Das Williams-Adam-Vermächtnis

Es gibt 176 Antworten in diesem Thema, welches 68.290 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. März 2017 um 15:27) ist von Rainbow.

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    Ein interessanter Verlauf der Geschichte. ich fand Evies Fragerei auch grenzwertig wenn ich ehrlich bin. Schließlich hat sie die Befragten komplett in die Enge getrieben, das würde mir persönlich auch nicht gefallen. Joeys Gereiztheit kann ich gut verstehen, vor allem wenn er Hunger hat und ihm die Art von Evie in diesem Momenttotal auf die Nerven geht.
    Ich bin schon einmal gespannt wie und wann es weiter geht :stick:

    xoxo
    Kisa

    • Offizieller Beitrag

    @Kisa Ich muss dir zustimmen. Es klang wirklich unlogisch. Das ist mir auch schon beim Schreiben aufgefallen und ich war extrem unzufrieden mit dem Teil, aber mir ist irgendwie nichts Besseres eingefallen. Ich habe es jetzt aber nochmal überarbeitet und hoffe, es ist nun besser. ^^

    Kapitel 11
    Interview


    Joey saß Evie immer noch sauer gegenüber. Die Journalistin rückte nervös auf ihren Stuhl hin und her und schien dabei die Unruhe in Person. Er konnte sie nicht verstehen. Schließlich war er ebenfalls Reporter und schrieb Artikel und Berichte für die Bristol Post, aber er reagierte wegen diesem Fall nicht komplett über. Natürlich war er interessant, aber was brachte es ihm wie ein Flummi in der Gegend herumzuspringen und den Leuten auf den Nerven herumzutrampeln? So kamen sie auch an keine Informationen und machten sich nur unbeliebt. Nicht, dass Journalisten sonderlich beliebt waren. Aber das Bisschen, das sie hatten, wollte er sich ungern kaputt machen.
    Auf der anderen Seite bewunderte er Evies Arbeitseinsatz, schon seit er sie das erste Mal getroffen hatte. Sie war zielstrebig und das mochte er an ihr. Normalerweise. Denn jetzt, wo sie ihm in diesem Restaurant gegenüber saß, wusste er nicht mehr so recht, was er davon halten sollte. Vielleicht hätte er seinen Chef doch nicht überreden sollen, ausgerechnet ihn mit ihr gehen zu lassen. Er musste ehrlich gestehen, dass er sich auch eher ein paar ruhige Tage erhofft hatte. Bei Evie hätte er das Gegenteil aber eigentlich in Betracht ziehen müssen. Und immer saß er mit ihr in einem italienischen Restaurant. Er sollte seine Frustration also ablegen und den Augenblick genießen.
    Joey stützte seinen Kopf auf der Handfläche ab und sah zu seiner Kollegin. Sie blickte sich noch immer unruhig um und schien wirklich alles und jedem im Raum im Auge zu haben. Alle außer ihn. Joey kam nicht umher sich dadurch beleidigt zu fühlen. Diese Frau schien ihre Ohren überall zu haben und hatte dann und wann auch ein Gespür für die Gedanken und Gefühle von Menschen. Nur bei ihm schien in Evie alles zu versagen. Bei ihm und bei den Frauen, die sie heute im Kaufhaus befragt hatten.
    Bei genauerem Überlegen waren seine Gefühle für diese Frau komplett unsinnig und er konnte nicht sagen, woher sie kamen. Zwar arbeiteten sie in der gleichen Abteilung der Bristol Post, aber eigentlich hatten sie nichts miteinander zu tun. Außer einigen Gesprächen im Pausenraum, oder das eine oder andere Fachsimpeln, kannten sie sich gar nicht. Nun gut, er hatte sich über sie schlau gemacht, hatte recherchiert, aber viel hatte er damit auch nicht herausgefunden. Nur, dass sie mit dem Anwalt Ben und dem Polizisten Nick befreundet war. Zusammen mit den beiden hatte sie im vergangenen Jahr einen Klon und einen Mann aus den Fängen zweier Irrer befreit. Eine war gestorben und die andere saß in der Geschlossenen. Beide Frauen waren wohl Freunde von Evie. Mehr wusste er auch nicht. Nichts über ihre Eltern, oder Familie. Er konnte noch nicht einmal sagen, wie lang die Haare der Journalistin wirklich waren. Bisher hatte er sie immer nur mit Dutt gesehen.
    Jetzt, da er darüber sinnierte, schiene es ihm noch dümmer. Wie konnte man etwas für einen Menschen empfinden, den man so wenig kannte?
    Gerade, als Joey zum Sprechen ansetzen wollte, um die Ruhe und damit seine Gedanken zu durchbrechen, spürte er ein penetrantes Piken im Arm. Er schrak auf und sah zu Evie, die hektisch zur Tür deutete.
    „Sieh nur, das ist die Frau vom Kaufhaus.“
    Noch immer etwas benebelt drehte sich Joey dem Eingang zu. Im Kaufhaus hatten sie einige Frauen befragt, weshalb er im ersten Moment nicht so recht wusste, wen sie meinte. Dann erkannte er sie aber sofort. Es war die Frau, die sie beim Verlassen des Kaufhauses gesehen hatten. Diejenige, der Evie noch hatte nacheilen wollte. Sie betrat zusammen mit ihrem Kind und einem Mann das Restaurant. Zielsicher steuerten sie auf einen Tisch zu und ließen sich daran nieder.
    Joey folgten ihnen mit dem Blick, dann zuckte er jedoch die Schultern und sah zurück zu Evie. Sofort bereute er es. In den Augen der Journalistin spiegelte sich aufflammender Ehrgeiz und etwas, dass er liebend gern nicht gesehen hätte.
    „Komm nicht auf blöde Ideen, die Leute wollen hier sicher … “ Und weg war Evie. Joey klatschte sich die Hand ins Gesicht, als er sie dabei beobachten musste, wie sie quer durch den Raum lief. Sie beugte sich über den Tisch, redete auf den Mann und dann die Frau ein. Beiden reichte sie die Hand, dann zeigte sie zu einem freien Tisch. Die Frau folgte ihrem ihr mit dem Blick. Zögernd wandte sie sich noch einmal an ihren Mann, dieser verschränkte die Arme und sagte etwas, das Joey aus der Entfernung nicht verstand. Die Blonde nickte und stand dann auf. Ein schüchternes Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie Evie folgte.
    An dem freien Tisch ließen sie sich sinken, dann winkte die brünette Journalistin in seine Richtung. Seufzend erhob sich Joey ebenfalls und querte das Restaurant. Eigentlich wollte er nur noch etwas Essen.
    Wenn er nicht endlich etwas zwischen die Kiemen bekam, würde sich sein Magen aus Langeweile selbst verdauen.
    Als er an den Tisch trat grüßte er zuerst höfflich die Frau und reichte ihr die Hand. Erst dann ließ er sich sinken.
    Sofort begann Evie zu reden.
    „Also wie schon erwähnt, habe ich ein paar Fragen zu den aktuellen Mordfällen in London.“ Professionell legte Evie ihren Block vor sich hin. In ihm standen alle Notizen und Fragen, die sie sich im Laufe des Tages hatte einfallen lassen. Eine Menge, wie Joey mit einem Seitenblick feststellte. Wenn Evie nun vorhatte, alle diese Fragen zu stellen, konnten sie sich auf eine Nachtschicht vorbereiten. Zu allem Überfluss würde er sein Essen wohl nicht mehr bekommen.
    Bedächtig nickte die Frau, abwartend, was nun folgen würde. „Ich sehe, dass sind viele Fragen, die Sie da haben.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln, als ihr der Stapel Blätter auffiel, die Evie zusammensuchte.
    Joey musste sich stark beherrschen, um nicht loszuprusten. Es war der blonden Frau anzusehen, dass sie am liebsten geflüchtet wäre, aber es gab kein Entkommen mehr, das schien sie zu spüren.
    „Ja, einige“, meinte Evie nur trocken. Entweder hatte sie den Ausdruck in den Augen der Fremden nicht bemerkt, oder aber sie ignorierte ihn einfach. „Sie haben also schon von diesem Serienmörder gehört. Haben Sie Angst, dass Sie vielleicht sein nächstes Opfer sein könnten? Sie passen ja wunderbar in sein Profil. Blond, schlank, blaue Augen und eine Familie.“ Abwartend starrte Evie der Frau entgegen, die nur entgeistert zurück stierte.
    Nervös begann sie mit den Händen an der Tischdecke herumzuspielen. Als sie es bemerkt, schob sie den Salzstreuer ziellos auf dem Tisch hin und her.
    „Also ich, ich weiß nicht. Das ... “ Sie hielt inne, senkte den Blick und sah dann zu ihrer Tochter. Das sachte Lächeln trat zurück in ihr Gesicht. Sie war auch ohne diese hübsch, aber mit wirkte sie gleich viel jünger. Nicht, dass sie sonderlich alt war. An die Dreißig, alter nicht. „Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen meine Karte gebe?“ Die hatte ihre Stimme wieder gefunden und kramte nun in ihrer Handtasche. Eine Visitenkarte landete auf dem Tisch zwischen Evie und Joey. Er hatte gar keine Chance zu reagieren, da schnappte seine Kollegin auch schon nach dem Stück Papier.
    Flüchtig überflog Evie diese, dann reichte sie sie auch Joey. Tiffany Morgen. Kinderärztin. Das erklärte ihre freundliche Natur.
    „Ich mache meine Pause jeden Tag in einem kleinen Café unweit meiner Praxis. Es ist nicht zu übersehen. Die Adresse meiner Praxis steht auf der Karte. Wir könnten uns dort treffen und noch einmal in Ruhe reden.“
    Ein Strahlen machte sich auf Evies Gesicht breit.
    „So können wir es gern machen. Vielen Dank.“
    „Dann bis morgen“, meinte Tiffany und erhob sich von ihrem Platz. Ein Lächeln schenkte sie ihnen noch, dann lief sie zu ihrem Mann und ihrem Kind zurück. Erst jetzt fiel Joey auf, dass der brünette Mann sie die ganze Zeit beobachtet hatte.
    „Können wir jetzt auch wieder zurück an unseren Tisch, oder willst du noch mehr Leute belästigen?“ Joey stand auf und wartete ungeduldig darauf, dass die Brünette es ihm gleich tat.
    „Können wir“, meinte Evie und schenkte die Karte herum. „Ich habe, was ich wollte. Ein Treffen.“ Sie wirkte glücklich und für einen kurzen Moment sorgte dieses fröhliche Gesicht für ein schnelles Hüpfen seines Herzens. Im nächsten Augenblick zog es sich jedoch schmerzhaft zusammen. Die Arbeit machte sie glücklich, mit ihm essen zu gehen, eher nicht.
    Deprimiert schlurfte er hinter seiner Kollegin zu seinem Tisch. Was machte er nur falsch, dass Evie ihn nicht bemerkte, aber eine Frau, die sie nur einmal flüchtig gesehen hatte, sofort wieder erkannte?

