnend,
    zog den Kopf zwischen seine Schultern ein.
    „Ich sage dir, die Wahrheit ist einfach und nicht verborgen,
    dass sich noch niemand an bösen Worten, ungesagt heruntergeschluckt, den Magen hat verdorben!“
    „Danke, Meister für diese Rede! Im Wort liegt also nicht
    Das große Geheimnis vom Bösewicht.“

    Richard Sheridan rief von weitem:
    „Wartet einmal ich hörte euch über Bosheit streiten!
    Es ist unmöglich witzig zu sein ohne jene,
    sie ist der Widerhaken am Pfeil auf des Komikers Sehne.“
    Doch Lucius Anaeus Seneca brüllte nur: „Dummheit ist es!
    Bosheit trinkt stets die Hälfte des eigenen Giftes!“
    „Dass ich Opfer bringen muss, weiß ich wohl, oh Weiser,
    so kannst du deine Argumente bringen leiser.
    So sollen weder Verstand noch Münder ruhn:
    Wie kann ich wahrhaft Böses tun?“

    In allem nun entstehenden Sinnen und Denken,
    hört man einen Neuen seine Schritte herzu lenken.
    Albert Einstein ist es höchst selbst, der redet gleich:
    „Ich als Physiker mache euch Philosophen reich.
    Bedroht wird die Welt nicht von noch so großen, bösen Massen,
    sondern von denen, die das Böse zulassen!“

    Da ruft der Mensch begeistert: „Fein!
    Soll es wirklich derart einfach sein?
    Lass dem Bösen seinen Lauf und du tust selber Böses zu Hauf?“
    Karl Heinrich Waggerl nickt und meint: „Das ist kein Wahn!
    Wer nichts Böses tut, hat noch nichts Gutes getan.“
    Erleichtert klatschen all die Dichter und Denker,
    Marx meint bekehrt: „Und ich dachte böse wären die Banker!“

    Ron Kritzfeld erhebt die Stimme, die dringt an aller Ohren:
    „Ein Zyniker ist, wer den Glauben an das Böse im Menschen nicht verloren.
    Danke für euren weisen Worte!
    Ich trage sie in meiner Weisheit Horte.“
    Diogenes schaut etwas skeptisch drein,
    für ihn scheint ein Zyniker etwas anderes zu sein.

    Da erblickte der Mensch ein neues Gesicht:
    Mahadma Gandhi, kein anderer nicht!
    „Du giltst von den Guten als der Beste!
    Was sagst du dazu mit deiner reinen Weste?“
    „Unsere Pflicht ist es wie uns mit den Guten zu arbeiten ohne Ruhn,
    uns niemals mit den Schlechten zusammenzutun!“
    „Das passt doch wie die Faust aufs Auge!“, so der Mensch sich aus dem Fenster lehnt,
    vor dem, der so nach Gewaltlosigkeit sich sehnt.
    „Böse ist, den Bösen in die Hände zu spielen,
    sie nicht zu bremsen bei ihren Zielen.“

    Heraklit klopft den Menschen auf die Schulter und spricht:
    „Um deine Bürde beneide ich dich nicht!
    Du begibst dich, nach Augustinus, hinter eines Gefängnisses Stäbe,
    doch das Recht kennte keiner, wenn es das Unrecht nicht gäbe.
    Das Opfer, das du für uns bringen willst,
    heißt, das du das Kindlein, das Gute, stillst.“

    „Doch, wie erkenne ich, wem ich nicht am Tun hindern darf?“,
    so der Mensch die nächste Frage in die Runde warf.
    Gandhi sagte: „Da brauchen wir kein Achen und Wehen:
    Aus Gewalt und Lüge kann nie Gutes entstehen!“
    Und Anton Tschechow ruft: „Das ist doch nicht zu fassen!
    Den Nächsten nicht lieben ist das Übel, nicht den Feind zu hassen!“
    Romain Rolland springt ihm rasch zur Seite: „Das, woran die Welt leidet
    Ist nicht die Größe des Bösen, die das Glück vertreibet,
    sondern die Schwäche des Guten.
    So ist es, ihr dummen Puten!“

