Das freut mich, @Miri und @Kyelia , dass es euch doch so gut gefallen hat. Dann waren meine anfänglichen Zweifel vollkommen überflüssig. Aber dieser folgende Part war wirklich ein harter Tobak! Es fiel mir irgendwie ausgesprochen schwer, die Tanzszene zu schreiben. Ich selbst kam eben noch nie in den Genuss, mit einer Halbchima zu tanzen. Von daher ist alles nur meiner Fantasie entsprungen. Wie witzig, dass es "sonstige Fantasy" ist.
Lest es euch durch und gebt mir bescheid, ob es trotzdem gefühlvoll und mitreißend ist.
[ KAPITEL 4-DER FREIE TAG-TEIL 23 ]
Wir suchten uns ein freies Plätzchen, was nicht allzu schwer war, da die Leute schon fast freiwillig Platz machen für ihre Veranstalter. Ich legte meine Hände sanft um ihre Hüfte und schaute auf unsere Füße, dass sie auch parallel zueinander standen. Hal legte ihre Hände dabei auf meinen Schulten ab und blickte nur in mein Gesicht. Sie war wirklich eine sehr hübsche junge Frau und ihre Augen strahlten nur so vor Freude und Glückseligkeit. Ich wusste nicht, wie ich mich nun bewegen sollte. Das Lied war recht ruhig und für sie schien es nur wenig turbulenter zu sein. Doch war dies mein erster Tanz mit einer Frau und dann noch so eng.
Meine Hände umschlossen zärtlich ihre Taille und griffen hinter ihrem Rücken ineinander. Mir gefiel das sehr, da ihr Netzoberteil so eine feine Struktur besaß und samtig weich war. Auch ihre Haut war sehr fein und glatt. Sie war ausgesprochen warm, möchte man behaupten. Also meine Hände waren eindeutig kälter, was aber auch an meiner Aufregung liegen konnte. Ich fühlte mich sehr unsicher in meinem Tun, obwohl es doch etwas so einfaches war. Aber auch Hal wirkte etwas verunsichert und zurückhaltend, was untypisch rüberkam. Sonst gab sie sich immer sehr offen und direkt und nun blieb sie dezent distanziert.
Mein Blick schwenkte kurz zu Valery rüber. Sie stand etwas separat und hielt Augenkontakt mit Kror, der seine Sache wirklich gut machte. Mich freute es einerseits, dass ich nun etwas Zeit für mich und Hal hatte und andererseits, dass die Stimmung weiterhin gut blieb. Ich machte mir um die musikalische Unterhaltsamkeit die wenigsten Sorgen. Viel mehr beschäftigte mich der Moment mit Hal. Wie sollten wir nun tanzen? Wie nah sollten wir uns kommen, bevor es zu eng gewesen wäre?
Schnell wurde Hal lockerer und natürlicher, eben mehr wie sie. Ich tippelte immer noch leicht mit den Füßen herum, da machte sie schon beinahe ganze Choreographien. Ich ließ sie walten und erfreute mich einfach nur an ihrem Anblick. Ja, es erregte mich schon leicht, ihr beim innigen Tanzen zuzusehen. Auch wenn es immer noch sehr distanziert gehalten war. Ich bewegte mich hölzern zur Musik und sie als Komplementär dazu sehr beschwingt. Je weiter die Melodie an Fahrt aufnahm, umso offensiver ging Hal an die Sache heran. Sie versuchte mich zu mehr Rhythmus und Beweglichkeit zu animieren und ließ ihre Hüfte schwungvoll kreisen. Meine Arme wippten mit und so schließlich auch mein restlicher Körper. Ich wurde lockerer und schenkte ihr unbewusst ein verlegenes Lächeln. Sie lächelte zurück und trat näher an mich heran. Eigentlich hätte ich dies machen sollen als Mann. Aber ich wusste nicht, was genau ich wollte. Es fühlte sich immer noch etwas komisch an.
Doch dann lehnte sie auch noch ihren Kopf auf meine Schulter und presste ihren Oberkörper an meinen heran. Ich umschloss sie mehr und mehr, lehnte meinen Kopf an ihren an und begann zu führen. Die Musik gab es immer deutlicher her, enger und vertrauter zu tanzen. Ihr Rücken lag leicht frei, das Oberteil war nach oben gerutscht, da es so nur knapp über dem Hosenbund endete. Ihre Haut fühlte sich echt gut an, ich konnte ihre Wirbelsäule angedeutet spüren.
Wir bewegten uns wie eine Einheit von links nach rechts und nebenbei leicht um die eigene Achse. Wir tanzten! Es war ein echt schönes Gefühl. Und sie schmiegte sich immer mehr an mich heran und ließ nun auch ihre Hände um mich wandern und griff sie ineinander. Jetzt umschlangen wir uns gegenseitig und wollten einander nicht mehr loslassen.
Ein Übergang wurde eingeleitet, welcher die Hektik etwas herausnahm, uns beide aber unterbewusst hastiger werden ließ. Als hätten wir bereits geahnt, dass der anschließende Part aggressiver werden würde. Ich wusste nicht, ob es von Kror beabsichtigt war, aber er spielte „Pendulum“ an. Ein sehr rhythmisches und melodielastiges Lied. Es war genau ihres, dieses Rassige und Raue.
Mit viel Effekt und Echo löste er die Spannung in jedem hier auf. Hal brach aus sich heraus und löste sich von mir. Sie begann eine Solonummer. Mit eng anliegenden Armen, tänzelte sie auf der Stelle und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. Sie wirkte verträumt und vollkommen in ihren Gedanken versunken. Die harten Bässe und knalligen Snares untermalten ihre Akrobatik und im Strobo wirkten ihre Bewegungen abgehakt und separiert. Wie ein Schattenspiel mit einzelnen Bildern, ohne jeglichen Zusammenhang im Einzelnen.
Mich machte das vollkommen fertig, es verwirrte mich. Ich fühlte genauso wie sie und wollte auch aus mir herausbrechen, das Lied gab es einfach her. Und sie zwang mich regelrecht dazu, mit ihrem Balztanz. Ich gab mich dem Fluss hin, dem Spiel aus Klang und Schall. Ein reges Dröhnen durchfloss meinen Körper und brachte all meine Muskeln zum Schwingen.
Wie sie ihren Kopf herumwirbelte und die Arme über ihren Körper rieb. Es sah einfach nur fantastisch aus. Sie brachte perfekt Leben in die Monotonie, die den Raum zum Vibrieren brachte. Es schlug uns jegliche Angst aus dem Körper. Jegliche Zweifel waren wie hinweggefegt. Nur noch das Hier und Jetzt existierte. Sie hatte mich erwischt, am wunden Punkt. Hal brachte mich fast zum Weinen. Es verschlug mir einfach die Sprache.
Ich konnte meine Augen nicht mehr von ihr lassen. Sie machte es so perfekt, dass es schon an Übernatürlichkeit grenzte. Wie in Helios´ Namen konnte sie so gut tanzen? Hal, die gerne über ihre eigenen Füße stolperte, bewegte sich so präzise und gezielt. Es beeindruckte nicht nur mich, sondern auch Valery. Obwohl sie ja schon angedeutet hatte, dass Hal sehr gelenkig sei. Und nun konnte ich mich selbst davon überzeugen.
Es ergriff mich, es machte mich stark und schwach zugleich. Ich war in dem Moment überglücklich, die zu haben. Sie stach aus der Menge hervor und ab jetzt nur noch positiv. All diese Dinge in den letzten Tagen, waren an sich strikt des Ignorierens würdig. Und es brauchte exakt zehn Tage, um das zu erkennen. Oder sollte man eher sagen, es brauchte nur zehn Tage mit einer Frau an meiner Seite?
Die Stunden vergingen wie im Flug. Wir tanzten uns sie Seele aus dem Leib und unterhielten uns über Dieses und Jenes, sofern wir mal ein Lied aussetzen wollten. Zwar erzählte meistens nur ich etwas über meine Kindheit, aber das störte mich nicht mehr so sehr. Auf der Helios I war das mit dem Auflegen ganz anders geregelt. Dort konnte man sich direkt von einem Mitarbeiter ablösen lassen, wenn man mal keine Lust mehr hatte, oder verhindert war. Da herrschte auch nicht so viel Andrang, wie hier. Und Hal hatte mich natürlich ein wenig angeflunkert. Denn sie legte auch schon mal auf, diese Gemeine. Auch wenn es nur als kleine Wette gedacht war, zwischen ihrem Cousin und ihr. Ja, Hal hatte noch weitere Verwandte, als ihre Eltern. Wenn man es ganz streng nimmt, sind wir alle irgendwie miteinander verwandt. Ihr Cousin kommt übrigens von der väterlichen Seite und ist sogar reinrassig menschlich.
Warum sie es mir bisher verschwieg, war der selbe Grund, wie er es auch bei mir war. Man sah sie einfach zu selten. Ich hatte meinen Cousin das letzte Mal reell mit zwölf gesehen. Und das auch nur, weil seine Oma gestorben war. Mit ihr hatte ich generell nichts zu tun, auch wenn wir alle zusammen auf der Helios I lebten. Das Leben ist oft einsam, aber dafür gesichert und garantiert. Um auf die Sache mit der Wette zurückzukommen. Sie hatten gewettet, dass Hal es nicht schaffen würde, zehn Minuten lang still auf einem Stuhl zu sitzen. An sich keine schwere Aufgabe. Aber es war Hal. Schon allein das Stillsitzen ohne eine Bedingung fiel ihr schwer. Aber ihr Cousin blieb trotz der verlorenen Wette die ganze Zeit über bei ihr und ließ sie Gott sei Dank nicht komplett allein.
Sie legte zwar miserabel auf, hatte aber Spaß dabei. Dass sie es bei mir so einigermaßen gut konnte, war teils Zufall und teils Angst. Sie wollte mich nicht enttäuschen und strengte sich, so meinte sie zumindest, sich richtig an. Ich fand das schon sehr süß, das zeigte mir, dass sie es wirklich ernst mit unserer Partnerschaft meinte. Ich schenke ihr dann auch gleich einen dezenten Kuss auf die Wange, um ihr das zu bestätigen.
Langsam neigte sich der Abend dem Ende und Kror und Valery verabschiedeten sich auch gegen 26 Uhr. Die letzte Stunde verbrachten wir beide dann gemeinsam oben auf der Tribüne und legten zusammen auf. Zum Glück war die Menge größtenteils schon angefixt genug, um auf weiteren großen Trubel verzichten zu können. Hätte ich vorher gewusst, dass acht Stunden so anstrengend sein konnten, hätte ich es garantiert nicht so gemacht. Ich merkte es mir fürs nächste Mal. Nie wieder auflegen. Oder zumindest nicht in solch einem Maße.
Der Event-Manager kam fünf Minuten vor Ende unserer reservierten Zeit zu uns und wir verabschiedeten uns fürs erste vom FACES. Vielleicht würden wir es in einer Woche wieder besuchen. Auszuschließen war es nicht. Die Zeit drängte nun etwas, da ich den Weg von der Wäscherei bis zum FACES ein wenig zu kurz einschätzte. Aber wir schafften es noch rechtzeitig bis zur Unterführung und gingen wieder mal vorerst getrennte Wege.