  • Kapitel 12
    Tiffany Morgen



    Evie saß der blonden Frau, die sich ihr im Restaurant am Vortag als Tiffany Morgen vorgestellt hatte, gegenüber.
    Diese nippte an ihrem Cappucino und wirkte ausgesprochen nervös. Evie war hingegen von Vorfreude erfüllt. Endlich hatte sie jemanden gefunden, der bereit war ihr zu helfen.
    „Meinen Sie ich könnte wirklich in das Profil des Täters passen, Miss Jones?“, fragte Tiffany unruhig.
    „Nennen Sie mich Evie“, bat die Journalistin. Die Kinderärztin nickte und Evie nahm es Angebot auf ihr Gegenüber ebenfalls duzen zu können, als sie fortfuhr: „Ich habe die Berichte eines Freundes gelesen. Er arbeitet bei der Polizei und darin stand, dass alle Frauen blond waren und blaue Augen hatten. Aber mach dir keine Sorgen. Das trifft auf ziemlich viele Frauen zu. Ich wollte dich damit nicht verunsichern.“
    „Nun … deshalb bin ich eigentlich auch nicht beunruhigt. Naja nicht nur deshalb“, murmelte Tiffany und umklammerte ihr Tasse, sodass ihre Knöchel weiß hervortraten. Evie witterte eine Story für ihr Klatschblatt und musste sich bemühen in ihrem Eifer weiterhin taktvoll zu bleiben.
    „Hast du etwas beobachtet?“
    „Naja was heißt beobachtet. Meine Tochter hatte mich gestern darauf aufmerksam gemacht. Auf der anderen Straßenseite lief ein Mann in braunem Hoodie. Er sah schon ziemlich gruselig aus. Aber dann fing es an zu regnen und wir sind ins Kaufhaus geflohen. Er ist uns nicht gefolgt, also wird es so schlimm nicht gewesen sein. Vielleicht reagiere ich einfach über. Wir sind alle verunsichert“, antwortete die Frau und versuchte sich mit ihren Worten selbst Mut zu machen, sah sich dabei aber wie ein gejagtes Kaninchen um.
    „Das kann natürlich sein“, pflichtete Evie Tiffany bei und versuchte die Frau zu beruhigen. "Hast du vielleicht mehr erkannt als nur einen braunen Hoodie?"
    Tiffanys Blick ging ins Leere, als sie versuchte sich an mehr zu erinnern. „Nein, nicht wirklich. Er hatte noch eine normale Jeans an, aber das hilft auch nicht weiter, oder?“ Die Augen der blonden Frau kehrten zu der Journalistin zurück, die versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    „Sonst nichts? Keine ... markanten Gesichtszüge?“, bohrte sie weiter.
    „Nein. Er hatte die Kapuze sehr weit ins Gesicht gezogen und die Hände tief in die Hosentaschen vergraben ... Allerdings“ Evie horchte auf. „Allerdings ist er ein wenig gehumpelt. So als wäre sein Kniegelenk gelähmt oder so ähnlich.“
    Das ist doch was!“, jubilierte Evie und machte sich eifrig Notizen auf einen ausgefledderten Block. Sie versuchte noch eine Weile weitere Informationen aus Tiffany heraus zu kitzeln, aber es war zwecklos. Sie hatte den Mann nur kurz gesehen und war dann ins Kaufhaus geflohen, als es zu hageln begonnen hatte.
    „Darf ich dir meine Nummer geben, damit du dich gleich melden kannst, falls dir noch etwas auffallen sollte?“
    Tiffany wirkte erleichtert und nickte. Die Brünette schrieb ihre Nummer auf eine Serviette und schob sie der Kinderärztin hin.
    „Es beruhigt schon etwas, jemanden zu haben, mit dem man darüber reden kann“, sagte diese und lächelte unsicher.
    Evie erwiderte die Geste. „Was ist mit deinem Mann?“
    Die Kinderärztin zuckte die Schultern. „Wir verstehen uns prima und es läuft echt gut zwischen uns, aber dieses Thema meidet er. Ich glaube er hat selber zu viel Angst, um das Thema an sich ran zu lassen.“
    Verlegen wich sie Evies Blick aus und sagte: „Naja, ich muss dann auch wieder los. Ich melde mich, sollte mir etwas auffallen.“
    „Oder wenn du reden möchtest“, ergänzte Evie nicht ganz uneigennützig.
    Als sie zusammen das kleine Café verließen, prasselte wie aus dem Nichts ein Platzregen auf sie nieder. Dunkle Wolken hatten in Sekundenschnelle den Himmel verdunkelt, Blitze zucken und Donner grollte. Es war als ob das Wetter wütend auf sie wäre ...
    Schnell trennten sich die beiden Frauen und als Evie die Straße runter zu ihrem Mietwagen rannte, war sie innert weniger Augenblicke bis auf die Knochen durchnässt.

