Gefangen in der leeren Welt

Es gibt 131 Antworten in diesem Thema, welches 39.953 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juli 2016 um 18:18) ist von Dinteyra.

  • Hallo, liebe Forengemeinde! ^^

    Das hier ist meine erste freie Arbeit, die ich irgendwo hochstelle, deshalb bin ich ziemlich aufgeregt und hoffe, sie findet wenigstens ein bisschen Anklang.
    In erster Linie lade ich diese Geschichte hier allerdings hoch, um Verbesserungsvorschläge zu erhalten. Kritiken jeder Art nehme ich dankend entgegen und werde versuchen, alles umzusetzen. :)
    Mit der Kategorie bin ich nicht völlig sicher, aber sie erschien mir am passendsten. Wenn es noch irgendwelche weiteren Fragen gibt, stellt sie nur.
    So, dann lass ich euch mal das erste Kapitel hier. Haut ruhig alles raus, was ihr denkt. :D

    Liebe Grüße, Ameko

    Kapitel 1


    Als er aufwachte, wusste er nicht, wer oder wo er war.
    Grelles Sonnenlicht ließ ihn mehrere Male blinzeln, bevor er sich aufraffen konnte und den Blick vom wolkenlosen Himmel nahm. Seine Hände gruben sich in feinkörnigen Sand, der angenehm warm auf seiner Haut kribbelte, als er durch seine Finger rieselte.
    Es war ein seltsames, schwer beschreibbares Gefühl, nicht zu wissen, wie er hieß, woher er kam oder wo er sich befand. Als Erstes ging er verschiedene Möglichkeiten durch, was ihm passiert sein könnte. Ein Unfall mit Folge von Gedächtnisverlust? Eine Entführung mit dem Einsatz von Drogen, die sein Denkvermögen einschränkten? Beide Möglichkeiten erschienen unwahrscheinlich. Zuerst einmal befand er sich mitten an einem Strand, möglicherweise in der Karibik. Wellen schwappten nur in einigen Metern Entfernung über den Sand, Möwen kreischten und eine Meeresbrise strich über die Umgebung. In der anderen Richtung erkannte er einen Mischwald und vereinzelte Grasbüschel, die hinter den Dünen ansetzten. Alles schien friedlich. Nirgendwo gab es den Hinweis auf ein Schiffsunglück oder Unfälle jeglicher Art.
    Hinzu kam, dass er sich nicht unbedingt schlecht fühlte. Bis auf die seltsame Tatsache, wie leer er sich vorkam, spürte er keine Schmerzen oder mögliche Folgen, die auf den Einsatz manipulierender Medikamente hindeuteten. Doch was war, befände er sich in einer Traumwelt oder einer falschen Realität und brachte deshalb keinen vernünftigen Gedanken zustande? Man vergaß nicht grundlos seinen Namen und sogar das Aussehen.
    Langsam stand er auf, blickte nun an seinem Körper hinunter. Komischerweise fiel ihm genau in diesem Augenblick wieder ein, wie er aussah. Wenigstens etwas. Es wurde so selbstverständlich wie Begriffe, die er brauchte, um eine Landschaft zu beschreiben.

    Kurze kastanienbraune Haare, die oftmals nicht so lagen, wie er es wollte. Einige Strähnen fielen über sein eisblaues linkes Auge, doch da er mit diesem sowieso schlechter als mit dem rechten sah, machte es ihm nichts aus. Außerdem verdeckten sie eine dünne Narbe auf der Stirnseite, die er sich bei einem Missgeschick als Kind zugezogen hatte. Hohe Wangenknochen und markante Gesichtszüge, welche ihn fälschlicherweise etwas älter als achtzehn vermuten ließen. Ein recht durchschnittlicher Körperbau, jedoch kräftige Beinmuskeln. Seine leicht gebräunte Haut hätte einen ungewöhnlich blassen Ton, wäre er nicht so oft an der frischen Luft.
    Ja, das war er. Es tat gut, als ihn nach Minuten Erinnerungen über sich selbst durchfluteten.
    Bloß wich der beunruhigende Gedanke, über den eigenen Namen nicht Bescheid zu wissen, keineswegs. Nichts war beängstigender, als plötzlich spekulieren zu müssen, was einen wohl in eine derartig unheimliche Situation gebracht hatte.
    »Mein Name ...« Die ersten Worte sagte er behutsam, ließ den Klang der eigenen Stimme auf sich wirken, die zum Glück nicht fremd klang, nachdem er sie nach scheinbar langer Zeit wieder hörte. »Verdammt, ich muss mich doch wohl an meinem eigenen Namen erinnern können!«
    Ein auffordernder Windhauch bewegte ihn einige Schritte und lenkte seinen Blick über das Meer. Am Horizont zeigte sich nichts, das nach einem weiterem Festland oder einem Schiff aussah. Ob er sich auf einer einsamen Insel befand?
    »Na schön. Ich erinnere mich also an mein Aussehen und kann mit vielen Worten meine Umgebung beschreiben, doch wenn es um meinen Namen, die Herkunft oder meine Vergangenheit geht, wehrt sich mein Verstand.« Selbstgespräche konnte man eigenartig nennen, doch sie halfen ihm, nicht zu verzweifeln, sondern einen kühlen Kopf zu bewahren. Laut nachzudenken gab ihm gewissen Halt, denn die sonstige Stille neben dem Meeresrauschen erschien unerträglich. »Das muss ein Traum sein, aus dem ich jeden Moment erwache. In Träumen kann man durch seine Hirngespinste bestimmt den eigenen Namen vergessen, also kein Grund zur Sorge.«
    Versuchsweise kniff er sich in den Arm. Irgendwoher hatte er die Erinnerung genommen, dass man sich mithilfe selbst zugefügten Schmerzes aus der Traumwelt befreien konnte. Allerdings geschah nichts. Es tat bloß kurzzeitig ziemlich weh und auf dem Unterarm blieben beim zweiten Versuch die leicht rot umrahmten Abdrücke zweier Fingernägel zurück.
    »Das verstehe ich nicht.« Der Klang seiner Stimme beruhigte ihn ein bisschen.
    Um nicht weiterhin an einem Fleck zu verharren und vielleicht mehr über sich herauszufinden, lief er erneut einige Schritte. Der Sand unter seinen Schuhen gab nach, doch keines der Körner schaffte es, einen Weg durch die festen Halbschuhe zu finden.
    Seine Kleidung war komplett schwarz; sowohl die Schuhe, als auch Shorts, die das Knie gerade so bedeckten, ein ärmelloses Oberteil und eigenartige Handstulpen, die mit Schnallen am Oberarm hielten. Er fragte sich, ob er diese Dinger jemals freiwillig angezogen hätte. Aber Schwarz mochte er, egal ob es so schien, als würden die Sonnenstrahlen von diesem Kontrast angezogen werden. An seinem linken Handgelenk trug er eine Uhr, aber anders als bei gewöhnlichen Uhren zeigte diese nicht die Uhrzeit an. Stattdessen handelte es sich um einen Timer. Gerade stand er bei 07:12:36. Es gab ihm gewaltig zu denken, was es wohl damit auf sich hatte, doch dann ließ er die Hand wieder senken. Alles hier war ein Rätsel.
    Moment! Wieso fielen ihm erst jetzt die weißen Buchstaben auf seiner linken Brustseite auf?
    Vier Buchstaben, von oben nur verkehrt herum lesbar. Trotzdem dauerte es keinen Augenblick, ehe sie laut gelesen wurden.
    »Finn.« Das Aussprechen dieses kleinen Wortes bewirkte unglaublich viel. Er grinste erleichtert. »Mein Name ist Finn! Wie konnte ich das nur vergessen?«
    Was für ein unglaublich gutes Gefühl es doch war, nach und nach wieder klare Erinnerungen zu erhalten.
    Doch die Freude währte nur kurz, ein beklemmendes Ziehen machte sich wieder im Magen breit.
    Finn stand am Strand einer Insel, die ihm absolut unbekannt war und nicht seiner Traumwelt zu entspringen schien. Er kannte nicht einen Aspekt seiner Vergangenheit. Hatte er Eltern, Geschwister oder Freunde? Wo war sein Zuhause? Wie war er in solch eine Situation geraten?
    Und Finn war allein, hatte nichts bis auf seine Kleidung am Leib. Auch seltsam erschien ihm der Schriftzug seines Namens auf dem Oberteil.
    Eine Möwe am Himmel kreischte und zog Finns Aufmerksamkeit kurz auf sich. Von Sekunde zu Sekunde wuchs der Drang in ihm, seine Umgebung zu erkunden. Der einzige Mensch weit und breit war er sicherlich nicht. Nein, war er hoffentlich nicht. Und seine restlichen Erinnerungen würden die nächsten Minuten bestimmt genauso wie bisherige zurückkehren. Doch wohin sollte er gehen?
    Bevor Finn eine Entscheidung traf, wollte er jedoch sichergehen, keinen Hinweis übersehen zu haben. Mit flinken Fingern begann er, seine Kleidung zu durchsuchen. Er entdeckte, dass nicht nur auf seiner Brust der Name Finn geschrieben stand, denn selbst auf den Zungen seiner Schuhe und Hosentaschen erkannte man die weißen Buchstaben. Doch das wurde schnell nebensächlich, als Finn in einer seiner Taschen ein kleines Stück Papier ertastete. Beinahe schon zu hastig zog er es heraus. Zweimal musste er auffalten, um einen handtellergroßen Zettel zu bekommen.
    Wie bei seiner Kleidung stand nur ein Wort auf dem Papier, diesmal rot auf weiß in sauberen Großbuchstaben.
    Es war ein einziges Wort. Ein einziges Wort, das Finn so sehr erschreckte und seine Gedanken rasen ließ, wie es noch nie zuvor ein Wort bewirkt hatte, obgleich er nichts über seine Vergangenheit sagen konnte. Ein einziges Wort, das so viel und gleichzeitig doch nichts sagte.
    Bis jetzt hatte sich Finn zusammengerissen und positiv über seine Lage gedacht, nun hingegen drohten ihn ein paar Buchstaben völlig aus der Fassung zu bringen.


