Am nächsten morgen brach die Gruppe früh auf, wie der Fürst es gewünscht hatte. Den Zustand seiner beiden verletzten Söldner schien der Mann dabei völlig zu ignorieren. "Dann besorgen wir eben Pferde." meinte er nur stur, als der Henker und die Elfe ihn darauf ansprachen."Die Festung an der Grenze ist ohnehin nur einen Tag entfernt, dann könnt ihr ihnen einen richtigen Arzt besorgen." Damit machte sich die Truppe auf den Weg. Neneve beschwerte sich den Großteil des Morgens über den sturen Mann und dass sie in dieser kleinen Gruppe wenig Chancen hätten, wenn die Angreifer sie wieder aufspürten. Wer weiß, vielleicht waren sie auch nie wirklich verschwunden und warteten nur darauf, dass sie etwas dummes taten. Wie zum Beispiel dem einsamen Pfad der Küste entlang zu folgen. Cifer hoffte nur, dass sie bald ankamen. Je eher sie den Herrschersitz des Fürsten erreichten um so eher konnten sie in Richtung Elfenstadt aufbrechen. Ein kleiner Teil von ihm hoffte vielleicht sogar, dass sie die Verletzten dort zurücklassen würden um schneller voranzukommen, oder dass die Anderen ohnehin einen anderen Weg einschlugen. Auch wenn sie angenehme Gesellschaft waren, heute war wieder einer dieser Tage an dem ihm klar war, dass er sich keine Verzögerungen leisten konnte, dass die letzten Tage bereits zu viel Zeit gekostet hatten. Allerdings sah es nicht so aus, als ob Neneve sie allein lassen würde, bevor sie sicher war, dass es den Beiden halbwegs gut ging. Irgendetwas hatte sich in ihr verändert, seit sie im Elfenreich waren, sie war gesprächiger und auch freundlicher und Cifer glaubte sogar, sie ein- zweimal lachen gehört zu haben. Jetzt ritt sie auf ihrem Hirsch vor ihm und blickte immer wieder wachsam zu San hinüber, der bereits etwas frischer wirkte, auch wenn er etwas schief auf seinem Pferd saß und ab und zu zusammenzuckte, wenn tiefer hängende Äste der Bäume seine Schulter streiften.
Es war eine angenehme Abwechslung zu reiten, aber nach einem weiteren schmerzvollen Anfall an diesem Morgen fiel es Cifer mit jeder Minute die sich der Pfad hinzog schwerer, sich im Sattel zu halten. Falls sie angegriffen werden würden, war er wahrscheinlich genau so wenig eine Hilfe wie Gyahara oder San. Andererseits, wann war er je wirklich eine Hilfe gewesen? Neben ihm keuchte die Vermummte auf ihrem Pferd leicht. Sie mit ihren Verletzungen zum Reiten zu zwingen war keine gute Idee gewesen, auch wenn sie selbst nur trotzig behauptet hatte, es würde schon gehen. Wenn ihre Nähte inzwischen nicht aufgeplatzt waren, so würden sie es sicher irgendwann im Laufe des Tages tun. Er hörte eine Weile zu, wie sie immer wieder unterdrückt keuchte. Irgendwann suchte er seine Flasche heraus und bot sie ihr an. "...Ich meine ich weiß nicht viel über Dämonen..." Zumindest nicht über solche wie sie."... aber ich denke nicht dass es dich umbringen wird oder so." Sie lehnte jedoch nur ab."Nein danke, aber es geht mir guark.." der Satz ging in einem weiteren Keuchen unter. Cifer zog die Flasche zurück, nahm selber einen Schluck und musterte sie mit hochgezogener Augenbraue."Sicher? Ich mache selten solche Angebote, außerdem blendet es den Schmerz aus." Sie wandte die Kapuzenöffnung nun ihm zu. "Warum brauchst du es überhaupt?" fragte sie, wahrscheinlich um vom Thema abzulenken. "Wie schon gesagt, es hilft gegen Schmerzen." erwiderte er schulterzuckend und hielt ihr das Schmerzmittel noch einmal hin. Etwas widerwillig nahm die Dämonin doch einen Schluck, kurz darauf bekam sie einen Hustenanfall und fuhr sich mit der Hand in die Kapuze, wahrscheinlich um sich den Mund abzuwischen. "Ich weiß, der Geschmack ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig." meinte der Gestaltwandler ein Lächeln unterdrückend, in entschuldigendem Ton als er die Flasche zurücknahm. "Naja, ich bin froh über alles, was nicht diese widerliche Salbe ist." sagte Gyahara und wirkte schon ein wenig erleichtert. Cifer überlegte, ob er San auch etwas anbieten sollte, aber dann erinnerte er sich, wie schlecht der Junge auf das letzte Mal auf Alkohol reagiert hatte und immerhin war das Mittel um einiges stärker.