    Wenig später saß die Journalistin mit nassen Haaren, aber in trockenen Kleidern auf ihrem Bett im Hotelzimmer und hatte den Laptop auf dem Schoß. Mit fliegenden Fingern tippte sie eine Rohfassung zur Story über „Den Mann im braunen Hoodie“.
    „Findest du es nicht gemein Tiffanys Ängste auszuschlachten?“, fragte Joey, der sich neben ihr auf dem Bett ausgestreckt hatte und die Decke anstarrte. Evie fand ihn heute besonders müßig und drehte sich deshalb nur irritiert zu ihm um.
    „Äh … das ist unser Job?“
    „Aber sie hat dir diese Dinge im Vertrauen erzählt.“ Joey stützte sich auf die Ellbogen und schaute sie an. Sie erwiderte seinen Blick, auch wenn er für ihren Geschmack etwas zu intensiv war, doch sie war nicht der Mensch, der Blickduelle verlor.
    „Sie wusste, dass ich Journalistin bin.“ Evie zuckte gleichgültig mit den Schultern und stellte ohne den Blick abzuwenden den Laptop auf das Bett.
    „Ja aber … vielleicht brauchte sie einfach jemanden zum Reden? Wenn sie deine Freundin wäre, hättest du es dann auch einfach so vermarktet?“, blieb Joey hartnäckig.
    „Himmel, Herrgott!“, brauste Evie auf. „Es ist mein Job und ich kenne Tiffany kaum und sie wusste, was ich beruflich mache. Und jetzt hör um Himmelswillen auf den Moralapostel zu spielen! Ist ja kein Wunder, dass du nie eine vernünftige Story auf‘s Blatt bringst!“
    Evie funkelte ihr Gegenüber wütend an, doch dann fiel ihr auf was sie gesagt hatte.
    „Oh Scheiße. Joey, es tut mir leid. Ich hab es nicht so gemeint“, versuchte sie die Situation noch zu retten.
    „Ist schon okay“, murmelte der Dunkelhaarige, ließ wieder zurück sinken und fuhr damit fort die Decke anzustarren. Evie biss sich auf die Lippe und musterte den Mann. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf den Arm und spürte, wie er sich sofort verkrampfte. Dennoch versuchte sie zu richten, was sie noch richten konnte: „Wirklich, ich hätte es nicht sagen dürfen. Du bist ein guter Journalist und ein noch besserer Kollege.“
    „Es ist okay, Evie.“ Joey dreht sich zur Seite von ihr weg und sie glaubte noch ein leises „Darum geht es doch gar nicht“, gehört zu haben, doch sie war der Ansicht, dass es besser war Joey jetzt einfach in Ruhe zu lassen. Im besten Fall würde sie es ohnehin nur weiter verschlimmern.
    Mit flinken Fingern tippte sie weiter, bis ihr schließlich die Augen zufielen und sie über ihrem Laptop einnickte.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

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    Ein gut geschriebener Teil, auch wenn ich sagen muss, das Evie manchmal wirklich übertreibt, zudem stelle ich noch in Frage, dass die Ärztin wirklich so reagieren würde, wie sie es an dieser Stelle tut. Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, wäre ich nicht noch einmal auf Evie zugekommen um mich für die Worte meines Mannes zu entschuldigen, auch dann nicht, wenn sie gerechtfertigt waren, ebenso wie die Idee eines Treffens am nächsten Tag. Das erscheint mir ein wenig unlogisch, wenn ich ehrlich bin, da in meinen Augen niemand so reagieren würde.

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    „Nennen Sie mich Evie“, bat die Journalistin. Die Kinderärztin nickte und Evie nahm es(das) Angebot auf ihr Gegenüber ebenfalls duzen zu können, als sie fortfuhr: „Ich habe die Berichte eines Freundes gelesen. Er arbeitet bei der Polizei und darin stand, dass alle Frauen blond waren und blaue Augen hatten. Aber mach dir keine Sorgen. Das trifft auf ziemlich viele Frauen zu. Ich wollte dich damit nicht verunsichern.“
    „Nun … deshalb bin ich eigentlich auch nicht beunruhigt. Naja nicht nur deshalb“, murmelte Tiffany und umklammerte ihr(ihre) Tasse, sodass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    ....
    „Ist schon okay“, murmelte der Dunkelhaarige, ließ _(sich) wieder zurück sinken und fuhr damit fort die Decke anzustarren.

    Auch dies ist ein gelungener Teil. Du hast die Situation gut beschrieben, aber wie ich oben schon angedeutet habe, finde ich das eigentliche Treffen etwas.... nicht unlogisch, aber ich würde das nicht so machen, wie die Ärztin. Aber das eigentliche Geschehen ist gut und sachlich beschrieben und die kleine Auseinandersetzung mit Joey ist dir ebenso gut gelungen.
    Ich muss ehrlich zu geben, dass ich jetzt wirklich mal darauf gespannt bin, wie es weiter geht und was Evie noch so alles herausfinden wird, während ihrer Zeit in London :D
    Also schreibt bitte schnell weiter :stick:

    xoxo
    Kisa

  • Hallo! Super geschrieben und sehr spannend. Ich könnte jetzt auch gut noch eine weitere Forenseite lesen. Besonders die Charaktere wachsen mir ans Herz, die sind euch viel besser gelungen als im ersten Teil. Was vielleicht daran liegt, dass sie keine gestörten Kloner sind. Einziger Kritikpunkt ist Evies Vorgehensweise in London, die doch ein bisschen zu sehr auf Glück vertraut hat. Wieviele blonde Frauen mit Familie gibt es in London? Wollte sie die alle fragen? Das kam mir schon etwas unprofessionell vor und es hat mich wirklich gewundert, dass sie jetzt auch noch auf der richtigen Spur ist, wie die anderen Szenen vermuten lassen. Ehrlich gesagt ist es sehr unrealistisch und wenn es so ist, wie es scheint, könnte dies eure Geschichte schwächen. Überlegt es euch gut. Aber vielleicht führt ihr uns ja auch in die Irre und alles ist gut. Ansonsten war alles top. Viele Grüße Dinteyra

    • Offizieller Beitrag

    Aber vielleicht führt ihr uns ja auch in die Irre und alles ist gut.

