Nachdem wir grade mal wieder die Filme anschauen - eine kleine Sammlung an Dingen die im Buch Sinn ergeben, im Film aber ueberhaupt nicht.
Faramir's taktisches Geschick
Wir sehen Faramir am Ende von Teil II als Kommandierenden in Osgiliath - das Ostufer ist schon von Sauron's Truppen ueberrannt, Gondor haelt das Westufer. Was sollte Faramir in dieser Situation tun - und was tut er?
Offensichtlich ist die Stadt strategisch fuer Gondor wertlos - niemand wohnt da, es gibt keine Vorraete, der Schutz den die Ruinen bieten ist ueberschaubar. Das einzige was sie fuer Sauron interessant macht, ist die Bruecke - da soll naemlich schweres Belagerungsgeraet drueber (man sieht das in Teil III) das von der Breite passgenau auf die Bruecke ausgelegt ist. Fuer Faramir sollte es daher in No-Brainer sein die Bruecke zu zerstoeren.
Zumindest im Film ist das Gelaende um die Stadt auch gut einzusehen - der einzige Angriff den Sauron machen kann ist ueber den Fluss. Darauf koennte man sich vorbereiten - Palisaden aus Truemmern errichten die das Ufer schuetzen, Katapulte auf den Fluss richten und - mein Favorit - grosse Oelkessel stromaufwaerts die man bei Bedarf ins Wasser kippt und anzuendet. Viele Bogenschuetzen hinter den Palisaden. Bei einem Angriff ueber den Fluss (die Bruecke sollte ja schon zerstoert sein...) - frueh mit Katapulten und Boegen zu schiessen beginnen - praktisch schon beim ersten Kontakt - die Orks um jeden Meter kaempfen lassen - wenn die Vorhut an Land ist und unter Beschuss vor Palisaden steht, das Oel anzuenden um den Nachschub zu unterbinden, die Verwirrung nutzen um mit Katapulten an Floessen zu versenken was geht - und dann mal schauen wie viele Orks noch Lust haben weiter zu machen.
Was tut er statt dessen? Nichts waere noch eine milde Beschreibung. Die Bruecke steht. Keine Palisaden. Kein Pfeilhagel auf die Floesse die kommen - die Truppen warten in aller Ruhe ab. Greifen sie an als die Orks anlanden? Nee, die warten bis die erste Welle an Orks an ihnen vorbei sind - so dass sie dann zwischen zwei Gruppen von Orks eingeschlossen sind und auch wirklich jeden taktischen Vorteil den sie irgendwann mal hatten eingebuesst haben. Es ist nicht ganz ein Befehl an die Truppen sich in ihre eigenen Schwerter zu stuerzen, aber kommt der Sache nahe.
(Man darf anmerken dass er spaeter den Befehl erhaelt, Osgiliath zurueckzuerobern. Denethor befiehlt ihm aber nie, das durch einen Kavallerieangriff auf eine befestigte Stellung zu tun. Was genau der Plan der Reiter waere wenn sie die Stellungen der Orks erreichen bleibt ja offen... die Orks selbst scheinen ueber diese hirnrissige Angriffstaktik ja auch ueberrascht zu sein, sie selbst sind ja an recht kompetente Fuehrung gewoehnt. Die Wahl genau dieser Selbstmordtaktik darf also schon Faramir angelastet werden).
Man kann daher irgendwie verstehen dass Denethor sich Boromir als Kommandanten der Truppe zurueckwuenscht... Faramir ist im Film nicht nur der ungeliebte kleine Bruder der vom Vater schlecht behandelt wird, sondern er ist tatsaechlich unfaehig in einem Mass dass man sich fragt warum er jemals irgendjemanden kommandieren durfte.
(Das ist leider 180 Grad von Faramir im Buch - den ich als Charakter, anders als den weinerlichen Stuemper im Film - immer mochte - der ist ein eher gelehrter Typ der aber in der Not durchaus auch ein faehiger Kommandant ist und eine leidlich wirksame Verteidigung organisiert.)