In dubiis libertas

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.335 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. März 2014 um 10:46) ist von Klimbim.

  • So, Freunde der Fantasy, vorneweg: Diese Geschichte ist jetzt nicht wirklich anspruchsvoll, das muss ich ehrlich zugeben.
    Und den Leuten, die sagen, dass der Prota nicht unfehlbar sein darf, sei diese Geschichte nicht empfohlen. ^^ Ich hatte Lust auf Blut, aber es gibt keinen anständigen Kampf, wenn der Prota nichts kann XD
    Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen =)
    vielleicht gefällts ja doch dem ein oder anderen =)

    In dubiis libertas

    Es war eine sternenklare Nacht. Nicht eine Wolke versperrte die Sicht auf das dunkelblaue, fast schwarze, Firmament. Am Horizont zeichneten sich die Gipfel der fernen Berge von Dunkelspitz ab, deren schneebedeckte Kuppen im Mondlicht silbern schimmerten.
    Vor ihr erstreckte sich die grasbewachsene Ebene von Sindra Wagal in leichten Wellen, bis nahe an das Dunkelspitzgebirge.
    Irgendwo dazwischen, in weiter Ferne, glitzerte das Band des Argonflusses im schimmernden Licht der Sterne.
    Eine leichte Sommerbrise strich durch ihre dunkelblonden Haare, als sie aufschaute, um nach dem Sternenbild des Schützen zu suchen. Seine Pfeilspitze bildete ein besonders heller Stern und sie war stets nach Osten gerichtet, so als wollte sie auf die Hoffnung des neuen Tages hindeuten.
    Marya strich den schrägen Pony aus der Stirn und klemmte ihn hinter ihr linkes Ohr.
    Mit ihrer schwarzen Lederhose und den ebenfalls schwarzen Stiefeln verschmolz sie geradezu mit dem glänzenden, rabenschwarzen Fell ihres treuen Hengstes Kaleb.
    Sonst trug sie nur noch ein dunkelblaues, ärmelloses Oberteil.
    An dem Gürtel, der sich um ihre Hüfte spannte, hing ihr schmaler Einhänder Donnerklinge.
    Die Waffe war aus mattem Metall gefertigt und von dunkelgrauer Farbe. Es absorbierte jedwedes Licht und funkelte nicht im Geringsten im Licht der Sterne. Diese Eigenschaft machte es beinahe unsichtbar und verwandelte es so in eine gefährliche Waffe.
    Klingen dieser Art trugen nur die Mitglieder des Söldnerclans Saiwa.
    Der Clan bestand aus drei großen Familien, die alle das Handwerk des Mordens in jeder Art und Weise beherrschten.
    Sie bildeten einzig und allein die eigenen Nachkommen aus, aber auch die derer, die nur eingeheiratet waren.
    Marya war die Tochter des Clanoberhauptes Thuran von Eisenfels und hatte deshalb schon früher als alle anderen Kinder mit ihrer Ausbildung beginnen müssen.
    Sie hatte schon im frühen Kindesalter lernen müssen sich zu fügen und Schmerzen geduldig zu ertragen. Ihr wurde eiserne Disziplin abverlangt und sie wurde hart bestraft, wenn sie diese nicht hatte.