    Tja, dann lasse dich mal überraschen. :P

    Kapitel 13
    Gefühlschaos


    Das Klingeln eines Handys riss Joey aus dem Schlaf. Murrend rückte er weiter von dem nervigen Geräusch weg und zog sich die Decke über den Kopf.
    „Los aufstehen, du Langschläfer!“, hörte er Evie irgendwo vom Fußende des Bettes her sagen. War sie etwa schon aufgestanden? Kein Wunder, sie war am Abend ja auch irgendwann eingeschlafen, während er die halbe Nacht wachgelegen und sich den Kopf zerbrochen hatte. Eigentlich hatte er über den Fall nachdenken wollen, aber immer wieder schob sich eine gewisse Brünette in seine Überlegungen. Im Anbetracht der Umstände schämte er sich schon fast ein wenig. Er brachte seine Gefühle nicht unter Kontrolle und derweil mordete irgendso ein Idiot in London junge Frauen.
    „Lass mich“, knurrte er. Er hatte noch nicht vor aufzustehen. Und er wollte sich auch nicht in seinem jetzigen Zustand vor Evie präsentieren. Er musste aussehen wie ein Penner. Seine Haare waren ungewaschen und seine Augenringe mussten schon Augenringe haben.
    „Kommt nicht infrage! Wir gehen heute in die Bibliothek.“ Evie ruckelte an seiner Decke und versuchte sie ihm vom Körper zu ziehen. Verkrampft unterband Joey das Vorhaben und krallte seine Finger in den Bezug.
    „Bibliothek? Warum das?“, lenkte er sie ab.
    „Ganz einfach!“ Evie ließ von der Decke ab und er hörte ihre schuhlosen Schritte über den Parkettboden schlurfen. „Wir werden mit der Befragung nicht weit kommen, deshalb werden wir über Serienmörder vergangener Zeiten recherchieren.“
    Joey verzog das Gesicht. Dass die Befragung nichts bringen würde, hatte er ihr von Anfang an gesagt, aber sie hörte ja nicht auf ihn. Sie wollte damit die allgemeine Einstellung der Leute zu diesem Thema auslote.
    „Ich bin mir sicher, dass wir irgendwo in den Unweiten der literarischen Welt auf ein ähnliches Muster treffen werden. Mr. Hoodie eifert bestimmt einem dieser Mörder nach.“
    Joey merkte wie sie sich auf der anderen Bettseite fallen ließ und murrte ob dem Ruck, der durch die Matratze ging.
    „Würde es Parallelen zu anderen oder zu fiktiven Serienkillern geben, dann wäre das sicher schon jemandem aufgefallen“, grummelte er.
    „Das finden wir nur heraus, wenn wir nachschauen.“ Wieder bewegte sich die Matratze. „Also raus aus dem Bett!“ Mit einem Mal wurde wieder an der Decke gezogen. Doch statt Evie sie ihm entriss, verschaffte sie sich nur genug Freiraum, damit sie ihm ihre kalten Hände unter das T-Shirt schieben konnte. Eine Gänsehaut schoss über seinen ganzen Körper und ehe sich Joey versah, fiel er übereilt aus dem Bett. Sein Herz raste und sein Gesicht musste puterrot sein, als er Evie ansah. Diese lag quer auf dem Bett und grinste ihn frech an.
    „Super, du bist endlich aufgestanden“, kicherte sie ungeniert.
    „Bist du wahnsinnig?“, brachte Joey nur vollkommen überfordert hervor. Ihm schwirrte der Kopf. Sämtliche Gedanken überschlugen sich und sein Herz schien dies noch übertreffen zu wollen. Was sollte das? Wusste Evie denn nicht, dass sie ihn mit solchen Handlungen völlig durcheinander brachte? Vermutlich nicht. Woher auch?
    „Jetzt zier dich nicht so. Das waren doch nur meine Hände. Ich hätte dich genauso gut auch anknabbern können.“
    Das bildete er sich ein. Das entsprach nicht der Wirklichkeit. Er befand sich in einem Traum.
    Ungläubig glotzte er Evie an und für den Bruchteil eines Wimpernschlags, spielte er mit dem Gedanken, sich selbst eine Ohrfeige zu verpassen, um aus dem Schlaf aufzuwachen.
    „Jetzt stier mich nicht so an wie ein verängstigtes Kind.“ Evie erhob sich wieder aus dem Bett und zog sich die Schuhe an. „Du musst echt kitzlig sein, wenn du schon aufschreckst, obwohl ich noch gar nichts gemacht habe.“ Es dauerte eine Weile, bis die Bedeutung der Worte durch den benebelten Zustand zu Joey vorgedrungen war. Doch dann entfalteten sie ihre volle Kraft. Joey fühlte sich, als hätte er die Kugel einer Schusswaffe abgefangen – direkt durchs Herz. Am liebsten wäre er in die Knie gesunken und hätte sich irgendwo verkrochen. Allein für seine Naivität zu glauben, sie hätte mit den Berührungen andere Absichten gehabt.
    „Du schaust drein, als hätte ich etwas Verbotenes getan.“ Evie musterte ihn mit skeptischem Blick, dann schlenderte sie aber durch das Zimmer und suchte einige Sachen zusammen.
    Joey öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne dass ein Wort seine Lippen verlassen hatte. Schon jetzt kraftlos schleppte er sich ins Badezimmer. Hinter sich schloss er die Tür und lehnte sich daran an. Er atmete einige Male tief durch. Dann raufte er sich die Haare und trat gegen den kleinen Papierkorb, der unter dem Waschbecken stand. Wie konnte er nur so blöd sein? Was sollte Evie schon für Hintergedanken haben? Außer diesen Fall und ihre Arbeit interessierte sie sich schließlich für nichts.
    Mit hängendem Kopf stützte er sich auf das Waschbecken. Einseitiger konnten Gefühle gar nicht sein. Und wenn er es ihr sagte, würde sie ihn vermutlich ganz aus dem Leben streichen.
    „Beeil dich etwas. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Obwohl eigentlich schon. Aber ich dachte, wir gehen zuvor noch etwas frühstücken.“
    Sie machte es schon wieder. Unbewusst ließ sie in ihm so etwas wie Hoffnung aufkeimen, nur um es dann mit den Füßen wieder zu zertreten wie ein blinder Bulldozer.
    „Gestern warst du ja auch ziemlich angepisst deshalb.“ Und da kam die Dampfwalze, die seine Gefühle achtlos überrollen würde. Gekränkt darüber hörte Joey nur mit halbem Ohr zu, während er sich seiner Sachen entledigte und sich in die Duschkabine zurückzog. „Ich schrullige Journalistin vergesse eben oft, dass nicht alle so ticken wie ich. Aber wenn du ein schönes Frühstück brauchst, dann solltest du das auch bekommen.“ Nun wurde Joey doch wieder hellhörig. Damit hatte er nicht gerechnet. Und obwohl alle Alarmglocken schrillten, beugte er sich wieder etwas aus der Dusche, als könnte er so die Worte schneller aus Evies Mund ziehen. „Ich bin extra früh aufgestanden, um einen Tisch zu reservieren, damit du länger schlafen kannst. Allerdings musste ich den Wecker stellen, damit du überhaupt aufstehst, um die Reservierung nicht zu verpassen.“ Warum hatte sie das nicht gleich gesagt? Damit hätte sie ihm eine Menge Stress erspart.
    „Evie ich … “, begann er, doch Evie unterbrach ihn.
    „Tja, ich fürchte, ich habe es schon wieder vermasselt, oder?“
    Wenn sie so fragte ...
    Joey tat, als hätte er ihre Frage nicht gehört, sondern schaltete die Dusche an. Er hätte nicht einmal gewusst, was er hätte antworten sollen. Hatte sie den Tisch bestellt, um nicht noch wieder seiner hungrigen, genervten Seite zu begegnen, oder weil sie wirkliche Schuldgefühle hatte? Oder hatte sie herausgefunden, was er für sie empfand und hatte nun Mitleid mit ihm, weil sie es nicht bemerkt hatte? Oder fühlte sie gleich? Nein, eher noch würde sie ihm beim Frühstück sagen, dass sie seine Gefühle nicht erwidern konnte. Aber dann hätte sie ihn vorhin nicht unter sein T-Shirt gefasst. Nun bildete er sich schon wieder Sachen ein, die nicht da waren. Sie wollte ihn schließlich nur aus dem Bett kitzeln, einen anderen Gedanken hatte sie nicht. Oder doch?
    Diese Unwissenheit machte ich noch fertig. Vielleicht bekam er in der Bibliothek ja eine Chance, Näheres herauszufinden.

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    Auch dieser Abschnitt ist gut geschrieben und es kommt immer deutlicher hervor, dass Joey Gefühle für Evie hat, die von ihr aber nicht erwidert werden, wodurch er in fast jede Begebenheit, die von ihr ausgelöst werden, etwas hineininterpretiert, was gar nicht da ist, wodurch sie ihm noch merkwürdiger vor kommt, als ohnehin schon. Das gelinkt euch beiden wirklich gut darzustellen, dass ich nämlich nicht so sonderlich einfach, deswegen Hut ab. :D
    Ich bin mal gespannt, wie es im nächsten Abschnitt weiter geht. Mal sehen, ob die Recherche in der Bibliothek etwas bringen wird :stick:

    xoxo
    Kisa

  • „Sie würden vom Alter her den Opfern entsprechen.“

    Ohne mist jetzt? Dreister gehts nicht, oder?

    „Komm nicht auf blöde Ideen, die Leute wollen hier sicher … “ Und weg war Evie. Joey klatschte sich die Hand ins Gesicht, als er sie dabei beobachten musste, wie sie quer durch den Raum lief.

    Ich habe hier ebenfalls meine Hand gegen die Stirn geklatscht...

    Die Frau folgte ihrem ihr mit dem Blick

    Den Satz verstehe ich nicht :)


    oh man, im ernst? Also Evie geht mir grad ein wenig auf die Nerven. Ihr Ehrgeiz in allen Ehren, aber was sie macht ist Grenzwertig. Das sie jetzt diese Tiffany kennengelernt hat, ist interessant, weil sie ja vermutlich tatsächlich die Nächste ist.. oje..

    Joey tut mir immernoch leid :(

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • So, hab endlich aufgeholt. Gefällt mir alles sehr gut. Auch wenn mich überrascht wie grobschlächtig Evie während der Arbeit vorgeht und trotzdem die Kinderärztin Vertrauen fasst. Aber vielleicht war sie auch nur verzweifelt.

    Joey finde ich sehr sympathisch, allerdings wird er zu sehr auf seine Gefühlswelt reduziert. Schlußendlich ist er auch ein Profi, und auch wenn Evie ihn für unfähig erachtet, wird ein Profi trotz duseliger Gefühlswelt hin und wieder was richtig machen. Was er an Evie findet, kann ich sowieso nicht nachvollziehen. Die ist ja nur anstrengend :D

  • Kapitel 14
    Im letzten Augenblick

    Evie strich schon seit vier Stunden durch die Gänge der Bibliothek.
    Zuerst hatte sie es mit Büchern zum Thema Psychologie versucht, aber dann fiel ihr auf, dass sie vom Täter nichts wusste, ergo konnte sie seine Psyche auch nicht analysieren. Auch die Bücher in denen es um Körpersprache ging, halfen ihr nicht wirklich weiter.
    Manchmal blieb sie stehen, betrachtete den Titel eines Buches genauer, doch nach dem Lesen des Klappentextes stellte sie es wieder zurück an seinen Platz. Hier und da gab es ein Buch zu Verhaltensmustern.
    Daraus hatte sie erfahren, dass Menschen vertraute Muster selten bis gar nicht ablegten. Im Kontrast dazu stand Nicks Erfahrung als Polizist. Durch ihn hatte sie gelernt, dass Serienkiller oft übermütig wurden und deswegen bestimmte Details an ihren Morden änderten oder ihre Leichen nicht mehr versteckten.
    Ihr Killer hatte das noch nie getan. Er schien von Anfang an keine Angst vor den Behörden und den Konsequenzen gehabt zu haben.
    Frustriert schlug sie mit der Faust gegen eines der Regale. Sie hatten NICHTS! Null! Nada! Niente! Keine heiße Spur.
    Sie hatte es sogar schon bei der Londoner Polizei selbst probiert, doch als sie wahrheitsgemäß antwortete, dass sie eine Journalistin sei, hatte man sie eiskalt abgeschmettert.
    Sie würde nie an brauchbare Informationen zu dem Täter kommen und so vielleicht sogar helfen ihn zu schnappen, indem sie darüber schrieb und die Allgemeinheit informierte und warnte!
    "Evie", drang Joey Stimme zu ihr durch. Dem Nachdruck nach zu urteilen, mit dem er ihren Namen sagte, schien es nicht das erste Mal zu sein. Sie schaute auf. Seine Augen wirkten mit einem Mal beruhigend auf sie. Energisch fegte sie diesen Gedanken beiseite und fragte: "Was gibt's?"
    "Die Bücherei schließt gleich zur Mittagspause. Lass uns die Bücher wieder einsortieren und einen Kaffee trinken gehen."
    Liebend gerne hätte Evie ihm entgegen gefaucht, dass er immer nur ans Essen dachte, doch im letzten Moment konnte sie ihre Zunge hüten. Er konnte nichts für ihre Laune und er hatte Recht.
    Also warf sie stattdessen ihren schokoladenbraunen Zopf über die Schulter und lächelte ihn resigniert an, ehe sie zu ihrem Tisch ging und sich einen Bücherstapel auflud, den sie zurück in die Regale schaffen wollte.
    Als sie zwischen zwei der deckenhohen Regale stand, vibrierte ihr Handy. Sie legte den Packen, den sie noch auf dem Arm hatte in eine Lücke in einem der Regalfächer und fischte das rechteckige Ding aus ihrer Hosentasche.
    mit geübten fingern wischte sie einmal über den Bildschirm und schaute auf den Display.

    Eingehender Anruf Tiffany Morgan

    Sofort strich Evie über den Bildschirm und nahm das Gespräch an.
    "Hallo Tiffany. Was gibt's?", fragte sie.
    "Evie! Bitte komm schnell! Ich kann meinen Mann nicht erreichen, aber hier ist irgendwas ...", redete die Kinderärztin verstört in ihr Telefon. Schockiert musste Evie sich erstmal sammeln. Die Kinderärztin passte perfekt ins Profil, aber so war trotzdem nicht geplant gewesen.

    Scheiße!
    "Wo bist du?!", presste sie schließlich hervor, während sie Joey energisch herbei winkte.
    "Chinatown. Kwoloon!"
    "Ruf die Polizei! Wir kommen!" Ohne abzuwarten legte Evie auf, packte Joey am Arm und stürmte aus der Bibliothek.
    "Was zum Henker?", entrang sich Joey, der stolpernd versuchte mit seiner Kollegin Schritt zu halten.
    "Tiffany. Wir müssen nach Chinatown! Sie steckt in Schwierigkeiten!"
    Das reichte, um Joeys Schritte in einen gleichmäßigen Takt zu bringen. Er überholte die Journalistin und fummelte noch im Rennen den Autoschlüssel zu ihrem Mietwagen aus seiner Hosentasche.

