Hallöchen zusammen
Ich habe meinen Urlaub mal genutzt, um hier eine weiteres Kapitel zusammenzuschreiben Und es hat wirklich gut getan weiterzuschreiben, daher kann es gut sein das es doch nicht so eine lange Pause gibt wie ich im Vorpost angedeutet hatte.
Kapitel 7 (3/4)
Nevran
Derweil durchschritt Nevran das Tor, welches in den wilden Vorgarten von Bennas Heim führte. Die Kieselsteine knirschten unter seinen Sohlen und während ein Schwall Kräuteraromen ihn begrüßte, schwang die Eingangstüre auf und eine Frau Ende zwanzig stand im Türrahmen. Ihr kühler Blick traf ihn. „Was willst du hier?“, fragte sie.
Er verlangsamte seine Schritte und ein schelmisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich wollte den Gefallen, den du mir schuldest, einfordern.“
Bennas Schulter sackten zusammen, dann wendete sie sich von ihm ab und lief ins Hausinnere.
„So sympathisch wie eh und je“, murmelte Nevran und folgte ihr.
Im Inneren war der Duft der Kräuter geradezu penetrant und er musste niesen. Schlimmer als in den die Kräutermoore von Moldelva, dachte er. Die blasse Frau hatte sich derweil auf dem Sofa niedergelassen und nippte an ihrer Tasse. „Wobei soll ich dir helfen?“, fragte sie.
Er ließ sich in den Sessel ihr gegenüber fallen. „Du hattest versprochen, dass du nicht nach dem warum fragen würdest. Bleibt es dabei?“
Er erhielt keine Antwort, sondern nur ein bestätigendes Nicken.
„Sehr gut. Ich brauche deine Hilfe, um ein Seelenfragment auszulesen“, offenbarte er.
Sie verschluckte sich fast an ihrem Getränk. Dann verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. „Wie kommst du darauf, dass ich so etwas kann?“
Er lehnte sich auf seine Knie und sah sie eindringlich an. „Du bist so ziemlich die einzige Hexe, die stark genug sein könnte und die mir dabei überhaupt helfen würde.“ Ein Augenblick des Schweigens.„Und wie sieht es aus?“, fragte er.
Sie nahm einen Schluck. „Ich muss mir das Vorgehen erst einmal anschauen, dann kann ich dir mehr sagen. Gib mir mal das Buch mit der Anleitung“, forderte sie ihn forsch auf.
Nevran kratzte sich am Hals. „Das könnte schwierig werden. Da ich es für zu gefährlich hielt, es aus der Zirkelbibliothek mitgehen zu lassen … “
Benna unterbrach ihn. „Spielst du noch immer den Laufburschen von dieser alten Schachtel?“
„Wohl kaum, sonst wäre ich ja nicht hier“, sagte er mit einem genervten Unterton. „Ich konnte zwar das Buch nicht mitbringen, aber habe alles hier drinnen“, erklärte er und tippte sich an die Stirn.
„Also bist du nicht mit leeren Händen gekommen. Das erleichtert die Sache natürlich.“ Nachdem die Frau ihren Tee auf den Tisch gestellt hatte, lief sie zu Nevran. „Dann schaue ich mal, ob ich etwas mit deinen Gedanken anfangen kann“, sagte sie trocken. „Entspann dich und schließe die Augen“, forderte sie ihn auf. Anschließend legte sie eine Hand an seinen Hinterkopf und die andere auf seine Stirn. Abrupt drückte sie seinen Kopf in den Nacken und die Hand, welche auf der Stirn lag, begann zu glühen.
Nevrans Finger krallten sich in das Leder des Sessels und ein Keuchen entkam seiner Kehle.
„Vielleicht hätte ich dir sagen sollen, dass es nicht gerade angenehm ist, wenn jemand deinen Kopf durchforscht“, gestand sie auf seine Reaktion hin.
Du kleine Sadistin, fluchte er innerlich. „Lass dir ruhig Zeit“, knurrte er durch zusammengepresste Zähne.
Ein kleines Grinsen huschte über ihre Lippen. „Sonst hast du doch auch immer eine so große Klappe“, scherzte sie, bevor sie ihren Blick senkte und in eine Art Trance viel.
Leise Worte kamen über ihre Lippen, welche sie immer schneller und in einem tieferen Ton aussprach.
Ist das die Sprache der Hexen? schoss es ihm durch den Kopf, als er ihr unverständliches Gemurmel wahrnahm.
Aber schon verstummte sie, wie auch der Schmerz in seinem Kopf.
Nevran öffnete seine Augen. Er sah, wie Benna ins Wanken geriet und griff nach ihrem Arm.
„Alles okay bei dir?“, fragte er besorgt. Durch den dicken Pullover, den sie trug, spürte er ihre Knochen. Er seufzt und wollte gerade ansetzten.
