Hallo liebe Community,
zugegeben, der Titel ist ein wenig überzogen, aber ich finde, er fasst doch ganz passabel meine Kernfrage zusammen.
Ich für meinen Teil stelle dem Leser meiner Geschichten gern kleine Aufgaben. Nicht nach dem Motto: "Wie viel ist 3 + 3?" Aber in der Hinsicht, dass die Leser schon mal 2 und 2 zusammenzählen müssen, um verstehen zu können, wie die Welt funktioniert.
Beispiel Pokemon:
Kennt ihr Rocco aus Pokemon? In jedem Pokemon-Kampf erklärt er dem Zuschauer, was passiert: "Oh! Ash setzt Glurak gegen Bisasam ein! Das ist eine gute Wahl, denn die Attacken eines Feuerpokemon haben eine höhere Wirkung gegen Pflanzenpokemon! Ash nutzt diesen Vorteil der verschiedenen Typen zu seinem Vorteil!" -Ach was! Danke Rocco!
Rocco ist ein typischer Erklärer und das möchte ich nicht sein. Der Leser soll sehen, dass Ash ein Feuerpokemon gegen ein Pflanzenpokemon einsetzt. Warum? Das muss sich der Leser selbst erklären bzw. da sollte er eigentlich drauf kommen und sich insgeheim denken: "Schlauer Schachzug, Ash. Feuer verbrennt Pflanzen! I know what you did there!"
Versteckte Botschaften:
Oder manchmal benutze ich unterschwellige Botschaften, bei denen ich zum Beispiel denselben Wortlaut benutze, wie an anderer Stelle, um eine Brücke zu besagtem Ereignis zu schlagen, ohne selbst aktiv darauf hinzuweisen.
Foreshadowings finde ich auch super. Am Ende soll der Leser denken: Wahnsinn, deswegen war das also so, warum ist mir das nicht aufgefallen? So betrachtet ergibt alles so viel mehr Sinn auf ganz anderen Ebenen.
Ich hoffe, es wird deutlich, was ich sagen will: Ich bin so gesehen ein Auftragsgeber. Ich gebe meine Geschichte an den Leser und "erwarte", dass er die geistige Reife mitbringt, 2 und 2 zusammenzuzählen, gewisse Besonderheiten im Text zu deuten oder darüber nachzugrübeln, warum etwas so ist. Ich will einfach kein Rocco sein! (Wohlgemerkt: Die Geschichte ergibt auch ohne versteckte Botschaften einen Sinn, aber mit den Feinheiten der unterschwelligen Botschaften, gibt es noch einmal einen ganz anderen Geschmack in der Buchstabensuppe.)
Der Leser ist König?
Nun wurde mir aber von anderer Seite zugetragen, dass der Autor eigentlich nur ein Dienstleiter ist. Er ist dafür verantwortlich, dass jeder Leser versteht, was er sagen will. Der Autor ist der Dienstleiter und hat keine Forderungen an den Leser zu stellen.
Ich sehe das absolut nicht so, denn ich schreibe zu aller erst für mich selber, um am Ende stolz sagen zu können: "Das find ich gut, damit bin ICH zufrieden. Ich könnte mir vorstellen, dass auch andere das toll finden könnten." Ich überlege nicht: "Hmm, welches Thema ist gerade hoch im Kurs, womit kann ich den modernen Leser am besten begeistern und wie stelle ich das am besten an?"
Wenn ich mir vorstelle -jetzt mal ziemlich gemein gesagt- meine Geschichte so umzuschreiben, dass auch die kleine Susi aus der 3. Klasse sie komplett versteht, würde die Geschichte meiner Meinung nach extrem an Anspruch verlieren.
Ich für meinen Teil liebe es Filme wie Fightclub, Shutter Island, American Beauty etc. zu schauen, eben weil sie anspruchsvoll sind. Man findet beim Anschauen immer wieder kleine Details, die Hinweise geben oder Szenen auf besondere Weise untermalen. Vielen fallen diese Kleinigkeiten vielleicht gar nicht auf, trotzdem freue ich mich jedes Mal wie ein Schneekönig, wenn ich das Gefühl habe, der Autor/Regisseur hat mir eine Aufgabe gestellt, die ich meistern konnte, weil ich Hinweise bemerkt und aufgesammelt habe.
Nun bin ich gespannt auf eure Meinung?
Seht ihr Autoren als Dienstleiter oder Auftragsgeber?
Was haltet ihr von Roccos?
Arbeitet ihr auch mit unterschwelligen Botschaften, Foreshadowings, etc?
Gerne alles, was euch zum Thema einfällt.