    „Heißt das, alles Suchen war vergebens?
    Wie soll ich so erfüllen den Sinn meines Lebens?“,
    Der Mensch schaut ganz verzweifelt drein.
    Doch Oskar Wilde schwenkt sein Gläschen Wein
    Und meint: „Eine der besten Sachen
    Ist, dass wir, alle Teufel, uns selbst die Welt zur Hölle machen.“
    Mit hoffnungsfrohen Augen fragt der Mann: „Kann ich darauf vertrauen?
    Dass jeder das seine tut um die Schöpfung zu versauen?“
    „Wiliam Faulkner meint darauf: „Es ist lamgsam genug, du Wicht,
    auf böse Menschen ist Verlass. Sie ändern sich nicht.
    Denn wie kann man von Goethe die deutliche Forderung verstehen:
    Der Worte sind genug gewechselt, lass uns endlich Taten sehen!“

  • Hallo @Windweber,

    uh, ein langes Gedicht. Sehr interessant. Mein größter inhaltlicher Kritikpunkt ist der, dass nur Männer zu Wort kommen.
    Ansonsten ist das hier ein Gedicht l'art pour l'art, nehme ich an. Jedenfalls fühle ich mich jetzt auch nicht schlauer als vorher, was die Natur des Bösen angeht. Aber vielleicht müsste ich dein Gedicht auch einfach nochmal lesen :pardon:

    Spoiler anzeigen

    „Danke für nichts, du alte Quassenstrippe!

    Tippfehler? Ich kenne das eher als "Quasselstrippe".

    Da trat Winston Chuchil hinzu

    Winston Churchill

    „Dass ich Opfer bringen muss, weiß ich wohl, oh Weiser,
    so kannst du deine Argumente bringen leiser.

    Ich würde hier versuchen, den Satzanfang zu ändern (Wiederholung im nächsten Satz). "Deine Argumente kannst du bringen etwas leiser." ?

    Danke für euren weisen Worte!

    "eure weisen Worte"

    „Unsere Pflicht ist es wie uns mit den Guten zu arbeiten ohne Ruhn,
    uns niemals mit den Schlechten zusammenzutun!“

    Das verstehe ich irgendwie grammatikalisch nicht. Und bei Ruh'n würde ich noch den Apostroph mit einfügen.

    Das Opfer, das du für uns bringen willst,
    heißt, dass du das Kindlein, das Gute, stillst.“

    doppel s?

    Dass jeder das seine tut um die Schöpfung zu versauen?“
    William Faulkner meint darauf:

    Anführungszeichen weg, William mit doppel l

    Der Worte sind genug gewechselt, lass uns endlich Taten sehen!“

    Hier fehlen noch Anführungszeichen am Anfang. Ah... wobei... das sagt noch William Faulkner, oder?

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Mein größter inhaltlicher Kritikpunkt ist der, dass nur Männer zu Wort kommen.

    Hm... Du hast recht. War mir bisher nicht aufgefallen. Ich habe mich durch berühmte Zitate zu dem Thema gearbeitet und die nicht Inhalt ausgesucht. Was zu komplex und intelligent wirkte, wurde aussortiert. Ich wollte allgemeine, stark vereinfachte Sachen... Das ist den armen Frauen (es waren eh schon nicht viele dabei, man holt berühmte Zitate immer aus Zeiten, wo Frauen nicht viel zitierfähiges von sich geben durften...) wohl zum Verhängnis geworden. Mal sehen, ob ich da noch die eine oder andere weibliche Stimme zu ihrem Recht kommen lasse.

    Ansonsten ist das hier ein Gedicht l'art pour l'art, nehme ich an.

    Absolut. Ich persönlich glaube "das" "Böse" ist nicht zu ergründen. Ist ein künstliches Konstrukt, das von Person zu Person unterschiedlich ist. Es macht sich mehr über diesen zum Scheitern verurteilten Versuch lustig. Gut, ein bisschen moralischer Zeigefinger steckt vielleicht bei näherer Betrachtung drin, ist aber nicht die Hauptintension. Die soll reine Unterhaltung sein.

  • Spoiler anzeigen

    Ich Kulturbanause gebe jetzt hier einmal offen zu, dass mir der Großteil der Personen leider unbekannt war :pardon: fand es aber trotzdem amüsant

    von dem doch aber immer alle Dichter sangen.

    Dichter und singen klingt für mich nach einem etwas erzwungenen Reim, denn mit Dichtern assoziiere zumindest ich nicht wirklich Gesang. Ist zwar hier gerade Meckern auf höchsten Niveau aber um das Maximum aus der Sache heraus zu holen Spiel ich hier einfach mal den Gordon Ramsey der Gedichte. Nur eben ohne die cholerischen Anfälle :dwarf:
    Meine Idee wäre: "von dem doch aber immer alle Heldenlieder sangen."

    Ich will der Welt gefallen dann

    Inversionen haben es in meinen Augen irgendwie an sich, etwas seltsam zu wirken, aber hier würde ich ein "sodann" draus machen. Irgndwie flutscht es dann beim lesen etwas besser finde ich :hmm:

    „Der gesunde Menschenverstand“, sagte der Mann mit ruhigem Blute,
    „ist blind sowohl für das äußerste Böse wie für das höchste Gute.“

    "sagte der Mann ruhig Blut, ... für das äußerste Böse wie für das höchste Gut." - Mein Vorschlag, dann bliebe sogar der Superlative erhalten.

    „Dass ich Opfer bringen muss, weiß ich wohl, oh Weiser,
    so kannst du deine Argumente bringen leiser.

    "so nenne deine Argumente doch etwas leiser."

    Erleichtert klatschen all die Dichter und Denker,
    Marx meint bekehrt: „Und ich dachte böse wären die Banker!“

    Ich gebe zu, hier musste ich lachen, das passt gut :rofl:

    Danke für euren weisen Worte!
    Ich trage sie in meiner Weisheit Horte.“

    Hier würde ich etwas drumherum tricksen. Die erste Zeile etwas verlängern mit ein paar Füllwörtern, um dann die darunter umschreiben zu können, "meiner Weisheit Horte" klingt nämlich doch etwas unschön:
    "Ich will euch danken, für eure vielen, weisen Worte!
    Und werde sie aufbewahren, an einem stillen Orte."

    Diogenes schaut etwas skeptisch drein,
    für ihn scheint ein Zyniker etwas anderes zu sein.

    Und hier musste ich schon wieder grinsen :D

    Da erblickte der Mensch ein neues Gesicht:
    Mahadma Gandhi, kein anderer nicht!

    Das Abi Motto meiner Schwester war ja: "Mahadma Abi, Mahadma keins" :rofl:
    "Mahadma Gandhi persönlich tritt nun ins Licht!" - wie wäre es damit?

    Insgesamt ein sehr langes, aber auch schönes Gedicht, das bestimmt noch viel besser wäre, wenn ich zumindest bei der Hälfte der Leute wüsste, was es mit ihnen auf sich hat :doofy:

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • Ich kenn die ja alle, die du da zitierst. ^^

    Die Frage ist, ob du dir damit Freunde machst, wenn du deinen religiösen Mitstreitern mit dem Zitatenorkan deutlich machst, was diese alles, im Gegensatz zu dir, noch nicht gelesen haben.
    Möglicherweise bekommst du dein Publikum besser zu packen, wenn du aus Star Wars, Twin Peaks und Vom Winde Verweht zitierst.
    Möchte dir aber natürlich nicht den Spass verderben.

    Was auf jeden Fall fehlt, wären Zitate aus naturwissenschaftlicher Sicht.

    Kannst mich gerne zitieren.
    "Sensenbach fragt: Ist der Kuckuck bös wenn er sein Ei legt ins fremde Nest. Oder feiert Darwin hier nur ein stilles Fest?"

    2 Mal editiert, zuletzt von Sensenbach (14. November 2017 um 16:14) aus folgendem Grund: Editiert da partiell Unsinn

  • @Asni @Sensenbach @Xarrot Danke, ihr seid super! Jeder auf seine Weise eine große Hilfe, ein perfektes Team :thumbsup:

    Xarrot, deine Vorschläge werde ich wohl zu großen Teilen übernehmen. Das bringt wirklich Feinschliff.

