Das Ritual Der Wanderschaft

Es gibt 868 Antworten in diesem Thema, welches 194.926 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2018 um 18:40) ist von Tariq.

  • Hahahahaaa Der König ist echt die Härte. Ich hoffe nur, die anderen versauen jetzt nix, wenn sie sich vorstellen. Und ich bin schon sehr auf Mar gespannt. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    „Ich bin Daig, Prinz der Eisdrachen und Thronerbe Kasuls, neben mir stehen Raken, der König der Südrachen, Onyx, der Sohn eines Helden von Aona und Cloud … Cloud, ein Mensch und Cousin der Königin von Sona.“
    Daig konnte Cloud nicht als Elben ausgeben. Er wusste nicht, in wie weit Horoldt über ihr Äußeres aufgeklärt war und wie Loki gesagt hatte, sollten sie nicht von Mischwesen sprechen.
    „Ein Mensch?“, knurrte Cloud.
    „Wie ein Elb siehst du nun mal nicht aus!“
    „Und du … du siehst aus wie eine kleine Eidechse“
    „Danke, das weiß ich.“
    „Du erschreckst kleine Kinder zu Tode, mit deinen seltsamen, dunkelgrünen Schlangenaugen.“
    „Bist du jetzt fertig?“
    „Nein … du solltest lieber immer diese Kapuze tragen, dann fallen wir weniger auf.“
    „Danke für den freundlichen Hinweis.“
    „Königlicher Besuch? Warum sagtet Ihr Uns das nicht gleich? Das gebe Uns Grund ein Fest herrichten zu lassen. Seid Uns willkommene Gäste. Wir möchten nicht prahlen, aber wir Hochelben sind bekannt für unsere Festlichkeiten.“
    „Na großartig“, jammerte Onyx, der sein schnelles Wegkommen dahinschwinden sah.
    „Leider eilt uns das Weiterkommen. Wir sind wirklich nur für die Verhandlung hier und wollten nur den Amboss mit uns nehmen“, erklärte Daig.
    „Warum so eilig? Hat es mit dem Amboss etwas auf sich, was Wir nicht wissen?“
    „Nein, nein“, lenkte Raken ein. „Wir sind nur schon sehr lange von unserer Heimat entfernt, das ist alles.“
    „Eine Nacht könntet ihr alle doch bleiben. Leistet Uns etwas Gesellschaft und erzählt Uns etwas aus euren Ländern. Wir bekommen leider nur von den Zwergen Besuch und diese kommen wann sie wollen und verschwinden wieder genauso schnell. Wahre Spielverderber. Aber ihr macht einen anderen Eindruck. Wäre doch zu schade, wenn der Amboss niemals gefunden würde. Nicht wahr?“
    „Droht er uns gerade?“, moserte Cloud und Daig nickte.
    „Anscheinend, aber wir müssen uns fügen, wenn wir den Amboss haben wollen.“
    Cloud grinste nachgiebig den König an und klatschte einmal in seine Hände.
    „Großartig, na da freuen wir uns doch.“
    „Wirklich?“, fragte Onyx und versuchte seine Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen.
    „Wir lieben Feste und … etwas zu essen wäre auch nicht schlecht“, gestand Raken und lehnte sich gelassen gegen eine kleine Säule, auf der eine Vase stand. Da die Säule nicht fest verankert war, fing sie an zu schwanken und Vase stürzte zu Boden. Alle hielten den Atem an, als diese lautstark auf dem Fußboden zerschellte und die Scherben weit über die hellen Steine glitten.
    „Hoppla“, murmelte Raken und bekam ernste Blicke zugeworfen. Der König jedoch starrte den Süddrachen an und brach dann im Gelächter aus.
    „Hoppla? Ha ha ha und wahrlich unterhaltsam seid ihr auch noch. Los, los, Junge. Bringe diese Kellerassel Mar zu uns.“
    Der junge Bote verneigte sich und rannte die Tür hinaus, während der König immer noch lachte.
    „Großartig, wenn König einen Hofnarr braucht, werden wir dich hierlassen, vielleicht fehlt ihm so etwas auch noch in seiner Sammlung“, maulte Onyx und hielt sich seine Hand an die Stirn.
    „Nur, wenn Daig den Barden mimt“, antwortete Raken und grinste den Eisdrachen an.
    Plötzlich öffnete sich die Tür und ein junges Mädchen trat ein, deren Gang von einer dicken Kette an ihrem linken Fuß begleitet wurde, woran zusätzlich am Ende eine eiserne Kugel hing.
    „Ihr habt nach mir verlangt?“, fragte ihre zarte Stimme und so gleich fasste sie die fremdartigen Besucher in ihre großen, smaragdgrünen Augen. Sie leuchtete deutlich heraus, selbst unter all dem Schmutz, der ihr Gesicht bedeckte. Das Mädchen, welches Horoldt Mar nannte, war ein Wesen zierlicher Gestalt mit langen, rotblonden Haaren. Selbst Ferda stellte sie in den Schatten, oder anders, Ferda hätte sie in einen Schatten gestellt. Das zirka einssechzig kleine Mädchen war sicherlich schon eine junge Frau, wirkte aber durch ihr kindliches Gesicht deutlich jünger. Nacheinander sah sie die jungen Helden an und schweiften dann mit fragenden Blick zu ihrem König. Ihr schien es unangenehm zu sein, in ihrem Aufzug, der unüblicherweise aus einer geflickten Hose und einer alten grünen Korsage bestand, dazustehen, während die Vier sie so musternd betrachteten.
    „Mar … du verwaltest doch den Abfall, der sich in Unseren Kellern angesammelt hat, nicht wahr?“
    „Ja, Eure Majestät“
    „Befindet sich darunter ein verzierter Amboss?“
    „Das kann ich so nicht mit Sicherheit sagen, es wäre möglich, aber ich müsste auf die Liste schauen, die einst angelegt wurde. Das Meiste dort stammt aus einer Zeit vor … bevor ich diese Aufgabe übernahm.“
    „Schön, schön … dann nimm diese Herren mit dir und schaue nach. Behandle sie gebührend, sie sind von königlichem Geschlecht, fast so wie Wir.“
    „Sehr wohl. Wenn die Majestäten mir dann folgen möchten?“
    Mar öffnete die Tür hinter sich und hielt sie offen, während sich die Vier ratlos ansahen. Cloud lief voraus und machte den Anfang. Aufgrund der Worte seines Cousins, zog sich Daig die Kapuze noch tiefer in sein Gesicht, so dass von ihm nichts zu erkennen war und schloss als Letzter ab. Daig hielt Mar für solch ein zartes Wesen, dass er sich sicher war, dass er sie erschrecken würde, denn Eisdrachen hatten noch nie viel mit den Hochelben zu tun, trotz der Gemeinsamkeit, dass sie zwischen Eis und Schnee lebten.
    Die junge Frau deutete im Gang nach links und lief dann vor. Jeder der anderen vernahm den tiefen Seufzer, den sie von sich gab.

  • Es gingen quasi Sirenen los, die "MAR, MAR, MAR!" riefen ^^ bin ja mal gespannt, wie die anderen Damen auf den Sonnenschein reagieren. Oh mann, und wie sie mit Daig zusammenkommt... beeil dich!


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Diesmal nimmst du uns mit der Überschrift ja das Rätseln weg, wen es für Daig gibt :D Allein wie die Truppe sich schon in den ersten 5 Minuten verhalten hat, zeigt, dass es da sehr schnell zu einem Konflikt kommen wird, weil sie sich nicht zusammenreißen können. Und ich denke, Daig wird diesen Konflikt ausbaden müssen 8|

    • Offizieller Beitrag

    „Hoffentlich fällt er bald tot um“, murmelte sie und lächelte dann die Männer an.
    „Nicht leicht mit solch einem König. Ich dachte manches Mal ...“, sagte Cloud und Mar nickte.
    „Ja, ich weiß, das denkt sich so ziemlich jeder hier. Folgt mir in meine Kammer, da habe ich die Liste.“
    „Du lebst hier in diesem Schloss?“
    „Ich arbeite und ja, schlafen tue ich auch hier.“
    Sie liefen einige Treppen hinunter, durch weitere Korridore und zunehmend verlor der Bereich seinen Glanz und wich einem kerkerhaften Aussehen. Trostlos und trist wirkten die Wände, wie die einer alten, verlassenen Burg. Die Geräusche von Mars Beinkette und der über den Boden schleifenden Kugel wurde immer lauter. Es fraß an den Nerven von Daig. Wenn er diese Bürde an dem schmalen Bein sah, wollte er die Kette am Liebsten durchbeißen. Kurzerhand wich er aus den Reihen der anderen und hob die schwere Eisenkugel an.
    „Lauf einfach weiter, ich ertrage dieses Schleifen nur nicht mehr.“
    „Tut mir leid“, hauchte sie beschämt und versuchte etwas unter seiner Kapuze zu erkennen, aber er verbarg sein Gesicht, indem er seinen Kopf nach unten neigte.
    „Dir muss das nicht leidtun, du hast dir das sicherlich nicht selbst angelegt.“
    „Im Grunde schon. Ich war ungehorsam und das ist meine Strafe. Es wäre mir daher lieber, wenn Ihr sie wieder runter lasst. Wenn die Wachleute das sehen, bekomme ich noch eine Zweite angelegt.“
    Mar griff nach der Eisenkugel und nahm sie Daig aus der Hand, der sich daraufhin von ihren leuchtend grünen Augen abwandte.
    Betroffen sahen sich die anderen drei an, als zusätzlich noch der warme Luftzug aufhörte und es in dem Gemäuer, in dem Mar anscheinend lebte, kalt wurde. Sie liefen weiter und kamen in einen Gang, der vor einer Wand endete, aber eine Tür ging nach rechts ab, die anscheinend ihr Ziel war.
    „Hier leben kann man das wirklich nicht nennen“, murmelte Onyx, der Ruinen gesehen hatte, die freundlicher aussahen.
    „Naja, immerhin besitze ich vier Wände, das ist mehr als manch andere hier haben.“
    Mar pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn und rümpfte kurz ihre kleine Stupsnase.
    „Allerdings riecht es in freier Natur besser. Es hat alles seine Vor – und Nachteile.“
    Dann öffnete sie die Tür vor sich und schon standen sie in einem großen, runden Raum. Dort befand sich mehr Krempel, als im Keller des Schlosses vermutet wurde. Auf Tischen blubberten übelriechende Flüssigkeiten, die durch kleine Glasbehälter flossen. Seltsame Apparaturen standen dort, manche unter Decken und Tüchern versteckt oder auseinandergebaut auf einer Art Werkbank.
    „Darf man fragen, was du hier machst?“, fragte Cloud.
    „Ich denke nicht, dass dies die Majestäten interessieren dürfte“
    „Jetzt hör mal ganz schnell auf uns so zu nennen“, beschwerte sich Onyx. „Wir sind ungefähr so majestätisch, wie der dicke Eber, der dort oben auf dem Thron sitzt.“
    Mar begann zu lachen und lief zu der Werkbank hinüber, um in den Schubladen nach der Liste zu sehen.
    „Na schön, ich bin so etwas, wie das Mädchen für alles. Erfinderin, Alchimistin des Königs und wie ihr gehört habt, die Königin der gesammelten Abfälle.“
    „Und wie wird man sowas? Wie eine Hochelbin siehst du nicht gerade aus“, bemerkte Raken, während Daig an ihm vorbeischlich und aus dem Fenster schaute.
    „Oh, ich bin auch keine Hochelbin. Naja, nicht ganz. Ich bin eine Gesichtslose, ein Kind ohne Namen und Herkunft.“
    „Was?“, fragte Cloud und klang, als hatte man versucht ihm den Sinn des Lebens zu erklären. Mar atmete einmal tief durch, um etwas weiter ausholen zu können. Das Leben der Hochelben stieß selbst bei den Zwergen auf Unverständnis, daher ging sie fest davon aus, dass die fremden Männer noch weniger Verständnis dafür hatten.
    „Ich bin ein Mischwesen. Halb Hochelb, halb Zwerg, was man an meinem hässlichen Äußeren bemerken dürfte.“
    „Du bist … ein Mischwesen?“ Cloud sah sie erstaunt an. Er fand sie nicht hässlich und verstand ihre Äußerung daher nicht. Keiner der Vier empfand ihr Äußeres als unangenehm. Na schön, sie war vermutlich bei ihrer Arbeit schmutzig geworden, die Kleidung schmeichelte ihr nicht, aber hässlich? Nein, Onyx fand sie sogar niedlich. Sie erinnerte ihn an Ferda, als sie noch jünger gewesen war. Sie weckte in ihm gleich das Bedürfnis, sie trösten zu wollen, welches er aber unterdrückte. Ein Riese, der aus heiterem Himmel eine fremde Frau in den Arm nahm, das hätte Verwirrung stiften können. Cloud sah zu Daig hinüber und zeigte auf den vermummten jungen Mann, der just in diesem Moment das Fenster erkannte. Er war genau das, was er vom Torbogen aus gesehen hatte.
    „Wenn du etwas Hässliches sehen willst, dann guckt dir unseren Daig an“, konterte Cloud und der Eisdrache fuhr herum.
    „Sagt der, der riecht wie ein nasser Bär.“
    „Mein Äußeres ist vielleicht für eure Verhältnisse nicht deformiert, aber ich weiche von meiner Rasse ab, das meinte ich eigentlich mit hässlich.“
    „Und wie kommt es zu sowas?“, fragte Raken und ihm wurden verwirrte Blicke geschenkt, wobei Daig sich seine flache Hand gegen die Stirn schlug.
    „Wenn du das nicht weißt, dann hat meine Schwester bald ein sehr interessantes Gespräch mit dir“, murmelte Onyx und Mar schaute etwas beschämt auf ihren Tisch.
    „Ihr kennt das doch sicher. Ihr feiert berauschende Feste, trinkt, tanzt und dann … erwacht ihr am nächsten Morgen neben einem kleinen, schnarchenden Mann, der die Flucht ergreifen muss, ehe das Schloss wach wird. Ein paar Mondzyklen später kommt eben die verspätete Rache einer solchen Nacht zur Welt und, naja, zeigt deutlich Abweichungen der hochelbischen Kultur, worauf ihr als Frau verpflichtet seid, es zu den anderen Gesichtslosen oder dem Berg zu übergeben.“
    „Also ich kenne das nicht“, stotterte Raken entsetzt.
    „Aber sicherlich Cloud“, nuschelte Daig.
    „Ich bin noch nie, noch nie neben einem Zwerg wachgeworden, dass das klar ist. Einmal war es eine Frau, die fast als solches hätte durchgehen können, aber sie war keiner“, konterte dieser und wieder musste Mar lachen.
    „Ihr seid seltsame Leute.“
    Mit einem weiteren Griff hielt sie die Liste in ihren Händen, aber dabei handelte es sich weniger um ein Blatt Papier, sondern glich mehr einem halben Buch.
    „Oh, bis ich das durchgesehen habe, wird es einen Moment dauern, leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit es alphabetisch zu ordnen“
    „Wir warten einfach“, antwortete Cloud und schaute Daig an, der sich immer noch unter seiner Kapuze versteckte.
    „Jetzt zieh´ das Ding von deinem Kopf, du machst dich ja lächerlich“, maulte er und Daig hielt die Kapuze fest, die er ihm versuchte vom Haupt zu ziehen.
    „Du hast doch gesagt, ich erschrecke jeden.“
    „Das erzähle ich dir schon seit Jahren, aber sonst hat es dich auch nicht interessiert. Es sei denn, vor diesem Mädchen ist es dir plötzlich peinlich.“
    „Was, wenn ich ihr Angst mache?“, fauchte Daig leise, aber bestimmend zurück.
    „Sie haust in einem einsamen Turm, wie ängstlich wird sie da schon sein?“
    Zwischen den beiden brach ein Handgemenge aus und Onyx wie Raken versuchten die Geräte unter den Tüchern zu begutachten. Peinlich berührt von dem Verhalten der anderen beiden, versuchten sie einfach nicht hinzusehen, allerdings schaute Raken auch nicht genau wohin er griff und als er einen kleinen Schalter an einer der Maschinen betätigte, schossen blitzschnell zehn Pfeile unter dem Tuch hervor und verfehlten Daig, ebenso Cloud, nur knapp.
    „Willst du uns umbringen?“, brüllten beide mit einer Stimme, als die Pfeile in den Fugen der Wand steckengeblieben waren.
    „Vorsicht!“, schrie Mar auf und rannte so schnell sie nur konnte zu Raken. „Diese Apparatur ist sehr empfindlich und ich habe sie noch nicht richtig eingestellt.“
    Bleich standen die Vier da, aber Cloud nutzte den Moment der Verwirrung, um Daig endlich die Kapuze vom Kopf zu ziehen.
    „Sie ist noch ganz neu und ...“ Mar verstummte als sie ihn sah.
    „Großartig, jetzt ist sie verängstigt“, flüsterte dieser und seufzte.
    „Konnte ich doch nicht ahnen“, entschuldigte sich Cloud aufrichtig, als sie plötzlich ihren Kopf etwas zur Seite neigte und „Heh“ ausstieß.
    „Heh?“, wiederholte Onyx.
    „Du bist ein Eisdrache“, fügte sie ihrem Ausstoß hinzu und Daig nickte, wusste aber noch nicht, ob das etwas Gutes oder Schlechtes war. Mar wandte sich ab und lief zu einer Tafel, die ebenfalls von einem Tuch verdeckt wurde.
    „Eisdrachen … je nach Alter und Geschlecht besitzt ihr eine Flügelspannweite von bis zu fünfunddreißig Schritten. Natürlich nicht nach denen eines Mädchens wie mir bemessen, dass wäre dann nicht viel, aber das sind so ungefähr die Durchschnittswerte. Der Körper beläuft sich zirka auf zwanzig. Das ist einfach gigantisch.“
    Sie riss das Tuch hinunter und zum Vorschein kamen Zahlen und Formeln, inmitten dessen prangte die exakte Skizze eines Eisdrachens.
    „Ich habe meine Schwingen den euren nachempfunden“, erzählte sie stolz und drehte sich zu Daig herum. Dieser stand einfach nur da und brachte kein Wort über seine Lippen.
    „Schwingen? Woher weißt du all das?“, fragte Cloud und stieß Daig seitlich an, aber der Eisdrache stand weiterhin nur verwirrt da.
    „Bücher“, posaunte sie freudig heraus und ging zu einem Schrank. „Die Drachen von Kasul. Eisschwingen. Die Drachenmenschen. Ich habe sie alle gelesen.“

  • Zitat

    welchen er aber unterdrückte.


    Welches

    Oha, mit der wissenschaftlichen Neugier an Eisdrachen habe ich nun gar nicht gerechnet. Das dürfte es Daig natürlich bedeutend einfacher machen :D Sie ist bestimmt sehr an der ... Physiologie der Eisdrachen interessiert.

  • Zitat

    Sie liefen einige Treppen hinunter, durch weitere Korridore und zunehmend verlor der Bereich seinen Ganz und wich einem kerkerhaften Aussehen.


    Glanz

    Zitat

    Das Leben der Hochelben stieß selbst bei den Zwergen auf Unverständnis, daher ging sie fest davon aus, dass die fremden Männer noch weniger


    Der Satz ist unvollständig

    Stimme Kela zu, sieht so aus, als würde Mar ziemlich schnell einen Narren an Daig fressen. Dass es sich umgekerht so verhält, zeigt sich ja bereits, da er sie nicht verschrecken will. Okay, vielleicht ist es auch Daig, der ein Chaos auslöst und Mar gleich mitnehmen will. Jetzt hat er was, wofür er kämpfen kann - wobei ich es bevorzugen würde, wenn er sie mit List und geschick daraufholt, die Haudraufmethode hast du sonst ein wenig oft angewandt ;)

  • Holla, gleich zwei Teile 8| . Mar scheint ja ein richtiger Wonneproppen zu sein, trotz ihrer Lebensumstände und der Kugel am Bein wirkt sie sehr selbstbewusst und fröhlich. Der König ist immer noch die Härte :rofl:, und die Gruppe ohne Frauen loszulassen ist auch sehr amüsant :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Ahahahah :D sie lieeest und ist ein Wissenschaftler und Tüftler :love: ich bin hin und weg ^^ Na, die wird sich ja freuen über das Schicksal, das du für sie vorgesehen hast ;)


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    • Offizieller Beitrag

    Mar stapelte die Bücher auf dem Tisch direkt daneben und ihre Gesichtsfarbe wandelte sich in ein zartes rosa, was wohl bedeuten sollte, dass sie sich geehrt fühlte, einen wahrhaftigen Eisdrachen in ihrer Kammer stehen zu haben.
    „Damit hättest du wohl nicht gerechnet“, gluckste Cloud und fing leise an zu kichern.
    „Ja, also ...“, räusperte sich Onyx. „Wenn du die Maße brauchst … für irgendwelche Geräte … Schwingen … Pfeile schießende Apparaturen, ich denke, Daig wird dir da gerne Modell stehen.“
    „Solltest du aber einen richtigen Drachen brauchen, einen wahrhaft gigantischen ...“, sagte Cloud und wollte gerade auf Raken verweisen, als Onyx ihn zu sich zog und den Mund zuhielt.
    „Wirst du wohl still sein!“, fauchte Raken.
    „Was habt ihr denn plötzlich alle?“
    Onyx drehte Clouds Kopf in Richtung Daig, der nur lächelnd zur Seite wegsah.
    „Wenn du etwas wissen willst, stehe ich dir zur Verfügung, aber mit Pfeilen lasse ich mich nur ungern beschießen“, antwortete Daig schüchtern und Mar lächelte.
    „Das wäre wirklich überaus nützlich.“
    „Das Ding, was Pfeile schießt wäre auch nützlich. Ein paar von denen und wir erledigen die Schergen der Götter, ohne uns nähern zu müssen“, murmelte Cloud und Onyx Blick blieb an an Mar haften, die Daig derweil betrachtete, als hätte sie eine neue Art entdeckt. In ihren Büchern waren nur wenige Eisdrachen in Menschenform abgebildet, weshalb sie anfing den Vorhandenen ausgiebig zu mustern.
    „Wir sollten sie mitnehmen“, murmelte Onyx und Raken stimmte zu, ohne auch nur einen Gedanken an ein „Wie“ zu verschwenden.
    Cloud erklärte die beiden für verrückt, als sie diese Idee äußerten. Die Drei steckten ihre Köpfe zusammen und es stand zwei gegen einen. Nicht, das Cloud die Idee nicht gefiel, aber der König hatte nicht gerade einen verständnisvollen Eindruck auf ihn gemacht.
    „Wo soll das anfangen und aufhören, frage ich euch. Loki warnte uns bewusst. Wir sollen uns nicht in ihr Leben hineinhängen“, mahnte Cloud.
    „Das mag wohl sein, aber ihre Erfindungen sind wirklich gut, aber ohne das Mädchen nützen sie uns nichts. Wenn eines kaputt geht, wäre keiner in der Lage sie zu reparieren“, konterte Onyx.
    „Außerdem …“, lenkte Raken ein. „Schau sie dir an. Sie trägt eine Fußfessel mit einer schweren Eisenkugel daran. Damit beginnt es und hört beim Henker auf.“
    „Na schön“, gab Cloud nach. „Aber ihr überlegt euch den Plan.“
    Grinsend drehten sich die drei wieder zu Daig und Mar, nachdem sie sich über den Ablauf ihres Planes einigermaßen einig geworden waren. Das Mädchen umkreiste derweil den Eisdrachen und etwas verunsichert schaute Daig zu den anderen. Diese Reaktion einer Frau war ihm vollkommen unbekannt und da gab es einige Möglichkeiten, außerhalb seiner Heimat.
    Entweder sie schrien, sie begafften ihn oder machten keinen Hehl daraus, dass eine Nacht mit einem Eisdrachen, eine Errungenschaft auf der Liste deren Lebens war. Doch Mars Augen waren anderes. Neugierig, fasziniert … aufrichtig. Augen, die noch nie einen Drachen gesehen hatten, außer auf dem Papier. Zur Abwechslung machte ihm das Angst, auch wenn sie keiner unangenehmen Sorte angehörte.
    Onyx räusperte sich nach einer Weile und warf seine Stirn in Falten.
    „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber wir dürfen den Amboss nicht vergessen.“
    Mar fuhr herum und Daig getraute sich wieder auszuatmen. Wäre es nicht angenehm kühl für ihn gewesen, dann hätten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gesammelt.
    Mar sah zu ihnen und glaubte, dass sie vermutlich die ganze Nacht an der Liste brauchte, bis sie herausgefunden haben könnte, wo sich der Amboss befinden würde, also bat sie die Vier wieder zum König zurückzukehren, damit sie noch nicht als vermisst galten.
    Die jungen Männer kamen ihren Wunsch nach. Etwas widerwillig kehrten sie zurück und schlossen die Tür zu Mars Reich.
    Das begabte junge Mädchen barg viele Geheimnisse, eines davon war, dass sie sich alles merken konnte, wenn sie es nur einmal gelesen hatte. So wusste sie sehr wohl, dass sich einige Ambosse in den Kellerräumen befanden, aber die schnelle Antwort hätte bloß den Besuch, der einmal von ihr abhängig gewesen war, zu schnell enden lassen, also tat sie so, als sei sie … gewöhnlich.
    Kaum fiel die Tür ins Schloss, löste sie die Fußfessel, die sie schon seit langem umgebaut hatte. Mit winzigen Scharnieren konnte sie diese entfernen wie und wann sie wollte.
    Die Anwesenheit von Daig trieb sie dazu, die zuvor erwähnten Schwingen unter dem Tisch hervorzuholen. Mit einem entschlossenen Blick zur Tür, griff sie nach ihrem Werkzeug und richtete die fächerartigen Metallplatten neu aus. Um die Stille etwas zu vertreiben, hing sie das selbstgebaute Instrument wieder nach draußen und lächelte in sich hinein.
    Hämmern, drehen, schrauben, neu ausrichten. Sie waren nicht gleich, also nochmal. Anprobe, sie schnitt sich am Metall, sich ärgern und weitermachen. Die Zeit drängte, wenn sie die Schwingen noch einmal ausprobieren wollte, denn die Sonne sollte bald untergehen und das bedeutete das Ende ihre täglichen Arbeit.

  • Die Kleine wird immer symphathischer ^^ und Cloud allem Anschein nach immer noch so schwer von Begriff manchmal :D

    Nun, ich will doch hoffen, dass die Jungs Mar da rausholen. Alles andere wäre die pure Enttäuschung. Und eine drachenstudierende Kriegsmaschinenbauerin kann mann immer gebrauchen :thumbup:


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  • Baut sie sich da mechanische Drachenschwingen? Das wäre cool. Genauso cool ist es, dass sie die Fußfessel einfach abnehmen Kann. Mar ist toll. :thumbsup:

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    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Mar ist klug, sie gefällt mir ^^ Ich kann mir vorstellen, dass sie mit den Schwingen sprichwörtlich in die Freiheit gleitet ^^ und das Dank Daig

    • Offizieller Beitrag

    Währenddessen saßen Daig, Cloud, Raken und Onyx am Tisch des Königs und rutschten bei der Schilderung, warum die Hochelben solch ein überlegenes Volk seien, immer weiter in die Stühle.
    Raken knurrte immer noch der Magen und Cloud musste sich zusammenreißen, damit er nicht einschlief. Onyx ging es da nicht besser, nur Daigs Finger trommelten auf dem Tisch und irgendwie wirkte er wütend.
    „Ich habe da mal eine Frage an Euch.“ Der Eisdrache richtete seine Auge auf den König, der zu kauen aufgehört hatte.
    „Stellt sie Uns“, murmelte er und wieder traten gekaute Reste zum Vorschein.
    „Was hat es mit all den Wesen auf sich, wie das junge Mädchen, die in diesem Schloss ihre Dienste tun? Warum behandelt Ihr sie so schlecht?“
    Horoldt verschluckte sich und musste Husten.
    „Erstick´, erstick´, erstick´schon endlich“, hoffte Cloud leise.
    „Was? Wir behandeln sie schlecht?“
    Daig nickte und hob seine rechte Augenbraue.
    „Entschuldigt meinen Einwand, aber gut nenne ich das jedenfalls nicht.“
    „Sie sind Mischwesen. Sicherlich kommen diese bei euch nicht so häufig vor wie hier. Hätten wir dem nicht Einhalt geboten, dann wäre nichts mehr von uns Hochelben übriggeblieben.“
    „Übrig? Ihr schminkt euch, setzt euch totes Haar auf das Haupt, um euch zu unterscheiden. Aber ihr lehnt Verbindungen, die dies auf natürliche Weise gewährleisten würden, ab? Das klingt für mich irgendwie … sonderbar.“
    „Daig, es reicht!“, murmelte Onyx.
    „Denk an den Amboss ...“, flüsterte Raken und grinste König an.
    „Es mag sonderbar erscheinen, aber genau so ist es.“
    „Ich glaube, was mein Freund eigentlich zum Ausdruck bringen will ist“, ergriff Raken für Daig das Wort, „dass dieses Mädchen Mar eine Menge interessanter Geräte gebaut hat, die ebenfalls unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.“
    „Natürlich haben sie das“, antwortete Horoldt und versuchte sich gerade hinzusetzten, wobei seine Körpermasse anfing sich hypnotisch zu bewegen. „Sie besitzt den Erfindergeist eines Hochelben und die Kraft eines Zwerges ihre Ideen, trotz ihrer geringen Größe umzusetzen. Trotzdem ist und bleibt sie eine Laune der Natur, eine abscheuliche Mischung ihrer Rasse. Sie genießt nur den Status, den sie hat, dank Unserer Güte … und weil die Frau, die sie geboren hat, Unsere Schwester war.“
    „Sie ist Eure Nichte?“, stieß Daig erschrocken aus.
    „Dazu fällt mir jetzt nichts mehr ein“, antwortete Cloud und lehnte sich zurück in den Stuhl. Onyx sah Daig an und mahnte ihn mit seinen Blicken. Egal, was ihm auf den Lippen lag, er sollte es nicht aussprechen. Raken sah zwischen beiden hin und her und ahnte, dass die simple Aufgabe einen Amboss zu besorgen, allmählich zu einem chaotischen Unterfangen wurde.
    „Sie ist nicht Unsere Nichte, dazu müsste sie einen wahren Namen und ein Gesicht besitzen.“
    „Wo ist denn Eure Schwester?“, fragte Cloud freundlich.
    „Sie ging ins Exil, was bedeutet, Wir wissen es und es interessiert Uns nicht. Sie hat Ihre Herkunft beschmutzt.“
    Entsetzt rutschte Daig der Ellenbogen vom Tisch und er riss seine Augen weit auf. So wie der König sprach, hätte er ihm gerne beim Essen geholfen, indem er ihm alles, was dort auf dem Tisch stand, in den Rachen gestopft hätte.
    Doch bevor es zur Eskalation kam, stand er auf und wandte sich ab.
    „Ich werde etwas nach draußen gehen, bevor ich etwas wirklich Dummes tue“, entschuldigt er sich und die anderen drei schauten ihm nach, genauso wie der König.
    „Was hat er? Missfällt ihm etwa Unser Leben?“, wandte sich Horoldt mürrisch an Cloud, der nur unsicher lachte.
    „Nein, nein. Er hat nur Schwierigkeiten mit … mit der Verdauung.“
    „Das kennen Wir gut. Wir haben auch einen empfindlichen Magen, deshalb mischt Uns Mar immer etwas dafür zusammen.“
    „Ein Wunder, dass sie ihn noch nicht langsam vergiftet hat“, flüsterte Cloud Raken zu.
    „Ich hätte es schon längst getan“, antwortete der Süddrache und zuckte mit seinen Schultern, als Cloud ihn überrascht ansah.
    Daig öffnete die Tür, die zu den anderen Bereichen führte und stieß dahinter mit einer vermummten Person zusammen, die anscheinend gelauscht hatte.
    „Du bist doch der Mann, der uns begleitet hatte“, bemerkte der Eisdrache und schloss eilig die Tür, damit niemand den Fremden sah.
    „Ja, Herr“, antwortete der Mann hinter seiner Kapuze und wandte sein Gesicht ab.
    „H-Hast du uns etwa belauscht?“
    Er fuhr wieder herum und nahm die Hand von Daig, um untergeben seine Stirn an diese zu lehnen und zu verdeutlichen, dass der Eisdrache alle Gewalt über das weitere Verfahren mit ihm hat. Daig war die Überforderung und Verwirrung deutlich anzusehen, aber hatte gar nicht vor, ihm irgendetwas anzutun.
    „Verzeiht mir, Herr, aber die Neugier überkam mich.“
    „Sch-Schon gut. Wer seid Ihr?“
    „Mein Name ist Unar, Herr, und ich bin der Bote des Königs.“
    Am Klang der tiefen, aber seltsamen Stimme, konnte Daig erkennen, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er nuschelte, bekam anscheinend seinen Mund nicht wirklich auseinander oder war so verängstigt, dass er nicht anders sprechen konnte.
    „Nehmt eure Kapuze bitte ab“, bat Daig ihn, aber er schüttelte seinen Kopf.
    „Nein, ich will die Majestät nicht erschrecken.“
    Etwas verdattert stand der Eisdrache da und schaute in beide Enden des Flures.
    „Seht mich an, wer sollte mich erschrecken?“
    „Ihr seid ein Eisdrache, ich ein Monster, das ist ein Unterschied.“
    „Ich will aber wissen, mit wem ich hier spreche!“
    Unar richtete sich auf und nahm die Kapuze von seinem Kopf, wo Daig den Grund seiner seltsamen Aussprache erkannte. Unars Gesicht war zur Hälfte voller Narben, die eindeutig von einem Feuer stammten. Sein rechtes Auge war blind und die schwarzen Haare auf der rechten Kopfhälfte fast nicht vorhanden. Daig konnte nicht wissen, dass dies der Mann war, für den Odin einst das Wort ergriffen hatte. Loki konnte bei ihrem Besuch nur noch heilen, was noch vorhanden gewesen war und dies hing dem jungen Heiler von einst ewig nach. Doch der Eisdrache wandte sein Gesicht nicht ab, sondern sah ihn einfach an.
    „Ich hatte auch mit einem Zwerg gerechnet, aber das ist auch in Ordnung.“
    „Ihr fürchtet mich nicht?“, fragte Unar erstaunt.
    „Was? Ich? Dann müsste ich mich bei jedem Blick in den Spiegel erschrecken. Aber viel interessanter finde ich es, wenn Ihr sagt, warum Ihr uns belauscht habt.“
    „Sprecht mich nicht gehoben an, Herr, das ist mir unangenehm. Wie ich sagte, ich bin Unar.“
    „Gut, gut … und ich bin Daig, nicht dein Herr.“
    „Ich habe gelauscht, weil ich dich und deine Freunde aus Mars Kammer habe kommen sehen. Euch gefallen die Regeln vom Elbenberg nicht, habe ich recht.“
    „Nein, ganz und gar nicht.“
    „Wohin sollte es gehen?“, fragte Unar und Daig überlegte.
    „Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich noch einmal nachsehen, wie es mit der Suche nach dem Amboss vorangeht.“

  • Daig ist... interessant. Nachdenklich, mit einem starken Gerechtigkeitssinn. Er weiss sich zu beherrschen und... ach; Der Beweis, dass "Mann Sein" nicht von Muskeln, Schwertern und Anmachsprüchen abhängt.

    Wirklich schöner Teil, Jen :)


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Der einst blasse Daig entwickelt sich mehr und mehr zum Sympathieträger :thumbsup: . Und der König isst und bleibt die Härte :rofl:.

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Unar nickte und zog seine Kapuze wieder auf. Bevor er den Eisdrachen zu den Türmen brachte, führte er ihn etwas herum und beantwortete ihm all die Fragen, die er stellte.
    Dabei erzählte er ihm, dass er es war, der Mar aufgezogen hatte. Deshalb war er ihnen nachgeschlichen, weil er nicht wusste, was die jungen Männer planten. Als die Schwester des Königs das Kind gebar, entschied sie oder viel mehr konnte sie das Baby nicht dem Berg übergeben, was eigentlich bedeutete, dass man sie einfach im Schnee sich selbst überließ. Daig musste mit sich kämpfen, um die Geschichten von Unar nicht an sich heranzulassen. Er hatte das Gefühl, je mehr der Bote über das Leben dort sprach, desto mehr wuchs in ihm der Wunsch, etwas dagegen zu tun, aber er hatte seine Aufgabe dort zu erfüllen, die er damit gefährden würde.
    Der ganze Glanz des Schlosses konnte ihn nicht mehr ablenken und als er wieder vor dem Bild von Wanemir und seinen beiden Kindern stand, haftete sein Blick an Horoldt und seiner Schwester. Die Tochter von Wanemir schien einige Jahre älter als Horoldt gewesen zu sein, sie glich auf dem Bild schon mehr einer jungen Frau, er hingegen einem Knaben.
    „Ein trauriges Ende für die Geschwister“, murmelte Daig und Unar schaute sich ebenfalls das Bild an.
    „Du weißt ja gar nicht wie traurig.“
    Unar machte Daig klar, dass Fahlalla, die Schwester von Horoldt nicht ein Opfer der Nacht für den Zwerg gewesen war, sondern, dass die beiden sich aufrichtig geliebt hatten. Mars Mutter wollte es öffentlich machen, Horoldt war dagegen gewesen.
    „Weißt du, wo Mars Mutter ist?“
    Unar schüttelte seinen Kopf.
    „Sie übergab mir Mar, da war ich selbst noch mehr Knabe als Mann. Es waren nur wenige Jahre nachdem mich ein Feuer verbrannt hatte und mein Leben sich … wie auch immer. Ich zog sie auf und liebe sie wie eine Tochter. Deshalb, wenn ihr eine Möglichkeit seht, dann nehmt sie mit.“
    „Was?“, fuhr Daig herum.
    „Nehmt sie mit. Bringt sie weg, denn hier ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie verheilte Wunden wieder aufreißt. Sie ist viel zu klug, glaubt Horoldt kein Wort und die Stimmen in ihr werden immer lauter. Sie sucht nach Schatten und Geistern der Vergangenheit.“
    „Ich verstehe kein Wort, Unar. Was meinst du damit?“
    „Du hast doch gute Augen.“
    „Ja, meine Augen sind sehr gut, danke, aber ...“
    „Dann benutze sie, solange du hier bist, mehr kann ich dazu nicht sagen.“
    Daig schaute sich noch einmal das Bild eingehend an und machte dann kehrt.
    „Lass uns zu Mar gehen.“
    Der Bote willigte ein und konnte in Daigs Augen sehen, dass dieser immer mehr das Gefühl bekam, dass etwas dort nicht stimmte. Sie liefen schweigend zurück und aus irgend einem seltsamen Grund vertraute Unar Daig, obwohl er ihn nicht kannte. Der missgebildete Bote konnte es sich selbst nicht erklären, aber er hatte fast das Gefühl, als kannte er die vier. Deshalb gab er ihm auch einen Hinweis auf das düstere Geheimnis, welches das Schloss barg.
    Das Geheimnis, dem auch die junge Mar schon auf der Spur war.
    Rasch kamen sie Mars Kammer näher und Totenstille herrschte dort. Als Unar die Tür öffnete, riss Daig seine Augen weit auf und sah Mar auf dem Fenstersims stehen.
    Ohne ein Zögern, oder die beiden wahrzunehmen, stürzte sie sich in die Tiefe.
    „Nein“, schrie der Eisdrache im Glauben, sie wollte ihr Leben beenden, aber Unar blieb ganz ruhig und schüttelte bloß seinen Kopf. Daig rannte auf das Fenster zu und sah nach unten. Er sah sie fallen und stemmte seinen Fuß gegen das Fensterbrett, um herauszuspringen und ihr Leben zu retten, aber just in diesem Moment breitete die fächerartigen Metallschwingen aus, die sie an ihrem Rücken befestigt hatte. Ein Pfeifen ging durch die Luft, als Mar von den Aufwinden getragen, wieder nach oben schoss.
    „Und weg ist sie“, murmelte Unar amüsiert und Daig sah ihn erschrocken an.
    „Sie … fliegt?“
    „Oh nein, erwähne das Wort bitte nicht in ihrer Gegenwart. Alles was sie kann ist gleiten. Das ist ein Unterschied. Laut ihrer Beschreibungen nutzt sie bloß die verschiedenen Luftströme, die sich an der Felswand sammeln, aber fliegen mit Hilfe eines Flügelschlages kann sie noch nicht nachahmen.“
    Daig schaute gebannt wieder aus dem Fenster und sah, wie Mar mit Hilfe beweglicher Teile die Richtungen schlagartig ändern konnte. Dazu hatte sie zwei Seile an jene gespannt, welche in Form zweier Hebel in ihren Händen endeten. Schrauben, Sturzflug und wieder einen Aufwind nutzen. Mar ritt auf den Luftströmungen, als hätte sie nie etwas anderes in ihrem Leben getan.
    Trotzdem … bei all der Anmut, die dieser Anblick bot, verbarg sich auch etwas kämpferisches dahinter. Mar schaffte es so ihre Ketten zu sprengen, denn am Boden wurde sie gehalten, aber zwischen den Wolken des Berges war sie frei. Den Wind, der ihr entgegenpeitschte interessierte sich nicht dafür, was sie war oder nicht.
    „A-Aber wie landet sie?“, fragte Daig fasziniert und Unar fasste sich betroffen an die Stirn.
    „Ja, das ist so eine Sache … an der hat sie noch nicht so sehr gefeilt. Sie löst die Schwingen, diese bilden einen Widerstand und meist endet es mit einer Bruchlandung, aber das hält sie nicht davon ab, es wieder zu versuchen.“
    Daig trat vom Fenster zurück und atmete tief ein.
    „Was hast du vor?“, wollte Unar wissen und der Eisdrache sah ihn grinsend an.
    „Fliegen ...“, antwortete er und sprang mit Anlauf aus dem Fenster.