    Doch mit jedem Peitschenhieb, mit jeder Mahlzeit, die ihr verwehrt wurde und mit jedem Mal, das sie Staub liegend zu ihrem Vater hatte aufblicken müssen, war der Wunsch nach Freiheit in ihr gewachsen.
    Ihr Leben war schon von ihrer Geburt an von ihrem Vater geplant und somit fremdbestimmt gewesen.
    Sie, Marya von Eisenfels, sollte die Nachfolgerin des mächtigen Thuran von Eisenfels werden und den reichen Urtal Goldenstedt, aus der Clanfamilie Goldenstedt, zum Mann nehmen. So sollte der Clan der Saiwa von einem klugen, starken Mann weitergeführt werden, der alle Eigenschaften in sich verband, auf die ihr Vater so viel Wert legte.
    Sie wusste, dass nur ein Mittel zum Zweck war und alles in ihr weigerte sich diese Rolle der bedeutungslosen Frau anzunehmen, so wie ihre Mutter es seit Jahren tat.
    Sie wollte nicht in der ewigen Finsternis leben, versteckt vor allen Menschen, um ihnen dann hinterrücks in den Rücken zu fallen und sie zu ermorden.
    Sie wollte nicht in der Dunkelheit der Nacht, sondern im Licht der Sterne leben, fähig ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
    Doch ihr Vater hatte davon nichts wissen wollen.
    Stattdessen hatte eine schallende Ohrfeige ihre Lippe aufgerissen.
    „Du bist eine von Eisenfels!“, hatte er sie angeschrien, völlig außer sich vor Zorn hatte er ihr nicht einmal bis zu Ende zugehört, sondern sie schon nach den ersten Worten unterbrochen.
    „Du hast die beste Ausbildung unseres Clans genossen und trittst diese Ehre mit Füßen! Du bist die Erbin des Clanstuhls und schlägst ihn undankbar aus! Ich dachte du wärst mit deinen zwanzig Jahren endlich erwachsen geworden, stattdessen benimmst du dich wie eine aufsässige Göre!“
    Wütend hatte er mit der Faust auf die Tischplatte geschlagen und sich an Maryas Mutter gewandt: „Ich wusste immer, dass du sie heimlich verhätschelt hast!“
    Die zweite Ohrfeige hätte ihre Mutter getroffen, wenn Marya die Hand ihres Vaters nicht abgefangen hätte.
    „Mutter hat damit nichts zu tun.“
    Zornig funkelte ihr Vater sie an und zischte: „Du wagst es meine Autorität zu untergraben?!“
    Marya ließ die Hand sinken, doch sie wusste, dass es zu spät war ihren Vater zu besänftigen.
    Ihr Vater ließ sie bestrafen, indem er sie in den Keller des Hauses bringen und dort mit zwanzig Hieben auspeitschen ließ.
    Danach hatte ihr Vater sie, zusammen mit Urtal und einigen anderen, an einen der Grafen der Region verkauft, damit sie ihm Krieg um die Provinzen Baragan und Ulmenheym behilflich sein würden.
    Ohne ein Wort des Abschieds hatte er sie fortgeschickt. Einzig und allein ihre Mutter hatte sich verabschiedet, sie in den Arm genommen und gesagt, sie solle auf sich aufpassen. Dann hatte sie Marya noch das Amulett des Schutzgottes Corm geschenkt.

