"Nehmt die Feder in die Hand und dichtet wie einst Goethe und Schiller."
Ich habe es versucht . . .
„Nie werd ich die Nacht vergessen“,
schwärmte Salomé die Schöne
wie von schwerem Rausch besessen.
Von der Burg Posaunentöne.
Sagte da des Kaisers Enkel
Gaius, den sie Caesar nennen:
„War doch alles nur Geplänkel,
jetzt lern Rom mal richtig kennen!“
Vor des Caesars goldnem Wagen,
Viergespann mit feur´gen Rappen,
Sklaven Palmenwedel tragen.
Lobgesang betresster Knappen.
An des Hügels sanften Hängen,
des Aspicius´ Gebäude.
Marmorglanz mit Harfenklängen,
Kraftgesang gelebter Freude.
Eilt herbei, der reiche Prasser:
„Ave Caesar, lass dich grüßen!“
Blanke Glatze, wie ein Fass er:
„Salomé, zu deinen Füßen!“
Auf dem Rasen, unter Pinien,
schwer bewacht von schwarzen Hünen:
Roter Glanz der Feuerlilien,
nackter Tanz auf hohen Bühnen.
Und der Tische Köstlichkeiten!
Muscheln, Austern, Weinbergschnecken,
die dem Gaumen Lust bereiten
und der Schlemmer Gier erwecken.
Hase, Rebhuhn, wilde Schweine,
von der Bärenzung´ Oblaten,
Vögel, Frösche, große, kleine,
Igelfisch- und Gänsebraten.
Aus Ägypten süße Weine,
aus dem Norden Honigtränke.
Nur das Beste, Edle, Reine.
Nichts kommt aus der nächsten Schänke.
Trunken sind die ersten Gäste.
„Sklave! Federchen des Pfauen!“
Opfern ungeniert das Beste,
unter dem Gekreisch der Frauen.
Pauken dröhnen, Flöten schrillen,
seht die Schar der Gladiatoren!
Tod-Verachtung, Siegeswillen,
jetzt zum Kampfe auserkoren.
„Zehnkampf gibt´s, des Hausherrn Wille,
zum Ergötz des jungen Caesar!“
schreit der Rufer in die Stille.
Frisch geharkt ist die Arena.
Wollust hinter Myrtenhecken,
schriller Schrei für taube Ohren,
Lex verzehrt die letzten Schnecken.
Wutgeheul der Gladiatoren.
Parther, Syrer, auch Germanen,
dreist erschachert mit Sesterzen
– Alte, Junge, Veteranen –
zur Erbauung kalter Herzen.
Schon sind etliche zuschanden,
wälzen sich auf blut´gem Boden.
Nur noch zweie stehn in Banden,
stolz das kühne Haupt erhoben.
Beifallssturm und lautes Johlen –
niemand will des Kampfes Ende.
Salomé, ganz unverhohlen,
wirft vors Antlitz ihre Hände.
„Caesar“, schluchzt sie, „lass es enden!
Siehst du nicht des Bluts Geträufel?
Blut´ges Fleisch, zerstoch´ne Lenden!
Sei ein Mensch, und sei kein Teufel!
Lass die Zweie doch am Leben,
Charon hat schon acht bekommen!
Was soll denn der Kampf noch geben?
Bin von Grauen ganz benommen.“
Schon erhebt sich böses Murren.
Blutleer sind des Caesars Wangen.
„Ach, Prinzessin, wie sie knurren.
Volk von Rom! Ich hör´s mit Bangen.
Soll ich fremde Bäuche füttern?
Nur mit Härte kann ich siegen.
Härte wird das Volk erschüttern
und mir dann zu Füßen liegen.“
„Drehst den Daumen du nach oben
schonst du beider Sklaven Leben!
Mancher Fechter wird dich loben
dir die Hand zum Treueid geben.
Tausend ist die Zahl der Fechter,
die durch Romas Straßen wanken.
Zeige Großmut, sei Gerechter!
Einstmals werden sie´s dir danken.“
„Dir, Geliebte, will ich dienen,
lege mich zu deinen Füßen.
Sei´s! Das Leben schenk ich ihnen.
Soll ihr Lob die Nacht versüßen.
Hör, Sejanus, Gardewächter!
Nimm sie auf in meine Truppe,
Stör dich nicht an Hohngelächter,
Zierde meiner Fechtergruppe.“
Salomé, im Griechenflore,
weit entfernt von Schwert und Lanzen
doch ganz nah an Gaius Ohre:
„nur für dich will ich heut tanzen.“