Cayennes Schandtaten (Kurzgeschichtensammlung)

Es gibt 124 Antworten in diesem Thema, welches 32.759 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. April 2020 um 09:34) ist von Miri.

  • Cayenne durfte an Keks knabbern xD
    Verstanden? Nicht? Och man :D
    Das mir der nicht schon früher eingefallen ist xD

    Ich bin auch schon sehr scharf darauf zu erfahren, wie die beiden in Telassar miteinander umgehen.

    Kurz und knackig, aber erfrischend :thumbsup:

    • Offizieller Beitrag

    Er war das unterste Glied der Kette und bekam die Aufgaben, die sonst niemand machen wollte. Deck schrubben, Kartoffeln schälen, Nachtwache, kleine Stellen an der Außenwand des Schiffes mit Pech nachdichten, während er an einem Tau baumelte und mit dem Schiff von den Wellen hin und her geworfen wurde. Zum Glück hatte er einen starken Magen und zum Glück würden sie Telassar bereits am nächsten Morgen erreichen.

    das unterste Glied? ich fühle mit dir Keks. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Nur habe ich nicht die Außenseite eines Schiffs geteert, gab kein Schiff. Aber Toiletten putzen macht genauso viel Spaß :rofl:

    Ah, die Kapitänin ist also eine Halbgöttin. Das erklärt sicherlich, warum Cayenne sich sofort so gut mit ihr verstanden hat und die beiden so prima tonlos kommunizieren konnten. Und weshalb eine Mannschaft aus Männern eine Frau - die ja Unglück auf einem Schiff bringt - als Kapitän akzeptiert. :rofl:
    Schön finde ich, dass Cayenne darauf pfeift, zu erfahren, was in Telassar passiert. Passt zu ihrem Charakter, sich einfach darauf einzulassen und dem Schicksal gepflegt den Mittelfinger zu zeigen. Leid tut es mir für Cayenne dennoch, weil sie dieser "Verbindung" zu Jane "verloren" hat. :hmm: Egal, immer drauf. Irgendwo hat sie es auch verdient. So und nun Action :D Ich will wissen, was in Telassar passiert :D

