Es gibt 493 Antworten in diesem Thema, welches 149.311 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. September 2023 um 09:17) ist von Mephistoria.

  • Das freut mich, @Miri und @Kyelia , dass es euch doch so gut gefallen hat. Dann waren meine anfänglichen Zweifel vollkommen überflüssig. Aber dieser folgende Part war wirklich ein harter Tobak! Es fiel mir irgendwie ausgesprochen schwer, die Tanzszene zu schreiben. Ich selbst kam eben noch nie in den Genuss, mit einer Halbchima zu tanzen. Von daher ist alles nur meiner Fantasie entsprungen. Wie witzig, dass es "sonstige Fantasy" ist.
    Lest es euch durch und gebt mir bescheid, ob es trotzdem gefühlvoll und mitreißend ist.

    [ KAPITEL 4-DER FREIE TAG-TEIL 23 ]


    Wir suchten uns ein freies Plätzchen, was nicht allzu schwer war, da die Leute schon fast freiwillig Platz machen für ihre Veranstalter. Ich legte meine Hände sanft um ihre Hüfte und schaute auf unsere Füße, dass sie auch parallel zueinander standen. Hal legte ihre Hände dabei auf meinen Schulten ab und blickte nur in mein Gesicht. Sie war wirklich eine sehr hübsche junge Frau und ihre Augen strahlten nur so vor Freude und Glückseligkeit. Ich wusste nicht, wie ich mich nun bewegen sollte. Das Lied war recht ruhig und für sie schien es nur wenig turbulenter zu sein. Doch war dies mein erster Tanz mit einer Frau und dann noch so eng.
    Meine Hände umschlossen zärtlich ihre Taille und griffen hinter ihrem Rücken ineinander. Mir gefiel das sehr, da ihr Netzoberteil so eine feine Struktur besaß und samtig weich war. Auch ihre Haut war sehr fein und glatt. Sie war ausgesprochen warm, möchte man behaupten. Also meine Hände waren eindeutig kälter, was aber auch an meiner Aufregung liegen konnte. Ich fühlte mich sehr unsicher in meinem Tun, obwohl es doch etwas so einfaches war. Aber auch Hal wirkte etwas verunsichert und zurückhaltend, was untypisch rüberkam. Sonst gab sie sich immer sehr offen und direkt und nun blieb sie dezent distanziert.
    Mein Blick schwenkte kurz zu Valery rüber. Sie stand etwas separat und hielt Augenkontakt mit Kror, der seine Sache wirklich gut machte. Mich freute es einerseits, dass ich nun etwas Zeit für mich und Hal hatte und andererseits, dass die Stimmung weiterhin gut blieb. Ich machte mir um die musikalische Unterhaltsamkeit die wenigsten Sorgen. Viel mehr beschäftigte mich der Moment mit Hal. Wie sollten wir nun tanzen? Wie nah sollten wir uns kommen, bevor es zu eng gewesen wäre?
    Schnell wurde Hal lockerer und natürlicher, eben mehr wie sie. Ich tippelte immer noch leicht mit den Füßen herum, da machte sie schon beinahe ganze Choreographien. Ich ließ sie walten und erfreute mich einfach nur an ihrem Anblick. Ja, es erregte mich schon leicht, ihr beim innigen Tanzen zuzusehen. Auch wenn es immer noch sehr distanziert gehalten war. Ich bewegte mich hölzern zur Musik und sie als Komplementär dazu sehr beschwingt. Je weiter die Melodie an Fahrt aufnahm, umso offensiver ging Hal an die Sache heran. Sie versuchte mich zu mehr Rhythmus und Beweglichkeit zu animieren und ließ ihre Hüfte schwungvoll kreisen. Meine Arme wippten mit und so schließlich auch mein restlicher Körper. Ich wurde lockerer und schenkte ihr unbewusst ein verlegenes Lächeln. Sie lächelte zurück und trat näher an mich heran. Eigentlich hätte ich dies machen sollen als Mann. Aber ich wusste nicht, was genau ich wollte. Es fühlte sich immer noch etwas komisch an.
    Doch dann lehnte sie auch noch ihren Kopf auf meine Schulter und presste ihren Oberkörper an meinen heran. Ich umschloss sie mehr und mehr, lehnte meinen Kopf an ihren an und begann zu führen. Die Musik gab es immer deutlicher her, enger und vertrauter zu tanzen. Ihr Rücken lag leicht frei, das Oberteil war nach oben gerutscht, da es so nur knapp über dem Hosenbund endete. Ihre Haut fühlte sich echt gut an, ich konnte ihre Wirbelsäule angedeutet spüren.
    Wir bewegten uns wie eine Einheit von links nach rechts und nebenbei leicht um die eigene Achse. Wir tanzten! Es war ein echt schönes Gefühl. Und sie schmiegte sich immer mehr an mich heran und ließ nun auch ihre Hände um mich wandern und griff sie ineinander. Jetzt umschlangen wir uns gegenseitig und wollten einander nicht mehr loslassen.
    Ein Übergang wurde eingeleitet, welcher die Hektik etwas herausnahm, uns beide aber unterbewusst hastiger werden ließ. Als hätten wir bereits geahnt, dass der anschließende Part aggressiver werden würde. Ich wusste nicht, ob es von Kror beabsichtigt war, aber er spielte „Pendulum“ an. Ein sehr rhythmisches und melodielastiges Lied. Es war genau ihres, dieses Rassige und Raue.
    Mit viel Effekt und Echo löste er die Spannung in jedem hier auf. Hal brach aus sich heraus und löste sich von mir. Sie begann eine Solonummer. Mit eng anliegenden Armen, tänzelte sie auf der Stelle und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. Sie wirkte verträumt und vollkommen in ihren Gedanken versunken. Die harten Bässe und knalligen Snares untermalten ihre Akrobatik und im Strobo wirkten ihre Bewegungen abgehakt und separiert. Wie ein Schattenspiel mit einzelnen Bildern, ohne jeglichen Zusammenhang im Einzelnen.
    Mich machte das vollkommen fertig, es verwirrte mich. Ich fühlte genauso wie sie und wollte auch aus mir herausbrechen, das Lied gab es einfach her. Und sie zwang mich regelrecht dazu, mit ihrem Balztanz. Ich gab mich dem Fluss hin, dem Spiel aus Klang und Schall. Ein reges Dröhnen durchfloss meinen Körper und brachte all meine Muskeln zum Schwingen.
    Wie sie ihren Kopf herumwirbelte und die Arme über ihren Körper rieb. Es sah einfach nur fantastisch aus. Sie brachte perfekt Leben in die Monotonie, die den Raum zum Vibrieren brachte. Es schlug uns jegliche Angst aus dem Körper. Jegliche Zweifel waren wie hinweggefegt. Nur noch das Hier und Jetzt existierte. Sie hatte mich erwischt, am wunden Punkt. Hal brachte mich fast zum Weinen. Es verschlug mir einfach die Sprache.
    Ich konnte meine Augen nicht mehr von ihr lassen. Sie machte es so perfekt, dass es schon an Übernatürlichkeit grenzte. Wie in Helios´ Namen konnte sie so gut tanzen? Hal, die gerne über ihre eigenen Füße stolperte, bewegte sich so präzise und gezielt. Es beeindruckte nicht nur mich, sondern auch Valery. Obwohl sie ja schon angedeutet hatte, dass Hal sehr gelenkig sei. Und nun konnte ich mich selbst davon überzeugen.
    Es ergriff mich, es machte mich stark und schwach zugleich. Ich war in dem Moment überglücklich, die zu haben. Sie stach aus der Menge hervor und ab jetzt nur noch positiv. All diese Dinge in den letzten Tagen, waren an sich strikt des Ignorierens würdig. Und es brauchte exakt zehn Tage, um das zu erkennen. Oder sollte man eher sagen, es brauchte nur zehn Tage mit einer Frau an meiner Seite?

    Die Stunden vergingen wie im Flug. Wir tanzten uns sie Seele aus dem Leib und unterhielten uns über Dieses und Jenes, sofern wir mal ein Lied aussetzen wollten. Zwar erzählte meistens nur ich etwas über meine Kindheit, aber das störte mich nicht mehr so sehr. Auf der Helios I war das mit dem Auflegen ganz anders geregelt. Dort konnte man sich direkt von einem Mitarbeiter ablösen lassen, wenn man mal keine Lust mehr hatte, oder verhindert war. Da herrschte auch nicht so viel Andrang, wie hier. Und Hal hatte mich natürlich ein wenig angeflunkert. Denn sie legte auch schon mal auf, diese Gemeine. Auch wenn es nur als kleine Wette gedacht war, zwischen ihrem Cousin und ihr. Ja, Hal hatte noch weitere Verwandte, als ihre Eltern. Wenn man es ganz streng nimmt, sind wir alle irgendwie miteinander verwandt. Ihr Cousin kommt übrigens von der väterlichen Seite und ist sogar reinrassig menschlich.
    Warum sie es mir bisher verschwieg, war der selbe Grund, wie er es auch bei mir war. Man sah sie einfach zu selten. Ich hatte meinen Cousin das letzte Mal reell mit zwölf gesehen. Und das auch nur, weil seine Oma gestorben war. Mit ihr hatte ich generell nichts zu tun, auch wenn wir alle zusammen auf der Helios I lebten. Das Leben ist oft einsam, aber dafür gesichert und garantiert. Um auf die Sache mit der Wette zurückzukommen. Sie hatten gewettet, dass Hal es nicht schaffen würde, zehn Minuten lang still auf einem Stuhl zu sitzen. An sich keine schwere Aufgabe. Aber es war Hal. Schon allein das Stillsitzen ohne eine Bedingung fiel ihr schwer. Aber ihr Cousin blieb trotz der verlorenen Wette die ganze Zeit über bei ihr und ließ sie Gott sei Dank nicht komplett allein.
    Sie legte zwar miserabel auf, hatte aber Spaß dabei. Dass sie es bei mir so einigermaßen gut konnte, war teils Zufall und teils Angst. Sie wollte mich nicht enttäuschen und strengte sich, so meinte sie zumindest, sich richtig an. Ich fand das schon sehr süß, das zeigte mir, dass sie es wirklich ernst mit unserer Partnerschaft meinte. Ich schenke ihr dann auch gleich einen dezenten Kuss auf die Wange, um ihr das zu bestätigen.

    Langsam neigte sich der Abend dem Ende und Kror und Valery verabschiedeten sich auch gegen 26 Uhr. Die letzte Stunde verbrachten wir beide dann gemeinsam oben auf der Tribüne und legten zusammen auf. Zum Glück war die Menge größtenteils schon angefixt genug, um auf weiteren großen Trubel verzichten zu können. Hätte ich vorher gewusst, dass acht Stunden so anstrengend sein konnten, hätte ich es garantiert nicht so gemacht. Ich merkte es mir fürs nächste Mal. Nie wieder auflegen. Oder zumindest nicht in solch einem Maße.
    Der Event-Manager kam fünf Minuten vor Ende unserer reservierten Zeit zu uns und wir verabschiedeten uns fürs erste vom FACES. Vielleicht würden wir es in einer Woche wieder besuchen. Auszuschließen war es nicht. Die Zeit drängte nun etwas, da ich den Weg von der Wäscherei bis zum FACES ein wenig zu kurz einschätzte. Aber wir schafften es noch rechtzeitig bis zur Unterführung und gingen wieder mal vorerst getrennte Wege.

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    Jetzt umschlungen wir uns gegenseitig und wollte einander nicht mehr loslassen.

    umschlangen

    Ein reges Dröhnen durchfloss meinen Körper und brachte all meine Muskeln zum schwingen.

    groß

    Die Stunden vergingen wie im Flug. Wir tanzten und sie Seele aus dem Leib und unterhielten uns über Dieses und Jenes, sofern wir mal ein Lied aussetzen wollten.

    uns

    Das Leben ist ist oft einsam, aber dafür gesichert und garantiert.

    Also ich finde, du hast das super geschrieben, auch die Gefühle, die Sam hat und wie er Hal beim Tanzen begafft. ^^

    Ich bewegte mich hölzern zur Musik und sie als Komplementär dazu sehr beschwingt.

    Auch, wenn ich hier noch dachte: Meine Fresse, nimm den Stock aus dem A****... :patsch: (Sagt die, die sich selbst in einer Disco bewegt, wie eine griechische Statue ... )
    Aber Hal hat es ja zum Glück geschafft, dass Sam mal nicht ganz so verkrampft herumspringt. Und er konnte den Abend sogar richtig genießen und hat die guten Seiten an seiner Halbchima kennengelernt. ^^
    Mir hat der Teil sehr gut gefallen. Die Stimmung hast du sehr gut eingefangen. Ich bin zufrieden. ;)

    LG, Kyelia

  • Danke, @Kyelia . Da bin ich ja ganz froh, dass es dir gefallen hat. Nun folgt der letzte Teil dieses Kapitels. Und wie man es vermutlich bereits erahen konnte, folgt etwas mehr Zweisamkeit. Ich bin mir echt nicht sicher, ob es noch im Rahmen bleibt. Aber ich werde es schon mitkriegen, wenn ich plötzlich eine PN kriegen sollte. :whistling:

    [ KAPITEL 4-DER FREIE TAG-TEIL 24 ]


    Auch wenn es nur knapp eine Stunde nach Mitternacht war, war trotzdem alles überfüllt. Da es keine wirklichen Tageszeiten auf der Helios gab, herrschte rund um die Uhr Beschäftigung.
    Aber jetzt gerade fand ich es schon schrecklich, da zum einen die Zeit und zum anderen der Schlaf drängte. Die folgende Woche hatten wir Spätschicht. Also müssten wir um vierzehn Uhr aufstehen und zur Arbeit gehen. Also noch dreizehn Stunden Zeit. Neun davon für Schlaf weg, machte vier. Würde es ausreichen, um noch was großes zu unternehmen?
    Jetzt war die nette, junge Frau nicht an der Rezeption von der Wäscherei. Vermutlich war ich noch zu früh. Aber mich interessierte sie nicht wirklich, ich wollte nur meine Sachen abholen. Und anschließen folgte der Gang in die Drogerie. Hier entschied es sich, wie der Abend enden sollte. Wie sollten wir beide uns entscheiden? Wir warteten aufeinander und überlegten gemeinsam, ob es spontan entschieden werden sollte. Würden wir uns gegen Verhütungsmittel entscheiden, müssten wir äußerst vorsichtig sein, wenn wir es überhaupt soweit kommen ließen. Und würden wir uns dafür entscheiden, bestünde ein Zwang, es auch wirklich zu tun.
    Kurios, dass ich mir nun ernsthaft darüber Gedanken machte. War ich es doch, der die ganze Zeit über so passiv und prüde rüberkam.
    Aber irgendwie hatte sie es tatsächlich geschafft, mit von ihren Qualitäten zu überzeugen. Ich wollte einfach mehr, mehr riskieren. Ich wollte nicht mehr dieses leere Gefühl besitzen, einfach nur Zellengenossen zu sein. Ich zog echt eine feste Beziehung in Erwägung. Es musste früher oder später so kommen, Hal und ich hatten uns aneinander gewöhnt. Uns war bewusst, dass es noch viel Arbeit und Geduld brauchen würde, von wahrer Liebe zu reden. Aber Beziehung auf Probe war eine Option, die wir beide in Betracht zogen. Es einfach mal drauf ankommen lassen. Was sollte schon Schlimmes passieren? Mehr streiten wie sonst ging nicht und wäre auch kein Schritt zurück gewesen.
    Es ging mir persönlich vorrangig um die Freiheit. Den inneren Knoten zu zerreißen und es einfach zu tun. Sich frei im Handeln zu fühlen, eben auch mal etwas zu erzwingen. Einen Kuss zu erzwingen, obwohl man weiß, dass es einem gut tut, man sich aber trotzdem davor scheut.
    Es war mir schlicht und einfach egal, was am nächsten Tag rauskommen würde. Ich fühlte es innerlich, dass ich dazu bereit war. Dass ich schon lange dazu bereit war, eine Partnerin zu haben.
    Doch merkte ich auch ihre Unsicherheit. Wir waren es beide noch und wollten uns nicht drängen, obwohl es die Situation hergab. Es störte sie nicht, dass ich fünf Jahre älter war. Und ebenso störte es mich nicht, dass sie jünger war. Chima sind generell reifer und erfahrener in Sachen körperlicher Beziehung. Und vielleicht würde sie sogar zu energisch herangehen. Wenn ich nur an ihre Eltern dachte. Mensch und Chima. Und Slay war Offizierin, also bestimmt nicht einfach vom Gemüt her. Ich wollte ihnen beiden nun nichts unterstellen. Aber mit ihrem Körper hatte sie ihn bestimmt in der Mangel. Hal hatte eindeutig die sexuellen Reize einer Chima. Das wusste sogar ich zu schätzen. Und nun umso mehr. Dennoch wollte sie es genauso wenig wie ich allein darauf beschränken.
    Nach einer guten Viertel Stunde spontanem Überlegen, entschieden wir uns gegen ein Verhütungsmittel und somit auch zwangsläufig gegen die schönste Nebensache im Kosmos.

