Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.203 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. Dezember 2019 um 00:57) ist von Der Wanderer.

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    Die Grundidee: Ein Haus im Wald und drei Kinder, die dort bei Verwandten ihre Ferien verbringen. Sie erfahren etwas über einen magischen Ort und versuchen, ihn und seine Wunder zu entdecken, aber es gelingt ihnen in ihrer Kinderzeit dort nicht.

    Dann soll es einen Zeitsprung nach vorne geben - etwa 20 Jahre. Die drei sind mittlerweile erwachsen, haben zum Teil eigene Kinder und kehren dorthin zurück. Erfahren mehr über die Bewohner des Hauses im Wald. Und finden nun mit Hilfe ihrer eigenen Kinder den Ort, nach dem sie vergeblich gesucht haben...

    Der Erzähler

    Bei der Figur bin ich nicht sicher, ob ich sie überhaupt brauche. Aber bei manchen Beschreibungen wie nachher bei Wegweiser/Wegstein, die ich gerne in der Erzählung drinbehalten möchte...weil sie mir einfach gefallen...(aber irgendwie zu philosophisch für die Denkweise der anderen Figuren sind) habe ich bisher noch keine andere Idee finden können.:dash::dash::dash:

    Der Erzähler:

    Es gibt, auch heute noch, Orte in unserer Welt, die voller Zauberei und Magie sind. Eigentlich ist die ganze Welt immer voll davon gewesen, aber sehr häufig haben die Menschen vergessen, wie man ihrer gewahr wird. Das ist bedauerlich nur für die, die sich nicht erinnern können, weil diese Welt nie so kennenlernen durften, wie sie wirklich ist.

    Manchmal jedoch werden Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Und unter den vielen, deren Ohren verschlossen sind gibt es zum Glück immer noch einige wenige, die das Zuhören nicht verlernt haben...


    Elfenlied


    „Aua!“ entfuhr es Zachary unwillkürlich. „Du bist mir auf den Fuß getreten, du Dussel!“

    Trotz des plötzlichen Schmerzes gelang es ihm, seine Stimme nicht laut werden zu lassen. Er fuhr zu Finn herum und sah ihn böse an.
    Der richtete schuldbewusst den Blick auf den Boden.
    „Tut mir leid,“ flüsterte er dann leise. „Aber das hier ist so aufregend!“
    „Könnt ihr denn nicht still sein, verflixt?“ Das zornige Gewisper kam von Zacharys Cousine Adeen, die sich genau wie ihr kleiner Bruder und Zach hinter den dichten Ginsterbüschen direkt am Waldrand versteckte.
    „Oder habt ihr schon wieder vergessen, was Onkel Declan uns über diesen Ort erzählt hat???“

    Wütend strich sich das Mädchen eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich im Ginster verfangen hatte und spähte durch eine Öffnung im Gebüsch hinüber auf die andere Seite der mit hohem Gras bewachsenen Wiese, die vor ihnen lag. Von ihrem Versteck aus senkte sie sich leicht ab zu einem kleinen Weidegrund und stieg dann nach einigen Metern wieder steil an zum gegenüberliegenden Waldrand.

    Der lag bereits in der Dunkelheit der Abenddämmerung, aber gegen den klaren, sternübersäten Himmel ließen sich die Wipfel der Bäume dort drüben gut erkennen. Und die vielen kleinen Lichter, die weit darunter zwischen den Stämmen aufleuchteten. Ein vereinzeltes hier und gleich dort mehrere andere, umeinander kreisend, sich umschwirrend. Die Glühwürmchen drüben tanzten zu einer Musik, die nur sie hören konnten.

    Der grünliche Schimmer zwischen den Bäumen drüben machte es den Kindern auch heute Abend leicht, sich in der zunehmenden Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht zurechtzufinden.
    Daß die drei heute hierhergeschlichen waren, hatte einen Grund.

    Ein uraltes Lied. Das Lied der Feen.

