Von Teufeln und Dämonen
Etwas, was man unbedingt kennen sollte, wenn man sich in meinen Kreisen bewegt, ist der Unterschied zwischen Teufeln und Dämonen.
Teufel leben in einer anderen Welt, Realität oder Dimension, der Unterschied ist wirklich nur akademisch.
Die Menschen nennen diese Welt Hölle, warum sollte eigentlich keiner Erklärung bedürfen. Wie die Welt genau aussieht, ob es ein Feuermeer ist, oder eine Einöde ist, die an den startrekschen Planeten Vulcan erinnert, oder ob es gar der Garten Eden ist, ich weiß es nicht. Eines Tages bekomme ich die Welt vielleicht einmal zu Gesicht, die Frage ist nicht nur ob ich dann ein Auge für die Umgebung haben werde. Die Frage ist, ob ich dann überhaupt noch Augen haben werde, aber stellen wir das mal hintenan.
Teufel gibt es weitaus mehr, als man gemeinhin annimmt, aber wohl nicht mehr als Hunderttausend, vielleicht auch etwas mehr, aber ganz sicher gehen sie nicht in die Millionen. Das bedeutet, dass mit der Zeit, in den entsprechenden Kreisen, die Meisten ziemlich gut bekannt sind.
Man nimmt an, das Asmodeus derzeit der Herrscher der Hölle ist, aber auch Baal oder Beelzebub werfen in dieser Hinsicht ihren Namen in den Hut. Luzifer, der gefallene Engel des Christengottes ist übrigens eine ganz andere Baustelle, das nur einmal anbei erwähnt, um spätere peinliche Verwirrungen zu vermeiden.
Die Menschen beherrschen schon seit tausenden von Jahren die Formeln und Kenntnisse um Teufel zu beschwören. Natürlich wagt sich niemand an die ganz großen Namen, zumindest niemand, der davon berichten würde. Aber auch so ein niederer Teufel hat mehr als genug Wissen und Fähigkeiten, die meisten Wünsche seiner Beschwörer zu erfüllen.
Hier aber nun der Knackpunkt. Man kann einen Teufel sehr wohl herbei zitieren, aber es gibt keine Formel ihn dann zu zwingen zu tun, was man von ihm will. Aber wenn man ihn einigermaßen respektvoll behandelt, ihm Opfer bringt, um seinen Bart genug Honig schmiert, seinen Bauch hinreichend pinselt, kann man ihn zu Pakten überreden. Männliche Teufel sind nämlich recht umgängliche Gesellen, selten impulsiv und meistens ganz nett anzusehen, sofern man auf Hörner und Ziegenaugen steht, natürlich nur. Teufelinnen sind ein ganz anderes Kaliber und selbst ein Irrer würde sie nur durch einen Unfall beschwören.
Mit männlichen Teufeln sind Pakte recht schnell geschlossen und zu Beginn oft lächerlich günstig für den Beschwörer. Doch an der Macht der Beschwörung hängt eben der Fluch der Macht. Es ist nicht einfach nur ein Spruch, dass Macht korrumpiert. Und was Korrumpierung betrifft, sind die Teufel unerreichte Meister. Bis auf ein paar sehr wenige Ausnahmen, in der Regel selbst unglaublich intrigante Beschwörer oder echte Heilige, schafft ein Pakt jeden sterblichen Menschen immer über kurz oder lang. Diese Seelen enden dann nach dem Tod als Sklaven in der Hölle. Ich habe gehört, dass manche dort tatsächlich im Glauben gelassen werden, in einem Paradies gelandet zu sein.
Tja, Teufel lügen angeblich nicht, aber dennoch ist jedes Wort Teil eines Betrugs. Sie können gar nicht anders, so zumindest die gängige Meinung, weswegen es selbst unter den gemäßigten Beschwörern als moralisch nicht verwerflich gilt, einen Teufel, wo man kann, zu hintergehen. Ich persönlich halte das für vielleicht die größte Dummheit überhaupt. Wenn man seinem Gegenüber schon aus Prinzip keine Chance auf einen ehrlichen Handel einräumt, wie kann da jemals etwas anderes als Unglück herauskommen?
Aber das ist meine Meinung, die in Beschwörerkreisen nicht gerade sehr gefragt ist, ein weiterer Hinweis, geschrieben in fetten Lettern, wie beschränkt diese ach so gelehrten Mächtigen in Wirklichkeit sind.
Die Dämonen leben, wie die Teufel, in ihrer eigenen Dimension. Die Menschen nennen sie Abyss, unglaublich einfallslos, aber mich fragt ja keiner.
Dämonen gibt es ungleich viel mehr, als von den Teufeln. Auch nur einen Bruchteil von ihnen zu kennen, ist für Menschen kaum möglich, weswegen sie, anders als bei Teufeln nicht so sehr von Individuen ausgehen, sondern sie eher klassifizieren. Ein ziemlich schlauer Gelehrter hat mir mal seine These verraten, dass es für jeden Menschen, der geboren wird, auch einen Dämonen gibt. Das wäre ja wirklich ein echter Zufall, wenn das nur ein Zufall wäre. Tatsächlich sterben Dämonen nicht so leicht wie Menschen, also gibt es derzeit schon weitaus mehr Dämonen als Menschen, was bei dem überbevölkerten Menschenplaneten schon etwas heißen will. Die pure Masse an Dämonen muss überwältigend für den menschlichen Geist sein. Zwar kennen sie wohl einzelne Dämonen, haben sie sogar katalogisiert, aber das hält sie nicht davon ab, sie als Massenware zu sehen.
Genauso gehen sie mit den Dämonen auch bei der Beschwörung um. Nur wenige werden wirklich ernst genommen. Natürlich ist der Umgang mit beschworenen Dämonen auch nicht gerade einfach. Im Gegensatz zu der üblichen Meinung sind es sehr wohl Individuen, Künstler mit einem ausgeprägten Hang zur Performance Art. Da diese Performance Art oft durch Blut, Gedärme und die chaotisch kreative Zerstörung der näheren Umgebung ihre höchste Erfüllung findet, gelten Dämonen gemeinhin als primitive Overkiller. Zu versuchen von ihnen Wissen erhalten, ist in der Regel bestenfalls ermüdend. Mal im Ernst: Wenn man mit einem Vollblutkünstler redet, wie viel vom dem, was er an tiefsinniger Erkenntnis von sich gibt, kapiert ein Normalsterblicher?
Man sollte also meinen, jeder geistig gesunde Beschwörer lässt die Finger von Dämonenbeschwörung. Ein kleiner Fehler und man endet als neustes Kunstwerk des chaotischen Besuchers aus der Tiefe. Doch anders als bei den Teufeln, haben die Menschen bei einem Dämonen standardisierte Methoden ihn zu binden, seinen Willen mit Folterzauber zu bezwingen und sich selbst durch wirkungsvolle Schutzzauber vor der Wut ihres Sklaven zu bewahren. Da man eher selten einen Dämonen ruft, um einen Blumengruß zu überbringen, sondern um gnadenlos sein Ziel zu vernichten, wurden über die Jahrtausende meist die gewalttätigsten und nicht allzu sturen Exemplare weitergegeben.
Die Beschwörung eines Dämons gilt zwar durchaus als riskante Sache, aber weitaus beherrschbarer, als der Pakt mit einem Teufel, zumindest auf lange Sicht. Wenn man nie zweimal denselben Dämonen ruft, oder lange Pausen dazwischen einlegt, ist die Chance groß, dass der entsprechende Dämon die Sache vergessen, oder sich an einem anderen Kunstobjekt abreagiert hat. Lange Planungen liegt nicht in ihrem Wesen, so jedenfalls die übliche Ansicht und die Praxis bestätigt diese.