    Anschließend verließen wir wieder die Station und fuhren mit den Magnetaufzügen nach unten. Das waren mitunter unsere schwersten zehn Minuten. Wir konnten unsere Augen einfach nicht voneinander lassen und hielten die ganze Zeit Händchen. Je weiter wir nach unten fuhren, umso mehr schienen wir es zu bereuen, doch keine Kondome mitgenommen zu haben. Es war einfach nur dumm. Nicht der Gedanke ans miteinander schlafen, sondern die Situation im viel zu engen Aufzug. Als wollten uns alle eben doch vereinen.
    Wir hassten es so sehr, dass wir es genossen. Umso glücklicher waren wir, wieder in unserer Station angekommen zu sein. Vertraute Umgebung, halbwegs bekannte Gesichter und gewohnte Geräuschkulisse.
    Wir eilten, so schnell wir konnten. Wir wollten ungestört sein. Und kaum öffneten wir unsere Tür, wurden wir auch schon von Miri begrüßt.

    Guten Morgen Samuel und Hal. Wie war euer Tag?
    Ohne uns anzuschauen, sagten wir im Chor: „Sehr gut!“
    Ich vernehme leicht erhöhte Sympathien in euren Stimmen. Das gefällt mir ebenfalls sehr gut.
    Da schmunzelten wir. Miri war einfach eine Klasse für sich. „Danke, Miri.“ „Wir wünschen etwas Musik.“
    Welche Art von Musik?

    Wir blickten uns tief in die Augen und sendeten uns die Antwort gegenseitig zu. Und Hal sagte: „Io Sallor. Sternstaub.“
    Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich hoffte auf etwas Menschliches. Aber nun spielte Miri etwas von einer Halbgrey. Klassische Musik, nahm ich an. Von den Klängen her zu vermuten. Hatte Hal nun etwa die Stimmung gekillt? Vor allem kannte ich Io Sallor nicht mal. Und sie, die sogar Fii Gallan langweilig fand?
    Miri spielte es natürlich ohne zu murren und spielte gleichsam Hal in die Karten. So dachte ich in diesem Moment.
    Aber so schrecklich war es gar nicht. Sicherlich kam es nicht an Mozart und Beethoven heran. Aber es war für nicht menschliche Verhältnisse überdurchschnittlich gut. Wirklich hörbar, hätte ich so nicht gedacht.
    „Gefällt es dir, Sam?“, fragte Hal mich leicht verunsichert und rieb sich verlegen am Hals entlang.
    „Ja, es gefällt mir. Aber woher kennst du sie? Ich meine, du hörst doch so etwas gar nicht...“
    „Valery hat es mir empfohlen“, sagte sie trocken, wurde dann aber wieder unsicher in ihrem Auftreten. „Es ist doch schön, oder nicht?“
    „Valery?“ Ich verstand nicht so richtig. „Wie kommt sie auf diesen Gedanken, Hal?“
    „Wir haben uns mal in der Dusche drüber unterhalten, was jeder so mag. Und da hat sie mir gesagt, ich soll mal Io Sallor spielen. Ihre Mutter würde das auch immer hören.“
    „Achso...“
    „War es etwa falsch? Ich habe gehofft, du würdest es auch toll finden...“
    „Doch, ich finde es auch gut. Nur war ich verwundert, dass du eine klassische Künstlerin kennst, die ich nicht kenne.“
    „Ich kenne sie auch nicht. Ich musste sogar heute nochmal nachfragen, wie sie hieß.“
    „Echt?“ War nicht verwunderlich, bei ihrem verdrehten Kopf.
    „Ja, es kam so spontan auf“, meinte sie und begann sich über die Brust du streicheln. „Aber wollen wir nicht lieber ins Bett gehen, anstatt hier rumzustehen und über Musik zu reden?“ Verlegen unschuldig war ihr Blick, mit einem Hauch von Laszivität, der es umzuschwenken drohte. Leicht biss sie sich auf die Unterlippe und rieb ihre Beine wie eine Heuschrecke bei abendlicher Balz aneinander. Mich machte das ganz wuschelig. Ich entlockte mir ein zögerliches Nicken und erwiderte: „Aber zuerst ziehen wir uns um.“
    Ein mehr als eindeutiges „Ja“ kam mir entgegen und sie stakste zum Bett hinüber. „Lass uns normal umziehen. Das macht es romantischer.“
    Dem war nichts weiter hinzuzufügen. Und ich glaube, so schnell, wie dort, hatte ich mich noch nie umgezogen. Ich konnte es nicht erwarten, Hal neben mir zu haben. Was sehr ironisch war.
    Ich war fertig, voll fertig, und wartete ungeduldig auf sie. Wie gewohnt, stöhnte und schnaufte sie in ihrem Bett und wälzte sich hörbar herum.
    Dann ertönte ihre Stimme, halb erschöpft: „Ich kriege ihn wieder nicht an.“
    Ich verdrehte die Augen, schmunzelte aber. Es war so typisch Hal. Und so frustrierend ehrlich und neckisch. „Wie weit hast du ihn an?“
    „Bis zum Bauchnabel.“
    Ausreichend, um es nicht zu peinlich wirken zu lassen. „Dann lass es so und ziehe deinen BH an. Wir machen es dann hier unten weiter...“
    „Meinst du?“
    „Hal, komm jetzt bitte, bevor ich keine Lust mehr habe.“
    Kurze Stille. „Gut, dann komme ich jetzt.“ Wenig später sah ich ihren ersten nackten Fuß auf die Sprosse steigen und dann den zweiten. Ich hockte gespannt auf meinem Bett, leicht gegen die Wand gelehnt, und beobachtete sie beim Abstieg. Sprosse um Sprosse stakste sie hinab und gab mir wiedermal einen tollen Eindruck ihrer Weiblichkeit. Zum Glück hatte ich mir die Decke umgeworfen, sonst hätte es sehr peinlich für mich werden können. Sie hatte sich den Pyjama nur leicht übergestreift und den Reißverschluss offen gelassen. Ein schöner Anblick, den ich streng genommen schon den ganzen Tag lang haben durfte.
    „Es tut mir wirklich leid“, sagte sie und hielt sich leicht die Hand vor die Brust, um ihren BH mehr zu verdecken.
    „Dir muss nichts leid tun, Hal“, erwiderte ich und rutschte etwas zur Seite. „Ich finde es sogar recht amüsant so...“
    „Ja, ich weiß...“ Anschließend setzte sie sich neben mich und warf mir einen verlegenen Blick zu. Ich konnte ehrlich gesagt nicht mehr klar denken, bei diesem schönen Anblick. Sie hatte echt eine ansprechende Oberweite und der schwarze Stoff brachte diese noch viel mehr zur Geltung. Ich fühlte mich irgendwie erregt, angeregt von dieser Sache. Ich traute mich kaum, sie anzusehen, aber wollte es so unbedingt. Und dann rutschte sie noch näher und drückte sie mir beinahe ins Gesicht.
    „Kannst du mir jetzt schnell helfen, den Pyjama anzuziehen?“, fragte sie und befeuchtete leicht ihre Lippen. Zuerst die untere und dann die obere. Meine Hände, die noch unter der Decke schlummerten, begannen zu zittern und wollten so dringen ihre Haut berühren. Ich wusste, dass sie es auch wollte. Aber ich wusste nicht, wie ich es machen sollte. Ich wurde immer ungeduldiger und presste ganz fest meine Schenkel zusammen. Und sie zupfte weiterhin an ihrem Stoff herum und quetschte beabsichtigt ihren Busen leicht zusammen.
    Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und sagte mit einem Lächeln: „Willst du mir jetzt zur Hand gehen, oder soll ich mich allein abquälen?“
    „Nein, Hal, ich helfe dir.“ Jetzt oder nie. Ich holte die Hände hervor, rieb leicht Daumen an Innenfläche und ertastete die Temperatur und griff vorsichtig nach ihrem Pyjama auf Bauchnabelhöhe. Ich hoffte, dass meine Hände nicht zu klamm waren, wobei ihr Körper sicherlich nicht viel wärmer war.
    Sie schob und drückte weiterhin den Stoff zusammen, während ich die Ehre hatte, den Reißverschluss zu bedienen. Es ging wirklich schwer, aber umso mehr machte es Spaß. Je länger es dauerte, umso länger hatte ich was davon. Es ging langsam voran, Zentimeter um Zentimeter. Bis zur Brust, da wurde es knifflig. Der Pyjama war eindeutig zu eng, um in ohne harte Berührung ihres Körpers zuzumachen. Sie pachte die Gelegenheit beim Schopfe, nutzt meine Zurückhaltung und presste meine Hände fest an ihre Oberweite. Ich traute meinen Augen und Händen nicht, was ich sah und erfühlte. Sofort schloss ich die Augen und versuchte es nun blind weiter. Als Hal das bemerkte, drückte sie meine Hände wieder sanft von sich weg und lehnte sich nun an mich. Dann folgte ein Kuss auf meinen Mund. Ich war hin und weg. Alles spielte verrückt in meinem Kopf und meine Hände wanderten unbewusst um sie herum und griffen wieder hinter ihrem Rücken ineinander. Wir ließen uns langsam seitlich aufs Bett fallen und küssten uns immer fester und intensiver. Hektisch griff sie nach meiner Hand und drückte sie an ihr rechtes Ohr. Sie ertastete meinen Zeigefinger und führte ihn leicht hinters Ohr, wo ihre Kiemen waren. Ich begann diese zärtlich zu streicheln, was ihr offenbar gefiel. Sie schnaufte und stöhnte heiser, gab mir somit Signale der Zufriedenheit und Befriedigung. Ich wusste nicht, ob sie nun eine reelle Erregung verspürte, oder es sich nur in ihrem Kopf abspielte. Aber das anschließende Öffnen und Entfernen ihres BH´s, verpasste mir ebenso genügend Freude am Spiel. Ich genoss es, ihre nackte, samtig weiche und aalglatte Haut zu berühren und sie genoss es, meine sinnlichen Berührungen an einer ihrer empfindlichen Stellen zu spüren.
    Doch nach einer gewissen Weile merkten wir beide, dass es zu eskalieren drohte. Sie hatte selbst nicht damit gerechnet, dass es ein so heftiges Gefühl war, welches ich durch dezente Berührungen bei ihr hervorrufen konnte. Und bei mir war es ähnlich der Fall. Wir ließen sofort voneinander ab und halfen nur noch ihr beim Zuziehen des Reißverschlusses.
    Es reichte für den ersten Versuch. Heute wollten wir nichts weiter ausprobieren. Hal hatte genug Erregung verspürt und ich sowieso. Also ging Hal wieder in ihr Bett und wir wünschen uns eine gute Nacht. Hoffentlich bereuten wir es nicht schon am nächsten Tag.

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    Und würden wir und dafür entscheiden, bestünde ein Zwang, es auch wirklich zu tun.

    uns

    Ich hoffte auf etwas menschliches.

    ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, groß.

    „Aber zuerst ziehen wir (uns?) um.“

    wohin ziehen sie denn? :D Ich denke da fehlt was?


    Jetzt gehts dann also doch ganz schnell. Sam denkt wirklich über eine Beziehung (auf Probe) nach. Das ist doch schon mal etwas. Ich glaube, er hat seinen Stock in der Disko vergessen. :D Hoffentlich findet er ihn nicht wieder.
    Und ich fand die Szene durchaus noch im Rahmen. Es war ja nichts dabei, was jetzt irgendwie anstößlich gewesen wäre. (denk ich) Also ich fand es interessant und schön geschrieben. Auch, wenn ich schon fast etwas geschockt bin, dass Sam plötzlich so weit gehen will. Aber durchaus positiv geschockt. :D
    Mal sehen, wie es weiter geht. ^^

    LG, Kyelia

  • Danke, @Kyelia . Da bin ich echt erleichtert, dass es dir gefallen hat. Aber ich hätte mir auch gewünscht, wenn es zum Beispiel @Miri ebenfalls gelesen und kommentiert hätte. Und eine Meinung einer männlichen Person wäre auch schön gewesen. :/
    Mein neuer Part ging fix zu schreiben, weil er zugleich der erste Teil des nächsten Kapitels ist. Der Name steht noch nicht zu hundert Prozent fest, aber es tendiert stark dazu, dass er so bleibt.

    [ KAPITEL 5-JUSTITIA-TEIL 1 ]


    [ 6020 n. Chr. Tag 19 Helios III ]

    Die zweite Woche fing genauso an, wie wir es befürchtet hatten. Wir bereuten es doch, dass wir uns so nahe kamen. Hal fühlte sich den kompletten ersten Wochentag lang mies und dreckig. Nicht körperlich, sondern geistig. Man merkte es einfach, dass sie sich unwohl fühlte. Aber ich hatte auch mit meinen Gefühlen zu kämpfen. Jedes Mal, wenn ich sie ansah, sah ich nur ihren nackten Körper und nicht ihre Persönlichkeit. Es war schrecklich!
    Dementsprechend litt auch unsere Konzentration darunter. Ich war vollkommen neben der Spur und hatte wohl meinen miserabelsten Arbeitstag überhaupt. Ich machte nur noch Fehler und wollte mich schon fast krankmelden lassen. Doch Zell ergriff noch am selben Abend die Chance und führte mit uns beiden ein ausgiebiges Gespräch. Es half uns sehr, mit unseren Gefühlen klarzukommen. Er blieb sachlich und kompetent. Das musste man ihm schon lassen, er verstand sein Handwerk als Vorgesetzter, Gruppenleiter und Therapeut. Er verordnete uns, wir waren die ersten jemals, eine tägliche zehnminütige Pause für Paaraktivitäten. Anfangs waren wir skeptisch, aber machte uns viel ruhiger und ausgeglichener. Er meinte, dass dies häufig vorkäme bei einer ungleichen Konstellation. Von daher sollten wir uns nicht füreinander schämen, sondern dazu stehen, Ebenso impfe er gleich noch Valery und Hiar mit, uns diesbezüglich nicht aufzuziehen, sondern tolerant und mitfühlend zu sein. Denn was ist besser? Zehn Minuten mehr Stress auf Arbeit für zehn Personen, oder neun Stunden Stümperei für zwei Personen?
    Abends verausgabten wir uns dann immer bei den Arcade-Partys und übten uns in unserem Quartier in Selbstbeherrschung. Klappte recht gut, es beim Küssen zu belassen. Hal begann auch wieder, ihr Spiel fortzuführen und band mich gleich mit ein.

