Splitter 1
Der Pater
"Als ich zwanzig Jahre alt war hatte ich einen Unfall und war ins Koma gefallen. Fünf Jahre lang war ich in diesem Zustand gefangen und nur die große Mutter weiß, was in diesen fünf Jahren mit der Welt geschah.
Vielleicht war es Zufall, Glück oder eine göttliche Fügung unser aller Mutter, dass ich gerade in diesem Augenblick erwachte. Ich sah einen Engel in der Gestalt eines Mannes, der meine geliebte Mutter mit diesem Dolch ermordete!"
Der dicke, kahlköpfige Mann nahm eine Schatulle und öffnete diese. In dieser war ein kleiner Dolch auf dessen Griff ein paar Verzierungen zu erkennen waren. Die handvoll Menschen die um ihn herum standen sahen ihn gespannt an.
"Danach wollte er mich, einen wehrlosen jungen Mann der gerade aus einem endlosen Traum erwacht war, in einen immer währenden Schlaf versetzen, den Tod." Der große Mann legte bei seinen Worten die Hand auf seine Brust und ließ seinen nicht deutbaren Blick über die Menge schweifen. So als ob er jemanden suchen würde.
Die wenigen Leute um den fremden Mann sahen ihn fragend an, wagten es aber nicht, etwas zu sagen und so lauschten sie weiter.
"Kurz bevor das Messer sich durch meine Brust bohren, meine Knochen zerbersten und mein Herz erreichen würde, erstrahlte plötzlich ein Licht, das den Engel blendete und ihn zurückweichen ließ. In der selben Sekunde durchfuhr mich eine Macht, die mich stärker werden ließ. Erst Jahre später begriff ich, dass diese göttliche Kraft die Energie einer liebenden Mutter war.
Dieser Narr, der Mörder meiner Mutter, starb noch bevor er sehen konnte, was geschah. Erst nachdem die heilige Tat vollbracht war, sah ich das Messer in meiner Brust, das mein Herz durchbohrt hatte und dennoch bin ich hier." Er streckte die Hände in den Himmel und rief die Worte: "Nur durch die heilige Mutter konnte ich überleben!"
Langsam wurde es offensichtlich, dass die Menschenmasse sich in zwei Fraktionen teilte und was sie sagten, verdeutlichte diese Spaltung mehr und mehr. Von der einen Seite kamen rufe wie: "Ich habe die Kraft der Mutter schon gesehen und sie ist wahr! Hoch lebe die heilige Mutter! Er hat die schändliche Tat überlebt, das ist sicher ein Zeichen der Mutter! Die große Mutter ist die Einzige die uns schützen kann!", und auf der anderen Seite: "Beschissener Fanatiker! Raus aus der Stadt mit diesem Gesindel! Tötet diesen Spinner! Jeder, der sich uns mit einer Waffe nähert, wird einfach erschossen! Wir brauchen keinen Schutz von irgendwelchen Irren!"
Der dicke Mann ließ sich nicht davon beirren, schließlich hörte er diese geteilten Meinungen nicht nur hier, er hörte sie auf der ganzen Welt. Schon bald würden sich diese Ungläubigen seinem und dem Willen der großen Mutter beugen.
Er sprach mit leicht erhobener Stimme weiter, um die Rufe zu übertönen. "Ich nahm das Messer und zog es aus meiner Brust. Ich fühlte dabei keinerlei Schmerz.
Nachdem meine Wunden heilten, schneller als jemals zuvor, ging ich voller Wut, voller Zorn hinaus in die Welt die sich in den fünf Jahren des Schlafen so sehr verändert hatte.
fünfzehn Jahre wanderte ich in dieser Welt herum, die in meinen Augen wie ein Schlachtfeld wirkte. Anstatt der saftigen grünen Wiesen war dort nur noch verbranntes Land. Statt idyllischer Dörfer waren es verlassene Orte.
Die großen Städte waren mit Mauern aus Stein und Gerümpel umgeben und waren zu den letzten Bastionen der Zivilisation geworden, jedoch waren sie leer. Nein sie waren nicht leer, sie waren voll des Todes. Eingepfercht wie die Ratten hatten sie sich selbst geschlachtet.
Ich sah, dass die Menschen fehlgeleitet waren. Ich sehe, dass sie es noch sind!"
Der kahlköpfige Priester breitete seine Arme aus, als würde er jemanden umarmen wollen. "Als ich schließlich zu euch kam, erkannte ich meine Bestimmung, die mir von der Einen auferlegt wurde. Ich sollte jene aus euren Kreisen erretten die der Mutter ihr Leben verschreiben wollen! Die die Mutter schützen wollen! Die diesen magischen Quell der Energie von der Mutter erhalten wollen!
Kommt zu mir und bringt mir eure Mütter, denn sie werden das Opfer bringen, das auch einst meine Mutter bringen musste! Sie werden sich voller Freude für ihre Söhne in die Klinge dieses Dolches stürzen! Sie werden voller Stolz bluten und voller Liebe sterben und diese Liebe wird die Söhne dieser Mütter unsterblich machen! Auf das sie ewig Leben mögen!", Schon so oft sprach er jene Worte zu den Menschen, ob es nun viele oder wenige waren, es löste immer dasselbe aus und auch diesmal wurde Chaos in den Massen an Menschen breit. Viele, die sahen, was er war und genau so viele, die sahen, was er nicht war. Jene die ihn hassten, da sie das Gefühl nicht kannten, und jene die es zuließen und ihn liebten.
Nach kurzer Zeit war das erste Rot zu sehen und es wurde mehr. Es war eine Farbe, die die Opfer dieser Welt verloren. Schließlich kam der Schuss, der das Chaos zur Ruhe und den Priester zu Fall brachte.
Ein Mann mit einer Pistole stellte sich dorthin, wo kurz davor der stämmige Riese noch gestanden hatte, und sagte zu der kleinen Gruppe mit der er unterwegs war: "Dieser Mann ist kein Gott oder was auch immer er sein will. Er ist nur ein Mann und wie jeder Mann stirbt er, wenn man eine Kugel durch seine Brust jagt. Ich sage wir vergessen diesen Fanatiker ganz schnell und machen so weiter wie bisher auch. Wir verteidigen unsere Stadt vor den Monstern und Banditen, die dort draußen sind! Wir knallen sie alle ab und lassen nie wieder irgendjemanden zu uns herein! Sonst endet es nächstes mal mit noch mehr Toten!" Plötzlich packte eine Hand seinen Kopf, die fast so groß war wie dieser, und brach mit einem Ruck nach rechts sein Genick.
"Du fehlgeleiteter, mutterloser Sohn", fing die tiefe, brummige Stimme an zu reden, während er die frische Leiche nach unten sinken ließ. "Ja, ich lebe dank der Gnade der Mutter! Seht ihr Ungläubigen, ich lebe. Seht her! Seht mich!". Mit einer langsamen Bewegung öffnete er seine Lederjacke und entblößte seinen Oberkörper, der von Narben überseht war. "Ich trage nichts, das mich schützen könnte, nur den Schutz unser aller Mutter, und nun kommt, ihr Schäfchen, gebt mir eure Mütter und erhaltet dafür Macht, damit die Menschheit weiter bestehen kann. Auf dass wir eine Zukunft haben mögen in der wir alle gleich sein können. In der wir alle von der großen Mutter erfüllt sein können."
Mit Tränen in den Augen begann er mit dem nun glühenden Dolch, dem blendenden Schein, der seine Mutter getötet hatte die restlichen Mütter der Welt zu schlachten um die Söhne stark zu machen und so eine friedliche Welt im Namen der Mutter zu erschaffen.