Der Wald lag ruhig da, kein Vogel rührte sich, kein Wind pfiff zwischen den Bäumen. Einzig ein Wolf trabte durchs Unterholz, wenn auch etwas unbeholfen. Fast als wäre er diesen Körper nicht gewohnt. Das war so nicht ganz falsch. Der Heiler hatte Cifer vor einer Weile Vorgeschlagen eine Übung zu versuchen und möglichst verschiedene Formen zu versuchen. Das hieß, nachdem er halbwegs sicher genug gewesen war, das Bett verlassen zu können. An die Zeit davor wollte er sich nicht erinnern, nicht dass er sich nicht erinnern konnte, an die Versuche das Mal aus seiner Haut zu schneiden und die Heiltränke, die ihm die Speiseröhre verbrüht hatten. Der Wolf blieb kurz stehen und schauderte, dann ging seine Nase wieder zu Boden. Die Spur war alt und vom Regenschauern und Stürmen fast verwaschen, wären es nicht so viele, teilweise verletzte, Personen gewesen die damals hier durchgekommen waren, wer weiß ob er sie überhaupt wiedergefunden hätte.
Eine gute Übung, pah. Aber der Heiler selbst hatte nur gesagt, dass er sich von den Dämonen nun einmal größtenteils fernhielt. Seine Tonlage hatte angedeutet, dass es nicht einmal wirklich an ihm lag. Wirklich böse sein konnte Cifer dem Mann allerdings auch nicht. Zumindest deswegen nicht. Er hatte ihn immerhin die letzten Monate bei sich aufgenommen, sich um ihn gekümmert und hinter ihm her geputzt, wenn man es so nennen wollte. Er hatte ihm sogar geholfen, sich zu rasieren, als seine Hände zu zittrig dazu gewesen waren. Und alles in allem hatte er wahrscheinlich auch mit dieser Übung sowie mit seinen anderen Ratschlägen recht. Vielleicht würde es für die Zukunft wirklich helfen. So wie er es ihm erklärt hatte, war er theoretisch geheilt, nur das die Krankheit eben jederzeit zurückkehren könnte, im schlimmsten Fall schon dabei war. Gesunde Ernährung, geregelte Schlafenszeiten, weniger Alkohol und mehr positive Gedanken und vielleicht gab es sogar jemanden, der ihn wirklich von dem Fluch befreien konnte. Immerhin bessere Perspektiven als noch vor einem halben Jahr. Dazu kamen die Nachrichten von außerhalb, gewöhnlich von Tieren, die den Heiler regelmäßig informierten, was im restlichen Reich so ablief. Anscheinend hatten sich die Elfen und Menschen bereits auf eine mehr oder weniger stabile Waffenruhe geeinigt. Auf dem Papier nicht mehr oder weniger als vorher schon dagewesen wäre, hatte der Elf gemeint. Und dann war er plötzlich zu ihm gekommen und hatte gesagt, es sei wichtig die Gruppe wieder zurück zu bringen.
Sein eigenes Magenknurren riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Hase hatte vor kurzem die Spur überquert, vielleicht vor einer halben Stunde. Für eine Sekunde überlegte er, ihm zu folgen, doch dann kehrte die Erinnerung daran zurück, wie schwer es überhaupt gewesen war, dem Geruch so weit zu folgen. Die Verwandlung hatte viel Energie gebraucht, aber er würde später etwas essen. Am besten etwas, das auch ein menschlicher Magen verdauen konnte.
Die Spur endete schließlich vor einer Felswand. Für einen Moment glaubte er, sie verloren zu haben, bis er eine Spalte erspähte, gerade breit genug, um als Durchgang zu fungieren. Cifer richtete sich langsam auf, während seine Pfoten zu Händen und Füßen wurden und sein Körper wieder menschliche Proportionen annahm. Er überprüfte kurz, ob auch von seiner Kleidung alles am Richtigen Platz saß. Einen Moment lang stand er einfach nur da und starrte auf den Eingang. Die anderen waren dort drin, eindeutig, aber was würden sie sagen? Wahrscheinlich freuen sie sich, dass es dir besser geht. Meinte ein positiverer Teil seines Kopfes. Solche Gedanken waren noch immer selten, deshalb versuchte nicht mit ihm zu argumentieren und trat ein.