Hallo, Leute!
Ich hab mal mit einer ehemaligen Klassenkameradin eine kurze Geschichte geschrieben, ach ja - wofür sind Freistunden denn sonst da ? ;). Wir haben daraus ein kleines Spiel gemacht: Jeder schreibt einen Satz, dann wieder der andere usw.
Hier ist das Ergebnis:
Tiefe Nacht
John lief beim Anblick des vollen, runden Mondes und bei dem Heulen eines Wolfes in nicht sehr großer Entfernung eine Gänsehaut über die Arme. Ihm war kalt, der dünne Stoff seines Hemdes, welches er eigentlich zum Schlafen trug, bedeckte kaum seine Arme, geschweige denn, dass es den kühlen Dezemberwind abhielt. Wieso nur hatte er es gewagt, sein warmes, weiches Bett zu verlassen?
Mittlerweile wusste er es selbst nicht mehr. Wieder ertönte das Heulen und auf einmal hatte der 15jährige das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein. Es war als würde die Temperatur noch weiter fallen, kleine Nadeln seine Haut spicken und sich der Blick eines anderen in seinen Rücken brennen. Angsterfüllt drehte er sich ruckartig um und ihm war so, als würden ihn körperlose, rote Augen unverwandt anstarrten.
Wenn er losrannte … würde der Blick ihm folgen? Oder bildete er sich die Augen auch nur ein – waren sie nur Illusion? Vielleicht träumte er, aber konnte man all das so realistisch wahrnehmen, der gefrorene Boden, der kalte Wind, das leise Rascheln des Windes in den Bäumen, die Angst?
Jetzt war John sich sicher, die Augen waren da – nachdem der Junge die scheinbar glühenden Augäpfel mehrere Sekunden lang angestarrt hatte, lösten sich die Augen in Rauch auf.
Sollte er was sagen? Gerade als er „Hallo?“ rufen wollte, hörte er hinter sich eine eiskalte, fast flüsternde Stimme: „Hab dich“. Kalter Atem, bei weitem kälter als der Wind, wisperte die Worte über ihn hinweg und vermischten sich mit Johns schockiertem Keuchen. „Was zum …?“, er war starr vor Angst.
Eine große Wolke schob sich vor den Mond und die Nacht wurde rabenschwarz – Was sollte er tun? Laufen, schreien, fluchen, weinen? Was konnte er tun? Laufen konnte er nicht, seine Beine fühlten sich an, als wären sie festgefroren.
Kalte Finger umklammerten seine Oberarme – an Flucht war nicht mehr zu denken. John warf einen flüchtigen Blick auf die Hände – dünne, lange Finger mit sehr heller Haut, jedoch keine Adern. Knochig, die Haut durchscheinend, floss in diesen Händen überhaupt Blut? Der Junge spürte, wie sich der Atem seinem Hals näherte und sich zwei kalte Spitzen auf seine Halsschlagader setzten … Zähne.
Der eiskalte Atem traf auf Johns Haut und hätte beinahe den heißen Angstschweiß vertrieben. Der Junge dachte, dass jetzt sein Ende gekommen war, doch da hörte er eine tiefe, bedrohliche Stimme, die mehrere Meter hinter John und dem Wesen ihren Ursprung fand: „Wag es nicht, Abschaum!“ Johns Herz schien kurz auszusetzen, bevor es weiter hämmerte, genau im Takt der Pfeile, die mit einem Mal begannen, niederzuprasseln. Die Finger um seinen Oberarmen lösten ihren Griff und John sah den leblosen Körper des … des … was auch immer es war neben sich zu Boden fallen – drei versilberte Armbrustbolzen steckten in dem Rücken des Wesens. Dieser Ruck, den John bei jedem Schuss auf den Körper des Vampirs gespürt hatte, steckten ihm noch in den Knochen.
„Dreh dich um!“, hörte er die Stimme und ein herrischer Unterton schwang mit. Sollte er es wagen? Er gab sich einen Ruck und drehte sich langsam um. Wenn dieser Mann ihn töten würde, würde er es so schnell tun, wie bei
dem Vampir – ein kleiner Trost. Vor John stand ein muskulöser Mann mit langem Ledermantel, einem Lederhut und einer Armbrust in der Hand.
Der Mann senkte die Waffe und Die Hoffnung des Junges, nicht erschossen zu werden, stieg an. Sein Gegenüber spuckte Kautabak aus und sagte: „Ich werde dir nichts tun, ich bin Vampirjäger. Mein Name ist Abraham van Helsing. Und wer bist du?“
„Ich … ich heiße John. John Frankenstein.“
Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte
LG
Thráin