Es gibt 390 Antworten in diesem Thema, welches 81.021 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. März 2021 um 16:28) ist von Kiddel Fee.

  • Hey Kiddel Fee

    Spoiler anzeigen

    Gefällt mir. Astra gewinnt immer mehr Tiefe. Ich hoffe, du kannst das Aufrecht erhalten und ihr damit noch mehr Farbe verleihen - momentan erscheint sie oftmals sehr kühl - kommt wohl vom Hort. Obwohl … wenn man das mit Artax komischen Charakterzügen vergleicht … eher nicht xD

    Ich bin schon richtig neugierig, welchen Handel die beiden nun gemacht haben - wenn du das Kapitel "Die letzte Nacht" nennst, muss es was Großes sein :sarcastic:

    LG :)

  • Es wurde dunkel und kühl im Zimmer, doch sie rührte sich nicht. Selten hatte sie sich so hoffnungslos gefühlt. Bis vor ein paar Wochen war ihr Leben noch in Ordnung gewesen. Keine Verfolgungsjagden, keine Nachtwanderungen, keine waghalsigen Rettungsaktionen und keine Entscheidungen über Leben und Tod, bei denen man nur verlieren konnte. Trotz allem - die hinter ihr liegende Zeit war eine Erfahrung gewesen, die sie nicht missen wollte. Vor ihrem inneren Auge tauchten immer wieder Szenen auf - Kay, die Frühstück auf dem Wohnzimmerboden machte. Retts Lachen, als er Ivy auf dem Schoß hatte. Das kleine Mädchen, was ohne Scheu ihre Hände nahm.
    Und Nate. Von Dachkanten über Zäune springend, nur von ihrer Lichtkugel geleitet. Nate, der außer sich vor Zorn und Hilflosigkeit Rett anschrie. Nate mit Blut an der Stirn und klatschnassen Haaren, eben aus der Schlucht geklettert. Sein starker Rücken, an den sie sich gelehnt hatte während der endlosen Reise durch das Ödland, sein Gesicht, beleuchtet vom Feuerschein …
    Müde hob sie ihre Hand und aktivierte den kleinen Kommunikator. Vorhin, als sie vor Artax’ Tür beinahe zusammengebrochen war, hatte sie eine der Wachen angesprochen. Nur ein Satz, doch die Stimme ließ ihr Herz höher schlagen vor Aufregung. Wenn der Stimmenträger wirklich der war, für den sie ihn hielt, war Nate noch nicht ganz verloren …
    Bevor sie in die Dusche gegangen war, hatte der kleine Computer an ihrem Handgelenk eine eingegangene Nachricht angezeigt. “Nach Dienstende. Wir kommen.”
    Der Absender war eine zufällig generierte Nummer, welche jeder Wachmann verpasst bekam. Die Soldaten wurden regelmäßig ausgetauscht, von daher lohnte sich eine Speicherung des Namens erst gar nicht. Sollte Artax wirklich auf die Idee kommen, auf ihrem Kommunikator herumzuschnüffeln - was sie ihm durchaus zutraute - bekam er höchstens diese Nummer vorgesetzt. Wer sich dahinter verbarg, ging nur die Veste etwas an. Es war beruhigend zu wissen, dass Artax nicht alles um sie herum kontrollierte.
    Noch bestand also Hoffnung. Wenn auch eine winzige. Entschlossen strich sie sich das Haar aus der Stirn. Zeit genug, einen Plan zu machen, sollte sie recht behalten und ihr Gast wirklich ein Verbündeter sein.

  • Hey Kiddel Fee :)

    Spoiler anzeigen

    Vor ihrem inneren Auge tauchten immer wieder Szenen auf - Kay, die Frühstück auf dem Wohnzimmerboden machte. Retts Lachen, als er Ivy auf dem Schoß hatte. Das kleine Mädchen, was ohne Scheu ihre Hände nahm.
    Und Nate. Von Dachkanten über Zäune springend, nur von ihrer Lichtkugel geleitet. Nate, der außer sich vor Zorn und Hilflosigkeit Rett anschrie. Nate mit Blut an der Stirn und klatschnassen Haaren, eben aus der Schlucht geklettert. Sein starker Rücken, an den sie sich gelehnt hatte während der endlosen Reise durch das Ödland, sein Gesicht, beleuchtet vom Feuerschein …

    Sehr schön dieser Rückblick im Zeitraffer :love:

    Bevor sie in die Dusche gegangen war, hatte der kleine Computer an ihrem Handgelenk eine eingegangene Nachricht angezeigt. “Nach Dienstende. Wir kommen.”

    Wer mag das sein? Zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser sonst recht auswegslosen Situation. Wann ist denn endlich Dienstende? :gamer:

  • Liebe Kiddel Fee

    Mir bleibt nicht mehr zu sagen als: schöner Abschnitt :)

    Scheint, als wäre Astra nicht ganz allein im Hort. Es scheint, als hätte sie doch Verbündete ^^

    Nicht, das sich dahinter eine Falle verbirgt ...