    Sensebach, eigentlich dachte ich, dass ich gerade durch die Wahl extrem leichter Allerweltszitate und das absurde Szenario die schlimmsten Übeltaten raus habe :D Aber du musst ja wahnsinnig belesen und gebildet sein - nichtmal ich kenne die alle. :rofl: Meinen Respekt. Das Böse aus naturwissenschaftlicher Sicht... Gut, ich habe Einstein... Aber macht die Naturwissenschaft überhaupt Aussagen zu diesem gesellschaftlichem Konstrukt? Das wäre ja mal superspannend!

  • Aber @Windweber!

    Alles menschliche Verhalten hat eine naturwissenschaftliche Grundlage. ;)

    Das Forschung hierzu hat angefangen mit den Verhaltensforschern, im Grunde haben aber die Psychoanalysten (e.g. Freug, Jung) hier schon den Boden bereitet.
    Zu empfehlen ist hier, von Seite der Verhaltensforschern, das Buch "Das sogenannte Böse" von Konrad Lorenz (Untertitel: Zur Naturgeschichte der Aggression, 1963).
    Inzwischen kennen wir sogar einige der genetischen Grundlagen für "abweichendes" Verhalten und sogar ein paar konkrete Gene sind bekannt. Bei Veränderungen dieser Gene zeigt sich ein aggressives oder passives Verhalten, je nachdem.
    Die neusten Forschungsergebnisse zeigen zudem, das erlerntes Verhalten teilweise auf Ebene der Gene festgelegt wird. Zum Beispiel weisen Golfkriegsveteranen mit Stresssyndrom spezifischen Markierungen an bestimmten Genen auf. Diese Markierungen steuern diese Gene und sind ursächlich für ein verändertes Verhalten.
    In Tierversuchen kann man dies gut nachvollziehen und Mäuse von einer erworbenen Angst heilen, indem man die epi-genetischen Markierungen durch Medikamente entfernt.

    Ich würde sogar soweit gehen, dass es ein naturwissenschaftliches Spektrum von Verhaltensweisen gibt. Dies wird häufig in Form einer Glockenkurve dargestellt.
    Links die friedliche/passiven. Rechts die aggressiven. Die meisten von uns liegen in der Mitte.
    Ebensolche Kurven gibt es für Intelligenz, Sexualverhalten etc.

    Jetzt kommen gesellschaftliche Umstände ins Spiel. Hier gibt es eine gewisse Bandbreite, die bei Menschen auftritt. Gesellschaftliche Umstände definieren dann gut und böse. Das heist ein aggressives Verhalten, wird in einer Kultur toleriert (e.g. Sparta) in einer anderen allerdings geächtet (e.g. das moderne Schweden).
    Diese Definition ändert sich dann manchmal aufgrund sich ändernder äußerer Umstände. Im Krieg sind aggressive Typen dann Helden und friedliche Menschen nicht so gefragt. Im Frieden werden dann friedliche Familienväter wieder beliebter. Das heist die Wertung bestimmter Verhaltensweisen wird stark kulturell beeinflusst.

    Um Vorwürfe des Biologismus vorzubeugen. Die oben geschilderten Daten stimmen statistisch für das grosse Ganze. Im Leben eines Individuums spielen neben genetischen Faktoren eine Vielzahl von Umweltfaktoren eine Rolle.
    Erziehung, kultureller Hintergrund, Wohnort, Ernährung usw. Wir sind also, als Individuum, was das Verhalten und unsere Gesundheit angeht, nicht vollständig genetisch determiniert. Aber die genetische Ausrüstung steckt den Rahmen ab, indem wir uns bewegen (können).

    Einmal editiert, zuletzt von Sensenbach (14. November 2017 um 21:08)

  • Also nochmal danke Leute! Ich komme gerade zurück und es war, zweifellos gerade dank eurer Hilfe, ein voller Erfolg. Vor allem, da ich das erste Mal bei sowas mitgemacht habe.

