Das Ritual Der Wanderschaft

Es gibt 868 Antworten in diesem Thema, welches 194.940 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. September 2018 um 18:40) ist von Tariq.

  • Ich mag Edelbart ^^

    „Krieg gegen die Götter, was. Ihr von der Oberfläche habt echt Langeweile, oder?


    So wunderschön trocken :rofl: Also keinen Amboss, was? Und vermutlich wird es nicht ganz so einfach sein, an die Steine zu kommen. Edelbart scheint jemand zu sein, der überzeugt werden möchte.

  • Mann mann mann ... ENDLICH was neues :love: und es ist wundervoll zu sehen, dass Mar nicht völlig allein ist auf der Welt und einen, wenn auch total brummigen, Vater hat ^^
    Ich bin wirklich gespannt auf Edelbarts Reaktion :D


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

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    „Ich denke, wir haben genug Edelsteine, um ganz Aona mit dieser Magie auszustatten“, rühmte sich Edelbart und alle beteiligten nickten nur benommen.
    „Das heißt, wir könnten so ziemlich jeden verdammten Amboss zu einem machen, der fähig wäre, das Monderz zu schmieden“, fügte Onyx freudestrahlend hinzu und wieder antworteten die anderen nur mit einem Nicken.
    „Der Haken allerdings ist ...“, setzte Edelbart an und die freudige Euphorie flaute ab. Es gab doch immer einen Haken!
    „Der wäre?“, fragte Cloud.
    „Abgesehen von dem roten Bernstein, den grünen Saphiren, brauchen wir das blaue Harz, den weißen Quarz und die violetten Diamanten. Von denen letztere wirklich sehr rar sind. Es würde Tage dauern sie abzubauen und durch unsere Gänge zu transportieren, bis ihr genug hättet, um damit einige dieser Ambosse herzustellen. Es müssen bestimmte Edelsteine, in einer bestimmten Anordnung sein, anders funktioniert es nicht!“
    „Deshalb die Beförderungsanlage. So geht es schneller“, bemerkte Mar.
    „So ist es“, antwortete der zwergische Baumeister und Erfinder. „Die Tiere ermüden schnell, ihre Kräfte sind unbeständig und sie zerstören oftmals das Rad, an welchem sie ziehen. So wie auch in diesem Fall, weshalb es nicht läuft. Es ständig zu ersetzen kostet mehr Zeit, als es von Zwergenkarren transportieren zu lassen. Damit ist meine Idee wohl gescheitert.“
    „Es liegt also am Antrieb der Zahnräder, die jene Bänder laufen lassen?“, fragte Mar neugierig.
    Edelbart nickte.
    „Darf ich mal die Pläne sehen?“
    Überrascht schaute der ehemalige König der Zwerge das junge Mädchen vor sich an, während Adelbart hinter ihnen hin und her sprang, weil er all die Zeit etwas sagen wollte, aber man ihn nicht ließ.
    „Ich würde sie ihr zeigen“, lenkte Onyx grinsend ein und verschränkte seine Arme vor sich.
    „Wenn jemand eine Idee zur Verbesserung hat, dann diese Zwergenelbin“, bestätigte auch Raken. Edelbart spuckte den Zahnstocher aus und lief mit Mar zurück zum Tisch, auf dem der Bauplan lag.
    „Bruder … ich muss dir etwas sagen!“
    Adelbart sprang ihm wieder hinterher und hielt ihm am Arm fest, während Mars Blicke über die Zeichnungen flogen.
    „Was war das Letzte, was du von den Hochelben gehört hattest?“, flüsterte der König der Zwerge seinem Bruder zu.
    „Das weißt du ganz genau …“, knurrte Edelbart und riss sich von seinem Bruder los. Die anderen taten derweil so, als würden sie die aufsteigenden Spannungen der beiden Brüder nicht bemerken und warfen ebenfalls einen Blick in die Baupläne, auch wenn sie diese nicht verstanden. Niemand wollte sich in diese Familiengeschichte hineinhängen, was auch immer dort vor sich ging. Edelbart machte den Eindruck, als könne er mit einem Biss einem den Kopf vom Hals beißen und selbst Onyx, der mehr als zwei Köpfe größer war, hielt lieber seine Klappe. Denn nichts war gefährlicher, als die Hilfe der Zwerge zu verlieren, wenn sie etwas Unangebrachtes sagten.
    „Die Tiere brechen häufig aus?“, fragte Mar. Edelbart wandte sich ihr wieder zu und nickte.
    „Ja, Tiere bleiben eben nur Tiere.“
    „Und wenn es keine Tiere drehen, sondern ...“
    „Zwerge?“, unterbrach Edelbart sie. „Haben wir schon versucht. Der Kraftaufwand ist zu groß, das schaffen die Arbeiter nicht. Diese Fördermaschine hat mehrere Verteilerstellen, wo andere Räder sind. Sie müssen mit der möglichst gleichen Kraft angetrieben werden, damit alles läuft. So etwas gewährleisten am ehesten Tiere.“
    „Ich wollte auch nicht „Zwerge“ sagen, Herr Edelbart. Wenn Ihr mich ausreden lassen würdet, wären wir bereits schon weiter“, konterte Mar.
    „Habt ihr Euch schon mal mit elementaren Kräften beschäftigt?“, wollte sie wissen.
    „Natürlich!“, keifte Edelbart. „Ich bin doch kein Idiot.“
    „Naja, dann frage ich mich, warum die Antwort bereits vorhanden, aber nicht angewandt wurde.“
    Mar holte ein paar Pläne hervor und breitete sie auf dem Tisch aus.
    „Bei der Heizanlage in dem Schloss der Hochelben ist mir eine Idee gekommen. Leider hatte ich noch keinen Bereich, indem sie sich anwenden ließ, aber hier scheint es eine Möglichkeit zu sein. Der warme Luftstrom aus den Schächten im Schloss hatte die Kraft Blätter zu bewegen. Heiße Luft, die nach oben strömt und das tut sie immer. Kalte Luft ist schwerer, heiße Luft steigt. Wenn man diese Kraft nutzen könnte, Luft erwärmen, sodass sie an Druck und Kraft gewinnt, ließen sich eure Bänder ohne tierische oder zwergischen Muskeln bewegen.“
    „Alles bloß heiße Luft, mehr nicht“, wehrte Edelbart die Idee ab.
    „Warum? Eine Anlage zu bauen dürfte fast genauso viel Zeit in Anspruch nehmen, wie diese ständig zu reparieren.“
    „Und darauf seid ihr ganz allein gekommen?“, spottete der Baumeister über das Mädchen, die ihn wütend mit ihren saphirfarbenen Augen anschaute.
    „Ja!“, antwortete sie forsch.
    „Die Idee ist aber noch nicht perfekt.“
    „Das weiß ich selbst!“
    „Denn Luft werdet ihr nie so heiß bekommen.“
    „Ich redete ja auch nicht von der Luft, die aus eurem Kopf strömt, Herr Edelbart, sondern von Wasserdampf.“
    Mars Ton war plötzlich ungewohnt kalt, aber das Mädchen verstand, dass Edelbart solch ein Mann war, der sich nur sehr ungern in die Karten schauen ließ. Zudem behielt Adelbart recht, er war verbittert und mürrisch. Sie fand ihn nervtötend und arrogant. Mit Wimpern klimpern und netten Worten war dieser Mann nicht in Bewegung zu setzen und für Aona, ebenso wie für die Gruppe, war ein schnelles Vorankommen erforderlich.
    Erstaunt riss er Mar die Pläne aus der Hand, auf der sich ein Dampfantrieb absetzte. Bolzen, Gelenke und Zylinder trieben den Kern der Maschine an. Ein Metallofen für das erforderliche Holz und Wasserbehälter waren bereits eingezeichnet. Mit einem besonderem Harz abgedichtet, wurde das Wasser über Rohre aus Gusseisen transportiert und war wirklich eine Möglichkeit die Beförderungsanlage anzutreiben.
    „Weißt du eigentlich, was du da in Händen hältst?“, murmelte Edelbart fasziniert.
    „Einen Bauplan für eine meiner Gehirngespinste? Heiße Luft?“
    „Diese Maschine lässt sich für alles Mögliche anwenden. Alles was mit Transport und Antrieb zusammenhängt.“
    „Wirklich?“
    Mar grinste erhaben, denn immerhin war es ihre Maschine und sie hatte sich so anscheinend den Respekt des Baumeisters verdient.
    „Ja, und weißt du von wem die das hat?“, unterbrach Adelbart ein verzweifeltes, letztes Mal seinen Bruder.
    „Natürlich von ihrer zwergischen Seite“, frotzelte Edelbart und nahm wieder einen Zahnstocher in den Mund.
    „Ja, Edelbart, aber von wem ...“
    „Ist doch egal“, unterbrach Edelbart seinen Bruder euphorisch, als er die Möglichkeiten dieser Apparatur verstand und lehnte sich zu Mar.
    „Wenn du mir diese Pläne überlässt, Kind und alle, die dieser Art entsprechen, dann könnt ihr vom Reich der Zwerge so viele Edelsteine verlangen, dass ihr darin schwimmen könnt.“
    „Das heißt, wir haben eine Abmachung?“, hakte Mar nach. Edelbart reichte ihr die Hand.
    „Die Zwerge bringen alle Formeln und Steine zu euren Lagern. Wenn die Oberfläche Krieg gegen die Götter führen will, dann kann die Hilfe der Zwerge nicht schaden, denn Tantar wollten wir schon vor Jahrhunderten loswerden, vergebens wie man sieht. Er zwingt uns unter die Erde, wo wir im Schutzkreis der Steinmagie leben. Allerdings müssen wir uns bedeckt halten, weshalb es praktischer ist, wenn wir die Tunnel zur Beförderung benutzen.“
    „Tunnel? Bis in den Grünwald? Das Kriegslager ist bei den elbischen Katakomben. Wie wollt ihr einen Tunnel dort hin graben?“, fragte Daig überrascht.
    „Es gibt bereits einen. Oder woher wissen wir von dem Erz, Junge?“, erwiderte Edelbart mit einem Zwinkern.
    „Ich möchte bei der Verwirklichung dieser Maschine aber helfen!“
    Mar bestand mit eisernem Willen darauf, was die anderen zum Stöhnen brachte.
    „Ihr könnt über die Tunnel ja schon einmal die Hilfe der Zwerge ankündigen“, fügte sie hinzu, da sich die junge Zwergenelbin gut vorstellen konnte, dass die anderen keine Lust mehr hatten, länger an einem anderen Ort zu verweilen, wenn sie nur untätig zuschauen konnten.
    „Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, krakelte Daig dazwischen. „Wenn du bleibst, bleiben wir auch!“
    „Wirklich?“, seufzte Onyx fragend.
    „Naja, wenn ihr wollt, könnt ihr drei schon einmal zurückkehren. Ich bleibe bei Mar, so wie ich es Unar versprochen habe“, erwiderte der Drachenprinz und verschränkte fest entschlossen seine Arme vor seiner Brust. Damit gaben sich die anderen schon mehr einverstanden.
    „Der Bursche ist wohl deine Leibwache, was?“, stellte Edelbart in den Raum und Mar lächelte Daig von der Seite an.
    „So etwas in der Art, ja.“
    „Wenn ich du wäre, hätte ich mir dazu den dicken Elben ausgesucht.“
    „Wer ist hier dick?“, erwiderte Onyx erschrocken.
    „Naja, etwas zugenommen hast du schon?“, hüstelte Cloud von der Seite.
    „Das liegt nur daran, dass wir seit Tagen nicht mehr gekämpft und ich seit Wochen schon nicht mehr gearbeitet habe. Ich gerate allmählich aus der Form.“
    „Würde ich jetzt auch behaupten“, flüsterte Raken Cloud lachend zu.

  • :love: Adelbart ist ja niedlich :D wie er fast aus den Latschen kippt, weil er nicht sagen darf, was er weiss :rofl:
    Sehr cooler Teil, der das Verhältnis von Mar und Edelbart wundervoll anreisst ^^ Waaaaaah mir gehts wie Mars Onkel, ich will dass die beiden endlich zusammenfinden ;(


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    Mar ergriff die Hand von Edelbart. Damit war es beschlossen. Cloud, Raken und Onyx sollten zu den anderen stoßen und von den Entwicklungen berichten, Mar und Daig blieben vorerst zurück und sollten mit der ersten Lieferung der magischen Edelsteine eintreffen. Edelbart konnte es kaum erwarten mit dem Bau der Dampfmaschine zu beginnen, deshalb rief er alle Arbeiter aus der Zwangspause und machte sich gleich daran Luftschächte graben zu lassen, um den Rauch der Öfen ableiten zu können. Der Fluss, der über sich über der Zwergenstadt befand und diese mit Trinkwasser versorgte, sollte auch das Wasser für die Maschine liefern. Dazu bedurfte es nur wenigen Änderungen in dem Leitungssystem und Adelbart … ja, Adelbart kam weiterhin nicht zu Wort. Edelbart war voller Tatendrang und hörte weiterhin seinem jüngeren Bruder nicht zu, bis dieser es aufgab. Nicht gänzlich, aber für den Moment. Daig konnte nur zusehen, wie der Baumeister und Mar oftmals die Köpfe zusammensteckten und Lösungen für aufkommende Probleme suchten. Beide lernten voneinander. Edelbart hatte Mar einige Jahre des Konstruierens voraus und zeigte ihr bestimmte Kniffe, gerade auch was ihre Drachenschwingen anging. Die Zwerge besaßen andere Maße und Messgeräte, die es Mar einfacher machten, Größe und Stabilität zu berechnen und alles was Edelbart wusste, das lehrte er sie. Das Mädchen hatte etwas an sich, was ihn faszinierte, aber Edelbart konnte es nicht in Worte fassen. Vielleicht war es ihr Hunger nach Wissen, ihr genauso großer Tatendrang oder ihre Augen. Ihre Augen erinnerten ihn an irgendetwas, aber auch das konnte er bei der ganzen Hektik nicht greifen.
    Beide standen sie da, mit ihren Händen in die Hüfte gestemmt und schauten dabei zu, wie die Rohre für die Wasserzufuhr angebracht wurden. Für Daig ein seltsamer Anblick, der ihn stutzig machte. Er vertrieb sich die Langeweile mit Adelbart und der Geschichte der Zwerge. Was ihn aber noch viel mehr interessierte war die Tatsache, weshalb Edelbart seinen Thron aufgegeben und ihnen trotzdem die Edelsteine zugesprochen hatte.
    Adelbart berief sich darauf, dass alles was sein Bruder entschied, er nicht mehr entscheiden musste. Außerdem hatte er nichts dagegen. Über der anderen Geschichte jedoch lag ein trauriges Schweigen, welches Adelbart gewillt war zu brechen, wenn Daig vorerst selbst zu schweigen gelobte.
    Adelbart saß in seinem Thron, neben sich einen Tisch, an dem Daig Platz genommen hatte, um mit ihm einem zwergischen Kartenspiel nachzugehen.
    „Weißt du, Bursche, das Einzige, was einen König vom Thron verbannen kann, ist der Verlust seiner Objektivität gegenüber dem Volk und das, was das Beste für dieses ist.“
    „Edelbart verlor also seine Objektivität?“, fragte Daig und legte eine Karte auf den Stapel woraufhin der König an der Reihe war.
    „Ja, aber er bemerkte es und übertrug mir die Verantwortung bis zu dem Tag, an dem er sie zurückgewinnen sollte. Wir Zwerge sind ein Volk. Wir betrachten uns selbst als Könige nicht als etwas Besonderes. Wir leben volksnah und auch nur so funktioniert es unter uns. Eingepfercht in diese Höhlen, ist es wichtig einander vertrauen zu können, ohne dass sich jemand als Tyrann beweist. Edelbart war allerdings zerfressen von Rachegefühlen. Wie ihr bereits wisst, verfahren die Hochelben sehr boshaft mit Mischungen unserer Völker. Wir würden so etwas nie tun, durften uns politisch aber nicht in ihre Art der Duldung hineinhängen, da Krieg nichts anderes bewirken würde, als den Verlust von Brüdern und Schwestern. Edelbart wollte jedoch Krieg. Es war alles, woran er noch denken konnte.“
    „Warum?“, flüsterte Daig geradezu und warf seine Stirn in Falten.
    „Weil man ihm sein Herz genommen hatte. Wisst ihr, bei unseren Verhandlungen mit den Hochelben, kam es hin und wieder dazu, dass wir aufeinandertrafen, neue Verträge ausarbeiteten und gelegentlich Feste feierten. Wie ihr sehen könnt, ist mein Bruder alles andere, als ein typischer Zwerg. Er hat eine Art an sich, die man entweder mag oder eben nicht. Ich kenne ihn gut, sehr gut sogar und weiß, dass hinter seinem harten Kern ein sehr weiches Herz steckt. Genau dieses Herz muss auch eine Frau bemerkt haben, als er noch ein perfektionistischer Prinz war. Er wollte der König werden, der alles miteinander vereinte. Die Oberfläche mit dem Untergrund. Das kam daher, weil er sich in eine Hochelbin verliebt hatte. Und die Steine wissen, wie sehr er uns alle damit genervt hatte. Mich, unsere Eltern, der Fionn beschütze sie und den halben Hofstaat.“
    „Er hatte sich in eine Elbin verliebt?“
    Daig legte eine erneute Karte.
    „Nicht in irgendeine, sondern in Prinzessin Fahlalla.“
    Der Eisdrache ließ vor Schreck fast die Karten fallen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Daig den König an. Er ahnte, was als nächstes kommen sollte.
    „Nur leider erwies sich die Liebe zwischen ihnen als hoffnungslos. Alle Verhandlungen, die unsere Eltern angestrebt hatte die beiden Völker zueinander zu führen, scheiterten zuerst an König Wanemir und dann an seinem Sohn. Sie lachten uns aus, beleidigten die Verbindung und interessierten sich nicht für die Gefühle der beiden, um die es eigentlich gehen sollte. Es verging eine halbe Ewigkeit, bis eines Tages ein Brief ankam, indem man uns schrieb, dass Fahlalla ins Exil gegangen sei und dort kurze Zeit später verstorben wäre und zwar allein. Von Mar wussten wir nichts, ansonsten hätten wir alles dafür getan, sie zu uns zu holen.“
    „Mar ist ...“ Daig getraute es sich gar nicht auszusprechen.
    „Naja, alles spricht dafür. Ihr Alter, ihr Aussehen, ja selbst den Erfindergeist ihres Vaters hat sie inne. Allerdings wusste ich nicht, wie weit ihre Liebe bereits gegangen war. Davon hat mir mein Bruder natürlich nichts erzählt. Nur Mar ist der Beweis, dass es diese Liebe wirklich jemals gegeben hat. Sie und der riesige Schrein, den mein Bruder im Wahn aufgebaut hatte“
    „Einen Schrein?“ Daig ließ die Karten sinken. „Er hat ihr einen Schrein gebaut?“
    „Joh, so eine lebensgroße Statue, bestehend aus einem einzigen blauen Amethysten steht dort. Ich glaube, er redet heute manchmal noch mit diesem unheimlichen Ding.“
    „Ihr wisst das alles und sagt kein Wort?“, fragte Daig und Adelbart fuhr wütend hoch.
    „Ich habe es ja versucht, aber er hört mir nicht zu. Normalerweise sagt man immer, wenn einem jemand nahe steht, dann spürt man das, aber selbst als er sie ansah interessierte er sich nur für Baupläne und Ideen.“
    „Das kenne ich auch von jemanden ...“
    „Sie werden es schon herausfinden“, beruhigte sich Adelbart wieder. „Aber wenn ich dir einen Rat geben darf. Wenn die Geschichte meines Bruders mir eins gezeigt hat, dann das man mit seinen Gefühlen vorsichtig sein muss. Du, als Prinz der Eisdrachen, hast ebenfalls Verpflichtungen und stehst vor einem Krieg, der alles andere als leicht zu gewinnen ist. Egal was sich in dir für Gefühle auftun, besser wäre es, du behältst sie solange für dich, bis ihr alles überstanden habt.“
    „Was?“, schnaubte Daig verächtlich und tat unwissend, während er seine Augen von Adelbart abwandte.
    „Jemanden seine Liebe zu schenken und sie dann genommen zu bekommen, ist ein Gefühl, welches nicht einmal dem Tod nahe kommt. Diese Schmerzen plagen jemanden ein Leben lang. Man sieht es ganz deutlich an Edelbart. Ich will nicht, dass dies auch noch seiner Tochter widerfährt. Verstehst du, was ich damit sagen will?“
    Daig drehte sich ihm wieder zu, verfinsterte aber seinen Blick.
    „Das wird nicht passieren, weil jeder von uns überleben wird.“
    „Das kannst du nicht wissen.“
    „Kann ich nicht, aber ich gehe davon aus, denn wenn ich das nicht tun würde, bräuchte ich erst gar keinen Krieg zu führen.“ Die Stimme des jungen Drachenprinzen klang fest und entschlossen. Adelbart wusste, dass den jungen Männern der Arsch bereits auf Grundeis ging, wenn sie an den Krieg dachten, daher wollte er die Gespräche dahingehend so kurz als möglich halten. Aber er kannte auch die Fehler, die sie in solchen Momenten zu tun neigten. Mar war im Grunde auch ein Fehler, kein schlimmer, Adelbart war froh, dass sie existierte, aber es hätte auch anders ausgehen können. Den Gedanken daran, dass Fahlalla mit ihr im Leib verstorben wäre und Edelbart davon gewusst hätte, schluckte er bitter hinunter. Denn in diesem Fall, hätte Edelbart nichts mehr von einem Krieg abgehalten können.
    „Wenn du das glaubst, dann kannst du eben so gut warten“, sagte Adelbart und legte die entscheidende Karte auf den Stapel. „Ich habe gewonnen!“
    Resigniert stand Daig auf und bestand darauf, sich etwas die Beine zu vertreten. Wieder besaß er Wissen, welches er Mar hätte mitteilen können, aber er glaubte wie Adelbart, dass die beiden es schon merken würden. Viel mehr beschäftigte ihn das, was ihm der König geraten hatte. Er mochte Mar. Sehr sogar. Sie war die erste junge Frau gewesen, die mehr in ihm gesehen und Seiten in ihm hervorgebracht hatte, die er immer unter Verschluss hielt.
    Auch wenn er sich wehrte, in Adelbarts Worte steckte viel Wahrheit.
    Er zog sich in sein Zimmer zurück, von wo aus man die ganze Stadt Arnsheim überblicken konnte. Jenes sollte dem Besucher zeigen, wie schön es auch unter der Erde sein konnte. Eine Schönheit, die er gerade in diesen Stunden verkannte.
    Mit seinen Unterarmen stützte er sich am Fensterbrett ab, faltete seine Hände ineinander und ließ seinen Kopf sinken. Daig versuchte sich das Schlachtfeld vorzustellen. Wie schnell man dort wohl den Überblick verlieren würde?
    Wer würde wohl fallen und wer es schaffen? Zu gerne hätte er Ferda nach seiner Zukunft befragt, aber wie sie es schon angekündigt hatte, wollte sie nicht so weit in die Zukunft schauen. Sie fürchtete sich mehr davor, als jeder andere, denn sie hatte die Möglichkeit dazu. Obwohl noch so jung, fing Daig an sich mit der Frage zu beschäftigen, ob er auch einmal König sein würde, Gatte und Vater eines Kindes. Ob er ein guter Vater wäre? Er hoffte, dass er nicht so sein würde, wie sein eigener.

  • @743: (gosh, was für eine Postzahl 8| )

    Zitat

    Überrascht schaute der ehemalige König der Zwerge das junge Mädchen vor sich an, währen Adelbart hinter ihnen hin und her sprang, weil er all die Zeit etwas sagen wollte, aber man ihn nicht ließ.
    „Ich würde sie ihr zeigen“, lenkte Onyx grinsend ein und verschränkte seine Arme vor sich.
    „Wenn jemand eine Idee zur Verbesserung hat, dass diese Zwergenelbin“, bestätigte auch Raken.


    +d ; dann

    @746:

    Zitat

    Der Fluss, der über sich über der Zwergenstadt befand und diese mit Trinkwasser versorgte, sollte auch das Wasser für die Maschine liefern.


    das ist zu viel

    Zitat

    Er vertreib sich die Langeweile mit Adelbart und der Geschichte der Zwerge.


    vertrieb

    Ah, hab ich´s doch gewusst 8o Und Mar kann Edelbart noch nicht mal leiden :rofl: Ich denke auf jeden Fall, dass sie in der Lage ist, sein Herz zu heilen. Lass die beiden da nur ein Weilchen tüfteln, dann gibt sich das bald ^^ Schöner Part, Jen :super:

  • Zitat

    Eingepfercht in diese Höhlen, ist es wichtig einander vertrauen zu können, ohne dass sich jemand als Tyrann beweist.

    erweist.

    Ooooch heavens Daig ist echt niedlich :love: seine Nachdenklichkeit am Schluss ist einfach nur aaaaw :golly: sorry, aber wenn sich Jungs fragen, ob sie wohl einen guten Vater abgeben würden, schmilzt mein Herz :D

    Aaaaah mann ich will das Edelbart es endlich erfährt und wieder König wird und Unten und Oben vereint, für Mar! Ich meine- sie als Mischling ist ja sozusagen ein Symbol für diese Einigkeit 8|

    Wunderschöner Teil, Jen :thumbup:


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  • „Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, krakelte Daig dazwischen.


    ich habs extra nachgeguckt, weils auch ein krakeln für ungelenke Zeichnungen gibt:es heißt krakeelen mit 2 e/ krakeelte ;)

    Zwei sehr schöne Teile, Jen. Ich glaube, Daig wird noch Grund haben, auf Edelbart eifersüchtig zu sein. Zwei Erfinder zusammen und er ist vergessen. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Während sich Daig seiner Melancholie hingab, hatte sich Mar wieder einmal im Keller verlaufen. Sie starrte so oft ausschließlich auf ihre Zeichnungen und Pläne, dass sie vergaß in welche Richtung sie gelaufen war.
    Es war dort unten alles so schrecklich verwinkelt, da das Schloss stetig vergrößert wurde und ein Anbau am nächsten grenzte.
    Während oben alles seine Ordnung hatte, herrschte unten das totale Chaos.
    „Dieser blöde Keller“, fluchte sie, als sie es wieder einmal bemerkte. „Hallo? Ist dort jemand? Wie finde ich in den ...“
    Niemand antwortete ihr. Alle verfügbaren Zwerge waren in der Höhle, wo die Dampfmaschine fast fertiggestellt wurde.
    „Ich werde hier unten noch draufgehen, bevor ich überhaupt jemals ein Schlachtfeld gesehen habe. Oh, wie sehr ich dieses Schloss hasse.“
    Etwas unsicher schritt sie durch die Gänge und betrat ein Zimmer nach dem anderen, um festzustellen, dass sie immer weiter in die falsche Richtung lief.
    Es wurde immer dunkler und seltsamer. In diesem Bereich des Schlosses schien niemand ein oder aus zu gehen. Nicht einmal eine Spinne fand sie. Das Flackern der Fackeln und deren Schattenspiel waren ihre einzigen Begleiter, was noch weniger beruhigend auf sie wirkte.
    Die kalten Windzüge dort unten ließen sie erschaudern und verursachten bei ihr eine Gänsehaut. Rücklings lief sie die nächste Tür hinein, als sie doch Schritte vernahm.
    „Hallo?“, rief sie noch einmal, als sie weiter rückwärts lief und in den seltsam beschienen Raum. Überall hingen weiße Kristalle, die ihr Licht hin und herwarfen, unterbrochen nur von demjenigen, der ihre Bahn kreuzte. Ein fast hypnotischer Lichtertanz entstand dadurch.
    Urplötzlich stieß sie gegen jemanden. Mit entschuldigenden Worten auf ihren Lippen fuhr sie herum, als sie entdeckte, gegen was sie angerempelt hatte. Aus ihren Worten formte sich ein Schrei. Ein Schrei, der so laut und hoch auslief, dass dieser selbst in die oberen Etagen zu hören war.
    Adelbart warf vor Schreck den kleinen Beistelltisch neben seinem Thron um, als er ertönte und Daig schnellte mit seinem Kopf nach oben. Mars Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und ohne Umschweif ergriff er seine beiden Schwerter, um ihr zu Hilfe zu eilen.
    „Mar“, rief er und riss die Tür seinen Zimmers auf. In Windeseile sprang er die Stufen hinunter.
    „Wenn Koanbart sie wieder belästigt hat, dann haue ich ihm den Kopf vom Hals.“
    Dann hielt Daig kurz inne und fing an zu grunzen und lachen.
    „Naja, angesichts der Situation, wäre es schon unheimlich lustig.“
    Dann rannte er weiter und hoffte plötzlich, dass Koanbart bald herausfinden würde, dass er seine Base versuchte den Hof zu machen.
    Edelbart hatte ebenfalls den Schrei vernommen und rollte genervt mit seinen Augen. Er steckte sich wieder einen Zahnstocher in seinen Mundwinkel und lief mürrisch und knurrend los.
    „Dieses Kind. Ständig verläuft sie sich. Ich sollte ihr eine Schnur auslegen oder eine Glocke um den Hals hängen.“
    Adelbart, Daig und Edelbart kamen fast zeitgleich bei der Tür an. Mar stand verwirrt vor dem Schrein im Raum. Mit zittriger Hand verwies sie auf die Statue und schaute die Herren an, die sich im Türrahmen eingefunden hatten.
    „Was … sucht eine Statue meiner Mutter hier unten in den Gewölben?“
    Es war die Statue von Fahlalla, die Mar entdeckt hatte und die sie aufschreien ließ. Selbst Daig hätte sie als Prinzessin der Hochelben umgehend erkannt, so ähnlich sah sie ihr. Edelbart ließ sie eigens nur aus seinen Erinnerungen anfertigen. Ein stiller Beweis dafür, wie sehr er sie geliebt hatte.
    „Du hast hier nichts zu su … deiner Mutter?“, antwortete Edelbart und schaute zwischen dem Abbild von Fahlalla und Mar hin und her. Jetzt fiel auch ihm die Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen auf. Jetzt, wo das Mädchen neben ihrer Mutter stand und ihn mit den gleichen Augen ansah.
    „Das wollte ich dir schon die ganze Zeit sagen, aber du lässt einen ja nicht zu Wort kommen, Bruder“, lenkte Adelbart ernüchternd ein. „Ich hatte ja keine Ahnung, wie weit du mit der Prinzessin der Hochelben schon gegangen warst, aber Mar ist der ...“
    „Das ging dich auch einen Scheiß an!“, blökte Edelbart und bewarf seinen Bruder mit seinem Zahnstocher.
    „Würdet ihr euch bitte mal zusammenreißen!“, schrie Daig dazwischen, während hinter ihm fast ein Handgemenge ausbrach.
    „Mar, ganz ruhig ...“, wandte sich der Drachenprinz beruhigend an sie, die immer noch zitternd dastand. Mar war nicht dumm. Sie zählte eins und eins zusammen. Was die Herren meinten, aber nicht aussprachen war, dass Edelbart ihr Vater sein musste. Der Zwerg, in den sich ihre Mutter verliebt hatte, war Edelbart gewesen. Der brummelige Mann, an dessen Seite sie seit Tagen gearbeitet hatte. Sie hatte gehofft einen Verwandten zu finden, aber die Tatsache, dass er all die Zeit schon an ihrer Seite gewesen war, war selbst für die taffe Zwergenelbin etwas zu viel auf einmal. Zwischen dem lauten Wortgefecht der beiden Brüder und Daigs lauter Stimme, verdrehte sie ihre Augen und fiel einfach in Ohnmacht.
    Die Männer unterbrachen ihren Streit und rannten auf sie zu.
    „Das war wohl jetzt alles etwas zu viel“, bemerkte Adelbart, aber grinste dabei. Eine Ohnmacht war immerhin kein Beinbruch und Daig versicherte sich, dass sie sich nichts getan hatte. Edelbart war der Einzige, der etwas reserviert vor dem Mädchen stand und sie bloß anschaute. Was sollte er auch sagen oder denken. Sie konnte ja nur seine Tochter sein, ganz eindeutig.
    Daig strich Mar ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und hob sie hoch.
    Adelbarts Grinsen wurde immer breiter. Er freute sich über die Tatsache, dass sein älterer Bruder doch nicht vollkommen allein im Leben stand. Es gab da nur ein Problem.
    Edelbart war eine ruppige Persönlichkeit. Aufbrausend wie er war, hätte er seinen Bruder gerne geschüttelt wie ein nasses Handtuch, dafür dass dieser es all die Zeit gewusst hatte.
    Aber das konnte er gerade nicht, weil sich in seinem Innersten alles drehte. Sein Verstand gab die Meldung, dass er Vater war, etwas langsamer weiter.
    „Ach ja ...“, seufzte Adelbart und schaute sich die schlafende Prinzessin in den Armen des Eisdrachen an. „Sie werden so schnell groß. In deinem Fall, Edelbart, bekommst du schon eine Tochter vorgesetzt, die an der Schwelle zur Frau steht. Ich stelle mir das unheimlich kompliziert für einen Vater vor. Ich besitze nur einen schwachsinnigen Sohn und habe schon meinen Ärger mit ihm, aber du, mein lieber Bruder, hast eine Tochter. Eine Tochter, um die sich die Männer prügeln werden, wenn das in Arnsheim erstmal publik wird. Sie ist hübsch, äußerst gescheit und zudem noch das Bindeglied, welches du dir immer erhofft hattest. Ich freue mich schon auf das Getrampel kleiner Füße im großen Saal, wenn die ersten Enkelkinder da sind. Für so etwas sind wir gar nicht mehr ausgerüstet. Das sollten wir in nächster Zeit wirklich einplanen. Außerdem hat sie nur dich als nächsten Verwandten, abgesehen von uns Onkeln. Ach ja, hatte ich dich über die Neuentwicklungen bei den Hochelben bereits unterrichtet … natürlich nicht, du hast mich ja nicht ausreden lassen. Ich glaube auch, dass unser Drachenprinz hier, einer der ersten Anwärter wäre, über dessen Verbindung du mit seinem Vater sprechen solltest. Welch eine Vorstellung. Hochelben, Zwerge und Eisdrachen vereint. Dies wäre doch genau in deinem Sinne … eine Allianz der Rassen.“
    Daig zuckte bei Adelbarts letzten Worten zusammen. Der Prinz der Eisdrachen fühlte sich plötzlich sehr unwohl in seiner Haut. Gegenüber einem Mann wie Edelbart auch nur anzudeuten, dass seine Tochter umgehend an einen anderen Mann weitergereicht werden sollte, obwohl sich der zwergische Baumeister noch nicht einmal daran gewöhnen durfte selbst Vater zu sein, erschien ihm äußerst unklug. Daig kniff schon seine Augen zu, um sich dem Schlag zwischen seine Augen zu stellen, aber nichts von all dem geschah. Edelbart brüllte nicht einmal auf oder beschwerte sich. Deshalb getraute er sich auch wieder seine Augen zu öffnen. In diesem Moment kippte Edelbart einfach nach hinten um und blieb ebenfalls ohnmächtig liegen. Adelbart brachte dies zum Lachen. Mit abfälligem Blick schaute der König auf seinen Bruder hinunter und trat kurz gegen seine Schulter.
    „Merk dir eines, Bruder, Rache ist Steinwurst!“
    „Ihr habt das mit Absicht gemacht?“, entfuhr es Daig und Adelbart lachte.
    „Natürlich. Er zieht mich immer mit Koanbart auf, nun bin ich an der Reihe.“ Adelbart verließ den Raum und Daig folgte ihm. Der König ließ seinen Bruder dort liegen, in dem Wissen, er würde schon wieder zu sich kommen. Mar hingegen wollten sie in ihre Räumlichkeiten bringen, damit sie sich etwas ausruhen konnte.

