Die Legende vom Winterkönig - Neufassung

Es gibt 872 Antworten in diesem Thema, welches 268.603 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Juli 2020 um 01:06) ist von kalkwiese.

  • Ja, da hast du recht und ich werde noch davon einiges ändern :D . Aber nicht alles ;) .
    Ich glaube nämlich nicht, dass sich Menschen im Mittelalter immer gewählt ausgedrückt haben, nur haben sie ihre verbalen Ausrutscher nicht für die Nachwelt aufgeschrieben.
    Allerdings habe ich wirklich einige zu moderne Ausdrücke verwendet :blush:
    Der hier eingestellte Text ist die "Rohfassung" der Geschichte. Ich werde (wenn ich sie denn je fertig bekomme) später noch einmal an den Feinschliff gehen und die Ausdrücke dann entsprechend ändern ^^

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Da muss ich ein Veto einlegen.
    Klugscheißmodus an:
    Das Wort "Scheiße" gab es im Mittelalter bereits. Es wurde im althochdeutsch bloß anders ausgesprochen.
    Eben so die Schimpfworte:

    Spoiler anzeigen

    Hundsarsch, Puderarsch, Bekackter, dann beliebte Sachen wie - Sohn einer ... - Arschloch soll schon Luther benutzt haben. "Möge dich der Blitz beim Scheißen treffen!" oder "Möge dein Sammen verdorren und alle deine Kinder an der Pest krepieren!"


    Umstritten würde ich Sachen sehen, wie "auf den Sack gehen" "Boar" oder "Gag" Das kann man anders umschreiben, aber der Rest ist "zeitlich" vollkommen in Ordnung. :P
    Klugscheißmodus aus!!!

  • Ich sehe das anders. Derbe Sprache macht durchaus auch die Charaktere erst wirklich glaubhaft.
    Wir lesen hier schließlich kein Kinderbuch und da tut das in meinen Augen der Atmosphäre nicht schaden.
    Wenn man z.B. mal an eine aktuell sehr erfolgreich verfilmte Buchreihe mit Drachen, Blutigen Hochzeiten und so weiter denkt, dann fällt einem dort auch auf, dass die Dialoge (zumindest in der Serie, die Bücher habe ich bis jetzt noch nicht geschafft) sehr derp sind. Teilweise hört man in jedem zweiten Satz fucking, shit, whore, etc.

    Dinge wie "Boar", "Ey" oder "Gag" sind so eine Sache, über die man hinwegsehen kann. Ähnliche Ausdrücke von der Bedeutung wird es auch damals gegeben haben, nur sind sie wahrscheinlich in Vergessenheit geraten. Sprache verändert sich nicht erst seit der Neuzeit von Generation zu Generation.

    Ich kann mich aber an ein zwei Sachen erinnern, die ich jetzt nicht mehr finde auf die Schnelle. Aber Gembries denkt sich irgendwo bei der Gerichtsverhandlung von Alistair so etwas wie "Ein Irrenhaus und das hier ist die Zentrale" oder ähnlich.
    Da z.B. bin ich auch über das Wort "Zentrale" gestolpert.

    Ansonsten zwei etwas ruhigere Teile die aber Stimmig sind und müssen auch sein, immerhin gibt es einiges für die Beiden zu verarbeiten :thumbup:

  • @Jennagon

    Das Wort "Scheiße" gab es im Mittelalter bereits. Es wurde im althochdeutsch bloß anders ausgesprochen.

    Mag sein, aber irgendwie hätte ich bspw. von der uralten Fee mehr erwartet. Also... "Scheiße"? Ernsthaft, Fee, mehr ist dir nicht eingefallen? :D

    @Sakul

    Ich sehe das anders. Derbe Sprache macht durchaus auch die Charaktere erst wirklich glaubhaft.
    Wir lesen hier schließlich kein Kinderbuch und da tut das in meinen Augen der Atmosphäre nicht schaden.

    Derbe Sprache ist keinesfalls das Problem, bloß ist es bei mir nun leider so, dass die Atmosphäre arg darunter leidet, wenn derartige Begriffe verwendet werden. Allerdings scheine ich damit allein zu stehen, weshalb das Problem wohl nicht weiter ins Gewicht fällt. :P

    Mal was anderes:

    Diese Pranke senkte sich zu Alastairs Bein herunter und zog das Messer heraus.
    „Da hast du aber nochmal Glück gehabt, Junge, nur eine Fleischwunde“, brummte der Mann mit tiefer Stimme. Alastair starrte ihn immer noch stumm an, wie hätte er mit seinem Knebel auch sprechen sollen?

    Kurz darauf schüttet Gembries Alkohol auf die Wunde und verbindet sie und... das war's. Einmal wird die Verletzung kurz erwähnt, aber nur insofern, als dass sie nicht schmerzt, und mehr kommt nicht. Kein Humpeln, keine Folgen, kein nix. Später flitzt Alistaire sogar völlig unbeeinträchtigt über den Bolzplatz. Schade, finde ich, denn hier geht einiges an Potential verloren. Wenn Wunden keinerlei Folgen haben, wirkt jede Gefahr, welcher die Protagonisten ausgesetzt sind, irgendwie beliebig und weitaus weniger gefährlich. Soll man mit ihnen mitfiebern, müssen auch Konsequenzen entstehen, bspw. humpeln oder ähnliches. Oder die Wunde muss zu einem herkömmlichen Kratzer werden, den man sich aber auch hätte sparen können. Vielleicht sehe ich das zu verbissen, aber mich würden deine Gedanken dazu interessieren.


    Grüße!

  • 8| Die Wunde hatte ich bei den weiteren Teilen total vergessen :blush:
    Danke! ^^

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Hallo melli!

    Ich melde mich mal wieder so zwischendrin, obwohl ich immer noch nicht durch bin (Schande auf mein Haupt! :whistling: ). Andererseits bin ich ganz froh darüber, denn so habe ich noch viel, worauf ich mich freuen kann. :D

    Über Gembries und Alastaire muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Wie den anderen, so sind auch sind mir beide sehr ans Herz gewachsen, wunderbar liebevoll gezeichnet und herausgearbeitet. Ihr Zusammenspiel ist wirklich ganz großes Kino. :thumbsup: Auch bin ich tatsächlich Fan von Nisha, die sich als ungeheuer stark und klug erwiesen hat. Top!

    Und damit komme ich zu meinem größten Kritikpunkt, der mir beinah die Freude am Lesen verhagelt und mich ebenso beinah dazu gebracht hätte, nicht mehr weiterzulesen. Vaine... Ich weiß nicht, was da mit dir los war, oder ob es sich hier um eine andere melli handelt, die diesen Char erfunden hat oder um einen Ghostwriter. Auf der einen Seite kannst du so wundervolle Charaktere schreiben, wie die oben genannten, deren Schicksale einem nahe gehen und dann kommt das:

    Vaine trug wieder seine schwarzen Sachen, dazu hatte er einen schwarzen Umhang umgelegt. An der Hüfte hingen zwei Schwerter, und sein Gesicht war blutverschmiert.

    Er sah dämonisch aus.

    WTF!? 8| ALs hättest du mit einem Mal die Klischeekiste, die irgendwo in der Ecke verstaubte, entdeckt und mit beiden Händen zugepackt. Ich meine, wozu zieht er sich überhaupt um? Wurde er mit diesen Klamotten in diese Welt gezogen? Braucht ein Schatten das wirklich? Und sein dämonisches Äußeres können wir uns inzwischen alle denken (weiße Haut, das Lächeln auf den Lippen, die schwarzen Augen), es extra zu erwähnen ist unnötig.
    Einerseits erleben wir wirklich herzerwärmende Szenen zwischen dem brummigen Kesselflicker und dem Waisenjungen und dann kommt plötzlich sowas...

    Was für ein schöner Abend zum Sterben!“ Vaines seidenweiche Stimme klang völlig entspannt, ja, freudig, und sie konnte sich sein dämonisches Gesicht dabei sehr gut vorstellen.

    So ähnlich handhabte Vaine seine Schwerter, und zwar beide. Die Klingen waren gar nicht mehr zu erkennen, nur ein metallisch grau schimmernder Kreis. Trotzdem schien das der Wucht der Klingen keinen Abbruch zu tun, denn jedes andere Schwert, das durch diesen Kreis zu schlagen versuchte, wurde beiseite geschleudert. Und nicht nur Schwerter, verbesserte sich Nisha, als sie einen Kopf fliegen sah.
    Vaine schien geradewegs dabei zu tanzen, geschmeidig bog sich sein Körper in die verschiedenen Richtungen, mal, um auszuweichen, mal, um anzugreifen.
    Einer seiner Gegner sprühte ihm dabei rhythmisch einen feinen Regen von Blut auf die Klamotten, Vaine hatte wohl eine Schlagader getroffen.
    Dämonischer Totentanz, kam es Nisha in den Sinn, und nichts hätte den Anblick, der sich ihr bot, besser beschreiben können.