    Jetzt haben wir es achtzehn Uhr und ich kam gerade vom Duschen zurück ins Quartier. Hal war noch beim Duschen, sie ließ sich gewohnt viel Zeit. Chima und Halbchima brauchten das einfach. Ebenso lenkte es sie weiterhin ab.
    Ich öffnete die Tür begrüßte Miri wie gewohnt und machte es mir am Tisch bequem. Ich nahm meinen Kommunikator zur Hand und öffnete Schach. Auch wenn ich bisher immer gegen den Computer verlor, machte es trotzdem Spaß.
    „Miri, ich wünsche etwas Musik zur Entspannung.“
    Wieder klassische Musik?
    „Nein. Mehr elektronisch klassisch. John Murphy, Surface of the Sun.“
    Eine gute Wahl.
    „Und das Licht möchte ich auch etwas bläulicher haben. Danke, Miri.“ Und sie tat es zugleich. Ein dezent bläulicher Ton, nicht zu kühl und nicht zu dunkel. So ließ es sich entspannen und auf Hal warten.
    Ist irgendwas für morgen geplant, Samuel?
    „Nicht viel, Miri. Hal hat ja morgen ihre hunderttägige Untersuchung und dahin will ich sie begleiten.“
    Das ist eine ausgesprochen nette Geste.
    „Danke, Miri.“
    Deine nächste Hunderttägige ist in zweiundfünfzig Tagen. In zwei Tagen erhältst du die Auswertung deiner letzten Untersuchung. Soll ich sie wieder löschen, wie jedes Mal?
    „Unbedingt, Miri, unbedingt!“
    Status ist aktualisiert.
    „Ich hasse es nämlich, wenn andere darauf zugreifen können.“
    Es ist eine vertrauliche Akte, Samuel. Nur befugtes, ärztliches Personal kann darauf zugreifen. Selbst Hal Mellins Kolesnikow ist nicht befugt, es einzusehen.
    „Trotzdem möchte ich es so beibehalten und gelöscht haben...“
    Es klopfte an der Tür. Sofort pausierte ich das Spiel. „Miri, wer ist da?“, fragte ich und begab mich zeitgleich zur Tür. Auf halbem Schritt erwiderte Miri: Es ist Frau Mellins Kolesnikow!
    Hal, ja und? Warum machte sie nicht einfach die Tür auf? „Hat sie ihre ID-Karte vergessen, Miri?“
    Das kann ich nicht bestätigen, Samuel. Sie hat sich noch nicht wieder registriert.
    „Schon klar, wenn sie draußen steht und ihre ID-Karte nicht dabei hat“, meinte ich nur augenrollend und öffnete die Tür.
    Ich erschrak, als ich vor mir eine große blaue Gestalt erblickte. Sie trug einen grauen Anzug, mit einigen Abzeichen und Orden an der Brust. Das Symbol der Helios II blitzte leicht hindurch, ich hätte es beinahe übersehen. Sie stand aufrecht, fast schon wie eine Statue, die Hände dabei hinterm Rücken versteckt.
    Verwundert schaute ich mich kurz nach Hal um, realisierte dann aber, dass sie nicht anwesend war. Die Chima dagegen fixierte weiterhin ihren strengen Blick auf mich und rümpfte leicht die Nase. Ich verstand es nicht recht. Doch dann merkte ich mein Fehlverhalten. Denn die Frau war nicht nur einfache Offizierin, sondern sogar Majorin.
    Sofort stand ich stramm und hielt die Hand an die Schläfe. „Verzeiht mir meine Unhöflichkeit, Majorin...“, begann ich sie ungebührend zu begrüßen und schielte etwas verkrampft auf ihre Namensplakette, die äußerst schwer zu entziffern war. „Siaul...“
    Sie wirkte arg genervt von mir und meiner Unfähigkeit und grummelte dann: „Slay!“
    „Slay?“ Was jetzt, wie? „Oh...Slay? Frau Mellins?“
    „Ja, wer denn sonst?“, erwiderte sie mürrisch und kniff die Augen stark zusammen, sodass nur noch ein kleiner Schlitz zu sehen war. Das war ein Anzeichen für großen Missfallen. Ich begriff es immer noch nicht so richtig, was hier gerade anging. Sie sah echt klasse aus. Also ich meine, sie war extrem hochkarätig. Falsch formuliert! Sie war Hals Mutter! Was sollte ich schon weiter sagen? Eine perfekte Chima, wie man sie sich nur vorstellen konnte. Dunkelblaue Haut, leichter Ansatz von Schuppen am Hals, gelborange Augen, schwarzer Mund und eben Vollglatze. Ihr überdurchschnittlich großer Busen füllte die komplette Bluse und Jacke aus und mit jedem Atemzug, den sie machte, weitete sich ihr Brustkorb nochmal um einige Zentimeter.
    „Bist du Samuel Ennirate?“, fragte sie mich erwartungsvollen Blickes.
    „Ja, sicherlich bin ich Samuel Ennirate.“
    „Ist Hal da?“
    „Nein...“ Ich schaute mich noch mal um, fand sie aber immer noch nicht. „Ich dachte eigentlich, dass Sie Hal sind...“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich...Was..? Wollen Sie reinkommen, Slay? Ähm ich meine, Frau Mellins...“
    „Slay Mellins Kolesnikow bitte! Oder Majorin Kolesnikow! Und ich bitte darum, eintreten zu dürfen.“
    Ich riss die Tür soweit wie möglich auf und sie trat ein. Ihr Gang blieb aufrecht, wie es sich für eine Person ihres Ranges gehörte. Kaum hatte ich die Tür wieder geschlossen, fragte sie herrisch: „Wo schläft Hal? Oben oder unten?“
    Ich zögerte kurz, weil die Frage so schwachsinnig war. „Oben, Majorin Kolesnikow!“
    Sie räusperte sich, ging zur Leiter und begutachtete ihr Bett. Ich stand da, wie angewurzelt und wusste nicht so recht, was das zu bedeuten hatte. Slay nahm ihr Kissen und roch dran, dann noch an der Decke. Sie wühlte weiter und entdeckte ihren Pyjama, den sie auch noch eingehend studierte. Anschließend wandte sie sich wieder mir zu: „Noch mal Glück gehabt.“
    „Glück?“, fragte ich verwundert und setzte mich vorsichtig auf meinen Stuhl. „Wenn Sie jetzt das meinen, was ich glaube zu denken, dann kann ich Sie beruhigen, Frau Kolesnikow...“
    „Das will ich auch für euch beide gehofft haben. Ich würde nämlich schon gern Hals zukünftigen Mann sehen, bevor sie von ihm schwanger ist.“
    Was zur Hölle? Ebenso fluchte ich es auch heiser in den Raum hinein. Wie kam sie auf so eine schwachsinnige Idee, dass Hal und ich..? Gut, wir hätten es beinahe getan. Aber doch nicht ohne zu verhüten. Und wieso schüttelte sie buchstäblich in ihren Sachen herum? Ich fand das sehr dreist und äußerst unhöflich. Auch wenn sie Hals Mutter ist und sehr ranghoch, ging es trotzdem zu weit. Sie stieg wieder hinab und stellte sich geduldig neben unsere Spinde.
    „Wie war euer Tag heute?“, fragte sie mich mit strengem Blick.
    Ich war sehr eingeschüchtert von ihr, dass musste ich leider zugeben. Doch der Anstand verlangte es, ihr würdig zu antworten, oder wenigstens zu antworten. „Ganz gut, denke ich...“
    „Wieso denkst du das?“
    „Wie bitte?“
    „Du stelltest eine Vermutung an, aber keine klare Aussage!“
    Oh man, war die vielleicht schwierig. „Es war ein entspannter Tag, das weiß ich.“
    „Schön...“, meinte sie dann nur und starrte weiter zur Tür. „Vertagt ihr euch auch? Wie ist euer Vorgesetzter so?“
    Sie stellte aber auch blöde Fragen. Ja, ich weiß. Es gibt keine blöden Fragen, sondern nur blöde Antworten oder blöde Personen, die Fragen stellen. Dennoch waren es blöde Fragen. Aber ich musste sie beantworten. „Wir vertragen uns meistens und Zell ist ein sehr guter und gewissenhafter Vorgesetzter.“
    „Ein Chima also? Das freut mich.“
    „Hal müsste eigentlich bald kommen...hoffe ich“, sagte ich immer leiser werdend.
    „Ich bin es gewohnt, zu warten. Danke der Aufmunterung.“ Trotz des leichten Lächelns, klang alles von ihr Wiedergegebene arrogant und beleidigend. Sie wirkte sehr kühl und geradlinig. „Habt ihr Greys in eurer Abteilung?“
    „Ja, Frau Kolesnikow! Vier an der Zahl!“ Wie das nervte. Ich hätte mich am liebsten aus dem Zimmer und in Richtung Kantine begeben. Aber dies wäre noch unhöflicher als sie gewesen.
    „Schätzt ihr sie wert? Wie sind sie vom Rang?“
    „Hören Sie, Frau Mellins, ich weiß bestens bescheid und kann Ihnen garantieren, dass ich vollkommen hinter Ihnen und Ihrer Tochter stehe...“
    „Ich verbitte mir diesen Tonfall!“, keifte sie mich leise an und tötete mich fast mit ihrem Blick. „Von euch Menschen lasse ich mir nichts gefallen. Du kannst von Glück reden, dass Hal so viel von dir hält...“
    Es raschelte leicht an der Tür, jemand stand dort. War dies Hal? Ich hoffe es einerseits und befürchtete es andererseits. Slay nahm wieder Haltung an und schaute gespannt Richtung Tür. Ich schwenkte dagegen immer hin und her. Es konnte nur Hal gewesen sein, wenn Slay bereits hier war. Außer natürlich Nikolai hätte sich auch noch hierher verirrt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich erschrak, als ich vor mir eine große blaue Gestallt erblickte.

    Gestalt

    Das kann ich nicht bestätigen, Samuel. Sie hat sich noch nicht wieder registriert.

    Ich glaube, das muss noch kursiv geschrieben werden. Das sagt doch Miri, oder?

    Ansonsten wieder super geschrieben. Und natürlich. Wer kommt gerade jetzt, wo das junge Glück anfängt zu sprießen? Slay... Und meine Güte, ist sie eine liebenswerte Person. :D Dass Sam da immer kleiner wird, kann ich mir vorstellen. Würde mir wohl auch nicht anders gehen. Ich frage mich ja, was Slay will. Nur sehen, mit wem sich ihre Tochter abgibt, oder hat es vielleicht noch einen anderen Grund? Ich bin gespannt. ^

    LG, Kyeli

  • [ KAPITEL 5-JUSTITIA-TEIL 2 ]

    Die Tür schwang auf und Hals Stimme erklang: „Guten Abend, Miri...“ Und sofort verstummte sie wieder, als sie Slay erblickte. Ihre Mutter sagte nichts, sondern setzte nur ein leichtes Lächeln auf. Hal ließ vor Schreck, vor Schockstarre ihr Handtuch samt Kommunikator fallen, machte kehrt und ging wieder hinaus. Sofort schwenkte mein Blick zu Slay rüber, doch sie schüttelte nur andeutend den Kopf, mir somit meine Fragezeichen auf der Stirn zu tilgen versuchend.
    Eine Minute später, länger kaum, kam sie wieder herein und sagte: „Mutter, was machst du hier?“ Dann huschte ihr Kopf zu mir, ahnungslosen und hilflosen Tropf, und flüsterte sehr heiser: „Was macht sie hier?“, um im selben Atemzug wieder ihre Sachen aufzuheben. Ich zuckte nur leicht mit den Schultern und sagte nichts dazu. Warum sollte ich auch? Ich wusste von nichts und wollte es eigentlich auch gar nicht.
    Hal ging langsam auf sie zu, legte ihren Wunderkasten auf den Tisch ab und reichte ihr die Hand. „Guten Abend, Mutter.“
    Slay erwiderte die Geste. „Guten Abend, Hal. Ich bin wegen dir hier.“
    „Echt? Aber warum? Was ist denn passiert?“
    „Es geht um Slevin Young.“
    „Wie bitte?“ Hal war sichtlich schockiert. „Mutter, du sollst dich nicht mit diesen Spinner beschäftigen, das habe ich dir schon so oft gesagt.“
    „Hal, ich bitte dich! Sei nicht so naiv, meine Kleine...“
    „Ich bin nicht naiv!“, brauste Hal künstlich auf, fing sich aber schnell wieder. „Was ist denn mit ihm? Hat er dich wieder belästigt?“
    Dann holte Slay ihren Kommunikator zur Hand und öffnete ihr etwas. „Ich bekam eine Nachricht vom Schiffsgeneral, eine Woche nach dem Vorfall.“
    „Was meinst du? Mutter, du sprichst wie immer in Rätseln.“ Doch dann bemerkte Hal es sofort, als sie einen kurzen Blick darauf warf. „Slevin ist in Untersuchungshaft?“
    „Exakt!“
    „Und was bringt das uns nun?“ Hal erhob unschuldig die Arme. „Also ich will damit nichts mehr zu tun haben. Und du solltest dich auch nicht damit befassen.“
    Slay räusperte sich und deutete vehement auf ihren Wunderkasten. „Der Schiffsgeneral hat es mir zugesendet und ein Schiffsmajor hat es beurkundet. In wenigen Stunden ist die Verhandlung. Wir drei sind dazu vorgeladen.“
    Da machte ich große Augen. Was ging denn hier für ein kranker Scheiß ab? Auf welchem Tripp war die denn? Da musste ich sofort Einwände erheben: „Moment, diesen Schuh ziehe ich mir garantiert nicht an!“
    „Sam hat recht. Er hat damit gar nichts zu tun.“
    Slay beharrte weiter auf die ihr gegebenen Anweisungen und Dokumente: „Wenn dein Partner mit vorgeladen ist, ist er verpflichtet, mit dran teilzunehmen!“
    „Das verstehe ich aber nicht, Mutter. Und außerdem regst du dich schon wieder viel zu sehr auf.“ Hal bot ihr den zweiten freien Stuhl an und bat mich via Augenkontakt, Platz zu machen. Mit Freuden tat sich das. Hauptsache weit weg von dieser Frau. Ich hatte auch wirklich keine Lust auf ein tieferes Gespräch mit ihr und über Slevin.
    Slay verneinte. „Ich stehe viel lieber. Ich sitze so schon zu viel und zu häufig. Ein wenig Abwechslung tut gut.“
    „Fein...“ Hal wirkte nicht sehr erfreut, geschweige denn überzeugend in ihrem Ausruf. „Dafür setzte ich mich erst mal hin. Das ist mir echt zu viel auf einmal.“ Sie nahm Platz und ich gesellte mich spontan zu ihr. Da ja Slay sich nicht setzen wollte, konnte ich es ja wieder tun. Und mir kam es auch so vor, als würde Hal nun etwas Trost und Beistand von mir gut gebrauchen. Ich hätte ihr am liebsten die Hand gehalten, aber der Blick ihrer Mutter war mordend und giftig.
    Hal kamen ein paar Tränen, was ich gar nicht gerne sah. Verständlich war es schon, bei solch einem Schock gerade. Slay, Slevin und ich. Sie wirkte sehr überfordert und angespannt. Sie schniefte und schnaufte, schnalzte und schmatzte. „Das Problem ist gerade, dass ich mir das erste Aufeinandertreffen von Sam und dir anders vorgestellt habe. Nicht so überraschend und erst recht nicht wegen so einer Sache.“
    „Hal, höre auf zu winseln“, versuchte Slay ihre Nervosität zu tilgen. „Es ist jetzt so passiert und nun machen wir das Beste draus.“
    „Aber du bist so...anstrengend. Du hast Samuel vollkommen verschreckt, nehme ich an. Ich finde es nur schade, dass ihr ohne Vorwarnung miteinander konfrontiert wurdet.“
    „Ach, so schlimm fand Samuel das nun auch nicht, oder?“ Wieder starrte sie mich erwartungsvoll an und erzwang sich ein müdes Lächeln. Ob sie das überhaupt konnte, war echt fraglich. Aber ja keine Vermutungen oder Mutmaßungen anstellen. Man sollte es sich keinesfalls mit einer Majorin verscherzen, die dazu auch noch Chima war und obendrein als Sahnehäubchen die Mutter meiner vielleicht Zukünftigen.
    „Es war recht aufschlussreich“, gab ich mal als Antwort, was ja auch in gewisser Weise stimmte.
    „Hörst du?“, erwiderte Slay sofort und deutete auf mich hin. „Samuel hat es uns bestätigt, dass er mein Antreffen angemessen fand. Zumindest werde ich das jetzt mal so interpretieren, weil du ihn so magst, Hal.“
    „Mutter!“, presste sie aus ihren Lippen mürrisch heraus. „Samuel und ich sind nur Arbeitspartner und nichts weiter. Wir nähern uns immer noch an.“ Dann blickte sie zu mir. „Stimmt doch, oder?“
    Ich merkte, dass ich nun nicht widersprechen sollte. Aber Slay ahnte ja bereits mehr, als Hal vermutlich annahm. Wem sollte ich nun treuer sein? Hal, mir selbst, oder ihrer Mutter? Vom Rang her war es mehr als eindeutig. Vom Prinzip her eigentlich wie beim Rang. Allein von der Sympathie her, konnte ich auf Hals Seite sein.
    Ich presste ein leises „Ja“ aus mir heraus, in der Hoffnung, dass es die eine wahrnahm und die andere überhörte. Gleichzeitig machte ich mich etwas kleiner und hoffte, dass man mich nun als Möbelstück wahrnehmen würde und nicht mehr als menschliches Wesen.
    „Und was ist nun, wenn wir dort hingehen?“, fragte Hal interessiert und strich sich leicht über den Kopf. „Wo übernachtest du eigentlich, Mutter?“
    „Nirgends“, meinte Slay verwundert. „Ich werde danach sofort wieder auf die Helios II zurückkehren, um mich auf das Kommende vorzubereiten.“
    „Nein, das kann ich nicht gutheißen. Du musst einen Schlafplatz zugeteilt bekommen haben. Wer weiß, wie lange die Verhandlung gehen wird? Drei vier Stunden?“
    „Sechs Stunden haben sie dafür angesetzt“, plauzte ihre Mutter ganz trocken heraus und rubbelte sich leicht über die Nase. „In den Proben kamen sie ohne Unterbrechung auf gute vier Stunden. Strammes Pensum, aber machbar.“
    Ich begriff gar nichts mehr. Stunden, Proben, Pensum? „Ist das ein Theaterstück, oder wie?“
    Beide schauten mich an und machten ein bitterernstes Gesicht. „So könnte man es als Laie ausdrücken.“ „Es ist mehr eine einstudierte Unterrichtsstunde.“ „Eine Art Tribunal oder heißer Stuhl.“
    „Okay“, meinte ich nur und drehte mich langsam der Wand zu. Jetzt machten mir beide ein wenig Angst.
    Hal klatschte kräftig in die Hände und fing an zu grinsen. „Aber ich kann ja diese Nacht gar nicht zum Gerichtstermin, Mutter. Ich habe doch morgen meine hunderttägige Untersuchung. Und wenn ich gestresst hingehe, verfälscht das die ganzen Daten und Messungen.“
    „Rede doch keinen Unsinn, Hal.“ Beschwingt schnipste sie mit den Fingern. „Dieses eine Mal macht es nun auch nicht dramatisch. Ich habe schon unzählige Untersuchungen hinter mir und nie hatte es Konsequenzen.“
    „Und was ist meinem freien Tag?“, meinte Hal dann und reckte den Zeigefinger weit nach oben. „Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass ein jedes Individuum jeden zehnten Tag einen freien Tag haben darf und muss. Ich kann also nicht zu den Termin, weil er sich mit meiner Freizeit überschneidet.“
    „Hal, du suchst gerade Gesetzeslücken, wo es keine gibt! Und du weißt das wohl am besten, als Einserschülerin im Rechtswesen.“
    Da verschränkte Hal bockig die Arme und begann zu schmollen. „Ich will da aber nicht hin, Mutter! Ich will Slevin nicht sehen. Ich hasse ihn und seine hässliche Visage.“
    „Jetzt sei mal nicht so mürrisch!“ Slay bäumte sich vor ihr auf und blickte hochnäsig auf sie herab. „So habe ich dich nicht erzogen, Hal. Willst du etwa, dass Samuel sich für dich schämt? Steh mal deine Chima und zeig dem Windbeutel von einem Mann, wer hier das Sagen hat.“
    „Du sagst das so einfach, Mutter.“
    „Ich sage das nicht nur einfach, es ist einfach. Für mich war auch nicht immer alles leicht. Mir hat auch niemand meinen Posten zugetraut und nun leite ich sechs Stationen und finde noch Zeit für dich und Nikolai.“
    „Denkst du etwa, ich mache weniger Arbeit? Ich bin im Fusionsreaktor tätig. Das ist vielleicht eine bescheuerte Arbeit...“
    „Ich habe nicht behauptet, dass du weniger leistest. Es ist aber Fakt, dass deine Ausreden keine Gründe sind, nicht an der Verhandlung teilzunehmen.“
    „Du hast schon recht, Mutter. Dennoch sehe ich keinen Grund, warum ich da anwesend sein muss. Es gibt doch die Jury dafür, um ein Urteil zu fällen. Oder soll ich etwa noch aussagen, wo schon alles gesagt wurde?“
    „Das kann durchaus vorkommen, dass du aussagen musst. Ebenso könnte es auch für Samuel der Fall sein, dass er seine Version vortragen muss.“

