Schwierige Kampfscene aus "Feron und die Meister der Jagd"

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.764 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. Juni 2020 um 19:29) ist von Drachenlady2001.

  • Ich hab die Kampf-Scene von der ich in Tipps und Tricks geschrieben habe angefangen. Es ist natürlich etwas doof den Fetzen zu beurteilen wenn man den Rest nicht gelesen hat, aber das fällt mir gerade echt schwer und hätte gerne Hilfe und Feedback. Ich packe die Verwandlung der ersten Wer-Krabbe in nen Spoiler damit es nicht zu lang wird.

    Spoiler anzeigen

    Die glatten Kanten der gusseisernen Pfanne glitten aus Isabellas Händen und hinterließen eine tiefe Delle in den Holzdielen des kleinen Lagerraums im hinteren Teil der Taverne. Ihre Fingerspitzen kribbelten als würden sie von Ameisen gebissen. Sie drehte die Innenseite ihrer Hände langsam von sich weg, um ihre Fingernägel zu betrachten und bemerkte erst jetzt dass, jener an ihrem Zeigefinger schmerzlos ausgefallen war. Sie blickte zur Tür, hörte die gedämpften Stimmen der Gäste und das Klirren von Gläsern aber auch etwas ganz anderes. Zuerst war es wie Blut das nach dem Schreck in ihren Ohren rauschte, doch dann kam und ging es in gleichmäßigen Wellen und sie war sich ohne den Hauch eines Zweifels bewusst das es das Meer war. Die Flut brach gerade über die Küste herein. Ihre Gelenke schmerzten als wären sie nach Jahren des Gebrauchs plötzlich lose geworden.

    In diesem Moment war der Kriegerin bewusst das ihr altes Leben vorbei war. Das Krabbenfleisch das man ihr in der Riff-Feste vorgesetzt hatte musste den Fluch getragen haben. Sie wünschte sich sehnlichst um Hilfe rufen zu können, aber ihr Rachen füllte sich mit dem Geschmack von Salzwasser und ihr Geist mit Zorn und Hunger. Es gab kein Heilmittel. Wenn man sie fand würden jene die jetzt noch ihre Freunde und Familie waren sie kaltblütig ermorden.

    Es erschien so ungerecht der Gefangenschaft zu entgehen nur um einen Monat später doch noch sterben. Sie konnte ihr Gleichgewicht nicht länger halten und fiel auf die Seite, keuchend und immer wieder Salzwasser hervorwürgend. Man würde ihre Körper verbrennen anstatt sie in der Ruhestädte ihrer Vorfahren zu bestatten, sie entsorgen wie Schlachtabfall.

    Oh, sie würde ihre Klingen fühlen! Ihr Panzer würde dann nicht mehr mit einem einzelnen Hieb zu durchdringen sein. Vielleicht würde sie sich wehren. Warum nicht? Sie gehörte nicht länger zu ihnen. Der Salzige Geschmack in ihrem Mund fühlte sich merkwürdig angenehm an und die Geräusche von draußen erfreuten sie, wie sie sich als Kind gefreut hatte wenn sie aus der Küche den Geruch ihres Lieblingsessens roch. Der Wille Verletzungen und Tod zu vermeiden verblasste und trat in den Hintergrund, völlig überschatten von dem Verlangen ihre Zähne und Klauen in Menschenfleisch zu schlagen. Sie musste sie jagen. Sie zu töten und zu fressen bedeute ihr mehr als ihr nächster Atemzug.

    Sie legte ihren schweren, schwindlig gewordenen Kopf auf dem Boden und spürte wie die Verbindung zwischen ihren Hörnern und ihrem Schädel geradezu dahin schmolz und beide ausfielen, als hätten sie niemals wirklich zu ihrem Körper gehört. Noch eine Minute oder zwei, dann war sie bereit. Die Erinnerungen daran wer sie war und wie sie herkam entglitten ihr wie feiner Sand in ihren Fingern. Ihr Rücken formte den Panzer, ihre Kleider zerrissen und ihre kalten, tauben Hände nahmen die Form von gezackten roten Scheren an, geschlossen gehalten von Muskeln so groß wie Kürbisse. Sie fühlte sich so unendlich stark. Ihre acht neuen Beine härteten sich in Sekunden und trugen sie zielsicher zur Tür. Ihre neuen Augen ruhten auf Stielen statt in Augenhöhle und sie konnte jetzt in fast alle Richtungen zugleich sehen. Sie holt aus und die dicken Bretter brachen unter der Wucht ihrer Klaue. Nichts konnte sie jetzt noch aufhalten.