    Innerlich habe ich laut NEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNN!!!!!!!!!!! geschrien und kann immer noch nicht glauben, dass es sich hier um dieselbe melli handeln soll, die dem Bärenmann Gembries regelrechte Vatergefühle andichtet, wenn sein unverhoffter Zögling begeistert von Vögeln schwärmt. Das passt doch hinten und vorne nicht. ?(

    „Wein!“, lachte er spöttisch auf. „Und ich dachte schon, ich sei besonders in Form.“ Er benetzte eine Ecke seines Umhangs mit dem Wein und rieb sich dann durch Gesicht, was zur Folge hatte, dass er das Blut darin nur verschmierte.
    „Sauber?“
    „Ganz weit davon entfernt!“, musste Nisha kurz grinsen.

    WAS?? Eine dämonische Kreatur, die im Blutrausch zig Leute abmeuchelt und deren blut- und weinbesudeltes Gesicht bringt Nisha plötzlich zum GRINSEN? Sorry, aber so, wie du den Charakter zuvor beschrieben hast, kaufe ich dir das nicht ab.

    Und wenig später...

    „Hast du vielleicht auch ein paar Dolche?“
    Gembries hielt ihm eine kleine Kiste mit Messern hin, und Vaine steckte sie fast alle ein. Dann drückte er dem Kerl eine Axt in die Hand.
    „Schneid dich nicht damit, sie ist beidseitig scharf. Und pass auf, dass du nicht versehentlich die Plane schlitzt, ich würde dich ungern verlieren“, spottete er.

    No way! Der gruselige Typ, der EINDEUTIG ein Schatten, ein Dämon, ist und eben noch Alastaire mit einem Dolch bedroht hat, DEM gibt Gembries zwei Minuten später freiwillig WAFFEN? MEHRERE? EINFACH SO? :S


    Ich hoffe, meine Kritik ist irgendwie verständlich und nachvollziehbar. Wenn nicht, kläre mich bitte auf, denn in Anbetracht dieser Widersprüche innerhalb der Geschichte bist du mir ein wirklich Rätsel, melli. :D

    Nichtsdestotrotz lese ich begeistert weiter, denn die Zusammenführung der Handlungsstränge hat eine unglaublich spannende Konstellation zu Tage gefördert, der zu folgen sehr viel Spaß bereitet. Ich will und werde weiterlesen! :P


    Grüße!

    Einmal editiert, zuletzt von Maxwell (13. Juli 2016 um 19:04)

  • Hallo zusammen xD
    Ja, ich bin auch neu hier und habe deine Geschichte, @‘Melli‘, in den letzten Tagen regelrecht gefressen.

    Nun, nachdem ich jetzt auch auf dem aktuellen Stand der Dinge bin, kann ich mich @‘Maxwell’s Meinung nicht anschließen. Mir macht es ehrlich gesagt nichts aus, dass Vaine am Anfang ein wenig wie der klischeehafte Bösewicht wirkt – im Gegenteil, dadurch ist er für mich „greifbarer“.
    Ein Punkt, der mir gerade einfiel, ist, ab wann etwas/eine Figur eigentlich klischeehaft ist. Zählt es schon als Klischee, dass Grembries Alastair aufgenommen und ihn „adoptiert“ hat? Und inwieweit ist Vaines Verhalten stereotypisch? Ich finde eigentlich, dass er sich nicht gestellt liest, sondern man als Leser zuerst das Gefühl hat, dass jetzt der wahre Böse gefunden wurde.
    Für alle, die nicht nicht fertig gelesen haben, jetzt den Spoiler NICHT ÖFFNEN.

    Spoiler anzeigen


    Was später ja eigentlich widerlegt wird. Er ist ja nicht „nur“ böse. ^^ Seine gesamten Handlungen folgen einem Plan, was ich jetzt überhaupt nicht klischeehaft finde… Zudem ist die Beziehung zwischen ihm und Nisha irgendwie … rührend und verleiht ihm eine zusätzliche „Tiefe“.

    Ich finde ohnehin, dass er einer der interessantesten Figuren ist. Er ist nicht wirklich gut, aber auch nicht böse. Er folgt einfach seinen eigenen Zielen und verhält sich, na ja, wie ein Schatten eben. xD

    So, jetzt zum Rest *räusper*
    Mir gefällt deine Geschichte richtig gut (und damit bin ich ja offensichtlich nicht alleine). Es gab eine Stelle, an der ich zuerst zögerte, ob ich wirklich weiterlesen sollte, aber jetzt bin ich echt froh, dass ich das getan habe xD
    Das war, als der 2. Teil angebrochen ist und ein neuer Charakter (Marie) reingekommen ist. Mein erster Gedanke war *oh… jetzt kommen mir zuviele neue Figuren rein. Wenn jetzt noch ein neuer auftaucht, blicke ich nicht mehr durch*. Aber das war wirklich unbegründet, da du sogleich die anderen (also Alastair + Gembries, Nisha + Vaine und Rebecca) reingebracht hast. Dadurch war ich sofort wieder gefesselt.

    Mit Rebecca und Alastair – gebe ich zu – tue ich mir immer noch ein wenig schwer. Liegt nicht an deiner Schreibweise, sondern einfach an ihren Charakteren. Was ich aber auch wieder sehr gut finde, da eine Geschichte ja ziemlich langweilig wäre, wenn man JEDEN leiden kann.
    Als Rebecca ständig auf Vaine rumgehackt hat, war sie mir ziemlich unsympathisch, aber jetzt hat sie wieder die Kurve bekommen. XD *Vaine-Fan-Fahne schwing*
    Aber dass sie Alexander aus Versehen umgebracht und dies nicht auf Vaine geschoben hat, macht sie wieder sympathisch. ;D
    Alastair ist mir ein seeehr sonniges Gemüt, aber das ist eigentlich aufgrund seiner Herkunft logisch. Ich hoffe sehr, dass er seinen Großvater noch einmal sieht – sie hatten ja noch nicht allzu viel Zeit, sich kennenzulernen.

    Also, was ich eigentlich sagen will: Du schaffst es richtig gut, Charaktere zu erstellen. Im Grunde bräuchte ich keine Story – ich würde am liebsten nur das Innenleben von ihnen und die Beziehungen unter ihnen lesen. Aber die Handlung setzt dem ganzen noch das I-Tüpfelchen drauf. Sie wirkt an keiner Stelle so, als hättest du keine Idee gehabt bzw. nicht gewusst, wie du es formulieren sollst. Außerdem hat sie einen klaren roten Faden und trotz den häufigen Sprüngen und Cuts zwischen den Figuren und Szenen, wirkt es nicht überladen oder verwirrend (verräts du mir dein Geheimnis? XD)

    So. Genug geschwafelt. Sonst höre ich gar nicht mehr auf.
    Ich hoffe einfach nur noch, dass es bald weiter geht. Vorallem will ich endlich wissen, was es mit der Szene am Anfang zu tun hat (der Inhalt ist zwar klar, aber was mit dem Freund (?) der Fee (Ishaja, oder?) passiert ist, würde mich schon interessieren…).
    ALSO SPANN MICH NICHT AUF DIE FOLTER :D

    LG Nyneve


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene

  • No way! Der gruselige Typ, der EINDEUTIG ein Schatten, ein Dämon, ist und eben noch Alastaire mit einem Dolch bedroht hat, DEM gibt Gembries zwei Minuten später freiwillig WAFFEN? MEHRERE? EINFACH SO?

    Jepp. Warum er das tut, sollte eigentlich klar sein? Vaine und Nisha haben den echten Hüter aus der Feste gebracht. Gembries glaubt ihre Geschichte. Die Verschwörer werden natürlich versuchen, den echten Eliazar wieder einzufangen, sie sind ja schon auf der Suche. Egal, ob sie sich leiden können oder nicht: mit dem Transport des Hüters hängt Gembries automatisch im Geschehen drin, und wer außer Vaine kann ihm helfen, sollte es zu einem Kampf kommen?