    Ich harre der Dinge :)

  • Es war schon längst dunkel geworden, als vor der Tür Schritte erklangen. Wachwechsel. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis ihre Besucher auftauchen würden. Soweit Astra wusste, war sie die Einzige, die diesen Gang bewohnte, die Einzige mit Wachpersonal. Die anderen Türen hier wurden also nicht bewacht, weshalb es auch keine neugierigen Fragen geben würde, wenn Soldaten ihr Zimmer betraten. Notfalls würde sie sich etwas ausdenken müssen, einen Ohnmachtsanfall, einen Einbruch oder andere Zwischenfälle.
    Ein wenig unbehaglich war ihr schon zumute. Das letzte Treffen lag eine Weile zurück und sie waren nicht in Frieden auseinandergegangen. Es mochte durchaus sein, dass die Begegnung jetzt ein wenig - unangenehm verlief. Andererseits freute sie sich über das potenzielle Wiedersehen.
    Tatsächlich klopfte es, kaum dass draußen wieder Ruhe eingekehrt war. Für einen winzigen Moment zögerte sie. War es eine Falle? Andererseits hatte sie nichts zu verlieren.
    Die Tür öffnete sich auf ihr Kommando hin, noch während sie aufstand. Ihre Uniform hatte sie sich doch wieder angezogen, nur im Schlafanzug zu warten, erschien ihr unangemessen. Und neben den schwarzen Monturen der Soldaten hätte sie sich ziemlich nackt und schutzlos gefühlt. So schien sie zumindest äußerlich gefasst.
    Die zwei Wachen, die hereinkamen, waren beide größer als sie. Sobald der Eingang hinter ihnen erneut verschlossen war, nickte die rechte grüßend, dann wanderten behandschuhte Hände zum Kopf und nahmen vorsichtig den Helm ab.
    Ein braungebranntes Männergesicht kam zum Vorschein, umrahmt von einem schwarzen, ordentlich getrimmtem Bart. Graugrüne Augen, ein wenig verengt unter den markanten dunklen Augenbrauen, musterten Astra einen Moment lang kritisch.
    Atesch warf seinen Helm beiläufig auf das Sofa und fuhr sich mit der Hand über den militärischen Kurzhaarschnitt. “Da sind wir.”
    Seine Begleitung hatte sich der Kopfbedeckung ebenfalls erledigt und enthüllte ein schmales Frauengesicht mit hohen Wangenknochen und den blauesten Augen, die Astra je gesehen hatte. Su war so schön wie eh und je, ihre Haut strahlte immer in einem makellosen, tiefen Schokobraun, die Lippen waren voll. Nur ihr Haar, normalerweise in hunderte kleiner Zöpfe geflochten und zusammengebunden, hatte sie abgeschnitten, wahrscheinlich um den Helm über den Kopf zu bekommen.
    “So hübsch ist es in den Soldatenunterkünften nicht.” Interessiert sah sich die Elementale des Wassers um. “Wieso ein solch edles Quartier?”
    “Keine Ahnung, ich bleibe misstrauisch”, entgegnete Astra. Sie war froh, dass die beiden ihr rasendes Herz nicht hören konnten, gleichzeitig freute sie sich, ihre Kameraden wiederzusehen. Es war keine Falle gewesen. Es gab Hoffnung für Nate …
    Lächelnd machte sie eine einladende Handbewegung. “Setzt euch doch.”
    Su umarmte Astra, dann rutschte sie auf das Sofa. “Gut, dich wohlbehalten wiederzusehen. Es gab Zeiten, da habe ich nicht mehr damit gerechnet.”
    “Ging mir ähnlich.” Astras Blick wanderte zwischen Atesch und Su hin und her. “Ihr habt es also geschafft und euch in die Veste durchgeschlagen?”
    Der sehnige Mann war neben der Tür stehengeblieben und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. “Haben wir. Und es hat nicht lange gedauert, bis uns die Kommandantur aufmerksam gelauscht hat.”
    Su nickte. “Im Gegensatz zum Hort haben die Verantwortlichen in der Veste sehr schnell die Vorteile von Menschen mit Manifestationen erkannt. Sie wollten alles über uns wissen, unsere Fähigkeiten sehen und vor allem Daten.”
    Astra runzelte die Stirn. Waren ihre beiden Kollegen so dumm gewesen, vom Regen in die Traufe zu geraten? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Gewiss, Atesch mochte hitzköpfig, schnippisch und zuweilen jähzornig sein, aber Su zumindest dachte mehrmals nach, bevor sie eine Entscheidung traf und wog ab. Das machte sie zu einem guten Team.
    Atesch hob in gespielter Unschuld die Hände. “Tja, leider waren wir, was das angeht, absolut ahnungslos. Da musste schon Thyras her, wenn der Generalstab genauere Infos benötigte, und den hatten wir bedauerlicherweise nicht im Gepäck, weil er im Hort festsaß.”
    “Saß?”, wiederholte Astra. “Soll das heißen, ihr habt ihn rausgeholt?”

  • Hey Kiddel Fee :)

    Spoiler anzeigen

    Ein interessantes Aufeinandertreffen zwischen Astra und ihren beiden Teampartnern.