    Onkel Declan hatte es ihnen vor zwei Jahren einmal vorgetragen, während sie alle zusammen in seinem Haus nach dem Abendessen um den Küchentisch herum saßen, Tante Caitlin ihnen dampfende Tassen heissen Tees vorsetzte, den sie mit Behagen schlürften und ab und an auf die heisse Flüssigkeit pusteten, was ganz kurz noch mehr Dampf erzeugte, der sich aber gleich darauf in Nichts auflöste. Zusammen mit dem leisen Knacken und Prasseln der Holzscheite im Kamin, mit der milden Wärme des Feuers und der Behaglichkeit, die ein satter Magen vermittelt, wurden ihnen die Augenlider schwer. Aber schon bei der ersten Zeile waren sie wieder hellwach gewesen...

    'Wenn Glühwürmchen tanzen in mondleerer Nacht...' , hatte Onkel Declan das alte Lied begonnen.

    Er trug es wie ein Gedicht vor. Aber im Klang seiner vollen, tiefen Stimme schwang eine seltsame Melodie unhörbar mit, schlug die drei in ihren Bann. Als er schließlich geendet hatte, bestürmten sie ihn und Tante Caitlin mit Fragen:

    Wo tanzten die Feen? War der Ort in der Nähe? Und, für die drei Kinder viel wichtiger: Konnte man ihnen dabei zusehen? Mitmachen vielleicht sogar...?

    Onkel Declan hatte lachend die Hände gehoben:

    'Das müßt ihr schon selbst herausfinden' , hatte er gesagt. 'Alle Antworten sind im Lied verborgen. Ihr müßt die Zeilen nur richtig lesen...dann kommen alle Antworten von ganz alleine!'

    Mehr konnten sie ihm an jenem Abend nicht entlocken, so sehr sie es auch versuchten. Doch als sie bereits in ihrem gemeinsamen Zimmer im Obergeschoß in ihren Bett lagen und über das Gehörte nicht einschlafen konnten, hatte es leise an der Türe geklopft. Tante Caitlin hatte den Kopf hereingesteckt.

    'Hier, damit die Suche nicht ganz so schwer wird,' hatte sie gesagt und ein Blatt Papier auf dem Nachttisch abgelegt, ehe sich die Türe leise wieder hinter ihr schloß.

    Sie hatte ihnen das Gedicht aufgeschrieben...

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    Hier muß ich noch den Weg beschreiben - wie die drei herausfinden, wonach und wo sie suchen müssen...

    Und deshalb gingen sie an diesem Abend erneut auf die Suche. Denn es war Neumond.

    „Wenn Glühwürmchen tanzen in mondleerer Nacht...“ wisperte Zachary beschwörend den ersten Satz des Feenliedes, als könne er mit den Worten alleine seinen Wunsch Wirklichkeit werden lassen. Er nahm den Blick nicht vom Waldrand gegenüber.

    „...das Volk der Sidhe zum Leben erwacht,“ vollendete Finn ebenso leise den Rest der Strophe.
    Reglos standen die drei hinter den Ginsterbüschen. Und am gegenüberliegenden Waldrand tanzten die Glühwürmchen.

    „Dann brennt das Feuer, Musik erklingt - und fröhlich die Lieder, die man dann singt,“ übernahm Adeen fließend, flüsternd. Und fuhr fort, während auch sie den Blick nicht von den kleinen fliegenden Tänzern dort auf der anderen Seite nahm:
    „Doch mit leisen Schritten muß derjenige gehen, der Elfen und Faune und Feen will sehen...“ sagte sie mit fast unhörbarer Stimme.

    „...die Geheimen der Wälder, sie lieben den nicht, der groben Fußes durch's Dickicht bricht.“ Zach beschloß den Vers.

    Er fuhr sich abwesend durch die braunen Haare.
    „Den Rest weiß ich irgendwie nicht mehr.“

    Eine Sekunde lang wurden die drei gebückten Gestalten eingehüllt vom abendlichen Schweigen des Waldes. Irgendwo rief ein Kauz...einmal...zweimal...dreimal.

    „Schaut doch nur!“ Finn's helle Stimme zitterte aufgeregt. „Da tut sich was...“.

    Und tatsächlich. Irgendwo im Waldesinneren dort gegenüber wurde ein Licht sichtbar, goldgelb und erst schwach wie der Schein einer Kerze...dann wurde es kräftiger.

    „Sind sie das?“ Zachary starrte auf den Lichtschein. „Glaubt ihr, das sind sie?“
    „Natürlich sind sie das...,“ Adeen hüpfte vor Freude. „Seht doch nur...immer mehr Licht!“

    Sie deutete nach drüben und ihr Herz klopfte wild.
    Zachary ging in die Knie und zog Finn und Adeen mit sich hinunter.
    „Ruhe jetzt,“ sagte er und sah Cousin und Cousine an. Mit fast vierzehn Jahren war er der älteste des Trios und daran gewohnt Anweisungen zu geben. Auch wenn er keinen Feldherren in sich sah. Aber manchmal mußte es eben einen geben, der den Weg wies.
    „Ihr wißt beide, wohin wir gehen müssen, wenn wir die Feen sehen wollen, oder nicht?“
    Zacharys Blick glitt von Finn zu Adeen und wieder zurück. „Das wißt ihr doch noch, oder?“

    Zachs Stimme war fast flehentlich. Zulange schon jagten die drei ihrem Traum hinterher, den Onkel Declan ihnen in's Herz gesät hatte. Damals, als er ihnen das Feenlied vorgetragen hatte.
    Die geheimen Bewohner des Waldes zu sehen. Am Fest der Sidhe teilzuhaben. Nichts wünschte er sich seitdem sehnlicher.

    Und der Weg, wen es denn überhaupt einen gab führte hinter dem alten Wegstein vorbei.
    Finn hatte ihn entdeckt, noch bevor die drei das Lied von Onkel Declan gehört hatten...

    Der Erzähler:

    Nun sind Wegsteine keine Wegweiser.
    Wegweiser stehen aufrecht, sind mannshoch und deuten mit ihren Armen in die Richtungen, in die ein Wanderer gehen kann. Das tun sie unbeirrbar so lange, bis jemand, der herausgefunden hat, daß ihr Fundament kein dauerhaftes ist...und der Zahn der Zeit lange genug an ihnen genagt hat...an ihnen dreht.
    Dann verändern sie ihr Wesen. Einmal gedreht weisen sie die Wanderer, die ihrem Zeugnis vertrauen auf einen falschen Weg. Und die Wanderer folgen dem falschen Rat so lange, bis der Wind und der Regen und die Zeit den Wegweiser morsch machen. Und dann kommt eines Tages der eine Sturm, der den Wegweiser und seinen falschen Rat fällt. Dann liegt er am Boden und weist nirgendwo mehr hin, wird überwuchert von Gras und Efeu und fällt letztlich dem Vergessen anheim.

    Der Wegstein jedoch?
    Er liegt von Anbeginn am Boden. Auf dem Boden. Im Boden. Er ist fest verwurzelt. Zuerst nichts als ein Stein. Aber dann kommt jemand, der einen Pfeil in ihn einmeißelt. Und der nächste kommt und meißelt noch einen Pfeil in ihn ein. Der eine Pfeil deutet nach rechts, der andere nach links. Und dann, wen wunderts?
    Dann kommt ein Wanderer des Weges daher und muß sich entscheiden, wohin der Weg seine Füße führen soll.

    Aber wenn nun Wegweiser und Wegstein gleichermassen überwuchert werden von der Zeit und allem, was sie mit sich bringt...wem sollte der Wanderer dann mehr vertrauen?
    Dem Stein oder dem Holz...???

  • @ der Wanderer,

    Ich finde deine Art zu schreiben immer wieder fazenierend, weil es mich jedes mal auf eine besondere Ebene mitnimmt. Ich liebe diese kleine Eindrücke und sie insperieren mich zu weiteren Geschichten. Danke dafür. ;)

    Besonders hat mir den Unterschied zwischen den Wegweißer und Wegestein gefallen, weil du sie zu einer besonderen Art zum Leben erweckt hast und ich ein schönes Bild vor Augen hatte.

  • Heyho @Drachenlady2001

    da muß wohl eher ich mich bei Dir bedanken.

    Das hat indirekt was mit meinem Blog zu tun, den ich vor zwei Jahren gestartet und sträflich vernachlässigt habe, seit ich hier im Forum bin.;(

    Dein Kommentar hat mich sofort wieder dran erinnert, was ich dort für Besucher zur Begrüßung hinterlassen habe:

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    Nun ist es ein Ding, sich was zu wünschen.

    Aber ein ganz anderes Ding ist es, wenn Dir jemand sagt, daß Dein Wunsch sich erfüllt hat (auch wenn das nicht auf meinem Blog geschehen ist...).

    Daher meinen Dank für Dein Lob - es bedeutet mir viel!:danke::danke::danke:

    Ein gesundes neues Jahr für Dich und die Deinen sollten wir uns in diesem vielleicht nicht mehr lesen.

    Der Wanderer

  • Hey, Der Wanderer ! Schöner Einstieg in ein Abenteuer. Ich hoffe mal, dass es noch weiter geht.

    Der Satz, in dem sich Zachary nicht als Feldherren sieht, gefällt mir besonders, also so rein vom Bild her. Tatsächlich erinnert mich das an einen Feldherren in einer schon seit langem geplanten und im Entstehen begriffenen Geschichte von mir. Klingt paradox, aber ich glaube, das macht eine bestimmte Art von guten Anführern einfach aus, dass sie ihre Rolle nicht aktiv anstreben. Das passt mMn gut zu Zachary. Oder es charakterisiert ihn auf eine angenehme Art.

    Bei den Wegsteinen / Wegweisern sehe ich das ein wenig anders. Grundsätzlich finde ich es schon auch super, dass du die beiden Dinge gegeneinander abgrenzt und die einen etwas künstlicher, unbeständig etc. darstellst, während die anderen eine gewisse Langlebigkeit haben und damit automatisch mehr Geschichte und vielleicht auch eine mystische Aura. Nur diese Details mit Pfeilen hineinmeiseln und wem der Wanderer vertrauen soll, das gefällt mir irgendwie nicht so gut, wobei ich nicht so recht sagen kann, warum. Vielleicht will ich zu sehr meine eigene Vorstellung im Text wiederfinden :hmm:

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Heyho Asni ,

    danke für Deine Anmerkungen. Auf zwei möchte ich antworten:

    Der Satz, in dem sich Zachary nicht als Feldherren sieht, gefällt mir besonders, also so rein vom Bild her. [...] Klingt paradox, aber ich glaube, das macht eine bestimmte Art von guten Anführern einfach aus, dass sie ihre Rolle nicht aktiv anstreben.

    Was ist ein Anführer?

    Ist es der, der vor dem Heer steht und den Angriff befiehlt? Oder vielleicht eher der, der nur einen kleinen Trupp in der Schlacht befehligt, aber immer besorgt ist, daß jeder seiner Männer dort mit heiler Haut wieder herauskommt?

    Ich würde immer dem zweiten den Vorzug geben.

    Bei den Wegsteinen / Wegweisern sehe ich das ein wenig anders...etc.

    Hier bin ich ganz bei Dir. Alles, was ich unter Der Erzähler geschrieben habe sind Elemente, die mir beim Schreiben nebenher eingefallen sind, die mich aber beim aufschreiben insofern berührt haben, daß ich sie irgendwie gerne in die Erzählung mit einbinden würde. Ich weiß nur noch nicht so richtig wie...;(

    Der Teil mit den Wegweisern/...steinen gefällt mir selbst nicht so, wie er da steht. Aber das Bild für was beide stehen, wollte ich festhalten. Ich werde das noch verändern...

    Schöner Einstieg in ein Abenteuer. Ich hoffe mal, dass es noch weiter geht.

    Oh, es geht weiter. Das garantiere ich!:D:D:D

    Ist hier nur gerade so, daß ich mich zum ersten Mal an etwas versuche daß nicht linear verläuft/nicht verlaufen kann. (Siehe die Spoiler im Text). Du kennst ja soweit meine anderen Erzählungen hier - die waren alle auf einer Zeitebene.

    Beim Elfenlied muß das anders laufen...und da hakt's noch etwas. Aber nicht lange, versprochen.

    Sollten wir uns dieses Jahr nicht mehr lesen:

    Möge das folgende Jahr für Dich und die Deinen ein Gutes und Gesundes sein.

    Der Wanderer