Gefangen in der leeren Welt

Es gibt 131 Antworten in diesem Thema, welches 39.960 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juli 2016 um 18:18) ist von Dinteyra.

  • Hey, ich bin auch mal wieder da. Nach 2 Wochen Griechenland musste ich erst mal ein paar andere Dinge aufholen ... dafür gibt es nun einen etwas längeren Teil. Ich hoffe, ihr kommt mit den Charakteren relativ gut klar (10 sind ja nicht gerade wenig). Ich werde noch etwas Zeit brauchen, auf alle eingehen zu können. Um die Charaktere besser zu verstehen, werden die Sichten immer geändert.
    Wenn etwas zu unübersichtlich wird, bitte anmerken.

    @Alopex Lagopus Wieder einmal bedanke ich mich.
    Also, ich glaube auch kaum, dass Jungen so was wie Freundschaftsarmbänder tragen. ;):D Hat aber noch einen Sinn bei den beiden, die Aufklärung kann sich nur noch hinziehen.
    Jap ... und es wird auch mehr kommen. Offensichtlich. Höhö.

    @Dinteyra Danke :) Den Dialog werde ich nochmal überarbeiten, der Hinweis hat mir geholfen.


    Hailey konnte die größtenteils verbreitete Ruhe der anderen nicht nachvollziehen. Da sprach jemand von ihrem Tod und was taten sie? Exakt das, was ein sadistisch veranlagter Mann von ihnen verlangte, dessen Gesicht sie nicht kannten.
    Für Hailey stand fest: Sie würde nicht sterben. Auf gar keinen Fall. Sie war viel zu jung, um ihr Leben hinter sich zu lassen. Ihr stand noch so viel bevor, und sogar der Gedanke, dass sie in ihrem Alter wenigstens schön starb, half momentan nicht im Geringsten.
    Der Hass auf Niara wuchs, als Hailey wieder an vorhin dachte. Wie wagte es nur jemand, so mit ihr zu reden? Und nicht einer der Jungen hatte sich für sie eingesetzt! Hailey sah sich in der Runde um. Wenn sie überleben und alles zu ihrem Vorteil drehen wollte, wäre es keine schlechte Idee, bei einem der Jungen zu landen. Wieder ließ sie ihren Blick schweifen. Wer käme am besten infrage? Von Taron existierte keine Spur. Wie auch immer er es geschafft hatte, sich unauffällig aus dem Staub zu machen - die Chance hatte er ergriffen. Das hieß, es blieben nur noch vier Jungen. Luke schloss Hailey sofort aus. Der Junge wirkte wie ein totaler Schwächling, so wie er zitterte, ständig mit einem schiefen Lächeln alles zu vertuschen versuchte und über seine geröteten Augen wischte. So einen konnte Hailey nicht gebrauchen. Als Nächstes wäre da Artemis. Er gefiel ihr zwar und behielt auch die Fassung, gab allerdings vor allem äußerlich keinen starken Anschein. Von den Jungen wäre er bestimmt einer der ersten, der nicht mehr weiterkonnte. Übrig blieben also nur Finn und Kirian. Damit war Hailey zufrieden genug. Finn machte einen mutigen und gefassten Eindruck, während ihr Kirian vor allem vom Aussehen her zusprach. Deshalb stand ihr Entschluss schnell fest, es zuerst bei Kirian zu versuchen.
    Während sich andere wie Niara, Finn und Ramona bemühten, an der Spitze die Richtung zum Berg zu wahren, lief Hailey zu Kirian, der sich mit Artemis unterhielt. Da das Hailey reichlich wenig störte, sprach sie ihn einfach an.
    »Hi, Kirian!« Sie stupste Kirian in die Seite und zeigte mit einem Lächeln ihre schneeweißen Zähne.
    Ehe Kirian ihr Beachtung schenkte, antwortete er Artemis. Dann wandte er sich ihr zu.
    »Na, ähm ...«, sein Blick glitt suchend über das knappe Oberteil seiner Gefährtin, »Hailey.« Das Lächeln, das er ihr schenkte, deutete Hailey sofort positiv, egal wie kurz es anhielt.
    »Ich bewundere dich wirklich dafür, was für einen kühlen Kopf du behalten kannst«, begann Hailey intuitiv. »Ich hatte vorhin solch eine Angst ...«
    »Uh, danke«, sagte Kirian wegen des plötzlichen Komplimentes überrascht und geschmeichelt. »Na ja, der Mann blufft garantiert nur, wirst schon sehen!«
    Daran dachte Hailey nicht, dafür machte alles einen zu realistischen Eindruck. Das zeigte sie jedoch nicht. Sie hoffte stark, dass Kirian noch klar denken könnte, bekämen sie im Laufe der Zeit die Bestätigung für den Ernst ihrer Lage.
    »Hoffentlich hast du recht ...« Absichtlich senkte Hailey ihre Stimme und sah zu Boden, um hilfsbedürftig zu erscheinen.
    Und Kirian war sehr leicht zu durchschauen, denn er sprang darauf an und tröstete Hailey: »Lass den Kopf nicht hängen, wir kommen hier schon wieder heraus. Dafür werde ich sorgen.« Aufmunternd grinsend tätschelte er ihr den Kopf, woraufhin Hailey reagierte, indem sie seinen Arm mit beiden Händen griff und sich an ihn klammerte, während sie liefen.
    »Danke«, kicherte sie, freudig bemerkend, dass Kirian nichts gegen die Berührung tat. Doch entgegen ihrer Erwartungen wandte sich Kirian wie selbstverständlich wieder Artemis zu und antwortete nichts mehr. Hailey war dennoch zufrieden. Kirian mochte sie garantiert und wenn sie sich noch ein bisschen bemühte, war ihr jemand auf ihrer Seite sicher.