    Nun stand sie zusammen mit Kaleb in der Dunkelheit. Mit schmerzenden Peitschenstriemen auf dem Rücken und einer Wut im Bauch die ihr die Luft zum Atmen raubte und ihre Glieder zum Zittern brachte.
    Matti, der kleine Bruder Urtals, bemerkte es und deutete ihr Zittern falsch: „Na, Marya? Haste Angst? Soll ich meinen Bruder holen, damit er dich beschützt?“
    Hochmütiger Spott schwang in seiner Stimme mit.
    Eigentlich war Matti unter den Männern des Clans einer der nettesten, aber jetzt brauste sie nur bissig auf: „Noch so ein blöder Spruch und es war dein letzter!“
    „Hui, leicht reizbar heute wie? Ich sag ja immer Frauen haben auf dem Schlachtfeld nichts verloren. Können nichts und verbreiten nur schlechte Stimmung.“
    Wütend rollte Marya mit den Augen, trieb Kaleb dicht an Mattis Pferd, zückte einen Dolch und presste ihn Matti unters Kinn.
    „Hüte-deine-Zunge!“, brachte sie gepresst hervor und riss den Dolch wieder an sich, nicht ohne eine feine rote Linie auf dem Kinn des Mannes zu hinterlassen.
    Sprachlos schaute Matti sie an, kannte er sie doch nur als die gefügige Tochter des Clanoberhauptes.
    Bis jetzt war es Marya immer gelungen ihre Empfindungen zu verbergen, doch nun hatte sie die Nase von den herablassenden Sprüchen der Männer endgültig voll.
    Sie hatte Besseres verdient, als so einen widerlichen Mann aus dem Clan zu heiraten und ihm den Stuhl zu überlassen, der eigentlich ihr als Erbin gebührte, doch Frauen waren im Clan nichts wert. Sie wurden lediglich ausgebildet, um dem Ruf des Clans gerecht zu werden.
    Mit einem wütenden Knurren tat sie ihren Unmut über die Ungerechtigkeit des Schicksals und die eigene Machtlosigkeit kund.
    Zu allem Überfluss lenkte Urtal sein Pferd neben Kaleb und sagte übertrieben einfühlsam: „Ich weiß, dass du nicht kämpfen willst, Marya. Dein Vater ist nicht hier und von uns wird er nichts erfahren.“
    Verschwörerisch zwinkerte er seinem Bruder zu.
    „Woher willst du wissen was ich will oder auch nicht?!“, fuhr Marya Urtal wütend an.
    „Jetzt komm mal runter von deinem hohen Ross!“, auch Matti konnte sich nicht mehr beherrschen.
    Urtal hob beschwichtigend die Hand. In seinem Blick konnte Marya sehen, dass es zu wissen glaubte, was sie hören wollte.
    „Dann sag es mir doch“, sagte er mit sanfter Stimme.
    „Du willst also wissen, was ich wirklich nicht will?“, fragte Marya und rang sich ein geschauspielertes Lächeln ab, um ihn in Sicherheit zu wiegen.
    Urtal nickte mit dem dummen, naiven Blick eines Welpen.
    „DICH!“, schleuderte Marya ihm plötzlich hart ins Gesicht.
    „Wa-“, weiter kam Urtal nicht, denn in Marya brachen nun alle Dämme.
    „Dich will ich nicht und dieses verdammte Leben, von dem ihr glaubt es würde mir gefallen, will ich nicht! Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen und einmal in meinem Leben die Wahl haben und wenn es die zwischen Tod und Verderben ist!“
    Fassungslos über ihren plötzlichen Ausbruch, starrte Urtal sie an. Er wollte etwas erwidern, doch genau in dem Augenblick rief das Schlachthorn zum Angriff.
    Marya gab Kaleb die Sporen und ließ die beiden verdutzen Männer weit hinter sich zurück.
    Sie riss Donnerklinge aus der Scheide und mit den Männern der ersten Reihe prallte sie auf die ersten Linien des feindlichen Heeres.
    Sofort fand der kalte Stahl von Donnerklinge ein Opfer, welches es im Vorbeireiten enthauptete. Einige Soldaten eilten ihrem gefallenen Kameraden zu Hilfe, Kaleb jedoch bäumte sich auf und zertrümmerte ihre Helme und Köpfe mit seinen Hufen.
    Hoch zu Ross fing sie den Hieb eines der Männer ab, prellte ihm das Schwert aus der Hand und rammte ihr eigenes in seinen Hals. Als das Blut über ihren Arm rann und ihr ins Gesicht spritzte, merkte sie, dass diese Männer ihr nichts entgegen zu setzen hatten. Es waren einfache Bauern und Handwerker, als Kanonenfutter an sie verfüttert, um sie zu ermüden.
    Marya hielt sich nicht lange mit ihnen auf und trieb Kaleb blind vor Zorn tiefer in die feindlichen Reihen.
    Der einzige Vorteil ihrer harten Ausbildung war, dass es genug Möglichkeiten gab, um sich abzureagieren.
    Wütend peitschte Donnerklinge als unsichtbarer Todesengel zwischen den Soldaten umher, bis es einigen gelang, sie aus dem Sattel zu holen.
    Hart schlug sie auf dem Boden auf und sah einen Moment nur Sterne.
    Als sich ihre Sicht wieder klärte, sah sie ein Schwert direkt auf sich zukommen. Im letzten Moment warf sie sich zur Seite und das Schwert grub sich nur Millimeter neben ihrem Gesicht in den Boden.
    Es wurde heraus gerissen, um erneut auf sie zu zu schnellen. Diesmal gelang es ihr den Hieb zu blockieren und die Klinge des Soldaten von sich wegzudrücken.
    Mit der freien Hand zog sie abermals ihren Dolch und rammte ihn dem Mann in den Oberschenkel. Gequält jaulte er auf, der Druck auf Donnerklinge ließ nach und sie hatte genug Zeit auf die Beine zu kommen.
    Mit einem Schlag war die ungeschützte Stelle zwischen Helm und Harnisch durchtrennt und sein Blut spritzte auf ihre schwarzen Stiefel und ließ sie im Licht der Nacht feucht glänzen.
    Unter dem hieb des nächsten Soldaten duckte sie sich durch und stieß gleichzeitig ihre eigene Waffe geschickt nach oben, genau zwischen Elle und Speiche des Angreifers.
    Mit einem Ruck zog ihr Schwert seinen Arm hinunter, bis zum Handgelenk und schlitze den Arm so der Länge nach auf.
    Schreiend ließ der Mann sein Schwert fallen. Sofort war Marya wieder auf den Beinen und rammte ihm das Schwert ins Gesicht.
    Sogleich war der nächste Soldat bei ihr und stürmte auf sie zu. im letzten Moment machte sie einen Schritt zur Seite und stellte ihm ein Bein. Noch während der Mann fiel spürte sie einen Luftzug im Nacken, riss das Schwert über die Schulter und parierte den Angriff erfolgreich. Gleichzeitig jedoch kam eine zweite Klinge auf sie zu und hinterließ eine klaffende Wunde in ihrer Seite. Sofort strömte Blut daraus hervor. Sie starrte an sich hinab und presste stöhnend eine Hand auf die Wunde.
    Dieser Moment der Unachtsamkeit blieb nicht ungenutzt und eine gepanzerte Faust schlug ihr mitten ins Gesicht. Blut floss in ihr rechtes Auge und vernebelte ihr die Sicht. Sie riss reflexartig das Schwert in die Höhe und konnte so den nächsten Hieb durch Zufall abfangen.
    Sie ließ das fremde Schwert an ihrem Abgleiten und öffnete so die Deckung des Mannes. Sofort schnellte Donnerklinge in den vor Anstrengung geöffneten Mund des Soldaten.
    Würgend ging er in die Knie.
    Mit einem Tritt vor die Brust des Feindes befreite sie ihr Schwert und wirbelte herum. Ein Pfeil schoss direkt auf sie zu. Sie ließ sich nach hinten kippen und drehte das Gesicht aus der Bahn des Pfeils, doch ihre Bewegungen waren zäher und langsamer geworden, sodass die eiserne Spitze des Pfeils ihre linke Wange aufriss.
    Als sie sich aufrichtete schlug ein Pfeil direkt in ihrer rechten Schulter ein und blockierte das Gelenk. Schnell wechselte die Donnerklinge von der rechten in die linke Hand und fegte damit den nächsten Pfeil aus der Luft.
    Sie musste den Bogenschützen ausschalten, denn ihre Erschöpfung und der Blutverlust machten sie langsam und zu einem leichten Opfer der schnellen Pfeile.
    Sie sammelte noch einmal alle Reserven und sprintete sie los, sprang flink auf die Schultern eines am Boden knienden Soldaten, stieß sich ab und sprang mit dem Schwert voran auf den Bogenschützen zu.
    Mit einem leisen Scharren grub es sich in den fleischigen Brustkorb des Mannes und riss ihn von den Füßen.
    Marya wollte ihr Schwert befreien, doch ihre Kräfte ließen nach und es gelang ihr nicht sofort. Als sie endlich herumfuhr spürte sie kaltes Metall an ihrer Kehle.
    Ihre Brust hob und senkte unter ihrem schweren Atem und Donnerklinge war auf halben Weg zu dem Feind erstarrt.
    Langsam hob sie den Blick und erkannte einen stämmigen Mann in prachtvoller Rüstung. Er schien eine Art General zu sein.
    „Soso“, sagte er und wandte seine kleinen Fischaugen nicht einen Lidschlag lang von Marya ab. Diese hatte das Kinn nur trotzig gehoben und zeigte so, dass sie keine Angst hatte.
    „Hat der Sohn einer Hündin sich also die Saiwa organisiert.“
    Forschend sah er Marya noch fester in die Augen, als diese nicht antwortete holte er aus und seine Klinge drang tief in ihren Oberarm ein.
    Marya zuckte nicht mit der Wimper. Sie wusste, was wirkliche Schmerzen waren und dachte an ihren zerfetzten Rücken.
    Trotzdem sagte sie nun spöttisch: „Das habt Ihr gut kombiniert.“
    Die Antwort war ein harter Faustschlag in die Magengrube.
    Übelkeit schoss brennend durch ihren Bauch und heiße Galle stieg ihren Hals hinauf. Sie presste eine Hand auf den Magen, doch es gelang ihr nicht mehr stehen zu bleiben. Würgend ging sie in die Knie und spuckte Blut und Magensäure auf den Boden.
    „Ihr seid ja doch nicht so widerstandsfähig wie man es euch nachsagt“, grinste der Soldat hämisch.
    Wütend blitzten Maryas Augen, als sie zu ihm aufschaute. Sie rammte Donnerklinge in den Boden und stemmte sich am Griff wieder in die Höhe.
    Taumelnd kam sie zum Stehen und hielt dem Blick des Soldaten stand.
    Gerade als sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen, preschte Urtal von der Seite zu ihnen heran und trennte mit einem kräftigen Hieb den Kopf des Mannes von seinen Schultern. Im hohen Bogen flog er davon, nicht ohne sein Blut über Marya zu verteilen.
    Sie konnte sehen, wie Urtal sein Pferd brutal wendete und vor ihr zum Stehen brachte.
    „Du willst mich nicht, aber du brauchst mich! Und irgendwann wirst du auf Knien zu mir kommen und darum betteln, dass ich dich zur Frau nehme!“
    Ein wütendes Lachen entglitt seinen Lippen und sein Pferd begann unruhig auf der Stelle zu tänzeln.
    Bevor Marya antwortete, stieß sie einen Pfiff aus, der gellend über das Schlachtfeld eilte.
    „Wenn nur ich dich brauche, du mich aber nicht, kann ich dich ja getrost alleine lassen.“
    Fröhlich grinsend deutete sie mit dem Kopf hinter Urtal. Dort hatte sich eine Horde Soldaten neu zum Angriff formiert und rannte unter lauten Schlachtrufen auf sie zu.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung schob sie ihr Schwert zurück in die Scheide.
    „Aber du hast ja noch deinen Bruder“, sagte sie in zuversichtlichem Tonfall und weidete sich am totenblassen Gesicht Urtals.
    „Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht einfach gehen!“, beinahe versagte ihm die Stimme.
    „Hochmut kommt vor dem Fall. Und im Übrigen kann ich sehr wohl einfach gehen. Scheiß auf die Ehre des Clans und den ganzen Rotz“, sagte sie nur gleichgültig und zuckte die Schultern. Genau in diesem Augenblickt preschte Kaleb zu ihr heran und während er an ihr vorbeigaloppierte griff sie nach Sattel und Zaumzeug und zog sich unter kreischenden Schmerzen und mit letzter Kraft in den Sattel. Müde krallte sie sich in die Mähne des Hengstes und überließ ihm die Führung.
    Sie hatte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, bei dem Gedanken daran, dass sie eben alles aufgegeben und verraten hatte, was ihr Leben bis jetzt ausgemacht hatte, doch ein Zurück gab es nicht mehr.
    Als hätte Kaleb ihre Gedanken gelesen, beschleunigte er und brachte sie so schnell es ging hinter die feindlichen Linien.
    Ein Trupp Soldaten hatte ihren Durchbruch bemerkt und setzte ihr zu Pferd nach, doch als sie sahen, dass Marya nach Osten abschwenkte und somit in die entgegengesetzte Richtung des feindlichen Lagers, wurden die Verfolger überrascht langsamer. Und als sie auch noch sahen, wie Marya sich aufrichtete, die Arme weit ausbreitete und lächelnd in den Himmel schaute, begriffen sie, dass sie vor ihr nichts mehr zu befürchten hatten und ließen von ihr ab.
    Marya aber sprengte über die weite Ebene von Sindra Wagal und genoss die unendliche Weite der Landschaft und den Wind in ihren Haaren.
    Immer weiter ritt sie in die Richtung, die der Pfeil des Schützen ihr wies. Am Horizont war schon der matte Schimmer des neuen Tages und somit die Hoffnung auf ein neues Leben zu erkennen.
    Eines hatte sie von ihrem Vater gelernt: Kämpfe für deine Träume.
    Mit diesem letzten Gedanken schmiegte sie sich an Kalebs Hals und schlief ein.
    Der Hengst trug sie in der sanften Dämmerung, in der Nacht und Tag sich küssten, immer weiter in ihr neues Leben.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

    2 Mal editiert, zuletzt von Miri (26. Februar 2014 um 14:30)

  • Hey Miri,
    das mit dem "der Prota ist völlig overpowert" ist ja auch gerade in längeren Stories ein Manko, weil dann weniger Platz für eine gute Entwicklung bleibt. Außerdem empfand ich Marya jetzt nicht als zu stark, sie ist ja schließlich beinahe draufgegangen, wäre nicht die Rettung in letzter Sekunde dazwischen gekommen ;)
    Ich such dir erstmal die Formsachen raus:

    In seinem Blick konnte Marya sehen, dass es zu wissen glaubte, was sie hören wollte.


    er

    Einige Soldaten eilten ihrem gefallenen Kameraden zu Hilfe


    Ähm, der wurde enthauptet, ich glaube, den kann man nicht mehr helfen.

    Unter dem hieb des nächsten Soldaten duckte sie sich durch und stieß gleichzeitig ihre eigene Waffe geschickt nach oben, genau zwischen Elle und Speiche des Angreifers.


    Hieb

    Sie ließ das fremde Schwert an ihrem Abgleiten und öffnete so die Deckung des Mannes.


    abgleiten

    Ein Trupp Soldaten hatte ihren Durchbruch bemerkt und setzte ihr zu Pferd nach, doch als sie sahen, dass Marya nach Osten abschwenkte und somit in die entgegengesetzte Richtung des feindlichen Lagers, wurden die Verfolger überrascht langsamer.


    überraschend

    Ich sag gleich man vorweg, dass ich von Kurzgeschichten nicht den Hauch einer Ahnung habe. Bisher habe ich nicht viele gelesen und schon gar keine geschrieben ^^ Dein Schreibstil ist - wie ja bereits von dir gewohnt - wiedermal ausgezeichnet, würde sagen, sogar noch besser als in deinen beiden anderen Stories. Dass die Geschichte nicht anspruchsvoll ist, würde ich jetzt nicht sagen, denn ein Inhalt ist ja schließlich da, denn es geht um Freiheit und Selbstbestimmung. Ich persönlich bin kein Freund von endlosen Metzelszenen mit viel Blut und ich hab schon Bücher gelesen, die waren voll davon und einfach nur stumpf - was ich von deiner Kurzgeschichte nicht behaupten würde. Allerdings, richtig berührt oder mitgenommen hat sie mich nun auch nicht.

    >^..^<

    LG Alopex

  • @ Aloplex: Ich sag ja dass ich einfach ein bisschen Lust auf Prügelei hatte, dann muss es auch welche geben XD
    Was fehlt dir denn an der Geschichte? Marya wieder zu flach? Oder liegt es an was anderem? 8|

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    - F. Scott Fitzgerald

  • Klasse geschrieben und meiner Meinung nach entwickelt Marya viel Tiefe in der kurzen Geschichte.
    Die Hintergründe fließen geschmeidig in den Text ein, die Wut Maryas konnte ich gut nachvollziehen und mitempfinden, die Prota macht eine Entwicklung durch und trifft für sich eine begründete Entscheidung. Trotz des oder gerade vor dem Hintergrund von "Schlachtgedöns" wirkt ihre persönliche Entscheidung wohltuend anders als in vielen Fantasy - Kampfverläufen. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Miri:
    Ich denke, du hast mein Feedback missverstanden ^^ An deiner Kurzgeschichte gibt es meines Erachtens nach nichts zu beanstanden - und ich habe nie behauptet, deine Protas wären flach :P
    Was ich mit dem letzten Satz meine ist Folgendes: Ich habe mal einen Thread zum Schreiben von Kurzgeschichten gestartet, weil ich selber wissen wollte, was der Anspruch einer Kurzgeschichte ist. Du hast durchaus ein Thema in deiner Geschichte und ich schließe mich melli an, dass dein Prota sehr tief ist, für die wenigen Seiten. Nur ob ein Kurzgeschichte jemanden mitreißt oder nicht, hängt denke ich sehr stark von eigenen Erfahrungen ab, oder wie sehr man sich mit dem angesprochenen Thema verbunden fühlt. Ich hab schon Kurzgeschichten gelesen, die gingen mir unter die Haut und haben irgendwas in mir in Bewegung gesetzt, aber ob dieser Effekt auftritt oder nicht, dass ist denke ich mal ein Idealfall und ganz von Geschmack und Persönlichkeit abhängig.
    Wie gesagt, ich hab nicht besonders viel Ahnung von Kurzgeschichten, ich kann nicht aus viel Erfahrung sprechen, nur, dass Kurzgeschichten bisher unterschiedliche Wirkung bei mir gezeigt haben und das ich das rein gefühlsmäßig reagiere.

  • Huii da hab ich mal die Zeit gefunden die Geschichte von jemand anderem zu lesen und ich hab nicht eine Sekunde bereut :) sehr geil. Dein Prota hat was, das sie für mich mega sympathisch macht und du hast trotz der Kürze der Geschichte nen soliden Spannungsbogen und deine Beschreibungen, vor allem auf dem Schlachtfeld, sind Klasse.
    Eine einzige Stelle fand ich schade, nämlich die wo Marya das mit dem "scheiß auf den Clan und den ganzen Rotz meint". das passt aus meiner Sicht nicht so mega zu den restlichen Dialogen die ja in einem eher, "Mittelalterlichen" (?) Stil gehalten sind.
    Ansonsten richtig gut :)

    grüße

  • @ Rabbiz: Ja ich weiß XD
    aber da war ich so in der story drin, dass ich selber wütend geworden bin XD und irgendwie gefiel es mir *grins*
    mal schaun ob mir noch ein "mittelalterlicher" fluch einfällt XD

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  • aber da war ich so in der story drin, dass ich selber wütend geworden bin XD und irgendwie gefiel es mir *grins*


    Ging mir beim Lesen ebenso *räusper* sehr gutes Zeichen, wirklich ^^ (und ich bin froh dass ich nicht die einzige bin, der es hin und wieder so geht ;) )

    Mir war nur der Streit mit Urtal am Ende etwas zu lang. Was mir wohl am besten gefallen hätte, wäre ein langer, leerer Blick gewesen, den sie dem hilflosen Urtal zugeworfen hätte. So ein "Weisste was? Du und diese Schlacht und mein Vater und alles ist mir so egal, dass ich das gar nicht mehr in Worte fassen kann und will"-Blick. Mir geht das zumindest so- solange ich Wütend bin, hege ich schliesslich noch Gefühle und schreie rum und streite- aber ich bleibe, denn egal ist es mir (noch) nicht.
    Gleichgültigkeit hingegen ist der Tod für dein Gegenüber (dramatisch ausgedrückt)- du kannst nicht mehr verletzt werden, keine Chance, und es ist dir völlig gleich, wie's um den anderen steht. Gleichgültigkeit ist eigentlich etwas vom grausamsten was es gibt :huh: *grübel*

    Ach gosh, hab ich wieder angefangen zu philosophieren- sorry. Hoffe aber du weisst wie ichs meine :) die Geschichte ist prima, habe sie sehr gerne gelesen :thumbsup:


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve