Eine Welt ohne Namen - Die 1. Reise

Es gibt 263 Antworten in diesem Thema, welches 78.123 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. November 2023 um 19:13) ist von Rainbow.

  • Ja, ihr hattet recht, Gnark geht es gut. :D Ich war etwas verwundert, dass ihr mir seinen Tod so gar nicht abkaufen wolltet. Aber es war interessant, eure Kommentare dazu zu lesen. ^^
    Aber Achtung, wenn ihr glaubt, ich bringe in meinen Geschichten keine netten Leute um, dann werdet ihr euch irgendwann wundern. :evilgrin:
    Alopex Lagopus: Du meinst also, dass das ein alter Bekannter ist. 8| Damit hast du recht und ich kann dir sogar sagen, dass du ihn mit Namen kennst. :thumbup: Ich weiß jetzt nicht, wie gut du dich in der Geschichte auskennst, denn ich brauche ja einige Zeit um sie hier hochzuladen. Aber theoretisch kann man darauf kommen, wer das war. ;)


    Volles Risiko


    Maja lugte aus dem Wald heraus. Gnark hatte Recht, diese Wiese war wahrscheinlich schwerer zu überqueren, als der Fluss dahinter.
    „Könntest du dich nicht noch einmal verwandeln?“, fragte sie.
    „Unmöglich. Ich bin schon jetzt völlig fertig.“
    Sie kratzte sich am Kinn. Das war ein ziemlich großes Problem. Gnark konnte natürlich hier bleiben. Wie Leas gesagt hatte, er hatte mit der Sache eigentlich nichts zu tun. Aber der Baum würde damit wahrscheinlich nicht einverstanden sein. Außerdem wollte Maja ihn gerne dabei haben, denn in seiner Nähe fühlte sie sich sicherer. Warum musste die Wiese nur so groß sein? Und warum mussten so wenige Bäume darauf stehen? Sie zählte. Genau zehn. Eine Zahl, die zu hoch war, um ständig nachzuzählen, aber auch zu niedrig, um die Bäume als Einheit wahrzunehmen. Sie schaute zu Gnark und beobachtete, wie ihm im Zeitraffer neue Blätter wuchsen, dunkelgrün, wie sie die Bäume um sie herum trugen. Das war es.
    „Gnark, glaubst du, denen fällt auf, wenn auf dieser riesigen Wiese ein Baum mehr steht? Einen Versuch wäre es doch wert. Vielleicht dauert es ein bisschen länger, aber so weit ist es schließlich auch nicht.“
    Gnark schüttelte sich bei dem Gedanken. „Du meinst, wir sollen so tun, als sei ich einer dieser Bäume?“
    „Warum nicht? Wenn du dich ganz unmerklich bewegst ... Es ist stockduster, das merkt keiner. Ich glaube nicht, dass die sich die Mühe machen und die Bäume zählen.“
    „Das klappt nie im Leben.“
    „Wir können es wenigstens versuchen. Aber wenn du nicht willst, dann gehe ich eben alleine. Das Gras ist hoch genug, um mich zu verstecken.“
    „Nein, das geht nicht. In dieser Wiese treiben sich seltsame Geschöpfe herum, irgendwelche Raubtiere. Dich allein gehen zu lassen wäre zu gefährlich. Wir versuchen es mit deiner Methode. Komm, steig auf!“
    Maja kletterte in die mittlerweile dicht belaubte Krone von Gnark. Hier oben hatte sie eine hervorragende Aussicht, aber sie war sich auch sicher, gut versteckt zu sein.
    „Würdest du im Notfall noch einmal eine Verwandlung schaffen?“, fragte sie.
    „Hmm. Auf jeden Fall könnte ich danach wahrscheinlich keinen Schritt mehr tun.“ Er begann, sich aus dem Wald zu schieben, ganz langsam und unmerklich.
    „Wenn wir entdeckt werden“, sagte Maja, „rettest du dich selbst. Mir wird schon irgendetwas einfallen, aber du musst dann verschwinden.“
    Gnark grunzte. „Aus deinem Mund klingt das irgendwie seltsam, wenn man bedenkt, dass du mir, wenn ich eines hätte, nicht einmal bis zum Kinn reichen würdest.“
    „Ich meine es ernst Gnark.“

    Sie kamen sehr langsam voran, aber immerhin kamen sie voran. Maja überlegte, wo Karim und Jinna jetzt wohl waren. Wenn sie Recht hatte, waren sie heute Abend angekommen oder würden es noch tun. Aber da Maja sie nicht eingeholt hatte waren sie mit Sicherheit vor ihr. Hoffentlich war ihnen nichts passiert. Das Problem war, dass Andraya immerhin groß genug war, um darin ewig aneinander vorbei zu laufen.
    „Gnark, wo sind deine Augen?“, fragte sie irgendwann, nachdem ihr aufgefallen war, dass diese sich nicht am Stamm befanden.
    „Vorne und oben.“
    Maja sah nach oben. Es war immer noch bewölkt und man konnte keinen einzigen Stern sehen.
    „Weißt du wie spät es ist?“
    „Kurz nach Mitternacht. Gib mir noch zwanzig Minuten.“
    Zeitangaben in dieser Welt waren für Maja ein Rätsel. Fast niemand hatte eine Uhr, trotzdem wusste jeder etwas damit anzufangen. Maja sah wieder nach vorne. Hinter dem Fluss war, etwas westlich von ihnen, ein Lager mit vielen schwarzen Zelten. Es passte sich der Nacht perfekt an und wäre kaum sichtbar gewesen, wenn darin nicht in regelmäßigen Abständen Fackeln geleuchtet hätten. Um das Lager herum patrouillierten Wachen. Links und hinter dem Zeltlager war ein kleines Gebüsch, das dicht am Fluss endete.
    „Kannst du eigentlich schwimmen?“, fragte Maja Gnark.
    „Natürlich kann ich schwimmen. Die Frage ist nur, ob die das nicht merkwürdig finden, wenn sich ein sechs Meter hoher Baum ins Wasser schmeißt.“
    Maja blickte nach links und sah, dass dort, nicht weit entfernt, ein weiteres Zeltlager aufgebaut war. In die Richtung konnten sie also nicht ausweichen und es war besser, hierzubleiben, weil auf der anderen Seite des Flusses das Gebüsch war.
    „Wir müssen es riskieren. Ich kann die Gesichter von den Wachen da sehen, also kann ich dir sagen, wann sie weggucken.“
    Ob es zwanzig Minuten waren oder nicht, irgendwann standen sie jedenfalls am Fluss.
    „Die kennen keine Kampfbäume, oder?“, sagte Maja, während sie die Wachen beobachtete. Mehrere von ihnen waren mittlerweile auf sie aufmerksam geworden. Sie blieben öfter stehen und beobachteten den Baum. Wahrscheinlich fragten sie sich, ob der schon immer da gestanden hatte. Aber niemand schlug Alarm.
    „Nur wenige Menschen kennen uns“, antwortete Gnark, „aber es muss nur einer von denen dabei sein und wir sind aufgeschmissen.“
    „Jetzt!“, zischte Maja. Alle Wachen hatten die Gesichter abgewandt und Gnark rutschte in den rauschenden Fluss. Er war nicht besonders tief. Maja bekam nicht einmal nasse Füße, aber jetzt sahen sie so auffällig aus, dass man sie einfach nicht mehr ignorieren konnte. Gnark wurde schneller, doch er hatte ganz schön gegen die Strömung anzukämpfen.
    Sie hatten Glück. Keine der Wachen drehte sich um und sah in ihre Richtung. Dann hatten sie das andere Ufer erreicht und Gnark stand tropfnass zwischen den Sträuchern. Einer der Wachleute rief etwas und zwei andere kamen zu ihm. Sie diskutierten heftig miteinander und zeigten dabei ständig auf Gnark. Maja wagte nicht sich zu rühren.
    „Versteck dich irgendwo“, flüsterte Gnark und es klang wie ein Wispern des Windes. „Die kommen gleich her.“
    Seine Wurzeln gruben sich tief in die Erde und sein Gesicht verschwand. Maja saß auf einem, wie es schien, ganz normalen Laubbaum.
    Sie kletterte auf die Rückseite des Baumes und sprang hinunter, dann duckte sie sich in die Büsche und versuchte, so schnell wie möglich einen größtmöglichen Abstand zwischen sich und Gnark zu bringen. Sie machte einen großen Bogen und schlich sich dann von hinten an das Lager an. Sie hatte das Gefühl, ein wenig mehr Wissen könne ihr nicht schaden, deshalb hatte sie vor, die Soldaten und Grünen Ritter ein wenig zu beobachten.

  • Ja, so ein Kampfbaum ist schon ein nützlicher Begleiter, die beste bewegliche Tarnung, die man haben kann :D Die Diskussionen im Lager würde ich gerne hören, wenn sich alle über den Baum wundern, und ob der schon immer dort gestanden hat ^^
    Was den alten Bekannten angeht, ich meine, Maja hat so einen im Trenchcoat doch schon einmal am Feuer beobachtet, als sie sich in die Nähe des Schwarzen Weges geschlichen hat ;) Ich komme nur nicht mehr auf den Namen.

    • Offizieller Beitrag

    AAAHHH da ist er ja ^^
    Gnark :D
    Super, dass er überlebt hat. :thumbsup:
    Ich finde das Zusammenspiel zwischen den beiden wirklich gut und es kommt eine Langeweile auf.
    Zu dem Großschreiben der Namen - Ja, ich dachte mir hinterher, dass das ein Eigenname ist ^^ Also alles Okay, keine Ahnung, warum mir das nicht gleich kam.
    Ich hoffe nur, dass ihre Beobachtungsaktion nicht schiefgeht 8|

  • Alopex Lagopus: Du bist leider nicht mal nah dran. Aber früher oder später wird es aufgelöst.