    LG, Kyelia

  • Keks ging vor mir die Planke hinunter. Um uns herum fleißige Matrosen, die die Soraya ausluden und mit neuer Fracht füllten. Manche klopften ihm im Gehen freundschaftlich auf die Schulter und sagten, dass er gerne wieder mit ihnen reisen könnte. Keks lachte zu ihren Sprüchen, aber ich konnte erkennen, dass er so schnell nicht vorhatte wieder auf der Soraya zu segeln – und das obwohl er sich während der Überfahrt den Respekt der Mannschaft erarbeitet hatte. Denn obwohl er die unliebsamsten Aufgaben bekommen hatte, hatte er sie ohne Murren und mit größter Sorgfalt ausgeführt.
    Ich warf einen Blick zurück zu Jane. Sie stand auf der Brücke und schaute mir hinterher. Ein melancholisches Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie die Hand zum Gruß hob.
    Ging es ihr etwa wie mir? Es fühlte sich falsch an zu gehen. Aber Jane hatte mir erzählt, dass sie nur eine kleine Tour unternehmen und in etwas mehr als zwei Wochen wieder in Telassar vor Anker gehen würden. Das würde reichen, um hier nach Viola, Tom und Jasper zu sehen.
    Außerdem wäre ich Keks dann auch endlich wieder los, auch wenn Jane mir geraten hatten ihn in meiner Nähe zu behalten. Aber wie er mich aus dem Augenwinkel musterte, ging mir jetzt schon tierisch auf die Nerven und ich hatte keinen Schimmer, wie ich das noch weitere zwei Wochen aushalten sollte. [size=12]Ich wurde aus ihm einfach nicht mehr schlau. Vor unserer … Begegnung hatte ich in ihm lesen können, wie in einem Buch, aber jetzt schien er selbst nicht so recht wissen, was er von all dem halten sollte.
    Ich wischte meine Überlegungen zur Seite. Was interessierte mich, was Keks dachte?! Ich überholte ihn, während ich energisch meinen roten Pferdeschwanz neu band und bahnte uns einen Weg durch die Massen am Hafen. Dabei kam es mir gerade recht, dass ich dafür recht hartnäckig meine Ellbogen einsetzen musste, denn es herrschte Hochbetrieb.
    „Wir sollten uns eine Unterkunft oder eine Kutsche suchen“, warf Keks irgendwann ein. Er ging neben mir und mampfte schon wieder ununterbrochen seine Kekse. Ich fragte mich langsam, wo er die immer herbekam.
    Ich nickte nur. Keks hatte Recht. Telassar war riesig und noch dazu an einer steilen Klippe erbaut.
    Von der See aus gesehen leuchtete die Stadt sandtseinfarben aus einem Meer von schwarzem Fels und Bäumen heraus. An ihrem Fuße lag der Hafen. Von dort ging es durch unzählige kleine Gassen und immer bergauf Richtung Marktplatz und Stadtmitte. Ab hier kam man nur noch in einer steilen Serpentine den Hang hinauf. Am Hang selbst waren auch Häuser erbaut und säumten die Serpentine. Auf der andere - der rechten - Seite hatte man von der kurvigen Straße einen unbeschreiblichen und ungehinderten Blick aufs Meer hinaus. Je näher man dem Schloss kam, desto mehr wichen die geduckten und vom salzigen Wind glatt geschliffen Sandsteinhäuschen immer mehr den großen Villen, die aufwendig mit Marmor und Schiefer verziert und mit richtigen Ziegeln aus rotem Lehm gedeckt waren. Es folgten die in Terrassen angelegten, königlichen Gärten und schließlich das prächtige Schloss auf dem Gipfel der Klippe.
    Keks hatte ausnahmsweise Recht. Der Weg war noch weit und steil. Wir würden ihn nicht an einem Tag schaffen, es sei denn, wir mieteten eine Kutsche.
    Auf dem Markt würden wir mit Sicherheit eine Mitfahrgelegenheit finden. Die meisten Verkäufer kamen zwar von außerhalb und boten hier ihre Waren an, doch es waren auch viele Händler mit seltenen Gewürzen und teuren Stoffen dabei, die mit Sicherheit noch einen Abstecher zum Palast machten, um dort ihre Waren feilzubieten.
    Je näher wir dem Verkaufsplatz kamen, desto voller wurde es in den Gassen. Bald schon musste ich mich beherrschen nicht jeden anzupflaumen, der mir versehentlich auf den Fuß trat oder anrempelte. Am schlimmsten war das Geplärre der Kinder. Drei von ihnen rannte ich – unter dem empörten Geschrei der Mütter – um. Ausversehen natürlich!
    „Du bist herzlos“, murmelte Keks neben mir, beugte sich zu dem kleinen Jungen hinunter, half ihm zurück auf die Beine und reichte ihm lächelnd einen seiner Kekse. Ich verdrehte die Augen. „Und du bist gefühlsduselig. Unfassbar.“
    „Nur weil deine Kindheit ätzend war, heißt das nicht, dass du sie den Kindern jetzt auch vermiesen musst.“
    Einen Moment blickte ich Keks überrascht an und überlegte ihm zu antworten, aber dann wandte ich mich wortlos ab und drängte mich weiter.
    Keks konnte nicht wissen, dass meine Kindheit wirklich nicht so unbeschwert gewesen war und es ging ihn auch nichts an.
    Endlich erreichten wir den riesigen Marktplatz. Gemeinsam mit der Menge schoben wir uns aus der engen Gasse und die Menschen zerstreuten sich, den plötzlichen Platz ausnutzend. Ich atmete einmal tief durch und genoss es, wenigstens eine Armlänge Platz um mich herum zu haben.
    Ohne mich nach Keks umzusehen tauchte ich in die wabernde Masse Leiber ein. Er würde mich schon finden.
    Das tut er ja immer, dachte ich zynisch.
    Tatsächlich hatte ich ziemlich schnell einen Händler gefunden, der bereit war uns mit zum Schloss zu nehmen, wenn wir ihm beim Beladen seines Karrens und den restlichen Tag am Stand aushalfen. Letzteres bereitete mir einige Mühe. Während Keks problemlos eine Stoffbahn nach der anderen verkaufte, frei nach der Devise „Wenn du sie mit Wissen nicht überzeugen kannst, verwirre sie mit Schwachsinn“, musste ich mich zusammenreißen nicht allzu mürrisch dreinzuschauen und die Kunden nicht direkt wieder zu vergraulen.
    Aber viele Interessenten zog es ohnehin instinktiv in Keks Richtung. Mir war nie aufgefallen, was für ein einnehmendes Wesen er haben konnte. Bis jetzt hatte ich ihn nur als das trottelige, pausenlos Kekse futternde und alles vollkrümelnde Anhängsel gesehen, aber er schien durchaus einige, wenn auch wenige, Qualitäten zu haben.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Miri

    Soso ... sie haben also wieder festen Boden unter den Füssen. Was wohl passieren wird! xD

    Aber viele Interessenten zog es ohnehin instinktiv in Keks Richtung. Mir war nie aufgefallen, was für ein einnehmendes Wesen er haben konnte. Bis jetzt hatte ich ihn nur als das trottelige, pausenlos Kekse futternde und alles vollkrümelnde Anhängsel gesehen, aber er schien durchaus einige, wenn auch wenige, Qualitäten zu haben.

    :grinstare: hat sie etwa doch ein Herz?!

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
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  • Schöner Abschnitt. Die Beschreibung rund um die Stadt Telassar und das Treiben in den Gassen haben mir gut gefallen. Sehr bildlich :thumbup:
    Auch die Verschiedenheit unserer beiden Protas war schön durch unterschwellige und mal direkte Bermerkungen gespickt.

    Cayenne musste wohl aufpassen, nicht den nächstbesten einfach zu ermorden :schiefguck: Die war ja schon mehr als gereizt.
    Aber vielleicht ist Keks hier ihr Ausgleich. Man sagt ja nicht umsonst, dass gegensätzliche Dinge sich anziehen oder sich perfekt ergänzen.

    Nun bin ich gespannt, ob sie wirklich so ohne Probleme zu Jasper, Tom und Viola fahren können. :whistling:

    LG

  • Ausschnitt aus „Götterlegenden“ von Kersten, dem Barden

    Vor ewigen Zeiten, als das Menschengeschlecht noch jung war, lebten die Götter mitten unter ihnen. Sie sorgten für genügend Regen, fruchtbare Böden, reiche Jagdgründe und überschäumende Meere. Sie waren Schutzpatron für Reisende und Kranke und segneten Könige und Anführer.
    Lir, der Gott des Meeres, war der einsamste unter den Göttern. Er konnte sein Reich nicht verlassen, weil er ohne Wasser nicht überleben konnte. Die einzigen Menschen, die sich zu ihm verirrten, waren die Toten. Nicht einmal andere Götter besuchten ihn in den kühlen Tiefen der See. Sein einziger Spaß war es, Stürme heraufziehen zu lassen, die Wassermassen umzuwälzen, die Gischt spritzen zu lassen und danach die ersten Sonnenstrahlen, die durch die dichte Wolkendecke drangen, auf einer sich beruhigenden Wasseroberfläche zu bewundern.
    Auch an jenem Tag ließ er die See toben und dröhnen. Schiffe wurden umhergewirbelt wie kleine Nussschalen.
    Und dann passierte es. Ein zierlicher Leib schlug durch die Wasseroberfläche, glitzernde Luftbläschen nach sich ziehend.
    Das passierte öfter. Die Matrosen gingen bei diesem Seegang über Bord und ertranken in seinem Reich, um seine stillen Zuhörer zu werden. Doch diesmal war es anders. Es war eine Frau. Ihre braunen Haare wirbelten sanft im Wasser umher, ihre wunderschönen Augen waren blau wie das Meer an ruhigen Tagen. Anders als die Männer kämpfte sie nicht um ihr Leben. Sie schien keine Kraft mehr zu haben. Er schwamm zu ihr und ihre Blicke trafen sich. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie schien ihn für eine Illusion zu halten. Er küsste sie sanft, denn solange seine Lippen die ihren berührten, würde sie unter Wasser überleben können. In ihrer Trance gab sie sich seiner Berührung hin.
    Einige Zeit später beruhigte Lir den zwischenzeitlich schier unkontrollierbaren gewordenen Sturm und brachte die Fremde zur nächsten Küste, wo man sie fand und versorgte.
    Er kam jeden Tag zu der Stelle, in der Hoffnung er würde sie wiedersehen und neun Monate später stand sie tatsächlich dort. Tränen rannen über ihr Gesicht. Er erhob sich aus den Fluten, ging über dem Wasser zu ihr. Lir fand, dass sie im Sonnenlicht noch schöner aussah, als damals unter Wasser.
    Doch ehe er etwas sagen konnte, spie seine Geliebte ihn an: „Du hättest mich sterben lassen sollen!“ Sie hielt ein in Handtücher eingeschlagenes und brüllendes Kind in die Höhe. Es war verschrumpelt und hässlich. Natürlich. Es brauchte Wasser, um zu überleben. Angewidert warf sie das kleine Bündel in die Fluten und rannte davon. Lir streckte die Hand nach ihr aus, wollte nach ihr rufen, es ihr erklären, doch er kannte nicht einmal ihren Namen. Also fischte er nur das kleine Etwas aus dem Wasser. Hustend und prustend kam das Kind an die Oberfläche. Nach der Berührung durch die salzige See, war es ebenso wunderschön geworden, wie seine Mutter. Allerdings war ihr Arm mit schwarzen Malen überzogen, die zu wogen schienen und an eine stürmische Brandung erinnerten. Solche Male fanden sich häufig bei Halbgöttern.
    Lir lächelte auf die Kleine hinunter. Er würde sie Jane nennen. Nach einigen Momenten, in denen Lir vollkommen in der glückseligen Betrachtung seiner Tochter versunken gewesen war, wurde ihm klar, dass Jane nicht nur wunderschön, sondern auch verflucht war. Sie hatte nur Lungen, konnte also nicht unter Wasser bei ihm leben. Aber ohne Wasser in ihrer unmittelbaren Umgebung würde sie vertrocknen wie eine Blume in der Wüste. Deshalb gab er seiner Tochter den Beinamen Calamity. Unglück.

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  • @Miri

    ;( Gott ... das ist sooooo trauurig!

    Die Idee natürlich ist mega schön und auch wundervoll beschrieben!
    Ein Gott, der Stürme hervorruft um die Ertrinkenden zu beobachten .. xD halloooo Sadismus!
    Und dann sieht er eine Frau, wunderschön und natürlich verliebt er sich in sie. Sehr schnell und dann gibts ein Baby .. :rofl: ehm ... wie ich das nennen soll weiss ich nicht! :grinstare::golly::search: Götter dürfen natürlich sterbene, wunderschöne Jungfrauen befummeln hahah (ok sie haben offensichtlich mehr gemacht! :rofl: ) und dann bringt er sie zurück an den Strand.

    Überaschung! Neun Monate später ist Baby-Göttin auf die Welt gekommen. Mama ist ne Bitch aber der Gott hat jetzt eine Familie. :D

    Lady Kapitän hat eine ziemlich coole aber auch mega traurige Entstehungsgeschichte! Ich will mehr von der Frau!

    Liebe Grüsse
    Fly

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    Einmal editiert, zuletzt von 97dragonfly (12. Juni 2019 um 21:18)

  • Lady Kapitän hat eine ziemlich coole aber auch mega traurige Entstehungsgeschichte! Ich will mehr von der Frau!

    Gemach, gemach :D
    Das steht zumindest noch auf meiner Agenda, wird aber wohl noch eine Weile dauern :(
    Aber ich freue mich, dass es dir gefällt :D

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  • Awww :love:

    Wunderschön und traurig zugleich. Gefällt mir ^^

    Zitat von Miri

    Lir, der Gott des Meeres, war der einsamste unter den Göttern. Er konnte sein Reich nicht verlassen, weil er ohne Wasser nicht überleben konnte. Die einzigen Menschen, die sich zu ihm verirrten, waren die Toten. Nicht einmal andere Götter besuchten ihn in den kühlen Tiefen der See. Sein einziger Spaß war es, Stürme heraufziehen zu lassen, die Wassermassen umzuwälzen, die Gischt spritzen zu lassen und danach die ersten Sonnenstrahlen, die durch die dichte Wolkendecke drangen, auf einer sich beruhigenden Wasseroberfläche zu bewundern.
    Auch an jenem Tag ließ er die See toben und dröhnen. Schiffe wurden umhergewirbelt wie kleine Nussschalen.

    Da bekommt man als Küstenkind schon etwas Fernweh nach der Ostsee :rolleyes:
    Obwohl ich nicht mal zwei Autofahrtstunde von Kap Arkona weg wohne, bin ich viel zu wenig dort ;(

    Mir hat der kleine Exkurs gefallen, weil du so souverän erklären könntest, wie das mit Jane zustande kam. Coole Lösung :thumbup:

    LG

  • Da bekommt man als Küstenkind schon etwas Fernweh nach der Ostsee
    Obwohl ich nicht mal zwei Autofahrtstunde von Kap Arkona weg wohne, bin ich viel zu wenig dort

    Stimmt! Wenn ich Texte über die See lese, vermisse ich das Meer immer ... und das ist ein gutes Zeichen für den Autor! :D Heisst nämlich, dass du die Situation mega schön eingefangen hast @Miri

    @LadyK Wow! Kap Arkona sieht mega schön aus! <3<3
    Ich bin leider seeeeehr weit weg vom Meer ... aber als ich in Melbourne gelebt habe, konnte ich jeden Morgen mit dem Tram von St. Kilda in die Innenstadt zur Arbeit oder Schule fahren :D Das war mega toll, weil die Hälfte der Strecke ist man am Meer entlang gefahren ... :love:

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  • Stimmt! Wenn ich Texte über die See lese, vermisse ich das Meer immer ... und das ist ein gutes Zeichen für den Autor! Heisst nämlich, dass du die Situation mega schön eingefangen hast @Miri

    :blush: Danke :D

    @LadyK Du solltest UNBEDINGT mal wieder dahin!
    Das sieht fantastisch aus :love: :golly:

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  • Das Licht des Halbmondes tauchte den Raum in silbriges Dämmerlicht. Ich stand schon eine ganze Weile schwer auf die Kommode gestützt, vor dem Spiegel in meinem Zimmer, doch mein Blick stellte sich erst jetzt wieder scharf. Ich sah, dass meine grauen Augen noch farbloser aussahen als sonst. Sämtliches Blut schien aus meinem Gesicht gewichen zu sein, sodass der Farbton meiner ohnehin schon feuerroten Haare noch unnatürlicher wirkte. Sie fielen in wilder Mähne über meine Schultern. Mein Atem ging schwer und ein dünner Schweißfilm schien meinen ganzen Körper zu bedecken.
    Es klopfte. Ich zuckte zusammen. Ich antwortete nicht auf das Geräusch. Meine Stimme würde kratzig und ungesund klingen, so trocken wie mein Hals sich anfühlte. Trotzdem schwang die Tür langsam auf und Keks Kopf tauchte vorsichtig aus dem Dunkel des Flures auf. Sein Blick glitt durch den Raum und blieb schließlich an mir hängen. Unsere Blicke trafen sich.
    „Alles in Ordnung?“ Seine Stimme klang überraschend sanft. Er trat ein und kam auf mich zu. Seine Schritte hinterließen keinen Laut. Oder ich hörte sie einfach nicht, denn plötzlich erfüllte ein Brüllen und Rauschen meine Ohren, wie von einer Brandung im Sturm. Ich schien den Regen und die Gischt zu spüren, die der Wind gegen meine Haut peitschte und dann … war alles so plötzlich vorbei wie es angefangen hatte. Ich keuchte.
    „Cayenne?“ Keks streckte die Hand aus, aber seine Fingerspitzen verharrten einige Zentimetern über meiner Haut. Er schien die Hitze zu spüren, die von mir ausging.
    Eine Weile blieben wir regungslos stehen. Nur langsam fand ich wieder zu mir selbst und konnte mich aufrichten. Forschend betrachtete Keks mich, versuchte in meinem Gesicht zu lesen.
    „Was ist?“ Besorgte Ungeduld schwang in seiner Stimme mit und seine Hand senkte sich nun doch auf meine Schulter. Ich ließ die Berührung zu, denn mein Innerstes schien zu schwanken. Das Atmen fiel mir immer noch schwer. Es schien, als läge ein Amboss auf meiner Brust. Ich war völlig durcheinander und plötzlich erfüllte mich das starke Verlangen, in Keks' Arme zu treten und mich von ihm festhalten zu lassen. Er schien im Augenblick der einzige Halt im Hier und Jetzt zu sein. Nur mit Mühe widerstand ich dem Drang und riss mich zusammen. Keks schien die Veränderung in meinem Blick zu lesen, denn er trat instinktiv einen Schritt zurück, ließ mich dabei aber trotzdem nicht aus den Augen.
    „Es geht schon“, antwortete ich endlich. „Ich … Was willst du?“ Meine Stimme nahm den gewohnt barschen Ton an. Keks Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen, doch in seinen Augen blieb ein Teil der Sorge bestehen.
    „Nichts“, antwortete er.
    Ich zog warnend eine Augenbraue in die Höhe. Für Spielchen war ich gerade nicht aufgelegt. Er hob abwehrend die Hände. „Ich hatte das Bedürfnis bei dir nach dem Rechten zu sehen.“
    „Verarschen kann ich mich alleine.“ Ich wandte mich ab und ging zu meinem Bett. Es kostete mich Mühe meine ablehnende Ausstrahlung beizubehalten. Meine Beine waren wie Pudding. Ich ließ mich zwischen die verschwitzen Laken gleiten, um Keks zu signalisieren, dass er zu gehen hatte. Die Augen fielen mir bereits flatternd zu.
    „Cayenne, das schaffst du nicht alleine“, hörte ich Keks noch sanft flüstern. Aber mein Kopf schien mit Hirsebrei gefüllt, denn ich hörte seine Worte, konnte ihren Sinn aber nicht begreifen. Ich konnte nur noch „Verpiss dich!“ murmeln, ehe ich in einen erschöpften Schlaf glitt.

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  • Hi @Miri

    Da hatten die beiden also wieder einen Moment ... und dann ist Cayenne erneut die schreckliche Kratzbürste!!!! tztztz

    Ich konnte nur noch „Verpiss dich!“ murmeln, ehe ich in einen erschöpften Schlaf glitt.

    :rofl: Sie muss wirklich besonders sein, wenn Keks das alles über sich ergehen lässt! :grinstare:

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    Schatten unter London

  • hm. Das war ja sehr merkwürdig :huh:
    Würde mich interessieren, was genau mit Cayenne passiert ist. So richtig schlau sind wir aus der Situation nicht geworden. Ich bin gespannt, was das zu bedeuten hat.

    Keks scheint da auch mehr zu wissen, als wir Leser. Zumindest scheint es mir so.

    Und Mensch. Die beiden wären so süß zusammen, aber Cayenne muss ja wieder Miss Kratzbürst sein :patsch:
    Aber so ist es halt mit der Liebe und was lange wärt, wird gut (oder so xD)

    Weiter, weiter :P

    P.s ich habe noch ein paar Tippfehler gesehen, aber die findest du alleine, wenn du nochmal drüberliest ;)

    LG :)

  • Wütend starrte ich zwischen den wirren Strähnen meiner Haare hindurch. Mein Zopfband hatte ich während des Handgemenges verloren. Auch wenn ich kräftig ausgeteilt hatte, hatte ich nicht gegen drei Männer gleichzeitig ankommen können. Sie hatten mich in die Knie gezwungen.
    Einer hielt meine Hände in schraubstockartigem Griff zusammen. Der Zweite hieb mir immer wieder wohlplatziert seine Faust in Magen und Gesicht. Der Dritte, mit seinem knielangen Mantel, dem weißem Hemd und den schwarzen Hosen in glänzenden Lederstiefeln besser gekleidet als die anderen beiden, beschränkte sich aufs Fragenstellen.
    „Wer schickt dich? Was solltest du vom Schmied abholen?“
    „Was geht euch das an?“, keuchte ich. Ich sah die Faust kommen und spürte Sekunden später brennenden Schmerz im Unterleib. Ich krümmte mich, wurde aber von dem Mann hinter mir aufrecht gehalten. Heiß stiegen mir Galle und Blut in den Mund. Ich spukte dem gelackten Kerl das Gemisch an die Brust. Mitten auf sein blütenweißes und gebügeltes Hemd. Die anderen erstarrten, als ihr Anführer an sich herunter blickte und dann zu mir schaute. Er kam näher. So nah, dass ich seinen Atem spüren konnte.
    „Du Mist-“ Weiter kam er nicht. Er wurde von einem lauten Boing unterbrochen. Mit verdrehten Augen sackte er zusammen. Hinter ihm kam Keks mit einer schmiedeeisernen Bratpfanne zum Vorschein. Ich seufzte. Nichtmal männliche Waffen konnte er verwenden. Dann nutze ich den Moment der Überraschung und rammte meinem Wächter den Hinterkopf von unten gegen die Nase. Es knackte hässlich. Rückwärts taumelnd griff der Mann sich ins Gesicht. Ich fuhr herum und trat ihm zwischen die Beine. Jaulend ging er zu Boden.
    „Cayenne!“, hörte ich Keks flehend rufen. Als ich mich nach ihm umsah erkannte ich, dass er verzweifelt versuchte die Fausthiebe seines Gegners mehr oder weniger erfolgreich mit der Pfanne abzuwehren. Ich schüttelte belustigt den Kopf und blickte mich um. Kurzentschlossen riss ich ein Messer von der Wand.
    „Hey!“, rief ich, um den Mann von Keks abzulenken. Der drehte sich tatsächlich zu mir und ohne Umschweife rammte ich ihm das Messer in den Bauch. Es glitt ins sein Fleisch wie in weiche Butter und kam mit einem leisen Schmatzen wieder hinaus. Der Mann brach zusammen und blieb zusammengekrümmt liegen.
    „Spinnst du?!“, fuhr Keks mich an. „Du kannst ihn doch nicht einfach umbringen!“
    Lässig wischte ich mir das Blut von der aufgeplatzten Lippe und sparte mir Keks darüber aufzuklären, dass es eine Stelle im Bauch gab, in die man stechen konnte, ohne innere Organe zu verletzen. Phi mal Daumen müsste sie ungefähr dort liegen, wo ich den Wicht getroffen hatte. Oder auch nicht. Nicht mein Problem.
    „Wir müssen ihm helfen!“, wandte Keks ein.
    „Was?!“, entfuhr es mir ungläubig. „Die Kerle haben schließlich angefangen!“
    Ich drehte mich um und suchte nach etwas, womit ich den Anführer und den anderen Kerl fesseln konnte, ehe sie wieder auf die Beine kamen. Eine Weile stöberte ich ungeniert im Besitz des Schmiedes, bis ich schließlich zwei Seile fand, die ausreichen sollten. Mit auf dem Rücken zusammen gebunden Händen ließ ich sie erstmal liegen. Im Augenblick war der eine schließlich noch mit seinen Schmerzen im Unterleib beschäftigt und der feine Pinkel vom Schlag mit der Bratpfanne noch immer bewusstlos.
    „Du klingst wie ein kleines Kind.“ Keks‘ Stimme wurde allmählich ruhiger. Er beugte sich zu dem Mann hinunter und begann ihn zu untersuchen. Vorsichtig schob Keks den Stoff des schmutzigen Hemdes über der Wunde nach oben. Überrascht und gleichermaßen fasziniert beobachtete ich, wie Keks mit scheinbar kundigen Fingern die Einstichstelle des inzwischen bewusstlosen Mannes untersuchte. Nach einer Weile zog er ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche und träufelte einige Tropfen auf die Wunde. Obwohl der Mann nicht bei Bewusstsein war, krampfte er sich zusammen. Es schien höllisch zu brennen. Aus selbiger Tasche holte Keks nun einen kleinen Lappen, tränkte ihn in der eben verwendeten Flüssigkeit und tupfte die Wunde sorgfältig ab. Die Blutung wollte nicht stoppen.
    „Saubere Arbeit“, murmelte er nur. Seine Stimme war plötzlich konzentriert und sachlich. „Du hast eine gute Stelle getroffen. Es scheint sonst nichts verletzt zu sein. Allerdings wird ein Druckverband nichts nutzen. Gibst du mir mal das Eisen?“ Er deutete auf einen Stab, der aus der Glut der Esse ragte. Mechanisch und völlig perplex ob seiner plötzlichen Kompetenz und Autorität griff ich danach und reichte es Keks. Der Mann hatte ja doch verborgene Talente. Fasziniert beobachtete ich seine Hände und jede Bewegung seiner Finger.
    Er nahm mir das am breiten Ende glühende Eisen aus der Hand und presste es ohne Umschweife auf den Bauch des Mannes. Es dampfte und zischte. Wimmern und der Geruch nach verbranntem Fleisch erfüllte die Luft. Ich rümpfte die Nase und versuchte mir mein Interesse nicht anmerken zu lassen.
    „Was zum Henker tut ihr da?!“
    „Seine Wunde verschließen, ehe er verblutet“, kam die nüchterne Antwort von Keks.
    Dann erst fiel ihm auf, dass nicht ich, sondern jemand anderes gefragt hatte.
    Es war der Schmied, auf den wir eigentlich gewartet hatten. Und der bullige Mann mit seiner abgewetzten Lederschürze und dem Hammer in der Hand, sah alles andere als erfreut aus.

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  • „Du Mist-“ Weiter kam er nicht. Er wurde von einem lauten Boing unterbrochen. Mit verdrehten Augen sackte er zusammen. Hinter ihm kam Keks mit einer schmiedeeisernen Bratpfanne zum Vorschein.

    Keksie und die Bratpfanne! xD

    Ich seufzte. Nichtmal männliche Waffen konnte er verwenden.

    :rofl: omg, glaubst du mir, dass ich genau das gedacht habe! :D

    Keks mit der Bratpfanne und Cayenne killt den anderen einfach eiskalt! :minigun: Mit ihr sollte man sich besser nicht anlegen ... :dwarf:

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  • Hinter ihm kam Keks mit einer schmiedeeisernen Bratpfanne zum Vorschein. Ich seufzte. Nichtmal männliche Waffen konnte er verwenden.

    Yeah, Bratpfanne! Hallo, ich weiß gar nicht, was Cayenne hat, ne Pfanne ist ne super Waffe! Vielleicht nicht besonders präzise, aber sie tut ihren Dienst :D

    Phi mal Daumen müsste sie ungefähr dort liegen, wo ich den Wicht getroffen hatte. Oder auch nicht. Nicht mein Problem.

    Sie ist schon wirklich ein Miststück manchmal, da hat der Typ im weißen Hemd recht^^
    Aber andererseits hat sie ja recht, was kümmert sie der Kerl, der ihr vor ner Minute noch Muß aus ihr machen wollte.

    Mechanisch und völlig perplex ob seiner plötzlichen Kompetenz und Autorität griff ich danach und reichte es Keks. Der Mann hatte ja doch verborgene Talente.

    Ui, fast ein Kompliment richtung Keks! Und das ganz ohne betrunken zu sein xD
    Abgesehen davon gefällt es mir, dass er etwas hat, was er wirklich kann und nicht nur der Idiot ist, für den Cayenne ihn hält. Irgendwie muss er ja an den Job gekommen sein, bevor sie ihn aus Jux und Dollerei niedergeschlagen hat ^^

    Nach ein bisschen suchen fand ich zwei Seile, die ausreichen sollten.

    Der Satz ist mir aufgefallen, weil er etwas plump wirkt irgendwie. "Nach ein bisschen suchen" lässt sich, glaub ich, hübscher formulieren ;)