    Überlebe!

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

    7 Mal editiert, zuletzt von Ameko (11. Oktober 2015 um 00:38)

  • Hallo Ameko,


    ich finde das erste Kapitel super. :thumbsup:
    Man fühlt richtig die Unsicherheit des Protagonisten am Anfang, wie er langsam begreift, dass er jemand ist und wo er ist, also wie die Welt um ihn herum Form an nimmt. Und dann der Schreck, als er dieses Papier findet.
    Dein Schreibstil gefällt mir auch. Am Anfang ist er etwas gewöhnungsbedürftig, aber genau das unterstreicht die Verwirrung von "Finn". Heißt er wirklich so? Ich kann mir eigentlich nur eine Möglichkeit vorstellen, wie dieser Name auf sämtliche seiner Kleidungsstücke kommt: Es ist ein Markenname. Sonst hätte sicher auch sein Nachname dort gestanden, oder? Am Anfang, als er nur auf dem Oberteil stand, dachte ich ja, vielleicht ist er Soldat oder Verkäufer oder so was.
    Also wie du siehst bringst du mich jetzt schon zum Rätseln. ^^

    Grelles Sonnenlicht ließ ihn mehrere Male blinzeln, bevor er sich aufraffen konnte, saß und den Blick vom wolkenlosen Himmel nahm.

    Hier verwendest du gleich im zweiten Satz eine etwas seltsame Formulierung. Das Wörtchen "saß" würde ich vielleicht einfach rauslassen. Ich glaube, es ist nicht mal falsch, aber man stolpert beim Lesen ein bisschen darüber.

  • Hallo Ameko,

    Besonders viele Verbesserungsvorschläge wirst du von mir jetzt nicht bekommen, da du bereits einen sehr soliden und fehlerlosen Schreibstil hast. Das heißt, alles was kommt, sind wirklich Details.

    »Das verstehe ich nicht.« Seine angenehme Stimme beruhigte ihn ungemein, obwohl es so viele Dinge gab, die alles andere als beruhigend waren.

    An dieser Stelle wirst du wertend. Du schreibst in der 3. Person, da ist es meist so, dass die Sätze die Wahrnehmung des Protas beschreiben, manchmal auch seine Gedanken, mal mehr mal weniger nah an dem Protagonisten. Dieser Satz ist ferner, denn er beschreibt von außerhalb Finns Gefühlszustand, von daher passt an dieser Stelle eine Wertung nicht. Anders ist es, wenn du sagst, dass Finn seine Stimme als angenehm empfindet.

    Wie gesagt, Peanuts x)

    Das Setting ist ganz klassisch, Prota wacht irgendwo auf und erinnert sich an nichts. Gefällt mir sehr gut, zumal ich auch schon einmal so eine Geschichte geschrieben hab, die machen Spaß ^^ Dir gelingt wirklich gut die Selbstreflexion deines Protas und wie er versucht, die Situation zu verstehen, daurch wird er gleich lebendig. Und mit der krassen Nachricht, die nur aus einen Wort besteht, hast du sofort spannung drin, von daher, top :super:

    Ich les auf jeden Fall weiterhin mit :)

    :fox:

    LG Alopex

  • Wow, danke an euch beide! Ich freue mich gerade wahnsinnig, dass ich tatsächlich Antworten bekommen habe. :love:

    @Dinteyra: Leider war mein Schreibstil anscheinend schon immer etwas 'gewöhnungsbedürftig', denn das höre ich nicht zum ersten Mal. Ich werde versuchen, keine eigenartigen Formulierungen mehr einzubauen, doch oftmals merke ich das einfach nicht. :D Danke vielmals, dass du mich auf den Satz hingewiesen hast.
    Zu dem aufgedruckten Namen sag ich selbstverständlich noch nix. ^^ Es freut mich riesig, dass es dir soweit gefällt und du sogar eine Rückmeldung dagelassen hast.

    @Alopex Lagopus: Auch ein großes Dankeschön an dich!
    Der kleine Hinweis hat mir sehr geholfen. Das erscheint vollkommen logisch, obwohl ich noch nie darüber nachgedacht habe - wurde sofort verbessert. ^^
    Das Lob macht mich ebenfalls glücklich (vor allem, weil du es tatsächlich spannend findest :D). Jetzt hoffe ich irgendwie, niemanden mit dem weiteren Verlauf zu enttäuschen.

    MfG, Ameko

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

  • Hi Ameko,

    eigentlich hättest du schon viel eher eine Rückmeldung bekommen müssen, ich hab das Gefühl, deine Geschichte ist irgendwie ein bisschen untergegangen. Ich denke, du solltest bei deinem Schreibstil bleiben, denn er ist sehr schön. Es wäre ja schade, wenn alle gleich schreiben würden. Wenn ich noch was finde, bei dem ich denke, dass es nicht passt, melde ich mich aber. Ich bin auf jeden Fall dabei wenn du mehr von der Geschichte postest. :)

    LG Dinteyra

  • @Ameko

    Mir gefällt der Anfang deiner Geschichte und ich werde versuchen regelmäßig vorbeizuschauen, um weiterzulesen.

  • :hi2: 'Ameko'
    Ich habe es jetzt auch endlich mal geschafft einen Blick auf deine Geschichte zu werfen und finde sie echt gut. Ich werde mich auch bemühen regelmäßig vorbei zu schauen um weiter zu lesen.
    Auf jeden Fall gut geschrieben. du hast einen sehr schönen Schreibstil. Das du zu Anfang keinen Namen verwendest, hat mich ganz neugierig gemacht weiter zu lesen (was außerdem auch noch schön die Spannung gehalten hat). Mittlerweile ist der Name ja preisgegeben worden. Ich warte dann mal darauf, das du einen neuen Teil online stellst :stick: :D

    LG
    Kisa

  • Da melde ich mich mal wieder. :D
    Vielen vielen Dank auch an die letzten beiden Reviews. Die haben mich wirklich aufgemuntert. ^^
    Ab diesem Post werde ich anfangen, die Kapitel in mehreren Parts hochzuladen, da die meisten wohl länger als das 1. Kapitel werden.
    LG, Ameko



    Kapitel 2

    Das alles konnte doch gar kein Ernst sein. Womöglich handelte es sich um einen schlechten Scherz und gleich würde jemand hinter einem Baum hervorspringen, sagen, Finn befände sich in irgendeiner Show und sein geschocktes Gesicht wäre wirklich amüsant gewesen.
    Doch keine seiner Vorstellungen bewahrheitete sich.
    Das Gefühl allein, nein, verloren zu sein, wurde immer unerträglicher.
    Finn zweifelte daran, den Zettel selbst geschrieben zu haben. Die Aufforderung war zu beängstigend in seiner Situation. Was sollte er nur tun, wenn er nicht wusste, wohin er gehörte?
    »HEY!«, rief Finn mit aller Kraft und lief Richtung Wald. Irgendwer musste ihn einfach hören, schließlich konnte er nicht aus dem Nichts hierher gelangt sein. »Hallo! Wenn da jemand ist, dann antworte mir gefälligst!«
    Niemand antwortete.
    Finn verließ den Strand und bahnte sich quer einen Weg durch die Bäume. Vereinzelte Palmen, Birken, Eichen, Buchen und viele weitere; er kannte sie alle. Und das machte ihn wütend. Es machte ihn wütend, so etwas Unwichtiges wie Baumarten zu wissen, während er sich selbst fremd vorkam.
    »HEY!«, versuchte es Finn erneut. Damit scheuchte der Jugendliche jedoch nur ein paar Vögel auf, die erschrocken gen Himmel flogen.
    Finn wusste nicht, wohin es ihn trieb. Was brachte es ihm schon, ohne jeglichen Anhaltspunkt herumzulaufen? Womöglich war die Insel riesig und ein Verlaufen im Wald nicht ausgeschlossen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren und sich orientieren. Am besten gar nicht an den bedenklichen Zettel in seiner Tasche denken.
    Der Brünette begann, den Stamm des nächststehenden Baumes genau zu betrachten. An den meisten Stellen war die Rinde rissig und sehr trocken, doch Finn erkannte trotzdem eine Seite, an der vereinzelte Flechten und Moose wuchsen. In dieser Richtung müsste demnach Norden liegen. Die Orientierungshilfe war zwar spärlich, aber besser als gar nichts. Außerdem erkannte Finn, dass die Sonne bereits westlich am Himmel stand, tageszeitlich also nachmittags.
    Wie lange er wohl bewusstlos am Strand gelegen hatte?
    Von Sekunde zu Sekunde wuchs die Empfindung, beobachtet zu werden. Weshalb, konnte Finn nicht sagen. Es war einzig seine Intuition.
    »Komm raus!«, probierte er es abermals. Hektisch machte Finn auf seinen Füßen eine Dreihundertsechziggradwendung, um einen möglichen Beobachter zu enttarnen - wie vorhin erfolglos.
    Resigniert wäre der Jugendliche beinahe auf dem Boden zusammengesunken, würden ihn die vielen Schlingpflanzen und bunten Käfer, welche auf Blättern oder dem Boden krabbelten, nicht davon abhalten. Stattdessen seufzte er tief.
    Ohne gesetztes Ziel stapfte Finn weiter. Inzwischen war ihm, obwohl er das nie zugeben würde, zum Heulen zumute. Wie auch immer er zu diesem Umstand gelangt war; es konnte kein Zufall sein. Die Aufforderung Überlebe! stammte von einer zweiten Hand. Bloß was bedeutete das? Wenn sich hier schon kein Mensch befand, dann vielleicht irgendeine oder mehrere Kameras, die in den nächsten Tagen seine verzweifelten Überlebensversuche aufzeichnen würden? Es hörte sich bizarr an, da absolut nichts darauf hindeutete, aber Finn würde alles glauben, das selbst nur ein kleines bisschen seine Lage erklärte.
    Wahrscheinlich wäre Finn weiterhin verängstigt durch den Wald gestreift, hätte nochmals darüber nachgedacht, ob er doch Opfer eines Flugzeugabsturzes oder Schiffsunglückes sein könnte, wäre da nicht etwas gewesen, das ihn wieder zurück in die Realität riss.
    Seine Spekulation, alleine zu sein, wurde über den Haufen geworfen, denn Finn schien verspätet eine Antwort auf sein vorheriges Rufen zu erhalten.
    »Bleib stehen!«, befahl eine Stimme wie aus dem Nichts, die im Gegensatz zu ihrem Ausspruch viel zu mild klang.
    Reflexartig zuckte Finn zusammen und war kurz davor, über die eigenen Füße zu stolpern. Sein Herz schien einen Schlag auszusetzen, als er sich bewusst wurde, eine scheinbare Menschenstimme vernommen zu haben. Aufgeregt sah er sich um.
    »Wer ist da?« Ein wenig auf und ab gehend begutachtete Finn sein Umfeld und wurde nervös, als er niemanden ausmachen konnte. Zweifel kam in ihm hoch, der traurigerweise sagte, er habe sich die Stimme nur eingebildet. Der Gedanke wurde stärker, da sich Finn bereits Sekunden danach nicht mehr erinnern konnte, ob es weiblich oder männlich geklungen hatte. Sein Gedächtnis schien ihm immer wieder aufs Neue einen Streich zu spielen.
    »He, bleib doch stehen! Hier bin ich!«
    Erleichtert realisierte Finn, sich die Stimme nicht eingebildet zu haben. Außerdem wusste er nun, dass es sich um ein Mädchen handelte, das ihn ansprach. Zu hoffen blieb nur noch, in keine Falle geraten zu sein. Wo war sie denn überhaupt?
    »Guck mal nach oben, du Trottel.«
    Finn tat wie geheißen. Sein Blick traf einen simplen Baum und einen Augenblick danach sah er Beine, dann das Gesicht eines Mädchens. Er hatte sich also nicht verhört! Die Angst, allein auf sich gestellt zu sein, wich fast vollständig. Ob sie hier irgendwo wohnte? Vielleicht könnte sie ihn in die nächste Wohnsiedlung mitnehmen und der Alptraum würde enden!
    Um sie besser sehen zu können, lief Finn ein Stück rückwärts, seine ganze Aufmerksamkeit der Fremden zugewandt. Diese redete allerdings, bevor er den Mund aufmachte.
    »Na, geht doch!« Ein zufriedenes Grinsen zierte das Gesicht des Mädchens. Sie baumelte augenscheinlich entspannt mit den Beinen, die eine Hand an den Stamm gelegt. Aus Finns Sicht wirkte sie nicht bedrohlich.
    »Wer bist du?«, fragte Finn vorsichtig. Er versuchte, aufgrund ihres Aussehens und Auftretens ihr Alter zu schätzen. Sie hatte ihre dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, sodass man ihre hohe Stirn erkannte. Auf ihren Wangen deuteten sich viele Sommersprossen an, vielleicht wirkte sie dadurch für Finn jünger als er.
    »Das könnte ich dich genauso gut fragen«, erwiderte die Jugendliche schließlich und ließ einen missbilligenden Ton in der Stimme mitschwingen, dabei war sie es gewesen, die Finn angesprochen hatte.
    »Ich bin Finn«, offenbarte der Brünette ohne Umschweife. Bestimmt hätte das Mädchen den Schriftzug auf seinem Oberteil sowieso gleich entdeckt. »Äh, du bist doch sicher von hier, oder? Kannst du mir sagen, wie diese Insel heißt und wo die nächste Wohnsiedlung ist? Ich sehe nämlich merkwürdigerweise weit und breit keine Hochhäuser und hab mich hier ... irgendwie verirrt.« Ihm war klar, wie blöd das wahrscheinlich klang. Niemand verirrte sich einfach so auf einer Insel. Hoffentlich nahm ihn die Fremde jedoch zu ihrem Wohngebiet mit. Dort konnte er dann weitersehen, denn vielleicht wohnte er selbst irgendwo und bekam seine Erinnerungen zurück! Es musste schließlich eine Erklärung dafür geben, weshalb er so verloren aufgewacht war.
    »Hochhäuser?« Die Fremde runzelte die Stirn und sah verwirrt drein.
    »Weißt du etwa nicht, was Hochhäuser sind?«, entgegnete Finn ungläubig, als wäre es eine Todsünde.
    Verunsichert schüttelte die Dunkelblonde den Kopf.
    »Oh.« Finn fragte sich ja selbst, woher er ausgerechnet diesen Erinnerungsfetzen nahm, aber er hatte gehofft, das Mädchen verstünde ihn. Wenn er sich an Hochhäuser erinnerte, hatte das sicherlich etwas mit seinem Leben zu tun, und wenn eine scheinbare Bewohnerin dieser Insel nichts davon wusste, hieß es, er war seinen Antworten weit entfernt. Finns Zuversicht sackte wieder in sich zusammen. »Na ja, große Gebäude, oftmals verglast und riesig, etliche Stockwerke, dicht an dicht.«
    »Aha. Kommt mir gerade nicht sehr bekannt vor, aber ...« Es wirkte, als zögerte die Jugendliche, dem anderen zu vertrauen. Letztendlich sprach sie weiter: »Ich kann mich sowieso an wenig erinnern. Und nein, ich habe weder eine Ahnung, wie diese Insel heißt, noch, wie es hier um menschliche Zivilisation steht.«
    Finn sah sie skeptisch an. Ihre Situation glich zu sehr seiner. »Du wohnst hier also nicht?«
    »Nein.« Ein Hoffnungsschimmer, der vorher noch leicht erkennbar gewesen war, wich aus den grauen Augen der Blonden, denn auch sie schien Finn für jemand anderes gehalten zu haben. »Ebenso wenig wie du.«
    Eigentlich hatte Finn nichts mehr überraschen können, aber nun war er hin und her gerissen. Einerseits erschien da die Erleichterung, dass es tatsächlich jemanden gab, dem es ähnlich wie ihm erging. Andererseits wäre es so viel einfacher gewesen, wüsste die Fremde über die Insel Bescheid und könnte ihn zu einem normalen Leben führen.
    »Ich bin vorhin am Strand aufgewacht.« Sein Nacken machte sich langsam unangenehm vom Verrenken bemerkbar. »Wenn du nicht weißt, wo du bist ... Was ist dir denn passiert?«

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

  • eine Kleinigkeit:

    Kannst du mir sagen, wie diese Insel heißt und so die nächste Wohnsiedlung ist?

    wo

    Was auch immer Finn widerfahren ist - er scheint nicht der einzige zu sein, dem es so ergangen ist. Naja, auch wenn sie keine neuen Informationen für ihn zu haben scheint, immerhin hat er (hoffentlich) eine Verbündete gefunden.

  • »Na_ geht doch!«

    Ich würd da ein komma setzten :)

    Ein tolles zweites Kapitel.
    Auch das die Verwirrung und Orientierungslosigkeit von Finn auch in diesem Abschnitt noch andauert finde ich gut. die Unbekannte ist auch eine gute Idee gewesen. Ich bin schon einmal sehr gespannt wie es weiter geht! :D

  • Ein super Teil :thumbsup: , es geht schnell zur Sache und du lässt Finn nicht lange allein umherirren, was ich gut finde.
    Ich muss noch mal ein Lob für deine Rechtschreibung loslassen: die ist fantastisch :thumbsup:
    Und der Rest ist auch super, ich bin gleich völlig in der Geschichte gefangen.
    Zwei kleine Anmerkungen:

    »Halt!«, befahl eine Stimme wie aus dem Nichts.

    Hier hatte ich irgendwie einen kommandierenden Ton im Kopf und hatte schon erwartet, dass jemand mit einer Waffe Finn gleich den Weg versperrt. Auf jeden Fall hatte ich keine Mädchenstimme im Kopf. Weiß nicht, ob das beabsichtigt war und ob du vielleicht was dran ändern willst.

    Ich sehe nämlich merkwürdigerweise weit und breit keine Hochhäuser und hab mich hier ... irgendwie verirrt.

    Warum denkt er zuerst an Hochhäuser? Wäre es auf einer so verlassenen Insel nicht logischer, zunächst an normale Häuser oder vielleicht eine Hütte zu denken? Natürlich könnte es andere Gründe dafür geben. Vielleicht kommt Finn aus einer Stadt und war nicht viel außerhalb dieser. Oder er lebt in der Zukunft und es gibt nur noch Hochhäuser, nichts anderes. Ich bin gespannt :hmm:
    Weiter so :stick:

  • :hi2: Ameko,

    mir gefällt, wie du Finns Erwachen und seine Unwissenheit beschrieben hast. :) Was mich noch interessiert hätte, wäre die Kleidung des Mädchens. Daran hätte man vielleicht auch erkennen können, wie "zivilisiert" die Person ist.

    Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Teil. :thumbsup:

  • Vielen Dank wieder an euch alle, ich bin gerührt. ^^ Da bekommt man direkt Lust, sich wieder ans Schreiben zu setzen.

    @Dinteyra Hehe, danke.
    Das mit dem Kommando klingt einleuchtend. Ich werde mir direkt überlegen, wie ich das ändern kann, damit es weniger wie ein Befehl klingt.
    Die Hochhäuser finden noch eine gewisse Bedeutung, ja. :D Leider muss ich dazu sagen, dass viele Aufklärungen erst sehr weit am Schluss folgen werden, aber es kommt noch die Stelle, an der klar wird, weshalb.
    Vielleicht hätte ich eine Kurzbeschreibung verfassen sollen, damit ihr überhaupt wisst, auf was ihr euch da einlasst ... :D

    @Professor Positron Oh, die Kleidung habe ich tatsächlich außen vor gelassen. Mal schauen, ob ich das noch in dem Teil ergänze, oder anfänglich in den neuen einbaue - falls ich es hier ändere, weise ich beim nächsten Post darauf hin. ^^
    Freut mich, dass es dir gefällt. :)

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

  • Guten Abend liebe Ameko

    Ich zähle erst die Erbsen und komme dann zur Geschichte. Wie immer: Es ist nur meine Meinung. Andere Leser sehen es vielleicht anders und vor allem sind die Verbesserungsvorschläge nicht die ultimative Weisheit. Nimm dir die Punkte mit, die du sinnvoll findest und den Rest kannst du ignorieren.


    Spoiler anzeigen

    Du hast einen sehr erzählerischen Schreibstil und dadurch entstehen sehr viele passive Sätze. Ist der Stil beabsichtigt? Mir kommt alles sehr distanziert vor. Passt natürlich am Anfang super zur Ausgangssituation, aber im zweiten Kapitel ändert es sich leider auch nicht. Mich will die Geschichte nicht so richtig mitreißen. An sich eine spannende Idee. Der namenlose Protagonist wacht auf und kann sich an nichts erinnern. Leider liest sich der Text sehr zäh. Man könnte im ersten und zweiten Kapitel viele Stellen streichen und letztendlich beide Teile kombinieren. Weil viele Sätze bzw. der Inhalt, also die Aussage, wiederholen sich.

    Zitat

    Grelles Sonnenlicht ließ ihn mehrere Male blinzeln, bevor er sich aufraffen konnte und den Blick vom wolkenlosen Himmel nahm.

    Sonnenlicht ist immer grell.
    Mehrere Male ist Geschmackssache. Ich würde es streichen. Blinzeln reicht, meiner Meinung nach, vollkommen aus.
    An sich ein schöner Einstieg. Ich würde den Satz jedoch aktiver schreiben.
    Grelles Sonnenlicht LIEß ... Liest sich nicht sehr schön.
    Er blinzelte ...
    Das Sonnenlicht kitz...


    Zitat

    Seine Finger gruben sich in trockenen, weichen Sand, der sich durch die intensive Sonne bereits warm anfühlte.

    Trocken und weich. Sand ist immer trocken. Klar, wenn es regnet, wenn sich der Sand am Meer befindet etc., dann nicht. Aber da Finn nicht IM Meer liegt, der Himmel wolkenlos ist, dürfte die Trockenheit aus dem Kontext ersichtlich sein. Weich ist mir zu schwach. Da gibt es bessere Adjektive.
    Durch die intensive Sonne - liest sich bisschen seltsam. Was ist eine intensive Sonne? Du meinst sicherlich die intensive Wärme.
    Auch hier ist es -mir- zu erzählerisch. - Der sich durch die Sonne bereits warm anfühlte. Zeig uns, wie der Sand in seinen Händen kribbelt, wie sich die Wärme ausbreitet etc. Vor allem am Anfang musst du mit einer tollen Atmosphäre punkten. Show dont tell. Dafür musst du auch nicht fünf - zehn Sätze opfern. Arbeite den Satz ein bisschen aus oder mach zwei Sätze darauß. Er sollte aber alle Sinne ansprechen und lebendig sein. Alle Sinne: Sehen, fühlen, riechen, schmecken, hören.
    Er muss den Sand natürlich nicht schmecken oder riechen. Aber er kann ihn fühlen (Tasten/berühren) Dadurch gewinnst du viel mehr Atmosphäre. - warm anfühlte - ist viel verschenktes Potential.

    Zitat

    Es war ein seltsames Gefühl, nicht zu wissen, wie man hieß, woher man kam oder wo man sich befand. Als Erstes ging er verschiedene Möglichkeiten durch, was ihm passiert sein könnte.

    Sowas meinte ich vorhin mit "Leider liest sich der Text sehr zäh. Man könnte im ersten und zweiten Kapitel viele Stellen streichen und letztendlich beide Teile kombinieren. Weil viele Sätze bzw. der Inhalt, also die Aussage, wiederholen sich"
    Im nächsten Satz zählt er die Möglichkeiten durch. Eigentlich bräuchtest du den fett markierten Teil gar nicht. Zumindest nicht in der Form. Das ist doppeltgemoppelt.
    Den ersten Satz könnte man ausarbeiten. Bruce Darnell würde sagen: "Drama Baby. Drama." Ist natürlich übertrieben. Aber ein seltsames Gefühl finde ich schwach und nichtssagend. Was ist ein seltsames Gefühl? Ein ziehen in der Bauchgegend? Ein nerviges Kitzeln am Ohr? Ein Schleier um den Gehirnmuskel?
    Um noch einmal auf den fett markierten Teil zu kommen. Du hast den Satz als Überleitung verwendet.


    Zitat

    Es war ein seltsames Gefühl, nicht zu wissen, wie man hieß, woher man kam oder wo man sich befand. Als Erstes ging er verschiedene Möglichkeiten durch, was ihm passiert sein könnte. Ein Unfall mit Folge von Gedächtnisverlust? Eine Entführung mit dem Einsatz von Drogen, die sein Denkvermögen einschränkten? Beide Möglichkeiten erschienen aufgrund einiger Tatsachen unwahrscheinlich.

    Es ist sicherlich Geschmackssche. Aber es liest sich so doppeltgemoppelt. Ich hätte die "seltsamen Gefühle" im ersten Satz ein wenig weiter ausgearbeitet (in zwei - drei Sätzen.) und schließlich als Überleitung benutzt. Der zweite Satz ist mir unsympathisch. Wie würdest du dich denn in so einer Situation fühlen?


    Zitat

    Die klarblauen Wellen schwappten nur in einigen Metern Entfernung immer wieder über den Sand, Möwen kreischten und eine Meeresbrise strich über die Umgebung. In der anderen Richtung erkannte man scheinbar einen Mischwald und nur wenig Gras, das hinter den Dünen ansetzte

    Klarublaue Wellen - sollte klar sein.
    Würde nicht: schwappte nur einige Meter entfernt über den - gehen? So liest es sich wieder sehr nach ... Mh? Beamtendeutsch.

    Ich kenne dein Lieblingswort : P. Man. Nicht man erkennt, sondern er/sie erkennt.
    In der anderen Richtung erkannte ER einen Mischwald ... Das man klingt zu sehr nach Erzähler und distanziert sich vom Protagonisten. Du schreibst ja aus seiner Sicht. Also Er.
    Nur ist eine Wortwiederholung. Ich bin eh kein großer Fan von nur. Wenig ist wieder so nichtsstagend. Vereinzelte [...] fände ich schöner.

    Die Wellen schwappten nur einige Meter entfernt über den Sand, die Möwen kreischten und eine Meeresbrise strich über die Umgebung. In der andere Richtung erkannte er einen Mischwald und vereinzelte Grasbüschel ...

    Die zwei unds sind natürlich nervig. Auch das doppelte über finde ich irgendwie störend. Aber vertretbar. Man könnte es natürlich ein bisschen umschreiben. Ausgestalten.

    Zitat

    Alles schien friedlich und nirgendwo gab es den Hinweis auf einen Unfall jeglicher Art, nicht einmal ein Schiffsunglück.

    Den Satz finde ich ein wenig krass.
    Alles schien friedlich. Nirgendwo gab es den Hinweis auf ein Schiffsunglück oder Unfälle jeglicher Art.
    Finde ich jetzt auch nicht soo toll. Aber zumindest liest sich der Satz jetzt etwas humaner. Denn - nicht einmal - liest sich so verhamlosend und wirft kein gutes Licht auf deinen Prota. Klar, jeder weiß was du meinst, aber trotzdem liest es sicht nicht gerade positiv.


    Zitat

    Hinzu kam, dass er sich nicht unbedingt schlecht fühlte. Bis auf die seltsame Tatsache, wie leer er sich vorkam, spürte er keine Schmerzen oder mögliche Folgen, die auf den Einsatz manipulierender Medikamente folgten. Doch was war, befände er sich in einer Traumwelt oder einer falschen Realität und brachte deshalb keinen vernünftigen Gedanken zustande? Man vergaß nicht grundlos seinen Namen und sogar das Aussehen.
    Langsam stand er auf, sah nun anstatt in die Umgebung an der eigenen Gestalt hinunter. Komischerweise fiel ihm genau in diesem Augenblick wieder ein, wie er aussah.

    Lies dir diese Stelle mal laut vor. Vor allem der dritte Satz ist ein Holperstein. Den ersten Satz könnte man eigentlich streichen, da die gleiche Aussage wie der zweite Satz hat. Er spürt keine schmerzen/er fühlt sich nicht schlecht. 2x sah
    An der eigenen Gestalt. Mh. Ich wäre ein wenig spezifischer. Hände? Arme? Beine? Zehen? Bauch? Wenn es Gestalt sein soll, dann nimm stattdessen Körper. Aber Gestalt passt von der Wortwahl nicht. Das Wort liest sich wie ein Fremdkörper.
    Eigenen sollte auch klar sein. Da sich nur kreischende Möwen in der Nähe befinden, kann er nur seinen eigenen Körper betrachten.

    Zitat

    Er benötigte nicht mal die Hilfe des spiegelnden Wassers, um sich daran zu erinnern.

    Zitat

    Kurze dunkelbraune Haare, die oftmals nicht so lagen, wie er es wollte. Einige Strähnen fielen über sein linkes Auge, doch da er mit diesem sowieso schlechter als mit dem rechten sah, machte es ihm nichts aus. Außerdem verdeckten sie eine dünne weiße Narbe auf der Stirnseite, die er sich bei einem Missgeschick als Kind zugezogen hatte. Neugierig blickten die eisblauen Augen zwischen den einzelnen Strähnen hervor. Hohe Wangenknochen und markante Gesichtszüge, welche ihn fälschlicherweise etwas älter als achtzehn vermuten ließen. Ein recht durchschnittlicher Körperbau, jedoch kräftige Beinmuskeln. Seine leicht gebräunte Haut hätte einen ungewöhnlich blassen Ton, wäre er nicht so oft an der frischen Luft.

    Mhhh. Eigentlich bin ich kein Fan von solchen Beschreibungen. Da klatschen so viele Informationen auf den Leser ein ... Der wird sich nur die Hälfte merken. In deiner Geschichte macht es jedoch Sinn. Er erinnert sich wieder an sein Aussehen. Trotzdem solltest du etwas sparsamer mit deinen Adjektiven sein und wieder spezifischer schreiben.
    Kurze dunkelbraune Haare - ??? Was meinst du mit kurz?
    dünne weiße Narbe - muss weiss unbedingt sein?
    Neugierig blickten die eisblauen [...] - ist ein zu krasser Perspektivbruch. Gut, er erinnert sich an sein "Antlitz", aber neugierige, eisblaue Augen ... Finde ich schon sehr extrem. Er erinnert/beschreibt sich selber, aber ... Ich weiß nicht. Ich finde es zu heftig.
    Einzelhne - Strähnen
    Als Gesamtpaket finde ich deine Beschreibung nicht soo schön. Es liest sich wie eine Aufzählung bzw. Checkliste. Beschreibungen laden gerade zu Stilmitteln ein. Sei es mit Vergleichen, Metaphern, Übertreibungen usw. Aber da er sich gerade an sein Aussehen "erinnert" würde ich es "durchgehen" lassen

    Zitat

    Ein auffordernder Windhauch ließ ihn einige Schritte gehen und den Blick verloren über das weite Meer streifen lassen.

    Finde den Satz eigentlich echt schön, nur der Aufbau stört mich.
    Versuch mal den Satz ohne ließ/lassen zu schreiben.


    Zitat

    Selbstgespräche konnte man eigenartig nennen, doch sie halfen dem jungen Mann, nicht zu verzweifeln, sondern einen kühlen Kopf zu bewahren. Laut nachzudenken gab ihm gewissen Halt, denn die sonstige Stille neben dem Meeresrauschen erschien unerträglich.

    Vergiss deine Perspektive nicht. Außer es ist so gewollt. Hier sticht mir der Erzähler zu stark raus. Ja, in Harry Potter und in andere (übersetzten) Büchern heißt es auch oft: Der braunhaarige Mann/der Blondling/der junge Drachenkämpfer usw. aber das ist kein schöner Stil. Ich will nicht falsch schreiben. Aber so etwas reißt aus der Geschichten.
    Auch hier wieder: Show dont tell. Zeig uns, wie unerträglich die Stille ist.

    Zitat

    »Das verstehe ich nicht.« Seine Stimme zu hören, beruhigte ihn ungemein, obwohl es so viele Dinge gab, die alles andere als beruhigend waren.

    Wieder sehr viele Wiederholungen. Du hast ein paar Sätze vorher schon über beunruhigende Sachen geschrieben. Die letzten 4 - 5 Sätze drehen sich ein wenig im Kreis. Die Geschichte bleibt stecken.
    Auch finde ich den Teil nicht soo schön: Seine Stimme zu hören. beruhigte ihn ungemein.
    Der Klang seiner Stimme beruhigte [...] Wäre eine Möglichkeit.


    Zitat

    Wie der Jugendliche bemerkte, war seine komplette Kleidung schwarz; sowohl die Schuhe, als auch Shorts, die das Knie gerade so bedeckten, ein ärmelloses Oberteil und eigenartige Handstulpen, die mit Schnallen am Oberarm hielten.

    Seine Kleidung war komplett schwarz;


    Zitat

    Auf dem Gesicht des Brünetten erschien vor Erleichterung ein Lächeln.

    Er grinste erl...


    Zitat

    Was für ein unglaublich gutes Gefühl es doch war, nach und nach wieder klare Erinnerungen zu erhalten.

    Zeig uns seine Freude.


    Zitat

    Und Finn war allein, hatte nichts bis auf seine eigene Kleidung am Leib. Auch seltsam war, dass sein eigener Name auf dem Oberteil stand.

    Eigene kannst du streichen.
    Auch seltsam war, dass sein
    liest sich irgendwie holprig : /
    Achte auch auf das Wort komischerweise. Ist eh schon kein soo schönes Wort und du hast es zweimal in der Geschichte drinnen.

    So viel zum ersten Kapitel. Das zweite Kapitel hat ähnliche"Fehler".



    Die Geschichte klingt interessant. Du solltest weiterhin nach Freischnauze schreiben. Wenn der erste Entwurf fertig ist, kannst du immer noch jeden Perspektivbruch, jedes Adjektiv usw. überarbeiten. Viel kann man zur Story noch nicht sagen. Protagonist ohne Erinnerung. Einsame Insel. Finn trifft auf eine andere Person. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Ehrlich gesagt ... Die Geschichte könnte echt spannend sein, aber der Schreibstil ist leider nicht mein Fall. Es gibt Sätze, da sieht man dein Talent. Aber du schreibst noch sehr holprig, "doppeltgemoppelt", unspezifisch und vor allem bleibt alles grau. Es entsteht keine Atmosphäre. Es liest sich wie ein Entwurf, aber nicht wie eine Geschichte. Da fehlen mir die Bilder, die Sinne, "show dont tell", einfach die Lebendigkeit. Die Abwechslung und die Spannung in den Sätzen. Kurz: Es fehlt mir die Farbe. Es wirkt alles sehr monoton und "grau". Klingt jetzt vielleicht niederschmetternd, aber es ist nur MEINE Meinung. Du hast sicherlich ein paar Bücher. Schlag die ersten Seiten auf und achte auf den Schreibstil. Auf die Monologe. Gedanken der Figur. Und dann lies dir noch einmal deine Geschichte laut (Laut ist wichtig.) vor. Du sollst nicht den Stil anderer Autoren kopieren oder so, aber vergleich deinen Schreibstil mit anderen.
    Lass dich aber nicht aus der Ruhe bringen. Schreib erst einmal deine Geschichte fertig. Dann hast du einen Entwurf und damit kannst du arbeiten.

    mfg Hubi

  • Hallo @Jarda!
    Vielen Dank für deine überaus ehrliche und hilfreiche Rückmeldung. :) Ich schätze deine Mühe, die du dir gemacht hast. Bei jedem Punkt kann ich nachvollziehen, was du meinst. Ich werde mir alles zu Herzen nehmen und versuchen, an meinem Schreibstil zu arbeiten. Mir wurde schon einige Male gesagt, dass ich mich eigenartig ausdrücke. : / Langsam bezweifle ich, eine schöne Ausdrucksweise zu erlangen, aber hier liegt noch einiges vor mir, also kommt Aufgeben nicht infrage.
    Also nochmals danke, dass du dich derart intensiv mit dem Kapitel auseinandergesetzt hast. Ich schaue bei jedem Punkt, was ich ändern kann.

    LG, Ameko

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

  • »Ich bin hier aufgewacht.« Die Fremde deutete zur Wurzel des breiten Baumes. »Mein Kopf hat sich so seltsam leer angefühlt. Ich habe absolut keine Ahnung, was das hier alles soll und woher ich komme, das ist wirklich beängstigend. Um mir einen Überblick zu verschaffen, bin ich erst mal auf den Baum gestiegen.«
    Finn antwortete sofort, vor Eile beinahe verhaspelnd. »Ich weiß auch fast nichts mehr, seitdem ich aufgewacht bin.« Wie gut es ihm tat, mit jemandem zu reden, zu wissen, nicht weiterhin auf sich gestellt zu sein.
    »Dann bist du jetzt nicht mehr der Einzige, dem es so geht.« Kurzerhand stand die Dunkelblonde auf, erst geschickt auf dem Ast balancierend, dann schneller als erwartet am Baum herunter hangelnd. Das letzte Stück sprang sie, ging dabei ein wenig in die Knie und kam auf Finn zu.
    »Ich heiße Niara.« Vom Nahen konnte Finn zum selben Zeitpunkt erkennen, dass auch bei ihr der Namen auf dem Oberteil stand, nur mittiger und in gelb. Noch eine Gemeinsamkeit, die sie verband.
    Direkt vor ihr stehend, erkannte Finn ihren Größenunterschied, Niara war etwa einen halben Kopf kleiner als er.
    »Ich weiß zwar nicht, was ich von dir halten soll, aber vielleicht sollten wir uns aufgrund unserer Lage zusammenschließen«, sagte Niara.
    »Hattest du denn bereits einen Plan, was du machen willst?«, entgegnete Finn und ignorierte dabei den gespielt aufziehenden Ton in Niaras Stimme.
    »Nicht wirklich. Nun, mein erster Plan bestand wohl darin, herauszufinden, wer da so dämlich durch die Gegend geschrien hat.«
    »Du hast mich also gehört! Warum hast du nicht geantwortet?« Finn verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte Niaras skeptischen Blick ebenfalls, um nicht weiterhin buchstäblich durchbohrt zu werden.
    »Ich hatte ja keine Ahnung, mit wem ich es zu tun bekäme. Ohne dich einmal gesehen zu haben, verkniff ich mir jegliche Antwort.«
    »Na dann.« Finn brannten noch viel zu viele Fragen auf der Zunge und er scherte sich deshalb nicht mehr darum, vorhin ignoriert worden zu sein. »Weißt du irgendetwas über dich?«
    »Nicht viel«, entgegnete Niara ehrlich. »Meinen Namen wusste ich sofort, als ich aufgewacht bin ... Dann erinnerte ich mich zum Beispiel daran, dass ich vor ein paar Wochen achtzehn geworden bin ... Welche Bücher ich liebe und Geschichte unglaublich spannend finde ... Und einige andere Dinge.« Finn merkte ihr an, dass sie abgewogen hatte, ob sie ihm mehr erzählte oder nicht. »Ging es dir denn auch so?«
    Aus ihm unerfindlichen Gründen wollte Finn nicht zugeben, viel weniger als sie über sich selbst zu wissen. »Ja, so ähnlich ... Und du hast dich also sofort an deinen Namen erinnert?«
    »Sagte ich doch.«
    »Ich mich zuerst nicht.« Finn schnippte mit zwei Fingern einen bunt schimmernden Käfer weg, der auf seinem Arm gelandet war. »Aber er steht ja auf diesem Oberteil. Komisch, nicht wahr? Wann zieht man bitte schön Kleidung an, auf die der Name gedruckt ist?«
    Niara zuckte mit den Schultern. »Deine Kleidung ist sowieso langweilig. Vollkommen schwarz und dann solche Mädchen-Armstulpen.«
    »Die sind aber bequemer, als sie aussehen«, entgegnete Finn scharf, was im Nachhinein wohl albern geklungen hatte. Zusätzlich fragte er sich, weshalb er die Stulpen plötzlich verteidigte, die ihm selbst wenig gefielen. Finn musste zugeben, das Niaras Klamotten praktischer waren. Sie trug trotz der Wärme eine kurze, dunkle Lederjacke - aber besser, als keine zu besitzen. Darunter ein olivgrün-einfarbiges T-Shirt mit ihrem Namenaufdruck, eine schwarz-olivgrün gestreifte Hose und feste Lederstiefel, die ihr fast zum Knie reichen. Eine andere Auffälligkeit war die metallene Kette um ihren Hals, an der ein Schlüssel hing.
    »Na, das ist doch die Hauptsache!«, entgegnete Niara spöttisch und grinste so frech, dass sich Finn beinahe angegriffen fühlte. Allerdings wollte er nicht so sein und vor allem nicht zugeben, dass es ihm etwas ausmachte, wenn ein Mädchen über seinen Kleidungsstil lästerte, den er sich nicht selbst ausgesucht hatte.
    »Weißt du, wofür der Schlüssel um deinen Hals ist?«, erlaubte sich Finn aus dem Kontext zu fragen, damit seine Neugier befriedigt wurde.
    »Selbst, wenn ich es wüsste, hätte ich keine Ahnung, was dich das anginge«, erwiderte Niara.
    »Dann eben nicht«, murrte Finn und verkniff sich jegliche weitere Bemerkung. Zugegebenermaßen war er schon ein bisschen eingeschnappt, weil Niara wahrscheinlich der einzige Mensch weit und breit war und trotzdem so mit ihm redete. Gut, sie kannten sich erst wenige Minuten, aber Finn akzeptierte bereits jetzt, dass sie beide wohl aufeinander angewiesen waren. Unter diesen Umständen sollten sie sich gut verstehen.
    »Sei doch nicht gleich beleidigt«, winkte Niara gespielt ab, machte auf dem Absatz kehrt und lief ohne sich zu orientieren, in welche Richtung es am sinnvollsten wäre, los. »Lass uns gehen.«
    »Warte doch mal!« Finn tappte hinter ihr her, bis er die Dunkelblonde aufgeholt hatte und neben ihr lief. »Hast du auch einen Zettel erhalten, auf dem Überlebe! steht?«
    »Oh, das wollte ich dich vorhin auch fragen. Also ja, habe ich.«
    Aus Finns Sicht hörte sie sich viel zu gefasst an. Er selbst war geschockt gewesen - wie jeder normale Mensch es wäre, oder? - und Niara sagte das einfach so dahin.
    »Hast du dich nicht gefragt, wer dir wohl solch eine absurde Nachricht hinterlässt?«
    »Doch, schon.« Niara blickte stur geradeaus und bahnte sich einen Weg nach Norden, zur Mitte der Insel, soweit Finn das erkannte. »Aber ich habe so wenige Antworten auf alles, also hat mich das nicht mehr geschockt. Der Schriftzug auf der Uhr interessiert mich mehr.«
    »Schriftzug?« Niara besaß also unter ihrem Ärmel auch eine Uhr. Nur mit Schrift anstatt des Timers? Jetzt wollte es Finn genauer wissen. »Darf ich mal deine Uhr sehen? Ich hab nämlich auch eine.«
    »Irgendwie hab ich mir das denken können«, erwiderte Niara überlegend, als sie ihren Ärmel hochschob und das Handgelenk hinhielt. Die Uhr, die sie trug, ähnelte exakt Finns, bloß erkannte er unter dem roten Timer tatsächlich einen schmalen Schriftzug. Diesen las Finn noch nicht, sondern wollte Niara stattdessen seinen Timer zeigen.
    »Meine sieht auch so aus. Na ja, bei mir fehlen bloß die Buchstaben«, murmelte der Jugendliche und zog die linke Stulpe beiseite, um es Niara zu beweisen. Nur wurde aus dem Beweisen nichts, denn nun erkannte Finn selbst einen Text unter den Zahlen.
    »Was denn?«
    »Vorhin war da nur der Timer, mehr nicht«, erklärte Finn. »Meinst du, die Uhr hat so was wie Funk? Die Nachricht könnte jemand geschickt haben ... oder sie ist halt erst später erschienen. Vielleicht hat auch der Timer etwas damit zu tun.«
    »Bei mir stand sie schon beim ersten Gucken da«, meinte Niara. »Wer weiß.« Sie zuckte mit den Schultern, offensichtlich nicht darauf aus, darüber zu rätseln.
    »Na ja, wie auch immer.« Finn wandte sich der geheimnisvollen Uhr zu und begann, die Zeilen laut vorzulesen. »Wird innerhalb der nächsten 4 Stunden die Plattform in der Mitte der Insel nicht aufgesucht, ist jegliche Chance, die Insel jemals zu verlassen, unmöglich.« Er setzte eine kleine Pause. »Steht bei dir dasselbe?«
    »Ja, aber ich frage mich, warum man uns nicht gleich in der Mitte der Insel hatte aufwachen lassen, wenn das alles irgendwie zusammenhängt.«
    Finn zuckte ohne jegliche Überlegung mit den Schultern. »Fest steht jedenfalls, dass uns hier jemand einen gewaltigen Streich spielt, denn alleine kann man sich, glaube ich, schlecht in solch eine Situation hineinreiten.«
    »Habe ich doch gerade eben gesagt«, kam augenverdrehend als Antwort. »Und um herauszufinden, wer hinter allem steckt, würde ich so weit gehen und einfach das tun, was dieses Uhr-Dingens von uns verlangt, egal ob riskant oder nicht.«

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

    4 Mal editiert, zuletzt von Ameko (10. Oktober 2015 um 21:12)

  • Wie gut es ihm tat, mit jemandem zu erzählen, zu wissen, nicht weiterhin auf sich gestellt zu sein.

    mit jemandem zu reden - jemandem zu erzählen

    »Ich bin hier aufgewacht.« Die Fremde deutete zur Wurzel des breiten Baumes. »Mein Kopf hat sich so seltsam leer angefühlt. Ich habe absolut keine Ahnung, was das hier alles soll und woher ich komme, das ist wirklich beängstigend. Um mir einen Überblick zu verschaffen, bin ich erst mal auf den Baum gestiegen.«
    Tatsächlich. Es gab da einen Menschen, der das gleiche Schicksal mit ihm, Finn, teilte. »Ich weiß auch fast nichts mehr, seitdem ich aufgewacht bin.« Wie gut es ihm tat, mit jemandem zu erzählen, zu wissen, nicht weiterhin auf sich gestellt zu sein.
    »Dann bist du jetzt nicht mehr der Einzige, dem es so geht.«

    Die beiden Sätze drücken dasselbe aus. Würde mich an deiner Stelle entscheien, ob du diese Info im Dialog gibst, oder im geschriebenen Text. Beies hat einen leichten wieerholungscharakter.

    Zugegebenermaßen war er schon ein bisschen eingeschnappt, weil Niara wahrscheinlich der einzige Mensch weit und breit war und trotzdem so distanziert mit ihm redete.

    dass ist nicht ganz das richtige Wort. Eigentlich redet sie eher mit ihm, als wären sie eine langjährige Freundin, die genau, weiß, wie sie ihn ärgern kann. Distanziert wären einsilbige Antworten, die ihm keinerlie Informationen geben.

    Das sind die Sachen, die ich jetzt konkret bennen kann. An manchen Stellen erscheint mir der Dialog nicht sonderlich rund zu sein, kann dir aber leider nicht konkret sagen, woran das liegt. Vielleicht kann ich das beim lesen weiterer Parts benennen.
    Von der Handlung hingegen machst du spannendd weiter. Niara als Charakter gefällt mir sehr gut, bin gespannt, ob die beiden sich zusammenraufen und ein Team bilden, oder ob sie am Ende tatsächlich als Kontrahenden enden, weil nur einer die Plattform in der Mitte erreichen kann :/ Solche "Spiele" sind ja gerne mal sadistisch.

  • Wie gut es ihm tat, mit jemandem zu erzählen, zu wissen, nicht weiterhin auf sich gestellt zu sein.

    Da hast du zwei Sachen zusammengemixt, die nicht zusammen gehören
    Entweder schreibst du: "Wie gut es ihm tat, mit jemanden zu reden, ...."
    Oder du schreibst: "Wie gut es ihm tat, jemanden etwas zu erzählen, ...."
    Wenn du mich fragst würde ich die erste Variante nehmen ;)

    Direkt vor ihr stehend_ erkannte Finn ihren Größenunterschied, Niara war etwa einen halben Kopf kleiner als er.

    Komma

    Ein schöner Teil, der die Unterschiede deiner beiden Figuren gut darstellt. Vor allem das Niara Finn so leicht ärgern bzw. necken kann gefällt mir sehr gut und verdeutlich aus meiner Sicht auch noch den Altersunterschied zwischen den beiden. ich freue mich auf den nächsten Teil, der hoffentlich etwas mehr Licht in die Geschichte bringt, denn bis jetzt tappe ich noch vollkommen im dunkeln, was die eigentliche Haupthandlung betrifft, aber ich freue mich darauf es in den folgenden Abschnitten herauszufinden :stick:

  • Hey und wieder ein Dankeschön für die Rückmeldungen! :)

    @Alopex Lagopus Habe es gleich verbessert, danke für die Hinweise! ^^
    Verstehe. Vielleicht fällt ja jemand anderem auf, was beim Dialog nicht ganz hinhaut, ansonsten wäre ich auch nächstes Mal offen für ein Beispiel.
    Hehe ... Ehrlich gesagt wird sich die Handlung auf etwas ganz anderes spezialisieren, aber das wurde bis hierhin einfach noch nicht klar. Im nächsten Post wird allerdings der entscheidende Punkt kommen.

    @Kisa Da kann ich gleich sagen, dass der nächste Teil auf jeden Fall Licht in die Geschichte bringen wird. Ich weiß, was du meinst. Bisher kann man sich nicht denken, worum es gehen wird, weshalb ich hoffe, dass es nicht zu "krass" kommt ... Gut, damit wollte ich dich nicht verwirren; sagen wir einfach, du wirst schon sehen. :D

    LG, Ameko

    „Nie wieder!“, sagt der Verstand.
    „Jederzeit!“, sagt die Sehnsucht.
    „Unmöglich!“, sagt die Tatsache.
    „Versuch es“, flüstert der Traum.

  • Hey Ameko! ^^

    Ich dachte mir, dass ich zu viel Zeit habe und bin dann auf deine Geschichte hier gestoßen :D Du hast hier auf jeden Fall einen spannenden und vielversprechenden Einstieg geschaffen. Die anfängliche Verwirrung von Finn kommt gut rüber und du hast unheimlich viele Fragen aufgeworfen. :thumbup:

    Nun zu deinem letzten Post :)

    Spoiler anzeigen

    »Sei doch nicht gleich beleidigt«, winkte Niara gespielt ab, machte auf dem Absatz kehrt und lief unkoordiniert einfach los.

    Ihc versuche, mir gerade vorzustellen, wie man unkoordiniert loslaufen kann, aber es will mir einfach nicht gelingen :S Ich glaube, dass ich weiß, was du damit meinst, aber unkoordiniert passt hier meiner Meinung nach nicht ganz. Vielleicht eher unvermittelt ...

    Finn konnte es nicht glauben, wie es Niara anscheinend strikt durchführen wollte, die Gelassenheit in Person zu spielen.

    An dieser Stelle kam ich ein wenig ins Stocken und brauchte einen Moment, um den Inhalt zu verstehen. Grundsätzlich ist der Satz völlig richtig, aber das "strikt durchführen wollte" war für mich an dieser Stelle ungewohnt. Vielleicht waäre etwas in der Art besser: "Finn konnte nicht glauben, dass Niara unbedingt die Gelassene spielen wollte." Ist natürlich nur ein Beispiel ;)

    Mit dem Dialog geht es mir ein wenig wie Alopex ... Woran genau es liegt, weiß ich auch nicht, aber ich finde die Reaktionen der beiden aufeinander ein wenig ... ach, ich weiß nicht genau wie ?(:D Wenn ich in einer solchen Situation wäre, dann fände ich Niaras Verhalten z.B. ziemlich merkwürdig. Beide wissen nicht, was eigentlich los ist, aber sie macht dummer Scherze und gibt bissige Kommentare. Das verwirrt mich. Ich fürchte, dass ich dir damit wohl nicht so richtig Helfen konnte, aber mehr fällt mir dazu einfach nicht ein :/

    Ich bin auf jeden Fall schon gespannt wie es weiter geht und bleibe als Leser auch dabei ^^

    Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
    Viel Schwerter klirren und blitzen;
    Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab -
    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

    - Heinrich Heine, Die Grenadiere