Kapitel 1 (Fortsetzung)
Die Elbin war wunderschön und Elion hob ergebend seine Hände in die Höhe.
Langsam schritt er rückwärts in den Schein des Feuers und die Elbenfrau folgte ihm auf jeden Tritt, ihr Bogen war noch immer auf den jungen Zauberer gerichtet und ihr Blick bohrte sich in Elion hinein wie das Schwert in den Körper eines Feindes.
"Wer seid ihr?", fragte die Elbin und ihre Augen verengten sich.
Elion schluckte.
"Ich...I..Ich bin Elion. U..Und ihr seid?", stotterte er und stolperte ungeschickt über einen Ast, rappelte sich schleunigst wieder auf und blickte wieder auf die Spitze des silbrigen Pfeils, welcher auf ihn gerichtet war.
Messer funkelten am Gürtel der blonden Schönheit und der braune Bogen war aus traumhaften weißen Elfenbein und über das glatte Material schwangen sich golden geschwungene Linien.
Auf dem Rücken trug die Elbin ein dünnes Langschwert und der verzierte Griff aus Stahl lugte über ihrer Schulter hervor und der grüne Edelstein funkelte magisch im Schein des Feuers.
"Es ist nicht wichtig wer ich bin. Was macht ihr hier so nah an den Grenzen des Düsterwaldes?"
"Wir, äähh, ich bin ein Wanderer und Suche die Hallen von Edoras, Heimat der Pferdemenschen", antwortete Elion und scholt sich bereits selbst für seine Dummheit.
Er wusste nicht, ob sie ihm glauben würde und Edoras war neben Minas Thirit die einzige Stadt in Mittelerde, die er aus den Geschichten in den Tavernen von Nordhelm kennengelernt hatte.
Die Elbin musterte Elion aufmerksam und schmunzelte ungläubig. Dann nahm sie langsam den Bogen herunter und sagte:
"Ich glaube euch, wenngleich ich nicht weiß, warum ihr ganz alleine auf eine solche Reise geht? Ich bin Dania, Tochter von Lehaidin und Hesperiel."
"F..Freut mich. Elion Etheniel von Nordhelm", antwortete Elion und atmete erleichtert auf.
"Nordhelm? Diese Stadt ist mir nicht bekannt und euer Name ebenso wenig! Sagt mir, wo liegt eure Heimat?", fragte die Elbin und umkreiste mich mit prüfenden Blicken.
"Weit im Norden, über den Eisflächen von Forodwaith. Es ist kein Wunder, dass ihr es nicht kennt. Drei Wochen lang bin ich durch den Schnee gestapft und halb erfroren", erklärte Elion und setzte sich auf einen Baumstamm nahe des Feuers, als ob er noch immer die Kälte seiner Wanderung durch die Schneehöhen von Forodwaith spürte.
Dania wollte sich gerade neben den jungen Zauberer setzen, als sie plötzlich still stand und in den Wald horchte. Aufmerksam blickte sie in die Dunkelheit um sie herum und kniff die Augen zusammen, während sie einen Pfeil anlegte und kampfbereit neben dem Feuer wartete.
"Was ist, was hörst du?", fragte Elion und erinnerte sich an die Geschichten über die magischen Fähigkeiten der Elben.
Sie konnten sehr weit sehen und jeder Pfeil traf sein Ziel wie von Zauberhand. Ihre Sinne waren geschärft und sie waren so leise wie eine Raubkatze auf der Jagd. Er wusste nicht, was davon alles der Wahrheit entsprach, aber als er die Elbin vor sich stehen sah und ihre blonden Haare wie flüssiges Gold über die Schulter fielen, während sie mit den Fingern über die Federn des Pfeils strich, glaubte er an Alle Geschichten.
"Da kommt irgendjemand. Er schleift etwas hinter sich her, ein Tier vielleicht, oder eine Tasche. Sein Schnaufen ist so laut, ich könnte ihn wahrscheinlich blind erschießen", flüsterte Dania angespannt und es klang eher nach einem sanften Hauchen.
Elion wartete einen Moment und begann dann herzlich zu kichern, während die Elbin verwundert auf ihn herabschaute.
"Herrlich!", lachte Elion und bedeutete Dania sich zu beruhigen. "Das schnaufende Rhinozeros im Wald ist mein Gefährte. Ein Zwerg. Er wollte etwas zu Essen besorgen."
"Ihr reist mit einem Zwerg? Hütet euch vor diesen Feilschern!", antwortete Dania und noch immer wartete sie angespannt auf die Ankunft Threns.
"Nun ja, wir haben uns gegenseitig das Leben gerettet, er ist...etwas schroff, aber durchaus ein ehrenwerter Gefährte", antwortete Elion noch immer kichernd.
Schon nach wenigen Sekunden tauchte der Zwerg auf der Lichtung auf und hielt abrupt inne, sobald er die Elbin entdeckt hatte.
Er ließ das junge Reh aus seiner Hand fallen und griff nach seinem Kriegshammer auf dem Rücken, während er Dania für keinen Moment aus den Augen ließ.
"Thren, darf ich vorstellen, das ist Dania. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sie hier will, aber sie ist nicht unser Feind", sagte Elion und hob beschwichtigend die Arme.
"Das hoffe ich auch für sie...", brummte Thren und ließ seine Hand wieder zum Reh herabsinken, welches er hinter sich herzog und an das Feuer herantrat.
Dania und Thren beäugten sich, wie zwei Raubtiere beim Kampf um die Beute und das Feuer hatte jegliche Wärme verloren, die Elion so gerne hatte.
Feuer war schon immer sein Element gewesen und er war mit der Feuermagie im Blut aufgewachsen. Zwar war er auch in weiteren Bereichen der Magie geschult worden, aber zum Feuer hatte er sich schon immer hingezogen gefühlt. Er liebte das hypnotisierende Flackern der warmen Energie, die wie Geister in der Luft tanzten und in die er stundenlang hineinstarren konnte, aber gerade war das Feuer wie ein kalter, flackernder Lichtpunkt in der Nacht.
"Ähm, könntet ihr damit aufhören?", fragte Elion unsicher und deutete auf die bedrückende Stille zwischen ihnen.
"Mein Vater würde dir zustimmen, also... Frau Elbin. Ich möchte mich vorstellen. Ich bin Thren, Sohn von Gimli Elbenfreund und Prinz von Aglarond. Zu euren Diensten!", sagte der Zwerg und verbeugte sich flüchtig.
Danias Augen weiteten sich.
"Ihr..Ihr seid der Sohn von Gimli Elbenfreund? E..Entschuldigt mein Benehmen Herr Zwerg. Ich wusste nicht, wen ich vor mir hatte. Euer Vater ist ein Freund der Elben und der meines Herren Legolas Grünblatt. Ich bitte um Verzeihung", antwortete Dania und ihr Blick sank beschämt in die Flammen.
"Schon gut, ich komme nicht sehr nach meinem Vater. Er ist...anders", erwiderte Thren und zog dem Reh das Fell ab.
"Ihr kennt Legolas?", fragte Elion und wandte sich eifrig an die junge Elbin.
"Ja, ich...."
Wieder hielt Dania inne und lauschte in den Wald hinein, der lediglich vom gleichmäßigen Geräusch des Messers durchzogen wurde, mit dem Thren das Reh häutete.
Elion stupste den Zwerg an und auch das Geräusch des Schneidemessers verschwand in der Dunkelheit.
Plötzlich surrte ein Pfeil und Dania fing ihn nur wenige Zentimeter von Elions Gesicht aus der Luft und Schoss ihn in einer Drehung zurück in den Wald.
Ein dumpfer Einschlag und ein schmerzhaftes Stöhnen ließ einen Treffer erahnen. Elion und der Zwerg blickten ratlos auf die Elbenfrau, die einen weiteren Pfeil angelegt hatte und ihn in den Wald abfeuerte, dann sprangen sie auf und schnappten sich ihre Waffen.
Weitere Pfeile schwirrten an ihnen vorbei und sie wichen immer wieder haarscharf einem Treffer aus, während Dania schon ihren fünften Pfeil in den Wald abgeschickt hatte.
Dann betraten die schwarzen Numenor die Lichtung und stürmten auf Elion, Dania und den Zwerg zu.
"Die haben dann wohl doch nicht geschlafen!", rief Thren Elion zu und ging mit seinem Kriegshammer auf den ersten Gegner los.
Der Kampf hatte begonnen.