- Offizieller Beitrag
Daraufhin weiteten sich die Augen von Lefistos und er sah zu, wie seine Herrin das Haar in die Schüssel gleiten ließ.
Der Blick der Göttin haftete auf der Wasseroberfläche, während ihr Haar darin anfing golden zu glühen.
„Hiermit ...“, hallte ihre göttliche Stimme, an den dunklen Mauern ihres Thronsaales, wider, „binde ich dich, Wassernymphe, für die Ewigkeit.“
Zum gleichen Zeitpunkt - unwissend der Dinge, die sich im Götterberg abspielten - wurden die Diskussionen der vier immer lauter, bis sich ein Schatten im Türrahmen der Schenke auftat. Onyx trat gebückt ein, da er den Eingang übermannte.
„Scheiß die Wand an“, entwich Daig, als er seinen Cousin sah, den er fast einen Meter kleiner in Erinnerung hatte.
Jeder wandte sich dem Steinmann zu, Lola zuletzt. Als die Meeresnymphe ihn sah, wurde ihr plötzlich schwindelig. Sie taumelte etwas zurück, aber Cloud stützte sie, bevor sie umfiel.
„Stimmt etwas nicht?“, hakte er nach.
„Nein, alles in Ordnung, denke ich.“
Fluch der Nymphen … der Fluch … gebunden für die Ewigkeit – diese Worte hörte sie in ihrem Kopf flüstern, begleitet von dem Rauschen des Meeres.
„O nein“, wimmerte sie, und befürchtete das Schlimmste.
Lola riss ihre Augen auf und wurde gezwungen Onyx anzusehen. Etwas in ihr ließ den Blick nicht von ihm weichen.
Ihr Herz schlug im Takt der Wellen, die gegen Gestein und Klippen schlugen.
Plötzlich spürte sie ein Gewicht an ihrem linken Handgelenk. Aus einem hellen Licht, formte sich eine goldene Handfessel, deren Kette zu wachsen begann.
Sie glitt über den Boden, in die Richtung des fremden jungen Mannes.
„Nein, bitte nicht. O ihr Götter, bitte nicht.“
Lola ließ sich umgehend auf die Knie fallen und raffte die Kette. Niemand außer ihr konnte sie anscheinend sehen, deshalb schauten Cloud, Daig und Ferda nicht schlecht, als die Nymphe panisch über den Boden kroch und so tat, als würde sie etwas aufsammeln.
Lola versuchte den Verlauf der Kette aufzuhalten, aber das war unmöglich. Viel zu schnell wuchs sie und fand ihr Ende am linken Handgelenk von Onyx, wo sie zu einer zweiten Handfessel wurde.
„Nein, nein, nein“, klagte Lola und ergriff einfach seine Hand. Kniend saß sie vor ihm und versuchte die Fessel zu lösen, aber als sie diese berührte, zersprang sie zu goldenem Staub und verflüchtigte sich.
Erst jetzt bemerkte sie die seltsame Situation, die sich geschaffen hatte, und zudem Onyx´s seitlichem Blick, der ihr galt.
„Was wird denn das, wenn´s fertig ist?“, brummelte Onyx und verzog nicht einmal sein Gesicht dabei. Erschrocken ließ Lola seine Hand los und richtete sich wieder auf.
Die zierliche Wassernymphe sah neben Onyx mindestens genauso verloren aus wie Ferda, auch wenn Lola etwas größer war. Jedoch wurden Nymphen ihrer Art dazu erschaffen, das andere Geschlecht zu verführen, weshalb sich ihr Körperbau von der jungen Halbelbin unterschied. Nur juckte das den Steinmann nicht im Geringsten.
Onyx´s Blick blieb weiterhin unterkühlt - so wie aus Stein eben.
„Da wirft sich ihm eine Frau vor die Füße, und er zeigt nicht einmal eine Regung … in seinem Gesicht“, flüsterte Cloud zu Ferda.
„Was hast du erwartet? Freudensprünge?“
Daig drängte die beiden augenblicklich zur Seite, und schob zudem noch Lola aus dem Weg.
„Onyx? Bist du das? Was haben die mit dir gemacht?“
Die Diskussionen entfachten von Neuem, aber Lola nahm das nur am Rande wahr. Sie betrachtete ihr Handgelenk und versuchte nicht in bitteren Tränen auszubrechen. Sie wusste, was die Kette bedeutete. Ihr Mutter hatte es ihr erzählt, als sie noch klein war. Das ewige Band zwischen einer Nymphe und einem Menschen - wobei Mensch es hier nicht ganz traf.
Meeresnymphen liebten nur das Meer, aber sollten sie ihr Herz an einen Mann verlieren, so durfte es nur einer sein. Niemals wieder würde ihr Herz einen anderen begehren können. Leider sollte das nicht alles sein. Liebte der Mann sie nicht wieder, oder sie entfernte sich zu weit voneinander, war sie zum Sterben verurteilt. Denn ohne die Liebe zum Meer, oder zu dieser einen Person, konnte eine Nymphe nicht existieren. Wann das alles geschah, lag in den Händen des Schicksals – oder einer geistig umnachteten Göttin. Die Menschen nannten so etwas – Liebe auf den ersten Blick – für Lola hieß das, sollte sie Onyx nicht dazu bringen können, sie binnen eines Mondzyklus ebenfalls zu lieben, war ihr der Tod sicher.
Levia hätte besser daran getan, wenn sie einen anderen erwählt hätte. Ahtor erschuf diese Bindung absichtlich, für den Fall, dass ihm eine seiner Kreaturen untreu werden würde. Was einst mit einer Nymphe begann, wurde zum Fluch aller Töchter des Meeres