    Nichtsdestotrotz lese ich begeistert weiter, denn die Zusammenführung der Handlungsstränge hat eine unglaublich spannende Konstellation zu Tage gefördert, der zu folgen sehr viel Spaß bereitet. Ich will und werde weiterlesen!

    Danke ^^ . Es war schon eine Herausforderung für mich, Vaine und Gembries zusammen auf die Reise zu schicken. :rofl:
    Und ja, ich habe bei Vaine am Anfang ziemlich in die Klischeekiste gegriffen. Und im Gegensatz zu den anderen Chars erhält der Leser keinen Einblick in sein Innenleben. Aber das hat schon alles seine Richtigkeit, das muss so sein. ;)


    Vorallem will ich endlich wissen, was es mit der Szene am Anfang zu tun hat (der Inhalt ist zwar klar, aber was mit dem Freund (?) der Fee (Ishaja, oder?) passiert ist, würde mich schon interessieren…).
    ALSO SPANN MICH NICHT AUF DIE FOLTER

    8o Endlich merkt es jemand!!!!
    Der Gefährte Ishayas bleibt natürlich so lange als Geisel bei den Zwergen, bis der Tonde mit dem Auge Ursas heil in der neuen Welt angekommen ist. :D:D:D

    Die beiden Welten existieren ja parallel. Und da die Zwerge wissen, dass es sehr lange dauern kann, bis die Feen ihr in der alten Welt gegebenes Versprechen einlösen können, fassen sie sich in Geduld. Leamar geht es solange gut (außer das er seine Ishaya natürlich vermisst, was niemand nachvollziehen kann, selbst ich nicht). :rolleyes:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Hiho!

    Jepp. Warum er das tut, sollte eigentlich klar sein? Vaine und Nisha haben den echten Hüter aus der Feste gebracht. Gembries glaubt ihre Geschichte.

    Okay, bei dem 'Jepp' musste ich verdutzt schmunzeln. Das kam überraschend^^
    Ich glaube, ich habe einfach ein Problem damit, dass Gembries die Geschichte sehr schnell glaubt. Da kommen eine abgemagerte Fremde und ein Schatten mit einem alten Mann (bewusstlos) im Schlepptau in seinen Wagen, bedrohen Alastaire und wollen mit. Aus der Sicht des Lesers ist es völlig klar, dass der gute Kesselflicker den beiden helfen muss. Aus Gembries Sicht kommt mir das arg seltsam und überstürzt vor.
    Und um nochmal auf die Bewaffnung Vaines zurückzukommen. Du schreibst:

    Genau die Art Mann, die einem ein Messer in den Leib steckt, wenn man es am wenigsten erwartet. Gembries wusste nicht, wie ein Schatten auszusehen hatte, aber der Kerl vor ihm kam der Vorstellung zu diesem Begriff mehr als nahe. Die weiße Haut, diese schwarzen Augen und vor allem der Ausdruck des Gesichts, in sich gekehrt und selbst jetzt, vor seinem grimmigen Blick, mit ganz leicht erhobenen Mundwinkeln, schien er wirklich nicht von dieser Welt zu sein.

    Und die Konsequenz aus diesem Denken ist für Gembries, den Typ zu bewaffnen... 8|Der Kerl wird mich sicher hinterrücks erdolchen, am besten ich gebe ihm alle Messer, die ich habe! :D Irgendwie komisch, oder nicht? Zumal mir Gembries nicht wie jemand vorkam, der vor hat, diese Situation mit Gewalt zu lösen und sich seinen Weg durch die Soldaten frei zu kämpfen.

    Zu Vaine werde ich mich aber erst wieder äußern, wenn ich up to date bin. Der Charakter entwickelt sich und definitiv zum Besseren. Dennoch bin ich überzeugt, dass die Klischeekeule zu Beginn nicht nötig gewesen wäre. Aber wie bei so vielem ist es wohl auch hier Geschmackssache.^^


    Grüße!

  • In der Kantine war es schon ziemlich voll. Vor allem die Schlange an der Essensausgabe hatte eine beeindruckende Länge erreicht.
    Lysander überlegte, ob sein Hunger groß genug war, sich das anzutun, oder ob er eine Mahlzeit einfach ausfallen lassen sollte.
    Grob schätzte er die Anzahl der wartenden Menschen und verglich sie mit den freien Sitzplätzen.
    Bis er etwas zu essen hätte, wären die Plätze bestimmt alle weg.
    Dann entdeckte er den Schatten im Raum, Vaine.
    Der stand etwas abseits, hatte bereits zwei Schüsseln in den Händen, aus denen es verlockend dampfte und starrte ausdruckslos auf einen bestimmten Punkt im Saal. Als Lysander seinem Blick folgte, fand er die Zicke Nisha mit ein paar Jungen und jungen Frauen an einem Tisch sitzend. Sie aß bereits und schien sich prächtig zu unterhalten, ab und an ertönte sogar Gelächter.
    Das Gesicht des Schattens blieb ausdruckslos, erst, als er sich an die Schüsseln in seinen Händen erinnerte, zeigte seine Miene Ratlosigkeit.
    Gekonnt schlängelte sich Lysander durch die Menschen durch und stand wenige Sekunden später vor Vaine.
    „Haste `n Essen zuviel?”
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte der junge Scholar etwas Böses im weißen Gesicht zu erkennen, so flüchtig, dass er sich geirrt zu haben glaubte.
    „Scheint so. Magst du es haben?”
    „Gern. Als Dank kann ich dir einen Sitzplatz anbieten, da vorn sind zwei freie.”
    Mit den Worten hatte er die eine Schüssel bereits an sich genommen und sich so schnell wie möglich auf den Weg gemacht, einen der Plätze zu besetzen. Nach kurzem Zögern folgte ihm der Schatten und ließ sich neben Lysander nieder.
    „Schon wieder Kartoffeln mit Soße”, seufzte dieser mit enttäuschtem Blick auf sein Essen. „Ich bin übrigens Lysander. Gesehen ham wir uns ja schon, aber ich hab dir nich´ gesagt, wie ich heiß´.“
    Nur langsam kehrte der Blick des Schattens aus weiter Ferne zurück.
    „Vaine.“
    Lysander hatte den Mund zu voll um zu antworten, dass er das schon lange wusste.
    Jeder wusste das.
    Vaine war in der Burg bekannter als der Hüter.
    Krampfhaft suchte Lysander nach einem unverfänglichen Gesprächsthema, das aber trotzdem spannend genug war, die Aufmerksamkeit des Schattens zu fesseln. Zur Zeit sah dieser einfach nur sehr distanziert aus. Abwesend.
    „Du sprichst unsere Sprache sehr gut“, sagte Lysander und schob sich einen vollen Löffel in den Mund.
    Jetzt blitzte es amüsiert in den schwarzen Augen auf.
    „Danke.“
    „Fie lange hafte gebraucht, um fie fu lernen?“
    „Ich weiß es nicht genau. Etwa drei Minuten?“
    Vaine grinste etwas, als Lysander der Unterkiefer herunterfiel und einen Blick auf den Speisebrei freigab.
    „Fie daff?“
    „Ich habe mir das Sprachwissen aus Nishas Kopf geholt, bevor ich sie zum ersten Mal angesprochen habe. Sie hätte meine Muttersprache kaum verstanden.“
    Lysander schluckte.
    „Du kannst fremdes Wissen einfach abziehen?“
    Vaine zuckte nur leicht mit den Schultern und sah ihn spöttisch an.
    „Wie praktisch“, sagte Lysander und versuchte, sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen. Na toll. Da konnte der Typ unbemerkt Wissen abziehen und war die ganze Zeit um den Hüter herum.
    „Dann weißt du jetzt auch alles, was ich weiß? Einfach so?“
    „Nein. Um an dein Wissen zu gelangen, bräuchte ich meine Magie.“
    „Die du nicht einsetzt, weil sie dich böse macht, das hab ich schon gehört.“
    Gewissenhaft kratzte Lysander die letzten zerdrückten Kartoffeln aus der Schüssel.
    „Aber die anderen Schatten werden ihre Magie benutzen. Heißt das, wenn sie die Menschen sehen, können sie einfach in ihre Köpfe gucken und wissen dann genau über zum Beispiel die Verteidigung und ihre Schwachstellen Bescheid?“
    Vaine runzelte die Stirn.
    „Ganz so einfach ist es nicht, aber vom Prinzip her schon. Der Schatten muss deutlich mehr Macht haben als der, aus dessen Kopf er etwas lesen will.“
    Nachdenklich starrte Lysander auf seine leere Schüssel. Das klang nicht gut.
    „Habt ihr schon viele Welten erobert?“
    „Nein“, sagte Vaine. „Bisher erst zwei.“
    „Aber ihr wollt alle erobern?“
    „Das ist der Traum der Schatten, junger Mann. Aber zwischen Wollen und Können gibt es einen gewaltigen Unterschied“, sagte Vaine.
    „Was hält euch denn ab?“
    „Das Volk der Ewigen ist stärker als das Volk Yuruks.“
    Überrascht nagte Lysander an seiner Lippe.
    „Hätt ich jetzt nich gedacht. Die Feen waren bei uns nich gerade als Kämpfer berühmt. Sie hatten ja noch nich mal Waffen. Sie hatten eigentlich gar nichts, wenn das, was ich in der Schule gelernt hab, stimmt.“
    „Sie hatten die Macht der Ewigen“, widersprach Vaine sanft.
    „Wie genau sah die aus? Du weißt über die Feen wahrscheinlich mehr als ich.“
    Vaine zuckte leicht mit den Schultern.
    „Sie verbergen eure Welten vor uns. Wie sie das genau machen, weiß ich auch nicht. Aber Fakt ist, dass wir euch überhaupt erst wahrnehmen können, wenn die Feen geschwächt sind. Was ja auch Sinn macht, denn bei einer intakten Feenbevölkerung hätten wir keine Chance, euch zu erobern.“
    „Aber wie verbergen sie eine Welt? Du bist doch jetzt lange hier, vielleicht haste ja etwas gemerkt? Reste vielleicht? Wir ham nix von ihnen gefunden.“
    Vaine lächelte ihn spöttisch an.
    „Denk doch einfach mal nach. Ihr seid mit den Feen in der alten Zeit nicht besonders gut ausgekommen. Warum nicht?“
    „Na, weil sie uns nirgendwo siedeln lassen wollten.“
    „Mit welcher Begründung?“
    „Fast alles Land war ein heiliger Platz.“
    „Und was war auf dem Land?“
    „Nix. Deswegen waren die Menschen ja auch so sauer.“
    „Überlege noch einmal ganz genau: Was war auf dem Land, dass ihnen heilig war?“
    „Da war wirklich nix!“ , beharrte Lysander. „Nur Wildnis!“
    „Na siehst du!“
    Lysander riss die Augen auf und starrte den Schatten an.
    „Du meinst, die Pflanzen haben den Verbergungszauber gemacht? Wilde Brombeeren, Unkraut und ein paar Bäume?“, stieß er verblüfft aus, „Farne? Moos?“
    „Als wir das Innere des Grünwalds betreten haben, wurden wir von Farnen, Efeu und Brombeeren angegriffen. Aber nur da. Es scheint, als hatten die Feen einen ganz besonderen Bezug zu den Pflanzen, eine Art wechselseitige Beziehung. Sie müssen irgend etwas mit den Pflanzen gemacht haben, dass deren Kraft freisetzte. Und an manchen Stellen ist diese Kraft noch aktiv.“
    Lysander sah nicht gerade intelligent aus, während er staunend nachdachte.
    „Da könnte was dran sein“, murmelte er überrascht. „Ich mein, wenn ich mir jetzt all die elementaren Völker und Menschen wegdenke, hat es früher außer den nackten Feen und der Wildnis nix gegeben. Also nur Feenzauber in Reinform. Und DAS hat die Elementare überhaupt erst erwachen lassen.“
    Er dachte weiter nach.
    „Das würde auch erklären, warum die Elben den Feen so gehorcht haben. Sie begründeten das immer nur mit: Die Feen sein das Hohe Volk! wenn sie eine ganze Stadt wieder abgerissen haben, weil die Feen das plötzlich zu heiligem Land erklärten. Vielleicht kannten sie die Hintergründe selbst nich mehr und haben einfach aus Gewohnheit blind gehorcht. Muss wohl so gewesen sein, denn sonst hätten sie uns Menschen ja gesagt, warum wir ebenso hätten gehorchen müssen. Ham sie aber nich.“
    In Gedanken rief Lysander das Wenige ab, was er über die Feenkriege gelernt hatte. Nur ein paar Schriften der Menschen aus dieser Zeit konnten bisher gefunden werden und deren Text war so unrühmlich, dass ihr Inhalt nicht gerade zum Allgemeinwissen zählte. Die Menschen hatten nie einen offenen Krieg gegen die Feen geführt, das hätte ihnen nämlich auch die elementaren Völker zum Feind gemacht.
    Aber sie legten Waldbrände, um Land zu roden, und die legten sie besonders gerne, wenn Alsen in der Nähe gesichtet wurden mit der Begründung, sich schützen zu müssen.
    Wo Alsen waren, gab es oft auch Feen. Und sie töteten Feenkinder und Halbwüchsige. Die hatten nämlich noch keine Magie. Lysander hatte eine Schrift gelesen, auf der eine Anleitung zum Feenkindsmord festgehalten war. Keinesfalls sollte es wie ein Mord aussehen. Man sollte das Kind ertränken oder von einer großen Höhe herunter stoßen, um einen Unfall vorzutäuschen.
    Man hatte die Feen auf feige und hinterhältige Weise dezimiert, um an Landbesitz zu kommen.
    Vaine erhob sich von seinem Platz und riss Lysander damit aus seinen Gedanken.
    „Ich werde wieder an die Arbeit gehen“, sagte der Schatten und warf noch einen Blick zu Nishas Tisch herüber.
    „Schade“, sagte Lysander ehrlich. „Das war ein tolles Gespräch. Biste morgen wieder hier?“
    Erstaunt sah Vaine ihn an, dann spielte ein leichtes Lächeln um seine Mundwinkel.
    „Ja. Wir sehen uns.“
    Das Lächeln verschwand mit einem abschließendem Blick in Nishas Richtung, dann drehte er sich um und verließ den Saal.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Uui, ein neuer Teil. 8o
    Das Gespräch zwischen Lysannder und Vaine war wirklich interessant. Etwas mehr noch über die Fähigkeiten der Schatten und viel mehr noch über die der Ewigen zu erfahren, passt an der Stelle gut. Im Grunde haben die Menschen durch ihre Waldrodungen und den Mord an Feenkindern selbst dafür gesorgt, dass die Schatten angreifen konnten. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben sie die Feen damit ja erst so weit geschwächt, dass die Schatten ihnen übermächtig waren. Oder? :hmm:
    Lysannder jedenfalls scheint ein interessanter Charakterzu sein, von dem ich hoffe, mehr zu lesen. ;)
    Und Nisha amüsiert sich also mit anderen? Ich bin mal gespannt, wie lang da Vaine wirklich nur tatenlos zuschaut, ehe er eingreift. ^^

    LG, Kyelia

  • Oh weh. So viel Informationen in einem "kleinen" Tischgespräch...
    Erwähnte ich eigentlich schonmal, dass mir Lysander gefällt? 8)

    Na hoffen wir mal, dass die beiden Sturköpfe Nisha und Vaine es schaffen, sich mal in Ruhe über ihre "Probleme" zu unterhalten. Sieht ja schon fast nach Lagerkoller auf der Burg aus. :huh:

    Wieder einmal super, wie du es schaffst deiner Geschichte weitere Tiefe zu geben, ohne, dass Längen entstehen.
    Wenn man jetzt nur jemanden hätte, der mächtige magische Kräfte hat, und vielleicht weitere Orte aufspüren könnte, an denen noch Feenmagie wirkt. Vielleicht könnte man diese dann ja gegen die Schatten nutzen... :whistling:
    Oder die Zugänge ins Zwergenreich öffnen, wer weiß, vielleicht findet man dort ja ein "paar" Waffen für Vaines Garde :dwarf: ?

    War das jetzt eigentlich die Belohnung dafür, dass jemand wieder die Feen ins Spiel gebracht hat? :thumbsup:

    Hast du eigentlich noch etwas mit Marie vor? Oder hat sie ihre "Aufgabe" erfüllt? :hmm:

    Am Ende noch das obligatorische... :stick:

  • Ich werde die zu überarbeitenden Texte erst einmal in Spoiler packen und später das Neue posten (manches werde ich wohl übernehmen können, aber anders sortiert...

    Spoiler anzeigen

    „Darweiler scheint in Schattenhänden zu sein.“
    Erschüttert steckte Eliazar ein graues Papierfähnchen auf den roten Fleck der Karte, die die dreitausend Seelengemeinde darstellte und die gute zwanzig Tagesreisen von der Hohen Feste entfernt lag.
    „Was heißt denn scheint? Sind sie nun angegriffen worden oder nicht?“, fragte Zadhac etwas unwirsch nach.
    „Es gibt keine Spuren eines Angriffs“, sagte Beihu ruhig. „Und die Menschen leben alle noch.“
    Zadhac zwang sich zur Ruhe. Die etwas bedächtige Art Beihus zu sprechen ging ihm manchmal auf die Nerven, und jetzt war so ein Moment.
    „Und was überzeugt dich, dass die Gemeinde in Schattenhand ist?“, schaltete sich Eliazar ein.
    Beihu schritt langsam nach vorne zur Karte, drehte sich um und sah in die Runde.
    „Ich hatte selbst keine Zeit, Darweiler aufzusuchen, habe aber ein paar Leute getroffen, die diese Gemeinde besucht hatten. Unabhängig voneinander berichteten alle das Selbe. Die Felder rund um das Dorf sind verdorrt, die Weiden auch. Es gibt kein Vieh mehr, weder in noch um die Stadt. Auch sieht oder hört man keine Vögel, Hühner, keine Hunde und Katzen mehr. Die Bäume sind krank, ihre Blätter welk oder schwarz. Die Menschen dort sollen unheimlich geworden sein.“
    „Unheimlich?“, murmelte Eliazar und sah den großen Mann fragend an.
    Beihu zuckte mit den mächtigen Schultern.
    „Berichtet wurde von einem grauen Schleier, der über den Augen zu liegen scheint und einem leeren Blick. Sie stehen meist tatenlos in der Gegend herum und reagieren nur sehr verzögert auf Ansprachen. Während die meisten von ihnen wirken, als seien sie gar nicht wirklich anwesend, gab es vereinzelt Fälle, wo die Durchreisenden eine lauernde Bösartigkeit wahrgenommen haben wollen. Die Bösartigen schienen geistig etwas schneller zu sein als ihre wie schlafend wirkenden Nachbarn und wenn sie sprachen, schien leise eine fremde Stimme die Worte mitzuflüstern.“
    Betroffen senkte Eliazar seinen Blick.
    „Das hört sich wirklich so an, als würde die Bevölkerung sich in niedere Schatten verwandeln“, sagte er. „Aber warum? Wurde dir etwas von Runen berichtet oder gab es bereits Schatten im Ort, die diese Verwandlung hätten einleiten können?“
    Beihu schüttelte den Kopf.
    „Davon wurde mir nichts erzählt, was aber nicht viel zu bedeuten hat. Ein junger Mann beschrieb allerdings eine lähmende Gleichgültigkeit, die ihn schon vor Erreichen des Dorfes befallen hatte und die im Dorf dann ihren Höhepunkt erreichte. Er sagte, er habe nur mit Mühe überhaupt den Willen fassen können, die Gemeinde wieder zu verlassen. Er war auf dem Weg zu seiner eigenen Hochzeit. Auch die drei anderen, die sich von dem Dorf lösen konnten, hatten wichtige Gründe, auf Reisen zu sein. Runen hat niemand von ihnen gesehen, auch keinen höheren Schatten, der sie hätte verwandeln können. Aber trotzdem passiert dort etwas.“
    „Verdammt“, fluchte Eliazar leise und unterbrach damit die Stille, die sich ausgebreitet hatte. „Das sind sehr besorgniserregende Nachrichten.“
    Zwanzig Tagesreisen von der Feste entfernt, keine Invasion und trotzdem wurden aus Menschen Schatten? Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ihn diese Entwicklung überforderte.
    „Wir dürfen jetzt nicht den Mut verlieren, Eli“, mahnte Zadhac, der das Mienenspiel des Hüters aufmerksam beobachtet hatte.
    Eliazar fühlte sich ertappt. Am liebsten hätte er alles hingeworfen. Schon die alten Völker waren gegen die Schatten nicht angekommen und alles, was die Menschen gegen diese Invasion zu tun vermochten, erschien ihm plötzlich so sinnlos.
    „Wir brauchen Boten”, tönte Zadhacs Stimme fest durch den Raum. „Beihu, du machst die Planung, welche befestigten Städte die Landbevölkerung aufnehmen können - dorthin werden wir dann Boten mit einer Nachricht entsenden, welche die sofortige Evakuierung aller Menschen einleiten soll. Wir brauchen Rückmeldung, wie viele Gemeinden auf diese Art schon den Schatten anheim gefallen sind und …”
    Eliazar winkte müde ab.
    „Ich kann dir auf Anhieb wenigstens fünf Herrscher nennen, die ihre Tore verriegeln und verrammeln werden und mindestens fünf weitere, bei denen die Landbevölkerung auf dem Sklavenmarkt landen wird“ , fiel er Zadhac ins Wort.
    Zadhac schob das Kinn vor.
    „Eliazar, du hältst jetzt einfach mal die Klappe, bis du dich wieder gefangen hast. Auch wenn wir noch keine wirkliche Lösung des Problems gefunden haben heißt das nicht, dass wir jetzt einfach die Hände in den Schoß legen und warten, bis wir dran sind“, funkelte er den Hüter an. „Also mach dich an die Arbeit, Beihu. Eli und ich werden Vaine zu den neuen Entwicklungen befragen. Der wird wissen, was da los ist, und möge die Ewige ihm gnädig sein, wenn er es nicht ausspuckt! Lysander? Geh und bring den Schatten in meine Gemächer!“

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Na, die stecken so langsam echt in der Klemme und nun fordern sie von Vaine einige Antworten. Ich bin mal gespannt, ob er sie liefern kann und was passiert, wenn er es nicht kann. Den Menschen scheint ja so langsam die Ideen auszugehen.
    Ein schöner Teil, wobei ich die Umgangssprache bei Lysander Hammer fand. :super: Wobei mir da ein paar Sachen aufgefallen sind

    Spoiler anzeigen

    Ich bin übrigens Lysander. Gesehen ham wir uns ja schon, aber ich hab dir nich gesagt, wie ich heiß.

    heiß - heiß´ - fehlende Buchstaben kennzeichnet man mit einem ´ damit man mitunter sieht, dass etwas bewusst weggelassen wurde ^^ So hab ich das mal auf ner Autorenseite gelesen.

    „Die du nicht einsetzt, weil sie dich böse macht, das hab ich schon gehört.“

    da auch :D

    Mach mal brav weiter, ich will wissen, was Vaine zusteuern kann :D
    :stick:

    • Offizieller Beitrag

    Die Großen sind also völlig ahnungslos, aber auch verständlich, wenn hier immer mehr passiert, was man sich nicht erklären kann. Da hofft mal natürlich, dass Vaine etwas beisteuern kann, was weiterhilft. Hauptsache, er will ihnen überhaupt weiterhelfen. :hmm:
    Ich bin auf jeden Fall gespannt, was in diesem Dorf vor sich ging. Es wird ja sicher nicht das einzige sein. ^^

    LG, Kyelia

  • Hallo melli!

    Yeah, ich bin endlich up to date und in der spoilerfreien Zone! :party: Habe mir deine Geschichte tatsächlich ausgedruckt und es sind jetzt schon verdammt viele Seiten. :rofl: Rate übrigens niemanden, das hier in der U-Bahn zu lesen. Hätte beinah meine Station verpasst, so vertieft war ich. :newspaper:

    Aber nun mal Butter bei die Fische: gierig habe ich alles verschlungen und bin von dem allermeisten begeistert, berührt und erstaunt. Nur hin und wieder gesellen sich ein paar Störenfriede dazwischen. Doch der Reihe nach...

    Zum einen fehlt mir die Bedrohung. Klar, es gibt die Schatten, die aufgrund des geschwächten Banns in unsere Welt gelangen, aber warum das so schlimm ist, wurde bislang nur recht vage umrissen. Mir ist schon klar, dass die Welt ein jähes Ende fände, sollten die Schatten eindringen, doch was dann genau geschieht, wird nie erwähnt. Hier verschenkst du Potential. Auch die Wahl des "Bösewichts" ist... unklar. Pollock? Wirkt zu nichtig und ist ewig nicht mehr in Erscheinung getreten. K-trel? Machte mir Hoffnung als hoher Schatten, verschied aber ebenso schnell, wie er hervorkam - schade. Bleibt noch... Vaine? Das wäre cool.
    Allgemein habe ich Probleme, mit der Gruppe mitzufiebern, bzw um sie zu bangen. Es kommen hunderte Schattenkrieger auf uns zu? Egal, im nächsten Beitrag metzeln Vaine und Gembries sie nieder, ohne Blessuren davon zu tragen. Ein hoher Schatten greift uns an? Egal, im nächsten Beitrag zeigen wir ihm einen Stein und er verpufft. Da geht leider viel an Spannung verloren. Bei den Alsen und später den Räubern gelang es dir ein wenig besser.

    Grundsätzlich toll sind die Stimmungen/Atmosphären der einzelnen Orte. Sei es der Lachiell-Pass, wo sie sich beobachtet fühlten, der Grünwald, Dorneburg oder auch nur kleine Dörfer unterwegs. Nie wirkte es aufgesetzt und immer hattest du hier den richtigen Riecher.

    Bleiben wir bei Dingen, die toll gelungen sind: die "Vaine-lehrt-Alastaire-das-Bogenschießen" oder "Vaine-gesteht-Nisha-seine-Gefühle". Letzteres hätte so unfassbar ins Klischee abdriften können, aber du hast es geschafft, selbst mich verbitterten Zyniker damit zu berühren - grandios!

    Apropos Vaine und Nisha: ich bin großer Nisha-Fan. Der Charakter ist mMn herausragend gut geschrieben und ich freue mich immer, wenn es um Nisha geht. Top!

    Aus Vaine beginne ich allmählich schlau zu werden. Seine Wandlung vom Anfang bis jetzt ist am größten und sehr interessant. Ich frage mich bloß, wohin du mit ihm willst? Sollte alles wahr sein, was er sagt und er versucht wirklich einer der Guten zu werden? Oder ist da mehr? Freue mich schon auf den Moment, da er aus Liebe zu Nisha und um ihr Leben zu retten, seine Magie einsetzen und damit seine Gefühle für sie aufgeben muss. Hier lauert das Potential für eine dramatische Szene. Einzig seine Wandlung zum "Menschen" ging mir zu schnell. Von jetzt auf gleich kann der übermächtige Schatten sich quasi "ausknipsen"? Muss schlafen, ist beldeigt und so weiter? Das war irgendwie zu einfach...

    Weiter im Text: Rebecca und die Dorneburg sind ein weiteres Highlight des ersten Abschnitts, denn all meine Bedenken bzgl Vaine, der Gruppe und ihrem Vorhaben wurden hier aufgegriffen und verarbeitet. Sehr gut. Rebecca ist dir hervorragend gelungen. Auch der Spannungsmoment, in dem Eliazars Leben auf dem Spiel stand... top! Frage mich bloß, ob sich seine Persönlichkeit nicht etwas hätte ändern müssen, nachdem er tot war?
    Hier stellst du auch sehr gut die unterschwellige Bedrohung durch Vaine dar.

    Zwischendurch viel mir immer wieder auf, dass du sehr genau Zeitangaben wählst. Frage mich, ob man ohne Uhr wirklich schon in Stunden gemessen hat, oder nicht eher in Tagen und Entfernungen vllt auch einfach in Meilen statt Stunden... :hmm:

    Gembries kam mir an einigen Stellen wie Bud Spencer vor (Gott hab ihn selig). Jemand muss ruhig gestellt werden? Ich klatsch ihm eine! Jemand stört mich? Ich klatsch ihm eine! Irgendwie nicht so sympatisch... :doofy:

    Alastairs "Boah!"... naja, darüber hatten wir schon gesprochen.^^

    Bei den Pferdemenschen willst du mMn in zu wenig Zeit zu viel Wissen vermitteln. Der halbe Stammbaum wird runtergerasselt, ehe wir überhaupt die Charaktere kennengelernt haben. Damit hättest du evtl schon früher anfangen sollen, damit sich die Namen im Gedächtnis festigen.

    Bei der Enthüllung von Alastairs Vater hatte ich Gänsehaut, ohne Scheiss. Groß.Artig. Bloß die drauffolgenden Szenen aus der Sicht von Alastaire und Gembries zelebrieren diesen Moment zu sehr und sind irgendwie unnötig. Könnte man kürzen und zusammenfassen.

    Auch seltsam fand ich, dass Alasthorn seinen Sohn innerhalb von drei Jahren mit seinen Reitern nicht finden konnte. Ichmeine... wieviele Waisenhäuser wird's schon geben und in wievielen wurde wohl ein Kind mit dem Namen Alastaire abgegeben? MIT SEINEM RICHTIGEN NAMEN?


    Das klingt nach viel Kritk, ist aber alles Meckern auf hohem Niveau. Ich will unbedingt wissen, wie's weitergeht und freue mich auf alles, was da kommen mag!


    Grüße!

    3 Mal editiert, zuletzt von Maxwell (29. Juli 2016 um 22:17)

  • Ich finde es sehr interessant, dass sich langsam 2 Fangruppen bilden - einmal Fraktion Alastair/ Gembries und einmal Fraktion Nisha/Vaine. :hmm:

    Maxwell schrieb:

    Aus Vaine beginne ich allmählich schlau zu werden. Seine Wandlung vom Anfang bis jetzt ist am größten und sehr interessant. Ich frage mich bloß, wohin du mit ihm willst?

    Ich weiß es, aber du sollst es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen :whistling::pflaster:

    Bei der Enthüllung von Alastairs Vater hatte ich Gänsehaut, ohne Scheiss. Groß.Artig.

    ^^ Ich werde wohl sogar noch im Schlaf grinsen...

    Bloß die drauffolgenden Szenen aus der Sicht von Alastaire und Gembries zelebrieren diesen Moment zu sehr und sind irgendwie unnötig. Könnte man kürzen und zusammenfassen.

    Die Gembries /Alastair Fraktion fand das nicht, glaube ich :whistling: .


    Die Geschichte befindet sich immer noch im Aufbau :blush: Ich hoffe, das in den nächsten Parts die Bedrohung durch die Schatten etwas mehr Konturen gewinnen kann. Tatsächlich ist es so, dass deren Plan A (schnelle Eroberung der Welt durch frühzeitiges Entsenden hoher Schatten) gescheitert ist (das Tor in Eli hat zwei hohe Schatten in die Welt gebracht, und das waren Vaine und K Trel).
    Jetzt setzen die Schatten auf "Masse statt klasse", das kommt aber noch...

    Auch seltsam fand ich, dass Alasthorn seinen Sohn innerhalb von drei Jahren mit seinen Reitern nicht finden konnte. Ichmeine... wieviele Waisenhäuser wird's schon geben und in wievielen wurde wohl ein Kind mit dem Namen Alastaire abgegeben? MIT SEINEM RICHTIGEN NAMEN?

    Die Welt ist ziemlich groß und hat viele Reiche - die Alasthasiden haben in ihrem und benachbarten Gebieten gesucht (und das 16 Jahre lang). Wahrscheinlich kommen dem Leser die Entfernungen aber nicht so groß vor, weil Gembries und Alastair ziemlich fix beim Elbenkönig waren...aber erst war Alastair vom Waisenhaus mit dem Gutsbesitzer gereist, dann mit den Räubern, dann mit Gembries zur hohen Feste, dann lange zur Dorneburg und von da noch mal lange zum Elbenkönig. Wie groß wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ostfriese sein Kind in ....*grübel* zum Beispiel einem mongolischen Waisenhaus wiederfindet?
    Vielleicht habe ich den Aufbau der Welt zu klein geschildert. Ich habe die Menschenwelt in ihrer Größe und Komplexität außen vor gelassen, da sie den Rahmen der Geschichte sprengen würde. Ich könnte das nachträglich vielleicht noch ein wenig betonen :hmm: - da muss ich mal gucken, ob ich das iwie hinbiege. Bis jetzt habe ich mich nur auf die "Kerngeschichte" konzentriert, die jetzt schon eine Menge Papier produziert, wenn man es ausdruckt ;) , und die ist noch lange nicht fertig.... 8|

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Ich finde es sehr interessant, dass sich langsam 2 Fangruppen bilden - einmal Fraktion Alastair/ Gembries und einmal Fraktion Nisha/Vaine.

    Das kam dann wohl falsch rüber. Ich bin von Alastair und Gembries ebenso begeistert, wie von allen anderen deiner Charaktere. Nisha sticht nur besonders positiv hervor, da sie (bislang) die einzig nicht magsich begabte Person ist, deren Reise wir verfolgen. Sie scheint den Menschen in der Gruppe zu repräsentieren - immer im Kampf mit sich selbst.^^ Dennoch hinkt ihre Charakterisierung nicht hinterher, sondern fällt (mir zumindest) eben sehr positiv auf. Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht auf eine weitere Reise des ehemaligen Waisenjungen und des Kesselflickers wie ein kleines Kind freue! ;)


    Ich weiß es, aber du sollst es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen

    Schon klar. Daraus ziehst du unheimlich viel Spannung und das gefällt mir sehr.


    Die Welt ist ziemlich groß und hat viele Reiche - die Alasthasiden haben in ihrem und benachbarten Gebieten gesucht (und das 16 Jahre lang).

    !6 Jahre, klar. Da bin ich hiermit durcheinander geraten...

    Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war dein Enkel weg. Die Hebamme muss geglaubt haben, dass ich dem Kind etwas antue. Sie war mit ihm geflohen. Drei Jahre habe ich sie gesucht und fand am Ende nur ihre Grabstatt.

    Wie groß wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ostfriese sein Kind in ....*grübel* zum Beispiel einem mongolischen Waisenhaus wiederfindet?

    Ah, okay, ja, so formuliert wirkt es tatsächlich sehr unwahrscheinlich. Die Entfernungen kamen aufgrund des Schnitts, der Alastair und Gembries nach Danbar brachte, nicht so gut hervor.


    . Bis jetzt habe ich mich nur auf die "Kerngeschichte" konzentriert, die jetzt schon eine Menge Papier produziert, wenn man es ausdruckt , und die ist noch lange nicht fertig....

    Hrhr, sehr gut. +händereib+


    Grüße!

  • Spoiler anzeigen

    Bisher hatte Lysander nie die Zeit gefunden, sich an den Übungsplätzen der Wache herumzutreiben. Umso interessierter trat er jetzt an den Zaun und nahm verblüfft wahr, dass eine große Gruppe Männer an der Außenseite des Platzes im Kreis lief, während eine andere Gruppe in der Mitte der Fläche Liegestützen machte.
    Kampftraining hatte er sich irgendwie anders vorgestellt.
    Die Läufer kamen nun an Lysander vorbei und versperrten ihm die Sicht auf das Feld.
    Und wie sie vorbeikamen.
    Er hatte noch nie Menschen so schmerzhaft nach Luft ringen gehört. Die Gesichter waren allesamt rot und schweißnass und an den Augen konnte der junge Scholar erkennen, dass diese Männer längst am Ende waren, trotzdem hielten sie das Tempo.
    Als die Läufer vorbei waren gaben sie erneut den Blick auf die Mitte frei, wo die Männer immer noch Liegestützen machten. Viele waren bereits so überanstrengt, dass sie am ganzen Körper zitterten und die Gesichter schmerzverzerrt waren, aber auch sie ließen nicht nach in ihrem auf und nieder.
    Seltsam.
    Ob er hier Zeuge einer Strafaktion wurde?
    Schließlich entdeckte er den Schatten. Dieser stand auf einer freien Fläche, starrte mit leicht zusammengepressten Lippen ins Leere und sah hochkonzentriert aus.
    Lysander nahm Daumen und Zeigefinger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus, der Vaine aus seiner Versunkenheit riss.
    In dem Moment, in dem der Schatten zu ihm herüber sah, brachen die Männer einfach zusammen und blieben vor Erschöpfung hilflos japsend liegen. Einige erbrachen sich sogar.
    Vaine schenkte ihnen keinen Blick, während er auf Lysander zueilte.
    „Denen haste´ aber ganz schön übel mitgespielt”, deutete Lysander mit einer Kopfbewegung auf den Übungsplatz.
    Irritiert drehte Vaine kurz seinen Kopf und sah stirnrunzelnd auf seine Opfer nieder, dann zuckte er nur flüchtig mit den Schultern.
    „Keine Kondition“, murmelte er abfällig.
    So konnte man das natürlich auch nennen, wenn man ohne jegliches Mitgefühl war. Lysander verkniff sich einen Kommentar, nahm sich aber vor, später mit dem Hüter darüber zu sprechen.
    „Zadhac und Eliazar wollen dich sehen“, nuschelte er. „In ihrem Zimmer. Sofort.“
    Vaine rutschte eine Augenbraue hoch.
    „Wenn´s geht“, setzte Lysander schnell hinterher. „Deine Männer sind eh fertig, gönn´ denen die Pause.“
    „Was gibt es denn so dringendes?“
    „Weiß nich´“, murmelte Lysander und machte sich lieber auf den Weg.
    Vaine folgte ihm schweigend.


    Eliazar hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen und beobachtete Zadhac, der aufgeregt und wütend im Raum herumlief. Einen Teil der Wut seines Freundes führte der Hüter auf seine eigene Verzagtheit zurück, die nicht von ihm weichen wollte.
    Dreitausend Seelen in Schatten verwandelt, einfach so. Und sie konnten nichts dagegen tun.
    Er kam nicht darüber hinweg.
    Als sich die Türe öffnete, blieb Zac wie angewurzelt stehen und sobald Vaine im Türrahmen erschien, glomm Hass in den Augen des kleinen Heilers auf. In diesem Moment war Vaine für ihn nichts weiter als der Feind.
    „Uns wurde von einem Dorf berichtet, in dem sich die Menschen in Schatten verwandeln, ohne, dass ein Feind zu sehen ist“, stahl Eliazar dem Heiler das erste Wort. „Es liegt weit ab von der Hohen Feste und wir fragen uns natürlich, wie so etwas passieren und vor allem, wie man diesen Prozess rückgängig machen und zukünftig unterbinden kann. Setz dich doch.“
    Mit einem befremdeten Blick auf Zadhac ging Vaine um den Heiler herum und nahm Platz.
    „Es scheint dich ja nicht im Geringsten zu beunruhigen, was deine Brüder da machen“, zischte Zadhac ihn an.
    „Willst du von mir wissen, was dort vor sich geht oder willst du nur von mir wissen, wie ich das finde?“, erwiderte Vaine gereizt.
    „Beides!“
    „Dann solltest du besser aufhören mich anzustarren, als sei ich persönlich für die Vorgänge verantwortlich, kleiner Mann.“
    Zadhacs Nasenflügel blähten sich, als er tief die Luft einzog. Steif schritt er zum Fenster und zwang sich, einer kleinen Wolke am Himmel nachzusehen.
    Vaine blieb stumm.
    „Ich entschuldige mich für meinen Freund, er ist ziemlich gereizt“, lenkte Eliazar ein. „Wir hatten mit so etwas nicht gerechnet.“
    „Nein, natürlich nicht, wie konntet ihr auch?“, spottete Vaine. „Hast du wirklich geglaubt, meine Brüder sitzen tatenlos auf der Hohen Feste herum, während ihr eure Schriften studiert, bis ihr eine Lösung des Problems gefunden habt?“
    Eliazar zuckte leicht zusammen, während Zadhac herumwirbelte.
    „Auf unserer Seite zu stehen sollte mehr bedeuten als nur unser Brot zu fressen, in unseren Betten zu schlafen und einer unserer Frauen schöne Augen zu machen. Es war deine Entscheidung, dein Volk zu verlassen. Ein Volk, das wir nicht kennen und über das wir kaum etwas wissen, da stehst du in der Pflicht!“
    „Weshalb ich als Berater und Kenntnisträger bei allen wichtigen Entscheidungen stets anwesend bin und meine Vorschläge immer berücksichtigt werden, nicht wahr?“
    Peinliche Stille breitete sich aus.
    „Seid ihr eigentlich alle bekloppt? Wenn ich gewusst hätte, was hier abgeht, hätte ich Vaine nich´ gefunden“, tönte plötzlich Lysanders Stimme von der Türe. „Könnt ihr euch vielleicht endlich auf die Probleme konzentrieren, die wir wirklich haben, anstatt noch welche zu machen? Ich geh jetzt einen Tee holen, solange solltet ihr in euch gehen. Danach könnt ihr weiterreden, aber erst, wenn ich wieder zurück bin. Ich will nix verpassen!“
    Verblüfft sahen ihm drei Augenpaare nach. Zwei wandten sich schließlich beschämt dem Fußboden zu, nur Eliazar lächelte still in sich hinein. Lysander sollte trotz seiner ungeschliffenen Ausdrucksweise später sein Nachfolger werden, und einmal mehr sah er sich in einer Auswahl bestätigt.


    Vaine verrührte einen Löffel Honig in seinem Tee und nahm einen Schluck.
    „Die eine Möglichkeit, eine Welt zu erobern ist, möglichst schnell einen hohen Schatten durch ein Tor zu entsenden, der seine Kräfte dann dazu einsetzen kann, seine Gefolgsleute herüber zu holen. Diese Möglichkeit haben wir ihnen genommen. Die andere Möglichkeit ist, für eine schnelle Vermehrung der niederen Schatten zu sorgen. Wenn ein ausreichend großes Gebiet zu Schattenland geworden ist, brauchen wir keine Tore mehr. Die erforderliche Größe des Gebietes wird bestimmt durch die magischen Kräfte der Gegenseite. Konntet ihr mir soweit folgen?“
    Drei Köpfe nickten.
    „Es gibt bei euch Orte mit mehr und Orte mit weniger magischem Schutz. An den Orten mit geringem Schutz kann man Rufer einsetzen, um das Land und nicht magisch begabte Menschen in Schatten zu verwandeln.“
    „Was sind Rufer?“
    „Überbleibsel aus der Priesterschaft Yuruks. Ihre Seelen können nicht auf die andere Seite, nachdem der Gott fehlt, der sie aufnehmen würde. Das Wort Untote würde sie ganz gut beschreiben. Mumien. Durch einen Runenzauber ist es möglich, sie überall dort erscheinen zulassen, wo wenig bis gar kein magischer Schutz besteht. Dort tauchen sie auf und tun nichts weiter, als den ganzen Tag still zu Yuruk zu beten in der Hoffnung, ihn wieder zum Leben zu erwecken und endlich auf die andere Seite zu können.“
    Vaine nahm noch einen Schluck Tee.
    „Die Priester waren zu Lebzeiten magisch stark begabt. Seit ihrem Tode können sie diese Kraft nur noch verwenden, um die Erinnerung an Yuruk wachzurufen. In Gebieten ohne Schutz wirken diese Erinnerungen wie eine Hypnose auf das umliegende Gebiet. Es gestaltet sich um zu Schattenland.“
    Vaine ließ seinen Zuhörern etwas Zeit, das Gehörte zu verarbeiten.
    „Yuruk war arrogant und faul“, fuhr er dann leise fort. „Bei der Erschaffung seiner Welten hat er sich nicht gerade viele Gedanken gemacht. Stärke war das einzige, was für ihn zählte. Er verachtete eure Ewige für das Erschaffen von Blümchen und dem ganzen Grünzeug, auf so einen Mist hat er einfach verzichtet, das war in seinen Augen schwacher Weiberkram.“
    Verstört blickte Eliazar auf.
    „Aber …“
    Vaine lächelte bitter und nickte.
    „Bei uns gibt es nur Fleischfresser. Und genau das ist unser Problem. Nur bringt es nichts, daran etwas ändern zu wollen, denn Yuruks Arm reicht weit. Wo immer wir auftauchen, geht das Grünzeug ein und mit ihm alles, was sich davon ernährt. Yuruks Stärke ist unser Fluch. Fressen oder gefressen werden, eine Alternative gibt es nicht.“
    „Du meinst, wir sind … nur Futter?“, entfuhr es Lysander entgeistert.
    „Im Gegensatz zu unseren Tieren seit ihr wehrlos und schwach, und ihr seid leicht zu vermehren. Ein Mann kann viele Frauen schwängern. Einen Teil der Frauen und ganz wenige Männer ziehen wir auf, um weiterhin für Nachwuchs zu sorgen, der Rest ist Fleisch, das man von den Brühen aus ausgekochten Knochen leicht heranziehen kann“, bestätigte Vaine. „Zurück zum Thema. Der Wirkungskreis von Rufern wird am Sterben der Pflanzen ersichtlich, der menschliche Geist wird unterdrückt und von Schattengedanken beherrscht. Rufer kann man nicht töten. Man kann ihren Geist nur mit Magie bezwingen, aber die sollte ausreichend stark sein. Ist sie das nicht, wird aus eurem Magier ein Tor. Die von Rufer verwandelten Menschen kann man natürlich töten, aber damit begibt man sich in das Schatteneinflussgebiet und läuft Gefahr, selbst verwandelt zu werden. Krieger, die dort angreifen, sollten deshalb ausreichend innerlich gefestigt sein.“
    Vaine stoppte, als er merkte, dass ihm niemand mehr wirklich zuzuhören schien.
    Eliazar war blass geworden. Zadhacs Gesichtsfarbe schimmerte leicht ins grünliche und Lysander kratzte nachdenklich an einem Pickel herum.
    „Aber is´es nich´ Schwachsinn, was die Schatten da vorhaben? Wär´s nich´ viel einfacher, wenn sie mit uns handeln würden? Unser Essen wächst nach, davon können wir abgeben. Ich mein´, so lösen die ihre Probleme doch nie.“
    Vaine lächelte nachsichtig.
    „Du darfst nicht von mir auf andere Schatten schließen. Wie sehr ich mich verändert habe, vermag niemand von euch zu beurteilen. Ich benutze meine Magie nicht mehr. Die anderen Schatten müssen diese ständig benutzen, da sie sonst selbst zu Futter werden. Ein Schatten fühlt nicht wie ihr, das verhindert Yuruk. Er verhandelt auch nicht, allein schon aus religiösen Gründen. Niemals würde man beim Volk der Möderin Yuruks um Zugeständnisse bitten. Die Schatten arbeiten darauf hin, dass einer von ihnen selbst zum Gott wird, denn neue Götter sind mächtig. Ein frisch erwachter Gott hat Schöpfungskraft und kann diese einsetzen. Die wollen wir haben, nichts weiter. Warum bei euch um etwas bitten, dass man aus eigenen Reihen schaffen kann? Hier geht es um Macht. Wer seine Anhänger gut füttert, wird unter den Schatten mächtiger und rückt der Göttlichkeit näher.“
    „Es sieht nicht so aus, als würden wir das Problem grundsätzlich lösen können, Lysander“, meldete sich Eliazar zu Wort. „Es sieht sogar so aus, als würden wir es noch nicht einmal für unsere Welt lösen können. Wir sind magisch nicht mehr stark genug.“
    Resigniert ließ Eliazar den Kopf hängen.
    Alarmiert sah Zadhac auf seinen Freund.
    „Willst du etwa aufgeben, noch bevor es begonnen hat?“
    „Die Macht der Ewigen wirkte durch die Feen, und wir haben keine Feen mehr!“, warf Eliazar die Hände in die Luft. „Die Schatten können also überall eindringen. Ich wüsste nicht, was wir mit unserem bisschen Gnomenmagie gegen sie ausrichten könnten!“
    „Die Ewige ist ja nicht der einzige Gott eurer Welt“, warf Vaine mit amüsiertem Lächeln ein. „Welch Ironie, dass ich euch daran erinnern muss.“
    „Nicht?“ Lysander stand vor Überraschung der Mund offen.
    Vaine grinste.
    „Die Ewige erschuf die ganze Natur und die Feen“, sagte er. „Damit war ihre Schöpfungskraft verbraucht. Die elementaren Völker stammen nicht von ihr. Sondern, wenn ihr so wollt, von den Kindern der Ewigen. Neuen Göttern, die durch den Segen der Ewigen zum Leben erwacht sind. Den Elementaren.“

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • „Aber is´es nich´ Schwachsinn, was die Schatten da vor-haben? Wär´s nich´ viel einfacher, wenn sie mit uns handeln würden? Unser Essen wächst nach, davon können wir abgeben. Ich mein´, so lösen die ihre Probleme doch nie.“


    Na, Vaine wollte ich jetzt nicht unbedingt als Vorgesetzten haben. ^^

    Ich finde den neuen Teil (vor allem der letzte Abschnitt) sehr interessant. Kamen Elementare schon einmal vor? Kann mich gerade nicht mehr daran erinnern...
    Zumindest hat Vaine ja anscheinend eine Lösung...hoffentlich.
    Normalerweise hätte ich ja gedacht, dass die Erklärung der Schatten und der Götter ziemlich langweilig und kompliziert wird, aber das ist es nicht. Als Leser kommt man meiner Meinung nach gut mit. (Verrätst du mir dein Geheimnis? O.o)
    Ich hoffe dann mal, dass denen endlich was einfällt, um die Schatten zurückzudrängen. Denn das Dorf wird bestimmt kein Einzelfall sein.
    Also schreib bald weiter!!! :stick:


    Glem mig
    Og la' vær' at fiks' et smadret glas
    Min hånd ville stadig mærke revnerne

    Se frem, vi ka' hurtigt ende rundt i ring
    Ærligt, var vi kun bundet sammen af drømmene