    Der Koloss von Andraya


    Die Reiter führten Karim und Jinna über die Wiese in Richtung mehrerer dunkler Zelte. Ein Floß brachte sie über den Fluss. Im Lager wurden sie durchsucht und schließlich in eines der größten Zelte geführt. Es hatte in der Mitte einen großen Stützbalken, von dem unter dem Zeltdach vier waagerechte Balken ausgingen, die die Ecken stützten. An diesen hingen breite Stoffbahnen und teilten das Zelt in vier kleine Bereiche auf. Karim und Jinna wurden die Hände zusammengebunden, dann führte man sie in den hintersten dieser Bereiche. Drei der Männer, die sie hergebracht hatten, verließen das Zelt, darunter die beiden Grünen, der vierte blieb und sprach mit einem anderen, der wohl aus Neugierde hereinkam.
    „Wir haben sie in den Wiesen aufgegriffen.“
    „Und wer sind sie?“
    „Ich habe keine Ahnung, aber ich vermute, es ist das Übliche.“
    „Das Übliche?“
    „Du bist neu hier, daher weißt du es vermutlich noch nicht, aber hier tauchen öfter mal Menschen auf, die irgendwelche dummen Sachen vorhaben, Freunde aus den Minen befreien und so. Ab und an versuchen sie auch Anschläge auf Fürst Dreizehn zu verüben. Aber das hier sind die jüngsten, die ich jemals aufgegriffen habe. Die Kleine hier ist doch höchstens … dreizehn oder vierzehn.“
    Der Neue kratzte sich am Kopf. „Und was machen wir jetzt mit ihnen?“
    „Was wir mit allen machen, die wir in der Wiese aufgreifen. Wir schicken sie zum Taumelberg.“
    Karim senkte den Kopf. Jetzt sollte er doch noch dort landen, wo der Grüne Ritter ihn ursprünglich hatte hinbringen sollen.
    Die zwei banden Karim und Jinna an einem Zeltpfosten fest, dann gingen sie und ließen sie alleine.
    „Was sollen wir jetzt tun?“, flüsterte Jinna.
    Karim schüttelte den Kopf. Sie konnten nichts mehr tun.
    Man hatte ihnen keine Fackel oder eine andere Lichtquelle da gelassen, zu ihnen drang nur durch die Zeltwand der flackernde Schein von Laternen, die in einem anderen Teil des Zeltes brannten. Zwischendurch konnten sie die Schatten von Personen vor diesem Licht erkennen. Stimmen hörten sie keine. Wer auch immer sich noch in dem Zelt aufhielt sprach nicht.
    „Glaubst du, sie belauschen uns?“, flüsterte Jinna so leise sie konnte.
    „Ich glaube nicht, dass sie uns für wichtig genug halten um uns zu belauschen. Und wenn sie etwas wissen wollten, könnten sie es einfach aus uns herausquetschen.“
    „Ich dachte, sie würden das tun. Karim, ich hatte solche Angst. Aber sie wollten nicht einmal unsere Namen wissen. Sie interessieren sich gar nicht für uns.“
    Karim nickte düster. Sie wurden wie wertlose Gegenstände behandelt, allenfalls noch tauglich um zu arbeiten – im Taumelberg. Jinna lehnte sich gegen seinen Arm und er spürte ihre Tränen auf der Haut. Er zerrte ein wenig an den Fesseln an seinen Händen, aber es war zwecklos. Wie sollten sie aus diesem Schlamassel herauskommen?
    Sie saßen lange im Dunkeln, aber wie lange genau es war, konnten sie nicht sagen. Durch die Dunkelheit und ihr regungsloses Sitzen verloren sie jegliches Zeitgefühl. Irgendwann fing im Nebenraum jemand an, Pfeife zu rauchen, und der Rauch füllte das ganze Zelt wie dicker Nebel. Jinna bewegte sich kein einziges Mal. Sie war still wie eine Statue. Karim vertrieb sich die Zeit damit, zu versuchen, seine Fesseln zu lösen, aber er wusste, dass es sinnlos war. Dann kam jemand zu ihnen herein. Zuerst konnten sie durch den dichten Rauch sein Gesicht nicht sehen, dann kam er zu ihnen herüber und band sie los und sie sahen, dass es einer der Männer von vorhin war. Er zog sie auf die Füße.
    „Was haben sie mit uns vor?“, fragte Jinna. Der Mann beachtete sie nicht.
    „Sie können doch nicht einfach ... wollen sie nicht einmal wissen, was wir hier wollen?“
    „Das interessiert mich nicht. Ihr seid hier eingedrungen und habt die Folgen zu tragen. Alles andere interessiert hier niemanden.“
    „Mich schon.“ Die Stimme kam Karim merkwürdig bekannt vor. Sie gehörte zu einem großen, breiten Mann, der nun mit einer Fackel herein kam. Er trug eine schwarze Hose aus einem sehr festen Stoff und eine zu enge, ebenso schwarze Jacke. Dies und der Umstand, dass der Mann, der sie losgebunden hatte, eilig vor ihm zurückwich sagten ihnen, dass der Neue von der Schwarzen Garde kam. Die Fackel, die er in der Hand hielt beleuchtete sein Gesicht auf eine unheimliche flackernde Art. In dem Wechselspiel von Licht und Dunkelheit konnte man es kaum erkennen, aber Karim war sich sicher: Er hatte den Mann schon einmal gesehen und zwar in dem Haus in dem Matthias gelebt hatte. Maja hatte ihm den Namen Koloss gegeben. Karim atmete hörbar ein und drückte sich gegen die Zeltwand. Das Gesicht hatte er zu Boden gewandt und er hoffte, dass Jinna dasselbe tat. Wenn der Koloss sie erkannte, wusste er auch, dass Maja in der Nähe war. Jinna schaute nicht zu Boden, sie starrte an dem Koloss hinauf. Er war mit Sicherheit nicht der größte Mensch, dem sie je begegnet war und auch nicht der dickste, aber seine breiten Schultern und die Muskelpakete an seinen Armen ließen ihn bedrohlich wirken. Der Koloss beugte sich zu ihr herunter und starrte ihr ins Gesicht. Dann packte er Karim grob an den Haaren und riss seinen Kopf hoch, sodass er ihm ebenfalls ins Gesicht sehen konnte.
    „Ihr seid die zwei Rotznasen, die mit Maja Sonnfeld zusammen waren“, sagte er schließlich. „Wo ist sie?“
    Die Geschwister schwiegen.
    „Wo ist sie?“, brüllte der Kerl so laut, dass Jinna erschrocken zusammen zuckte.
    „Wir kennen sie nicht“, rief sie. „Wir haben keine Ahnung wovon du sprichst.“
    „Ich habe ein ausgesprochen gutes Gedächtnis und auch wenn ihr damals noch nicht so verwahrlost aussaht wie jetzt, erkenne ich euch. Da war damals noch ein kleiner Junge dabei, den würde ich auch mal gerne wieder sehen, ich habe noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen. Wochenlang hatte ich ein Horn von seiner Steinschleuder. Und Tabea war da, na, erinnert ihr euch jetzt? Große Frau, langes weißes Haar, hat meinen Kumpel zusammengeschlagen.“
    Jinna schluckte. Sie musste sich eine strukturiertere Ausrede einfallen lassen. Sie durfte Maja nicht verraten. Was hatten sie und Tabea ursprünglich vorgehabt?
    „Gut“, sagte sie, „wir haben sie damals begleitet, aber nur bis sie bei den Kamiraen angekommen waren. Dort haben wir uns verabschiedet.“ Jinna wollte sich noch etwas ausdenken, womit sie ihre Ausrede ein wenig ausschmücken konnte, aber der Koloss ließ sie gar nicht erst ausreden.
    „Nette Geschichte. Aber Maja Sonnfeld ist niemals bei den Kamiraen angekommen, sonst würde Tabea nicht vor ihrer Haustür sitzen. Ich weiß, dass sie abgehauen ist.“
    „Sie ist nach Hause gegangen“, sagte Jinna. „Wir sind an einem Welten-“
    „Halt endlich den Mund du Göre“, zischte der Koloss und gab dem anderen Mann, der sich im Hintergrund gehalten hatte, aber immer noch im Raum war ein Zeichen. Dieser zog ein Messer und hielt es Jinna an die Kehle. Jinna verkrampfte sich und starrte ihn entsetzt an.
    „Geht doch“, sagte der Koloss zufrieden und wandte sich Karim zu, dessen Kopf er immer noch an den Haaren in den Nacken zog, sodass der Junge die dunkelblaue Zeltdecke ansah. Aus den Augenwinkeln konnte er aber gut erkennen, wie der eine Mann Jinna bedrohte. Außerdem konnte er in die Augen des Kolosses sehen. Er sah wilde Entschlossenheit, Wut und auch ein wenig Angst darin. Aber sicher nicht vor ihnen. Karim nahm an, dass Fürst Dreizehn ihm die Hölle heiß machen würde, sollte er Maja nicht fangen.
    „Sag mir wo sie ist“, sagte der Koloss, „und diesmal will ich keine Lügen hören, sonst stirbt deine Schwester.“
    Karim starrte an die Decke. Wenn er die Wahrheit sagte, würde man Maja finden und töten, aber wenn er jetzt etwas Falsches sagte und der Koloss kam dahinter … Wer wusste schon, welche Informationen er noch über sie hatte. Es war zu riskant ihn noch einmal zu belügen.
    Der Koloss zog Karim den Kopf noch weiter nach hinten und er hatte schon Angst, dass er ihm den Hals brach. Er musste sich entscheiden; und zwar jetzt.
    „Karim sag ihm nichts!“, schrie Jinna plötzlich. „Es hat doch eh keinen Sinn, sie werden uns - “ Der Mann mit dem Messer legte ihr eine Hand auf den Mund und erstickte ihre Schreie. Sie zappelte herum und versuchte, sich zu befreien, aber er schüttelte sie so heftig durch, dass Karim ihre Zähne klappern hören konnte.
    „OK, ich sag es ja schon“, sagte Karim und hörte den Mann mit dem Messer mit Jinna ringen, die jetzt offenbar versuchte, ihm in die Hand zu beißen.
    „Sie ist in einer Höhle, zwei Tagesmärsche von hier am Fluss. Wir mussten sie zurücklassen, weil sie von einem Kranzstecher gestochen worden ist und das Gift nicht verkraftet hat. Sie hat starkes Fieber und wird wahrscheinlich erst in einer Woche wieder fit sein. Wir wollten nicht so lange warten, deshalb sind wir weitergegangen.“
    „Wo genau ist diese Höhle und wie sieht sie aus?“
    „An der Stelle liegen ziemlich viele Trümmerteile am Flussufer herum. Ihr geht von dort aus nach links, dann kommt eine Schlucht und irgendwo am Boden ist eine Falltür.“
    Der Koloss ließ ihn los und auch der andere steckte sein Messer ein und nahm die Hand aus Jinnas Gesicht. Sie blutete an der Lippe. Offenbar hatte sie sich aus Versehen selbst gebissen, statt den anderen.
    „Binde sie wieder fest“, sagte der Koloss. „Sie werden nirgendwo hin gebracht, bevor ich wieder zurück bin. Postiert eine Wache vor dem Zelt. Ich glaube zwar nicht, dass der Junge gelogen hat, er ist zu feige dazu und unter Druck nicht so kreativ wie seine Schwester, aber ich will sicher gehen. Er verschwand aus dem Zelt und der andere fesselte sie wieder, bevor auch er ging.
    Als er das Zelt verlassen hatte, drehte Jinna sich zu Karim um und fauchte ihn an. „Hast du den Verstand verloren? Wie konntest du Maja verraten? Deinetwegen wird sie sterben!“
    Es war ihr egal, wer ihnen zuhörte, sie war so wütend auf ihren Bruder, dass sie ihn am liebsten erwürgt hätte, hätte sie nur die Hände freigehabt.
    „Jinna, er wollte dich umbringen“, sagte Karim. „Und außerdem-“
    „Wir werden eh nicht mehr lange leben“, schrie Jinna. „Ich sterbe lieber hier als im Taumelberg. Du hast eine Kamiraen verraten. Mama hat immer gesagt - “
    „Mama hat mir immer gesagt, ich soll dich beschützen.“
    „Mir war es scheißegal, ob er mich umbringt.“
    „Das sagst du nur, weil du so jung bist. Du hast keine Ahnung was es heißt zu sterben.“ Sie wollte ihn schon wieder unterbrechen, aber dieses Mal ließ er sie nicht reden. „Und außerdem habe ich Maja nicht verraten. Schau mal nach oben.“
    Jinna funkelte ihn mit mahlendem Kiefer wütend an und warf widerwillig einen Blick nach oben. Sofort klappte ihr Mund auf und ihre Augen wurden groß wie Nunas.
    Dort oben auf einem der Querbalken des Zeltes hockte Maja, die Arme auf die Knie gestützt. Sie hatte einen dunklen Umhang um die Schultern geschlungen. Ihr Haar war zum ersten Mal seit langem gekämmt und auf ihren Lippen trug sie ein breites Lächeln. So wie sie dort saß, kam sie Jinna wie ein Schutzengel vor.

  • Ja, Maja hat er nicht verraten, dafür aber Leas. Naja, viel Symphatie habe ich eh nicht zu ihm aufgebaut bekommen ^^
    Aber gut, jetzt ist der Koloss erstmal abgelenkt, und die Truppe endlich wieder vereint - jedenfalls fast. Matthias ist immer noch bei den Gestaltwandlern :S

    • Offizieller Beitrag

    Hey Dinteyra,

    ich hab's geschafft! Ich bin auf dem neusten Stand :party2:

    Okay, das wird dich wohl weniger interessieren, aber ich musste das einfach mal sagen. :D
    Und heiliger, hast du dir da eine Welt zusammen gesponnen. Maja und die anderen haben absolut keine ruhige Minute und rutschten von einem, ich nenne es mal Abenteuer, ins nächste. Du weißt wirklich, wie man die Leser mitreißt. Sogar in den ruhigen Abschnitten wirfst du immer wieder Fragen auf. 8| Dein Einfallsreichtum, wie du der Gruppe und auch allen anderen Charakteren immer wieder neue Steine in den Weg werfen kannst, scheint unbegrenzt. O.o Findet bei mir auf jeden Fall Anhang :thumbsup:


    Du schreibst sehr bildhaft und eigentlich ließ sich die ganze Geschichte ziemlich flüssig lesen und obwohl es doch schon relativ viel ist, hatte ich keine Probleme auch nach längerer Lesezeit das Kopfkino beizubehalten. ;) Nur an einem Teil hatte ich mal meine Schwierigkeiten weiter zu lesen. Das war der Abschnitt nachdem sich Maja und die anderen von Tabea getrennt hatten, bis sie bei Tamor ankamen. Ich weiß auch nicht, zwar kommen da immer Fragen auf und es passiert auch genug, aber irgendwie hat mich die ganze Sache dennoch nicht richtig mitgezogen. Ich kann jetzt aber auch überhaupt nicht sagen, woran es lag. :hmm: Vielleicht lag es daran, dass ich die Schwarze Garde irgendwie nicht mehr wirklich ernst nehmen konnte, da die einfach immer und überall aufgetaucht ist und es mich schon gar nicht mehr überrascht hat. Anfangs hatten die Freunde ja wirklich nur ihre Probleme mit ihr. (haben sie auch jetzt noch, aber irgendwie ist durch die fremden Rassen und auch teils andere Probleme jetzt mehr Abwechslung drin, oder, ach keine Ahnung :D )
    Jedenfalls haben mich die vielen Szenewechsel danach dann wieder mitreißen können und ich wollte unbedingt wissen, wie es mit wem, wo, weiter geht. Also super gemacht :thumbsup: Bin wirklich gespannt, was sie alle noch für eine Rolle spielen werden.

    So, jetzt will ich auch mal eine wilde Spekulation in den Raum werfen. Gnark (erstmal sehr genialer Charakter :love: ) hat Maja ja von diesem Mann erzählt, der sich im Wald herumgetrieben und der sie auch kurz verfolgt hat. Ich würde dabei jetzt einfach mal auf diesen anderen Kamiraen wetten. Ähm... Jimo Kandrajimo? Er, Meister Wolf und Tamor haben sich doch in einem Wald, nahe einer Klippe, nahe Andraya aufgehalten, oder nicht? Und so viel ich noch weiß, war der doch blond. Und ein Weißhaariger mit traurigen Gesicht? Für mich klingt das wie Meister Wolf. :D Aber ich habe keine Ahnung, ob Jimo wirklich einen Trenchcoat trug, also bin ich mir nicht sicher. :D
    Das nur mal, weil ich auch unbedingt etwas spekulieren wollte. :D

    Mal sehen, wie es weiter geht und ob Maja Karim und Jinna befreien kann, ohne aufzufallen. Und was ist wohl mit Matthias passiert? :hmm:
    Also ich werde auf jeden Fall dran bleiben. Deine Geschichte gefällt mir wirklich gut. :thumbsup:

    LG, Kyelia

  • Kyelia:

    Hi Kyelia,

    wow 8o , vielen Dank, dass du dir all das wirklich durchgelesen hast. :danke:
    Und dass es dir gefällt, freut mich auch.

    Was den Teil betrifft, den du nicht so leicht zu lesen fandest, ich werde ihn bei Gelegenheit noch mal anschauen. Ist ja zum Glück nicht so lang. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich da noch ändern kann. Vieles darin ist doch recht wichtig. Aber ist die Schwarze Garde in dem Zeitraum überhaupt aufgetaucht? Ich schau mal nach.
    Mich wundert übrigens, dass es nicht der dritte Teil war (wo jedes Kapitel bei jemand anderem spielt), der dich rausgebracht hat. Ich dachte immer, das sei die Achillesferse meiner Geschichte.

    Zu deinen Spekulationen (nur lesen, wenn du mit (kleinen) Spoilern leben kannst):

    Spoiler anzeigen

    Du bist gut. :thumbup: Ich hatte gehofft, dass ein Leser darauf kommt und du hast mir bestätigt, dass es möglich ist. Dass die anderen es nicht erraten liegt wohl an der häppchenweisen Verköstigung. :D

    Also vielen Dank und ich hoffe, du bleibst dabei. Viel fehlt auch nicht mehr bis zum Ende. ^^
    Vielleicht schaffe ich heute Abend noch ein Kapitel. Jetzt bin ich auf jeden Fall motiviert. Mal sehen, welche Steine ich ihnen noch in den weg legen kann. :evilgrin:

    LG Dinteyra

  • Vorsicht ist geboten!


    Maja hielt das blau schimmernde Schwert in der Hand. Offenbar hatte sie sich bereit gemacht, sofort dazwischen zu gehen, wenn etwas passierte. Das Schwert glomm matt, gab aber kein Licht an die Umgebung ab. Es war etwas Besonderes, genau wie seine jetzige Trägerin und Jinna wusste irgendwie, dass die beiden zusammen gehörten. Elegant sprang Maja von dem Balken, mehr als zwei Meter in die Tiefe und fing den Sprung geschmeidig wie eine Katze ab, indem sie in die Knie ging und sich mit den Armen am Boden abstützte. Sie machte auf dem Gras, das im Zelt wuchs, kaum ein Geräusch. Es hieß, die Kamiraen hätten besondere Kräfte und in diesem Moment erschien es Jinna offensichtlich. Dann steckte Maja das Schwert zurück in den Gurt, den sie auf dem Rücken unter ihrem Umhang trug, und begann Karims und Jinnas Fesseln aufzuknoten. Schließlich stand sie auf und baute sich vor den beiden auf, die Hände in die Seiten gestemmt. Sie sah Jinna an.
    „Tu nie wieder so, als wäre mein Leben wichtiger als deines“, zischte sie leise. „Das ist nicht wahr. Du bist ein großartiger Mensch und du hast genauso viel Berechtigung zu leben wie jeder von uns.“
    „Du bist eine Kamiraen“, gab Jinna zurück. „Und ich verehre die Kamiraen, wie es jeder in meiner Familie getan hat. Ein Verrat an dir wäre ein Verrat an ihnen.“
    „Ich habe mit den Kamiraen nichts am Hut, ich will mit ihnen nichts am Hut haben. Und ich will nicht, dass irgendjemand mein Leben für wichtiger hält als sein eigenes.“
    Jinna senkte den Blick und stand auf, ebenso wie Karim. Sie schien noch etwas sagen zu wollen.
    „Was ist?“
    Sie sah Maja fest in die Augen. „Eines Tages wirst du froh sein, dass du dich auf mich verlassen kannst.“
    „Dieser Tag sollte schnell kommen, denn ich bin nicht sicher, ob wir noch viele haben.“
    Jinna wandte sich ab und Maja bekam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte es doch nur gut gemeint. Aber Maja hatte es von Anfang an gehasst, von anderen als etwas Besonderes gesehen zu werden. Nur weil sie eine Kamiraen war, etwas, was sie nicht einmal sein wollte. Bei Karim und Jinna hatte sie den Eindruck gehabt, sie würden sie nicht so sehen – nicht zu ihr hinaufschauen sondern sie als Freundin akzeptieren. Und jetzt so etwas. Wenn Jinna es aus Freundschaft getan hätte, aber sie hatte es damit begründet, dass sie eine Kamiraen war. Was, wenn sie das noch einmal täte und tatsächlich für sie starb.
    „Wie kommen wir hier raus?“, fragte Karim.
    Maja fiel ein, dass er ja auch noch da war. Dass sie mit ihm auch eine Rechnung zu begleichen hatte. Sie wirbelte herum und trat ihm vors Schienbein.
    „Wie konntest du Leas verraten?“, zischte sie. „Du hast denen eine komplette Wegbeschreibung zu seinem Haus geliefert. Noch genauer ging’s wohl nicht.“
    „Tut mir Leid, Maja. Ich bin ein sehr schlechter Lügner.“
    „Dann sei das nächste Mal wenigstens nicht ganz so genau. Und warum habt ihr mich einfach bei Leas zurückgelassen? Wir hatten doch geplant es gemeinsam durchzuziehen.“ Ihre Stimme wurde immer lauter, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Sie war einfach zu aufgewühlt.
    „Pscht“, machte Karim. „Hier sind immer noch irgendwo Wachen. Und die werden sich freuen, dich hier zu sehen. Ich glaube nicht, dass sie dich besonders sanft behandeln würden.“
    „Sollen sie doch kommen“, fauchte Maja. „Ich habe keine Angst.“
    Karim und Jinna sahen sie entsetzt an. Offenbar fragten sie sich, ob sie es ernst meinte. Natürlich tat sie es nicht. Sie hatte noch nie im Leben unter solch einer Anspannung und Dauerangst gelitten wie jetzt, aber gleichzeitig fühlte sie auch eine unglaublich große Wut. Sie wollte es unbedingt schaffen.
    „OK, dann lasst uns gehen“, sagte Maja und löste die Schnalle an ihrem Umhang. „Bevor ich euch noch einmal trete, weil ihr Matthias verloren habt.“
    Klugerweise antworteten die beiden nicht. Maja gab Jinna den schwarzen Umhang, weil sie in dem himmelblauen zu sehr auffiel.
    „Was mach ich hiermit?“, fragte Jinna.
    „Lass ihn hier“, sagte Maja. „Du kannst meinen behalten.“
    „Nein.“ Das war Karim. „Vielleicht setzen sie Hunde ein um uns zu suchen. Wir sollten keine Gegenstände hier lassen, die nach uns riechen.“
    Sie mussten Karim rechtgeben, deshalb steckte Maja sich den alten Umhang unter den Pulli und Karim stopfte die Reste ihrer Fesseln in die Hosentaschen.
    „Folgt mir“, flüsterte Maja und schob sich unter dem Zeltrand hindurch.
    Hatte man die Fesseln erst einmal überwunden war es einfach, aus dem Zelt zu kommen. Auf der Rückseite angekommen begegneten sie keiner Menschenseele mehr. Und das Zelt befand sich am Rande des Zeltlagers, an einer hohen Wiese mit vielen Sträuchern und Büschen darauf. Sie krochen hinein und schon nach wenigen Metern fühlten sie sich frei und etwas sicherer.
    „Wartet hier“, sagte Maja und verschwand im Dunkeln. Karim und Jinna blieben allein zurück und lauschten auf die Geräusche, die vom Lager zu ihnen drangen. Wofür es wohl da war? Doch sicherlich nicht nur dafür, die Grenzen zu bewachen. Dafür war es viel zu groß.
    Es raschelte im Gebüsch. Karim zuckte zusammen. Er dachte an die merkwürdigen Raubtiere, die hier lebten, aber das, was auf sie zukam, war größer.
    „Maja?“, rief er leise.
    „Ja“, kam die knappe Antwort. Sie kroch aus einem Strauch neben ihm. „Kommt mit“, hauchte sie. „Sie haben ihm nichts getan.“
    „Wem?“, fragte Jinna.
    „Gnark.“

    Die Antwort überraschte Karim und Jinna. Beide hatten den Baum für tot gehalten, zerschmettert von der gewaltigen Kraft der Himmelssäule. Wie war es möglich, dass er noch lebte? Und warum hatte er sich Maja offenbart und nicht ihnen?
    Jinna strich sich nachdenklich das Haar aus der Stirn während sie Maja folgte. Sie musste sich eingestehen, dass es ein Fehler gewesen war, Maja bei Leas zurückzulassen. Mit ihr wollte ihnen alles so viel besser gelingen. Bei ihr fühlte sie sich seltsam sicher. Und Gnark war wieder da. Aber woher hätte sie zu dem Zeitpunkt wissen sollen, dass Maja sich so schnell wieder erholen würde?
    Dann dachte sie an die kleinen Kreaturen, die sich in Karim verwandelt hatten. Maja hätte sich nicht so schnell erholen können. Was, wenn das Mädchen, das vor ihnen her ging, nicht Maja, sondern eine dieser Kreaturen war? Die Raubtiere hatten zwar nicht gesprochen, aber trotzdem ...
    Maja ging ziemlich schnell und so entstand ein wenig Abstand zwischen ihr und den Geschwistern. Jinna zog Karim zu sich heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    „Was, wenn sie nicht Maja ist?“
    Karim runzelte ungläubig die Stirn. „Wer sollte sie denn sonst sein?“
    „Jemand, der sich in Maja verwandelt hat.“
    „Du denkst an die schwarzen Biester, die uns vorhin angegriffen haben als wir Matthias verloren haben? Aber die konnten doch nicht sprechen.“
    „Die meine ich nicht. Aber hier gibt es doch Schwarzmagier und es heißt sie können beliebig ihre Gestalt wechseln. Denk doch mal wie unwahrscheinlich es ist, dass Maja schon wieder gesund ist und dass sie uns so schnell gefunden hat. Obwohl wir in diesem Land überall hätten sein können. Das ist nicht Maja.“
    „Du meinst, jemand kopiert sie? Aber erinnere dich daran, wie sie uns eben angefaucht hat. Das war so typisch für sie. Ich glaube nicht, dass jemand das hätte nachmachen können, ohne sie näher gekannt zu haben. Er hätte auch einiges über unser Verhältnis zu ihr wissen müssen. Außerdem hat sie ihre Kleidung gewechselt und ihre Haare gekämmt. Jemand, der sie kopiert hätte, hätte doch sicherlich versucht, sie so aussehen zu lassen, wie wir sie in Erinnerung hatten.“
    „Vielleicht will er von anderen Fehlern ablenken.“
    „Quatsch. Außerdem verhält sie sich so typisch ... Niemand könnte das so nachmachen, es sei denn er wäre mit uns gereist.“
    „Gendo und Mirno“, sagte Jinna.
    „Sie haben versprochen uns nicht zu verraten und ich glaube ihnen. Denkst du wirklich, sie seien so fies, dass sie gleich allen erzählen, dass wir hier sind und dann auch noch von Maja erzählen? Als nächstes schlägst du noch vor, es könnte Matthias gewesen sein. Außerdem kannten Gendo und Mirno Maja nicht so gut, wie wir. Als wir mit ihnen gereist sind war sie ziemlich normal und es gab kaum Streitigkeiten unter uns. Das war so oder so häufiger, als wir noch mit Tabea zusammen waren. Der würde ich es zutrauen, Maja zu kopieren und sonst niemandem. Und Tabea ist es mit Sicherheit auch nicht, aber wenn du willst, können wir Maja gerne testen. Sie hat uns genug über sich erzählt, dass wir Abende damit füllen könnten. Da ist mit Sicherheit etwas dabei, was sonst niemand weiß.“
    „Nein, schon gut, du hast Recht.“ Jinna gab zu, dass sie Blödsinn erzählt hatte. Obwohl: Blödsinn war es mit Sicherheit nicht, denn ihre Theorie war durchaus möglich gewesen. Und es war unbedingt notwendig, dass sie vorsichtig waren.
    Maja war mittlerweile bei einem großen Baum angekommen. Er sah aus, wie alle Bäume hier. Seine Blätter hatten genau dieselbe Farbe wie die zehn Bäume auf der großen Grasebene, aber einer der Äste legte sich Maja wie eine dicke Boa auf die Schultern und ein anderer Zweig winkte Karim und Jinna fröhlich zu.
    „Schön, dass ihr wieder da seid“, sagte der Kampfbaum. „Aber wo ist Matthias?“
    „Weg“, sagte Jinna und ließ den Kopf hängen. Sie hatten ausgerechnet den Jüngsten und Schwächsten der Gruppe verloren.
    „Wir müssen ihn finden“, sagte Maja entschlossen.
    „Wie willst du das anstellen?“, rief Karim. „Er könnte überall sein. Oder er - “
    „Ich habe euch doch auch gefunden.“
    „Wie überhaupt?“, wollte Jinna wissen.
    „Zufall“, murmelte Gnark.
    „Ich und Gnark wurden getrennt und dann hab ich irgendwelche Soldaten aus diesem Lager belauscht...“
    „ ... die zufällig gerade über euch redeten“, ergänzte Gnark sie. „Karim hat Recht, die Chance, Matthias wieder zu finden, ist minimal. Aber der Kleine ist nicht so hilflos wie ihr denkt, vielleicht geht es ihm gut und er ist auf der Suche nach euch. Daher solltet ihr das tun, was er von euch erwartet, und das ist, Karims und Jinnas Mutter zu befreien.“
    „Aber wo ist sie?“, fragte Maja.
    „Im Taumelberg“, antwortete Karim. „Ganz sicher.“
    „Wo ist der Taumelberg?“
    „Im Süden“, sagte Gnark. „Hinter der Südlichen Steilwand, es wird nicht einfach dorthin zu kommen. Und ich komme da nicht hin, jedenfalls nicht ohne aufzufallen wie ein roter Punkt auf einer weißen Wand. Dort wachsen im Umkreis von Kilometern keine Bäume und schon gar nicht an der Klippe. Also müssen wir uns bald trennen.“
    „Leas!“, sagte Maja plötzlich. „Du musst Leas warnen, sie wissen, wo er wohnt.“
    „Ist Leas jener Mann, bei dem ihr während des Sturms Unterschlupf gefunden habt?“
    „Ja, weißt du, wo er wohnt?“
    „So ungefähr.“ Gnark nahm seinen Ast von Majas Schultern. „Aber es gefällt mir nicht, euch allein weitergehen zu lassen.“
    „Mir gefällt es auch nicht“, sagte Maja. „Aber du hast selbst gesagt, dass du uns nicht mehr lange begleiten kannst. Deshalb bitte ich dich, Leas zu warnen.“
    „In Ordnung, Maja. Aber passt auf euch auf, alle.“
    „Das werden wir“, sagten sie.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dinteyra (21. Februar 2015 um 17:56)

  • Zitat

    Es war etwas besonderes, genau wie seine jetzige Trägerin und Jinna wusste irgendwie, dass die beiden zusammen gehörten.


    nach etwas/alles/nichts schreibt man groß

    Zitat

    Wofür es wohl da war.


    Fragezeichen am Ende

    Zitat

    Aber woher hätte sie damals wissen sollen, dass Maja sich so schnell wieder erholen würde?


    damals ist für die zwei Tage doch ein etwas großes Wort

    Klingt nach einen Plan. Hoffentlich kann Gnark Leas warnen - obwohl ich glaube, dass es dafür zu spät ist und das evtl. ein übles Nachspiel haben kann :cursing:
    Ich glaube auch nicht, dass Matthias in unmittelbarer Gefahr schwebt. Trotzdem interessiert mich, was ihm wohl gerade widerfährt.

    • Offizieller Beitrag

    Alopex hat schon alles gesagt. Von mir gibt es nur noch ein kleines Fehlerchen. :rolleyes:

    Zitat

    „Sie haben versprochen und nicht zu verraten und ich glaube ihnen.

    uns

    Jetzt geht es für den Trupp also zum Taumelberg. Dann hoffe ich mal, dass sie da nicht in die falsche Richtung unterwegs sind. Immerhin war ihre Mutter zuletzt ja bei Demir. :hmm:
    Etwas schade finde ich es schon, dass sie sich jetzt von Gnark trennen, aber irgendwer muss Leas ja warnen. vielleicht haben sie ihn ja auch nicht das letzte Mal gesehen. :D
    Ich sitze hier wie auf heißen Kohlen und will unbedingt wissen, wie es wohl weiter gehen wird. :thumbsup:


    LG, Kyelia

  • Vielen Dank für die Korrekturen. ^^ Heute habe ich mal ein etwas kürzers Kapitel. Es war mal länger, aber dann habe ich zwei daraus gemacht.


    Der Weg durch das Dreizehnte Königreich


    So trennten sich ihre Wege. Vielleicht war es besser, vielleicht war ein wandelnder Baum auf die Dauer zu auffällig. Außerdem hatte Gnark selbst gesagt, dass er ihnen nur bis zu einem gewissen Punkt weiterhelfen konnte. Aber Maja vermisste den Kampfbaum schon als sie ihn in der Ferne noch sehen konnte. Bei ihm hatte sie sich sicherer gefühlt. Er war klug und erfahren und hatte ihr sagen können, was zu tun war und was zu gefährlich war. Aber jemand musste Leas warnen. Hoffentlich kam Gnark nicht zu spät. Er konnte schließlich nicht einfach so über die Wiese preschen. Man würde ihn sofort entdecken. Andererseits würde das wohl alle Soldaten von ihrer Gruppe ablenken. Bei dem Gedanken musste sie grinsen.
    „Also“, begann Karim, „auf zum Taumelberg. Nehmen wir die Straße oder schleichen wir uns durch die Büsche?“
    Da war schon das erste Problem.
    „In den Büschen sind diese Viecher“, sagte Jinna.
    „Auf der Straße sind wir schon von weitem sichtbar.“
    „Aber wenn wir in der Büschen herumlungern erwecken wir womöglich größere Aufmerksamkeit.“
    „Ich bin für die Büsche“, sagte Maja. „Ich schlage mich lieber mit diesen Kreaturen herum als einem Grünen Ritter erklären zu müssen, warum wir mitten in der Nacht hier draußen herum laufen.“
    „Aber wenn sie uns in den Büschen erwischen, wissen sie sofort, dass etwas nicht stimmt. Wir müssen die Straße nehmen und hoffen, dass wir ganz normal wirken.“
    Jinnas Magen knurrte.
    „Was war das?“, fragte Maja und machte sich bereit, es mit einem wilden Raubtier aufzunehmen.
    „Ich habe seit zwei Tagen nichts gegessen.“
    Jetzt, wo sie es sagte, fiel Maja auf, dass auch sie großen Hunger hatte. Aber wo sollten sie mitten in der Nacht etwas zu essen herbekommen?
    Sie schlenderten durch das hohe Gras in Richtung Süden und beratschlagten sich dabei. Schließlich kamen sie zu dem Schluss, dass sie sich erst einmal von den Wegen fern halten würden und, wenn sie in die Nähe der Stadt kämen, auf die Straße wechseln und so tun würden, als seien sie Bewohner von Andraya. Dann würden sie versuchen, irgendwie etwas zu essen zu besorgen.
    Als sie schon fast die ersten Häuser sehen konnten, trafen sie auf einen Weg. Sie betraten ihn und gingen zügig in Richtung Stadt.
    Die Stadt sah aus wie die meisten Städte in dieser Welt. Vielleicht ein bisschen grober und vielleicht auch etwas schmutziger. Andrayas einzige Stadt hatte allerdings keine Stadtmauer. Die Häuser ergossen sich einfach so in die Landschaft.
    Maja fühlte sich zwischen den Häusern tatsächlich wohler als in der Wiese, weil sie endlich wieder in einer zivilisierten Gegend war. Es gab schmucke Fachwerkhäuser mit dunklen Schieferdächern, die Straßen waren mit Kopfsteinpflaster belegt und die Mauern um die kleinen Gärten bestanden aus Sandstein. Sie ereichten eine kleine Backstube und vom Hunger leichtsinnig gemacht klopften sie so lange an, bis ihnen jemand öffnete, und flehten ihn an, ihnen etwas zu verkaufen. Karim und Jinna hatten immer noch ein wenig Geld in der Tasche. Als der Bäcker die kupfernen kleinen Münzen sah wurde er blass und trat ein paar Schritte zurück.
    „Ihr kommt von drüben?“, fragte er leise und angstvoll.
    Maja biss sich vor Wut auf die Lippe. Die Nacht war noch nicht um und schon hatte man sie durchschaut. Und dann auch noch wegen einem so dummen Fehler.
    Doch plötzlich riss Karim ihr das Schwert vom Rücken, hielt es dem armen Mann an die Kehle und drängte ihn in die Backstube. Es roch schon wunderbar nach Backwaren, offenbar war er bereits am arbeiten. Eine zerzaust wirkende Frau kam herein und schrie entsetzt auf, dann fiel sie auf die Knie und begann, Karim um Erbarmen anzuflehen. Karim wich verstört vor ihr zurück.
    „Sag ihr, sie soll still sein.“ Seine Stimme klang ungewöhnlich hoch. Die Frau fing noch lauter an zu zetern, aber der Bäcker erkannte jetzt, dass Karim nicht wirklich vorgehabt hatte, ihm etwas anzutun. Außerdem hatte der Junge durch die Aufregung das Schwert sinken lassen. Der Mann ergriff die Gelegenheit am Schopf und warf sich auf Karim.
    „Karim!“, riefen Maja und Jinna im Chor, als der das Schwert fallen ließ und unter dem schweren Bäcker erquetscht zu werden drohte. Und dann kam plötzlich die Frau auf die beiden Mädchen zu, in der Hand hielt sie ein Messer. Sie wichen zurück.
    „Maja! Tu was!“, rief Jinna.
    „Schluss damit!“, brüllte Maja, so laut sie konnte. Alles erstarrte. „Sie können uns doch nicht umbringen.“
    „Ihr habt angefangen“, sagte der Mann und ging Karim an die Gurgel. Die Frau ging ebenfalls auf sie los. Aber bevor sie angreifen konnte, stürzte Maja vor, duckte sich unter dem Messer weg und stelle ihr ein Bein. Die Frau fiel hin und das Messer rutschte ihr aus der Hand. Jinna hob es auf und Maja rannte zur anderen Ecke des Zimmers, wo Karim und der Bäcker sich auf dem Boden wälzten. Er war zu stark für Karim. Maja trat nach ihm und hob das Schwert auf. Der Bäcker wich reflexartig zurück und hob die Hände, wodurch Karim aufstehen konnte. Dann rannten sie um ihr Leben.
    Sie durchquerten eine Menge schmaler Gassen und vermieden die Begegnung von jedermann. Einmal sahen sie einen schlafenden Mann in einer Ecke liegen, in dessen Umgebung es mehr als unangenehm roch. Sie kehrten um und rannten in die andere Richtung. Schließlich blieben sie an einer dunklen Weggabelung stehen und lehnten sich keuchend an eine hohe Mauer.
    „Mir ist schlecht“, flüsterte Jinna.
    „Ich glaube, wir haben uns noch nie so blöd verhalten“, sagte Karim.
    Maja lachte bissig. „Wie kommst du denn darauf?“
    „Ich weiß, dass es meine Schuld war“, sagte Karim. „Aber ich musste irgend etwas tun, nachdem er herausgefunden hatte, wer wir sind. Ich schätze, das ging wohl schief.“
    „Hmm“, sagte Maja. „Und ich habe immer noch Hunger.“
    Da hielt ihr Jinna auf einmal ein Stück Brot unter die Nase.
    „Was?“ Maja sah es höchst verblüfft an.
    „Oh, gib her!“ Karim riss seiner Schwester das Brot aus der Hand und begann, sich große Stücke davon in den Mund zu stecken.
    Maja betrachtete es noch unschlüssig. Es war immerhin gestohlen. Aber der Hunger ließ sie alle Skrupel vergessen und schließlich begann auch sie zu essen.

    • Offizieller Beitrag

    Oh Himmel, was für eine dumme Aktion. 8| Da hätten sie auch direkt bei Fürst Dreizehn am Schlosstor klopfen und sich zu erkennen geben können.
    Ich habe mich schon gefragt, wie die drei einfach in die Stadt laufen konnten, hängen auf der anderen Seite der Berge keine Bilder mehr von Maja? Na gut, das kann denen jetzt auch egal sein, weil ich bin mir sicher, der "Überfall" auf eine Bäckerei wird nicht ungesehen bleiben. :D Selbst, wenn es nicht Demir ist, der auf die drei aufmerksam wird. :hmm:
    Jetzt bin ich wirklich gespannt wie ein Flitzebogen.
    Mach bitte schnell weiter. :thumbsup:

    LG, Kyelia

  • Kyelia: Ich gebe zu, die Aktion war wirklich dumm. Und es geht auch nicht intelligenter weiter. Die drei haben einfach keine Ahnung, was sie tun sollen. Bilder hängen da übrigens keine von Maja, es erwartet sie dort ja niemand. Aber von den Soldaten wird wohl der eine oder andere wissen, wie sie aussieht.
    So, einen Teil habe ich für heute noch:


    Fehlschlag


    Nach dem Essen jedoch hatten sie ein weiteres Problem: Sie hatten bei ihrer Verfolgungsjagd vollkommen die Orientierung verloren. Keiner von ihnen wusste noch, wo Süden war.
    „Im Osten geht die Sonne auf“, war Majas Beitrag dazu.
    „Die geht aber noch lange nicht auf“, fauchte Karim.
    „Diese Burg war im Süden“, sagte Jinna. „Und sie war außerhalb der Stadt, also müssen wir nur fragen, in welcher Richtung sie liegt.“
    „Das werden wir ganz sicher nicht fragen“, entgegnete Karim. „Wir werden hier niemanden mehr irgendetwas fragen. Im Gegenteil: wir werden jede Begegnung mit anderen Menschen vermeiden, klar? Ich klettere jetzt auf diese Mauer, vielleicht sehe ich von da mehr.“
    Beklommen sahen Maja und Jinna ihm zu, wie er auf die Mauer kletterte und sich aufrichtete. Weil er immer noch nichts sehen konnte balancierte er auf ein Haus zu und begann, dort auf das Dach zu steigen.
    „Junger Mann, kannst du mir verraten, was du mitten in der Nacht auf diesem Dach willst?“
    Der Mann, der das sagte, trug die Ausrüstung eines Soldaten. Begleitet wurde er von drei anderen. Alle sahen Karim ratlos an.
    „Ähm.“ Karim dachte fieberhaft nach. „Ich habe da was verloren.“
    Der Soldat verdrehte die Augen und packte Karim am Fuß. Mit einem Ruck riss er ihn von der Mauer auf den Boden. Dabei stieß Karim hart mit dem Rücken gegen die Steine und zog sich üble Schürfwunden zu, ganz zu schweigen von einigen ernsten Prellungen.
    Maja und Jinna sahen schweigend zu.
    Der Soldat fing ihren Blick auf. „Wenn ihr weglauft, ist das sein Ende“, sagte er. „Elende Kinder, ihr wisst ganz genau, dass ihr Nachts auf der Straße nichts zu suchen habt. Na eure Eltern werden sich freuen.“
    Er winkte seinen Kumpanen zu und sie ergriffen Maja und Jinna. Einer von ihnen entdeckte das Schwert auf Majas Rücken. Er zeigte es den anderen.
    „Woher habt ihr dieses Schwert?“, herrschte der erste Soldat Maja an. Er war offensichtlich der Anführer, auch wenn er sich in der Kleidung von den anderen nicht unterschied.
    „Es ist ein Geschenk“, sagte sie, merkte aber sofort, dass diese Antwort alles andere als zufrieden stellend war. „Ich soll es überbringen“, fügte sie hinzu.
    „Von wem stammt es?“
    „Das weiß ich nicht.“ Ihr fiel nichts Besseres ein.
    „Du schleppst ein Schwert durch die Straßen von Andraya, von dem du nicht weißt, woher es kommt, und dass, obwohl du weißt, dass der Besitz solcher Waffen für Zivilisten in diesem Land verboten ist und mit dem Tode bestraft wird?“
    Maja schluckte. „Es … es wird gut bezahlt.“ Sie versuchte es mit einem frechen Lächeln. Der Soldat stieß sie weg und nahm das Schwert an sich.
    „Ich bin kein Unmensch“, sagte er, „und wenn ihr mich nicht so dreist anlügen würdet, hätte ich es wahrscheinlich bei einer Verwarnung belassen. Aber so nicht. Die Geschichte ist äußerst merkwürdig, genau wie diese Waffe, und meine Vorgesetzten fänden beides mit Sicherheit auch interessant.“
    Er winkte seinen Leuten wieder zu und sie begannen, sie durch die Straßen zu führen. Als sie die Stadt verließen sah Maja mit Schrecken, wohin sie vorhatten, sie zu bringen. Vor ihnen ragte die riesige Burg in den Himmel. Sie hatte dreizehn dunkelgraue Türme und ihre Dächer waren grün wie die Rüstungen der Grünen Ritter. Maja musste nicht fragen, wer darin wohnte. Sie wusste, dass der Mann, der sie seit zwei Monaten aus für sie unerklärlichen Gründen verfolgen ließ, von dort aus agierte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ihm genau in die Arme gelaufen war und Angst stieg in ihr auf. Die Situation war schon seit Stunden hoffnungslos, aber erst jetzt wurde sie richtig bedrohlich. Maja begann zu zittern und sah sich panisch nach einem Fluchtweg um. Aber zwei Männer hielten sie fest und dachten nicht daran, ihren Griff zu lockern. Gebannt starrte Maja die Türme an. Würde man sie sofort zu Dreizehn bringen? Aber woher sollten sie wissen, dass sie Maja Sonnfeld war? Und Dreizehn würde sich sicher nicht alle Gefangenen ansehen. Hoffentlich nicht.
    Man führte sie durch einen kleinen Eingang an der Seite in die Burg und eine schmale Treppe hinab. Dann standen sie in einem hohen Raum, an dessen Decke eine funzelige Glübirne glomm. Von dem Raum zweigten mehrere Gänge ab, an deren Seiten Gitter angebracht waren. Dahinter saßen Menschen in engen Zellen zu sechst oder siebt. Wie lang die Gänge waren, konnte Maja nicht sehen, da sie nicht beleuchtet waren. Außerdem stank es schrecklich hier drin. Aus einem der Gänge (es waren insgesamt acht), kam ihnen ein Mann entgegen, vermutlich der Kerkermeister. Aus irgendeinem Grund hätte Maja mit einem buckligen, zerlumpten Mann gerechnet, aber so war es nicht. Als er aus dem dunklen Gang trat, sah sie, dass er genau so aussah wie die Leute die sie hergebracht hatten, nur ein bisschen dicker. Vielleicht aß er seinen Gefangenen immer das Essen weg, aber das wäre wenigstens insofern beruhigend, als dass sie Essen bekamen. Maja musste an schreckliche Kerker aus dem Mittelalter oder aus verschiedenen Filmen denken. Ihr lief es kalt den Rücken hinab.
    „Tagchen Stefan, ich habe mal wieder ein paar Nachtschwärmer aufgegriffen“, sagte der Anführer-Soldat lässig.
    „Seit wann sammelst du Kinder ein? Ich dachte, du lässt die Kleinen immer laufen“, sagte Stefan.
    „Der Junge ist schon ausgewachsen und die anderen sind auch nicht mehr so klein. Die sind für ihre Taten verantwortlich.“ Er ging ein paar Schritte auf Stefan zu und begann ein eindringliches Gespräch mit ihm. Maja lauschte angestrengt.
    „Irgendetwas ist mit denen faul. Finde heraus, wer sie sind und was sie - “, er hielt so plötzlich das blau schimmernde Schwert hoch, dass Stefan erschrocken zurückzuckte, „ - hiermit wollen.“
    Stefan betrachtete die Waffe ehrfürchtig. „Ich habe noch nie so ein Schwert gesehen.“
    „Ganz genau. Ich ebenso nicht. Ich habe vor den Kindern so getan, als würde ich nicht allzu viel Verdacht schöpfen und ich habe sicherlich nicht vor, wegen diesem Schwert gleich Alarm zu schlagen. Aber es ist merkwürdig und ich möchte, dass du der Sache nachgehst.“
    „Vielleicht kommen sie nicht aus Andraya.“
    „Mach dich nicht lächerlich. Dann wären sie an der Grenze abgefangen worden.“
    „Sicher? Von denen nimmt auch nur noch die Hälfte ihren Job ernst“, meinte Stefan. Dann zuckte er mit den Schultern und hob die Stimme: „Durchsucht sie.“
    Man begann, die Taschen der drei zu entleeren. Maja hatte außer ihrem Schwert nur noch den Kleinkram in ihren Hosentaschen bei sich und den ließ man ihr zum Glück. Karim und Jinna hatten seltsamerweise gar nichts mit. Maja hatte schon befürchtet, dass das Geld aus ihrer Heimat sie vielleicht verraten würde, aber entweder hatten sie es bei dem Bäcker verloren, oder sie hatten es unterwegs fortgeworfen.
    „Namen?“, fragte der Gefängniswächter sie.
    „Ich bin Karim, das ist meine Schwester Jinna und das meine Cousine Lilia“, antwortete Karim für sie alle, wobei er so klug war, sich einen neuen Namen für Maja auszudenken. Maja war dankbar für seine Geistesgegenwart, sie selbst wäre wahrscheinlich gerade nicht in der Lage dazu gewesen. Der Gefängniswärter trug ihre Namen auf einem schmutzigen Blatt Papier ein, das er wahrscheinlich nach zwei Stunden verlieren würde, und forderte die Soldaten auf, ihm mit ihren Gefangenen zu folgen.
    „Ich stecke sie zu den ungelösten Fällen“, erklärte er dabei munter. „Zu dem verrückten Typen, den wir im Wald aufgegriffen haben. Keine Sorge. Ich finde schon raus, was mit ihnen nicht stimmt.“
    Maja wollte sich lieber nicht vorstellen, wie er das anstellen würde.
    Er führte sie in den dritten Gang von rechts und nahm nicht einmal eine Fackel mit, obwohl das Licht der Glühbirne nicht weit in den Gang hineinreichte. Offenbar fand er sich auch so darin zurecht, im Gegensatz zu den Soldaten. Einer von ihnen lief mit Karim direkt vor eine Wand. Stefan führte sie beunruhigend tief in der Gang hinein und die Geräusche hier unten gefielen Maja überhaupt nicht. Es war weitestgehend still, aber man hörte viele Menschen atmen und dieses Atmen klang teilweise gar nicht gesund. Manchmal hörte sie in der Ferne jemanden wimmern. Es war ein so durchdringendes Wimmern, dass in ihr sofort der Wunsch geweckt wurde, der Person, die es ausgesandt hatte, zu helfen.
    Der Wärter blieb stehen und hantierte mit einem Schlüssel herum, dann stieß man sie in eines der Verliese. Während die Soldaten wieder verschwanden tasteten sich Maja, Karim und Jinna unsicher an den Gittern entlang, bis sie auf eine Mauer stießen. Dort setzten sie sich auf den kalten Boden. Maja fühlte ein paar kleine Steinchen und vereinzelte Strohhalme auf dem Steinboden neben sich. Sie drückte sich an die Wand und wartete, dass sie sich an das Licht gewöhnte.
    „Das war’s dann wohl“, sagte Karim. „Tut mir Leid, dass wir dich da mit reingezogen haben, Maja.“
    „Mein Name ist Lilia“, zischte Maja. „Und es muss dir nicht Leid tun. Es war meine Entscheidung. Außerdem ist es noch nicht zu Ende. Wir brechen aus.“
    Auf der anderen Seite ihres Verlieses begann jemand zu lachen.

  • Himmel, Karim war da aber beide Male ziemlich achtlos :cursing: Da haben sie sich ja was Schönes eingebrockt - naja, immerhin sind sie Karims und Jinnas Mutter jetzt näher, schließlich hat Dreizehn sie in seiner Burg behalten, wenn ich mich recht erinnere.
    Jetzt bin ich auf den seltsamen Fremden gespannt. Ein neuer Charakter, oder jemand, den wir kennen?

  • Die ungelösten Fälle


    Es war ein ziemlich irres Lachen und Maja dachte an die Worte des Gefängniswärters: Ich stecke sie zu den ungelösten Fällen. Zu dem verrückten Typen, den wir im Wald aufgegriffen haben.
    Sie stand auf und ballte die Hände zu Fäusten, um sich nötigenfalls verteidigen zu können.
    „Wer ist da?“, rief sie.
    Keine Antwort.
    „Findest du es witzig, was ich gesagt habe?“
    „Sind hier noch mehr Leute drin?“, fragte Jinna.
    Wieder antwortete niemand.
    „Warte mal“, flüsterte Karim, „ich muss an meinen Schuh heran.“
    Er begann etwas zu machen, aber niemand konnte sehen was. Maja verlor die Hoffnung, hier jemals irgendetwas zu sehen. Der Kerker war so dunkel, dass sie zu zweifeln begann, dass die Augen sich daran gewöhnen konnten. Egal wie lange man hier war.
    Maja sah jedenfalls nur schwarze Dunkelheit. Dann leuchtete neben ihr etwas auf, so hell, dass sie erschrocken die Augen zusammenkniff. Als sie sie wieder öffnete stand Karim in der Mitte des Verlieses. In seiner Hand hielt er einen hell leuchtenden Stein. Das Verlies war ziemlich groß, es hatte drei Steinwände und Gitter auf einer Seite. Dahinter war der Gang und dahinter ein weiteres Verließ in dem in einer Ecke ein Bündel Lumpen lag. In ihrem eigenen Verließ war es im Vergleich voller: auf einer Seite saßen drei Menschen und hielten sich die Hände vors Gesicht, um ihre Augen vor der Helligkeit zu schützen. Einer von ihnen war groß und mager, er hatte ein wölfisches Aussehen und um seinen Hals hing ein Stein an einer Kette, der jetzt, wo er angestrahlt wurde, begann, fast ebenso hell zu leuchten wie Karims Stein. Neben ihm saß eine kleine Frau, die irgendwie nicht menschlich wirkte. Daneben saß ein Junge mit heller Kleidung und weißem Haar. Er hatte sich am schnellsten an die Helligkeit gewöhnt und blinzelte nur noch ein wenig oft. Auf seinem Kopf saß die merkwürdigste Kreatur, die Maja je gesehen hatte: Ein graues, pelziges Etwas mit gelb leuchtenden Katzenaugen, einem langen Schwanz, spitzen Zähnen und großen ledernen Flügeln, die sie an Fledermäuse oder Drachen erinnerten. Es fauchte sie wütend an.
    „Was ist das?“
    „Was sollen die ganzen Kinder hier?“, fragte die Frau.
    „Karim und Jinna?“, rief der Mann plötzlich. Alles verstummte.
    „Sonja“, flüsterte Karim.
    „Niorim“, sagte Jinna.
    „Ihr kennt die?“, fragten Maja und der weißhaarige Junge gleichzeitig.
    „Wir haben sie getroffen, noch bevor wir dir und Tabea begegnet sind. Sie haben versucht uns zu helfen, aber … es tut mir so Leid, dass ihr gefangen genommen wurdet.“
    „Wir waren selber Schuld“, murmelte Niorim. „Wir hätten es niemals versuchen sollen, aber wir hatten einfach zu viel Mitleid mit euch.“
    „Mitleid ist doch etwas Gutes“, sagte Maja.
    „Es hilft uns aber nicht hier raus. Und ihr seid jetzt auch gefangen.“
    „Aber nicht mehr lange“, sagte Maja und drehte sich zu den Gitterstäben um. „Es muss doch einen Weg hier heraus geben.“
    „Von welchem Mond stammst du, dass du glaubst, es hier jemals herauszuschaffen?“, fragte Niorim.
    Maja zog an den Eisenstangen, aber sie bewegten sich nicht ein Stück. Enttäuscht ließ sie sich wieder auf den Boden fallen.
    „Die können uns doch nicht ewig hier drin einsperren. Eben klang es so, als würden sie uns wieder rauslassen, wenn sie herausgefunden haben, was mit uns los ist.“
    „Wenn sie das herausfinden, lassen sie uns erst recht nicht mehr gehen“, sagte Karim.
    „Da könntest du Recht haben“, stimmte Niorim ihm zu, „da ihr aus dem Reich des Großkönigs kommt, werden sie euch wahrscheinlich in die Minen schicken.“
    „Aber macht euch keine Sorgen, sie werden es nicht herausfinden“, fügte der weißhaarige Junge hinzu. „Das hier ist das Verließ der ungelösten Fälle. Hier kommt ihr nicht raus, bis man euren Fall gelöst hat und man kann kein Geheimnis entschlüsseln, wenn man sich nicht damit befasst.“
    „Soll das heißen, wir müssen hier verschimmeln?“, fragte Maja.
    „Tja, so ist es wohl.“
    „Mein ganzes Leben in diesem Loch“, murmelte Karim.
    „Oh, dein Leben könnte kurz sein. Ich habe die Theorie, dass Menschen nach kurzer Zeit sterben, wenn sie kein Licht bekommen. Seht ihr das Bündel da? Normalerweise läuft der immer im Kreis herum, den ganzen Tag, vierundzwanzig Stunden am Stück. Aber seit zwei Tagen regt er sich nicht mehr.“
    „Vielleicht hat er sich tot gelaufen“, überlegte Sonja.
    „Ach was, der ist gestorben, weil er nichts mehr gesehen hat.“
    „Ja, er ist vor eine Wand gelaufen. Ganz ehrlich, er ging mir auf den Keks. Ständig diese tappenden Geräusche.“
    „Wir haben Licht“, sagte Karim und wedelte mit dem leuchtenden Stein herum.
    „Stimmt“, sagte Niorim. „Was ist das übrigens für ein Stein? Ist das Sonnenlicht?“
    Karim zuckte mit den Schultern. „Vielleicht Steinlicht.“
    „Warum seid ihr eigentlich hier?“, fragte Jinna. „Was ist an euch ungelöst?“
    „Vermutlich die Tatsache, dass wir damals ein ganzes Lager von Grünen Rittern in Trance versetzt haben. Sie haben niemals herausgefunden wie, aber ganz ehrlich, ich hatte nicht den Eindruck, dass sie es wirklich versucht haben. Diese Leute legen eine Gleichgültigkeit an den Tag.“
    Maja sah den weißhaarigen Jungen an. Sein Haar war wirklich weiß, genau wie Tabeas.
    „Und du? Wie heißt du überhaupt?“
    „Ich bin der Verrückte aus dem Wald. Mein Name ist Feodor. Aber was ist mit dir, wie soll ich dich nennen? Lilia? Maja?“
    „Mein Name ist Lilia“, sagte Maja mit Nachdruck.
    „Du bist die, die sie suchen“, rief Sonja auf einmal. „Maja Sonnfeld.“
    „Wer ist Maja Sonnfeld?“, fragte Feodor.
    Sonja kam auf Maja zu und versuchte, etwas in ihrem Gesicht zu erkennen. „Du bist es tatsächlich. Ich glaube es nicht! Die halten dich hier gefangen, ohne es zu wissen.“
    „Vielleicht wissen sie es“, sagte Feodor. „Würde es einen Unterschied machen? Wer soll diese Maja Sonnfeld überhaupt sein?“
    „Wir sind an Plakaten von dir vorbeigekommen. Du wirst gesucht. Auf deinen Kopf ist eine hohe Belohnung ausgesetzt“, flüsterte sie und kam Maja noch näher. „Sie werden uns rauslassen, wenn ich ihnen sage, wer du bist.“
    „Wenn du das tust … “, sagte Maja drohend. Sie wusste, dass Sonja im Moment keine Chance hatte, es jemandem zu verraten, aber vielleicht würde sich später eine ergeben. Sie musste das verhindern. Aber wie?
    Niorim packte Sonja an der Schulter und zog sie zurück. „Hör schon auf, die lassen dich nicht hier raus. Hast du jemals diese Menschen ein Versprechen halten sehen? Und wer soll diese Maja Sonnfeld überhaupt sein? Warum sollte man sie suchen? Wann hast du was für Plakate gesehen? Das muss doch schon ewig her sein.“
    „Als wir gefangen wurden“, sagte Sonja. Sie leistete keinen Widerstand, als Niorim sie in die andere Ecke des Verlieses zog.
    „Warum wirst du gesucht?“, fragte Feodor und das Wesen auf seinem Kopf sah sie neugierig an.
    „Das geht dich einen Dreck an“, sagte Maja. „Was ist das, was da auf deinem Kopf sitzt?“
    „Das geht dich einen Dreck an“, gab der Junge eingeschnappt zurück. Maja betrachtete ihn argwöhnisch. Er schien etwa so alt zu sein wie Karim und war ziemlich interessant, was teilweise an seinen weißen Haaren lag, teilweise aber auch an seinem Gesichtsausdruck. Er sah irgendwie intelligent aus. Und er konnte noch nicht allzu lange hier sein, denn er sah um einiges gepflegter und sauberer aus als Niorim und Sonja. Die beiden – Karim und Jinna hatten ihr von ihnen erzählt. Aber sie konnte sich kaum noch daran erinnern.
    Karim steckte den Lichtstein wieder weg, damit sie alle etwas schlafen konnten. Bald musste es draußen hell werden, aber hier drinnen würde es stockfinster bleiben. Niorim, Sonja und Feodor gestanden ihnen, dass sie schon seit langem jegliches Zeitgefühl verloren hatten. Sie versprachen sich, am nächsten Tag von ihren Erlebnissen zu erzählen – laut Feodor das einzige, was man hier machen konnte.
    „Wann bekommen wir eigentlich was zu essen?“, fragte Maja.
    „Irgendwann, es hat keine Regelmäßigkeit. Das ist das Schlimmste hier“, sagte Niorim.
    „Hier gibt’s doch keine Ratten, oder?“, fragte Karim, woraufhin Jinna ein leiser Angstschrei entfuhr.
    „Nicht solange ich hier bin“, antwortete Niorim.
    Maja war viel zu nervös um einschlafen zu können, auch wenn sie hundemüde war. Sie steckten in einer Sackgasse. Schlimmer noch, denn es gab auch kein Zurück. Sie waren Gefangene und die Tatsache, dass ihre Kerkergenossen einigermaßen verträglich waren, machte die Situation auch nicht besser. Ihre Entschlossenheit, hier herauszukommen, verblasste langsam. Ihre einzige Hoffnung war, dass Matthias noch am Leben war, sie irgendwie finden und hier herausholen würde. Aber diese Hoffnung war ziemlich gering. Was sollte ein Elfjähriger schon unternehmen können?

    Einmal editiert, zuletzt von Dinteyra (23. Februar 2015 um 12:12)

  • Zitat

    „Irgendwann, es hat keine Regelmäßigkeit. Das ist das schlimmste hier“, sagte Niorim.


    groß

    Na, ich denke doch, dass ein Elfjähriger eine ganze Menge unternehmen kann - denn er muss :D Vielleicht bringt er sogar ein paar Gestaltwanddlerische Freunde mit ;)
    Bei Niorim und Sonja brauchte ich eine Weile, bis ich mich daran erinnert haben, wer die zwei doch gleich waren, aber als das mit dem Tanzen erwähnt wurde, kam alles ganz schnell wieder :thumbsup: Feodor hab ich sofort an der Beschreibung "weißes Haar" erahnen können. Jetzt sieht man endlich auch mal, was mit ihm geschehen ist. Anscheinend hat der Schwarzmagier sich noch nicht weiter um ihn gekümmert oder gänzlich vergessen. Im 13. Königreich scheint der eine nicht zu wissen, was der andere tut, ein großer Vorteil für die Gruppe :thumbsup:
    Jetzt schreib zu, ich will wissen, wie du Gesetz Nummer 13, die auswegslose Situation auflöst ;)

    • Offizieller Beitrag

    Oh da ist mir glatt ein Teil durch die Finger gegangen. 8|

    So böse das jetzt vielleicht klingen mag, aber eigentlich haben es die drei verdient, dass sie nun in dieser verklemmten Situation fest hängen. Die haben sich schließlich alle nicht gerade unauffällig verhalten. :dash: Bleibt nur zu hoffe, dass sie da auch wieder heraus kommen. :hmm:
    Ich denke jedoch, dass sie aufgrund ihrer Zellengenossen einen Weg finden werden. Keiner von den Sechsen ist auf den Kopf gefallen :thumbsup: Und Matthias ist ja auch noch irgendwo da draußen. Ich vertraue darauf, dass er sich ins Zeug legen wird, sie da raus zu holen. ;)
    Die Zusammenführung der Charaktere hat mir übrigens extrem gut gefallen. Treffen sie sich alle im Gefängnis wieder :D

    LG, Kyelia

  • Ja, Gesetz 13, die ausweglose Situation. Passt doch perfekt zum dreizehnten Königreich. :D
    Ich habe im Moment viele lange Kapitel und teile sie auf, damit nicht so viel auf einmal kommt. Aber langsam gehen mir die Titel aus. 8| Wie Spaß übrigens bei diesem Teil. Er ist vielleicht etwas schräg, aber ich mag ihn.


    Meister Wolf


    Maja träumte schlecht: Sie befand sich in einem großen, dunklen Raum und suchte nach einer Tür, fand aber nicht einmal eine Wand, in der eine solche hätte sein können. Sie ging weiter und weiter, aber es war, als würde sie sich gar nicht vom Fleck bewegen. Dann schwebten plötzlich Menschen von der Decke herab: ein Mann und eine Frau. Sie sahen sie an und schwiegen.
    „Ich habe morgen keine Schule“, sagte Maja.
    Ihre Mutter lächelte und nickte. „Gute Nacht“, sagte sie.
    „Ich werde dich morgen um halb sieben wecken“, sagte ihr Vater.
    „Aber ich muss nicht zur Schule“, entgegnete Maja. „Ich kann sowieso nicht hingehen. Ich kann niemals mehr in die Schule gehen. Ich komme nicht zurück.“
    „Wir werden dir jemanden schicken“, sagte ihr Vater.
    Ihre Eltern verblassten und dann ging das Licht an. „Hallo Käse“, sagte sie, als ihr kleiner Bruder vor einer unsichtbaren Mauer stehen blieb. „Hat Papa dich geschickt?“
    Käse schüttelte den Kopf und die Welt begann sich zu verändern. Die unsichtbare Wand wurde zu Gittern und Käse verwandelte sich in Matthias.
    „Ich hole dich da raus“, sagte er. Aber er konnte doch nicht sprechen …
    „Matthias!“, riefen Karim, Jinna und Feodor gleichzeitig.
    „Meister Wolf?“
    „Feodor ... Du erkennst mich?“
    „Natürlich erkenne ich Euch.“
    „Was geht hier vor? Wer ist das?“
    „Das ist mein Meister. Er wird uns retten!“
    „Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren, Feodor.“
    „Maja, Maja wach auf!“

    „Ich bin schon wach.“ Maja rappelte sich auf und starrte den Menschen an, der mit einer kleinen Kerze vor ihrem Verlies stand. Neben ihm grinste Matthias sie alle an.
    „Was ist los? Wer sind Sie?“
    Der Mann hatte ein grobes Gesicht, aber kein unfreundliches. Er hatte graue Haare und einen grauen Bart und sah ziemlich alt aus. Trotzdem schien er noch fit auf den Beinen zu sein. Gewandet war er in einen langen Kittel oder ein Kleid oder was es auch sein mochte. Maja fand kaum Worte dafür, aber es sah wie ein typisches Kleidungsstück für diese Welt aus. Wobei man hier eigentlich alles typisch nennen konnte, was irgendwie verschroben war.
    „Bist du Maja Sonnfeld?“, fragte der Mann.
    „Mein Name ist Lilia.“
    „Hör auf, Maja, du kannst ihm vertrauen“, sagte Feodor. „Das ist mein Meister.“
    „Sind Sie der Meister Wolf, von dem Matthias mir erzählt hat?“
    Matthias fing an, wild zu nicken.
    „Was wollen Sie von mir?“
    „Jimo Kandrajimo schickt mich, um dich zu retten. Und den Rest gleich mit.“
    „Wer ist Jimo Kandradings?“
    „Er ist ein Kamiraen.“
    Bei diesen Worten fiel Maja wahrhaftig die Kinnlade herunter. „Er ist ein Kamiraen? Was macht er hier, warum schickt er Sie? Wie hat er mich gefunden?“
    „Es war offenbar ziemlich offensichtlich, was du vorhattest.“
    „Aber warum schickt er Sie, warum kommt er nicht selbst?“ Maja war verwirrt, aber gleichzeitig erleichtert. Sie wurden gerettet, man hatte sie gefunden und dieser Mann würde sie hier herausholen.
    „Er kann nicht selbst hierher kommen, weil Dreizehn es sofort merken würde, wenn ein Kamiraen sein Land betritt“, erklärte Meister Wolf. „Tretet jetzt bitte alle an die Wand zurück.“
    „Aber ich bin doch auch hier“, sagte Maja.
    „Dann bete, dass er es noch nicht herausgefunden hat. Zurück, habe ich gesagt.“
    Feodor zog sie am Ärmel zur rückwärtigen Wand und Meister Wolf nahm ein Beutelchen aus seiner Tasche. Er begann den Inhalt davon in das Schloss des Verlieses zu stopfen.
    „Meister Wolf, wäre es nicht klüger nach dem Schlüssel zu suchen?“, fragte Feodor.
    „Du kannst es gerne versuchen“, sagte Meister Wolf und steckte eine Zündschnur in das Schloss. „Vorausgesetzt, du kommst da raus.“
    „Dann sollten wir es vielleicht eher mit einem Zauber probieren.“
    „Wenn ein solcher Zauber hier wirken würde, hättest du ihn doch längst angewendet.“
    „Ich kenne keine Zauber, die Türen öffnen können.“
    „Ah“, Meister Wolf ließ sich für einen Moment von seiner Arbeit ablenken und sah verwirrt auf. „Das ist ein eklatanter Mangel in deiner Ausbildung.“
    „Das ist es wohl“, meinte Feodor mit einem angesäuerten Gesichtsausdruck.
    Meister Wolf zog ein Streichholz hervor, entzündete es an seinem Schuh und steckte die Zündschnur damit an. Dann trat er zurück und zog Matthias mit sich. Feodor hielt sich die Ohren zu und Maja, die ahnte was kam, tat es ihm gleich.
    Dann flog das Schloss mit einem gewaltigen Krachen in die Luft.
    Karim und Jinna starrten ungläubig auf die halb offen stehende Tür.
    „War das Zauberei?“, fragte Karim.
    „Schwarzpulver“, erklärte Feodor. „Man zündet es an und es fliegt in die Luft. Man kann damit die unterschiedlichsten Sachen sprengen und je mehr man nimmt, desto größer ist der Schaden. Aber man muss aufpassen, dass man nicht zu viel nimmt“, erklärte er Maja fröhlich.
    „Ich weiß, was Schwarzpulver ist“, erwiderte sie giftig.
    „Kann gar nicht sein, mein Meister hat es gerade erst erfunden.“
    Maja verdrehte die Augen.

    Einmal editiert, zuletzt von Dinteyra (25. Februar 2015 um 18:45)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    „Das ist ein eklantanter Mangel in deiner Ausbildung.“

    ich denke, du meinst: eklatanter

    Das war es jetzt? So lässt du mich zurück? Mit total konfusen Gedanken...
    Du bist ja wirklich gemein. :D
    Wo kommen den Meister Wolf und Matthias auf einmal her? ?( Und viel wichtiger, wie haben die die ganze Bande so schnell gefunden? 8| Und woher wusste Jimo wo sie sind?
    Ein super Teil, bei dem sich bei mir mal wieder eine Frage nach der anderen auftut. :whistling:
    Da frage ich mich ja, wie weit der ganze Haufen kommt, wenn sie zusammen aus dem Gefängnis heraus spazieren.
    Das mit dem Schwarzpulver zum Schluss fand ich irgendwie genial
    :thumbsup:
    Schreib schnell weiter :D

    LG, Kyelia

  • Einen Teil habe ich für heute noch. Ich hoffe, dass er deine Fragen beantwortet, Kyelia, aber versprechen kann ich nichts.
    Ab jetzt wird es übrigens etwas seltsam hier. Wahrscheinlich fragt ihr euch am Ende, was das Ganze eigentlich soll. Zurecht, kann ich da nur sagen. :D


    Das Ende der Suche


    Sie folgten Meister Wolf den Gang entlang. Niorim und Sonja konnten ihr Glück kaum fassen. Sie waren frei. Aber die anderen Gefangenen, die noch in den Verliesen waren, riefen ihnen vergeblich hinterher.
    „Können wir ihnen nicht helfen?“, fragte Maja, als eine junge Frau verzweifelt die Arme nach ihnen ausstreckte.
    „Es würde zu viel Aufsehen erregen“, erklärte Meister Wolf. „Es wird schon schwierig genug, zu acht hier raus zu kommen.“
    Besonders Matthias machte der Anblick der verzweifelten Seelen zu schaffen. Er starrte zu Boden und Maja sah eine Träne an seiner Nase herabtropfen.
    Sie kamen in den Raum, von dem aus die acht Gänge abzweigten. Neben seinem kleinen Tisch lag schnarchend der Kerkermeister. Feodor ging zu ihm und zog einen großen Schlüsselring aus dessen Gürtel.
    „Hier sind doch die Schlüssel. Musstet Ihr so viel Lärm machen, Meister?“
    „Da unten hört das eh keiner“, verteidigte sich Meister Wolf. Maja fand, dass die beiden eine sehr seltsame Beziehung zueinander hatten. Feodor schien seinen Meister zu verehren, aber für eine Respektsperson redete er reichlich merkwürdig mit ihm.
    Feodor warf Matthias, der seine Tränen getrocknet hatte, den Schlüssel zu.
    „Schließ die Tür auf.“ Dann begann er, die Schränke zu durchwühlen, die in der Halle herumstanden. Offenbar enthielten sie die Besitztümer der Gefangenen.
    „Ich bin ein ungelöster Fall, der kann meine Sachen doch nicht einfach geklaut haben“, murmelte er, als er beim dritten Schrank ankam. Dann, beim vierten, fand er offenbar das, was er gesucht hatte, denn ein triumphierendes „Aha“ scholl durch den Raum. Er zog einen breiten, ledernen Gürtel, an dem verschiedene Säckchen festgebunden waren, heraus und band ihn sich um. Dabei fiel das blau schimmernde Schwert aus dem Schrank.
    „Was ist das?“, fragte er.
    „Das ist meins“, sagte Maja.
    „Hier ist übrigens eine Treppe“, rief Karim plötzlich. „Sie scheint ins Schloss zu führen. Sollen wir sie hochgehen?“
    „Wir durchqueren doch nicht das halbe Schloss, wenn wir direkt vor unserer Nase eine Tür haben, die ins Freie führt. Matthias, hast du sie aufgekriegt?“, fragte Wolf.
    Der Junge nickte.
    Beruhigt wandte sich Meister Wolf dem Schwert zu, das Feodor in der Hand hielt. „Donnerwetter“, rief er aus, „das ist aus Taroq.“
    „Ihr meint dieses Metall, das Magie widersteht?“, fragte Feodor.
    „Allerdings. Das ist eine mächtige Waffe. Woher hast du es?“
    „Ausgeliehen“, sagte Maja knapp.
    Matthias ging zu Feodor und zeigte auf das Schwert und dann auf sich.
    „Klar kannst du es mal halten“, sagte Feodor und reichte es ihm.
    Maja war in Gedanken woanders. Sie beobachtete Karim und Jinna, die tuschelnd beisammen standen, etwas abseits vom Geschehen, mit düsteren Mienen. Sie hatten immer noch nicht das geschafft, was sie hatten schaffen wollen. Sie hatten immer noch nicht ihre Mutter befreit. Maja befürchtete, dass sie jetzt, wo Meister Wolf hier war, auch keine Gelegenheit mehr dazu bekommen würden. Zumindest würde er es Maja nicht erlauben, zu gehen.
    Plötzlich rannte Matthias los.
    „Matthias, bleib stehen!“, donnerte Meister Wolf, aber der Junge war bereits bei der Treppe und sprang sie hinauf. Feodor spurtete hinterher, aber der Kurze hatte einen zu großen Vorsprung.
    „Stop!“, brüllte Meister Wolf und sein Schüler blieb wie angewurzelt auf der Treppe stehen. „Du kannst ihn nicht mehr einholen, jedenfalls nicht ohne immenses Aufsehen zu erregen.“
    „Aber Meister“, sagte Feodor. „Ich fürchte er hat vor, sich mit dem Zauberer anzulegen, der seine Eltern getötet hat.“
    „Das befürchte ich auch“, sagte Meister Wolf. „Aber wir können ihn nicht aufhalten. Wir müssen Maja Sonnfeld hier heraus bringen.“
    Feodor warf Maja einen vernichtenden Blick zu, als hätte sie die Schuld daran, und sprang von der Treppe.
    „Ich hole ihn zurück“, sagte Maja, „bevor er bei diesem Zauberer ankommt.“
    Sie lief los, aber Meister Wolf packte sie hinten am Schlafittchen und hielt sie fest.
    „Wir gehen jetzt alle zusammen hier raus und verlassen dieses Land“, sagte Meister Wolf.
    „Und was ist mit Karims und Jinnas Mutter?“, fragte Maja. „Ich habe versprochen, den beiden bei ihrer Rettung zu helfen.“
    „Wir können sie nicht retten.“
    „Aber Sie haben uns doch auch gerettet. Wie haben Sie uns überhaupt gefunden?“
    „Ich habe eure Spur verfolgt, seit ihr dieses Land betreten habt. Jimo Kandrajimo hat dich glücklicherweise auf den Klippen entdeckt, bevor du hierher kamst. Also habe ich mich direkt auf den Weg gemacht. Ich bin über die Wiese gegangen, weil ich wusste, dass du diesen Weg nehmen würdest. Und dann habe ich Matthias in einem Gebüsch entdeckt – völlig verängstigt. Er sagte irgendetwas von einer Verhaftung, also habe ich zuerst die Lager an der Grenze abgesucht und kam dann hierher. Damit, dass ich Feodor hier finden würde, hatte ich überhaupt nicht mehr gerechnet.“
    „Wie konnten Sie unbemerkt herkommen?“
    „Ich bin Zauberer.“
    Als wäre das eine Antwort. Aber Maja sagte nichts mehr dazu, denn ihr fiel wieder ein, wozu sie ihn eigentlich überreden wollte: „Karims und Jinnas Mutter könnte ganz in der Nähe sein. Was ist, wenn sie auch in einem dieser Verliese steckt?“
    „Unwahrscheinlich, die meisten Gefangenen aus dem Ausland werden in den Taumelberg gebracht. Und überleben dort nicht lange“, fügte er mit Nachdruck hinzu.
    „Können wir nicht die Verliese hier durchsuchen?“, fragte Jinna. „Sie könnte doch zufällig in einem davon sein. Was kostet es schon?“
    „Es kostet uns Zeit, die wir nicht haben.“
    „Hier sind ein paar Ordner“, sagte Feodor plötzlich. Er hatte den sechsten Schrank geöffnet und einen Stapel Akten freigelegt. Vorsichtig öffnete er eine von ihnen. „Das sind tatsächlich Gefangeneneinträge. Und sogar alphabetisch sortiert. Wer hätte gedacht, dass die hier so ordentlich sind. Ich hätte sie jetzt eher für die Sorte gehalten, die nicht einmal weiß, wie viele Gefangene sie haben, geschweige denn welche.“
    Maja riss sich von Meister Wolf los und rannte zu ihm. Konnten sie so viel Glück haben? Karim, Jinna und Meister Wolf kamen ebenfalls zu ihnen und schauten Feodor über die Schulter. Tatsächlich, da waren seitenweise Einträge über die Gefangenen.
    „Dieses Papier stammt nicht aus unserer Welt“, sagte Meister Wolf nachdenklich, während er es zwischen den Fingern rieb. „Und was sind das für Buchstaben?“
    „Schreibmaschine“, flüsterte Maja. Es interessierte sie nicht, dass die anderen mit diesem Wort vermutlich nichts anfangen konnten. „Hier gibt’s ja auch Glühbirnen“, sie deutete an die Decke. „Wie heißt eure Mutter?“, fragte sie aufgeregt.
    „Alma“, sagte Jinna. „Alma Feyes.“
    „Ich kannte euren Nachnamen bisher gar nicht“, sagte sie verwundert.
    „Es ist bloß ihrer.“
    Feodor begann zu Blättern, „A-L“, murmelte er vor sich hin. „Oder unter F.“
    Maja zog einen weiteren Ordner aus dem Schrank und begann bei F zu suchen. Feyes. Oder schrieb man das mit V?
    „Hier ist es“, sagte Feodor und Karim und Jinna zuckten zusammen. „Verlies einhundertneun – ungelöste Fälle.“
    „Das ist dasselbe Verlies in dem auch wir waren“, sagte Niorim, der etwas abseits stand.
    „Nein, es ist ein anderes. Unseres war zweihundertfünfzehn.“
    „Wo ist sie dann jetzt?“, fragte Karim.
    „Oh Mann, sie wurde zu Fürst Dreizehn gebracht“, sagte Feodor. „Warum weiß ich nicht, aber sie ist nicht zurückgekommen. Und mehr Aufzeichnungen existieren hier nicht. Tut mir echt Leid Leute.“ Er klappte den Ordner zu.
    Maja sah, wie Karim und Jinna Tränen in die Augen traten und auch sie musste schwer schlucken. Damit war ihre Rettungsaktion wohl beendet.
    „Ich gehe da hin“, murmelte Karim. „Ich frage dieses Arschloch, was er mit ihr gemacht hat. Ich bringe ihn eigenhändig um, wenn er ihr etwas angetan hat.“
    „Gute Idee“, sagte Maja. Sie zitterte vor Wut. „Ich komme gerne mit.“
    Meister Wolf klopfte Karim tröstend auf die Schulter.
    „Kommt, wir gehen.“ Er zog ihn in Richtung Ausgang und die anderen folgten ihnen. Maja blieb stehen.
    „Ich meine das ernst“, sagte sie.
    Meister Wolf schüttelte betrübt den Kopf. „Ich würde mich schon nicht mit dem Schwarzmagier anlegen wollen, dem Matthias vermutlich gerade in die Arme läuft, wenn er denn dort ankommt. Fürst Dreizehn ist jemand, mit dem dieser sich nicht anlegen würde. Die Tode von mindestens zwanzig Kamiraen gehen auf seine Kappe, was der Grund ist, warum Jimo Kandrajimo es nicht wagt, auch nur einen Fuß in dieses Land zu setzen. Fürst Dreizehn ist ein schlimmerer Feind als seine gesamte Garde zusammen und der Grund, warum ich hier bin, ist der, dass ich dich aus Andraya herausschaffen muss, bevor er dich erwischt. Also lass mich diesen Job bitte erledigen. Du bist nur ein kleines Mädchen, dass es mit viel Glück und einiger Hilfe geschafft hat, dieses Land zu durchqueren, und er ist ein Mann, der seit langer Zeit Angst und Schrecken verbreitet. Und er ist hinter dir her, also nimm das bitte nicht auf die leichte Schulter. Es war töricht von dir, dieses Land zu betreten. Komm jetzt bitte wieder mit raus.“
    Maja ließ die Schultern hängen. Er hatte Recht. Sie nickte.

    Einmal editiert, zuletzt von Dinteyra (3. März 2015 um 11:07)