  • :rofl: Die Situationskomik ist wirklich herrlich :rofl: Besonders Adelbarts nüchterne Reaktion am Ende. Schade nur, dass das auf Daigs Kosten geht. ich denke, Edelbart wird ihn sich bestimmt nachher nochmal vornehmen - wenn er denn seine Vaterschaft verdaut hat ^^

  • :thumbsup: Was Edelbart wohl zu sagen hat, wenn er wieder wach wird? Ich freu mich schon auf ihn als Vater und wette, da ist noch eine ganz andere Seite ihn ihm verborgen. :love:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Mithilfe eines bestimmten Salzes, welches unangenehm roch, kam sie wieder zu sich und schaute sich um. Sie entdeckte jedoch nur Daig als vertrautes Gesicht, der sie aufklärte, warum Edelbart nicht anwesend war.
    Nachdem der Medicus sich versichert hatte, dass es Mar gut ging, verließ er das Zimmer und plötzlich herrschte Stille an ihrem Bett.
    Mars Gedanken kehrten zu den Geschehnissen zurück, bevor sie ohnmächtig geworden war und konnte kaum glauben, dass Edelbart ihr Vater sein sollte. Daig versicherte ihr, dass diese Vorstellung nicht einmal halb so befremdlich war, wie sie ihr vorkam. Als Außenstehender konnte er sich das sehr gut vorstellen. Mar lächelte. Insgeheim hatte sie sich schon während den Arbeiten vorgestellt, wie es wohl gewesen wäre, solch einen Vater zu haben. Ein Mann, von dem sie noch lernen konnte und der ihr half. Die Tatsache, das dieses Wunschdenken Realität wurde, hätte auch ein seltsamer Traum sein können. So viele neue Eindrücke bekam die Zwergenelbin geboten, seit sie das Schloss verlassen hatte, dass ihre Gedanken kaum noch Schritt halten konnten. Es war alles viel zu viel. Trauer, Wut und Freuden gaben sich die Klinke in die Hand und alles binnen solch einer kurzen Zeit. Doch da fiel ihr auch auf, dass sie jemanden vergessen hatte. Daig.
    Er blieb an ihrer Seite, aber sie hatte nicht eine Minute an seiner Seite verbracht. Edelbart und sie arbeiteten jede Minute an der Verwirklichung der Beförderungsmaschine. Mar, weil sie Aona in Kriegszeiten beistehen wollte, gerade weil Daig ebenfalls in den Krieg ziehen würde, so wie alle, die sie kannte. Natürlich ging es ihr auch darum, ihre Idee zu verwirklichen, aber je mehr sie daran gearbeitet hatte, desto mehr wurde ihr auch der Zweck dahinter bewusst. Von Kriegen zu lesen, war etwas vollkommen anderes, als in einem kämpfen zu müssen.
    Krieg.
    Als Mar dieses Wort erwähnte, schaute Daig nachdenklich zur Seite weg. Er konnte es nicht mehr hören. Seine Gedanken flüsterten es ihm ständig zu und sie wurden lauter. Sein Vater war wahrscheinlich auch schon im Grünwald eingetroffen, so wie Onyx, Cloud und Raken zurückgekehrt waren. Adelbart hatte ihnen schon ein paar Steine mitgegeben, damit sie zumindest einen weiteren Amboss damit ausstatten konnten, ebenso den schon Vorhandenen, den Edelbart bereitwillig hergegeben hatte. Wie es funktionierte, stand auf einer Schriftrolle, die von den drei Männern mitgeführt wurde.
    Krieg.
    Daig verbarg seine Angst, aber sehr schlecht. Er musste sich räuspern und versteckte seine Zweifel hinter einem Kopfschütteln.
    „Nein, Mar. Nicht jetzt. Du hast gerade einen Vater gewonnen. Lass diese Freude jetzt nicht von Dingen schmälern, die noch weit in der Zukunft liegen.“
    „Ich hatte fast achtzehn Winter keinen Vater, dann kann das auch jetzt noch einen Moment warten. Außerdem … er liegt ohnmächtig im Keller, ich ...“
    „Wir alle, meine Vettern und ich, unsere Völker und Familien, werden dafür sorgen, dass ihr so wenig wie möglich vom Krieg mitbekommen werdet.“
    „Wa-Was soll das denn heißen? Ich komme mit dir. Vielleicht kommen mir noch Ideen oder ich ...“
    „Ich werde mit Edelbart reden. Ich denke, er wird mir zustimmen, dass du hier in Arnsheim bleibst.“
    „Das kannst du vergessen. Ich komme mit.“
    „Nein!“
    „Das hast du nicht zu bestimmen. In zwei Tagen beende ich mein kindliches Dasein und selbst Unar kann mich nicht davon abhalten euch zu folgen.“
    „Du besitzt noch nicht einmal eine kämpferische Ausbildung.“
    „Dann bring mir es bei!“
    „Dazu reicht die Zeit nicht aus.“
    Mar setzte sich auf und rückte zu Daig.
    „Erst sagst du, es würde noch weit in der Zukunft liegen, dann sagst du, es ist nicht genug Zeit. Ihr Männer legt euch alles so zurecht, wie es euch passt.“
    „Wir Männer?“, fragte Daig überrascht.
    „Wenn du Angst hast, mir könnte es etwas geschehen, dann sag es doch gerade heraus, anstatt Ausreden zu suchen. Was ist mit den Worten, die du mir im Schloss meines Onkels Unar zukommen ließest? Die Poesie, die Gefühle? Was ist plötzlich damit?“
    „Ich weiß nicht, wann es beginnen wird. Vielleicht hat es bereits begonnen und ich weiß noch nichts davon. Meine Worte hatten den falschen Moment gewählt … ich hatte den falschen Moment gewählt. Kämpfen muss ich, da komme ich nicht drum herum, aber glaube mir, ich würde es lassen, wenn ich könnte. Ich gehöre an die Seite meines Vaters und die meines Volkes. Du hast eine Wahl. Du musst niemanden verteidigen, für niemanden kämpfen. Bleib hier, wo du und deinesgleichen sicher seid. Wir haben genug Baumeister ...“
    „Edelbart wird euch folgen“, fiel Mar Daig ins Wort.
    „Was?“
    „Es sagte zu mir, dass, wenn Tantar das Schlachtfeld betritt, wäre es auch Sache der Zwerge. Er lässt bereits die Armeen rüsten.“
    „Adelbart?“
    „Er hat es abgesegnet. Die magischen Steine schützen sie vor dem Einfluss des Gottes. Sie werden in diesem Momenten an den Rüstungen angebracht.“
    Daig sah Mar an. Ihr entschlossener Blick verriet ihm, dass sie ihm folgen wollte, egal welche Worte er ihr noch sagen würde. Stures Ding, dachte sich der Prinz der Eisdrachen, dabei meinte er es nur gut. Er konnte nur hoffen, dass Edelbart seiner Meinung war und sie in Arnsheim festhielt. Eigentlich war er sich sicher, dass ein Vater sein Kind nicht freiwillig in den Krieg entlassen würde. Erst recht nicht, wenn er dieses Kind gerade erst gewonnen hatte.
    Daig fasste einen Entschluss. Wenn Mar so erpicht darauf war, ihm zu folgen, dann musste er verschwinden, ohne dass sie es mitbekam. Er stand von ihrem Bett auf, wortkarg. Mar merkte, dass er in Gedanken schwelgte.
    „Wo gehst du hin?“, fragte sie.
    „In mein Zimmer, und du solltest dich jetzt ausruhen. Du hast eine anstrengende Zeit hinter dir.“
    Ohne sich noch einmal herumzudrehen, verschwand Daig durch die Tür und ließ Mar wütend zurück.
    Mar ahnte, dass sie es bald mit einer Horde Männer zu tun bekommen sollte, die versuchen würden sie vom Kampf abzuhalten. Die ihr Ketten anlegen würden, um sie aus allem herauszuhalten, aber wie schon zu Zeiten ihrer Gefangenschaft, ließ sich Mar nicht gefangenhalten.

    Daig marschierte in sein Zimmer, griff nach seinem Mantel und nach seiner Tasche und warf sich beides um.
    Edelbart, der endlich erwacht und auf dem Weg zu Mar war, um Worte zu wechseln, die schon seit langem überfällig gewesen waren, entdeckte die offene Tür und den sich rüstenden jungen Mann dahinter.
    „Du willst fort?“, brummelte der Baumeister, als auch Daig ihn entdeckte.
    „Ja.“
    „Und Mar?“
    „Sie bleibt hier.“
    „Weiß sie davon?“
    Edelbart war ebenfalls nicht dumm. An Daigs schnellen Bewegungen und der Art seines Gesichtsausdruckes konnte der Zwerg erkennen, dass sein Aufbruch spontaner Natur entsprach.
    „Nein.“
    Daig hielt seine Worte knapp und versuchte erst gar nicht sich zu erklären. Edelbart hätte dem jungen Mann, der seiner Tochter viel bedeutete, drohende Worte entgegenkommen lassen können. Gerade weil sein Bruder darauf angespielt hatte, dass die beiden wahrscheinlich mehr füreinander empfanden, als bloße Freundschaft, aber Edelbart tat nichts dergleichen. Er ahnte, dass der Drachenprinz es für seine Tochter tat und dafür war er ihm sogar dankbar. Natürlich sprach er das nicht aus.
    „Ich will, dass ihr sie hierbehaltet“, sagte Daig in einem Ton, der mehr als nur befehlend klang. Er wirkte fast schon drohend.
    „Wenn sie nur annähernd so ist wie ich, dann wird sie auf deine warnenden Worte keinen Kiesel geben.“
    „Ich habe auch nicht behauptet, dass ihr sie bitten sollt. Ihr werdet es einfach machen.“
    Edelbart schritt näher zu Daig. Sein Tonfall gefiel ihm immer weniger. Ein Jungspund, der ihm Befehle erteilte. Ihm, dem ehemaligen König der Zwerge und Baumeister des Untergrundes.
    „Soll das ein Ultimatum sein?“, knurrte Edelbart und baute sich vor Daig auf. Der Drachenprinz stoppte die Kontrolle deiner Habseligkeiten und schaute Edelbart mit ernstem Blick an.
    „Ihr alle könnt denken was ihr wollt, wie ich es meine. Sollte ich Mar im Grünwald vorfinden und ihr wird auch nur eines ihrer roten Haare gekrümmt, wird nach dem Krieg, wenn ich ihn denn überlebe, eine Eiszeit in den Höhlen der Zwerge anbrechen. Denn wir Könige der Drachen werden nicht abgesetzt, falls wir unsere Objektivität verlieren“, fauchte Daig.
    Beide Männer starrten sich in die Augen und Edelbart musste innerlich zugeben, dass ihm die Art des Drachen gefiel. Seine Worte weniger, aber die Einstellung war die eines Königs würdig. Mar hatte Edelbart während den Arbeiten von Daig erzählt, aber ihn viel weicher dargestellt. Vielleicht war diese Seite, die er ihm zu Teil werden ließ jene, die nicht einmal Mar kannte.
    „Wir Drachen haben immer zwei Gesichter, und glaub mir, das andere wird niemanden in engen Höhlen gefallen!“
    Daig schritt an Edelbart vorbei und verabschiedete sich mit nur wenigen Worten von Adelbart, aber überreichte ihm etwas. Adelbart sollte es Mar in zwei Tagen zukommen lassen, dann, wenn sie die achtzehn Winter vollenden sollte. Im Gegenzug forderte er ein Pferd, da eine Verwandlung in einen Drachen im Reich der Zwerge nicht möglich oder zu empfehlen gewesen wäre.

  • Ach ja, die Liebe :rolleyes: könnte so einfach sein und ist so verflixt kompliziert :pinch: und keiner von beiden hat Recht oder Unrecht, sondern einfach eine Meinung...

    Wunderschöner, gefühlvoller Teil. Und Daig tut mir langsam echt leid ;( Und ich bin überzeugt, dass er seine liebste wiedersehen WIRD, gar keine Frage, und das mitten auf dem Schlachtfeld. Der arme ^^ wird es nie leicht haben mit dem kleinen Sturkopf :D

    Weiter! *freut sich riesig auf das Kämpfen*


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Sodale *Rotstift herauskram* :sarcastic:

    Zitat

    Mars Gedanken kehrten zu den Geschehnissen zurück, bevor sie ohnmächtig geworden war und _ konnte kaum glauben, dass Edelbart ihr Vater sein sollte. Daig versicherte ihr, dass dieser Gedanken nicht einmal halb so befremdlich waren, wie sie ihr vorkamen.


    + sie
    Gedanke, außerdem Wiederholung

    Zitat

    Ein Mann, von dem sie noch lernen konnte und _ ihr half.


    +der

    Zitat

    So viele neue Eindrücke bekam die Zwergenelbin geboten, seit sie das Schloss verlassen hatte, das ihre Gedanken kaum noch Schritt halten konnten.


    dass

    Zitat

    Daig sah Mar an und wie ihr entschlossener Blick ihm verriet, dass sie ihm folgen wollte, egal welche Worte er ihr noch alles sagen würde.


    ihr entschlossener Blick verriet ihm
    alle - aber das Wort ist an dieser Stelle mMn überflüssig

    Zitat

    „Wir Drachen haben immer zwei Gesichter, und glaub mir, die andere wird niemanden in engen Höhlen gefallen!“


    das andere - du warst wohl noch bei Seite ^^

    Oha, Daig läuft einfach davon 8| Klar, er tut es für Mar, dennoch ...sollte er nicht lieber auf ihre Bedürfnisse eingehen? ;)
    Außerdem sollte er am besten wissen, dass er und auch die Zwerge sie nicht aufhalten können ^^

    • Offizieller Beitrag

    Daig ritt los. Er folgte den Tunneln, in denen die ersten Edelsteine unterwegs waren und schaute nicht zurück. Es wäre eine Lüge gewesen, wenn man behaupten würde, dass es ihm nicht leid tat, aber sein Herz hatte ihm dazu geraten. Unter den donnernden Hufen des Pferdes, versuchte er sich Worte zurecht zu legen, die das alles rechtfertigten sollten, aber Mar fühlte sich sicherlich einfach nur verraten. Er spornte immer wieder das Pferd an und sein Mantel peitschte dabei im Wind. Er wollte zurück, um endlich herauszufinden, wie nah sie dem Krieg schon waren. Aona war nicht die Seite, die ihn beginnen sollte, das dachte er sich bereits. In den Augen der Heerführer, der Könige aus allen Ländern, war in diesem Fall Verteidigung der beste Angriff.
    Als die junge Zwergenelbin herausfand, dass Daig verschwunden war, kämpfte sie mit allen Seiten in sich, die sie zur Verfügung hatte.
    Sie war wütend, traurig, enttäuscht, aber verstand ihn insgeheim sogar. Sie kämpfte gegen Tränen, Schreie und tiefe Seufzer. Trotzdem hatte sie nicht vor zu warten. Man hatte ihr nicht einmal Gelegenheit gelassen, sich von ihm zu verabschieden. Auf ein Wiedersehen konnte sie nur hoffen, wenn sie in Arnsheim blieb.
    Während sie sich mit Edelbart unterhielt und er ihr all die Geschichten über ihre Mutter erzählte, kam sie zum Entschluss, dass sie nicht auf einen Brief warten wollte, der ihr von Daigs Ableben berichten würde. Mit einer Äußerung hatte dieser nämlich falsch gelegen. Sie wollte sehr wohl jemanden schützen. Ihn. Sie wusste, dass sie dazu im Stande war, wenn auch nicht mit Schwert oder Bogen. Sie, Mar, hatte andere Möglichkeiten.
    So verzog sie sich wieder in den Keller. Eisern, wie ihr Vater, arbeitete sie Tag und Nacht. Edelbart konnte nur zuschauen und andererseits war er auch neugierig, was das Mädchen vorhatte.
    Er stand im Rahmen der Tür, als sich vor ihm ein erstes Holzgerüst auftat, verstärkt mit metallenen Verstrebungen.
    „Woran arbeitest du Kind?“, fragte er interessiert und Mar würdigte ihn mit wenigen Blicken.
    „Ich nenne es … den Drachenreiter.“
    „Drachenreiter?“
    „Ich baue nicht gerne Kriegsmaschinen, aber wenn es nötig ist, dann würde ich auch eine Maschine bauen, die alles auf einen Schlag beendet.“
    „Sie dient dem Krieg?“
    „Ja!“
    „Du sorgst dich um den Drachenburschen.“
    Mar fuhr herum und schaute ihren Vater an. Ihn als solchen zu bezeichnen lag ihr noch fern, denn ein Vater war immer ein anderer für sie gewesen und diesen Mann wollte sie nicht einfach so ersetzen. Vor allem nicht gegen einen, den sie noch nicht gut genug kannte und der sie noch nicht kannte.
    „Er ist kein Bursche!“, beschwerte sie sich. Daig hatte schon mehr Kreaturen getötet und Kämpfe bestritten als Edelbart und Adelbart zusammen, die noch nie ein Schwert selbst erheben mussten. Genau das warf sie ihm an den Kopf und griff nach einer Zange.
    „Gut, er ist ein Mann. Dann sorgst du dich eben um diesen jungen Mann. Was erhoffst du dir davon? Er hatte sich dazu entschieden, dich hierzulassen, was ich vollkommen unterstütze.“
    „Und ich habe entschieden darauf nichts zu geben.“
    „Er meint es doch nur gut.“ Edelbarts Ton gewann an Ernsthaftigkeit.
    „Und ich meine es besser.“
    „Heute ist der Tag der Sommersonnenwende. Der Tag deiner Geburt und du verbringst ihn im Keller. Du solltest ihn mit deiner Familie feiern.“
    „Ihr seid nicht meine Familie. Blut macht uns noch lange nicht dazu.“
    „Da gebe ich dir recht, aber ich bin dein Vater, ob es dir passt oder nicht und als solcher sage ich dir ...“
    „Was?“, schrie Mar auf und warf die Zange nach Edelbart, der sie gekonnt auffing. „Was sagst du mir? Wo warst du die letzten achtzehn Winter, um mir etwas zu sagen oder zu raten? Du hattest meine Mutter aufgegeben. Du hast dir nach ihrem Tod nicht einmal die Mühe gemacht nachzuforschen, was wirklich passiert war. Sie wurde selbst nur achtzehn Winter alt, so alt wie ich jetzt und ihr plötzlicher Tod kam dir nicht etwas seltsam vor? Du hast dich feige verkrochen. Daig hat mich gerettet. Er hat alle meiner Art gerettet und ich werde ihn wieder retten. Ich lasse ihn nicht dort draußen einfach sterben, so wie du meine Mutter hast sterben lassen!“
    Mar begann während ihrer Worte zu weinen. Ihre Stimme klang dabei heiser und so müde wie sie war, besaß sie kaum die Kraft die Lautstärke ihres Geschreis zu halten. Mit ihren Unterarmen wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, während die nachkommende Flut nicht aufhören wollte.
    „Und es gibt keinen Tag, an dem ich das nicht bereue“, gestand Edelbart mit seinen Augen beschämt auf den Boden gerichtet.
    „Und. Ich. Will. Nicht. Bereuen. Müssen“
    Als Edelbart wieder auf sah, blickte er in seine Augen. Jene Augen die sich von einem Vorhaben nicht abbringen lassen würden. Kurz ließ er die Zange in seiner Hand rotieren und lächelte seine Tochter an. Es hatte keinen Zweck. Alle klugen Worte prallten an ihr ab und sie fand immer die passenden Gegenargumente. Sie würde gehen, sie hatte das Alter und das Recht dazu. Edelbart blieb nur eine Wahl und steckte sich wieder einmal einen seiner Zahnstocher in den Mundwinkel.
    „Dann lass uns anfangen! Wenn ich dich nicht vom Schlachtfeld fernhalten kann, dann muss ich eben dafür sorgen, dass sie deinen Auftritt nicht so schnell vergessen werden, Drachenreiterin.“
    Mar erwiderte sein Lächeln zaghaft und nickte.
    „Weißt du, ich habe schon einmal einen Drachen geritten und rate mal welchen.“
    „Bitte erspare mir die Einzelheiten.“
    „Nein, im Ernst. Fliegen ist etwas Wunderschönes.“
    „Du weißt, dass ich diesen Bursch … Mann töten muss, sobald ich ihn sehe. Das steht im zwergischen Kodex, was Väter und Töchter angeht.“
    „Das hast du gerade erfunden“
    „Nein, ernsthaft. Da gibt es ein Gesetz … es hält sich nur niemand dran.“
    „Ja, und wie man an mir sieht, der König von damals auch nicht!“
    Nach einem kurzen Blick auf ihre Zeichnung, riss Edelbart überrascht seine Augen auf. Er wandte sich ihr zu und schüttelte erstaunt mit seinem Kopf, als würde er nicht glauben wollen, was sie im Begriff war zu bauen.
    „Du hast vor den Krieg zu gewinnen, Mädchen.“
    „Zumindest will ich ihn nicht verlieren, alter Mann!“
    Bevor Edelbart es vergaß, überreichte er Mar das, was Daig ihr zurückgelassen hatte. Der eigentliche Grund, warum er sie im Keller aufgesucht hatte. Es war ein goldenes Medaillon, welches Daig immer unter seiner Kleidung getragen hatte. Das Siegel der Eisdrachen von Kasul. Ein münzgroßer Anhänger, welcher sich drehen ließ. Auf der einen Seite die Augen einer Schlange, auf der anderen die Silhouette eines Drachen. Als die Kette durch Edelbarts Hand in ihre glitt, stieß sie einen Seufzer, verbunden mit einem Lachen, aus. Ein Eisdrache, der sich von Gold getrennt hatte. Daig hätte ihr mit Worten nicht mehr sagen können, als mit dieser Geste und mit diesem Geschenk. Sie atmete einmal tief durch und legte sich dann die Kette mit der Drachenseite nach oben um. Es war Zeit zu arbeiten, denn viel blieb ihnen davon nicht mehr.

  • :hmm: ich fand die beiden letzten Parts iwie etwas "zu schnell", die neuesten Entwicklungen wurden dem kommenden Krieg geopfert. Passt einerseits zur Geschichte, trotzdem fühle ich ich ein wenig um Edelbart/ Mar betrogen. Kopfkino brummte trotzdem. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

    • Offizieller Beitrag

    Keine Sorge, da kommt noch bissi was nach ... aber es ist ja die Chronik von Daig und Mar und net Edelbart und Mar :rofl:
    Familienbindungen brauchen Zeit ... ;) Mar ist nicht die Type, die ihrem verschollenen Vater einfach um den Hals fällt :hmm:

  • Ich glaube, was auch immer Mar baut, wird ziemlich gewaltig durch die Gegnerhorden pflügen ^^ Ich muss melli zustimmen, irgendwie kommt der Krieg zu schnell, das Leben ist ziemlich unfair zu Daig :S

    • Offizieller Beitrag

    *Ich habe den Namen Liar, in Lir geändert. Da der Bursche nur 5 mal erwähnt wurde und das in einem Abschnitt, dürfte das jetzt nicht so schlimm sein, aber beim Schreiben kam selbst ich mit Liam und Liar durcheinander und wollte doch etwas mehr Unterschied schaffen ;)


    Planen, bauen, schmieden, retten, alles war in vollem Gange. Ganz Aona rüstete sich. Helden im großen Lager, Held hoch zu Ross. Sie alle hatten nur ein Ziel: ihre eigene Freiheit. Das bedeutete die Götter zu schlagen und sich von ihrer Willkür zu befreien. Aber nicht nur Aona wollte sich ihrer entledigen. Auch Wendegor hatte nicht vor, sich und sein Volk erneut unterjochen zu lassen.
    Über dem Götterberg schwebte derweil schwarzer Rauch. Verursacht von den Schmieden, die für die Gegenseite arbeiteten. Der düstere König von Eona hatte fast seinen gesamten toten Kontinent nach Aona eingeladen und sie hatten nicht vor, diesen so schnell wieder zu verlassen. Die Schönheit der Landschaft und der Reichtum an Ressourcen beeindruckte jeden einzelnen der Gargoyles.
    Begierig dieses Land zu erobern, streckten sie ihre Hand danach aus und verfolgten ihre eigenen Pläne, ohne dass es die Götter mitbekamen.
    In den dunkelroten Zelten, verziert mit schwarzen Stickereien, die einer seltsamen Fledermaus ähnelten, halb Mensch, halb Kreatur der Nacht, traf sich der Kriegsrat und Athos wollte wissen, wann die Armeen des Königs bereit waren loszuziehen.
    „Habt Geduld, Gott des Meeres“, flüsterte der König und nahm seinen Helm ab. Narben überzogen sein gräuliches Gesicht und zeugten davon, dass er mehr als nur eine Schlacht in seinem Leben gewonnen hatte. Denn wenn er eine verloren hätte, hätte er nicht vor Athos stehen können. Die Rasse der Gargoyles kannte keine Gnade, kein Erbarmen. Der Feind starb immer, ausnahmslos. Wer verlor wurde hingerichtet. Deshalb war jeder Gargoyle willens zu gewinnen.
    „Eure Männer sind gut gerüstet, wie ich sehe. Wann plant ihr loszuziehen?“ Der Gott forderte eine Antwort. Wendegor verließ mit ihm das Zelt und schritt zwischen seine trainierenden Krieger hindurch.
    „Zuerst machen wir uns mit ihrem Terrain bekannt. Wo sind ihre Städte, wo ihre Lebensadern.“
    „Das können wir euch auch alles verraten“, konterte Athos und beobachtete, wie die Männer auf sich einschlugen, als seien sie schon im Krieg. Das war kein Training für den Gott. Es glich bereits einer Auslese. Blut spritzte, wenn die Fäuste der Männer das Gesicht eines der ihren trafen und niemand gab klein bei. Nur die Stärksten durften sich einen Namen auf dem Schlachtfeld machen.
    „Das nutzt uns nichts. Ihr kennt das Land, aber wir nicht. Unsere Feinde sind im Vorteil. Sie kennen ihre Wälder, ihre Verstecke und dunkelsten Winkel, wir nicht und deshalb müssen wir eigene Vorkehrungen treffen.“
    „Hmm“, gab Athos skeptisch von sich. Er befürchtete, dass Aona zu viel Zeit hatte sich vorzubereiten, aber das störte Wendegor nicht. Er war sich sicher, dass seine Armee triumphieren würde. Tantar hatte Wendegor von der Ehre und vom Stolz ihrer Gegner erzählt und welche Ideale sie verfolgten. Alles Schwächen, wie Wendegor fand. Die einzige Ehre, die sein Volk kannte, war es seinem Feind mit einem gezielten Streich zu töten. Ihm den Kopf von den Schultern zu schlagen, ohne das Blut spritzte, war bei ihnen eine Sache, auf die man stolz sein konnte.
    Zwischen all den Männer hörte Athos plötzlich zwei höhere Stimmen. Sie klangen wie die von Kindern an und dann entdeckte er deren Ursprung. Hinter einem der anderen Zelte kämpften zwei Jungen gegeneinander. Der Ältere von beiden saß auf dem Jüngeren und schlug ihm ungehalten ins Gesicht, während sich der Kleinere unter ihm wandte.
    „Lir?“, brüllte Wendegor und Athos erkannte den älteren Jungen. Es war der gleiche, der auch in seinem Thronsaal Tantar Furcht eingejagt hatte. Langsam und grinsend drehte der unheimliche Junge seinen Kopf zu seinem Vater um, wobei wieder diese blutroten Augen aufleuchteten. Diesen Moment nutzte der Jüngere aus und schlang seine kräftigen Waden um den Hals von Lir und riss ihn um. Wendegor beschleunigte seinen Schritt und hob beide Jungen an ihrer Stoffkleidung hoch.
    „Was hatte ich euch beiden gesagt, ihr Hurensöhne? Es wird sich nicht auf dem Boden geprügelt wie alte Frauen. Entweder ihr schlagt euch mit euren Waffen nieder oder fangt von vorne an.“
    Der König setzte seine beiden Söhne ab und reichte ihnen scharfe Messer. „Wer die erste Narbe erhält, hat verloren und reist zurück nach Eona. Dort darf derjenige in Schande mit den Müttern speisen!“
    „Wer ist der andere Junge?“, fragte Athos angewidert von den Erziehungsmethoden seines Heerführers.
    „Das ist mein jüngerer Sohn Liam und Lirs größter Konkurrent auf den Thron.“
    Liam schaute zu Athos auf und selbst in dem Blick des sechs Winter alten Jungen lag schon Verachtung. Er spottete über ihn, indem er seine gräuliche Hautfarbe in die des Meeresgottes wandelte und dann nur kalt grinste. Als seien die Götter leicht nachzuahmen gewesen.
    Der Junge mit den brünetten Haaren musterte ihn. Liam besaß bereits die gleiche kalte Maske wie sein Bruder und wischte sich bloß noch das Blut eilig aus den Mundwinkeln, bevor er erneut gegen diesen antrat. Bei solch einem Anblick bekam selbst Athos Zweifel an seinem Plan. Solche Augen würden sich niemals einem Gott beugen. Eher würden sie alle sterben, aber noch konnte sich der Gott des Meeres ihrer nicht entledigen. Er brauchte die Krieger. Athos war nicht gänzlich von Sinnen gewesen, als er das Portal geöffnet hatte. Sagen wir, er hatte für einige Sicherheitsvorkehrungen gesorgt, die er aber nicht einmal Tatar mitgeteilt hatte. Auf Seiten des Feindes von Aona vertraute niemand Niemandem. Eine Tatsache, die alles entscheiden konnte.
    Wendegor schaute auf seine Jungen hinunter, als diese schreiend aufeinander zurannten und ihre Klingen kreuzten. Lir besaß auf Grund der zwei Winter Unterschied mehr körperliche Kraft, was für Liam bedeutete, dass er sich von ihm nicht treffen lassen durfte. Er musste wendiger sein, schneller und berechnender. Die Schwächen seines Feindes kennen, das wollte auch Wendegor. Und wenn er nur wenig Schwächen fand, dann musste er ihre Stärken gegeneinander richten. Er hatte Späher ausgesandt, die genau das für ihn herausfinden sollte und so lange er nicht vollkommen über Aona aufgeklärt war, wollte er seine Armeen nicht blindlings in einen Krieg schicken. Denn neben Muskelkraft, war ein scharfer Verstand unverzichtbar.
    Ein scharfer Verstand, den auch Liam besaß. Lir war schon wieder dabei, seinen Bruder in die Ecke zu drängen.
    Mit dem kurzen Schwert zwang der Achtjährige den Sechsjährigen zwischen zwei Zelte und versuchte seine Arme zu treffen. Der staubige und erdige Boden gab nur wenig Halt, da bereits all das Gras unter den Füßen der Krieger niedergetrampelt worden war. Es wurde kälter, aber es war trocken. Liam stolperte rückwärts und musste darauf achten, nicht auszurutschen, während er den schlagenden Bewegungen seines Bruders auswich. An dieser Schlacht teilzunehmen war selbst schon für die Kinder des Königs eine große Ehre, aber es durfte nur einer in Aona bleiben. Wendegor war streng, aber nicht dumm. Zwei seiner drei Söhne eventuell dem Krieg zu opfern kam nicht in Frage. Zuerst stand für ihn fest, dass der Älteste ihm folgen sollte, aber der Jüngere war damit nicht einverstanden gewesen und wie alles, sollte auch dies im Kampf entschieden werden. Liam stand in der Beuge da. Er beobachtete die Schläge seines Bruders, schätzte sie ab und wich immer noch aus. Bis er gegen ein Seil der Zelte stieß, die im Boden verankert waren.
    Es gehörte zu einem Vordach und Liam schritt darunter, während Lir ihm folgte. Athos beobachtete ihr Treiben und ertappte sich dabei, wie er lächelte. Er ahnte, was der kleine Junge vorhatte. Gerissenes Kerlchen, dachte er sich.
    Noch ein paar Schritte wartete Liam ab, bis er sich zur Seite warf und die Seile blitzschnell durchtrennte. Mit einem Fuß trat er die Holzstange um, welche es stützte. Das Stoffdach sackte zusammen und begrub Lir. Liam rollte sich weg und umfasste fest den Knauf seines Messers und schnitt in den Stoff, woraufhin ein kurzer Schrei seines Bruders ertönte.
    „Genug!“, blökte Wendegor dazwischen und riss seinen Sohn aus dem Stoff empor. Blut tropfte diesem auf den linken Lederschuh und die Wunde an seiner Wade war nicht zu übersehen. Diese sollte wirklich eine Narbe geben.
    „Du hast verloren, Lir“, entschied Wendegor und stieß seinen Sohn in Richtung seines Zeltes, um ihm zum Gehen aufzufordern. Mit wütenden Blick verharrte dieser auf seinem jüngeren Bruder, der ihn nur abfällig anlächelte.
    „Wenn du zurückkehrst, bringe ich dich um!“, drohte Lir beleidigt und Liam spuckte ihm vor die Füße.
    „Vorher pinkle ich auf deine Leiche“, antwortete Liam und warf ihm auch sein Messer hin, damit er sein Blut daran entdeckte und der Niederlage ins Auge sehen musste.
    „Reizende Kinder ...“, murmelte Athos und drehte sich um. „Ich erwarte in den nächsten Stunden, dass ihr mir den Zeitpunkt mitteilen könnt, wann ihr vor habt mit den Angriffen zu beginnen, Wendegor“, rief Athos ihm nach und begab sich zurück zu Götterberg, um auch seinen Geschwistern mitzuteilen, wie die Dinge standen.