    Das war die Version. Ich habe einen geschlechtsneutralen Menschen ins Abenteuer geschickt. Da alle eure Vorschläge berechtigt waren, schulde ich eucht für die wenigen nicht übernommenen Punkte natürlich Erklärungen :)

    "sagte der Mann ruhig Blut, ... für das äußerste Böse wie für das höchste Gut." - Mein Vorschlag, dann bliebe sogar der Superlative erhalten.

    Das habe ich nicht übernommen, weil ich mich nahe am Originalzitat halten wollte.

    "Mahadma Gandhi persönlich tritt nun ins Licht!" - wie wäre es damit?

    Diese komische Formulierung habe ich aus einem Kirchenlied von Martin Luther übernommen ("Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unseren Zeiten, es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine"). Unter Theologen erfreut es sich natürlich etwas größere Bekanntheit und sie verstehen die Anspielung ^^

    Zu @Sensenbach danke für deine Warnung! Ich habe das ganze mit einer kleinen, ironischen Einleitung und meinen bescheidenen schauspielerischen Leistungen etwas das Klugscheißerische nehmen können, sodass es so witzig ankam, wie es gemeint war.

    @Asni - deine Korrekturen waren eine enorme Hilfe! Sowas kann einen beim Vorlesen sehr leicht ins Stocken bringen! :)

    @Xarrot Du siehst ja, wie dein tolles Sprachgefühl seinen Weg in den Text gefunden hat.

    Ihr seid super! Ich schulde euch was! Fühlt euch am Lachen, am Applaus, am Jubel und den Komplimenten nach dem Abend beteiligt, denn ihr seid es, die sie wirklich verdient! :fan:

    Windweber Happy! :D


    Thomas Stearns Eliot sagte, nach einem Gläschen Wein, einmal,
    in einer Welt ohne Böses wäre das Leben nur ein Trübsal.
    Ein Mensch, der dies hörte, sprach ganz ernst, ohne Lachen:
    „Nun, einer muss die Dreckarbeit ja machen!“
    So zog er los, zu Suchen das Böse, das alle so verdammen,
    von dem aber doch immer alle Heldenlieder sangen.

    „Karl Jaspers, alter Freund!“, sagte der Mensch voller Eifer,
    „Du, der du älter bist als ich und reifer,
    kannst du mir sagen, wie ich wahrhaft äußerst böse werden kann?
    Ich will der Welt gefallen sodann“
    „Der gesunde Menschenverstand“, sagte der Mann mit ruhigem Blute,
    „ist blind sowohl für das äußerste Böse wie für das höchste Gute.“
    „Danke für nichts, du alte Quasselstrippe!
    Vielleicht kommt etwas Kluges über eines anderen Lippe!“

    Und auf seinen Reisen traf er bald,
    Augustinus Aurelius, weise und alt.
    „Sag, Meister, was ist die Natur des Bösen?
    Kannst du mich von dieser Frage erlösen?“
    „Der Gute ist frei, selbst dann, wenn er Sklave ist,
    doch bist du böse bist du unfrei, auch wenn du König bist“.
    Trübselig schüttelte der Mensch den Kopf „Das ist mir bewusst
    Ich tue es, damit du dich dem nicht stellen musst.“
    Doch hast du nicht mehr mir zu sagen?
    Solltest du meine Zeit so zu verschwenden wagen?“

    Da trat Winston Churchill hinzu und hob den Finger mahnend
    Der Mensch, der es sah, schon Böses ahnend,
    zog den Kopf zwischen seine Schultern ein.
    „Ich sage dir, die Wahrheit ist einfach und nicht verborgen,
    dass sich noch niemand an bösen Worten, ungesagt heruntergeschluckt, den Magen hat verdorben!“
    „Danke, Meister für diese Rede! Im Wort liegt also nicht
    Das große Geheimnis vom Bösewicht.“

    Richard Sheridan rief von weitem:
    „Wartet einmal ich hörte euch über Bosheit streiten!
    Es ist unmöglich witzig zu sein ohne jene,
    sie ist der Widerhaken am Pfeil auf des Komikers Sehne.“
    Doch Lucius Anaeus Seneca brüllte nur: „Dummheit ist es!
    Bosheit trinkt stets die Hälfte des eigenen Giftes!“
    „Dass ich Opfer bringen muss, weiß ich wohl, oh Weiser,
    so nenne deine Argumente doch etwas leiser.
    So sollen weder Verstand noch Münder ruh’n:
    Wie kann ich wahrhaft Böses tun?“

    In allem nun entstehenden Sinnen und Denken,
    hört man einen Neuen seine Schritte herzu lenken.
    Albert Einstein ist es höchst selbst, der redet gleich:
    „Ich als Physiker mache euch Philosophen reich.
    Bedroht wird die Welt nicht von noch so großen, bösen Massen,
    sondern von denen, die das Böse zulassen!“

    Da ruft der Mensch begeistert: „Fein!
    Soll es wirklich derart einfach sein?
    Lass dem Bösen seinen Lauf und du tust selber Böses zu Hauf?“
    Karl Heinrich Waggerl nickt und meint: „Das ist kein Wahn!
    Wer nichts Böses tut, hat noch nichts Gutes getan.“
    Erleichtert klatschen all die Dichter und Denker,
    Marx meint bekehrt: „Und ich dachte böse wären die Banker!“

    Ron Kritzfeld erhebt die Stimme, die dringt an aller Ohren:
    „Ein Zyniker ist, wer den Glauben an das Böse im Menschen nicht verloren.
    Danke für eure weisen Worte!
    Ich will sie verwahren an einem ruhigem Orte.“
    Diogenes schaut etwas skeptisch drein,
    für ihn scheint ein Zyniker etwas anderes zu sein.

    Da erblickte der Mensch ein neues Gesicht:
    Mahadma Gandhi, ja doch, kein anderer nicht!
    „Du giltst von den Guten als der Beste!
    Was sagst du dazu mit deiner reinen Weste?“
    „Unsere Pflicht ist es, wie mit den Guten zu arbeiten ohne Ruh’n,
    uns niemals mit den Schlechten zusammenzutun!“
    „Das passt doch wie die Faust aufs Auge!“, so der Mensch sich aus dem Fenster lehnt,
    vor dem, der so nach Gewaltlosigkeit sich sehnt.
    „Böse ist, den Bösen in die Hände zu spielen,
    sie nicht zu bremsen bei ihren Zielen.“

    Heraklit klopft den Menschen auf die Schulter und spricht:
    „Um deine Bürde beneide ich dich nicht!
    Du begibst dich, nach Augustinus, hinter eines Gefängnisses Stäbe,
    doch das Recht kennte keiner, wenn es das Unrecht nicht gäbe.
    Das Opfer, das du für uns bringen willst,
    heißt, dass du das Kindlein, das Gute, stillst.“

    „Doch, wie erkenne ich, wem ich nicht am Tun hindern darf?“,
    so der Mensch die nächste Frage in die Runde warf.
    Gandhi sagte: „Da brauchen wir kein Achen und Wehen:
    Aus Gewalt und Lüge kann nie Gutes entstehen!“
    Doch Anton Tschechow ruft: „Das ist doch nicht zu fassen!
    Den Nächsten nicht lieben ist das Übel, nicht den Feind zu hassen!“
    Romain Rolland springt ihm rasch zur Seite: „Das, woran die Welt leidet
    Ist nicht die Größe des Bösen, die das Glück vertreibet,
    sondern die Schwäche des Guten.
    So ist es, ihr dummen Puten!“

    „Heißt das, alles Suchen war vergebens?
    Wie soll ich so erfüllen den Sinn meines Lebens?“,
    Der Mensch schaut ganz verzweifelt drein.
    Doch Oskar Wilde schwenkt sein Gläschen Wein
    Und meint: „Eine der besten Sachen
    Ist, dass wir, alle Teufel, uns selbst die Welt zur Hölle machen.“
    Mit hoffnungsfrohen Augen fragt der Mann: „Kann ich darauf vertrauen?
    Dass jeder das seine tut um die Schöpfung zu versauen?“
    William Faulkner meint darauf: „Es ist langsam genug, du Wicht,
    auf böse Menschen ist Verlass. Sie ändern sich nicht.
    Denn wie kann man von Goethe die deutliche Forderung verstehen:
    Der Worte sind genug gewechselt, lass uns endlich Taten sehen!“