    • Offizieller Beitrag

    Ein Gerichtstermin. Auch das noch. Ich an Hals Stelle würde mich darüber auch nicht gerade freuen, meinen freien Tag in einem Gericht zu verbringen. Und dabei vielleicht noch Slevin zu begegnen.
    Na mal sehen, was das wird. Jedenfalls erklärt das, warum Hals Mutter ihr Quartier aufgesucht hat. So schlimm scheint sie gar nicht zu sein. Autoritär, aber eigentlich ganz umgänglich. ^^

    LG, Kyelia

  • Ich habe die Reise zum Verhandlungsort im folgenden Part zusammengefasst, damit es nicht allzu langatmig wird. Ich hoffe, es ist nicht zu gehetzt.

    [ KAPITEL 5-JUSTITIA-TEIL 3 ]


    Na, das konnte ja was werden. Als wenn ich Ahnung von solchen Dingen hätte und etwas Sinnvolles dazu beitragen könnte. Aber war nun auch egal. Ich fand´s nur etwas dreist, dass wir so gedrängt wurden. Wir hatten ja keine andere Wahl. Und dass ich das sofort erkannte, war schon sehr viel wert. Hal war es schon längst bewusst, wenn nicht sogar schon vor einer Woche, wollte es aber nur etwas hinauszögern, um nicht die Nachgiebige von uns beiden zu sein. So hatte ich das im Gefühl, was aber vollkommen schwachsinnig war.

    „Na wird’s bald?“, sprach Slay und wippte nervös vor und zurück. „Je länger wir warten, umso mehr drängt die Zeit.“
    „Mutter, hetzte uns nicht! Das ist keine leichte Entscheidung, die man mal nebenbei klären kann. Ich muss mich darauf einstellen...“
    „Dann stelle dich schneller drauf ein.“ Anschließend wandte sie sich mir zu. „Bist du bereit dafür, Samuel?“
    Leicht nickte ich mit dem Kopf und erhob mich langsam von meinem Stuhl. Ich wollte sie nicht enttäuschen und ihr beweisen, dass ich kein Windbeutel von einem Mann war. Ich wollte würdig sein, Hals Freund zu sein.
    „Nimm dir ein Beispiel an Samuel. Er will Slevin auch kräftig in den Hintern treten. Nicht wahr?“
    Leichtes Kopfnicken. Was sollte ich sonst tun? Ich kannte Slevin nur vom Namen her und würde ihn vermutlich nicht mal erkennen, wenn er direkt neben mir stehen würde. Aber trotzdem wollte ich ihn ein wenig leiden sehen. Denn das, was er Hal und mir angetan hatte, war wirklich unterstes Niveau. Und eigentlich interessierte es mich schon, was für eine Strafe Slevin bekommen würde.
    „Jetzt stehe gefälligst auf und zeige der Jury, wer mein ganzer Stolz ist. Sie sollen sehen, wie gut du bist, Hal.“
    Und Hal quälte sich hoch.
    „Bauch rein, Brust raus. Stramm stehen!“
    Und dies tat sie auch, verzog dabei aber eine schiefe Miene.
    „Lass uns nun losschreiten und den beiden Männern zeigen, wie man das auf Chimae regelt.“

    Wir schnappten uns unsere Utensilien und begaben uns auf den Weg zum Veranstaltungsort. Station 31/5G. Schon ein ganzes Stück, wenn nicht sogar schon ein zu weites Stück für meinen Geschmack. Das war so weit von unserer Station entfernt, dass wir vermutlich die komplette Zeit dafür aufbringen müssten. Zumal wir dafür erst in die zwanzigste Ebene mussten, um dann von dort aus über spezielle Schleusen in andere Abschnitte zu gelangen.
    Wir waren auf halber Strecke zu unseren Magnetaufzügen und schon salutierten alle vor uns, oder besser gesagt vor Slay. Es war sehr gewöhnungsbedürftig für mich. Aber Hal schien das schon zu kennen. Als Tochter wäre das wohl das Mindeste gewesen. Ich fand es einerseits etwas peinlich und andererseits amüsant. Ich fühlte mich prominent und wichtig. Das war wohl so ein Moment im Leben, in dem man sich ruhig mal etwas Stolz gönnen durfte.
    Slay machte sich offensichtlich einen Spaß draus und brachte die Ingenieure und Kadetten absichtlich in Schwulitäten. Hätte ich vermutlich auch gemacht, um mich nicht zu langweilen. Wobei ich nicht glaube, dass ihre Stellung äußerst anspruchslos war. Bestimmt deutete sie nicht nur große Verantwortung an, sondern hatte wirklich welche. Ich hatte schon mit meinem eigenen Leben gut genug zu tun und sie leitete sechs Stationen und vermutlich noch viele andere Dinge. Ich beneidete sie und wieder nicht.
    Wenigstens lächelte Slay nun etwas mehr und witzelte auch sporadisch über das Klima hier. Ihr war es schleierhaft, wie man mit so vielen Menschen zusammenarbeiten konnte. Und wie konnte man nur die Korridore und Gänge so willkürlich anordnen? Das beschäftigte mich auch seit dem ersten Tag bis heute. Aber mit der zeit gewöhnte man sich dran. Und wenn man es einmal verstand, war es wie ein offenes Buch. Aber am meisten beschäftigte sie die Disziplin hier. Sie fand es sehr erregend, dass wirklich alle hier so rücksichtsvoll und respektvoll waren. Auf der Helios II, so meinte sie, waren alle sehr blumig eingestellt. Querulanten waren da keine Seltenheit. Umso mehr machte es sie stolz, dort nicht unterzugehen. Auf der III hätte sie vermutlich schwerer Fuß fassen können, aber wenn einmal, dass richtig. Ich konnte ihrer Analyse nur teilweise zustimmen. Ich kannte die Umstände auf der II nicht und konnte immer noch nicht ganz mit der ersten Woche hier abschließen. Zell sagte es ja sehr deutlich an unserem ersten Tag hier. Ihm war es egal, welchen Rang Hals Mutter hatte, oder welche privaten Probleme uns belasteten. Auch wenn er es nicht so meinte, hatte er doch recht. Hier waren am Ende alle gleich, nur die Leistung zählte. Und wenn man die nicht erbrachte, war man schnell der Außenseiter.

    Wir erreichten die Aufzüge und Slay hatte Privilegien. Sie legte nur ihre ID-Karte auf und bekam schon fast einen Heiratsantrag von Miri. Da musste ich erst mal kräftig schlucken. Und noch kurioser war die Sache in der Kabine selbst. Kaum sahen die anderen Fahrgäste, dass sie eine Majorin war, schon nahmen sie einen halben Meter Abstand von ihr. Sie wirkte geradezu als Antigravitationsperson in einem Schwarzen Loch. Alles Mögliche wurde von ihr abgestoßen, sogar schiefe Blicke. Sie gefiel mir immer besser, als mögliche Ansprechpartnerin in Sachen Geleit- und Personenschutz.
    Doch einen Nachteil hatte ihre Anwesenheit. Hal wurde mir gegenüber sehr kühl und zurückhaltend. Nicht mal Händchen hielten wir hinter Slays Rücken, obwohl es die Situation eindeutig hergegeben hätte. Es klingt vielleicht etwas komisch und untypisch für mich. Aber ich vermisste nun wirklich ihre körperliche und geistige Nähe zu mir. Gerade nun, wo wir uns so gut verstanden, musste ein solch einschneidendes Erlebnis in unser Leben treten. Wie würde Slay wohl darauf reagieren, wenn wir beide uns küssen würden? Oder gar noch mehr?
    Ich dachte da nur an ihre Worte von vorhin. Sie würde schon gerne ihren zukünftigen Schwiegersohn sehen, bevor Hal schwanger sei. Sehr makaber und erdrückend. Hoffentlich würde dieser Gedanke mich nicht verfolgen, wenn wir beide wirklich mal intim wären.

    Ebene zwanzig in Station 33/5E. Hier mussten wir raus und zu Fuß weiter. Echt schön, dass wir nicht mal annähernd an unserem Ziel angekommen waren. Man rechne. Von E bis G sind es zwei Abschnitte. Zumindest waren die Übergänge nicht so heftig lang, wie die Wege von Unterzelle zu Unterzelle.
    Slay kontrollierte andauernd unsere Anwesenheit und dass wir auch ja keinen Unsinn anstellten. Ich fragte mich zwar, was wir schon hätten anstellen können, aber egal. Eher blamierte sie uns beide anstelle wir sie.

    Und so ging es dann den restlichen Weg weiter. Wir gaben uns gegenseitig Anweisungen und Wegbeschreibungen, da keiner von uns dreien so richtig wusste, wo es langging. Wir fragten uns durch und bekamen gute Auskunft. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, doch schließlich waren wir da. Eine vier Meter breite Flügeltür und fast genauso hoch. Davor standen vier Offiziere und bewachten sie. Wir wären dort niemals ohne irgendeine Genehmigung reingekommen. Doch wir hatten eine und wurden sofort als unsereins identifiziert. Noch ein Vorteil, wenn man mit einer so ranghohen Person unterwegs war.

    Ein Mann kam auf uns zu, mit strammen Schritt und akkurater Haltung. Slay setzte ein grimmiges Gesicht auf und reckte ihre Nase so weit nach oben, dass sie fast an der Decke entlang schabte. Sie lieferten sich ein Blickgefecht, doch der Sieger stand diesmal nicht fest. Der Mann -reinrassig Mensch, Glatze, kantiges Gesicht, muskulös, grauer Anzug- lief einfach weiter, trat über die Türschwelle und verschwand im Raum. Wer das wohl war? Vermutlich Slevins Vater.
    „Egal was passieren sollte, schweige!“, sagte Slay zu mir und trat ebenfalls über die Schwelle. Ich war überfordert und fühlte mich gar nicht in der Lage, etwas zu sagen.
    „Mutter hat recht, Sam. Bleib schweigsam und überlasse uns beide das Reden.“ Und auch sie trat über die Schwelle.
    Ich schwieg vorsichtshalber jetzt schon und folgte ihnen beiden. Ich hatte auch keine andere Wahl.
    Wir betraten den Gerichtssaal und blickten auf eine Art Arena. Der Raum war im Verhältnis zu anderen Abteilungen und in Anbetracht seiner Wichtigkeit relativ klein. Der Eingang war wie eine Schneise zur Mitte des Raumes. Ringsum eine Tribüne, welche in sich geschlossen war. Der innere Kreis war etwas tieferliegend, drei Stufen niedriger. Alles war mit Schaumgummi ausgepolstert, es wirkte ein wenig wie eine Arrestzelle. Nicht etwa, dass ich jemals in einer war. Aber man erzählte es sich so, dass sie so aussähen.
    Die Tribünenplätze waren dagegen nur auf der Sitzfläche und der Rückenlehne gepolstert. Ansonsten war alles in Eisen gehüllt und in einem aggressiven Rot gehalten. Es erschlug einen regelrecht und machte richtig kirre.
    Direkt gegenüber des Eingangs saß der Richter weit erhaben und über alle anderen wachend. Links und recht daneben die zwölf Jurymitglieder. Sie saßen ringsum verteilt und hatten alles im Blickfeld.
    Wir gingen in die Mitte des Saals, wo ein Stuhl stand. Der heiße Stuhl. Dort entschied sich das Schicksal eines jeden Angeklagten. Vor dem Stuhl befand sich ein kleiner Tisch. Mehr Luxus wurde einem nicht gegönnt. Ich wollte nicht wissen, wie es sich anfühlte, Angeklagter zu sein.
    Es ging im Uhrzeigersinn entlang. Wir hielten unsere Blicke leicht bedeckt, man durfte die Jury nicht direkt ansehen, das brächte Unglück. Und ich glaube, das wollte man auch nicht, sie direkt ansehen. Denn die Chima schauten schon sehr grimmig drein. Mit denen war nicht gut Kirschen essen. Wenn die überhaupt das Wort Humor innehatten.
    Slay ging weiter zum Richterpult, wo eine kleine Tafel prangerte, und legte die Hand auf. Dann murmelte sie sich was zurecht, verbeugte sich kurz und ging weiter rechts herum. Dann war Hal an der Reihe und auch sie tat dasselbe wie ihre Mutter. Es war schön, dass ich keine Ahnung hatte, was sie taten und ob ich es auch tun musste. Hinter mir standen auch schon wieder welche Schlange und drängten leicht. Ich musste warten, wollte aber auch keinen vorlassen. Es war ein Gerichtssaal, hier konnte jedes Wort gegen einen verwendet werden.
    Und dann war sie fertig und stellte sich neben die Tafel. Ich stellte mir davor und Hal flüsterte mir zu: „Du musst zu Justitia schwören, dass du nur die Wahrheit sagst und ehrlich im Herzen bist.“
    Dann wollte ich das mal tun. Man sollte Bräuche und Sitten immer ernst nehmen. Und mit Ehrlichkeit und Treue war ohnehin nicht zu spaßen.
    Als ich auch fertig war mit Schwören, wurden wir von einem Offizier auf die Tribüne gelassen und nahmen in der Reihe unter der Jury Platz. Nun saßen wir auf der rechten Seite mittig und beäugten die anderen Leute ein wenig. Wer die wohl alle waren? Sie schienen Hochrangige zu sein, wichtige Persönlichkeiten. Und das waren sie auch, wie es Slay uns bestätigte. „Das sind die Wissenschaftler, die das digitale Virus entwickelt haben.“ Ihre Hand deutete reihum. „Der Schiffsgeneral der Helios III und der General direkt daneben. Zwei von den zwölf Wissenschaftler des Obergenetik-Rates. Frau Fallor, Verteidigungsministerin der ersten Instanz und Frau Haxxim. Sie ist zuständig für die Überwachung der Tiefenraumüberwachung. Und dann noch ein paar Kleckerleutchen, die mal irgendwas vollbracht haben.“

    • Offizieller Beitrag

    Na das scheint mir hier ja noch lustig zu werden. Schweigen ist da glaube ich auch die beste Entscheidung. Lieber nicht zu viel sagen. Sonst ist man vielleicht der nächste. O.o
    Ich fand den Teil wie immer sehr schön und mich hat auch nicht gestört, dass du es zusammen gefasst hast. Passt alles. :)

    LG, Kyelia

  • Danke, @Kyelia . Schade, dass du zur Zeit die einzige Person bist, die es kommentiert. Wo es gerade um solch eine entscheidende Sache geht. Der folgende Part hat einen, wie ich finde, sehr bitteren Beigeschmack. Und ich weiß, dass ich nicht mal ansatzweise die Gefühle rübergebracht habe, die einer Solchen Situation würdig sind. Aber es gehört auch etwas Kopfkino mit dazu.

    [ KAPITEL 5-JUSTITIA-TEIL 4 ]


    Zartes rosa trugen die Jurymitglieder und der Richter. Dies war die geläufige Farbe für diese Abteilung. Sicher nicht die beste Wahl. Aber auch nicht die schlechteste.
    Mein Blick wanderte zur gegenüberliegenden Seite, dort saß der Mann von eben. Er hatte neben sich jemanden sitzen, der mir stark nach einem Verteidiger aussah. Es tendierte immer mehr dazu, dass er Slevins Vater war. Doch fragte ich mich, ob auch er angeklagt war.
    Hal stieß mir sanft in die Rippen, ich saß von uns dreien ganz links. „Willst du etwas über die Jury erfahren?“, flüsterte sie mir zu und steckte leicht den Kopf mit mir zusammen.
    „Ja, warum denn nicht?“ Gespannt hörte ich ihr zu. Sie deutete zum zweiten Chima hin. „Jor Fallin. An dreitausend Verhandlungen teilgenommen und nur vier mal für unschuldig gestimmt.“ Sie deutete auf den dritten Grey, hinter uns. „Hio. Knapp zweitausend Verhandlungen, davon tausend Enthaltungen und zweihundert mal schuldig.“
    „Woher hast du die Informationen?“
    „Die beiden sind sehr bekannt in diesen Kreisen hier. Weil sie so erfahren sind. Ich weiß nicht, wie die anderen so drauf sind, aber wenn Slevin keinen anständigen Verteidiger hat, muss er sich auf Einiges gefasst machen.“
    „Meinst du wirklich, seine Chancen stehen so schlecht?“
    Sie nickte. „Die Chima werden ihn schon allein aus Menschenhass schuldig sprechen. Und die Menschen aus Vernunft und Logik ebenso. Ob alle drei Greys auch auf schuldig plädieren ist schwer zu sagen. Aber es tendiert eindeutig in diese Richtung.“
    „Aber ist das nicht verboten aus Rassenhass zu urteilen?“
    „In diesem Fall nicht. Es ist etwas verzwickt, Sam. Es geht hier nicht allein um seine Tat, sondern mehr um die Folgen...“
    Slay unterbrach uns sofort und gab uns beiden einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. Dieser war mit Sicherheit verdient, aber trotzdem sehr unhöflich. Das machte sie mir gegenüber wieder etwas unsympathischer. Dennoch, sie hatte Recht. Diese Themen, mögen sie noch so viel mit der Sache zu tun haben, gehörten in diesem Moment nicht hierher. Slay wies mich zuvor an, zu schweigen. Und nun hatte ich mich doch mit Hal unterhalten. Vermutlich sogar etwas zu laut.
    „Die Verhandlung beginnt gleich“, sagte Slay mit verdecktem Mund. „Nehmt das nächste Mal eine Hand vor den Mund, wenn ihr über Personen diskutiert. Die nehmen das hier sehr ernst mit der Diskretion.“

    Wenige Minuten später war es dann auch soweit. Die letzten Leute trudelten ein und das Spektakel begann. Der Richter, menschlich, schlug mit seinem Hammer und rief: „Ruhe im Gerichtssaal!“ Ein strenger Blick folgte zugleich und schweifte durch den Raum. Keiner machte auch nur das leiseste Geräusch. Nicht mal ein Huster oder Räuspern ertönte.
    Anschließend folgte seine Ansprache. „Wir sind heute hier, um über das Urteil im Fall ‘Slevin‘ zu entscheiden. Ich bitte während und nach der Verkündung der Anklage um absolute Ruhe und Diskretion. Nur die Jurymitglieder haben die Erlaubnis, etwas dazu beizutragen.“ Mit einem Hammerschlag besiegelte er es.
    Einen Moment später ging die Tür auf und der Angeklagte wurde hereingeführt. Slevin Young. Wie er wohl aussah? Wer war er? Was war er? Wie war er? Ich war vermutlich der Einzige hier im Raum, der ihn noch nie gesehen hatte. Alle schauten gespannt in Richtung Tür, auf den Täter wartend. Wie würden sie reagieren, ginge vielleicht doch ein leises Tuscheln durch die Runde? Ich hatte schon etwas Angst, obwohl ich hier mit Abstand am sichersten war. Er war Mensch, so viel wusste ich bereits. Und allein das brachte mich schon zum Nachdenken. Die Tatsache, dass ein Mensch zu solch einer Sache fähig war, grenzte schon an Wahnsinn.
    Und genau dieses Wort fiel mir in dem Moment ein, als ich ihn erblickte in der weißen Zwangsjacke. Er wehrte sich nicht, er zappelte nicht. Er blickte tief nach unten und setzte einen Fuß vor den anderen. Zwei Wachen als Geleitschutz, eher um uns zu schützen, brachten ihn zum Stuhl. Mein Atem stockte, ich hielt die Luft an. Er sah so normal aus. Abgesehen von den Klamotten, die er trug. Niemanden stand eine Zwangsjacke und eine fünf Nummern zu große Hose. Er schlupfte. Wäre sie nicht mit Riemen und Gürteln an der Jacke fixiert gewesen, hätte er sie sich durchs bloße Gehen selbst heruntergezogen.
    Und wie sah er nun aus? Nun ja, soweit ich das trotz seiner gegenwärtigen Kleidung beurteilen konnte, war er recht schlank und groß. Schmales Gesicht, mit markanten Wangen, stark verweinten Augen und tiefen Denkfalten. Denken tat er vermutlich genug in dem Moment. Ich hätte mich an seiner Stelle zu Tode gedacht. Kurzgeschorenes dunkelbraunes Haar und sehr helle Haut. Wäre ich ihm unter anderen, weitaus normaleren, Umständen begegnet, hätte ich ihn rein optisch als sympathisch eingeschätzt. Doch wer wusste schon, was sich in seinem Kopf abspielte? War er paranoid? Hatte er eine unbekannte Krankheit? Wie stand es um seine Gehirnaktivitäten? Erbkrankheiten?
    Wohl eher kaum. Sie hätten niemals einen Geisteskranken ohne Quarantäneanzug auf die gesunde Bevölkerung losgelassen. Wer wusste schon, ob nicht doch irgendwas ansteckend war?

    Er setzte sich unverzüglich auf den Stuhl und starrte auf den Tisch. Und nun folgte doch ein leises Tuscheln und Nuscheln. Auch ich konnte es mir nicht verkneifen ein „Achso“ hinter meinen Zähnen herauszupressen. Warum dieses Wort? Weil es für mich alles klärte, was mich beschäftigte. Ein Wort der Bestätigung, es verstanden zu haben.
    Hal rieb sich kurz über den Hals und sagte heiser: „Er legt keinen Eid ab.“
    Slay erwiderte prompt: „Er darf nicht.“
    Warum durfte er nicht? Und was durfte er nicht? Er durfte nicht schwören, die Wahrheit zu sagen? Das verstand ich nicht. Gerade er müsste den Eid schwören, wegen seiner Unglaubwürdigkeit.

    Der Richter schwang wieder seinen Hammer und unterband unverzüglich jegliches weitere Getuschel und Getue. „Die Jury verkündet nun die Anklageschrift! Ich bitte um absolute Ruhe und Diskretion, während diese verlesen wird!“
    Das erste Mitglied erhob sich und begann mit dem Vortrag. Ich hörte gebannt zu, was genau Slevin zur Last gelegt wurde. Und Hal spitzte besonders kräftig die Ohren. Sie verstand mit großer Gewissheit mehr davon.

    „Slevin Young, neunundzwanzig Jahre alt, wird zur Last gelegt, mit Hilfe eines in der Entwicklungsphase gestandenen digitalen Virus, die öffentlich zugänglichen schiffsinternen Systeme manipuliert, umgeschrieben und teilweise sogar gelöscht zu haben. Systemgesetz Paragraph sieben, Absatz eins: ‘Freiheitsberaubung. Als Freiheitsberaubung zählt jegliche Einschränkung/Veränderung der persönlichen Gestaltung und Entfaltung eines jeden Einzelnen für den jeweils Einzelnen... Diese Straftat wurde begangen. Schuldig! Paragraph acht, Absatz zwei. Persönlichkeitsberaubung der außerordentlichen Form, auch indirekte Persönlichkeitsberaubung genannt. Wird die Persönlichkeit einer Person indirekt und somit außerordentlich durch Dritte negativ verändert/beeinflusst, ohne, dass die betroffene Person Einfluss darauf hat, gilt dies als indirekter Verweis an dritte Person und wird mit zweckdienlichem, temporären Freiheitsentzug bestraft. Dieser Freiheitsentzug ist an die Anzahl der betroffenen Personen gebunden und kann gestapelt werden... In diesem Fall wären es eineinhalb Milliarden Opfer und nur ein Täter. Das entspräche einer maximalen Freiheitsstrafe von acht Millionen Jahren... Diese Straftat wurde begangen... Schuldig...“

    Und so ging es weiter. Alle zehn Minuten wechselte der Sprecher und trug seinen Beitrag vor. Slevins Gesicht wurde immer länger und bänger. Er heulte schon bald Rotz und Wasser und kapselte sich sichtlich immer mehr ein. Auch ich hatte schwer mit meinen Nerven zu kämpfen. Ich fühlte mich mitschuldig, als Mensch. Die Leute sagten das so voller Zorn und Ernst in der Stimme, dass es mich richtig deprimierte. Immer mehr schlugen sie verbal auf ihn ein und trugen die Anklagepunkte vor. Ich hörte irgendwann auf, zu zählen. Es war ein reines Wirrwarr an Informationen, Paragraphen, Gedankenfloskeln und vielem mehr, dass einen dem Geist mehr schadete als half. Dass Hal dabei so nüchtern blieb, wunderte mich auch etwas. Trotz ihrer Erfahrung auf diesem Gebiet, glaubte ich nicht daran, dass sie wirklich so eiskalt und gefühlstot bleiben konnte. Dass die Greys es nicht persönlich übermitteln konnten, war wohl jedem klar. Aber dass sie dafür Miri es taten ließen, war sehr makaber. Sie brachte noch weniger Emotionen in die Sache hinein. Mich machte das so fertig, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Aber es war mir zu peinlich, dies als Einziger gemacht zu haben.
    Ich erinnerte mich an Slays Worte von vorhin. In der Probe brauchten sie dafür vier Stunden. Nun schien ich langsam begriffen zu haben, was sie damit meinte. Vier Stunden am Stück, um nur die Anklagepunkte vorzulesen. Vier komplette Stunden, das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
    Es war so schon recht spät und wir beide sehr angeschlagen von dem anstrengenden Arbeitstag. Und nun mussten wir uns noch vier Stunden lang dieses Geschwafel anhören, ohne dabei einzuschlafen. Schön für die älteren Leute, dass sie so viel Geduld hatten und nichts Besseres zu tun, als sich hier hinzusetzen und diesem Spektakel beizuwohnen.
    Ich will jetzt nicht den Ernst der Lage in Frage stellen, oder abwerten. Aber von der Sache her, war es schon leicht übertrieben. Ich, als Mensch, fühlte mich unterworfen und untergraben. Slevin tat mir immer mehr leid. Nicht wegen der Anklage, sondern wegen der Inszenierung. Dieses erdrückende Gefühl, allein und einsam dort unten zu sitzen und sich die Gesichter der gaffenden Jurymitglieder reinzuziehen. Zu wissen, was man falsch gemacht hat und es noch mal extra unter die Nase gerieben zu kriegen.
    Vier ganze Stunden voller seelischem Schmerz und tiefster Trauer. Er war nicht gefühlskalt, würde es danach aber bestimmt sein. Er war eingezwängt und umzingelt. Was sollte er nur tun? Er traute sich kaum, zu uns rüber zu schauen. Doch wäre all dies nicht schon genug Demütigung gewesen, gab ihm das stumpfe Kopfschütteln der Enttäuschung seines Vaters den letzten Rest. Ich hatte mich am Anfang geirrt. Sein Vater war keinesfalls auf Slevins Seite. Im Gegenteil, er schien sich sogar für seinen Sohn zu schämen. Mir war bekannt, dass sein Vater an der Entwicklung dieses Virus beteiligt war. Umso schrecklicher war ja auch die Tat. Hochverrat an der eigenen Familie! Die wohl schlimmste Sünde für Jedermann. Mir kamen echt die Tränen, ich wollte mir das nicht länger antun. Doch ich war gezwungen und gefangen. Ich leistete einen Schwur, an Justitia und an Hal. Ich würde schweigen und respektieren. Es ertragen, was auch immer auf mich zukäme. Und wenn die das bei jeder Verhandlung so durchzogen, wollte ich noch viel weniger auffallen. Je weniger man verbrochen hat, umso weniger muss man sich Sorgen machen.

    • Offizieller Beitrag

    Zu dem Teil mit dem bitteren Beigeschmack kann ich dir kommentarlos zustimmen. Acht Millionen Jahre Strafe. (Ganz geil) Und ich muss sagen, anfangs habe ich Slevin gehasst, jetzt tut er mir durchaus auch etwas leid. Auch wenn er es vielleicht verdient hat. Die Gerichtsverhandlung ist ja beinahe noch schlimmer, als die Strafe an sich. (Mal abgesehen davon, dass ich es trotz der Schwere etwas übertrieben finde. Nicht, dass ich die Sache besser reden will. Aber die Strafe hat mehr den Anschein, als hätte er jemanden umgebracht.)

    Nur verstehe ich nicht, wie die vier Stunden Anklagepunkte vortragen können. So viel kann doch ein Mensch gar nicht begehen, dass man zum Vorlesen vier Stunden braucht. Ich kenne mich mit Gerichten zwar nicht aus, aber das erscheint mir doch etwas viel. Oder lesen die alles doppelt vor, bzw. von jedem der eineinhalb Milliarden Opfer?

    Ein super Teil. Und ich bin mal neugierig, wie es weiter geht. Es wird wieder schön spannend. :thumbsup:

    LG, Kyelia

  • Danke, @Kyelia . :hmm: Ich weiß nicht mal, wofür ich mich eigentlich immer bedanke. Du weißt ja bereits, dass ich dir und den anderen danke. :)

    Acht Millionen Jahre Strafe. (Ganz geil)............(Mal abgesehen davon, dass ich es trotz der Schwere etwas übertrieben finde. Nicht, dass ich die Sache besser reden will. Aber die Strafe hat mehr den Anschein, als hätte er jemanden umgebracht.)

    Acht Millionen Jahre sind natürlich leicht übertrieben. Es war auch nur eine theoretische Andeutung. Natürlich kann kein hochentwickeltes physisches Wesen so lange leben. :rolleyes:

    Und ich muss sagen, anfangs habe ich Slevin gehasst, jetzt tut er mir durchaus auch etwas leid. Auch wenn er es vielleicht verdient hat. Die Gerichtsverhandlung ist ja beinahe noch schlimmer, als die Strafe an sich.

    Das war auch mein Ziel und das Ziel dieses Verfahrens, eben die Leute einzuschüchtern. Es dient als Abschreckung, von solchen Taten Abstand zu nehmen.

    Nur verstehe ich nicht, wie die vier Stunden Anklagepunkte vortragen können. So viel kann doch ein Mensch gar nicht begehen, dass man zum Vorlesen vier Stunden braucht. Ich kenne mich mit Gerichten zwar nicht aus, aber das erscheint mir doch etwas viel.

    Lies den neuen Part und du wirst erleuchtet werden! ^^


    [ KAPITEL 5-JUSTITIA-TEIL 5 ]


    War ich froh, als die vier Stunden vorbei waren. Ich konnte schon an den Gesichtern der anderen sehen, dass sie ebenfalls bereits sehr müde waren. Es war auch sehr anstrengend und mir liefen die Tränen in Strömen, was ich nur schwer verbergen konnte. Hal blickte zu mir rüber, konnte aber auch nichts weiter tun, wie stumpfsinnig dasitzen und Däumchen drehen. Trost spenden konnte und durfte sie nicht. Nicht hier und nicht unter diesen Umständen. Dass die aber auch wirklich jedes kleine Verbrechen, das auch nur ansatzweise begangen hätte werden können, erwähnten, war wirklich zu viel des Guten.
    Und Slevin erst, er wirkte vollkommen unzurechnungsfähig. Ob er nun überhaupt noch seinen Namen wusste? Oft genug fiel er ja. Und nun kamen die anderen dran, ihren Beitrag dazu zu leisten. Jetzt durften die Hochrangigen debattieren und diskutieren. Natürlich nur über ihn und ihm entgegen. Es folgten Fragen, Erläuterungen und vieles mehr.
    „Slevin Young, was hast du dir dabei gedacht, als du das Virus in den öffentlichen Schiffscomputer hochgeladen hast? Ich meine, ich würde es verstehen, wenn es auf einen privaten Server, mit abgeriegeltem System, geladen worden wäre, um zu sehen, was es bewirkt. Aber es nur zu nutzen, um sich illegalen Zugang zu bestimmten Daten einer einzelnen Person zu verschaffen, ist eine sehr fragwürdige Methode.“
    „Hast du vielleicht mal drüber nachgedacht, warum wir dieses Virus entwickelt haben, oder es vorhatten, es zu entwickeln? Wir befinden uns im Krieg! Kannst du dir vorstellen, was für Schaden du damit angerichtet hast?“
    „Unzählige Terrabyte an Daten wurden gelöscht und infiziert. Sogar Miri mussten wir herunterfahren und neu installieren. Eineinhalb Milliarden Individuen waren nicht mehr individuell, sondern ein Kollektiv. Jeder konnte über jeden Bescheid wissen, ohne es auch nur gewollt zu haben.“
    „Wegen dieser dummen Aktion kam es vermutlich zu hunderten Fehlgeburten und verschobenen Operationen. Was wäre denn gewesen, wenn das Virus noch weitergegangen wäre und hätte sich auch in die abgesicherten Systeme eingenistet? Wir hätten die Schiffe tot stellen müssen, alle Reaktoren neu hochfahren lassen müssen. Das hätte vermutlich tausende, wenn nicht sogar Millionen Opfer gefordert.“
    „Wegen dir haben wir ungefilterte Signale ins All geschickt. Wer weiß, von wem sie in ferner Zukunft empfangen werden können? Kannst du uns garantieren, dass die niemand sonst empfangen und zurückverfolgen haben könnte oder wird? Die aktuelle Lage auf Velit ist äußerst brenzlich! Wir wissen noch nicht genug über den Mond, um etwaige Spionagestationen auszuschließen!“
    „Der Feind lauert überall dort draußen und wir müssen ständig auf der Hut bleiben, um nicht nur uns zu schützen, sondern auch die Planetenbewohner. Wir haben auf Novus dreißig Lager über den ganzen Planeten verteilt und nicht mal alle von denen wissen über dieses Ereignis Bescheid. Kannst du für deren Sicherheit garantieren, wenn es wegen dieser Aktion zu einem zukünftigen Aufstand kommt?“
    „Das Virus war ursprünglich dafür gedacht, um unsere Systeme vor externen Cyberangriffen zu schützen, oder selbst welche durchzuführen. Nun mussten wir vorerst das Projekt beenden und wieder bei Null anfangen.“
    „Kannst du dir vorstellen, wie viele Ressourcen wir da hineingesteckt haben, um dieses Virus zu entwickeln? Aber die größte aller Fragen ist weiterhin, wie du es überhaupt geschafft hast. Unsere besten Wissenschaftler haben Jahre gebraucht, um es zu entwickeln und du brauchtest nicht mal Wochen, um es zu erwerben. Und da kommt dein Vater ins Spiel. Wir wissen nicht, ob er es dir beschafft hat, du es über Dritte erhalten hast, oder es selbst erworben hast. Aber dann so leichtgläubig und naiv zu sein und es einfach einzusetzen, ohne Wissen über diese Materie zu besitzen, ist nicht mehr tragbar.“
    „Aber ein kleines Lob muss man dir schon aussprechen. Dank dir wissen wir nun, dass unsere Systeme noch zu ungeschützt sind, um als absolut sicher zu gelten. Auch wenn es unsere Wissenschaftler auf anderen, sichereren Wegen herausgefunden hätten. Wege, die deutlich weniger Schaden angerichtet hätten und deutlich leichter hätten beseitigt werden können.“

    Jeder hatte was dazu beizutragen, nur wir drei blieben verschont davon. Was hätten wir auch schon sagen können und sollen? Hal und ich waren nur einfache Ingenieure, nicht mal mit ausreichend Erfahrung auf der Beziehungsbasis, und hatten mehr mit uns zu kämpfen, als mit solchen herausragenden Dingen. Aber trotzdem verstanden wir die Thematik und das Problem dabei. Mehr oder weniger. Und je weiter die anderen stocherten und stichelten, umso schlimmer wirkte die Tat. Sicherlich tat er es nicht ohne Grund. Aber ob dieser Grund nun ausreichend groß war, darum ging es nicht mal. Denn es ging nicht darum, was er getan hatte, sondern dass er überhaupt etwas getan hatte. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem diese Inszenierung fertig war und der wahre Ernst eintrat. Die Sache mit der Bestrafung. Was sollte er nun bekommen? Acht Millionen Jahre Freiheitsstrafe waren schon leicht übertrieben. Und meine Meinung dazu war deutlich untertrieben.

    Der Richter sprach ein Machtwort und läutete die nächste Instanz ein. „Nun haben alle Parteien ihren Vortrag dargeboten und die Jury wird nun das Urteil verkünden.“
    Ich stutzt und staunte. Hal tat es mir gleich und schlug augenblicklich die Hände über dem Kopf zusammen. „Kein Verteidiger?“, fragte sie flüsternd in die Stille des Raumes und starrte verwundert zu Slevin hinab. „Ich dachte, es ist eine Verhandlung...“
    „Ist es nicht“, erwiderte Slay prompt. „Das Urteil stand schon am Tag seines Gewahrsams fest.“
    „Und warum dann dieses ganze Theater hier?“, plumpste mir raus, fast schon laut genug, um als störend durchzugehen. Ich sah, wie einige der Anwesenden zu uns hinüberschauten und ein grimmiges Gesicht aufsetzten.
    „Weil wir es begreifen sollen...“, sagte Slay nur noch und streckte uns dann die erhobene Hand entgegen. Wir schwiegen wieder, es gehörte sich nicht, die Anwesenden hier zu unterbrechen, oder etwas hier in Frage zu stellen.
    Die Jury erhob sich von ihren Stühlen, führte die linke Hand zur rechten Brust und sagte im Chor: „Es wurde einstimmig entschieden, dass Slevin Young keine geringere Strafe als das Exil erhalten darf und kann.“
    „EXIL!?“, schrie Hal auf und riss sich von ihrem Stuhl hoch. Alle waren geschockt. Sie schwenkten sofort wieder zu uns um und rissen die Augen weit auf. Ich war wie gelähmt und hoffte, dass sie mich nicht mit ihr in Verbindung brächten. Obwohl, ich wusste nicht mal, was sie daran so aufregte. Was war das Exil? Also ich wusste, was ein Exil war. Aber was war daran so ergreifend, dass sie zum Hochfahren gezwungen war?
    Slay schritt sofort ein und gab Hal einen kräftigen Schlag in den Bauch. Ihre Hand wanderte augenblicklich zu Hals Mund und versuchte weitere Worte zu unterbinden. „Benimm dich, Hal...“
    Selbst Slevin schaute nun zu uns hoch und präsentierte uns sein verweintes, kümmerliches Gesicht. Es reichte mir, es gab mir den Rest. Was war das hier für eine kranke Scheiße? Was war das Exil, warum quälten sie alle Slevin so? Und was sollte das nun wieder mit Slay? Und warum wurde Hal nun so aufbrausend? Hatte sie etwa doch noch genug Mitleid mit ihm, als dass sie ihn einfach seinem Schicksal überlassen würde?
    „Beruhige dich wieder, Hal Mellins! Du kannst daran nichts mehr ändern.“
    „Aber ich...“
    Doch ehe sie weiter reden konnte, fiel auch schon der Hammer und ebenso auch die Welt in sich zusammen. So war es also besiegelt. Slevin kam ins Exil und Hal war daran nicht ganz unschuldig. Zumindest, wenn man ihrer eigenen Aussage dazu Glauben schenken durfte. Ich persönlich fand nicht und durfte auch nicht so denken, dass sie etwas beeinflusst hätte. Sie konnte nichts dafür, was er getan hatte. Und sie handelte genau richtig. Sie blieb ruhig und konzentriert. Dass die Gerichtsverhandlung vollkommen anders ablief, wie von uns beiden ursprünglich angenommen, änderte an der Sache selbst auch nichts.
    Sie heulte Rotz und Wasser, hielt ihre Hände fest vors Gesicht und schluchzte bitterlich. Slevin wurde abgeführt und sagte auch jetzt kein einziges Wort. Sofort nahm ich sie in die Arme und drückte sie ganz fest. Ich merkte einfach, dass sie nun eine starke Person an ihrer Seite brauchte, die nicht durch Autorität geprägt war. Auch wenn ich selbst gerade nicht sonderlich emotional stark war, stand ich doch bereit. Sanft umschlossen meine Hände ihren Kopf und Hals. Ich streckte mich mit ihr zusammen und sprach ihr Mut zu. Doch sie wollte sich nicht wieder beruhigen. Sie weinte weiter und weigerte sich teilweise, sich mir hinzugeben. Dabei wollte ich ihr wirklich helfen. Ich wollte mich um sie kümmern und ihr die schöne Seite an dieser Sache zeigen. Doch was war die schöne Seite daran? Und wie sollte es nun weitergehen mit uns beiden? Sollten wir es ignorieren und unser neues altes Leben gewohnt weiterleben? Sollte ich mich nun mehr mit ihren Eltern beschäftigen und sie ebenso mit meinen?
    „Hal, beruhige dich bitte wieder.“
    „Samuel hat recht, Hal. Es bringt nichts, wegen Slevin Tränen zu vergießen.“
    „Es ist doch nichts anders, als vorher.“
    „Komme schnell wieder zur Vernunft, ich will bald wieder zurück zur Helios II.“
    Dass Slay wirklich nun auch noch so eiskalt sein konnte, verstand ich echt nicht. Gerade sie hätte Hal aufbauen müssen. Doch vermutlich hatte Slay vollkommen recht damit. Eigentlich hatte sie durchweg recht. Zuviel Trauer um die falschen Personen machte es umso schlimmer.
    Die Plätze lichteten sich schnell, bis nur noch wir drei und einige Jurymitglieder anwesend waren. Nun konnte sie ungestörter ihrer Trauer nachgehen und mich ebenso damit anstecken, wenn ich es nicht schon vorher gewesen war. Aber ihre Mutter blieb stur und steif, sie wollte raus aus dieser Grotte hier. Wir hinderten sie nicht daran, wir hinderten sie nicht an ihrer Uneinsichtigkeit.
    Mit aller Kraft umklammerte Hal mich und keuchte sich die Lunge aus dem Hals. Selbst ihre Kiemen halfen ihr nicht weiter, genug Luft zu bekommen. Ich fühlte mich schrecklich, sie so leiden zu sehen.
    Dann ertönte eine heisere Stimme neben uns. Ich bemerkte sie anfangs nicht, doch beim wiederholten Mal wurde sie präsenter. Sie gehörte zu einer Frau der Jury. Fatima Lexon, vermutlich das jüngste Mitglied und zugleich eine Menschenfrau. Sie fiel mir schon bei ihrer Ansprache besonders auf. Positiv wie auch negativ. Ihre Stimme war sehr sanft und weich, was ihre angreifenden Worte gegenüber Slevin umso gemeiner und makaberer machte. Sie war eine gutaussehende junge Persönlichkeit.
    „Es gibt keinen Grund zu trauern“, sagte sie und erzwang sich ein kurzes Lächeln. Es wirkte stark gekünstelt, aber irgendwie doch gewollt. „Was er getan hat, war einfach eine sehr schreckliche Tat. Es gibt so viel Schönes im Leben, da muss man sich doch nicht mit so etwas belasten.“
    „Aber er kommt ins Exil!“, schrie Hal wütend, traurig und verzweifelt heraus. „Es ist meine Schuld, dass er dort hinkommt!“
    „Es ist nicht deine Schuld, Hal. Sein Urteil stand schon lange vor diesem Tag heute fest. Er hätte auch genauso gut mich oder jeden anderen hetzen können. Es ging nicht um den Grund seiner Tat, sondern um seine Tat an sich...“
    „Aber das ändert für mich nichts daran, dass er wegen mir ins Exil muss...“
    „Kann mir mal einer erklären, was das Exil ist?“, fragte ich verwirrt nach. Doch Fatima gab mir nur eine Antwort, die ich mir auch schon vorher so hätte denken können: „Das lässt du dir am besten von Hal erklären.“
    „Ich will es Sam aber nicht erklären. Es ist zu schrecklich, als dass man es einfach so erzählen darf...“
    „Hal, beruhige dich endlich wieder!“ Und was danach aus Fatimas Mund kam, veränderte wohl so gut wie alles. „Es gibt ein carinae Gesetz, das bei ihm und nur bei ihm griff. Es besagt, dass jeder, der einen Völker- oder Rassenmord hervorrufen könnte, sofort ins Exil geschickt wird. Er drohte genau das zu tun und muss nun die Konsequenzen ertragen. Es war schon des Öfteren vorgekommen in der Menschheitsgeschichte und Chimaegeschichte, dass einzelne Personen ganze Völker vernichtet haben. Wir leben auf Archen, wir können uns solche Dummheiten nicht erlauben! Wir sind einzigartig und dürfen unsere Individualität, wie auch Spezies nicht aufs Spiel setzen. Mord und Hass sind schlecht und unmoralisch. Wir dürfen es nicht ausarten lassen!“

    • Offizieller Beitrag

    „Und warum dann dieses ganze Theater hier?“,

    Das ging mir auch durch den Kopf, nur dass es Sam so offen ausspricht, war sicher nicht so genial. :D

    Er muss also ins Exil? Ich nehme mal an, das bedeutet, dass er von den Archen verschwinden muss, rausgeschmissen wird, und dann...tja, Im Weltall treibt? Auf Novus (habe ich es richtig geschrieben? xD) allein herumlaufen muss? Na herzlichen Glückwunsch. Dann ja doch lieber die Acht Millionen Jahre Gefängsnisstrafe. :rofl:
    Aber ich verstehe die Strafe und kann es nachvollziehen. Ich kann aber auch verstehen, dass Hal deshalb aufgelöst ist. Ist nicht gerade eine schöne Strafe. (Aber die wenigsten Strafen sind schön - wären sonst ja keine Strafen mehr )
    Mal sehen, wie es jetzt weiter gehen wird. ^^

    LG, Kyelia

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    Wir sind einzigartig und dürfen unsere Individualität, wie auch Spezies nicht aus Spiel setzen.

    aufs

    Wir dürfen es (nicht) ausarten lassen!“

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    Hier kommt der versprochene (genötigte) Kommentar :ninja:

    Ich bin jetzt beim 1. Teil vom 2. Kapitel. Bisher weiß ich noch nicht so recht, was der Hauptkonflikt der Geschichte sein könnte. Zumindest im Bezug auf das Setting und das Schiff. Die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Sam und Hal ist klar. Das Drumherum erscheint mir bis zu diesem Teil erstmal nur als Kulisse. Vielleicht ändert sich das ja noch im Laufe der nächsten Teile, das weiß ich noch nicht.

    Ich hatte ja schon im Chat angedeutet, dass ich bisher nicht mit den beiden Protagonisten warm werde. Hal schwankt für mich zwischen der kleinen hilflosen Maus und der Sexbombe, die ihrem Senpai die Brüste ins Gesicht reibt um seine Aufmerksamkeit zu kriegen ^^
    Und Sam... Sam scheint nicht zu wissen ob er Hal gegenüber den Good Guy spielen oder von ihr genervt sein soll. Es schwankt für meinen Geschmack stark, teilweise kann ich auch nicht nachvollziehen, wieso.

    Was mich außerdem beim Lesen stört ist, dass Sam oft ausgiebig über die Körperbeschaffenheit der Frauen sinniert. Bei Hal war es noch angebracht, da sie eine der Hauptfiguren ist und man so einen Eindruck von ihr kriegt. Sam scheint jedoch erstmal jedes weibliches Wesen nach Brüsten und Arsch zu bewerten :P
    Generell scheint die Besatzung es bitternötig zu haben, ist mein Eindruck beim lesen ^^°


    Auf Rechtschreib- und Grammatikfehler geht ich jetzt mal nicht ein. Dafür sind die Teile, die ich bisher gelesen habe, zu lang her und ich würde sicher nur wiederholen, was die anderen schon korrigiert haben (wobei ich auch nicht über so viel gestolpert bin).

  • Spoiler anzeigen

    Ich hinke "etwas hinterher" ...

    [ KAPITEL 4-DER FREIE TAG-TEIL 24 ]

    dennoch wolltest du ja eine Meinung mehr zu diesem Kapitel :)
    (ach was bin ich großzügig ... ^^°
    Nein im Ernst, nimms mir nicht übel, aber ich habe festgestellt, dass SciFi nicht so richtig an mich geht :/
    Das liegt nicht an deiner Geschichte, sondern daran, dass ich mit diesem Thema einfach nichts anfangen kann ... Hab mal in Starwars reingezeppt und fand es nach 10 Minuten Endlangweilig xD Wie dem auch sei: Du weißt ja, dass ich nicht mehr so regelmäßig kommentiere, aber den ein oder anderen kommi werde ich dir sicherlich noch da lassen :)

    Aaaaaaaalso:

    Wie schon mal erwähnt, gab es keine wirklichen Tageszeiten, da rund um die Uhr Beschäftigung herrschte.

    Das ist dein 2. Satz und er klingt eindeutig nach Information für den Leser.
    (Für mich wars gut, da unaufmerksame Leserin)
    Da du aber aus der Ich-Perspektive schreibst spiegelt der Text ja irgendwie Sams Gedanken wieder und sowas würde keine Mensch denken: "Wie schon erwähnt". Stell es einfach als Tatsache hin.
    Vorschlag:
    Da es keine wirklichen Tageszeiten auf der Helios gab, herrschte rund um die Uhr Beschäftigung :)

    Die Szene an sich ist ... :hmm: okay ...
    ich vermisse ein bisschen das Gefühl.
    Also zum einen habe ich schon beim ersten Mal nicht verstanden, warum Hal ihren Schlafanzug nicht anbekommt XD Okay, er ist zu eng, aber nach 24 Kapiteln hatte sie weiß Gott genug Zeit sich einen neuen und passenden zu kaufen XD
    Was meine ich mit "fehlemden Gefühl":
    Also Der Schlafanzug ist ein willkommener Vorwand für Sam Hal körperlich näher zu kommen, aber wenn mir einer direkt an die Möpse Griffeln würde, würde ich ihn vermutlich ohrfeigen xD
    Er könnte es tastender und zärtlicher versuchen. Hmm zum Beispiel mit dem Gesicht näher an Hals gehen, quasi die Vorstufe eines Kusses. Er könnte von ihrem Reißverschluss ablassen und sie dann wirklich küssen, dabei über ihren Hals streichen und sich so den Weg zu ihren Brüsten suchen. Das Hal es auch will wissen wir ja, deswegen wird sie es zulassen, aber ich finde einfach drauf tatschen entbehrt sich dann doch jeder Romantik, auf die die beiden ja eigentlich so einen Wert gelegt haben :P
    Dann kommen auch die Gefühle am Ende glaubwürdiger rüber. Du schreibst ja, dass die Gefühle in ihm explodieren und es ihn auch selbst überrascht, wie sehr er Hal eigentlich doch mag :)

    Was die Entwicklung der Story angeht:
    Schön, dass Sam endlich mal über seinen Schatten springt, den Stock aus dem Hintern holt und sich auf Hal einlässt :)
    Sie hat es ja schon irgendwie verdient, nachdem sie sich solche Mühe gegeben hat ihm zu gefallen ^^
    Auch wenn ich von dem System "Beziehung auf Probe" nichts halte, aber so wie du gegen Ende die Gefühle der beiden beschreibst könnte es ja doch noch klappen :)

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Danke, @Kyelia @Skadi und @Miri , für die Kommentare und Korrekturen. Ich weiß selbst, dass ich manchmal etwas nervig sein kann und mich über Kleinigkeiten aufrege. Umso mehr freue ich mich, dass ihr es mir nicht übel nehmt, stäündig um mehr Kommentare gebettelt zu haben. :)

    Er muss also ins Exil? Ich nehme mal an, das bedeutet, dass er von den Archen verschwinden muss, rausgeschmissen wird, und dann...tja, Im Weltall treibt? Auf Novus (habe ich es richtig geschrieben? xD) allein herumlaufen muss?

    Ich werde es nicht verraten, welche von den beiden Optionen es sein wird, aber deine Thesen sind zumindest korrekt aufgestellt. Und ich kann dich beruhigen. "Novus" ist korrekt. "XV Novus", um ganz genau zu sein. Aber das "XV" gibt nur die Zahl des Planeten an, den sie bereits angesteuert haben. Von daher reicht "Novus" vollkommen aus.

    Was mich außerdem beim Lesen stört ist, dass Sam oft ausgiebig über die Körperbeschaffenheit der Frauen sinniert. Bei Hal war es noch angebracht, da sie eine der Hauptfiguren ist und man so einen Eindruck von ihr kriegt. Sam scheint jedoch erstmal jedes weibliches Wesen nach Brüsten und Arsch zu bewerten.

    Ich hoffe, es stört dich nicht in dem Maße, dass du ihn deswegen weniger magst, sondern eher, dass du ihn deswegen schwerer einschätzen kannst. Denn Samuel ist kein übler Kerl, nur etwas wirr im Kopf. :S

    Generell scheint die Besatzung es bitternötig zu haben, ist mein Eindruck beim lesen.

    Hat sie auch! War meine Absicht, dass dort reges Treiben herrscht. Schließlich ist das eine gewaltige Partnerbörse. ^^

    Nein im Ernst, nimms mir nicht übel, aber ich habe festgestellt, dass SciFi nicht so richtig an mich geht.

    Ich nehmes es dir nicht übel. Du hast es ja schon des Öfteren angedeutet, dass SciFi nicht so deine Richtung ist. Darum werde ich mich bemühen, dich nicht weiterhin zu hetzen.

    Anbei ein neuer Part, der lange auf sich warten ließ, obwohl er schon seit drei Tagen fertig war. Es geht hier um eine etwas verzwickte Mutter-Tochter-Situation. Ich hoffe, es ist eindeutig genug rübergebracht.

    [ KAPITEL 5-JUSTITIA-TEIL 6 ]


    „Aber was bedeutet das nun für uns beide?“
    „Nichts weiter, Hal. Ihr könnt euer gewohntes Leben weiterführen und müsst keinerlei Konsequenzen fürchten. Am besten ist wirklich, wenn ihr nicht weiterhin an ihn denkt und ihn aus eurem Leben verbannt.“
    „Sie sagen das so leicht, Fatima Lexon.“
    „Weil es einfach ist. Vertraut mir einfach. Ich muss es doch am besten wissen, was zu machen ist. Ihr braucht nichts zu befürchten, ihr habt alles richtig gemacht.“ Anschließend blickte sie zur Tür und nickte einem ihrer Kollegen kurz zu. „Ich muss jetzt los zum nächsten Termin. Lasst ein paar Tage verstreichen und ihr werdet sehen, dass es gar nicht so schwer ist.“
    Und sie war weg. Ließ uns beide allein zurück mit nachdenklichen Gesichtern und tausend Bildern im Kopf. Wir grübelten und überlegten. Nun waren wir sowieso nicht mehr in der Lage, etwas daran zu ändern. Fatima hatte recht mit ihren Aussagen. Doch belastete es Hal durchgängig sehr, was hier gerade geschah. So leicht konnte man eben doch nicht alles schönreden.
    Wir behielten uns noch eine Weile in den Armen und trösteten uns gegenseitig mit beruhigenden Worten und Gesten. Immer mal schaute ein Offizier nach uns, vermutlich in der Hoffnung, dass wir auch endlich mal den Raum verlassen würden. Das taten wir dann auch. Wir hatten uns wieder etwas gefangen und suchten sofort ihre Mutter auf. Sie unterhielt sich in der Zwischenzeit mit dem General, da wollten wir ungern stören. Wir hatten hier einfach nichts zu suchen, das merkten wir immer deutlicher. Sehr merkwürdig, dass Hal ursprünglich zur Justiz wollte. Sie passte überhaupt nicht hierhin. Sie wollte immer die Starke spielen, knickte aber so schnell ein. Sie war eben nicht Slay, sie war keine Autoritätsperson.
    Umso mehr beeindruckte sie mich, dass sie sich trotzdem soviel aufzwang, nur um ihrer Mutter diese Last abzunehmen. Aber irgendwie kam es mir gar nicht so vor, als hätte Slay ernsthaft zu leiden. Konnte sie es gut überspielen, oder bildete Hal sich das nur ein? Oder waren es doch privatere Probleme, die sie quälten? Sie war im Clinch mit Slevins Vater, das war eindeutig. Doch wie stand es eigentlich zwischen ihnen beiden seit dem Vorfall?
    Fragen über Fragen, doch wer wusste die Antworten? Und wer würde sie beantworten?

    Slay kam zu uns und streckte Hal die Hand entgegen. Hal war sichtlich verwundert und griff zögerlich nach dieser.
    „Glückwunsch, Hal. Ich habe ein gutes Wort für dich beim Richter eingereicht. Er würde dich gern mit offenen Armen in der Justizabteilung empfangen...“
    „Was..?“ Doch sofort zuckte sie wieder zurück. „Was soll das heißen, Mutter?“
    „Ich habe ihm vorgetragen, dass du perfekt in dieser Abteilung seist und nun bereit dafür bist. Es ist ja nun vom Tisch, dieses leidige Thema...“
    „Wie bitte!?“ Hals Augen quollen richtig hervor, so erstaunt war sie. „Wieso hast du das getan? Ich habe dich nicht... Mutter!“
    „Wieso regst du dich jetzt so künstlich auf? Du hast doch nicht umsonst so schwer dafür gepaukt, um nun nur einfache Reaktorarbeiterin zu sein...“
    „Was redest du hier für einen Unsinn? Ich will das überhaupt gar nicht...“
    „Moment, Moment!“, warf Slay sofort Veto ein. „Jetzt verwirrst du dich aber selbst etwas. Du warst stets eine Einser-Schülerin im Rechtswesen und dein Zeugnis tendiert mehr als nur eindeutig in diese Richtung...“
    „Ja und? Du hast es mir damals verboten, Mutter!“
    „Und nun will ich es dir erlauben, Hal. Freue dich doch, dass ich dir einen Schubs nach vorne geben möchte...“
    „Du bist doch verrückt geworden! Du hast damals einen Gerichtsbeschluss erwirkt, in dem du mir eine Arbeitspflicht für die technischen Berufe verordnet hast. Und jetzt soll der ungültig sein? Du hast mir einen Verbot ausgesprochen, wegen deiner Aktion damals...“
    „Und die ist nun vergeben und vergessen“, erwiderte Slay unsachlich. „Jetzt steht dir nichts mehr im Wege. Na ja, fast nichts mehr...“ Ein abfälliger Blick mir gegenüber folgte zugleich.
    Und da war mir eines klar geworden. Sie hasste mich. Sie hasste mich, weil ich ein Mensch war und Hal droht, sich in mich zu verlieben. Aber dies ging eindeutig zu weit. Hal bemerkte es sofort, worauf Slay anspielen wollte und gab ordentlich Zunder. „Vergiss bitte nicht, dass du auch einen Menschenmann geheiratet hast! Nikolai hat auch seine Ecken und Kanten, trotzdem liebst du ihn.“
    Und Slay feuerte zurück: „Aber bis jetzt waren deine ganzen Partner nur Nieten!“
    Da fühlte ich mich sehr vor den Kopf gestoßen. Das fand ich äußerst gemein von ihr, mich als Taugenichts darzustellen. Sie kannte mich nicht mal richtig vom Familienstamm her und stellte sofort solch eine Behauptung auf. Hal stieß mich sanft von sich weg und machte eine scheuchende Handgeste. „Sam, lass uns beide mal einen Moment allein. Wir haben was Privates zu klären.“
    Bevor sie auch nur aussprechen konnte, ging ich auch schon. Mit dieser Frau wollte ich mich jetzt sowieso nicht mehr abgeben. Ich hoffte, Hal würde einiges klarstellen und mich ins rechte Licht rücken. Ich ging ein paar Schritte hinfort und wartete angelehnt an der Wand auf das, was kommen mochte.
    Sie diskutierten heftig, mit wilden Gesten und Mimen. Die Autoritäre und die Hysterische. Ich verschwand etwas in Gedanken. Hatte Slay wirklich immer noch einen Hass auf die Menschen? War ich ein Opfer meiner eigenen Rasse? Liebte Hal mich wirklich, liebte sie Slevin irgendwie? Wollte Slay unsere Liebe unterbinden, oder hatte es wirklich nur diesen Karrierehintergrund?
    Ich hörte nicht viel von dem, was sie redeten. Aber mein Name fiel eindeutig zu oft. „Ich liebe ihn!“ und „Das ist mein Leben!“, kamen auch sehr häufig vor. Ob Hal sie so besänftigen konnte? Ihrer Mutter zu sagen, dass sie einen Menschen liebte? Aber meine Partnerin hatte Recht. Nikolai war auch ein Mensch und stets ihr Vater. Und dort musste es auch irgendwas geben, was die Ehe aufrechterhielt und ursprünglich einleitete.
    Viel Zeit verging, ich haderte schon damit, alleine zurückzugehen. Dennoch blieb ich. Wegen Hal und wegen der Tatsache, dass ich gar nicht hätte alleine zurückkehren können. Ein Reaktorarbeiter hier, ohne eigenständige Genehmigung? Zugleich ein Grund, hier behalten zu werden.

    Dann endlich war es soweit und sie baten mich zu ihnen rüber. Hal wirkte immer noch sehr angespannt, trug aber ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht.
    „Wir haben uns geeinigt, Sam.“
    Ich blickte erwartungsvoll und hoffte inständig.
    „Ich bleibe bei dir...“
    Erleichterung...Irgendwie...
    „Aber ich muss meinen Bildungsgradindex verbessern...“
    „Was?“ Mein inneres Aufatmen geriet wieder ins Stocken. „Wie? Ich verstehe nicht...“
    „Ich will“, unterbrach ihre Mutter mich sofort, „dass Hal innerhalb der nächsten vier Wochen um ganze drei Punkte aufsteigt!“
    „Drei Punkte?“ Ich geriet ins Stolpern. Das haute mich echt um! „Wie in Gottes Namen sollen wir das anstellen? Und warum soll sie das überhaupt?“ Drei Punkte klang vielleicht nicht viel. Aber selbst ich brauchte schon zwei Wochen mit Vollzeit, entbehrter Freizeit und Überstunden, um einen Punkt aufzusteigen! Vielleicht hatte ich auch schon wieder welche verloren in der Zeit, wo ich mit ihr zusammen war?
    „Sie hat sich einfach zu sehr gehen lassen“, meinte sie als Antwort, nicht mal annähernd begründend für meinen Geschmack. Doch meine bessere Hälfte stimmte ihr zu. „Ich bin einfach zu unerfahren, um der Helios III würdig zu sein. Ich will mich bessern, auf allen Ebenen. Und das geht nur gemeinsam, Sam.“
    „Aber warum sollst du dich bis in vier Wochen verbessert haben, Hal?“
    „Wenn sie es nicht mal die vier Wochen lang durchziehen kann, ist sie es auch nicht würdig, länger dort zu verweilen.“
    „Soll das etwa heißen, sie wird dann wieder den Arbeitsplatz wechseln?“
    Da nickten beide nur.
    „Oh nein...“ Das ging mir echt gegen den Strich. „Das kannst du nicht von deiner Tochter verlangen, Slay...“
    „Mellins Kolesnikow!“
    Scheiß auf deinen Nachnamen! Diesmal hatte sie die förmliche Anrede nicht verdient! „Das sehe ich nicht ein, dass Hal schon wieder für nichts bestraft wird. Warum kann sie nicht einfach bei mir bleiben, egal wieviele Punkte sie aufsteigt?“
    Dieses angepisste Chimagesicht war Gold wert. Das hätte sie wohl nicht gedacht, dass ich mich ihr nicht so leicht unterwerfe?
    „Was fällt dir ein..?“ Sie drohte mir mit erhobener Hand. Diese Fischköpfe immer. Nur auf Streit aus. Und dabei auch noch so unsachlich.
    „Was soll mir dazu schon einfallen?“, blaffte ich und verschränkte stur meine Arme vor der Brust. „Ich sehe es nicht ein, dass Hal immer abgeschoben wird, wenn es mal nicht so läuft, wie es laufen soll.“
    „Benimmst du dich mal? Ich bin Majorin! Ich verspeise solche Zahnstocher wie dich zum Frühstück...“ Beinahe hätte sie mir eine Ohrfeige verpasst, doch Hal nahm es ihr bereits ab und klatschte mir ihre Hand auf die Wange. Ich zuckte rum und fragte Sie gedanklich, was das sollte.
    „Beruhigt euch beide jetzt mal wieder! Ich habe keine Lust mehr auf diesen Blödsinn. Denkt auch mal an meine Gefühle...“
    „Ich denke pausenlos an deine Gefühle“, erwiderte ich mit ungläubigem Blick. „Ich will dir sogar jetzt helfen...“
    „Wenn du mir helfen willst, dann höre auf zu diskutieren und fange an zu akzeptieren, Sam...“
    Entnervt, von so viel Uneinsichtigkeit, stieß ich ein tiefes Stöhnen aus und ballte die Hände. „Dann lass uns einen besseren Kompromiss finden.“
    Slay wurde hellhörig, schien trotzdem weiterhin unbeeindruckt von meiner Anwesenheit. „Und was schlägst du vor, Mensch?“
    „Lass uns nicht drei, sondern nur zwei Punkte nehmen. Und nach den vier Wochen entscheiden wir gemeinsam, über die nächste Instanz.“
    „Inakzeptabel! Drei Punkte und vier Wochen.“
    „Nein, zwei Punkte. Wenn es wirklich drei sein sollen, dann wenigstens sechs Wochen.“
    „Ich habe keine Sechs Wochen mehr. Ich bin dann bereits auf Velit. Und dass ich das dir erzähle, ist wirklich große Kulanz.“
    „Keine drei Punkte. Das wäre sogar für mich zu viel...“
    „Du bist ja auch menschlich, schwächlich und ungehorsam.“
    „Ihr streitet euch immer noch!“ Hal heulte wieder wie eine Sirene. „Zwei Punkte sind ausreichend, Mutter. Und vier Wochen ebenso, Sam. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich mich überhaupt um einen einzigen verbessern kann.“
    „Na gut“, lenkte Slay nun plötzlich doch ein. „Aber Sam darf dich dabei nicht behindern.“
    „Er wird mich unterstützen. Und Zell auch.“

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    Spoiler anzeigen

    „Ich muss jetzt los zum nächsten Termin. Lasst ein paar Tage verstreichen und ihr werdet sehen, dass (es) gar nicht so schwer ist.“

    „Nein, zwei Punkte. Wenn es wirklich frei sein sollen, dann wenigstens sechs Wochen.“

    drei

    Man merkt, dass Slay es normalerweise gewöhnt ist, Befehle zu geben und über anderen zu stehen. Sie lässt nur selten andere Meinungen gelten und akzeptiert diese auch nur sehr geringfügig. Und es ist wirklich gemein, dass sie Hal ins Justizwesen stecken will, nur um sie von Sa fern zu halten. Was hat sie nur gegen Menschen? Sie hat ja selbst einen geheiratet und dürfte wissen, dass nicht alle gleich sind. Wenn sie wenigstens damit argumentieren würde, dass Hal nur Nieten gezogen hat. Aber außer das eine Mal, scheint sie wirklich nur auf ihren Hass gegenüber Menschen zurückzugreifen. Sie kennt Sam ja nicht mal, da kann sie auch nicht sagen, ob er gut oder schlecht für Hal ist. :hmm:
    Ansonsten bin ich stolz auf Hal, dass diese sich gegen ihre Mutter durchgesetzt hat. Für zwei Punkte muss sie wahrscheinlich zwar jede freie Sekunde des Tages nutzen, um zu lernen und zu arbeiten, aber mit Sams Hilfe wird sie das schon schaffen. (hoffe ich)
    Mal sehen, wie es weiter geht. ^^

    LG, Kyelia

  • Danke, @Kyelia . :) Wie findest du bist jetzt die einzelnen Charaktere? Authentisch genug? Es ist manchmal schwierig, die Figuren den Rassen anzupassen, ohne sie zu klischeehaft zu gestalten. Wobei ich nicht mal weiß, ob meine Rassen überhaupt Klischees besitzen. :hmm:

    Jetzt folgt der letzte Teil dieses Kapitels. Es war ein recht kurzes Kapitel, ähnlich dem Ersten. Weil es sich auch nur um einen Tag handelte, oder eben ein Ereignis des Tages.

    [ KAPITEL 5-JUSTITIA-TEIL 7 ]


    Anschließend machten wir uns auf dem Weg zurück. Zwischendrin kamen wir dann auf Kror und Zell zu sprechen. Dass sie den gleichen Nachnamen haben und beide etwas kratzbürstig sind. Wir erzählten ihr von der Geschichte mit Valery und ihm und wie sie sich dann doch zusammengefunden haben. Mitchel erwähnten wir auch kurz, wie auch Serena Tallow. Slay wirkte etwas desinteressiert, aber nicht gelangweilt. Eher war sie an meiner Familie interessiert, wie meine Eltern so drauf waren und was deren Pläne für meine Zukunft seien. Solche Pläne wie Slay für Hal hatten sie bei mir natürlich nicht. Sie ließen mir in dieser Hinsicht deutlich mehr Freiraum. Unschwer zu erkennen an der Tatsache, dass ich erst jetzt meine Partnerin gefunden hatte. Und Slay hatte natürlich nichts gegen mich persönlich, oder meine biologische Herkunft. Sie hatte nur befürchtet, dass ich Hal ein zu niedriges Niveau bieten würde. Ein unwürdiges, dreckiges Arbeiterleben. Doch dies war eindeutig nicht meine Absicht, Hal negativ zu beeinflussen, oder ihr Leben zu beherrschen. Für mich ist das nur schwer vorstellbar, wie es sich anfühlt, wenn man in ihrer Haut stecken würde und dies so erlebt. Für mich, salopp gesagt, konnte es niveautechnisch nur hinaufgehen. Und ich sollte stolz darauf sein, Hal bekommen zu haben. Auch wenn sie etwas verdreht und chimauntypisch sei.

    Als wir dann wieder bei unserem Quartier angekommen waren, war es bereits am nächsten Morgen. In nur wenigen Stunden hatte Hal ihren Termin bei den Ärzten. Gerade genug Zeit für ein kurzes Nickerchen, aber zu wenig, um den restlichen Tag ausschweifen zu lassen. Slay konnte es auch kaum erwarten, endlich zu verschwinden und reichte uns prompt die Hand.
    „Ich muss jetzt wieder los. Versprecht mir, dass ihr keine Dummheiten anstellt. Ich kann Hals Privatdaten einsehen. Also wenn ich morgen Abend Unregelmäßigkeiten in ihren Blutwerten feststellen sollte, werde ich gezwungen sein, ein ernstes Wort mit deinen Eltern zu sprechen.“ „Hal, achte auf deinen Körper und deine Ernährung! Täglich Fleisch ist Pflicht. Dusche anständig und ausgewogen und halte deine Kiemen immer schön sauber. Du weißt, was damals los war.“
    Anschließend ging sie von dannen. Kurz bevor sie hinter der nächsten Ecke verschwand, schaute sie nochmal zurück und sagte: „Und mit diesem Kror Takin werde ich auch noch mal ein paar Worte wechseln!“

    „Und wie fandest du meine Mutter so?“ Erwartungsvoll war ihr Blick auf mich gerichtet. Ich zögerte. Ob zu Recht wusste ich nicht. „Anstrengend nicht wahr?“
    Ich schwieg immer noch.
    „Sam, du kannst ruhig ehrlich sein. Ich werde dir auch nicht böse sein deswegen...“
    „Was soll ich denn dazu schon sagen, Hal? Du hast es doch bereits gut erklärt.“
    „Also du findest sie auch anstrengend. Habe ich auch nicht anders erwartet.“
    „Aber ich kann sie schon irgendwie verstehen, Hal.“
    „Inwiefern?“, fragte sie skeptisch.
    „Sie ist ranghoch und Chima. Und sehr besorgt um dich und deine Zukunft. Also von dem Standpunkt aus betrachtet, ist sie schwer in Ordnung.“
    „Kann man so oder so sehen, Sam...“ Sie öffnete die Tür und betrat unser Quartier. Ich folgte ihr nach. „Guten Morgen Miri!“
    Guten Morgen, Samuel und Hal. Wie geht es euch?
    „Ganz gut, Miri... Hal, ich finde sie auch sehr gewöhnungsbedürftig. Aber trotzdem ist sie doch deine Mutter.“
    „Ja, das mag schon sein, Sam“, erwiderte sie und nahm am Tisch Platz. „Das ändert aber nichts an ihrem Charakter.“
    „Ich glaube aber nicht, dass sie generell so ist, wie sich mir gegenüber verhalten hat. Denn Nikolai liebt sie ja auch und er ist ebenfalls Mensch...“ Ich tat es ihr gleich und setzte mich dazu.
    „Das ist was anderes, Sam. Du kannst Slays Gefühle zu Nikolai nicht mit den Gefühlen zu anderen Menschen vergleichen. Das wäre so, als würdest du mich mit irgendeiner anderen Halbchima vergleichen...“
    „Nein, Hal! Es kam für mich so rüber, als wäre ihr Hass auf die Menschen schon immer dagewesen. Auch schon, bevor sie Nikolai kennengelernt hat.“
    „Nein, das ist unmöglich, Sam! Ich kenne meine Eltern sehr gut und weiß ganz genau, dass sie sich sehr lieben und immer füreinander da sind.“
    „Aber dann verstehe ich Slays Hass nicht. Worauf ist der gezielt, wenn nicht auf die Rasse?“
    „Sam...“ Sie wirkte leicht genervt, was ich sehr gut verstehen konnte. Denn auch ich fühlte mich langsam von mir selbst genervt diesbezüglich. „Nimm es einfach so hin, wie ich es gesagt habe. Sie hasst keine Menschen um der Rasse Willen, sondern eben weil sie Menschen hasst!“
    „Na gut. Das akzeptiere ich, vorerst! Aber darf ich dir noch andere Frage stellen? Eine vermutlich ebenfalls sehr indiskrete Frage.“
    „Was für eine? Inwiefern indiskret?“
    „Wegen dem Exil.“
    Da schnaufte sie und verdrehte die Augen leicht. „Ja gut, ich verrate es dir. Aber bitte nimm es so hin, wie es ist. Nicht wie eben, wieder voll austicken und auseinander pflücken.“
    Ich stimmte nickend zu. „Das werde ich und nichts mehr, ich verspreche es!“
    „Also Slevin wird auf XV Novus in der Wildnis ausgesetzt, weit abseits von jeglicher Zivilisation. Dort muss er dann für den Rest seines Lebens bleiben. Vermutlich wird er in den Sümpfen oder im Gebirge abgesetzt.“
    Ein Schlag ins Gesicht. Das verschlug mir die Sprache. Es war Exil, keine Frage. Aber mit welchem Recht durfte man diese Strafe durchführen? Immerhin bedeutete das ein unweigerliches Ende für ihn. Er würde dadurch nicht nur aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, sondern gleich aus dem System und der naturwissenschaftlichen Zweckmäßigkeit als Medium. Er wäre dann bereits Geschichte. Er würde vermutlich sogar dadurch Geschichte schreiben, weil er vergessen werden würde. Das, mir bekannte, erste Opfer des gerechtesten Unrechtsystems, das jemals existiert haben sollte. Er würde zur ersten Null werden im binären Code des Kosmos. Vergessen durchs Ignorieren. Seine Akte wäre nichts weiter als ein Schatten im Dunkel des Schwarzen Lochs. Er wäre einfach nicht mehr existent.
    Ich fühlte mich schlecht. Ich wusste, ich konnte ihm nicht mehr helfen. Aber ich wollte ihm helfen. Hal hatte vollkommen recht. Es war einfach zu schrecklich, als dass es gesagt hätte werden dürfen. Doch musste ich es erfahren, um den Ernst der Lage erst richtig zu begreifen.
    Jetzt offenbarte sich alles vor meinem geistigen Auge und blieb trotzdem in sich verborgen. Es sollte ein Mahnmal sein, für alle Andersdenkenden. „Gleicht euch an, oder ihr werdet nicht mehr sein!“ Ein makaberes Spiel mit dem Leben anderer. Doch es war an sich gerecht. Nicht gerecht für den einzelnen, aber gerecht für die Allgemeinheit.
    Ich wüsste zu gerne, was für Vorfälle es früher gab, in welchen angedeutete einzelne Persönlichkeiten ganze Völker und Rassen ermordet haben sollen. Wer waren diese Individuen? Was war deren Ziel? Wie viele Opfer forderten sie, bevor es ein Ende nahm?
    Bei Slevin blieb alles nur Spekulation und Theorie, er hatte noch kein Blut an seinen Händen kleben. Doch hätte er wirklich die genannten Schäden anrichten können? Hätte er wirklich nachträglich unsere Existenz gefährden können? Hätte es nur noch einen Schritt gebraucht und die Bevölkerung der Archen wäre rapide auf Null dezimiert worden?
    Die Beantwortung der Frage, was das Exil ist, warf weitere Fragen auf, die ebenfalls einer Antwort schuldig waren.
    Ich wollte mich nicht mehr damit befassen, ich wollte es ignorieren. Ich wollte ein Teil der Allgemeinheit werden und es einfach vergessen. Und Hal? Wollte sie das auch? Ich überwand mich zum Reden. „Wie wollen wir jetzt damit umgehen?“
    Sie rieb sich verhalten übers Gesicht und wischte sich ihre tränenden Augen frei. Ihre violette Haut zeugte von tiefer, bewegter Erregung und Nachdenklichkeit. Das leichte Zittern ihrer Ohrläppchen und der sanft geöffnete Mund. Anzeichen von Anspannung und Trägheit zugleich.
    „Ich für meinen Teil werde es in meinem privaten Blog archivieren. Damit ich es immer bei mir habe, falls es nochmal wichtig werden sollte.“
    Zustimmendes Nicken meinerseits. „Ich glaube, das werde ich auch tun.“
    „Sam, wir dürfen uns auf gar keinen Fall zu sehr damit beschäftigen. Wir haben unser eigenes Leben und dürfen uns nicht mit dem Leben anderer herumschlagen.“
    „Ja, Hal, das sehe ich auch so. Ich möchte da auch nicht weiter drauf eingehen.“
    „Also...“ Erwartungsvoll blickte sie mich an. „Gehen wir jetzt etwas schlafen, damit wir nachher zusammen zum Arzt gehen können? Vielleicht können wir ja dann noch etwas trinken gehen, oder werden spontan von Kror und Valery eingeladen.“
    „Richtig!“ Durchgehendes Zustimmen. „Ich wäre auch dafür, etwas zu schlafen. Das war so anstrengend heute. Ich wäre vorhin schon fast im Gerichtssaal eingenickt...“
    „Und ich eben fast auf meinem Stuhl.“

    • Offizieller Beitrag

    Wie findest du bist jetzt die einzelnen Charaktere? Authentisch genug? Es ist manchmal schwierig, die Figuren den Rassen anzupassen, ohne sie zu klischeehaft zu gestalten. Wobei ich nicht mal weiß, ob meine Rassen überhaupt Klischees besitzen.

    Das ist eine gute Frage:
    Hal: Ich muss zugeben, dass sie mir anfangs etwas auf die Nerven ging mit ihrer weinerlichen "Ich schaffe das sowieso nicht" Art, aber mittlerweile hat sie sich etwas stabilisiert und ich mag sie jetzt durchaus mehr. Sie ist doch ganz lustig und auch klug, nur eben etwas wirr und tollpatschig. Das gefällt mir aber gerade an ihr.

    Sam: Drei Worte: Stock im A****. Aber durch den Teil mit der Disko hat man gemerkt, dass er durchaus auch mal auch sich herauskommen kann. Am Anfang empfand ich ihn noch als ein wenig oberflächlich (also, dass er so denkt) aber jetzt kann ich eigentlich nur sagen, dass er über alles nachdenkt und teilweise Pro und Kontra abwägt. Er macht sich (so kommt es mir vor) immer zu allem Gedanken und aus irgendeinem Grund erinnert mich das an meine eigene Persönlichkeit. Die Augen und die Gedanken überall, ohne zu einem wirklichen Ergebnis zu kommen. Ein durchaus sympathischer Charakter.

    Die beiden passen gut zusammen. Sie ergänzen sich. ^^

    Kror: Auch hier zu Beginn ein scheinbar oberflächlich denkender Brutalocharakter, aber jetzt finde ich ihn irgendwie sogar nett. Er ist immer noch etwas grob, aber eigentlich ein guter Kerl. Unberechenbar, aber lustig.

    Zell: Oft kam er noch nicht vor, deshalb kann ich nicht viel über ihn sagen. Er wirkt geheimnisvoll und authoritär. Ansonsten lässt sich nur schwer etwas über ihn sagen.

    Valery: Naja, viel weiß man über sie ja noch nicht. Ich denke, sie kann eine durchaus gute Freundin für Hal abgeben, auch, wenn sie zu Beginn etwas aufdringlich war.

    Ich hoffe, das ist, was du hören wolltest. ^^

    Als wir dann wieder bei unserem Quartier angekommen waren, war es bereits am nächsten Morgen.

    Die saßen ernsthaft die ganze Nacht in diesem Gericht? Na gut, wenn die Verlesung der Anklagepunkte schon Stunden gedauert hat. Meine Fresse, ich hätte die dort wahrscheinlich alle zusammengeschlagen, oder zumindest wäre ich einfach eingeschlafen. Egal wie schockierend das alles war. O.o

    Aber darf ich dir noch andere Frage stellen?

    andere Fragen, oder eine andere Frage

    „Also Slevin wird auf XV Novus in der Wildnis ausgesetzt, weit abseits von jeglicher Zivilisation.

    Und es ist wirklich so. Das schockiert mich zwar nicht mal ansatzweise so sehr wie Sam, aber schrecklich ist es natürlich dennoch. Allerdings schockiert mich Sams Gedanke, dass er etwas von Hilfe schwafelt. Ich hoffe mal, er kommt auf keine blöden Ideen. Wobei ich mir das bei Sam nur schwer vorstellen könnte. :D

    Das ist mal ein vergleichsweise langer Kommentar gewesen, ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen. :D
    Der Teil war jedenfalls gelungen und ich bin gespannt, wie es im nächsten Kapitel weiter geht. ^^

    LG, Kyelia