Jedoch zog sie ihren Arm aus seinem stützenden Griff. „Mir geht es gut“, antwortete sie. „Du brauchst dir um mich keine Sorgen machen. Lass uns weitermachen.“
Nevran seufzte erneut. Ihre Wunde sind noch immer nicht verheilt, aber leider habe ich keine Zeit für sie da zu sein.
Sie merkte, dass sich sein Blick trübte und gab ihm einen leichten Schlag auf die Schulter. „Komm, ich muss noch einiges für diesen Zauber vorbereiten.“
„Bedeutet das, du kannst mir beim Auslesen des Seelenfragments helfen?“, fragte er.
„Ja sieht ganz machbar aus, aber ich habe da doch eine Frage. Du weist schon, was es bedeutet, wenn du jemanden ein Seelenfragment stiehlst oder? Ich hoffe, du hattest einen wichtigen Grund dafür?“
„Ja ich weiß, was ich damit verursacht habe und ich hatte keine andere Wahl“, erklärte er.
„In Ordnung, das werde ich dir glauben müssen“, antwortete sie. „Da du den Ablauf kennst, gehe ich davon aus, dass ich dir nichts erklären muss.“
Er nickte.
„Dann komm mit“, forderte sie ihn auf, ihr in den Keller zu folgen.
Während sie das Untergeschoss betraten, erblickte er zerbrochene Behälter und alchemistische Mittel, welche über den Boden, neben einem Tisch, verteilt lagen. Es sah so aus, als hatte jemand die Sachen in einem Anfall von Frustration vom Tisch gefegt.
„Ignoriere die Unordnung“, sagte sie und lief trittsicher durch das Chaos.
Nevran bückte sich und tauchte mit einem Finger in eine lila Flüssigkeit und roch an ihr. Ein süßlicher Duft stieg ihm in die Nase. „Blütenkonzentrat des Fingerhuts solltest du hier aber nicht offen rumliegen lassen“, erwähnte er.
„Ich weiß. Ich weiß. Das werde ich später versorgen“, antwortete sie, während sie einige Behältnisse aus einem überfüllten Regal zog.
Sie ließ ihn außen vor und begann den Absorbierungstrank herzustellen.
Nevran nahm sich unterdessen einen Eimer, welcher neben der Eingangstüre stand und sammelte die Scherben auf dem Boden ein.
„Das musst du nicht“, sagte sie ihm, ohne die Herstellung des Trankes zu unterbrechen.
„Ob ich hier Däumchen drehe oder hier Ordnung mache, spielt doch keine Rolle. Außerdem will ich nicht, dass dir der Duft des Fingerhuts zu Kopf steigt. Ich brauche dich bei voller Konzentration.“
Ein kaltes Lachen entglitt ihr. „Dann mach halt.“
Lilijana
„Was ist geschehen?“, fragte Lilijana ihn.
„Ich habe seine Spur verloren. Er muss einen Ort betreten haben, der gegen Ortungen geschützt ist“, antwortete er.
Das Zirkeloberhaupt schüttelte den Kopf. „Das war es dann mit dem einfachen Weg“, seufzte sie und sah sich den Ort auf der Karte genauer an.
„Sein letzter Standort war in Cambridge, allzu weit kann er noch nicht gekommen sein. Wir müssen herausfinden, zu wem er gegangen ist und wer ihm überhaupt bei so einen komplizierten Zauber helfen könnte. Ich hoffe, dass er nur zu einem Hexenwesen gegangen ist, die deinen Ortungszauber blockt und nicht, dass er sich mit jemanden getroffen hat, der die Ortung auch in Bewegung unmöglich macht, weil dann … ich will es mir gar nicht ausmalen, wie gering unsere Chancen dann stehen.“
Joseph stimmte Lilijana, bei jedem Wort zu. Die Zeit lief gegen sie.
Das Zirkeloberhaupt rief Grace ins Zimmer und klärte sie über den Misserfolg der Ortung auf.
„Das bedeutet, dass Jospeh den ungefähren Radius berechnen wird, in dem wir nach der Hexe oder Hexer suchen müssen und wir werden in der Zwischenzeit schon mal prüfen, welchen Stand die Person benötigt, um diesen Zauber wirken zu können. Hast du zufällig Hinweise über seine Bekanntschaften finden können?“
Grace schüttelte mit gesenktem Blick ihren Kopf. „Nein leider nicht. Er hat keine persönlichen Gegenstände im Apartment.“
Lilijana blickte auf ihre Armbanduhr, welche kurz nach neun anzeigte. „Ich werde versuchen herauszufinden, was passiert ist, bevor er zu uns kam. Irgendetwas muss geschehen sein, sonst wäre er nicht ein zweites Mal im Anwesen vorbeigekommen.“
„Bist du sicher? Es ist doch jetzt schon mehrere Stunden her“, gab Grace ihre Bedenken bekannt.
„Ich weiß, aber werde es dennoch versuchen, da es uns den besten Hinweis liefern könnte.“
„Du hast recht. Wir werden dann draußen auf dich warten.“
Nachdem Joseph und Grace das Apartment verlassen hatten positionierte sich Lilijana, so dass sie die Eingangstüre im Blick hatte.
Wie schon vor circa zwei Stunden schloss sie ihre Augen und sprach den Wirkungszauber in der alten Hexensprache, um ihren rückwährtslaufenden Zeitraffer zu aktivieren. Durch ihren geformten Tunneln sah sie, wie ihre engsten Vertrauten wieder hereintraten und nach einer gefühlten Ewigkeit, wie sie alle drei das Apartment betreten hatten. Sie verengte ihre Augen, woraufhin die Zeit nur so dahinflog und keine weiteren Regungen zu vernehmen waren.
Doch plötzlich schwang die Türe auf und Nevran kam hinein. Sofort verlangsamte sie die Zeit und beobachte sein Handeln.
Mit hektischen Bewegungen lief er zielstrebig durch die Wohnung. Seine Motorradausrüstung legte er ab und ging ins Schlafzimmer, wo er aus weiterem Himmel seine Faust in der Wand versenkte. Anschließend lief er unruhig im Zimmer umher. Redet er da gerade mit jemanden? Fragte sich Lilijana, da er an seinen Lippen erkennen konnte, dass er sprach. Sofort sah sie sich im Zimmer um, konnte jedoch keine weitere Person im Raum ausfindig machen.
Mit wem redet er da? Das ist nun wirklich unglücklich, dass ich nichts hören kann. Ob er gerade mit irgendwelchen Informanten spricht. Aber wenn ich nichts höre, dann bringt mich das leider auch nicht weiter.
Es vergingen einige Minuten, da knallte plötzlich die Schlafzimmertüre auf und eine Frau mit dunkelgrünem Haar, kam zurück in den Raum. Die vier Hörner, welche aus ihrem Kopf ragen, fielen dem Zirkeloberhaupt sofort ins Auge. Ebenso ließ ihr Mimik erkennen, dass sie alles andere als fröhlich war, denn die gehörnte Frau schien Nevran anzukeifen. Wirkt nicht so, als würde sie ihm nette Worte um die Ohren werfen. Mal schauen, was noch kommt.
Einige Augenblicke später zog sie sich wutentbrannt den Pullover, so wie ihre Jeanshose aus und war anschließend an die Wand des Bettendes gelehnt. Sie hielt sich den Hinterkopf, so als würde er ihr schmerzen und blickte überrascht zu Nevran. Welcher seine Hände ausgestreckt vor sich hielt. Hat er sie gegen die Wand gestoßen? Sie blickte in sein Gesicht, welches den Anschein hatte, als wäre er von dieser Tat genauso überrascht, wie die Frau selbst.
Sehr seltsam. Was ist in dem Moment passiert? War er irgendwie nicht bei Sinnen? Das Zirkeloberhaupt konnte sich aus diesem Szenario keinen Reim machen.
Einige Augenblicke zuvor versuchte die Frau ihn zu küssen. Davor leckte sie sich mit ihrer Zunge, welcher die einer Schlange glich, über die Lippen. Ich hoffe, dass die Beiden sich besser kennen und es nicht nur eine einmalige Sache ist, weil dann würde es uns nicht viel bringen, sie suchen zu lassen.
Lilijana versuchte das Geschehen weiterzuverfolgen, aber ohne Vorankündigung begannen ihre Augenlider zu krampfen und ein schwarzer Schleicher legte sich über ihren Blick. Sofort suchte sie nach Halt und griff um sich. Sie bekam eine Stuhllehne zu greifen und stützte sich ab.
Es vergingen einige Minuten, bis sie sich wieder aufrichten konnte. Ihre Beine waren immer noch schwach von der Überanstrengung, aber sie wankte dennoch langsam zur Ausgangstüre. Joseph und Grace kamen sofort herangeeilt, als sie erkannten, wie Lilijana schwankend das Apartment verließ.
„Geht es dir gut?“, fragte Grace, während Joseph sie sofort stützte.
„Alles in Ordnung. Ich hatte die Anstrengung, für diesen langen Zeitraum, wohl unterschätzt, aber es hat sich gelohnt“, verkündete sie.
„Was hast du gesehen?“, hackte Grace nach.
Nachdem sie ins Auto eingestiegen waren, erzählte Lilijana ihnen was sie gesehen hatte.
„Wir müssen auf jeden Fall die Frau mit den Hörnern ausfindig machen, da sie vielleicht weitere Bekanntschaften von Nevran kennt. Dabei werden uns die Wächter sicher helfen können“, sagte das Zirkeloberhaupt.