    Ich habe gerade nicht mehr so ganz auf dem Schirm, was es noch mal mit der "Veste" auf sich hatte. Ich weiß, das war schon mal erklärt worden...ist aber schon ein bisschen her.

    Interessant ist außerdem, dass die beiden offenbar pfiffig genug sind, in den Hort hinein-und wieder hinauszuspazieren :hmm: Es liest sich zumindest so.

    Sie werden doch ebenfalls, genau wie Astra vorher, gesucht... sie waren doch gemeinsam geflohen, richtig?

    Bin mal gespannt, was sie noch alles zu erzählen haben und was genau sich jetzt hinter der Veste verbirgt.... und inwiefern die beiden ihr helfen können Nate zu retten. Es bleibt in jedem Fall spannend! :gamer:

    Seine Begleitung hatte sich der Kopfbedeckung ebenfalls erledigt

    entledigt

    Nur ihr Haar, normalerweise in hunderte kleiner Zöpfe geflochten und zusammengebunden, hatte sie abgeschnitten, wahrscheinlich um den Helm über den Kopf zu bekommen.

    Krass! Mal eben die Haare abgeschnitten, um den Helm anziehen zu können. RESPEKT! ... :rofl:

  • Ich habe gerade nicht mehr so ganz auf dem Schirm, was es noch mal mit der "Veste" auf sich hatte. Ich weiß, das war schon mal erklärt worden...ist aber schon ein bisschen her.

    die Veste ist der militärische Teil der Regierung und liegt außerhalb des Hortes. Die Soldaten werden von der Veste gestellt.

    Interessant ist außerdem, dass die beiden offenbar pfiffig genug sind, in den Hort hinein-und wieder hinauszuspazieren

    mit einer Seriennummer und einer Uniform ausgestattet dürfte das kein Problem sein^^

    Sie werden doch ebenfalls, genau wie Astra vorher, gesucht... sie waren doch gemeinsam geflohen, richtig?

    richtig, sie werden vom Hort gesucht ... scheinbar wusste die Veste aber nichts genaueres

    Krass! Mal eben die Haare abgeschnitten, um den Helm anziehen zu können.

    eine hüftlange Rastamähne würde auffallen, vor allem Artax, der diesen Anblick schon jahrelang kennt^^

  • Das ist ja höchst interessant Kiddel Fee

    Spoiler anzeigen

    Astra trifft also auf ihre alten Freunde ... sie sind doch irgendwie Freunde, oder? :D

    Ich Frage mich gerade, ob wirklich niemand im Hort gemerkt hat, wie Su und Atesch wieder dort angekommen sind :hmm:

    Naja gut. Wenn die die ganze Zeit in ihrem Anzug rumlaufen, ist das Risiko nicht so hoch, entdeckt zu werden ...

    Ich bin gespannt, was die beiden zu erzählen haben :beer:

    LG :)

  • Astra trifft also auf ihre alten Freunde ... sie sind doch irgendwie Freunde, oder? :D

    also von der Struktur her sind sie vllt sogar "Geschwister" - zusammen aufgewachsen und so. Allerdings gehört Artax dann auch dazu ... brrrr

    Ich Frage mich gerade, ob wirklich niemand im Hort gemerkt hat, wie Su und Atesch wieder dort angekommen sind :hmm:

    Naja gut. Wenn die die ganze Zeit in ihrem Anzug rumlaufen, ist das Risiko nicht so hoch, entdeckt zu werden ...

    die Soldaten sind die ganze Zeit behelmt und sehen unisono aus. Wenn Atesch nicht gerade etwas niederbrennt, merkt es kein Schwein.

  • Es war keine Falle gewesen. Es gab Hoffnung für Nate …

    Yes! :D

    Dann lernen wir wohl hier zwei weitere Elementare kennen. Ich bin gespannt, was die beiden so drauf haben. Auf jeden Fall klingt es, als hätten die beiden bei ihrer Flucht die bessere Idee gehabt, indem sie zur Veste gegangen sind. Die scheint ja nur sporadisch mit dem Hort zu kommunizieren. Das kommt mir ein bisschen seltsam vor, gerade wenn es um etwas so ungewöhnliches wie Elementare geht, aber mal sehen wie sich das weiter entwickelt.

    Auf jedem Fall können die zwei sich schonmal (relativ) frei und vor allem unerkannt bewegen im Hort, das ist sicher von Vorteil, wenn sie Nate rausholen wollen - was sie hoffentlich wirklich wollen...

  • So, ihr Lieben, das wird vermutlich der letzte Post vor der Babypause - ich weiß nicht, wie regelmäßig ich es dann ins Forum schaffe. Deshalb heute nochmal ein etwas längerer Text, um euch über die anstehende Dürreperiode hinwegzutragen^^

    -------------------------------

    Irgendwie ging ihr das alles ein bisschen zu schnell. Su und Atesch waren in die Veste marschiert, hatten sich als Elementale zu erkennen gegeben und waren nicht verhaftet worden? Im Gegenteil, man verschwieg dem Hort ihre Ankunft, steckte sie in Uniformen und schickte sie so getarnt zurück, um auch noch den Projektleiter zu befreien? Seufzend lehnte sie sich zurück. “Es scheint, ihr habt die klügere Entscheidung getroffen, als wir im Ödland auseinander gegangen sind.”
    Die beiden anderen wechselten einen Blick.
    “In der Veste geht es ein wenig anders zu als hier. Kommandant Kirschner ließ uns sofort festsetzen, hat aber den Hort nicht informiert. Wahrscheinlich, weil von diesem selbst nur spärliche Informationen kamen. Stattdessen haben wir uns ein wenig unterhalten und es stellte sich heraus, dass die leitende Kommandantur Thyras’ Idee gar nicht schlecht fand. Im Gegenteil, Kirschner war der Meinung, dass dieses Projekt unbedingt umgesetzt werden muss, notfalls auch gegen den Willen des Rates und hinter dessen Rücken. Und dafür hat er uns Uniformen gegeben und in die Wache eingeschleust.” Atesch zuckte leicht die Schultern. “Es war ein Risiko, sicher.”
    “Aber nicht größer, als in die Slums zu marschieren. Du hast die weitaus interessantere Geschichte zu erzählen”, ergänzte Su mit einem leisen Lächeln in Astras Richtung.
    Astra hob für einen Moment hilflos die Hände, dann sprudelten die Erlebnisse der letzten Woche aus ihr heraus. Sie redete und redete. Irgendwann stand sie auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, weil die Not in ihrem Herzen wieder größer wurde - ihre Schuld. Es war ihre Schuld.
    Schließlich blieb sie stehen und starrte einfach vor sich hin. Kay war tot. Nate zum Tode verurteilt. Rett hockte irgendwo in einer Zelle. Und Ivy …
    “Deshalb hast du dich an Artax verkauft.” Atesch klang bitter.
    Su verzog angeekelt das Gesicht. “Astra, wieso? Wieso pustet du ihn nicht einfach über den Haufen?”
    “Es würde nichts nützen”, stöhnte Astra leise und rieb sich die Stirn. “Wenn ich Artax töte, kann ich mich morgen neben Nate auf das Schafott stellen. Keinem der anderen wäre damit geholfen.”
    Atesch dehnte die Schultern. “Dann hat er ja endlich, was er wollte.”
    “Wie bitte?” Astra hob entrüstet den Kopf.
    “Ach, Astra, ich bitte dich. Das zeichnet sich doch schon seit Jahren ab. Nun hat er Mittel und Wege gefunden, seine Wünsche auch umzusetzen.” Jetzt sah Atesch fast mitleidig aus. “Kaum vorstellbar, dass der Rat ihm die Manifestation der Dunkelheit gestattet hat. Mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wie das vonstatten gegangen sein soll.”
    “Ich denke nicht, dass der Rat dies angewiesen hat.” Su strich sich nachdenklich übers Kinn. “Da wird Artax irgendein krummes Ding gedreht haben. Er hatte genug Zeit, sich dafür vorzubereiten. Und wenn er dem Rat erst nach seinem Verrat seine Kräfte offenbart hat, wird dieser froh gewesen sein, wenigstens einen Elementalen an der Hand zu haben, wenn draußen drei weitere frei herumlaufen.”
    “Es ist mir egal, wie er es angestellt hat”, stellte Astra klar. “Ich will die Hinrichtung morgen verhindern. Ich befürchte, dass Artax auch in diesem Spiel unfair spielen wird. Vielleicht stirbt Nate nicht, aber er wird auf jeden Fall einen Preis bezahlen.”
    “Dann sollten wir ihn rausholen, bevor sich Artax an ihm austoben darf. Wie ich unseren Kumpan kenne, wird er sich nicht mit einer Kugel in den Kopf zufriedengeben.” Der Elementale des Feuer ließ sich am Tisch nieder und bestellte über den Servicebot Getränke.
    “Was hätte Artax davon, Nate leiden zu lassen?” Su runzelte die Stirn und nippte an ihrem kalten Sprudelwasser, welches die Schleuse am Tisch eben freigegeben hatte.
    “Sag mal, Su, was ist denn los mit dir? Normalerweise bist du in solchen Dingen besser als ich?” Atesch nickte zu Astra hinüber. “Es geht ihm nicht um Nate, sondern um sie!”
    “Um mich?” wiederholte Astra irritiert, ohne auf Ateschs Frage einzugehen.
    “Nate hat den Fehler begangen, dir am Herzen zu liegen, Astra. Ob er sich dessen bewusst ist oder nicht - Artax weiß es. Und deswegen wird er ihn dafür bezahlen lassen. So wie er es wahrscheinlich schon bei Tenebris gemacht hat. Weil es dir wehtun wird.”
    Die beiden Frauen saßen mit offenem Mund da.
    “Tenebris …?” Das Entsetzen in Sus Stimme war unüberhörbar.
    Astra brachte kein Wort heraus. Ihr Kamerad schaffte es mit wenigen Worten, ihr Artax’ wahren Charakter in seiner ganzen Verdorbenheit vor Augen zu führen. Und er hatte recht. Nate bedeutete ihr etwas. Und Tenebris, ihr ehemaliger Teampartner, war ihr auch wichtig gewesen, auch wenn sie dieser Bedeutung nie nachgegeben hatte.
    “Artax hat Tenebris umgebracht …? Aber … die Dunkelheit …?” Verständnislos schüttelte Su den Kopf.
    “Ich habe keinen Beweis dafür”, knurrte Atesch grimmig. “Aber ihr kanntet Tenebris. Er war ein starker Charakter, beherrscht. Unmöglich, dass er die Dunkelheit nicht unter Kontrolle bekam. Thyras hat gewusst, was er tat. Es gab keinen Fehler im System. Artax hat ihn umgebracht, dessen bin ich mir sicher.”
    “Aber wie? Sie haben Tenebris nach seinem Tod gründlich untersucht, Atesch.” Su hielt es nicht länger auf ihrem Platz. “Er hatte keine Wunde, keine körperfremden Substanzen, nichts, was ihn umgebracht hätte.”
    “Ich weiß es nicht, Su. Vielleicht finden wir es noch heraus. Jetzt müssen wir erst einmal überlegen, wie wir den Kopf von Astras Freund aus der Schlinge ziehen.”

  • Kiddel Fee

    Fertig! ... also, wie mich das bisschen Text jetzt über deine Babypause bringen soll, bleibt mir ein Rätsel :D

    Ich drücke dir die Daumen, dass alles gut geht mit der Geburt und natürlich freue ich mich schon jetzt auf die Fortsetzung deiner Geschichte :gamer:

    LG,

    Rainbow

  • Ihr Lieben, Nate hat mich quasi aus dem Hinterhalt überfallen und mir eine neue Szene aufgedrückt. Deshalb gehts jetzt weiter^^

    ---------------------------

    Nate saß auf dem harten Boden seiner Zelle und ließ die Hände im Schoß ruhen. Den Kopf hatte er an die harte Wand hinter sich gelehnt, er spürte ihre Kühle durch seine Jacke hindurch. Ein seltsamer Kontrast zu den vergangenen Tagen, an denen die Sonne oft so erbarmungslos auf ihn und seine Gefährten herabgebrannt war.
    Sein Vater hatte ihm beizeiten beigebracht, wie man seinem Körper Ruhe und Erholung gönnen konnte, ohne dabei zu schlafen. Es war eine Art Meditationstechnik und Nate nutzte sie seither vor großen Schlachten oder anderen wichtigen Missionen. Wenn der Geist zu aufgewühlt war, um in den Schlaf zu finden, gelang es ihm dank der Lehren seines Vaters, am nächsten Tag trotzdem erholt und gekräftigt zu sein.
    Auch jetzt gönnte er seinen angespannten Gliedern ihre wohlverdiente Ruhe und flüchtete sich in seine Gedanken. Hier in der Dunkelheit, die ihn komplett einhüllte, krochen die unangenehmen Erlebnisse der Vergangenheit an ihn heran. Achtzehn Jahre war er alt. Vor zehn Jahren wurde er Soldat, vor acht Jahren Kommandant. Ab diesem Zeitpunkt gab es nur noch wenige Dinge, auf die er stolz sein konnte. Die Liste der Taten, die er gerne ungeschehen gemacht hätte, war wesentlich länger. Und sie hatte den Krieg überdauert.
    Er musste sich nichts vormachen, er war kein guter Mensch. Sicher, er hatte die ihm Anvertrauten immer geschützt und sich bemüht, in ihrem Wohl zu handeln. Doch dieses Handeln, diese Taten, waren teilweise so grausam gewesen, dass es ihn hinterher vor sich selbst geschaudert hatte. Das Todesurteil, welches das Militärgericht nach der Niederlage an der Eisernen Brücke gefällt hatte, war absolut gerechtfertigt gewesen. Wenn sie es damals auch durchgezogen hätten, wäre anderen Menschen einiges erspart geblieben.
    Doch Kays wegen lebte er noch. Ihre Anweisung, sich unter dem Op-Tisch zu verstecken, hatte er prompt befolgt, nur auf diesen Blick aus ihren dunklen Augen hin war er gehorsam gewesen. Und sie log für ihn, nahm ihn mit sich und schwor ihm, die Bilder der Vergangenheit mit allen Mitteln zu bekämpfen.
    Er hatte es Kay nicht leicht gemacht. Sie waren beide gewohnt, Kommandos zu geben, über Leben und Tod zu entscheiden und hart zu sein. Trotz seines Ranges war Nate noch kein Erwachsener und immer wieder gerieten sie aneinander. Besonders stachelig wurde er, wenn es Kay gelang, seine Emotionen zu lesen, seinen Herzenswunsch nach einer heilen Familie und einer Welt ohne Krieg. Scham stach ihm in die Brust, als er daran dachte, wie oft er die Ärztin kalt und grausam behandelt hatte, weil sie es wagte, ihn als den Jungen zu sehen, der er eigentlich noch war …
    Spätestens in den Slums hatte sie ihn als Erwachsenen anerkennen müssen. An dem Tag, als er mit einem Job beim Wachtrupp der Essensausgabe heimkam, hatte sich das Machtgefüge in der zusammengewürfelten Familie schlagartig geändert. Natürlich waren Kay und Rett erleichtert gewesen über die zusätzliche Nahrung, die ihnen von jetzt an zur Verfügung stand, über die Sicherheit, am nächsten Tag nicht zu verhungern. Doch Nate sah in Kays Augen, dass sie den Weg, den er genommen hatte, nicht billigen konnte. Und eigentlich hatte sie recht … der Dieb war so alt gewesen wie Nate selber. Trotzdem hatte er den jungen Mann, ohne zu zögern, mit der Waffe des Soldaten neben ihm zielsicher ins Knie getroffen, als der hungrige Blondschopf fortgerannt war. Eiskalt, ohne zu überlegen. Es war wie ein Reflex gewesen. Der Chef der Truppe hatte ihn erst sprachlos angestarrt, dann einsperren lassen und ihm schließlich nach ein paar Stunden eine Anstellung angeboten …
    Nein, dachte Nate bei sich. Er war kein guter Mensch. Morgen würde er seine gerechte Strafe bekommen. Dieses Mal kam niemand, um ihn zu retten. Er hatte durch die Preisgabe seines Namens dafür gesorgt, dass ihm jeder Fluchtweg versperrt wurde. Artax war bereit gewesen, seinen Teil des Abkommens zu begleichen, also würde auch Nate selbst seinen einhalten, es blieb nichts anderes.
    Seine Schultern sanken herab, nicht aus Gram und Verzweiflung, sondern weil er sich das erste Mal seit langem … friedlich fühlte. Er musste keinen Weg mehr nach draußen finden. Er musste keine Entscheidungen mehr treffen und dabei an andere denken. Ivy, Rett … Astra - für sie hatte er getan, was er konnte, mehr war ihm nicht möglich gewesen. Erledigt, vorbei. In ein paar Stunden würde er sterben und dann endlich, endlich Frieden haben.

  • Hey Kiddel Fee :)

    Spoiler anzeigen

    Schön, dass es hier weitergeht!

    Die Szene macht viel her, finde ich. So ein Abend vor der Hinrichtung, ganz alleine in der Zelle....da kann man schon mal anfangen, das eigene Leben an sich vorbeiziehen zu lassen und mit sich selbst ins Reine zu kommen...Im Grunde könntest du das sicher noch ein bisschen ausbauen, weil da echt viel Potenzial drin schlummert...Emotionen zu wecken, Nate darzustellen, den Leser mitfühlen zu lassen,...

    Es war eine Art Meditationstechnik und Nate nutzte sie seither vor großen Schlachten oder anderen wichtigen Missionen. Wenn der Geist zu aufgewühlt war, um in den Schlaf zu finden, gelang es ihm dank der Lehren seines Vaters, am nächsten Tag trotzdem erholt und gekräftigt zu sein.

    Das klingt ein bisschen so, als wäre er noch immer der große Anführer, der sich dieser Technik bediene, um sich am nächsten Tag ausgeruht in die Schlacht zu stürzen... dabei dürfte seine letzte große Schlacht ja nun schon ein Weilchen her sein und sein Alltag läuft komplett anders ab.

    Vielleicht wäre eine andere Zeitform sinnvoll? "Es war eine Art Meditationstechnik, die Nate fortan vor großen Schlachten oder wichtigen Missionen genutzt hatte....und auch heute noch bediente er sich dieser Lehre seines Vaters, wenn" ....(irgendwie so)

    Und sie log für ihn, nahm ihn mit sich und schwor ihm, die Bilder der Vergangenheit mit allen Mitteln zu bekämpfen.
    Er hatte es Kay nicht leicht gemacht. Sie waren beide gewohnt, Kommandos zu geben, über Leben und Tod zu entscheiden und hart zu sein. Trotz seines Ranges war Nate noch kein Erwachsener und immer wieder gerieten sie aneinander. Besonders stachelig wurde er, wenn es Kay gelang, seine Emotionen zu lesen, seinen Herzenswunsch nach einer heilen Familie und einer Welt ohne Krieg. Scham stach ihm in die Brust, als er daran dachte, wie oft er die Ärztin kalt und grausam behandelt hatte, weil sie es wagte, ihn als den Jungen zu sehen, der er eigentlich noch war …

    Vom Gefühl her würde ich sagen, dass du hier zwischendurch mit der Zeit durcheinandergerätst, da du ja aus der Vergangenheit erzählst :

    Sie hatte für ihn gelogen, ihn mit sich genommen und sie hatte ihm geschworen, die Bilder der Vergangeheit mit allen Mitteln zu bekämpfen. ... sie waren es beide gewohnt gewesen, Kommandos zu geben......Trotz seines Ranges war Nate noch kein Erwachsener gewesen und immer wieder waren sie aneinander geraten....Besonders stachelig war er geworden, wenn es Kay gelang seine Emotionen zu lesen.... (irgendwie so wäre jetzt mein Vorschlag :hmm:)

    Trotzdem hatte er den jungen Mann, ohne zu zögern, mit der Waffe des Soldaten neben ihm zielsicher ins Knie getroffen, als der hungrige Blondschopf fortgerannt war. Eiskalt, ohne zu überlegen. Es war wie ein Reflex gewesen.

    Kraaass! Ich bekomme gerade Angst vor Nate ...:pupillen: (war aber sicher von dir beabsichtigt ^^)

    LG,

    Rainbow

  • Hey, Rainbow !

    .Im Grunde könntest du das sicher noch ein bisschen ausbauen, weil da echt viel Potenzial drin schlummert...Emotionen zu wecken, Nate darzustellen, den Leser mitfühlen zu lassen,...

    ich habe echt überlegt, inwieweit ich diese Szene ausschmücken kann. In den Nate-Parts davor kommen für seine Verhältnisse auch schon ziemlich viele Emotionen vor und ich fürchte, dass er plötzlich zum Softie mutiert, weil ich die Kurve nicht kriege. Dieser Part entstand, weil die Frage offen war, wie Nate es eigetlich zum Wachtrupp geschafft hat - das wollte ich noch klären, bevor er das Zeitliche segnet^^

    Kraaass! Ich bekomme gerade Angst vor Nate ... :pupillen: (war aber sicher von dir beabsichtigt ^^ )

    Absolut!:evil:

  • Hey Kiddel Fee

    ich habe echt überlegt, inwieweit ich diese Szene ausschmücken kann. In den Nate-Parts davor kommen für seine Verhältnisse auch schon ziemlich viele Emotionen vor und ich fürchte, dass er plötzlich zum Softie mutiert, weil ich die Kurve nicht kriege.

    Die Gefahr sehe ich eigentlich nicht, weil du sehr deutlich auch immer die andere Seite von ihm herausarbeitest. Er ist als Charakter sicher nicht immer leicht zu beschreiben, weil innerlich zerrissen, es gibt jede Menge Altlasten, die er mit sich herumschleppt und die Geister der Vergangenheit dominieren zum großen Teil sein Verhalten. Aber genau DAS finde ich als Leser total spannend. Die Frage danach, wie ist er zum Wachtrupp gekommen ist, finde ich sehr interessant und es war gut, dass du es hier noch mal einfließen lässt...auch, dass er sich nicht für einen guten Menschen hält.

    Also ich mag ja gerne solche Charakterstudien, weshalb es für mich gerne in solchen Szenen etwas ausführlicher sein darf. Aber das ist vielleicht auch Geschmacksache. ^^

    Wie geht`s weiter? :gamer:

  • Guten Abend Kiddel Fee :)

    Ich habe ja schon lange nichts mehr von mir hören lassen - Also. Da bin ich xD

    Die Szene mit den Elementalen fand ich sehr schon - wie die da zusammen hocken und reden, das war sehr gut geschrieben.

    Auch der letzte Abschnitt war sehr stark, obwohl das Teil echt Potenzial dazu hat, richtig geil zu werden :smoker:

    In den Nate-Parts davor kommen für seine Verhältnisse auch schon ziemlich viele Emotionen vor und ich fürchte, dass er plötzlich zum Softie mutiert, weil ich die Kurve nicht kriege.

    Hm. Zu Not kannst du deine Zusätze immer noch streichen, wenn du der Meinung bist, dass es nicht passt. Aber nach mein Empfinden, könntest du noch eine Schippe drauf packen - und ich bin mir sicher, dass du die Kurven kriegen wirst. Du hast das vorher immer geschafft und wirst es jetzt auch wieder :thumbup:

    Trau dir und Nate das ruhig mal zu.

    LG

  • In die Hölle

    Die Schritte der Soldaten hallten durch den Flur wie die Schläge einer einzelnen Trommel. Ein halbes Dutzend Wachen war nötig, um den Verurteilten aus seiner Zelle zu holen und zum Exekutionsplatz zu bringen.
    Nate blinzelte gegen die ungewohnte Helligkeit an. Nach der völligen Finsternis, in der er die letzten Stunden eingesperrt gewesen war, brannte das Flurlicht nahezu in seinen Augen. Er versuchte krampfhaft, nicht zu denken, keinem Gedanken und vor allem der Angst keinen Raum zu geben.
    Man brachte ihn an ein großes Tor am Ende eines im Halbdunklen liegenden Tunnels. Kurz warteten sie, dann schwangen die Flügel des Portals langsam auf. Tageslicht flutete herein, so hell und klar, dass Nate den Kopf abwandte und die Lider zusammenkniff. Dann bekam er einen Stoß zwischen die Schultern und setzte sich langsam wieder in Bewegung.
    Hinter dem Tor lag ein riesiger Innenhof. An dessen Wänden aufgereiht hockten hunderte Menschen, die auf ihn hinabstarrten, schweigend und lauernd. Es war nicht die kreischende und nach Blut lechzende Masse, die er erwartet hatte. Dieses Schweigen setzte ihm mehr zu, als wenn sie seinen Namen gebrüllt und nach seinem Tod verlangt hätten. Die gespenstische Stille legte sich wie ein Tuch über die ganze Szene, als hätte jemand mit einem Mal sämtliche Geräusche geraubt. Es war beklemmend.
    Waren die anderen auch hier? Saßen sie in den Zuschauerrängen? Sah Rett zu ihm herunter? Was war mit Ivy? Was mit Astra? Mussten sie Zeuge dieses Schauspiels werden? Würde sich Artax damit begnügen? Oder waren sie gleich nach ihm an der Reihe?
    Er spürte, wie die Panik in ihm hochdrängte. Beruhige dich, zwang er sich zu denken. Beruhige dich. Selbst im Hort herrschte das Gesetz. Weder Ivy noch Rett hatten Verbrechen begangen. Sie würden nicht sterben müssen. Und Astra - für sie konnte er eh nichts tun.
    Es galt jetzt, Haltung zu bewahren und würdevoll in den Tod zu gehen. Er würde Artax nicht den Triumph bieten, ihn winseln und betteln zu sehen. Kein Zusammenbrechen vor dem Todesstoß, kein Flehen um Gnade. Egal, wie sie sein Leben beenden wollten, Nate würde als Kommandant sterben, dazu war er fest entschlossen, aufrecht stehend und unbeugsam.
    Das Podium kam in Sicht und er meisterte die Stufen hinauf auf die Plattform trotz der auf den Rücken gefesselten Hände mühelos. Weitere Soldaten standen in Reih und Glied auf dieser Bühne, bildeten eine Grenze zu der Zuschauermenge und schlossen die anderen Personen auf dem Podium ein. Es waren nur zwei.
    Ein großer in schwarz gekleideter Herr mit blau blitzenden Augen, dunkelblondem Haarknoten und dem Ausdruck puren Glücks im Gesicht. Artax gab sich keine Mühe, seine unverhohlene Freude über diesen Anlass auch nur ansatzweise zu verbergen. Mit einem triumphierenden Grinsen legte er die rechte auf die Schulter der kleinen Gestalt neben sich und schob Ivy ein kleines Stück in Nates Richtung.
    Das Mädchen war ebenso erstarrt wie Nate und vor Schreck stumm.
    Nate selbst kämpfte mühsam darum, Luft in seine Lungen zu bekommen. Wieso war Ivy hier? Fürchtete Artax wirklich, dass er, Nate, sich auf ihn stürzen würde, wenn der Elementale das Mädchen nicht als Schutzschild vor sich hielt? Oder war es nur, um es für Nate noch ein wenig schlimmer zu machen? Würden sie Ivy wirklich ebenfalls hinrichten?
    Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Artax kümmerte ihn nicht mehr. Kein Laut fand über seine Lippen, doch er wusste, dass sie ihn erkannt hatte, dass sie seine Gegenwart spürte, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Trotzdem sagte sie kein Wort, auch sie gönnte Artax keinen Sieg, auch wenn dieser Dreckskerl ihr sicher ganz genau erzählt hatte, was hier vor sich ging.
    Durch die Lautsprecheranlage dröhnte eine Männerstimme, welche die von ihm verübten Verbrechen emotionslos aufzählte. Jede einzelne Tat schien plötzlich tonnenschwer auf seinen Schultern zu lasten. Nicht weil er sie verdrängt hatte, das war nie der Fall gewesen. Doch jetzt, in diesem Moment, wurde Ivy das erste Mal damit konfrontiert. Drei Jahre lang hatte er sie beschützt, hatte die Geheimnisse ihrer aller Vergangenheit für sich behalten. Doch jetzt, als er ihr fassungsloses Gesicht sehen musste, erkannte er, dass dies sinnlos gewesen war. Ihre Augen wurden immer größer, sie sank regelrecht in sich zusammen und machte unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Ivy hatte Angst vor ihm.
    Wie in Zeitlupe sank er auf die Knie, als ihn die Soldaten nach unten drückten. Eine Windbö erfasste Ivys helles Haar und ließ es über ihr Gesicht wehen wie feine Spinnweben. Artax’ Schatten fiel auf ihn, doch er sah an seinem Henker vorbei zu dem kleinen Mädchen, das die letzten Jahre seines Lebens bestimmt hatte. Ihr Bild würde er mitnehmen, sie war das Letzte, was er sah.
    Große Hände packten seinen Kopf, gruben sich in sein Haar und pressten seinen Schädel zusammen. Kurz musste er die Augen schließen.
    “Fahr zur Hölle, Kendall.” Artax’ Worte klangen fröhlich wie ein Abschiedsgruß, aber der Wunsch war zweifelsohne ernst gemeint.
    Ivy!, dachte Nate verzweifelt, als ein wahrhaft höllischer Schmerz seinen Kopf zu sprengen schien und er in die Dunkelheit stürzte.

  • Kiddel Fee

    Spoiler anzeigen

    Sehr gut! Ich bin richtig mitgegangen und konnte mir diese Szene super vorstellen. Wie Nate mit sich kämpft und unbedingt Haltung bewahren will. Die drückende Stille an diesem Ort und wie seine Vergehen dann aufgezählt werden. Das Aufeinandertreffen mit Ivy ... Was für ein Dreckskerl dieser Artax doch ist, dass er die Kleine zusehen lässt.

    Bin schon gespannt, wie es weitergeht :gamer: