Hallo, liebe Forengemeinde!
Das hier ist meine erste freie Arbeit, die ich irgendwo hochstelle, deshalb bin ich ziemlich aufgeregt und hoffe, sie findet wenigstens ein bisschen Anklang.
In erster Linie lade ich diese Geschichte hier allerdings hoch, um Verbesserungsvorschläge zu erhalten. Kritiken jeder Art nehme ich dankend entgegen und werde versuchen, alles umzusetzen.
Mit der Kategorie bin ich nicht völlig sicher, aber sie erschien mir am passendsten. Wenn es noch irgendwelche weiteren Fragen gibt, stellt sie nur.
So, dann lass ich euch mal das erste Kapitel hier. Haut ruhig alles raus, was ihr denkt.
Liebe Grüße, Ameko
Kapitel 1
Als er aufwachte, wusste er nicht, wer oder wo er war.
Grelles Sonnenlicht ließ ihn mehrere Male blinzeln, bevor er sich aufraffen konnte und den Blick vom wolkenlosen Himmel nahm. Seine Hände gruben sich in feinkörnigen Sand, der angenehm warm auf seiner Haut kribbelte, als er durch seine Finger rieselte.
Es war ein seltsames, schwer beschreibbares Gefühl, nicht zu wissen, wie er hieß, woher er kam oder wo er sich befand. Als Erstes ging er verschiedene Möglichkeiten durch, was ihm passiert sein könnte. Ein Unfall mit Folge von Gedächtnisverlust? Eine Entführung mit dem Einsatz von Drogen, die sein Denkvermögen einschränkten? Beide Möglichkeiten erschienen unwahrscheinlich. Zuerst einmal befand er sich mitten an einem Strand, möglicherweise in der Karibik. Wellen schwappten nur in einigen Metern Entfernung über den Sand, Möwen kreischten und eine Meeresbrise strich über die Umgebung. In der anderen Richtung erkannte er einen Mischwald und vereinzelte Grasbüschel, die hinter den Dünen ansetzten. Alles schien friedlich. Nirgendwo gab es den Hinweis auf ein Schiffsunglück oder Unfälle jeglicher Art.
Hinzu kam, dass er sich nicht unbedingt schlecht fühlte. Bis auf die seltsame Tatsache, wie leer er sich vorkam, spürte er keine Schmerzen oder mögliche Folgen, die auf den Einsatz manipulierender Medikamente hindeuteten. Doch was war, befände er sich in einer Traumwelt oder einer falschen Realität und brachte deshalb keinen vernünftigen Gedanken zustande? Man vergaß nicht grundlos seinen Namen und sogar das Aussehen.
Langsam stand er auf, blickte nun an seinem Körper hinunter. Komischerweise fiel ihm genau in diesem Augenblick wieder ein, wie er aussah. Wenigstens etwas. Es wurde so selbstverständlich wie Begriffe, die er brauchte, um eine Landschaft zu beschreiben.
Kurze kastanienbraune Haare, die oftmals nicht so lagen, wie er es wollte. Einige Strähnen fielen über sein eisblaues linkes Auge, doch da er mit diesem sowieso schlechter als mit dem rechten sah, machte es ihm nichts aus. Außerdem verdeckten sie eine dünne Narbe auf der Stirnseite, die er sich bei einem Missgeschick als Kind zugezogen hatte. Hohe Wangenknochen und markante Gesichtszüge, welche ihn fälschlicherweise etwas älter als achtzehn vermuten ließen. Ein recht durchschnittlicher Körperbau, jedoch kräftige Beinmuskeln. Seine leicht gebräunte Haut hätte einen ungewöhnlich blassen Ton, wäre er nicht so oft an der frischen Luft.
Ja, das war er. Es tat gut, als ihn nach Minuten Erinnerungen über sich selbst durchfluteten.
Bloß wich der beunruhigende Gedanke, über den eigenen Namen nicht Bescheid zu wissen, keineswegs. Nichts war beängstigender, als plötzlich spekulieren zu müssen, was einen wohl in eine derartig unheimliche Situation gebracht hatte.
»Mein Name ...« Die ersten Worte sagte er behutsam, ließ den Klang der eigenen Stimme auf sich wirken, die zum Glück nicht fremd klang, nachdem er sie nach scheinbar langer Zeit wieder hörte. »Verdammt, ich muss mich doch wohl an meinem eigenen Namen erinnern können!«
Ein auffordernder Windhauch bewegte ihn einige Schritte und lenkte seinen Blick über das Meer. Am Horizont zeigte sich nichts, das nach einem weiterem Festland oder einem Schiff aussah. Ob er sich auf einer einsamen Insel befand?
»Na schön. Ich erinnere mich also an mein Aussehen und kann mit vielen Worten meine Umgebung beschreiben, doch wenn es um meinen Namen, die Herkunft oder meine Vergangenheit geht, wehrt sich mein Verstand.« Selbstgespräche konnte man eigenartig nennen, doch sie halfen ihm, nicht zu verzweifeln, sondern einen kühlen Kopf zu bewahren. Laut nachzudenken gab ihm gewissen Halt, denn die sonstige Stille neben dem Meeresrauschen erschien unerträglich. »Das muss ein Traum sein, aus dem ich jeden Moment erwache. In Träumen kann man durch seine Hirngespinste bestimmt den eigenen Namen vergessen, also kein Grund zur Sorge.«
Versuchsweise kniff er sich in den Arm. Irgendwoher hatte er die Erinnerung genommen, dass man sich mithilfe selbst zugefügten Schmerzes aus der Traumwelt befreien konnte. Allerdings geschah nichts. Es tat bloß kurzzeitig ziemlich weh und auf dem Unterarm blieben beim zweiten Versuch die leicht rot umrahmten Abdrücke zweier Fingernägel zurück.
»Das verstehe ich nicht.« Der Klang seiner Stimme beruhigte ihn ein bisschen.
Um nicht weiterhin an einem Fleck zu verharren und vielleicht mehr über sich herauszufinden, lief er erneut einige Schritte. Der Sand unter seinen Schuhen gab nach, doch keines der Körner schaffte es, einen Weg durch die festen Halbschuhe zu finden.
Seine Kleidung war komplett schwarz; sowohl die Schuhe, als auch Shorts, die das Knie gerade so bedeckten, ein ärmelloses Oberteil und eigenartige Handstulpen, die mit Schnallen am Oberarm hielten. Er fragte sich, ob er diese Dinger jemals freiwillig angezogen hätte. Aber Schwarz mochte er, egal ob es so schien, als würden die Sonnenstrahlen von diesem Kontrast angezogen werden. An seinem linken Handgelenk trug er eine Uhr, aber anders als bei gewöhnlichen Uhren zeigte diese nicht die Uhrzeit an. Stattdessen handelte es sich um einen Timer. Gerade stand er bei 07:12:36. Es gab ihm gewaltig zu denken, was es wohl damit auf sich hatte, doch dann ließ er die Hand wieder senken. Alles hier war ein Rätsel.
Moment! Wieso fielen ihm erst jetzt die weißen Buchstaben auf seiner linken Brustseite auf?
Vier Buchstaben, von oben nur verkehrt herum lesbar. Trotzdem dauerte es keinen Augenblick, ehe sie laut gelesen wurden.
»Finn.« Das Aussprechen dieses kleinen Wortes bewirkte unglaublich viel. Er grinste erleichtert. »Mein Name ist Finn! Wie konnte ich das nur vergessen?«
Was für ein unglaublich gutes Gefühl es doch war, nach und nach wieder klare Erinnerungen zu erhalten.
Doch die Freude währte nur kurz, ein beklemmendes Ziehen machte sich wieder im Magen breit.
Finn stand am Strand einer Insel, die ihm absolut unbekannt war und nicht seiner Traumwelt zu entspringen schien. Er kannte nicht einen Aspekt seiner Vergangenheit. Hatte er Eltern, Geschwister oder Freunde? Wo war sein Zuhause? Wie war er in solch eine Situation geraten?
Und Finn war allein, hatte nichts bis auf seine Kleidung am Leib. Auch seltsam erschien ihm der Schriftzug seines Namens auf dem Oberteil.
Eine Möwe am Himmel kreischte und zog Finns Aufmerksamkeit kurz auf sich. Von Sekunde zu Sekunde wuchs der Drang in ihm, seine Umgebung zu erkunden. Der einzige Mensch weit und breit war er sicherlich nicht. Nein, war er hoffentlich nicht. Und seine restlichen Erinnerungen würden die nächsten Minuten bestimmt genauso wie bisherige zurückkehren. Doch wohin sollte er gehen?
Bevor Finn eine Entscheidung traf, wollte er jedoch sichergehen, keinen Hinweis übersehen zu haben. Mit flinken Fingern begann er, seine Kleidung zu durchsuchen. Er entdeckte, dass nicht nur auf seiner Brust der Name Finn geschrieben stand, denn selbst auf den Zungen seiner Schuhe und Hosentaschen erkannte man die weißen Buchstaben. Doch das wurde schnell nebensächlich, als Finn in einer seiner Taschen ein kleines Stück Papier ertastete. Beinahe schon zu hastig zog er es heraus. Zweimal musste er auffalten, um einen handtellergroßen Zettel zu bekommen.
Wie bei seiner Kleidung stand nur ein Wort auf dem Papier, diesmal rot auf weiß in sauberen Großbuchstaben.
Es war ein einziges Wort. Ein einziges Wort, das Finn so sehr erschreckte und seine Gedanken rasen ließ, wie es noch nie zuvor ein Wort bewirkt hatte, obgleich er nichts über seine Vergangenheit sagen konnte. Ein einziges Wort, das so viel und gleichzeitig doch nichts sagte.
Bis jetzt hatte sich Finn zusammengerissen und positiv über seine Lage gedacht, nun hingegen drohten ihn ein paar Buchstaben völlig aus der Fassung zu bringen.
Überlebe!