Mir wird ja inzwischen nachgesagt, dass ich mich für den Tod interessiere. Also hier meine Weihnachtsgeschichte in wenigen Teilen.
Das User-Schlagwort-Spiel
Die Qualen des Todes
Am 16. Dezember 2054 stand fest, dass der Bezirk Frankfurt Mitte/West die diesjährige, vom Zentralrechner in Köln-Ehrenfeld, errechnete Sterbequote nicht erreichen würde. Es mag an der günstigen Witterung gelegen haben, welche die Einwohner der örtlichen Altersheime von der üblichen Grippewelle im Herbst weitgehend verschont hatte.
Es waren allerdings auch weniger tödliche Verkehrsunfälle zu verzeichnen, wegen der Sperrung des Theatertunnels.
Bauarbeiten!
Die Selbstmordrate war im Herbst wie immer konstant hoch, wies aber insgesamt keine Veränderung zum Vorjahr auf.
Die Bezirksverwaltung, Abteilung Bevölkerungskontrolle und Sterberaten, wollte die zu niedrige Sterberate zuerst als statistische Anomalie verbuchen, mithin also ignorieren. Es war schließlich bald Weihnachten und die meisten Mitarbeiter waren in Gedanken längst in ihrem verdienten Urlaub.
Erwin Meyer, machte der besinnlichen Weihnachtsstimmung jedoch ein jähes Ende. Dem Beamten, der mittleren Verwaltungsebene war eine vermeintlich sichere Beförderung versagt geblieben und seine Frau machte ihm deswegen jeden Abend zur Hölle. Erwin Meyer war daher denkbar schlecht gelaunt und kanalisierte seinen Ärger durch ein Telefonat mit der örtlichen Presse an die Öffentlichkeit.
Der Artikel stand auf Seite drei und war kein journalistisches Meisterwerk. Es gab einige statistische Informationen vom Leben und Sterben in Frankfurt. Dazu ein Bild vom Friedhof Frankfurt-West und ein Interview mit Hedwig Klausen, die das gute und vitaminreiche Essen im Sterbeunterstützungsheim „Zum Sonnenuntergang“ lobte.
Zu anderen Zeiten hätte eine gute Chance bestanden, dass der Artikel einfach unbeachtet im Nichts versandete. Angesichts der angespannten Wohnungssituation in den Metropolen und dem Ruf nach einer strikteren Kontrolle der Bevölkerungszahlen wurde der Artikel von der überregionalen Multimedienzeitung „Bildschirm der Zeit“ dankbar aufgegriffen.
Überschrift: „Das Boot ist voll, aber Frankfurter vermehren sich wie die Karnickel!“
Das war natürlich Unsinn, den die Geburtenrate war eine exakte Punktlandung. Nur das Sterben schien in Frankfurt Mitte/West nicht recht zu funktionieren.
Die Meldung schlug ungeahnte Wellen, selbst der Minister musste sich nun vor der Presse erklären. In der Bezirksverwaltung, Abteilung Bevölkerungskontrolle und Sterberaten, klingelte das Telefon beinahe ununterbrochen. Köpfe wurden gefordert und diese sollten wenn möglich rollen.
Man kam also nicht umhin, in aller Eile eine Liste zu erstellen. Das Erstellen einer Liste war sonst ein eher heimlicher Akt, welcher der Öffentlichkeit weitgehend verborgen blieb. Jetzt allerdings, wurde die Liste öffentlich begrüßt und auf allen Kanälen als fortschrittliches Instrument einer humanen Bevölkerungspolitik gefeiert.
Drei Namen standen auf der Liste.