Abgegriffene Idee, Klischee oder Genretypisch?

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 4.397 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Dezember 2023 um 22:54) ist von LittleOwlbear.

  • Es ist, denke ich, nicht schlimm mit "Klischees" zu arbeiten.

    Solch ein Spiegel ist ein Stück weit immer auch eine Metapher und deutet wieder auf die Figuren der Geschichte.

    Für mich wären Figuren, Schreibstil, ggf. Humor und Dialoge sowie die gesamtheitliche Entwicklung viel interessanter

    als (altbekannte) Storyelemente.

    Deshalb würde ich mir da keine Gedanken machen. Im besten Fall bemerkt es kaum ein Leser, weil ihn die Figuren oder

    der Stil so packen. ;)

  • Klischees sind gut, weil sie funktionieren. Manches können wir trotzdem nicht mehr lesen und verdrehen nur die Augen, wenn wir sie bemerken. Wobei dann weniger das Klischee an sich das Problem ist (zumindest in den aller meisten Fällen) sondern viel mehr, WIE das Klischee umgesetzt wird. Passt es in die geschichte? Oder hat man es nur genommen, weil man zu faul war sich überhaupt ein paar Gedanken zu machen? Sowas merkt der Leser.

    Per se gibts also nichts, das gegen Spiegel und Diebin spricht. Und ich muss an etwas denken, was ich vor ein paar Wochen auf Insta gelesen habe:

    Zitat

    "Ich versuche immer Krampfhaft, alles neu und originell zu halten und verwerfe Ideen, wenn ich sie so schonmal ansatzweise woanders gesehen habe. Aber ich kaufe mir bereitwillig auch das 172. Buch über [man füge hier beliebiges Thema ein], und genieße das selbe Trope und fieber mit den gleichen Konstelationen an Helden mit"

    Manche wollen also gerne genau das lesen, was sie schon zig mal gelesen haben. Spiegel und Diebe sind cool. Vll haben manche schon dutzende Bücher über Diebe gelesen, dessen Prophezeiung es war, die Welt zu retten. Was doch darauf hin deutet, dass die genau das mögen, und gerne noch ein weiteres Buch hätten, in denen genau das passiert.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Das Thema ist zwar schon etwas länger her, aber ich antworte trotzdem mal. Mittlerweile lese ich Geschichte ala "Held mit schlimmer Vergangenheit rettet die Welt" nur noch ungern. Irgendwie gleichen sich die Geschichte eben doch. Allerdings glaube ich auch, dass Klischees nicht per se was schlechtes sind, also nur weil der Prota keine Eltern hat, lese ich die Geschichte trotzdem, wenn der Rest spannend/anders ist.

  • Wie schon gesagt wurde: Es gibt Klischees, weil sie funktionieren (= Wiedererkennungswert).

    Nicht überstrapazierte topoi sind das Problem, die zu Klischees wurden, sondern deren uninspirierte Verwendung, die ohne große Anpassung und Überlegung in eine Geschichte übernommen werden,

    ohne dabei zu verstehen, was den Reiz dieser populären Themen ausmacht.

  • Ich denke, wenn man zwanghaft versucht ein Klischee umzudrehen kommt ein noch größeres und abgedroscheneres Klischee dabei heraus.

    Hab nun die letzten Tage einiges über Elfen recherchiert und mir verschiedene Meinungen von Fantasyfans durchgelesen, weil mein Baldur's Gate-Hauptcharakter, den ich für eine eigene Fantasystory auch als Hauptcharakter schreiben möchte, ein Elf ist. Dabei haben so einige Leute auf Reddit ausgesagt "Die Elfen in Buch soundso sind viel cooler. Die Unsterblichkeit hat sie sadistisch und kalt gemacht!" Und ich sitz da und denk mir: Was, alle von ihnen? Nur weil man Dinge edgier macht und somit einen "Twist" einbaut, sind sie für mich längst nicht besser.

    Mal davon abgesehen, dass es Drows / Dunkelelfen schon seit den 80ern oder so gibt, sollte man nie Angehörige einer Gruppe alle gleich darstellen. Ich denke damit kann man viele Klischees umgehen, indem man jeden Angehörigen einer Gruppe als seine eigene Person schreibt und verschiedene Personen einer Gruppe auf verschiedene Weise darstellt.


    Manche "Klischees", Stereotypen oder Sonstiges mag ich auch einfach gerne. Ich brauche zum Beispiel keinen besonderen Twist bei Drachen, ich mag sie so wie sie sind haha. Per se mag ich auch so typische High Fantasy und Dungeons etc wirklich sehr gerne, es kommt dann nur darauf an wie diese geschrieben ist, wie viel Liebe in das Worldbuilding und in die Charaktere geflossen ist und schlussendlich einfach auch, ob etwas den persönlichen Geschmack trifft.

    Ich mag auch zb das Klischee von kleinkriminellen Charakteren wie Dieben und Kleinganoven, die unter der Schale gute Personen sind (jetzt nicht zu verwechseln mit den unausstehlichen "Bad Boys" und Edgelords - denn das ist ein Klischee, das ich auf den Tod nicht ausstehen kann und meist lesen die sich auch für mich, als wären sie von einem Jugendlichen in einer Emophase geschrieben worden :tired:).

    Auf der anderen Seite gibt es sehr originelle Ideen mit denen ich dann am Ende doch nicht so viel anfangen konnte wie ich dachte, weil mir die Umsetzung nicht gefallen hat und die Welt und Charaktere nicht diese Tiefe hatten, die ich mir vorgestellt hätte und mich damit nicht so mitgerissen haben.

    Ansonsten ist die Liste an Stereotypen, Tropes und co., die Leute anscheinend richtig nerven so lange, dann könnte man gar nichts mehr schreiben und jede Leser hat natürlich eine andere Liste an No-Gos, deswegen würde ich mich damit auch gar nicht mehr so lange befassen.

    Einmal wurde mir in einer Schreibgruppe von einer Frau gesagt, dass sie Schwangerschaften und Hauptcharaktere, die bereits ein Kind geboren haben, nicht ausstehen kann, aber ich schreibe gerne unter anderem auch etwas ältere Charaktere, da kann es sein, dass jemand auch schwanger wird oder bereits ein Kind hat oä.