    Die panischen Schreie der überraschten Uldunen vermischten sich mit dem Zischen der Werkrabbe. Selbst Kerowyn und Tarik, die am nächsten zum Lagerraum gesessen hatten verloren kostbare Sekunden ehe sie ihre Schwerter zogen.

    Isabella hob ihre Scheren hoch über ihren Kopf und ließ sie auf die gedeckte Tafel nieder sausen. Das andere Ende der Tischplatte schnellte mit einem ohrenbetäubenden Knall nach oben und schlug Tarik gegen den Unterkiefer, so heftig dass er von seinem Stuhl geschleudert wurde und rückwärts gegen einen der Stützbalken fiel. Der Zweihänder den er gezogen hatte fiel aus seinen Händen und rutschte über den Holzboden genau vor Havdans Füße, während sie sich ein Duell mit Kerowyn lieferte. Der junge Krieger hob die Waffe auf und stellte sich schützend vor Vieka. „Renn!“ Blaffte er über seine Schulter und machte einen Schritt zurück um sie Richtung Tür zu drängen. Ihr Körper war steif vor Schreck und ihre Augen weit aufgerissen. „Sie wird damit fertig. Komm mit mir!“ Sie packte ihren Gefährten am Schwertarm und versuchte ihn mit zu ziehen, doch er hielt stand. „Renn!“ Wiederholte er und stieß sie weg um der Hauptjägerin zur Hilfe zu kommen, die in diesem Moment nur Knapp der schnappenden und klappernden Schere ihrer Gegnerin auswich.

    Plötzlich öffnete sich ein Riss in der dünnen Außenwand zu seiner Linken und eine weitere, Werkrabbe, verheddert in blaue Stofffetzen, stürzte von draußen hinein. Sie lag auf dem Rücken und stach mit ihren spitzen Beinen auf Feron ein, der auf ihren Bauch stand und ihre Angriffe mit seinem Degen abwehrte. Abgebröckelter Putz und Staub trafen Havdans Augen. Er wischte mit seiner freien Hand in einem großen Bogen hinter sich um sich zu vergewissern das Vieka geflüchtet war ehe er sich mit einem kraftvollen Sprung auf den Feind vor ihm warf.

    Der Kampflärm drang ins Obergeschoss wo sich eine Reihe kleine, vermietbare Zimmer aneinander reihten. Belen hockte auf dem niedrigen Stroh-Bett und war gerade dabei gewesen sein Hemd ab zu streifen, während Mantka frustriert versuchte die seitlichen Schnüre an ihrem Kleid zu lockern.

    „Was ist da los?!“ Sprach er und drückte sich hoch um zu lauschen. Mantka ließ von dem widerspenstigen Knoten ab und stand in ihrem blauen Kleid einen Augenblick lang still neben ihm um keine unnötigen Geräusche zu machen, ihren Blick starr auf die Tür gerichtet. Der Klang von splitterndem Holz drang von unten zu ihnen durch, dann Hilferufe und plötzlich abbrechende Schmerzensschreie.

    Belen stieß die Tür auf, eilte durch den Flur und blickte die schiefe Treppe hinab in den Schankraum.

  • Hey Feron ,

    zuerst ein kurzer Kommentar zur Verwandlung.

    Verwandlungsszene

    Wenn man sie fand würden jene die jetzt noch ihre Freunde und Familie waren sie kaltblütig ermorden.

    Natürlich kann man das so schreiben und umsetzen, aber letztlich haben die Freunde und die Familie doch trotzdem durch den Fluch einen geliebten Menschen verloren. Deswegen ist "kaltblütig ermordern" mMn etwas übertrieben. Stattdessen fände ich es passend, wenn sich ihr Denken während der Verwandlung ändert: von "ich tue mir selbst leid und ich trauere um den unausweichlichen Verlust meiner Familie, die vielleicht auch noch gezwungen ist, mich zu töten" hin zu "ich denke und fühle jetzt wie eine echte Wer-Krabbe... HUNGER!!!"

    Sie gehörte nicht länger zu ihnen.

    Das ist ja ein Ziel in der ganzen Verwandlung. Ich würde diese Erkenntnis, wie bereits schon angemerkt, nicht einfach fallen lassen, sondern diese Szene so aufbauen, dass diese Erkenntnis sich in mehreren Details zeigt, ganz im Sinne eines Show-Don't-Tell. Im Augenblick ist der Wechsel von "ich bin ein Mensch" zu "ich bin ein verfluchter Mensch, eine Wer-Krabbe, ein Monster in den Augen meiner Familie, die jetzt meine Todfeinde sind" ziemlich abrupt. Persönlich würde ich den Wechsel fast poetisch, lyrisch versuchen zu beschreiben, ganz ähnlich zu dem, was du schon angefangen hast, mit Bildern und Metaphern über das Meer, die Gezeiten, vielleicht auch über Tiere, die im Meer leben etc.

    Kampf

    Zunächst vorneweg: In der Szene selbst wird nicht klar, wo sich das Ganze abspielt. Das ist auch völlig in Ordnung, wenn du es vorher irgendwie angemessen darstellst. Es macht es jetzt natürlich schwierig, sich hineinzufinden. Die Idee mit improvisierten Waffen scheinst du aufgegeben zu haben. Das ist auch kein Problem.

    Persönlich finde ich es nicht so geschickt, so hektisch und kurz viele verschiedene Charaktere (ich habe acht verschiedene Namen gezählt) und Aktionen zu beschreiben. Ich komme da nicht so richtig mit. Es bleibt auch keine Zeit, dass sich hier Spannung aufbaut. Und spannend sollte doch so ein Kampf sein, oder? :hmm:

    Ich würde versuchen, etwas langsamer vorzugehen und mehr darzustellen.

    Die panischen Schreie der überraschten Uldunen vermischten sich mit dem Zischen der Werkrabbe.

    Da steigst du mitten in eine Szene ein, die mMn viel Potenzial hat, wenn du mehr zeigst, was hier alles passiert. Wo kommt die Werkrabbe her? Wer sind die überraschten Uldunen (nicht Namen nennen, sondern langsamer zeigen, wer alles in der Taverne ist, vielleicht auch, wo im Schankraum sich was abspielt, BEVOR die Werkrabbe auftaucht. Bestimmt gibt es eine Feuerstelle/Kamin, wo ein paar Krieger*innen irgendwelche Geschichten erzählen oder sich am Feuer wärmen. Vielleicht sitzt irgendwo ein Lautenspieler, der später sehr effektvoll mit der Laute versucht, die tödlichen Scheren einer Krabbe abzuwehren. Was tun die Leute, bevor sie um ihr Leben kämpfen? All das trägt dazu bei, dass die Szene mit Leben gefüllt ist, das dann durch die Werkrabbe unterbrochen und bedroht wird.)

    Was mir auch fehlt sind die Ziele der beteiligten Charaktere. Belen und Mantka haben offensichtlich etwas ganz anderes vor als die ganzen anderen Charaktere. Du beschreibst hier den Moment, in dem sich dieses Ziel zunächst ändert. Doch was tun sie dann? Wie greifen sie in den Kampf ein oder tun sie es vielleicht nicht und fliehen stattdessen?

    Was ich sagen will: dein Ziel ist es, den Kampf darzustellen. Jeder deiner Charaktere bringt in diesen Kampf aber auch eigene Ziele, eigene Wünsche, Ängste, Erfahrungen etc., also eine eigene Persönlichkeit mit hinein. Das könnte sich auch zeigen. Damit könnte ein weiteres Ziel für dich sein, jeden Charakter in der Kampfszene noch besser / deutlicher zu charakterisieren. Das muss nicht so sein, dass der Feigling am Anfang deines Buches immer ein Feigling bleibt. Stattdessen könnte er sich hier seine Angst überwinden (aber dennoch spüren) und einen tapferen Kämpfer aus einer misslichen Lage retten.

    Falls du etwas genauer nachlesen möchtest, wie das umgesetzt werden kann, was ich meine, dann möchte ich dir "Racheklingen" (orig. "Best served cold") von Joe Abercrombie empfehlen.

    Für mich ist ein Kampf selten Selbstzweck, sondern eher eine Art Katalysator, der bestimmte Entwicklungen vorantreibt bzw. unterbindet (etwa dadurch, dass ein für diese Entwicklung wichtiger Charakter sich ändert oder stirbt). Ich glaube auch, dass es spannender ist, diese Entwicklungen zu verfolgen, als die Kampfhandlung selbst (also welche Klinge wann wie wohin geschwungen wird).

    so heftig dass er von seinem Stuhl geschleudert wurde und rückwärts gegen einen der Stützbalken fiel. Der Zweihänder den er gezogen hatte fiel aus seinen Händen

    Beim zweiten Lesen ist mir gerade aufgefallen, dass es unlogisch ist, dass er noch auf dem Stuhl sitzt, aber schon einen Zweihänder (!) gezogen hat.

    Der Kampflärm drang ins Obergeschoss wo sich eine Reihe kleiner, vermietbarer Zimmer aneinander reihten.

    Kleine Grammatikkorrektur.

    Jetzt hab ich doch mehr geschrieben als ich wollte... Schau mal, ob es dir was hilft. Ist halt doch auch sehr meine persönliche Sicht der Dinge ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Die Story ist nach wie vor hier: Feron und die Meister der Jagd

    Es ist aber eine Weile her das ich dort etwas geprostet habe und das was bis jetzt da ist geht glaube ich weit über 40.000 Wörter und ich wollte niemanden zumuten mein amateurhaftes Manuscript zu lesen nur um seine Meinung über die halbe Seite Kampfszene kund zu tun.

  • @Feron, ich sehe du hast versucht das mit den mehreren Charatäre und schnellen Scenenwechsel zu kominieren. Meine Frage zu dem Text ist, ob die anderen Charathäre zuvor beschrieben sind und was sie von Wehrkrabben halten. Aus der Sicht der Wehrkrappe ist es ja klar, das wenn sie sich erstmal verwandelt, dann auch das Recht zu leben scheinbar verwirkt hat.

    Zudem was du in den Spoiler rein gepackt hast und dem was du als Kampf dann geschrieben hast, hab ich das soweit verstanden, das sie sich in der Küche verwandelt hat und dann in den Schankraum tritt. Ist das so richtig?


    (Vielviel Text mit Erklärungen und Beschreibungen liegen zwischen den Texten?)

    Isabella hob ihre Scheren hoch über ihren Kopf und ließ sie auf die gedeckte Tafel nieder sausen. Das andere Ende der Tischplatte schnellte mit einem ohrenbetäubenden Knall nach oben und schlug Tarik gegen den Unterkiefer, so heftig dass er von seinem Stuhl geschleudert wurde und rückwärts gegen einen der Stützbalken fiel. Der Zweihänder den er gezogen hatte fiel aus seinen Händen und rutschte über den Holzboden genau vor Havdans Füße, während sie sich ein Duell mit Kerowyn lieferte.

    Gut an diese Passage ist, was Tarik passiert. Dann jedoch springst du zu zwei Namen, die mir dann nichts sagen. Wer ist hier wer und wo kommen sie her. Sahs einer am Nachbartisch? Oder hatte eine weitere Wehrkrappe den Schankraum betreten? Vielleicht sogar ein Freund?


    Der junge Krieger hob die Waffe auf und stellte sich schützend vor Vieka. „Renn!“ Blaffte er über seine Schulter und machte einen Schritt zurück um sie Richtung Tür zu drängen. Ihr Körper war steif vor Schreck und ihre Augen weit aufgerissen.

    Diese Passage geht wieder. Gut die Reaktion mit den Augen.

    „Sie wird damit fertig. Komm mit mir!“ Sie packte ihren Gefährten am Schwertarm und versuchte ihn mit zu ziehen, doch er hielt stand. „Renn!“ Wiederholte er und stieß sie weg um der Hauptjägerin zur Hilfe zu kommen, die in diesem Moment nur Knapp der schnappenden und klappernden Schere ihrer Gegnerin auswich.

    Und dann das: Wer ist Sie? Wen meist du hier? Dann; sie Pack ihren Gefährten?? Wer beschützt jetzt hier wen? Dieser Abschnitt macht den zuvor gut aufgebauten Teil kaputt. Hier darfst du gern etwas detalierter vor gehen. Gefühle wie Angst mit einbringen. Namen statt sie verwenden, besonders wenn viele Aktionen gleichzeitig von mehreren Personen passieren. Damit man weis wer was grade macht.


    zB.:

    Der junge Krieger hob die Waffe auf und stellte sich schützend vor Vieka. „Renn!“, blaffte er über seine Schulter und machte einen Schritt zurück um sie Richtung Tür zu drängen. Ihr Körper war steif vor Schreck und ihre Augen weit aufgerissen. Sie sah wie die Hauptjägerin (Name vielleicht) mit der Wehrkrappe am kämpfen war.

    „Sie wird damit fertig. Komm mit mir!“, bat Vieka ängstlich. Sie packte ihren Gefährten am Schwertarm und versuchte ihn mit zu ziehen, doch er hielt stand. „Renn!“, wiederholte er und stieß sie weg um der Hauptjägerin zur Hilfe zu kommen, die in diesem Moment nur Knapp der schnappenden und klappernden Schere ihrer Gegnerin auswich.

    Mit nur ein paar Verbindungsstücken (unterstrichen)kann man hier schon viel klarheit einbringen und erhält so die Spannung im Geschehen. Der Leser braucht trotz des Wirrwars einen Überblick der Dinge, weil er sonst aussteigt.

    So ich hoffe ich konnte dir dabei Helfen. Wenn du hilfe zum überarbeiten brauchst, darfst dich gerne Melden.