    Der Wald wurde lichter, je weiter sie gingen. Hailey hatte nicht viel für Natur übrig und ekelte sich vor Insekten, die durch die Luft flogen oder an Bäumen saßen. Wegen einer dicken Spinne, die an einem Ast krabbelte, unter den sie sich ducken musste, erklang ein spitzer Schrei und Hailey löste sich von Kirian.
    »Was ist?«, fragte dieser besorgt.
    »Spinne!«, quiekte Hailey und schüttelte sich. Kirians Miene wurde wieder entspannter.
    »Ach so.«
    »Die Spinne nimmt dir dein Gekreische bestimmt auch übel«, zischte Artemis genervt, der sich über den Schrei erschreckt und Schlimmeres erwartet hatte.
    Hailey funkelte ihn beleidigt an, ehe sie erneut nach Kirians Arm griff und sich bei ihm einhakte.
    Es dauerte nur ein paar Minuten, dann kamen sie beim Berg an. Der Timer zeigte 2:06 an, demnach nicht mehr allzu viel Zeit, um der Aufgabe gerecht zu werden.
    Hailey sah gen Himmel. Sie war nicht gut im Schätzen, würde beim Berg dennoch auf über 20 Meter tippen. An der Seite, an welcher sie standen, war die Felswand besonders steil, grob und wenig mit Pflanzen bewachsen. An der wohl einzigen tieferen Einkerbung erkannte Hailey einen Falkenhorst. Ein Erklimmen kam ihr unmöglich vor.
    »Ich glaube, wir haben hier eine sehr ungünstige Seite erwischt«, meinte Finn und wandte sich zu denen um, die hinter ihm standen. »Zu steil und kahl.«
    »Also unmöglich wäre es nicht, da hochzukommen«, setzte Niara hinzu. »Im Zweifelsfall könnten wir zurückkommen, aber es wäre empfehlenswert, sich die anderen Seiten anzugucken.«
    »Du denkst, das wäre nicht unmöglich?« Leise erklang Lukes unsichere Stimme. »Die Wand ist doch komplett steil!«
    »Nee, das wäre schon zu schaffen.«
    »Wie auch immer«, fiel Kirian dazwischen. »Worauf warten wir noch? Lasst uns die beste Stelle finden.«
    Diesmal ging es ohne Diskussionen weiter. Die Sonne tauchte die Bäume in ein goldenes Licht und bewirkte an einigen Stellen des Gesteins Funkeln. Hailey staunte, wie gut sie sich bisher verstanden oder einig waren. Nach einer kleinen Überlegung schob sie es auf den Schock, der in jedem sitzen musste, egal ob es wer verdrängte oder offen zeigte.
    Finn war derjenige, der sich nach einem viel zu langen Fußmarsch meldete. Der Timer gab ihnen nur noch knapp eineinhalb Stunden Zeit.
    »Wie wär's, wenn wir es hier versuchen?«
    Haileys Füße taten vom Laufen weh. Die Sohlen der Schuhe waren zu dünn und ließen sie viele Unebenheiten spüren. Eine Pause kam ihr gerade recht und außerdem war sie leicht genervt, da Kirian sie größtenteils ignorierte, obwohl sie sich solche Mühe gab, ein nettes Gespräch zu führen.
    »Ich finde es hier auch perfekt«, meldete sich als Nächstes Niara. Sie befühlte den rauen Stein mit den Fingern und blickte zur Spitze des Berges hinauf. »Es ist nicht steil und es gibt genügend Furchen, die das Klettern erleichtern.«
    Luke schluckte. »Wir haben nicht mal Seile oder so, um uns zu sichern.«
    »Das fällt dir jetzt erst auf?« Niara band sich ihre Haare zu einem neuen Zopf. »Klettern wir halt ohne. Was auch sonst? Ich glaube kaum, dass da irgendwo 'ne Treppe ist.«
    »Heißt im Klartext, wenn jemand blöd abrutscht, ist es dessen Pech«, grummelte Artemis.
    »Wir können uns ja gegenseitig helfen!«, versuchte Finn den anderen Mut zu machen und Hailey fand, der Satz hätte von Kirian kommen können, der seit den letzten Minuten erstaunlicherweise schwieg. »Wenn wir es nicht versuchen, haben wir gleich verloren.«
    »Tja, dann lasst es uns versuchen, sonst sterben wir auf eine andere Art und Weise.« Ramona, die zu den Schweigsameren unter ihnen zählte, schob sich zwischen Lynn und Finn durch, sodass sie neben Niara stand. Sie war die Erste, die ihre Finger in einen von vertrocknetem Gras bewachsenen Felsvorsprung grub und mit den Füßen Halt suchte. Sie zog sich ein erstaunlich großes Stück an der Wand hoch. Ramonas Arme waren kräftig und von hinten wirkte sie mit ihren kurzen, wilden Haaren und den weiten Klamotten jungenhaft. Hailey fand eingebildet, was für ein hübsches Mädchen sie eigentlich war. Kein Wunder, dass eine ihrer einzigen Erinnerungen lautete, wie gut sie bei den Jungen angekommen war, von denen sich die meisten sehr leicht um den Finger wickeln ließen. Hailey war sich sicher, auch noch bei Kirian zu landen, wenn sie sich weiterhin bemühte. Doch jetzt musste sie erst mal verarbeiten, gleich einen Berg hochzuklettern, um zu überleben – absurd bei dem Gedanken, womöglich ebenfalls zu sterben, wenn sie fiel. Plötzlich begann sie am ganzen Körper zu zittern. Diesmal war es keine Show. Keine Show, um zu erreichen, dass sich jemand um die sorgte, sondern der erneute Gedanke vom eigenen Tod, den sie letztendlich doch nicht verdrängen konnte. Sie musste sich zusammenreißen.
    Hailey beobachtete, wie sich Ramona und Niara bereits zwei gute Meter über dem Erdboden bewegten. Niara schlug sich äußerst geschickt, aber anstatt sich für sie zu freuen, wünschte sich Hailey, dass ihr Hochmut zu einem Sturz führte. Wie konnten die es überhaupt schaffen, so schnell voranzukommen?!
    Finn folgte etwas weiter links, dann traute sich Lynn und sogar Xii. Letztere zeigte sich trotz ihrer zarten Statur alles andere als schwach. Xii fand die richtigen Einkerbungen und zog sich mit zusammengebissenen Zähnen mit ihren dünnen Armen immer wieder hoch.
    »I-Ihr spinnt doch«, stotterte Luke fassungslos. »Ihr werdet abstürzen! Das sind viel zu viele Meter bis nach oben!«
    »Dann bleib doch unten!«, rief Niara ihm zu und Luke lachte gekünstelt.
    »Haha, ihr seid so verrückt ...!« Damit griff Luke nach einem Felsvorsprung und machte Anstalten, es ebenfalls zu versuchen. Doch er zögerte.
    Hailey stand unschlüssig neben Kirian, der Artemis etwas zuflüsterte. Obgleich Hailey die beiden noch nicht lange kannte, nervte es sie gewaltig, dass Kirian dem Anderen mehr Aufmerksamkeit als ihr schenkte.
    »Kirian, ich ... ich weiß nicht, wie ich da oben heil ankommen soll.«
    Zu Haileys Freude drehte sich Kirian zu ihr, eine Hand bereits an kalten Stein legend. Sie sah deutlich in seinen Augen, wie locker er es nahm. Hailey machte es zwar auch Mut, dass es hier tatsächlich eine weniger steile Wand gab, die erklimmbar wirkte, aber da sie nie sportlich gewesen war, wichen ihre Zweifel nicht.
    »Du kannst ja über mir klettern«, lächelte Kirian freundlich. »Wenn was ist, fang ich dich auf.«
    »Hast du sie noch alle? Dann wirst du auch fallen!«, mischte sich Artemis erschrocken ein, und Hailey keifte: »Du würdest vielleicht fallen, aber Kirian ist viel stärker! Vergleich doch nur mal eure Körper, du Bohnenstange.«
    »Das hat damit gar nichts zu tun.« Artemis sah Hailey verstört an. »Jemanden bei so was aufzufangen, wenn man nicht mal die Hände freihat, wäre absolut unrealistisch.«
    »Nee, sonst hätte Kirian das ja nicht gesagt!«
    »Kirian ist halt auch ein unvernünftiger Trottel!«
    Hailey schnaubte. »Jetzt tu du mal nicht so, als würdest du ihn besser kennen, Jagdgöttin
    »Wow, du bist ja gebildeter als du aussiehst«, konterte Artemis, »wenn dir sogar mein Name was sagt.«
    »Arschloch!«
    »Ach, da fällt dir nichts mehr ein?«
    »Nun; immerhin würde Kirian mich auffangen, während du mit deinen Mädchenärmchen abrutschen würdest!«
    Kirian schritt kurzerhand zwischen die beiden - gerade rechtzeitig, denn Hailey holte zu einer Ohrfeige aus, als Artemis Anstalten machte, sie aufgrund der Provokationen am Kragen zu packen. »Halt, ist ja gut! Ihr müsst euch nun wirklich nicht um mich streiten.« Kirian grinste und kassierte dafür einen stechenden Blick von Artemis, während sich Hailey wieder entspannte.
    »Redet nicht über so was wie abstürzen. Wir werden das schaffen. Ich habe ehrlich gesagt eine schwierigere Aufgabe als so 'n bisschen Klettern erwartet, also werden wir ...« Kirian brach ab, als sein Blick schweifte und Luke traf, der immer noch mit sich rang, ob er den ersten Schritt wagen sollte. »Luke, dein Gesicht ist kreidebleich. Geht's dir gut?«
    »Natürlich geht's mir gut«, murmelte Luke, ohne sich umzudrehen. »Uns wurde nur gesagt, dass wir sterben, und jetzt könnte ich sogar in den nächsten Minuten sterben, wenn ich einen falschen Schritt tue. Danke der Nachfrage, mir könnte es echt nicht besser gehen.«
    Sarkasmus hatte Kirian von jemandem wie Luke nicht erwartet, an seinem Lächeln rüttelte dieser jedoch nicht. »Ein bisschen Optimismus würde jedem von euch guttun.«
    »Und dir ein bisschen Realismus«, murrte Artemis.
    »Du könntest auch ein bisschen Freundlichkeit vertragen, Artemis«, meinte Kirian und zwinkerte ihm zu.
    Angesprochener murmelte ein kaum hörbares »Ich hasse diesen Namen ...«, woraufhin ein fragendes und leicht verwirrtes »Wie bitte?« von Kirian kam.
    »Ach nichts. Lass uns einfach mal mit Klettern anfangen.«

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

  • Hailey fand eingebildet, was für ein hübsches Mädchen sie eigentlich war.

    Hier stimmt irgendwas nicht ganz.

    Gut, die Charakterwechsel helfen natürlich, alle besser kennenzulernen :thumbup: Ich mag Hailey nicht sonderlich. Ihre Intention, die "Ich-bin-hübsch-also-stell-dich-auf-meine-Seite-dafür-bekommst-du-auch-eventuell-was-tolles-Karte" zu spielen (boah, geiles neues Hauptwort :D ), könnte die Gruppe später spalten, wenn sie bei irgendwas, wo sie sich ihre schönen Nägel nicht einreißen will, wieder rumzickt. Und so ganz klug scheint sie auch nicht zu sein, wenn sie bei der Entscheidung sich an Finn oder Kirian ranzumachen, letztlich das Aussehen mehr zählt - aber das ist Glück für sie, Kirian scheint genau der Typ zu sein, bei dem es klappen könnte - es sei denn, er steht nicht auf Mädels ^^ Er unterhält sich ja ganz plötzlich sehr stark mit Artemis.

  • Wow, du gibst dir ja wirklich alle Mühe, Hailey so richtig unsymphatisch wirken zu lassen :thumbsup:

    Ihr stand noch so viel bevor, und sogar der Gedanke, dass sie in ihrem Alter wenigstens schön starb, half momentan nicht im Geringsten.

    Würd mir auch nicht helfen :rofl:

    Finn machte einen mutigen und gefassten Eindruck, während ihr Kirian vor allem vom Aussehen her zusprach. Deshalb stand ihr Entschluss schnell fest, es zuerst bei Kirian zu versuchen.

    Jap. Macht Sinn. Natürlich. :D

    »Na, ähm ...«, sein Blick glitt suchend über das knappe Oberteil seiner Gefährtin, »Hailey.« Das Lächeln, das er ihr schenkte, deutete Hailey sofort positiv, egal wie kurz es anhielt.

    Hier hätte ich eine Frage: Ich hatte bisher den Eindruck, dass sie alle dasselbe tragen. Allerdings bin ich mir auch nicht mehr sicher, was es war.

    Ein sehr guter Teil, du bringst die Spannung und Bedrohung auf jeden Fall viel besser rüber als im letzten Teil. Jetzt finde ich die Gespräche auch authentischer. Weiter so :thumbup:

  • Freut mich richtig, wie prima Hailey bei euch ankommt! :D
    Genau so habe ich es mir erhofft, hehe.

    Wie immer vielen Dank.
    @Dinteyra Nein, es tragen nicht alle dasselbe. Jetzt, wo du es erwähnst, bin ich mir selbst nicht sicher, ob ich das verständlich eingebracht habe. Ich werde nochmal nachlesen. ^^ Aber da es recht viele Charaktere sind, dachte ich mir, die Kleidung überlasse ich größtenteils eurer Fantasie.


    Artemis war der langsamste von ihnen. Sogar Luke schaffte es, die vielen Vorsprünge im Felsen zu nutzen und nahm bei einem Drittel des Aufstieges eine Pause. Hailey hielt sich dicht bei Kirian und bekam fast dauerhaft mit, wie dieser versuchte, Artemis zu helfen.
    »Wenn du noch ein bisschen kletterst, kann ich mich da oben vielleicht auf ‘nen Vorsprung setzen und dich hochziehen, Artemis«, schlug Kirian gerade vor und Hailey musste hämisch grinsen, weil sie sich besser als Artemis hielt.
    »Ist schon gut, ich schaff das«, erwiderte Artemis beherrscht.
    Haileys Schadenfreude währte nur nicht lange. Da ein leichter Wind wehte und somit ihre violetten Haare immer wieder vor ihr Gesicht wirbelte, hatte Hailey Probleme damit, genau zu gucken, wo ihre Hände als Nächstes Halt finden konnten. Mit schmerzenden Armen wollte sie sich weiterhin hochziehen, als sie eine Entfernung falsch einschätzte, mit der Hand ins Leere griff und erstaunt aufkreischte, als sie abrutschte.
    Sie hörte, wie Kirian etwas Erschrockenes ausstieß und sogar Artemis »Oh scheiße!« rief. Dann ging alles viel zu schnell. Der Gedanke, nun zu sterben, wenn sie in gut acht Metern Tiefe aufkam, erschien in einer Hundertstelsekunde - dann endete ihr kurzer Fall abrupt, indem sie mit einer Hand wie durch ein Wunder eine Wurzel zu fassen bekam und mit der anderen Lukes Hosenbein ertastete, an das sie sich krallte.
    »Lass das!«, schrie Luke, der sich reflexartig mit den Fingernägeln schmerzhaft in den Stein grub, um das zusätzliche Gewicht irgendwie auszuhalten.
    »Oh mein Gott, ich bin gerettet«, stieß Hailey mit leicht schriller Stimme aus und suchte mit zitternden Beinen Felsvorsprünge. Das Blut war ihr ins Ohr gerauscht und ihr Herz klopfte wie wild, trotz des winzigen Augenblickes, in dem sich alles abgespielt hatte.
    »Das nenn ich Glück«, seufzte Kirian freudig, der sich jedoch nicht traute, nach unten zu sehen.
    »Aber mein Fingernagel ist abgebrochen!« Jammernd betrachtete Hailey ihren linken Zeigefinger. »Und mein Oberteil hat einen Riss ...«
    »Oh Mann«, ertönte es aus Artemis' Richtung. »Wieso war ich gerade eben nochmal geschockt gewesen?« Etwas in seiner Stimme haute jedoch nicht hin. Es klang nicht vollständig nach einer rhetorischen Frage und für Artemis' Verhältnisse leise, sodass sogar Kirian stutzig wurde.
    »Alles gut, Artemis?«, fragte er.
    Artemis bewegte sich nämlich nicht vom Fleck und sah äußerst beherrscht aus. Kirian befürchtete, Artemis wäre bereits am Ende seiner Kräfte und wurde besorgt. »Nur noch ein kleines Stückchen, dann kann ich dich wirklich hochziehen!«
    »Alles gut ...«, entgegnete Artemis einzig, ehe er tief Luft holte und weiterkletterte. Ausgesprochen langsam. Hailey wurde ebenfalls stutzig, als sie mit eigener Kraft Artemis überholte und sich Luke inzwischen zusammengerissen hatte und tatkräftig durchhielt. Artemis hingehen blickte stur nach oben, vermied Blickkontakt zu anderen und gönnte sich andauernd Pausen.
    Hailey kam ein Gedanke und ohne darüber nachzudenken, möglicherweise zu gemein zu sein, grinste sie schadenfroh.
    »Hast du etwa Höhenangst, Jagdgöttin?«
    Die Pause, die daraufhin folgte, deutete Hailey als Zustimmung. Inzwischen erreichte sie den Vorsprung, an dem Kirian wartete, und bat ihn, sie hochzuziehen. Auf der Steinplatte konnte sie sogar stehen und zwei Schritte laufen.
    »So ein Quatsch, ich bin Klettern halt nur nicht so gewohnt«, kam die verspätete Antwort von Artemis. Man hörte ihm an, dass es nicht bloß daran lag.
    »Du bist ein schlechter Lügner«, stellte Hailey spöttisch fest.
    »Ist das wahr? Du hast Höhenangst?« Fragend blickte Kirian zu Artemis hinunter, eindeutig auf ihn wartend. Wie sich die anderen weiter oben schlugen, ignorierte er wie Hailey. »Das hättest du doch früher sagen können! Aber wenn es wirklich so ist, schlägst du dich echt gut.«
    »Seid doch einfach leise ...«, zischte Artemis, obwohl man ihm ansehen konnte, wie gut ihm das Mutmachen tat.
    Luke kletterte weiter, ohne die anderen zu beachten, und Hailey wandte sich an Kirian.
    »Wollen wir nicht weiter?«
    »Nein, ich helfe Artemis.«
    Haileys Augen verengten sich. »Seid ihr denn befreundet?«
    Ein aus Haileys Sicht undefinierbares Grinsen erschien auf Kirians Gesicht und er rief: »Klar sind wir befreundet, nicht wahr, Artemis?«
    »Na ja, wir kennen uns doch gar nicht ...«, kam es von Artemis zurück, der erneut tief durchatmete und sich ein Stück hochzog.
    »Wir lernen uns schon noch kennen. Außerdem ist das mit den Armbändern irgendein Hinweis, ich wette mit dir!«
    »Armbänder?« Hailey vergaß aufgrund des kleinen Gesprächs gar den Ernst ihrer Lage.
    »Ja, ich und Artemis haben dieselben Armbänder.« Zur Demonstration hielt Kirian sein Handgelenk in die Höhe.
    »Man nennt immer den anderen zuerst und außerdem heißt es in dem Zusammenhang die gleichen«, belehrte Artemis in seinem üblichen Tonfall, der Kirian zum Lachen brachte.
    »Ist ja schon gut, du Klugscheißer.«
    Wenngleich es unangebracht war, spürte Hailey eine gewisse Eifersucht, dass sich Kirian mehr um Artemis als um die kümmerte. Sie war ihm gegenüber doch viel freundlicher! Ob sie sich oben doch lieber an Finn halten sollte? Nein, Kirian würde sie schon noch beachten. Sie hatten bisher bloß zu wenig Zeit gehabt.
    Hailey beobachtete, wie Kirian Artemis mit auf ihre Steinplatte zog, als er nah genug kam. Zu dritt war es ziemlich eng, sodass Hailey sich wieder zum Klettern bereit stellte. Hoffentlich brach ihr nicht wieder ein Fingernagel ab, wo sie keine Feile bei sich trug.

    Dann ging es weiter.
    Kirian, der sich Haileys Einschätzung nach sehr gut schlug, war stets bemüht, Artemis und ihr zu helfen." Luke schaffte es ohne Hilfe, war jedoch sehr langsam. Weiter oben lief es ebenfalls weitestgehend gut ab. Niara kam als Erstes auf festem Boden an, obwohl sie es selbst kaum fassen konnte. Ihr folgten Ramona und Finn. Letzterer half Xii, die besten Stellen für ihren Halt zu finden, doch kurz vor Schluss knickte sie mit ihrem Fuß um und musste von Ramona und Niara hochgezogen werden. Lynn traute sich beim letzten Stück nicht, weiterzumachen, nachdem sie nach unten geguckt hatte.
    »Das ist extrem hoch«, wimmerte sie und rührte sich keinen Zentimeter mehr.
    Bei Artemis hingegen sah es nicht viel besser aus. Er hatte den Fehler begangen, einmal Richtung Boden zu sehen, und stand nun starr und stumm an eine Felswand gepresst, sich weigernd, das Klettern fortzuführen.
    »Es passiert dir schon nichts«, versuchte Kirian Artemis zu unterstützen. »Sieh's mal so: Du hast schon zwei Drittel hinter dir, der Rest wird ein Klacks!«
    »Nein, ich schaffe das nicht mehr. A-Aber na ja, wir werden doch eh sterben. Das hat der Mann gesagt, nicht wahr?«
    Selbst Hailey wunderte sich, Artemis mit seiner spitzen Zunge plötzlich so zerbrechlich zu erleben und bekam beinahe Mitleid mit ihm. Was er sagte, war ganz und gar nicht falsch ...
    »Nein, wir werden nach allem hier in unser altes Leben zurückfinden. Bestimmt«, meinte Kirian entschieden. »Warte, ich bin gleich bei dir, dann helfe ich dir.«
    »Wie willst du das anstellen? Lass es lieber, sonst war's das für uns beide.«
    Kirian schüttelte den Kopf und kletterte seitlich zu Artemis. Dazu musste er tiefer, doch es machte ihm rein gar nichts aus. »Nee, wir schaffen das, weil ich das sage«, meinte Kirian, »und basta.«
    »Deine Argumentation beunruhigt mich.«
    Hailey bewunderte Kirian für seine Hilfsbereitschaft und den unerschöpflichen Optimismus, und mit einem einigen Blick zu Artemis wusste sie, dass dieser genauso fühlte.
    Sie zweifelte nicht an Kirians Worten, sondern glaubte ihm schnell, was er versprach. Bestimmt war ihre Lage halb so schlimm und er würde sie sicher nach oben bringen.


    Im nächsten Teil rücken die 3 dann mal wieder mehr in den Hintergrund. Falls es dennoch so wirkt, als vernachlässige oder beleuchte ich einige Charaktere zu sehr, nur sagen.
    Puh, echt nicht leicht, wenn man so viele Charas hat.

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ameko (13. November 2015 um 22:09)

  • Spoiler anzeigen

    »Du bist ein schlechter Lügner«, stellte Hailey fest und begann wie vorhin, ihre langen Haare mit den Fingern zu kämmen.

    Hier geriet mein Kopfkino etwas ins Wanken :huh: Ich stelle mir vor, wie die mit beiden Händen sich an einer doch schon etwas steileren Wand hochmühen, da ist es dann merkwürdig, wenn Haily dafür zwischendurch Zeit hat

    Kirian, der sich sehr gut schlug, war stets bemüht, Artemis und auch Hailey zu helfen.

    Das ist wertend.
    Besser wäre es, diese Wertung von einem Charakter machen zu lassen, wie "Kirian, der sich Haileys Einschätzung nach sehr gut schlug, war stets bemüht, Artemis und ihr zu helfen."

    Hailey ist echt so eine :patsch: stirbt beinahe, und dass einzige, was sie interessiert sind eingerissene Fingernägel und ihre Klamotten. Als ob das in diesem Moment irgendwie wichtig wäre. Wie gut, dass Kirian so eine gute und optimistische Seele ist und einfach jeden durchbringen will, so einen braucht die Gruppe.

    Zitat von Ameko

    Puh, echt nicht leicht, wenn man so viele Charas hat.

    Yep, das musste ich auch schon erfahren ^^ Am Anfang war es schon ein wenig schwierig, weil zu Finn und Niara (was ja sehr überschaubar war), plötzlich 8 neue Chars in ziemlich schneller Folge dazu kamen, dadurch wurde ich erstmal erschlagen. Jetzt, wo du den einzelnen Charakteren Raum in kleineren Gruppen gibst (hier jetzt Artemis, Haily, Kirian und Luke), wird es für den mich schon sehr viel einfacher, sie auch kennenzulernen (geht mit übrigens auch im echten Leben so, je kleiner die Gruppe, desto besser das Kennenlernen ^^ )

  • @Alopex Lagopus Puh, ich bin erleichtert, dass es mit den Charakteren inzwischen nicht mehr zu kompliziert ist. Sollte das sich nochmal - aus welchen Gründen auch immer - ändern, nur anmerken.

    Das einzige Blöde ist, dass ich die Geschichte nicht wie anfangs geplant so weit ausarten kann, sondern mich ab nun kürzer fassen muss (bitte fragt nicht, wieso :/ ).

    Jedenfalls gibt's hier nun das Ende von Kapitel 4 und ich bin frohen Mutes, demnächst mit dem Schreiben schneller voranzukommen. XD

    Ramona sah sich inzwischen auf der neuen Ebene um. Niedriges Gras bedeckte den kompletten Boden, als hätte jemand vor ihnen Rasen gemäht. Bäume konnte Ramona zwei ausmachen, wenn sie der Klippe den Rücken zuwandte. Sie standen einige Meter entfernt vor ihr. Ein kühler Luftzug hinterließ auf Ramonas Haut ein angenehmes Gefühl.
    Wenn ihre Augen sie nicht täuschten, lagen mehrere Rucksäcke zwischen den beiden Bäumen, akkurat eine Linie bildend. Vor Neugier konnte sie nicht mehr auf die anderen warten, die an der steilen Klippe versuchten, den Kletternden zu helfen.
    Ihre Beine trugen sie trotz der Erschöpfung erstaunlich schnell zu den Rucksäcken, die bei näherer Betrachtung alle eine andere Farbe und einen Namen trugen. Lynn las sie als Erstes auf einem roten, Finn schwarz daneben und noch einen Platz weiter Artemis auf einem grünen. Es gab eindeutig für jeden einen Rucksack. Ob sich dort drin etwas befand? Ramona fragte sich, ob alle fair blieben und nur den eigenen Rucksack anrührten. Sie jedenfalls würde erst mal ihren suchen. Fündig wurde sie allerdings auf eine andere Art und Weise.
    Sie erschrak beinahe bei ihrer Entdeckung.
    »Taron?!«, stieß Ramona entrüstet aus, den Blick streng auf das bisher vermisste Teammitglied fixiert, der seelenruhig damit beschäftigt war, mit den Rücken an einem Baum gelehnt in zwei Rucksäcken zu kramen. Höchstens einer der beiden könnte ihm gehören, doch ein schlechtes Gewissen spiegelte sich nicht in seinem Gesicht wider, nachdem er widerwillig Ramona beachtete.
    Ramona stemmte anklagend ihre Fäuste in die Seite. Wie war Taron so schnell hierher gelangt? Wobei, bestimmt war er noch nicht allzu lange anwesend, sonst hätte er bestimmt schon alle Rucksäcke durchwühlt und wäre abgehauen.
    »Was?« Tarons Gleichgültigkeit war unüberhörbar. Er nahm Ramona nicht ernst und verschloss seelenruhig einen der beiden Rucksäcke.
    Wütend griff Ramona nach dem anderen Rucksack und riss ihn an sich. Zu ihrem Erstaunen hielt Taron sie bei diesem Vorhaben nicht auf.
    Auf dem orangenen Stoff stand Luke. Bestimmt hatte Taron daraus bereits etwas mitgehen lassen.
    »Teamgeist ist wohl nicht deine Stärke, was?«, sagte Ramona verächtlich.
    »Meine Stärke ist es offensichtlich, mich nicht von anderen aufhalten zu lassen.«
    Ramona fiel kein passender Konter ein, denn Taron war tatsächlich ohne Fremdeinwirkung vor ihnen angekommen.
    »Was hast du überhaupt an dem Rucksack eines anderen verloren?«, lenkte sie stattdessen ein. »Die Namen stehen nicht umsonst da! Du wirst es alles andere als leicht haben, wenn das die anderen erfahren.«
    Taron stand vom Schatten des Baumes und ging ein paar Schritte auf Ramona zu. Im Licht wirkten seine vielen Tattoos noch beeindruckender und Ramona wusste, dass Taron sie einschüchtern wollte, aber es zog bei ihr nicht. Taron war sehr groß, aber Ramona selbst ebenfalls alles andere als klein, und gegen Prügeln hatte sie auch nie etwas gehabt. Kam es hart auf hart, wehrte sie sich mit allen Mitteln.
    Doch es kam anders als erwartet. Taron blieb direkt vor Ramona stehen und brummte: »Du nervst.« Gleich danach tat er, als wäre nichts gewesen, und lief mit seinem Rucksack an ihr vorbei.
    Ramona sah ihm noch argwöhnisch hinterher, dann schenkte sie ihrem eigenen Rucksack Aufmerksamkeit. Sie öffnete ihn und fand mehrere Dinge darin vor: einen kleinen Verbandskasten, ein Taschenmesser, zwei Seile, zwei Tüten mit Nüssen, eine Wasserflasche und einen Leib Brot.
    Beim Entdecken der Seile wusste Ramona sofort, was sie nun tun würde, und lief zurück zu den anderen. Sie half denen, die noch kletterten. Artemis und Hailey schafften es, sich mit den Seilen zu sichern und ebenfalls oben anzukommen. Kirian lehnte ab und bewältigte die Hürde alleine. Luke konnten sie nach einiger Zeit überreden, endlich weiterzumachen. Ihn sicherten sie ebenfalls mit den Seilen.
    Als endlich alle versammelt waren, gingen sie zu den Rucksäcken. Ramona war erstaunt, wie fair jeder blieb, indem nur der eigene Rucksack angerührt wurde. Jeder fand individuelle Kleinigkeiten und mache wussten mehr damit anzufangen als andere. Der Timer zählte nur noch wenige Minuten und Ramona sah ihn gespannt an, wartend, was bei Ablauf der Zeit passierte. Inzwischen hatten sie sich alle im niedrigen Gras bei den beiden Bäumen niedergelassen.
    »War eigentlich recht einfach«, meinte Lynn gerade und bemerkte, wie alle gespannt auf die Armbanduhr starrten.

    5 ... 4 ... 3 ... 2 ... 1 ...
    Nur kurz zeigte der Timer 00:00 an, dann erschienen sofort die Ziffern 12:00. Die Aufforderung zur ersten Aufgabe verschwand, wurde für einen Moment schwarz, dann bildeten sich zwei neue Wörter: Mission erfüllt.
    Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Runde. Es war nichts weiter passiert, sie hatten die erste Station mühelos bewältigt.

    Als die Dämmerung einsetzte, wurden Schlafplätze hergerichtet. Einige hatten das Glück, eine kleine Decke im Rucksack vorgefunden zu haben, andere mussten sich mit ihren Jacken begnügen.
    Alle einigten sich auf eine Nachtwache und teilten Schichten ein, angefangen mit Ramona und Luke.
    Hailey beschwerte sich lautstark, auf dem harten Boden schlafen zu müssen, ansonsten stellten sich nach und nach vereinzelte Gespräche ein.
    Die erste Stunde verging und die Gruppe bis auf Ramona und Luke schlief. Sie besaßen die einzige Taschenlampe, Lynn hatte sie gefunden. Neben Ramona lag ihr vorgefundenes Essen, das sie noch nicht angerührt hatte.
    Sich aufmerksam umsehend leuchtete Ramona die Gegend ab. Nichts Auffallendes war zu beobachten.
    »Mir ist kalt«, klagte Luke und rieb seine Arme.
    »Dann lauf ein bisschen auf und ab«, schlug Ramona mit desinteressiertem Ton vor. »Ich habe leider auch keine Decke.«
    Luke gähnte und tat nicht, wie vorgeschlagen. »Alles scheiße.«
    Ramona blieb still.
    »Was, wenn wir nicht mehr nach Hause kommen? Was, wenn wir tatsächlich sterben werden?«
    »Mensch, Luke, bleib einfach leise und pass auf«, zischte Ramona, doch etwas war anders. Ihre Augenlider fühlten sich unerwartet immer schwerer an, obwohl sie eine Stunde ohne Müdigkeit durchgestanden hatte. Seltsam. Sie stand auf, um munter zu bleiben.
    »Ja ja«, erwiderte Luke mit Verspätung.
    Ramona wurde schwindlig. Unangenehme Lichtpunkte erschienen in ihrem Sichtfeld und alles drehte sich. Überfordert von diesem plötzlichen Gefühl sank sie wieder zu Boden.
    »Nimm du mal die Taschenlampe«, murmelte Ramona und warf Luke das Gerät zu. Die Lampe fiel ins Gras und Luke hob sie auf.
    »Ich hab Angst, dass morgen nur alles schlimmer als heute wird«, nahm Luke seinen Faden wieder auf, da ihn ein Gespräch wesentlich mehr als Stille beruhigte. Er lauschte in die Dunkelheit, ohne die Taschenlampe zu Hilfe zu nehmen, ohne eine Antwort zu erhalten.
    »Hast du denn keine Angst?«, fuhr Luke unbeirrt fort.
    Zum wiederholten Male blieb Ramona stumm.
    Luke schmollte. »Ist ja schon gut, ich spreche dich nicht mehr an.« Erst jetzt richtete er aus Neugier den Taschenlampenstrahl auf Ramona, die etwa zwei Meter entfernt zu seiner Linken saß. Nun, zumindest sollte sie das, denn Ramona lag im Gras, die Beine leicht angewinkelt und die Augen geschlossen.
    Luke erschrak. Sofort krabbelte er zu seiner Gefährtin.
    »Ramona?« Ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig, doch das beruhigte Luke nur vorübergehend. So schnell konnte niemand einschlafen. Sachte beginnend und immer stärker werdend rüttelte Luke an Ramonas Schultern.
    »Ramona! Ramona, hey, wir sind Nachtwache!«
    Keine Reaktion. Ramona bewegte sich einzig, wenn Luke an ihr rüttelte. »Nicht pennen! Was soll das?!«
    Nach weiteren dreißig Sekunden ließ Luke verängstigt von ihr ab. War sie ihn Ohnmacht gefallen? Er hatte absolut keine Ahnung, wie man erkannte, dass ein Mensch sein Bewusstsein verloren hatte, geschweige denn, wie man mit ihm umging.
    Hektisch sah sich Luke um. Finn wäre bestimmt nicht böse, wenn er ihn mit gutem Grund aufweckte, deshalb lief er zu diesem hinüber.
    »Finn, es tut mir leid, aber irgendetwas ist mit Ramona«, ratterte er herunter, als er Finn anruckelte, immer wieder versuchte, ihn aufzuwecken. Nach einer weiteren Weile stoppte Luke. Panik kroch wie eine dünne Eisschicht in ihm empor. Egal, was er anstellte: Finn blieb ebenso regungslos wie Ramona.
    Luke rannte zu Lynn, versuchte es bei ihr. Wieder kein Erfolg. Kirian bewegte er ziemlich von seinem eigentlichen Schlafplatz und verpasste ihm aus Verzweiflung sogar eine Ohrfeige. Doch es brachte nichts. Niemand schien Einwirkung von außen, nicht einmal Schmerz zu verspüren.
    Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
    Spätestens nach dieser Einsicht war Luke zum Heulen zumute und er rief ein paar Namen. Tot konnten sie ja nicht sein, denn jeder von ihnen atmete. Oder befanden sie sich gar im Komazustand? Doch wie? Was war passiert?
    Eine urplötzliche Erschöpfung überkam ihn. Luke wurde schwindelig. Binnen Sekunden sank er auf seine Knie und hielt sich den schmerzenden Kopf.
    Dann wurde alles schwarz.

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ameko (7. Januar 2016 um 22:06)

  • Was auch immer sie erwischt hat, Luke wurde später davon getroffen als alle anderen. Aber was es wohl war? Ich bin ehrlich gesagt völlig ratlos. Von Schlafgas über vergiftetes Essen, bis zu einem Angriff mit Betäubungspfeilen oder einer Telepathischen Botschaft ist alles bei meinen Vermutungen. Bin gespannt, was du dir ausgedacht hast.
    Es war jedenfalls wieder super geschrieben, dein Schreibstil ist echt toll und liest sich sehr flüssig. :thumbsup:

    Finn, tut mir leid, aber irgendetwas ist mit Ramona

    Ich hab das Komma übersehen und der Satz bekam sofort eine andere Bedeutung. Vielleicht könntest du zur Sicherheit ein "es" vor "tut" einbauen?

  • »Mensch, Luke, blieb einfach leise und pass auf«, zischte Ramona, doch etwas war anders.

    bleib

    Hmm, die Frage ist, ob es in der Umgebung etwas gibt, was die Gruppe betäubt hat (dann frage ich mich aber, wieso es Luke erst so spät betrifft) oder irgendjemand hat die Macht, gezielt die Jugendlichen außer Kraftv zu setzen - was schon ziemlich unfair ist, weil er damit verhindern könnte, dass sie ihre Aufgaben erfüllen :hmm:

    Der Anfang hat mich etwas verwirrt:

    Zitat von Ameko

    Als die Dämmerung einsetzte, wurden Schlafplätze hergerichtet.

    Das klingt so, als ob die Dämmerung der Grund ist. Ich frage mich aber: Sind die nicht ein wenig unter Zeitdruck, um sich jetzt einfach zum Pennen hinzulegen, oder haben sie den Gipfel erreicht und können es sich leisten? Im zweiten Fall würde ichs nochmal explizit hinschreiben, weil es (zumindest für mich) nicht klar ist.

  • @Dinteyra Danke. :) Leider werde ich mir mit den ganzen Auflösungen Zeit nehmen, aber deine Vermutungen gefallen mir. :D

    @Alopex Lagopus

    Das klingt so, als ob die Dämmerung der Grund ist. Ich frage mich aber: Sind die nicht ein wenig unter Zeitdruck, um sich jetzt einfach zum Pennen hinzulegen, oder haben sie den Gipfel erreicht und können es sich leisten?

    Es ist so, dass sie tags 12 Stunden Zeit bekommen, die Aufgabe zu lösen, und die restlichen 12 Stunden zum Ausruhen haben. :) Das hat die Stimme einmal gesagt, aber wenn man das nicht behält (auch kein Wunder bei meinem lahmen Schreibtempo), merke ich es ebenfalls in dem Absatz an. Danke für den Hinweis. ^^

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
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  • @Ameko Dass sie 12 Stunden Zeit zum Ausruhen und 12 Stunden Zeit für die Aufgabe haben, habe ich noch im Hinterkopf. Was ich mich eher frage: wird der Timer für die Aufgabe jetzt unterbrochen? ?( Ich hatte das jetzt so verstanden, dass sie 12 Stunden haben, um die Aufgabe zu lösen, sich dann 12 Stunden ausruhen und dann eine neue bekommen. Mir geht es jetzt eigentlich eher um den Punkt: Sind sie mit der Aufgabe jetzt fertig oder nicht? Es scheint ja so, die müssen irgendwo auf dem Berg sein, sonst könnte man schlecht Schlafstätten aufbauen (es sei denn, dass ist so ein Zwischenplateau und noch nicht der Gipfel). Das war jertzt nicht klar für mich.

  • @Alopex Lagopus
    Oh nein, mir fällt gerade auf, dass mir ein Fehler unterlaufen ist. Mist. :patsch: Ich habe den letzten Teil hochgeladen und den vorletzten vergessen! Da wird nämlich nochmal klar, wie sie oben ankommen ... ich dachte, ich hab das schon mal gepostet ... verdammt. Tut mir leid, dass ich dich verwirrt habe - ich poste den anderen Teil einfach noch davor, vielleicht findest du dich dann zurecht. ^^" Nächstes Mal passe ich auf jeden Fall besser auf.

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  • Kein Problem, das ist mir auch schon mal passiert x) Jetzt ist jedenfalls klar, wieso ich verwirrt bin.
    Hab den fehlenden Part gelesen und jetzt ergibt auch alles Sinn :D Ich vermute ja, dass Taron Luke etwas aus dem Rucksack weggenommen hat, von dem er der Ansicht ist, es könnte ihm später nützen. Er scheint alles auf eigene Faust bewältigen zu wollen - nur blöd für ihn, dass die Konsequenzen ihn auch treffen können, wenn anderen scheitern (hab ich doch richtig in Erinnerung, oder?)

  • Ja, mich gibt's auch noch ... die letzte Zeit war nicht so einfach für mich, weshalb ich das Schreiben und Lesen auch vernachlässigt habe, aber nun werde ich mich wieder an die Geschichte setzen. Mit dem bisherigen Kapitel bin ich nicht vollends zufrieden, aber ich will nicht noch länger darüber sitzen ...
    Ich hoffe irgendwie, das hier verfolgt noch jemand und hat eine Ahnung, worum es ging. :') Danke für eure Geduld.


    Kapitel 5

    Luke erwachte.
    Orientierungslos rieb er sich die Augen, bis ihn alle Erinnerungen von gestern einholten. Augenblicklich erhöhte sich Lukes Puls, er sprang auf und sah sich hastig um. Alle lagen noch seelenruhig auf dem Boden, bis auf ...
    »Du da!«, stieß Luke aus, zeigte mit dem Finger auf die sitzende Xii und lief ihr entgegen. »Du bist wach?!«
    »Ja ...?«, kam es vorsichtig und mit verwirrtem Blick zurück.
    »Gestern habe ich keinen von euch wachbekommen! Ihr habt wie im Koma dagelegen!«
    »Aha?« Xii blieb leise, als würde sie Rücksicht auf die Schlafenden nehmen.
    »Ja, es war total komisch und beängstigend!«
    »Ich ... also ...«, stammelte Xii und suchte die richtigen Worte. »Hier ist sowieso was komisch. Ich meine, guck dich doch mal um, wo wir sind.«
    Luke tat wie geheißen. Zuerst erschien ihm alles wie am vorherigen Tag; jeder lag zwischen den Grashalmen auf seinem Platz, jedoch fehlten die zwei Bäume und sie befanden sie sich nicht mehr im Freien. Steinerne Mauern umrahmten ihren Schlafplatz, bildeten einen rechteckigen Raum und verschlossen die Sicht zum Himmel. Ein Zimmer?! Luke konnte sich nicht vorstellen, wie in der Nacht, in der sie nicht mehr bei Bewusstsein gewesen waren, plötzlich Wände aus dem Boden geschossen waren.
    »Jemand muss uns hierher gebracht haben!«, erklärte sich Luke ihre Situation. »Vielleicht haben wir deshalb so tief geschlafen ... Ob irgendetwas im Essen war?«
    Xii zuckte hilflos mit den Schultern, zog die Knie an den Körper heran und legte ihren Kopf darauf, während Luke auf seine Armbanduhr linste. 00:48, ihre zwölf Stunden waren bald vorbei. Ob exakt bei 00:00 die neue Aufgabe erschien?
    Luke entschloss sich, die anderen zu wecken. Nach einem Rütteln an Finns Schulter durfte er erleichtert feststellen, wie dieser erwachend die Augen aufschlug und gähnte.
    »Bin ich mit Nachtwache dran?«, fragte er schläfrig.
    Luke schüttelte den Kopf. »Es ist schon morgens!«
    Augenblicklich saß Finn kerzengrade. »Ist irgendetwas schiefgegangen?«
    »Sieh mich nicht so anklagend an«, sagte Luke eingeschüchtert und rieb sich nervös den Nacken. »Gestern, also, ähm, ihr seid einfach nicht aufgewacht! Ramona ist plötzlich eingeschlafen und ich wollte euch aufwecken und es ging nicht und dann bin ich wohl auch eingeschlafen oder so und jetzt sind wir ... hier
    »Vielleicht sind Ramona und du einfach eingeschlafen und du hast das geträumt.«
    »Das hab ich nicht geträumt! Und guck dich mal um, wir sind hier in einem Raum
    Eine Weile trat Stille ein.
    »Tatsächlich«, sagte Finn, und der beunruhigte Unterton in seiner Stimme ließ Lukes Panik wieder aufkeimen.
    Danach weckten sie alle anderen. Seltsamerweise war sogar Taron anwesend, der sich jedoch nach wie vor weigerte, angemessene Gespräche zu führen oder sein Verhalten zu erklären.
    Verschiedenste Mutmaßungen wurden aufgestellt, wie sie an einen anderen Ort gekommen waren, denn niemand wollte Luke glauben, was gestern vorgefallen war. Ramona äußerte sich nicht dazu, als würde sie sich schämen, eingeschlafen zu sein.
    Luke gehörte zu denjenigen, die zu der Mauer eilten. Bei drei Wänden gab es jeweils eine Tür, doch selbst beim besten Willen ließ sich keine von ihnen öffnen.
    Luke sank wie die meisten anderen auf dem Boden zusammen. Nur noch drei Minuten, dann käme der Timer bei 0 an. Er fröstelte und nahm Lynns Decke, die nah bei ihm lag. Es war ein schrecklicher Gedanke, dass bisher alles so gelaufen war, wie es ihnen die Stimme vorhergesagt hatte. Wenn sie nicht endlich hinter das System des Spieles kamen, das hier gespielt wurde ... ob sie sich die Todesdrohung ebenfalls bewahrheitete?
    Lukes Blick fixierte sich wieder auf dem Timer, der wie letztes Mal ohne ein Geräusch oder ähnliches 00:00 anzeigte. Sofort zählte er erneut von 12 abwärts, während neue Buchstaben erschienen.

    3 Gruppen, jeweils eine Tür. Findet aus dem Labyrinth.
    »Wir sollen uns also in Gruppen aufteilen und durch die Türen gehen?«, durchbrach Niaras Stimme die Ruhe. »Was meint ihr, was passiert, wenn wir einfach alle durch die gleiche Tür gehen?«
    »Kann mir nichts Bestimmtes vorstellen«, entgegnete Finn schulterzuckend. »Aber ich würd's nicht riskieren.«
    Luke beobachtete, wie Taron aufstand und schnurstracks zu einer Tür lief. Er wählte scheinbar ohne nachzudenken, drückte die Türklinke herunter und ...
    »Hey!«, schrie Ramona und lief Taron hinterher. Es brachte nichts mehr. Taron war bereits hinter die Tür getreten, hatte sie verschlossen und kam bestimmt nicht auf die Idee, auf irgendwen zu warten.
    Die anderen hatten es ebenfalls bemerkt und Niara verzog genervt ihr Gesicht. »So ein Arschloch.«
    »Wie auch immer«, meinte Finn ruhig, »wir sollten uns jetzt entscheiden, wie wir vorgehen.«
    »Also einfach das tun, was uns gesagt wurde.« Kirian sah alles locker und ließ das auch in seiner Stimme hören. »Wenn wir Glück haben, wird das so einfach wie mit dem Klettern.«
    »Also wollen wir bei dem bekloppten Spiel weiterhin mitspielen?«, fragte Artemis.
    »Was schlägst du sonst vor?« Niara packte ein paar Sachen, wie noch verteilt auf dem Boden lagen, in ihren Rucksack.
    »Einfach nichts tun und abwarten?«, meinte Artemis beinahe gleichgültig.
    Niara lachte trocken. »Und riskieren, dass einer von uns stirbt?«
    Darauf konnte Artemis nichts mehr erwidern, zuckte mit den Schultern und drehte sich weg. »Wenn das so weitergeht, können wir uns gleich umbringen.«
    »S-Sag nicht so was«, stammelte Luke, den die Worte stark mitnahmen.
    »Aber lohnt es sich überhaupt, eine bekloppte Marionette zu sein?! Ich weiß ja nicht mal, wie mein vorheriges Leben ausgesehen hat und ob ich jemals zurückkehren kann. Vielleicht wurden wir ja verurteilt oder so und das hier ist bloß unser Todesurteil.«
    Plötzlich schluchzte Xii auf und vergrub das Gesicht in den Händen, woraufhin sie Niara in ihre Arme nahm und Artemis einen bösen Blick zuwarf.
    »Sei einfach still, Artemis«, zischte sie.
    Von den anderen erlaubte sich keiner solch ein Verhalten. Stattdessen teilten sie sich in Dreiergruppen auf. Die Frage blieb, ob es gestattet war, dass durch eine Tür vier Personen gingen, aber anders wäre es ihnen sowieso nicht möglich.
    Die erste Gruppe bestand aus Finn, Niara und Xii, die zweite aus Kirian, Hailey und Artemis und durch die Tür, die Taron durchschritten hatte, gingen Lynn, Ramona und Luke.

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
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    Einmal editiert, zuletzt von Ameko (7. Januar 2016 um 22:05)

  • ich bin noch dabei ^^ Ich kam auch gut wieder rein, musste nur noch mal den letzten absatz vom Post davor lesen, weil ich das mit dem Einschlafen schon wieder vergessen hatte.

    Die Diskussion und die Fragen, die sich die Jugendlichen stellen sind durchaus berechtigt. Die stecken ja auch echt in einer scheiß Situation. Der Spielchenspieler hat ja durchaus schon bewiesen, dass er einiges an Macht über die Gruppe hat, sich seinen Anweisungen zu wiedersetzen ist demnach bestimmt keine gute Idee, aber einfach mitmachen, bringt die Truppe auch nicht weiter. Irgendwo müssen die ein Schlupfloch finden, einen Fehler im Spiel, was auch immer.
    Aber ob es so gut ist, dass Lynn, Ramona und Luke Taron folgen? Ich meine, er ist ein Einzelkämpfer und hätte gut eine Gruppe für sich alleine bilden können. Vielleicht ist es bereits ein Regelverstoß, dass die drei ihm folgen :/

  • Mir gefiel der Teil auch sehr gut, die Situation und die Gespräche kamen mir diesmal sehr überzeugend und realistisch vor :thumbup: . Gerade ist meine Neugier sehr aktiv. Ich frage mich wirklich was hinter alldem steckt und wie sie aus ihrer Lage entkommen können.

    Wenn sie nicht endlich hinter das System des Spieles kamen, das hier gespielt wurde ... ob sie auch starben?

    "Auch" klingt so, als wäre schon jemand gestorben, aber sind nicht alle noch am leben? Oder habe ich etwas vergessen?

    Wie auch immer - weiter so :thumbsup:

  • Viiielen lieben Dank für eure Rückmeldungen! :)

    @Alopex Lagopus Puh, bin froh, dass das Reinkommen nicht zu schwer war.
    Es ist total interessant, deine Gedankengänge diesbezüglich zu lesen. Das regt gar zu Ideen an. :D

    @Dinteyra Nein, niemand gestorben. :) Da habe ich das 'auch' umgangssprachlich einfach zu doof gewählt. Danke für den Hinweis.

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  • Xii staunte nicht schlecht, als sie in einem schmalen Gang standen, dessen steinerne Mauern bestimmt fünf Meter in die Höhe ragten. Es war klar, dass sie jemand in der Nacht hergebracht haben musste. Nächstes Mal müssten sie viel aufmerksamer sein.
    »Okay, von innen geht die Tür nicht mehr auf«, stellte Niara fest, die als Letzte gegangen war und die Türklinke nach dem Schließen wieder drückte. »Dann bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als weiterzugehen ... Aber wir haben ganze 12 Stunden, das wird ja wohl zu schaffen sein.«
    »Ich finde es nur irgendwie beunruhigend, dass wir uns aufteilen mussten«, murrte Finn und biss ein Stück von dem Rest seines Brotes, das er erhalten hatte, ab.
    »So kommen wir aber schneller voran«, fand Niara und es war schwer zu sagen, ob sie es ernst meinte oder nur Mut machen wollte.
    Ohne ein weiteres Wort stapfte sie an Finn vorbei, und als sich auch dieser in Bewegung setzte, lief Xii ein wenig verloren hinterher. Ihr Rucksack war schwer und schnitt unangenehm in ihre Schultern, weshalb sie alle paar Schritte versuchte, die Riemen mit den Händen zu lockern.
    Es machte ihr fast mehr Angst, nicht zu wissen, wer sie war, als an diesen Aufgaben teilzunehmen. Wie war ihr Gedächtnis derart manipuliert worden? Und zu welchem Zweck? Schon allein der Aufwand eines solchen Eingriffes gaben ihr wenig Zuversicht, einmal zu ihrem vorherigen Leben zurückkehren zu können. Sie dachte wieder an Artemis' Worte und schluckte.
    Den Kopf hängen lassend achtete sie nicht auf ihre Umgebung. Sie befanden sich also in einem Labyrinth? Aufgrund der gegebenen 12 Stunden stellte sich Xii auf eine weite Strecke Fußmarsch ein. Niara und Finn würden schon wissen, was sie taten. Die beiden waren viel stärker als sie, und das in vielerlei Hinsicht. Xii befürchtete, nutzlos zu sein oder im schlimmsten Falle im Weg zu stehen.
    »Da ist die erste Teilung«, wurde Xii von Niara aus den Gedanken gerissen. Desorientiert sah sie auf. Vor ihr bremste die Wand ihren Gang geradeaus und ging rechts und links in zwei Abzweigungen über. Nirgendwo befand sich etwas anderes als nackter Stein, sogar der Boden war durchgängig damit gepflastert.
    »Und immer noch sieht es mega öde aus. Na ja, wollen wir links oder rechts gehen?«
    »Vielleicht sollten wir uns am Stein irgendwo Markierungen machen«, lenkte Finn statt zu antworten ein. »Falls wir hier nochmal vorbeikommen.«
    »Hast du irgendetwas für Markierungen?«
    Finn schüttelte den Kopf und als Niara ihren Blick auf Xii richtete, sah diese schnell zu Boden und schüttelte ebenfalls den Kopf. Sie mochte es nicht, wenn man sie direkt ansah.
    »Dann machen wir nichts und gehen einfach. Wir schaffen das schon, und wenn’s brenzlig wird, lassen wir uns was einfallen.«

    Artemis fand es nervig, Hailey mit dabeizuhaben, aber sie wollte unbedingt bei Kirian sein und hatte sich nicht überreden lassen, mit anderen zu gehen. Und er rechnete mies gelaunt damit, dass das auch für die nächste Zeit so bleiben würde.
    »Hat jemand von euch einen guten Orientierungssinn?«, fragte Artemis fast monoton, als sie an der ersten Abzweigung ankamen. Er gab sich Mühe, nur daran zu denken, aus dem Labyrinth zu gelangen.
    »Ich nicht«, gab Kirian ohne Umschweife offen zu und Hailey ignorierte ihn.
    »Na super ... aber ich habe sowieso eine Idee«, fuhr Artemis fort und nahm seinen Rucksack von den Schultern. Wenn es sich um ein klassisches Labyrinth handelte - und momentan sah es stark danach aus - waren Hilfsmittel, um den gleichen Weg nicht erneut zu gehen, sinnvoll. Nach einem kurzen Kramen offenbarte Artemis ein weißes Stück Kreide, das er bereits gestern Abend entdeckt hatte. Damit trat er zur Wand vor ihm und zeichnete einen Pfeil in die rechte Richtung.
    »So, das machen wir einfach bei jeder Abzweigung, damit wir wissen, wo wir schon gewesen waren«, sagte Artemis und entlockte Kirian ein beeindrucktes Grinsen, obwohl er das übertrieben fand.
    »Ein Glück, dass du so was wie Kreide bei dir hast«, bemerkte Kirian und schlug mit den beiden anderen dem Weg rechts ein. »Und klasse Idee, Artie.«
    Artemis stutzte und warf Kirian einen schiefen Blick zu. »Artie
    »Ja! Letztes Mal hast du dich noch über deinen Namen beschwert, also habe ich gestern vor dem Einschlafen über einen Spitznamen nachgedacht. Artie passt doch prima, stimmt's?«
    Bei Artemis' Gesichtsausdruck musste Hailey schadenfroh grinsen und meinte: »Hat's dir die Sprache verschlagen, Artie?«
    »Lasst das. Beide!«
    »Komm schon, der Name klingt doch niedlich«, neckte Kirian gut gelaunt und kassierte einen Seitenhieb.
    »Mensch, können wir uns vielleicht mal auf ernstere Dinge wie das offensichtliche Labyrinth, in dem wir stecken, kümmern?!«, fauchte Artemis, obwohl ihm genauer betrachtet der Spitzname weniger störte als die Tatsache, dass sich die beiden anscheinend über ihn lustig machten. Früher hatten ihn seine Mutter und seine große Schwester auch immer Artie genannt ... Über den plötzlichen Erinnerungsfetzen war Artemis überrascht, aber gleichzeitig enttäuscht, da er sich weder an die Gesichter, noch an andere Dinge über seine Familie erinnerte. Ob sich seine Mutter und Schwester wohl gerade in diesem Augenblick Sorgen um ihn machten und alles daran setzten, ihn zu finden?
    »Ist ja schon gut, Artie«, sagte Hailey.
    »Genau«, ergänzte Kirian. »Momentan läuft doch alles ganz chillig, Artie.«
    »Noch«, murrte Artemis, denn er traute dem bisherigen Frieden nicht. Auf den Spitznamen ging er bewusst nicht ein, sonst hörten die beiden bestimmt nie damit auf.
    Skeptisch blickte Artemis zu Hailey hinüber, die sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen an Kirians Arm festhielt. Artemis verstand nicht, wie er das dulden konnte. Vor allem bei so einer wie Hailey. Mochte Kirian sie etwa? Wie konnte er so eine nur mögen?
    Gleich noch schlechter gelaunt achtete Artemis weniger auf den Weg, bis die beiden vor ihnen liefen.
    »Hast du was, Artemis?« Kirian war stehengeblieben und blickte über seine Schulter. Hailey ging indes zur nächsten Abzweigung, die sich ihnen erst jetzt offenbarte.
    Artemis schüttelte den Kopf und lief ohne Kommentar an Kirian vorbei. Und das stellte sich als Glück einer anderen Person heraus.
    Plötzlich hörte Artemis ein seltsames Zischen, dann Haileys Kreischen. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Sofort blickte er zu Hailey und bekam gerade noch mit, wie sie knapp einem Pfeil auswich, der aus dem Nichts zu kommen schien. Und es war bestimmt nicht der einzige gewesen.
    »Auf den Boden!«, rief Artemis mit wild klopfendem Herzen und als Hailey vor Schreck nicht reagierte, warf er sich gegen sie, sodass sie zusammen auf den Boden fielen. Gerade rechtzeitig, denn drei weitere Pfeile zischten über ihre Köpfe hinweg, prallten an der Steinwand gegenüber ab und zersplitterten. Artemis hörte Kirian von weiter weg rufen, erkannte aber durch ein unangenehmes Rauschen in seinem Ohren und den Schock, der noch in ihm saß, nicht, was er sagte.
    Endlos erscheinende Sekunden vergingen, und obwohl kein Pfeil mehr kam, blieben Artemis und Hailey regungslos liegen. Artemis entdeckte, dass Hailey von einem Streifschuss am Arm blutete und die Zähne zusammenbiss.
    »Wollen die uns hier etwa umbringen oder wie?!«, fauchte sie nach einer Weile schockiert.
    Etwas Anspannung wich von Artemis, er lachte knapp angebunden und nervös. »Na ja, ich glaube, jemand hat schon mal so was in der Richtung angedeutet ...«


    Lynn, Ramona und Luke wurden anfangs vor die Wahl von 4 Abzweigungen gestellt. Taron hatte sich aus dem Staub gemacht und besaß womöglich einen riesigen Vorsprung.
    Lynn kümmerte das nicht. Wenn er zu idiotisch für Teamwork war, sollte er es lassen. Irgendwann bereute er es bestimmt.
    Keiner von ihnen hatte eine Idee, wie sie es sich leichter machen konnten, durch das Labyrinth zu kommen, sodass sie auf gut Glück irgendwelche Wege nahmen. Komplikationen gab es soweit nicht, alles blieb kahl und leer.
    Die ersten Sackgassen machten Lynn noch nichts aus, doch nach einer guten Stunde, in der sie ziellos umhergeirrt waren, verlor sie ein Stück ihrer Geduld. Sie wussten weder, wie groß das Labyrinth war, noch was sie erwartete.
    Irgendwann machten sie mit einzelnen Dingen, die sie in ihren Rucksäcken fanden, Markierungen an Wegen, damit sie diese nicht erneut gingen. Viel half es nicht.
    Es vergingen Stunden, in denen sie wenig rasteten. Als Luke einmal seiner Verzweiflung Platz machte, hatte Ramona alle Mühe, ihn wieder zur Vernunft zu bringen, und Lynn bemerkte, wie beständig Zeit verrann. Bisher war sie es gewesen, die die Wege bestimmte, weshalb Vorwürfe in ihr aufkeimten. Aber irgendeiner musste ja etwas sagen, denn Luke wollte für nichts verantwortlich sein und wenn sie nach Ramona gingen, würden sie bei jeder Abzweigung zu viel grübeln.
    Lynn sah nach oben. Die Wände ragten weit in die Höhe und die Sonne zog ihre Bahn nach Westen. Lynn fragte sich, wie jemand Spaß daran haben konnte, sie durch ein Labyrinth irren zu lassen.
    »Meint ihr, wir haben eine Chance, auf die anderen zu treffen?«, fragte sie, um die Stimmung nicht ins Trostlose sinken zu lassen.
    Die Antwort kam nicht sofort und bestand schließlich nur aus einem knappen »Möglich wär’s« von Ramona.
    Leicht genervt verschnellerte Lynn ihre Schritte. Wenn das die nächsten Stunden weiterging, wäre es eine Überlegung wert, alleine nach dem Ausgang zu suchen. Als Lynn bemerkte, zum wiederholten Male in eine Sackgasse gelaufen zu sein, drehte sie sich zu den anderen beiden um, ging aber wortlos an ihnen vorbei den Weg zurück. Eigentlich musste ein Plan her, damit sie eine Chance hatten, den Ausgang zu finden, nur fiel Lynn absolut nicht ein, was man für einen Plan haben konnte, aus einem Labyrinth zu finden. Das hieß wohl, sie würde weiterhin die Richtungen bestimmen und hoffen, dem Ziel Stück für Stück näherzukommen.


    Der Teil kommt mir recht langatmig vor (nicht von der Länge her, sondern wegen des Inhaltes), aber ich verspreche, dass demnächst wieder mehr passiert. Ist es soweit okay mit den vielen Charakteren und den Umschwenkungen? Falls etwas zu unübersichtlich ist, versuche ich, daran zu arbeiten.
    Einen schönen Abend noch! :) ( ... oder Morgen oder Mittag oder Abend oder Nacht natürlich :D )

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

    Einmal editiert, zuletzt von Ameko (8. Januar 2016 um 16:09)

  • Mit den Charakteren geht es allmählich und ich kann den meisten auch schon ihre Charakterzüge zuordnen. Bei Lynn haperts noch (hab ich überhaupt kein Bild zu), aber so wie es von der Gruppenaufteilung aussieht, wirst du da demnächst Abhilfe schaffen.
    Langatmig war der Part nicht. Es passierte nicht viel, aber bis zur Langatmigkeit müsstest du dich in äußerst detaillierten und für die Geschichte nicht weiter wichtigen Beschreibungen verirren :D
    Mit den Pfeilen wird jetzt auch deutlich, dass es nicht nur ein Labirynth ist, sonern, dass auch noch überall Fallen aufgebaut wurden. Das könnte knifflig werden.

  • Ich hab ein wenig vergessen, wer wer ist :blush:, aber langatmig fand ich den Teil nicht, da kann ich mich Alo nur anschließen. Glaube aber auch, dass das mit Taron noch ein Problem gibt. Entweder ihm passiert etwas, oder die ganze Gruppe wird für seinen Alleingang bestraft. :/

    Schreib bitte bald weiter, ich möchte wissen, wie es weitergeht. :stick: