Sooo, dann probier ich das auch mal
Hier eine winzige Kurzgeschichte, ich hoffe, sie gefällt
Passende (und gleichnamige ) Musik dazu ist hier:
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Cassandra
Langsam zogen die Bäume an mir vorbei. Ich lief so schnell ich konnte. Hinter mir die Meute Schattenwölfe. Meine Angst hatte ich schon beiseite gelegt, denn sie nützte mir hier nichts. Ich musste doch einen kühlen Kopf bewahren.
Immer schneller und schneller, rannte ich, sprang über am Boden liegende Baumstämme und Äste, kletterte über mit Moos bewachsene Steine und schlitterte durch nasses Gras. Die Anspannung in mir wuchs. Große Exemplare dieser Tiere lösten sich aus der Meute und beschleunigten ihr Tempo. Bald hatten sie mich eingeholt und …
Dort vorn, zwischen all den Stämmen, schienen warme Strahlen hindurch.Sonnenlicht, geschickt von der Göttin Lumiana daselbst. Das hellste Licht, welches ich in meinem langen Leben je gesehen hatte. Hoffnung keimte in meiner Seele auf und hielt mich in ihren warmen Armen bis ich nicht mehr zweifelte.
Ich stürzte vorwärts, immer weiter auf die Quelle dieser Hoffnung zu. Mein rechter Fuß knickte um, Schmerzen durchzuckten mein Bein. Es kümmerte mich nicht. Mein Wille zu überleben war stärker. Die Luft um mich herum knisterte. Ein Duft von Wäldern nach einem Gewitter.
Ich spürte, wie die Wölfe immer näher kamen und sammelte noch einmal meine letzten Kräfte. Die Welt um mich herum verschwamm, entflammte. Schatten von Greifvögeln zogen über meinen Kopf hinweg. Ich schaute nicht nach oben, doch ich wusste, sie waren mir wohlgesinnt. Ich stand in ihrer Gunst ohne zu wissen, warum. Ein jämmerliches Jaulen und Fiepen drang an mein Ohr. Die Greifvögel hatten meine Verfolger attackiert, das spürte ich.
Meine Kraft ließ langsam nach, doch es war zu früh um aufzugeben.
Äste knackten um mich herum, dann durchbrach ich die Wand aus Pflanzen. Das Licht hüllte mich ein. Mein Körper stand in Flammen, meine Lunge brannte. Ich schaute direkt in den hellen Feuerball an dem Ort, dem ich verfallen war und wo meine Sehnsucht mich hin trieb. Himmel.
Die Sonne spiegelte sich in meinen Augen, ließ sie glänzen und funkeln wie Kristalle.
Nun, an der Spitze meiner Flucht war … nichts.
Eine Klippe war meines Weges Ende geworden.
Die Meute hinter mir, die Sonne und den Himmel über mir. Rechts und links steinerne Wände, vor mir eine Schlucht.
Nein, keine Schlucht. Es war ein Paradies. Abgeschnitten vom Rest der Welt und geschützt von riesigen Felsen, die sich fast blütenartig darum legten.
Nur durch den Finsterwald oder von der Luft aus erreichbar. Wunderschön. Friedlich.
Überall grünte es, durch des Tals Mitte zog sich ein Fluss, der in einen großen See mündete. Die Quelle von Koreysa scha und Asakiyer, den Göttern aller Wässer dieser Welt.
Wind kam auf. Eine starke Böe riss mich fast von dem Plateau, auf dem ich stand. Stimmen flüsterten mir Dinge zu. Doch ich konnte nicht begreifen, was sie sagten. Ein Wirbel entstand um meine Füße, dann wuchs er um meine Beine an. Keine zwei Sekunden später hatte er mich ganz umfangen und zog mich vorsichtig an den Rand des Abhangs.
Dann verschwand der Wirbel genauso plötzlich, wie er gekommen war. Ja, jetzt hatte ich verstanden. Eine Stimme, die tief in meinem Inneren geruht und gewartet hatte, älter als die Zeit, rau und warm, erhob sich nun, sprach.
Selbst in den dunkelsten Stunden unseren Lebens glüht irgendwo ein Licht. Dieses Licht, und möge es noch so winzig sein, ist die Hoffnung und Liebe, die wir selbst hegen. Unsere Aufgabe wird sein, in eben dieser dunklen Zeit das Licht zu finden. Unsere Gegner, wie mächtig sie auch sind, werden vor diesem Licht zurückweichen, denn es schützt uns vor aller Gefahr, die uns droht.
Geh nun. Vertraue auf das Licht, das zu deinem Schild geworden ist.
Diese Worte gaben mir den Mut, alles zu tun, was ich wollte. Hinter mir waren die Wölfe im Wall der Pflanzen angekommen. Keiner von ihnen rührte sich auch nur Zentimeter in meine Richtung. Verwunderung überkam mich. Mein Blick glitt über die Umgebung. Licht. Natürlich, es war das Licht, welches sie am Weitergehen hinderte. Ich hatte es geschafft. Sie würden mir keine Schmerzen mehr zufügen können. Eine Eingebung flackerte in meinem Bewusstsein auf, sofort war die Meute vergessen. Die Greifvögel am Himmel. Ihre Gunst mir gegenüber. Wie ich. Meine Beine trugen mich an den Rand des Plateaus. Eine schwindelerregende Höhe, das war mir bewusst.
Mir konnte nichts mehr passieren. Ich war die Ruhe selbst. Vertrauen hatte mein Herz erfüllt und mich beruhigt. Langsam legte ich meine Arme vor die Brust, atmete noch einmal tief den Duft der Waldluft ein. Dann spannte ich meine Muskeln an und ließ mich hinab fallen. Wie von selbst breitete ich meine Arme aus, die spitzen Felsen auf mich zurasen sehend. Risse bildeten sich in meinem Rücken, mein Fall wurde langsamer. Es war fast, als würde die Zeit ihr Tempo verringern. Als wäre Porzellan zerbrochen klirrte es hinter mir. Zwei große, weiße Flügel brachen aus meinem Rücken hervor und breiteten sich hinter meinen Armen aus. Schwingen, wie die eines Vogels, weich, seidig und wunderschön. Mit kräftigen Schlägen fing ich meinen Sturzflug ab. Knapp über den Spitzen der Steine schnellte mein Körper hinauf. Durch die Wolken hindurch. Der Wind pfiff an mir vorbei, die Welt unter mir wurde kleiner. Ich war frei.
Meine Heimat war nun das paradiesische Tal. Rakuen, das Paradies der Götter.
Die Geschichte eines Engels – Nach der Überlieferung der Wälder
Ein Engel ward geboren
nichts wissend von ihrer Herkunft
die Wölfe wollten sie holen
geflohen ward sie aus Vernunft.
Durch Nacht und Tag und Tag und Nacht
Lumiana über ihr hielt wacht
durch Wälder, über Berg und Meer
bei Soldaten kämpfend, in einem Heer.
Geboren ward sie im Falkenhort
gerufen wurd sie an der Götter Ort
Ins ewige Paradies
In die Welt der Götter, Rakuen.
[EDIT] Hinweis: Unter steht noch einmal die überarbeitete Fassung!!!