21. Januar 2020
Hallo zusammen
Achtung, dies ist eine veraltete Version dieser Geschichte!!
Vor etwa vier Jahren habe ich diese Geschichte zu schreiben begonnen. Seither hat sie sich in meinem Kopf immer wieder verändert und bin nun zum Schluss gekommen, nochmals ganz von vorne anzufangen.
Dazu eröffne ich einen neuen Thread im Mitgliederbereich mit dem Arbeitstitiel "Vom Sinn des Lebens und dem Untergang der Welt"... Wer hier die alte Version lesen möchte, kann das gerne tun, allerdings konzentriere ich mich auf den neuen Wen, den ich mit der Geschichte einschlage.
Lg, RenLi
Prolog
Anstelle seiner weißen Robe trug er heute Schwarz. Licht und Dunkelheit, die beiden Seiten derselben Medaille, dachte er vergnügt. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.
Die Nachtluft strich ihm angenehm kühl über das Gesicht, nach der Hitze des Tages eine Wohltat. Er ritt den schmalen Feldweg entlang und blickte seinem Ziel entgegen. Die dunkle Silhouette der Burgruine zeichnete sich deutlich vor dem sternenklaren Himmel ab. Die alten verfallenen Mauern reckten sich wie die Mahlzähne eines Riesen in die Höhe, verlassen und finster. Der Anblick jagte dem Reiter einen Schauer über den Rücken. Wie passend für dieses Treffen, fand er und ließ sein Pferd etwas gemächlicher gehen. Er wollte diesen Moment genießen. Zu lange hatte er bereits gewartet. Aber das Schicksal war nun endlich auf seiner Seite. Dass er diesen Auftrag außerhalb der Stadt erhalten hatte, hatte ihm die perfekte Gelegenheit gegeben, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Normalerweise bediente er sich Handlangern, um solche Angelegenheiten zu regeln, doch diesen denkwürdigen Augenblick wollte er sich von niemandem nehmen lassen. Wie sehr er sich doch diesen Moment herbeigesehnt hatte!
Er erreichte die Kuppe des Hügels, auf welchem die Burg stand. In sicherer Entfernung zur Ruine sandte er seinen Geist aus und hüllte die alten Mauern damit ein. Welch ein freudiges Gefühl sich stets in ihm ausbreitete, wenn er es sich erlaubte, den Einengungen dieses menschlichen Körpers zu entfliehen. Er tastete die Festung ab und erspürte drei Leiber, die sich darin aufhielten. Allem Anschein nach drei erwachsene Männer. Welcher ist es?! Er wagte sich näher an die drei Gestalten heran. Einer schien bewusstlos zu sein, denn von ihm her vernahm er nur sehr schwache Signale. Dieser? Er streckte seine geistigen Fühler aus und drang in den Bewusstlosen ein. Unerwarteter Schmerz durchzuckte seinen Schädel und beförderte ihn mit einem Schlag zurück in seinen Körper. „Selbst jetzt wiedersetzt du dich mir noch!“, zischte er zwischen zusammengepressten Zähnen. „Aber nicht mehr lange!“ Er atmete heftig ein und aus, dass seine Nasenflügel bebten. Ich lasse mir diesen Moment nicht verderben, dachte er und augenblicklich war er wieder von heiterer Ruhe erfüllt.
Nicht umsonst hatte er jahrelang seine Geisteszustände zu kontrollieren gelernt. Noch einmal weitete er sein Wahrnehmungsfeld aus. Zufrieden stellte er fest, dass außer den drei Männern niemand in der Nähe war. Sie hatten also aus ihrer letzten Begegnung mit ihm dazu gelernt. Zusätzliche Männer vor ihm zu verstecken lohnte sich nicht, denn vor ihm konnte nichts verborgen bleiben.
Anscheinend hatten sie sein Kommen bemerkt, denn einer setzte sich in Bewegung. Der Schwarze zog seinen Geist zurück und lenkte sein Pferd um eine Ecke der Burgruine, wo ein klaffendes Loch in der Mauer bestand. Hätte er den Banditen nicht gespürt, er hätte ihn in der Dunkelheit nicht von den Steinen zu unterscheiden vermocht. Doch dank seiner hochsensiblen Wahrnehmung erblickte er die Schemen des Mannes wenige Schritt weit hinter der Öffnung.
Er ließ sein Pferd anhalten. „Ihr wart erfolgreich, wie ich sehe“, rief er dem Mann entgegen.
„Und Ihr seid wie immer nicht zu überraschen. Wir haben ihn hier, betäubt und gefesselt.“
Ah, was für eine Genugtuung. Der Verbrecher. Der Übeltäter, der Schwindler und Verführer. Ein für allemal gefasst und mir höchst persönlich ausgeliefert! Der Reiter schwang sich vom Rücken seiner Stute und landete sicher zwischen den hohen Gräsern.
„Ich möchte ihn mir ansehen.“
Der Mann führte ihn durch das Loch und nicht weit dahinter zu dem Gefangenen, der an einen Mauerrest gelehnt dalag. Der Schwarze kniete sich nieder, die Luft schien vor Anspannung zu knistern. Er beugte sich näher, doch in der Dunkelheit konnte er das Gesicht des Bewusstlosen nicht erkennen. Nur für einen kurzen Moment, dachte er und ließ eine Flamme in seiner Hand aufflackern. Dieses Gesicht! Die Flamme erlosch. „Er ist es! Er ist es tatsächlich!“
Er bemerkte, dass sein Herz viel zu schnell schlug und sein Atem stoßweise ging. Nur mit Mühe gelang es ihm, die Fassung zu bewahren. Anscheinend habe ich noch viel zu lernen. Sind nicht eben solche Augenblicke die Prüfungen an welchen wir unsere Fertigkeiten messen können? Selbst jetzt die Ruhe zu bewahren, das ist die Herausforderung, die mir die Götterwesen stellen.
Er erhob sich und wandte sich an den Händler. „Hebt ihn auf das Pferd“, gebot er und warf dem Mann einen Beutel Münzen zu. Dieser fing ihn geschickt auf und verstaute ihn grinsend im Innern seines Mantels. „Das ist die Mühe wert gewesen“, meinte er. Die Männer packten den Bewusstlosen und hievten ihn zu dem Pferd hinüber. „Ihr solltet aufpassen mit dem Burschen da. Wir mussten ihm die doppelte Dosis reinhauen, damit er überhaupt erst umgekippt ist. Das war nicht normal.“
„Lasst das mal meine Sorge sein. Ich kümmere mich schon um ihn“, antwortete der Schwarze. Zufrieden verfolgte er, wie die Männer den Bewusstlosen am Sattel festbanden.
Dann führte er die Stute zum Ausgang zurück. Auf ihrem Rücken lag, wie ein Sack darüber geworfen, Benjamin Rinstein.
Spoiler anzeigen
für alle langjährigen Leser hier eine kleine Übersicht (mal chronologisch) über die bisherigen Geschehnisse:
Jahr | Jakob | Richard | Edwin | ||
549 | Geburt | ||||
550 | Geburt | ||||
555 | Geburt | ||||
560 | trifft Richard | Trifft Jakob | |||
geht nach Caput | |||||
lebt auf der Strasse | |||||
verbringt den Winter in Elvira Kornells Waisenhaus | |||||
561 | trifft Emilie und Mar | ||||
besetzt Haus mit den Strassenkindern | |||||
(Mar, Hagar, Seraphina, Will) | |||||
Sommer | trifft geheimnisvollen Turban-Mann | ||||
562 | Winter | besucht Emilie, sie ist völlig am Ende und wirft ihn raus | spielen, lachen, Waldgeister beobachten | ||
Flucht aus dem besetzten Haus, zurück ins Waisenhaus | |||||
… | |||||
564 | Frühling | Tod von Onkel Johan | dito | ||
Verschwinden des Vaters (Ben) | dito | ||||
Überquerung des Sumpfes | dito | ||||
Trennung von Edwin | Trennung von Richard | ||||
Reise nach Caput | Gefangennahme durch Menschenhändler | ||||
Anstellung in Uriels Bart | Treffen mit Gilbert und Talmud | ||||
Entscheidung: mit Gilbert im Wald bleiben | |||||
565 | Frühling | Treffen mit geheimnisvollem Fremden | |||
Auftrag: David aus Sala suchen | |||||
566 | Frühling | Tod von Theodor (Wirt) | |||
Gefängnis in Caput | |||||
Arztbesuch, unheilbare Krankheit | |||||
Aufnahme im Ducatus (Gnosis) | |||||
Schüler von Samuel | |||||
Freundschaft mit Sessilia, Eli, Aaron, Fried | |||||
Reise nach Aper | |||||
Reise nach Pulvis (Dämonen) |