    Der Verkehr war unglaublich dicht, wie immer in London und durch ihre mangelnde Ortskenntnis kannten sie nicht einmal eine Abkürzung. Unruhig rutschte Evie auf ihrem Platz hin und her.
    Evie war während der Fahrt schon drauf und dran auszusteigen und zu Fuß zu rennen, hatte sie doch das Gefühl, dass es so schneller gehen würde, doch ohne das Navi hatte sie keinen blassen Schimmer wo lang sie gemusst hätte.
    Eine gefühlte Ewigkeit später, die sie sich in ihrem roten Auto durch den dichten Verkehr gequält hatten, erreichten sie das Kwoloon.
    Gehetzt warf Evie die Tür des Wagens auf und machte sich nicht die Mühe sie wieder zu schließen, ehe sie sich zwischen den parkenden Autos durchquetschte, denn Joey hatte in zweiter Reihe gehalten.
    Sie hörte seine Autotür schlagen und dann seine Schritte, die ihr folgten.
    Aufgeregt blickte sie sich nach allen Seiten um, konnte die blonde Ärztin jedoch nicht entdecken.
    Wie ein aufgescheuchtes Huhn fegte sie in den Laden hinein, während ihr Kollege den Fußweg nochmal unter die Lupe nahm.
    Der Kellner, den Evie rücksichtslos von seiner Arbeit abhielt, konnte sich an keine blonde Frau erinnern.
    Enttäuscht rannte sie wieder hinaus und erkannte, dass dicke Gewitterwolken den eben noch strahlend blauen Himmel verdunkelt hatten und die ersten Tropfen auf den Asphalt klatschten.
    Seltsam. Immer wenn sie etwas in Zusammenhang mit Tiffany tat, dann änderte sich das Wetter.
    Energisch wischte sie den Gedanken weg und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche: Tiffany finden.
    "Evie!", rief Joey beinahe hysterisch und sie konnte sehen wie er die Straße hinunter rannte.
    "Was ist?", fragte sie und nahm am Rande wahr, wie die ersten Sirenen zu heulen begannen.
    „Hier ist ihre Handtasche“, brüllte der Journalist und hob eine schwarze Tasche vom Boden auf.
    Keine zwei Sekunden später ertönte ein gellender Schrei, der Evie durch Mark und Bein ging: „Lass mich los! Hilfe!!“
    Sofort setzten sich die beiden in Bewegung. Mittlerweile konnte die Brünette schon die Blaulichter am anderen Ende der Straße erkennen.
    Eiskalter Platzregen brach aus. Evie begann augenblicklich zu frieren, doch unbeirrt rannte sie neben ihrem Kollegen her. Sie erkannte Tiffanay die Straße abwärts. Ihre Haare waren wild und zerzaust und klatschnass an ihren Kopf gepresst. Verzweifelt trat und schlug sie um sich, doch sie war den Kräften des Entführers nicht gewachsen.
    Die Journalistin warf einen flehenden Blick Richtung der Polizeiwagen. Erleichtert stellte sie fest, dass diese Tiffany fast erreicht hatten, doch das hielt Evie nicht davon ab wie besessen auf die Kinderärztin zuzuhalten.
    Der Mann trug wieder einen Hoodie, diesmal schwarz. Ein wütendes Brüllen entrang sich seiner Kehle als er erkannte, dass er sein Opfer nicht rechtzeitig aus der Reichweite der Polizei schaffen konnte.
    Mit einem zornigen Ruck ließ er von der blonden Frau ab und verschwand im Dunkel der Gassen.
    Tiffany brach weinend auf dem Bürgersteig zusammen, sofort war Evie bei ihr und nahm sie fest in den Arm.
    Zitternd nahm sie wahr, wie Joey mit einigen Polizisten die Verfolgung von Mr. Hoddie aufnahm.
    Ein anderer kam mit trocknen Decken auf sie zu, hüllte die beiden Frauen darin ein und schob sie in das Innere eines Polizei-Vans, in dem es warm und trocken war.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Sorry, dass ich jetzt ert poste, ich war die Tage unterwegs :)

    Oh mann spannender Teil. Da hätte es Tiffany ja beinahe erwischt. O.o
    Wirklich gut und auch spannend beschrieben, bin gespannt wie es weitergeht. Der Typ wird ja jetzt verfolgt. Aber vermutlich schafft er es zu entkommen :S

    "Chinatown. Kwoloon!"

    Chinatown in London? Das hat mich gerade so arg verwirrt, dass ich das tatsächlich gegoogelt habe.
    Und siehe da! Es gibt tatsächlich ein Chinatown in London. Wow - wusst ich nicht :D
    Es gibt sogar den Laden, den du beschrieben hast, nur laut google heisst der Kowloon. Schreibfehler, oder gewollt? :)

    Lg
    Rael

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Spoiler anzeigen

    Ein guter Teil. Er ist dir sehr gut gelungen, wobei ich mir der Meinung bin, dass Evie und Tiffany nicht per du sind, sondern sich immer mit der förmlichen Anrede angesprochen haben, aber wenn ich mich irre, dann kannst du meine Korrekturen dazu getrost ignorieren ;)
    Ansonsten möchte ich mich auch dafür entschuldigen dass ich hier erst so spät mein Kommentar platziere, aber wie schon mehrfach angesprochen hatte ich diese Woche einfach keine große Zeit mich durch alle Geschichten zu lesen und hänge deswegen auch immer noch hinter her. Blöde Arbeit! Aber bald habe ich Urlaub und dann wird das besser ;)
    Ich freue mich auf den nächsten Abschnitt, der hoffentlich bald kommen wird :stick:

    xoxo
    Kisa

    • Offizieller Beitrag

    London
    Ich wollte sie

    Im Lauf zerrte er seine Hose hoch. Ständig musste das Ding an seinem schmächtige Körper rutschen und ihn beim Gehen behindern. Aber er hatte nichts Besseres. Woher auch? Er hatte kein Geld, um sich teure Kleidung zu kaufen. Er musste nehmen, was ihm zwischen die Hände fiel. Und das war nicht unbedingt viel.
    Laute Schritte hallten hinter ihm durch die Gasse. Jemand rief ihm wütende Worte nach. Er sollte stehen bleiben, sonst würde man auf ihn schießen.
    Ein freudloses Lachen drang aus seiner Kehle. Sollten sie doch. Sollten sie ihn töten, wie sie es auch schon mit seinem Bruder gemacht hatten. Dann wäre die Qual endlich vorbei. Die Qual überall wohin er blickte, immer sie zu sehen.
    Das Grinsen verschwand kurz. Nein, er durfte noch nicht sterben. Nicht heute. Erst musste er dem Mörder seines Bruders ins Gesicht sehen. Er wollte wissen, wie er aussah, kannte er bisher nur seine Stimme. Zum Dank, dass dieser Mann seinen Bruder von seinem Leiden erlöst hatte, würde er ihn ebenfalls erlösen.
    "Stehen geblieben! Sie haben keine Chance. Die umliegenden Gassen sind umstellt!"
    Als wüsste er das nicht schon längst. Die Polizei hatte sich nur wenig Mühe gegeben, ruhig zu sein. Mit ihren Sirenen und den schweren Stiefeln, die sie überall verrieten. Er hatte sie schon früh gehört. Aber sein Trieb war stärker gewesen. Sein Trieb diese Frau an sich zu reißen. Er hatte gewusst, was es für ein Fehler war, aber er konnte sich ihrem Bann nicht entziehen. Er war zu stark. Dieser Duft. Diese Augen. Ihre weichen Haare, die er das erste Mal berühren durfte.
    Er schloss die Augen. Wieder durchfuhr ihn das wohltuende Gefühl der Begierde. Ja, sie war sein nächstes Opfer. Sie war die Richtige.
    Als er die Augen wieder öffnete, erkannte er eine Wegkreuzung. Ohne sein Tempo zu verringern, rannte er nach rechts.
    Wieder schrie jemand hinter ihm. Die Stimme klang erschöpft und heiser. Nicht mehr lang und sie würden zurückfallen.
    Das Spiel gefiel ihm zunehmend immer besser. Auch wenn er sich selbst zu weit ins Feuer gestellt hatte, sie würden ihn nicht schnappen. Jetzt nicht mehr, wo er wieder alles kontrollieren konnte.
    Er beschleunigte seine Schritte und preschte um eine Ecke. Wieder führte sein Weg durch eine lange Gasse. Nicht mehr weit und er würde auf eine Einkaufsmeile stoßen. Sie war nicht sehr groß, aber dennoch gut besucht. Dort könnte man nicht mehr auf ihn schießen, dort war er sicher.
    Immer dichter werdender Nebel tauchte die Gasse in eine geheimnisvolle Atmosphäre.
    An ihrem Ende warteten zwei Streifenwagen. Es waren nur noch die Umrisse derer zu erkennen, die sich schussbereit hinter den Autotüren versteckten. Diese Feiglinge. Sie konnten sich hinter Metall verkriechen, während er im offenen Feld direkt auf sie zu rannte.
    Wieder durchfuhr ihn ein Lachen. Ja, die Sache war nicht geplant gewesen, aber es bereitete ihm dennoch Freude. Der Gedanke, dass seine Verfolger hinter ihm waren, dass vor ihm Schützen standen, ließ sein Herz schneller schlagen. Es war wie ein Kick, ein Schuss oder das Adrenalin, das einem vor dem Tod durch den Körper schoss. Nur wusste er, dass er nicht sterben würde. Nicht heute, nicht hier.
    Lange Schritte trieben ihn weiter. Der Nebel war nun so dicht, dass er die Streifenwagen gar nicht mehr erkannte. Er sah sie nicht und umgekehrt war es genauso.
    Ohne seinen Lauf zu verlangsamen, rannte er weiter. Er hörte aufgeregtes Rufen und vereinzelte Flüche, dann war er an den Streifenwagen vorbei. So viel Spaß hatte er noch nie.
    Der Nebel lichtete sich wieder und gab so die Kontur einer Menschenmenge preis. In diese fedelte er sich geschickt ein, ohne jemanden anzurempeln, damit er keinem verriet, dass er nicht schon vorher dastand.
    Die Leute um ihn herum wirkten überrascht über den plötzlichen Nebel, der kam und ging, als hätte ihn jemand gerufen.
    Ihm war es nur recht, hatte ihm der Nebel eine brenzlige Situation erspart.
    Seine Schritte wurden langsamer und er schob seine Hände in die Jackentaschen.
    Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass sowohl die gaffenden Menschen, als auch die Polizeibeamten verblüfft in die Gasse glotzten, aus der er eben gekommen war. Drei Männer stolperten heraus. Zwei in Uniform und einer in ziviler Kleidung. Verwirrt sahen sie sich um.
    Ein Grinsen zog sich über sein Gesicht, als er mit gesenktem Kopf den Leuten folgte, die sich nicht für das Spektakel interessierten oder keine Zeit dafür hatten.

    Sich sicher, dass er weit genug von den Beamten entfernt war, flüchtete er sich nur wenige Blocks später in eine Gasse.
    An der Hauswand eines Restaurants kam er zum Stehen.
    Sein Atmen ging schnell, seine Gliedmaßen zitterten vor Anstrengung. Bei jedem Atemzug schmerzten ihm die Knochen. Er war nicht für solche Läufe gebaut.
    Erschöpft sackte er neben einer Mülltonne zusammen und lehnte seinen Kopf an die Wand. Sein linker Knöchel war sicher erneut blau. Die Belastung war für das verstümmelte Gelenk nicht gesund und jedes Mal wurden dabei Blutgefäße beschädigt. Nicht schlimm, aber Blutergüsse bildeten sich dennoch. Aber der Schmerz war gut. Es zeigte ihm, dass er noch am Leben war - dass er zum Fühlen im Stande war.
    Er biss in den Kragen seines Hoodies und schloss die Augen. Warum hatte er sich in dieser Gasse nicht mehr im Griff gehabt? Derartiges war ihm noch nie passiert, bisher konnte er seinen Trieb immer unterdrücken. Doch bei Tiffany war ihm das nicht gelungen. Als er sie gesehen hatte, so ganz allein, da konnte er nicht mehr anders. Er war ihr viel zu nahe gekommen, hatte ihren Geruch wahrgenommen. Sein kompletter Verstand hatte versagt. Noch jetzt konnte er das starke Kribbeln spüren, das Verlangen sie anzufassen, ihr in die Augen zu blicken und durch die Haare zu streichen. All das nur, wenn er an ihren Duft dachte. Dieser rosige Geruch nach ihrem Parfüm.
    Aber die Sache war nur ein kleiner Rückschlag. Er würde sie dennoch in die Finger bekommen. Er würde sie büßen lassen. Genauso wie er es auch bei allen anderen getan hatte.
    Ein beinahe schon irres Lachen kam ihm über die Lippen, als er sich wieder erhob. Seine Gefühle würden ihm bei seinem Vorhaben nicht in den Weg kommen.

  • Auch dieser abschnitt ist sehr gut geworden.
    Auch wenn es etwas länger her ist, dass es hier weiter ging, konnte ich doch gleich wieder in die Geschichte hineinfinden. Wie du dich in die verschiedenen Sichten eingearbeitet hast und versucht hast, uns die verqueren Gedanken der Charaktere näher zu bringen, ist wirklich interessant und aus meiner Sicht gut gelungen.
    Bin mal neugierig wie es weiter gehen wird :D

    xoxo
    Kisa

  • Also dafür, dass da eigentlich fast gar nichts in diesem Kapitel passiert ist, hast du das unglaublich spannend geschrieben. Seine kranke Ader kommt ziemlich gut rüber und die Flucht ist sehr realistisch dargestellt.
    Der Hinweis auf seinen Bruder ist auch interessant, sein Motiv?

    Ich bin gespannt wie ihr beide das auflösen werdet und ich hoffe Tiffy, wie ich sie ab jetzt nenne^^, passiert nichts :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Kapitel 15
    Eine unbequeme Nacht

    Evie saß zusammen gesunken in einem Vernehmungsraum der Londoner Polizei.
    Um ihre Schultern lag eine dünne Decke, doch da sie immer noch keine trockenen Sachen bekommen hatte, fror sie erbärmlich. Sie zitterte wie Espenlaub und ihre Lippen mussten einen violetten Farbton angenommen haben, zumindest hoben sie sich kaum von der dunklen Fläche des einseitigen Spiegels ab, der eine Flanke des Raumes einnahm.
    Die Journalistin wippte unruhig mit einem Knie und schaute immer wieder zur Tür.
    Endlich schwang diese auf und ein untersetzter Mann mit schütterem, braunem Haar setzte sich zu ihr an den Tisch.
    Er hielt einen dampfenden Becher Kaffee in der Hand, den Evie mit neidischen Augen fixierte. Erst als der Mann sie ansprach, begriff sie, dass der Becher für ihn und keineswegs für sie gedacht war. Wut wallte in ihr auf, wurde jedoch von einer Welle Erschöpfung nieder gepresst. Frierend zog sie sich die Decke enger um die Schultern und versuchte ein Zähneklappern zu unterdrücken.
    Die braunen Augen des Mannes fokussierten sie. Er sah älter aus als er zu sein schien. Die Falten und das dünne Haar, welches von einigen grauen Strähnen durchzogen war, deuteten auf Ende Vierzig oder Anfang Fünfzig, doch seine Augen waren wach, die Hände stark, der Gang fest. Sie schätzte ihn auf Mitte 30. Und sie mochte ihn nicht.
    „Also Miss …“, er schielte auf ihren Ausweis, den er vor sich liegen hatte, „…Jones. Ich bin Kommissar Sparks. Wie kommt es, dass Sie noch vor uns am Tatort waren? Zufall?“
    Evie blickte dem Mann ob der übergangslosen Einleitung verständnislos entgegen. „Bitte was?“
    „Tun Sie nicht so scheinheilig! Sie wissen genau, was ich von Ihnen will!“
    „Ich …“, stotterte Evie mit der Situation völlig überfordert. Wurde sie gerade verdächtigt?! „Ich … habe Tif vor kurzem erst kennen gelernt.“
    „Finden sie es nicht ein bisschen seltsam, dass Sie eine Frau, die zufällig ins Schema des Irren passt, kürzlich erst kennen lernen!“
    „Na hören Sie mal!“ Langsam taute Evie doch auf. „Ich bin Journalistin, wie Sie meiner Geldbörse sicherlich schon entnommen haben! Ich bin hier, weil ich mehr über den Mörder herausfinden wollte, nicht weil ich der Mörder bin. Fragen Sie Tif!“
    „Miss Morgen“, er betonte Tiffanys Nachnamen überflüssig stark, „liegt zur Zeit im Krankenhaus. Neben einem Schock erlitt sie einige Quetschungen. Im Moment schläft sie. Wir warten auf das ärztliche Gutachten und ihre Zeugenaussage. Bis dahin werden Sie wohl hier bleiben müssen.“
    Es war offensichtlich, dass der Kommissar Evie nicht glaubte. Wütend starrte sie ihn an, biss sich aber im letzten Moment auf die Zunge. Ein Bußgeld wegen Beamtenbeleidigung konnte sie sich nicht leisten. Der Mann schien die unausgesprochenen Worte von ihrer Stirn ablesen zu können, denn er lächelte nur hämisch und unterstrich damit nochmal wer am längeren Hebel saß. Evie stellte sich vor, wie sie seinen Kopf immer wieder auf die Tischkante knallte. Widerliches Arschloch.
    Unter ihren Funken sprühenden Blicken verließ er den Verhörraum. Sie hörte wie die Tür leise ins Schloss fiel. Es klickte.
    Am liebsten hätte sie den Mittelfinger in den Spiegel gestreckt, aber das kostete wohl noch mehr als eine Beleidigung.
    Ihre Gedanken glitten zu Tif. Hoffentlich ging es ihr gut. Sparks musste doch wissen, dass seine Unterstellung vollkommen an den Haaren herbei gezogen war!
    Und hoffentlich sprangen sie mit Joey nicht genauso um wie mit ihr. Was gäbe sie jetzt für eine wärmende Um … WAS?!, unterbrach sie ihre eigenen Gedanken. Beinahe hätte sie hysterisch aufgelacht! Der Stress, der Schlafmangel und die Kälte bekamen ihr nicht gut. Sie musste sich dringend irgendwie aufwärmen.
    Als hätte jemand ihre Gedanken gelesen schwang die Tür zu dem nüchternen Polizeiraum erneut auf und eine junge Frau mit langen, roten Haaren trat zu ihr herein. Auch in ihren Händen befand sich ein heißer Pappbecher, den sie diesmal vor Evie abstellte. Dazu trug sie ein Bündel Kleider unter dem Arm, die sich als Jogginghose und Pulli heraus stellten.
    Sie lächelte.
    „Verzeihen Sie Toms Art. Er ist wegen der Sache völlig fertig.“
    „Wer ist das nicht?“, fragte Evie und schloss den Becher in ihre zitternden Hände. Sie bemühte sich um einen unbefangenen Tonfall, doch es gelang ihr nicht so recht.
    „Die Kleider sind die Ersatzklamotten meines Partners. Sie werden wohl leider zu groß sein, aber wenigstens trocken.“
    „Wann wird Tif vernehmungsfähig sein?“ Evie ging nicht auf das vorher Gesagte ein.
    Irgendwie wurde das Gespräch seltsam. Sie redeten aneinander vorbei. Was wollte die Frau überhaupt bei ihr?
    Auch die Polizistin wurde unsicher, denn sie trat von einem Fuß auf den anderen.
    „Ich glaube Ihnen“, sagte die Rothaarige dann unvermittelt. „Tom auch, aber er klammert sich zur Zeit an jeden Strohhalm.“
    „Hat er schon mal daran gedacht Urlaub zu nehmen?“ Nun wurde Evie bissig. Es tat ihr leid, war die Frau doch die Einzige, die nett zu ihr gewesen war, aber irgendwo musste sie ihren Unmut abladen.
    Die Polizistin schien es zu verstehen. „Ich bringe Sie in eine Zelle, dort können sie schlafen.“
    Evie ersparte sich eine Antwort. Wenigstens würde sie schlafen können.
    „Kann ich mit meinem Chef telefonieren?“, fragte sie noch.
    „Leider nein“, wehrte die Polizistin ab. „Aber wenn Sie mir die Nummer geben, kann ich ihm Bescheid sagen.“
    „Von mir aus“, murrte Evie. „Aber eigentlich kann er bezeugen, dass ich zum Zeitpunkt der ersten Morde noch in Bristol war. Ich gedenke nämlich nicht so lange zu schlafen wie Tif es eventuell vorhat.“
    „Oh achso.“

    Ich muss Nick bei Gelegenheit erreichen ...
    Evie drückte der Rothaarigen die Visitenkarte ihres Chefs in die Hand und begab sich dann in die Obhut zweier Beamter, die sie erst mit dem Aufzug in den Keller und dann durch einen langen weißen Korridor in eine Zelle geleiteten. Der Riegel schabte auf dem Metall der Tür, sie fiel auf das unbequeme Bett und noch ehe ihr Kopf das Kissen berührte war sie eingeschlafen.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Yeah endlich geht es weiter.

    Hatte etwas Mühe, nach der Pause wieder reinzukommen, doch nach ein paar Zeilen gings :)

    So die arme Evie ist also jetzt im Verhör und steht unter Verdacht. Der Polizist hat ja aber auch einen an der Waffel. Wie der mit ihr umgegangen ist... Erstmal einfach beschuldigen und dann mal gucken XD
    Ich frag mich wo ihr Kollege ist? Der ist doch sicher auch festgenommen worden, oder? hm :hmm:

    Wut wallte in ihr auf, wurde jedoch von einer Welle Erschöpfung nieder gepresst.

    Ich finde Wut passt nicht ganz. Eher Enttäuschung.

    Und hoffentlich sprangen sie mit Joey nicht genauso um wie mit ihr. Was gäbe sie jetzt für eine wärmende Um …

    ...armung ? :grinstare:

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!: