GANZ WICHTIGER HINWEIS vor dem Weiterlesen...
Diese Chronik hat nichts (oder nur sehr wenig...) mit der Geschichte zu tun, die ich erzählen will. Der Stil der Chronik ist ein völlig anderer - ich wollte nur mal rausfinden, ob ich einen Text schreiben könnte, der so'n bißchen was Abgehobenes hat.
Das gilt auch für den folgenden Prolog, der jedoch deutlich mehr Bezüge zur Erzählung enthält und auf den ich im weiteren Verlauf vielleicht auch mal zugreife - aber für beide gilt: Chronik wie Prolog sind nicht wirklich wichtig. Sie stehen dort nur, weil ich meine Geschichte so begonnen habe. Ohne sie hätte ich gar nicht erst damit angefangen...und damit haben sie ein Recht, hier zu Anfang zu stehen. >>>Die eigentliche Geschichte jedoch beginnt hier...<<<
Kurze Chronik zur Geschichte der Westlande
Das Wissen der Welt beginnt mit dem Ende des ersten großen Krieges, ein Ende für die Kulturen mancher Völker und ein Neubeginn für andere.
Was davor geschah, ist verschwunden im Dunkel der Zeit.
Unter Shaaras, dem Einer der Völker und ersten Hochkönig der Westlande begann der erste Zyklus der neuen Zeitrechnung. Durch den gerade erst überwundenen Schrecken des Krieges war das Bewußtsein der Völker gewachsen und Shaaras, der als ihr Warlord jene entscheidende Schlacht entschied, sorgte nun auch dafür, daß eine neue Ordnung der Dinge entstand aus dem Chaos des Krieges.
Doch , wie es den Menschen eigen ist, schnell zu vergessen, verblasste die Erinnerung und die Allianz der Völker, aus Not geboren zerfiel, wenngleich die Achtung vor dem Hochkönig nicht geringer wurde.
Shaaras starb im dreiundachtzigsten Jahr der neuen Zeit und Sharodin, sein erstgeborener Sohn, folgte dem Vater auf den Thron. Doch war es ihm nicht gegönnt, die Ziele Shaaras weiter zu verfolgen, denn mit dem Tode des ersten Hochkönigs sahen sich viele der Menschenvölker der Westlande ihrem Eid entbunden. Und andere Dinge durchzogen das Bewußtsein der Menschen, denen sie fortan ihre Aufmerksamkeit widmeten.
Doch soll nicht vergessen werden zu erwähnen, daß nicht jeder Fürst so leichtfertig mit seiner Ehre spielte wie andere, die einmal mehr von der Gier nach Macht und Reichtum verblendet wurden.Viele erkannten nach wie vor die Rechtmäßigkeit des Hochkönigs an und blieben Sharodin so treu wie ehedem dem Vater.
Shamal, der jüngere Bruder, erwarb hohen Ruhm und die unbedingte Loyalität seiner Krieger, als er die Angriffe unbekannter, dunkelhäutiger Horden an den Grenzen der Westlande zurückschlug. Stets als erster im Kampf, kannte er keine Furcht, nannte jeden tapferen Mann seinen Kameraden und teilte Gutes und Schlechtes mit ihm.
Glaroyin schließlich hieß die Schwester der Söhne Shaaras. Sie nahm Waryd, den Fürsten Andalons zu ihrem Gemahl, wobei nicht mehr bekannt ist, ob dies allein ihrer Liebe geschuldet war oder ob nicht vielleicht auch ein gewisses Maß der Überlegung dahinter verborgen lag. Jedoch ist ersteres naheliegend, betrachtet man die weitere Geschichte der Westlande.
Waryd und Glaroyin hatten zwei Söhne, Dhewyn und Andaryn. Es war nicht ihre Bestimmung, in Frieden zu den ehrenhaften Männern heranzureifen, als die man sie später kannte, denn noch vor Erreichen ihrer Mannbarkeit verloren sie den Vater, der, gerufen vom Hochkönig, zusammen mit Shamal im Kampf gegen eine neue Armee jener unbekannten Krieger starb, die öfter und in immer stärkeren Verbänden die Grenzen der Westlande verheerten.
Der einzige Trost, der Mutter und Söhnen verblieb, war der Bericht über den Tod der beiden, die man auf dem Schlachtfeld tot, aber stehend fand, Rücken an Rücken gepresst und so den anderen mit dem eigenen Körper deckend, bis sie durch die schiere Übermacht ihrer Feinde den Tod fanden.
Groß waren Trauer und Wut unter den aufrechten Männern der Westlande, aber groß auch ihr Stolz, als sie von solcher Ehrenhaftigkeit und Tapferkeit erfuhren, und die Geschichte wurde vom Vater auf den Sohn weitergegeben.
Doch währte es nicht lange, bis machthungrige Männer des toten Königs die Macht für sich beanspruchten, ohne Rücksicht auf die jungen Söhne Waryds, denen der Thron rechtmäßig zustand. Und so kam es,daß Glaroyn und ihre Kinder in die endlosen Wälder Casanns entfliehen mußten, gejagt von Männern, denen ihr Lehnseid nicht mehr galt als ein Herbstblatt im Wind.
Und wie Andalon wie ein Stück Aas von Chiefthains und kleinen Fürsten zerissen und in Stücke gehackt wurde, so verfiel mit dem Tod des Bruders auch die Macht und Autorität des Hochkönigs.
Die noch vor wenigen Jahren friedlichen Westlande zerfielen wieder in ein Geflecht kleiner und kleinster Reiche, in denen jeder wider jeden stritt und eine Macht beanspruchte, die keinem rechtmäßig zustand.
In dieser Zeit, die den Aufrechten (denn auch diese gab es noch) nicht minder entsetzlich schien als der große Krieg, in dem Logaroch, Manifestation des Bösen in der Welt, letztlich überwunden und von den Winden fortgeblasen wurde, griffen nun diejenigen wieder ins Rad der Geschichte, die ansonsten wenig im Sinn hatten mit den Menschen und deren Zwistigkeiten.
Die Elven, seit Beginn der neuen Zeitrechnung in den Wäldern verborgen, nahmen sich den rechtmäßigen Herrschern Andalons an. An Orten,zu denen kein Mensch je Zutritt hätte außer auf Wunsch ihrer Bewohner, verbargen sie die Söhne Waryds und lehrten sie ihr Wissen. Niemand weiß genau, warum dies geschah, aber es wird vermutet, daß manche aus dem Volk der Waldbewohner Einblick hatten und noch immer haben in die Bücher der Zeit.
So vergingen lange Jahre des sinnlosen Streitens und Mordens, ehe Dhewyn und Andaryn die Wälder wieder verliessen, um ihr Geburtsrecht einzufordern von denen, die sich und ihre Ehre verraten hatten um den Preis der Macht.
Und niemand, der Verrat geübt hatte, vermochte den Brüdern zu widerstehen. Von den Elven wohlversehen mit den Schwertern Amendur, was Licht heißt und Algas, was Sturm bedeutet, hielten sie furchtbares Gericht über ihre Feinde.
Wer aufrechten Herzens geblieben war in jener traurigen Zeit schloß sich jubelnd den beiden an, während die Ehrlosen versuchten, sich dem Licht zu verbergen und dem Sturm zu entziehen.
Doch es wird berichtet, daß Dhewyn und Andaryn einem jeden auf den Grund seines Herzens zu blicken vermochten, die Lüge von der Wahrheit zu trennen. So gewannen sie zurück, was stets ihr Eigentum gewesen war.
Aber, wie stets im Leben der Menschen, vermischen sich Glück und Gram.
Glaroyin, Fürstin Andalons, kehrte niemals wieder zurück nach Endur, der Herrscherstadt. Untröstlich über den Verlust von Brüdern und Gatten und angeekelt von der Schlechtigkeit ihrer Rasse blieb sie bei den Waldbewohnern und nichts ist bekannt über ihr Ende. Manche sagen, daß sie noch immer dort ist, im Herzen von Casann, denn dort scheint die Zeit anders zu verstreichen als anderswo in der Welt.
So war die Krone Andalons zurückgekehrt in die Hände des rechtmäßigen Königs und auch einen neuen Hochkönig gab es,denn das Sehnen der Völker nach Frieden hatte den Sohn Waryds erwählt. Doch war es nicht Dhewyn als der ältere, der sie trug. Auf die Königswürde verzichtend, hatte er Andaryn zum Herrscher bestimmt und sich mit wenig hundert Kriegern aufgemacht zu einer Reise über das östliche Meer, denn er wollte herauszufinden trachten, woher jene dunklen Horden gekommen und was ihr Ziel gewesen war.
Doch ist uns nichts bekannt über den Ausgang seiner Fahrt, denn weder Dhewyn noch einer seiner Getreuen wurde je wieder gesehen in den Westlanden, noch weiß eine Zunge Kunde darüber zu geben, welches Schicksal ihnen geworden ist.
Andaryn, einsam zurückbleibend auf dem Thron Andalons jedoch begründete eine Linie von Königen, die bis zum heutigen Tage niemals Ihre Würde und Ehrenhaftigkeit verloren hat. Er vermählte sich mit Amandil, Tochter des Thans von Dhyemont, der seit der Herrschaft Sharodins treu zum Hochkönig gestanden hatte.
Und somit die Reiche wieder einend, begründete er auch die Geschichte Endurs als Hauptstadt der Westlande, der Stadt der Hochkönige bis zu unseren Tagen.
Und doch, obwohl die Reiche wieder erblühten unter seiner Herrschaft, obwohl seiner Ehe die Zukunft entsproß und ein jeder jubelnd davon Kenntnis nahm, blieb der Hochkönig, was er gewesen war am Beginn seiner Herrschaft.
Zu lange hatte er die Luft geatmet, die denen vorbehalten ist, die seit Urzeiten die Welt durchstreifen und zuviel von ihrem Wissen und des Verstehens um den Lauf der Zeit hatte Andaryn in sich aufgenommen.
So mußte er zusehen, wie seine Gemahlin alt wurde und starb und wie selbst seine Söhne die weichen Züge der Kindheit gegen die scharfen Linien der Männer tauschten, ohne daß er selbst merklich gealtert schien. Kampfgefährten aus früheren Zeiten forderte die Zeit ein und schließlich zerbrach etwas in ihm. Der Krone entsagend, befahl Andaryn seinen ältesten Sohn Aydan auf den Thron. Dann kehrte er zurück in die Wälder Casanns, aus denen er einst hervorgebrochen war, einen Thron zu erobern, der jetzt schon lange nicht mehr der seine war.
Niemand weiß sicher zu sagen, ob, und wenn wann, Andaryn starb, doch glauben auch heute noch manche, daß er einst zurückkehren wird, denn zu bestimmten Zeiten kann man in den Wäldern Lichter ziehen sehen, ähnlich einer Prozession. Und weiter sagt man, daß, wer den Mut habe, jenen unirdisch schönen Gesängen zu lauschen, die den Zug begleiten, er hören könne, wie sie den Namen Andaryns besingen, den Hochkönig, der Mensch war, aber vom Geist der Elven beseelt ist.
Mit dem Heimgang Andaryns endet der zweite Zyklus in der Geschichte der Westlande.
Aydan übernahm seines Vater's Erbe, aber seine Herrschaft stand unter keinem guten Stern. Nicht einmal fünf Jahre regierte er, dann brachte ihn eine Verschwörung um's Leben. Niemand anderes als sein eigener Bruder Megyas war unter den Verschwörern. Neidisch und selbst begehrlich nach Thron und Krone schielend, streute er mit eigener Hand den Tod in Aydans Becher.
Doch brachte diese Tat, geboren aus Habsucht und Gier dem Brudermörder nicht die erhoffte Belohnung ein. Im Streit noch während des Krönungsbanketts erschlug ihn Lerigol, Clansherr der Thanner und selbst Mitglied der Verschwörung gegen Aydan.
Und als verfolge ein nicht ausgesprochener Fluch die anderen Mittäter, mordeten sie sich gegenseitig, im Geheimen oder ganz offen, als hätte ein böser Traum diese sonst nüchtern denkenden Männer umfangen. Gerüchte nahmen sie als bare Münze, niemand gönnte dem anderen, was er selbst zu gewinnen hoffte und nackte Gier leuchtete aus ihren Blicken.
Und über all diesen Greueln vergassen sie, das Eryndor, der jüngste Sohn König Andaryns, der rechtmäßige Erbe des Thrones war.
Noch zu Lebzeiten des Vaters aufgebrochen zu einer Reise durch die Westlande im Bestreben, möglichst viele der Völker kennenzulernen und ihre Art zu leben zu verstehen war Eryndor seit mehr als drei Jahren nicht am Hofe des Vaters gewesen. Nachrichten von ihm waren mehr als spärlich geflossen und dieser Umstand schien es bewirkt zu haben, daß niemand ernsthaft mit einer Rückkehr des Thronfolgers gerechnet hatte.
Aber Eryndor kehrte zurück. Ein hervorragender Kämpfer, dessen Geist stets nach neuem Wissen strebte und der die Jahre in der Fremde ausgezeichnet genutzt hatte, neue Erfahrungen den alten hinzuzufügen, erschien er den streitenden Lords von Endur wie ein böser Racheengel und wahrlich: seine Rache war furchtbar.
Mit ihm zog ein Mann namens Shan-ab-Gol, ein Sohn Casthars aus dem Süden, dessen Schwert den Ruf hatte, der Schnelligkeit des Blitzes zu gleichen. Und mit diesem Schwert rettete er Eryndor vor der Hand des Thelas, der wie vor ihm viele andere Andalons Thron beanspruchte.
Eryndor erhob Shan-ab-Gol zum Hofmarschall und dankte ihm seinen Dienst mit dem Rang des Warlords von Andalon und dieser Titel wurde auf ewig mit Shan-ab-Gols Geschlecht verbunden.
Dann saß er zu Gericht über jene, die sein Haus verraten und sich gegen ihn gestellt hatten und befriedete für kurze Zeit die Westlande erneut.
Doch im Gegensatz zu seinen Vorgängern legte der neue Hochkönig keinen Wert darauf, über die Geschicke der Völker der Westlande bestimmen zu wollen. Wissend um die Verschiedenartigkeit und das Wesen der Menschen gab er jedem Stamm das Recht, nach den ihm eigenen Regeln und Gesetzen zu leben, solange sich dies nicht zum Nachteil eines anderen Bundes auswirkte. Nur dann forderte er bedingungslosen Gehorsam aller, wenn es nötig wurde, sich unter einem Banner zusammenzuschließen.
Und als sei dieses Wort Signal gewesen, dauerte es nicht einmal zwanzig Jahre, ehe sich erneut die Kräfte der Dunkelheit zusammenzuballen begannen, ihren unheilvollen Schatten auf die Ebenen und Berge der Westlande werfend.
Eine neue Kraft erhob sich in den Steinwüsten Main-a-Godrhs. Erst waren es nur finstere Träume, welche die Menschen des Nachts zu plagen begannen. Aber dann verdichteten sich jene Traumgespinste, begannen sich in der Welt festzusetzen und zu manifestieren und wurden einmal mehr zu der wahren Finsternis, die sich in den Herzen einnistet. Und schließlich strömten sie aus Main-a-Godrh selbst herbei, fleischgewordene Nachtalben, Gespenster aus vergessener Zeit. In dichtgedrängten Heerhaufen zogen sie durch die Westlande und Verwüstung, Chaos und Tod zog mit ihnen.
Und obgleich Eryndor, Hochkönig aller freien Völker der Westlande, sich ihrer Hilfe versichert sah, der Zwerge aus Ethlar und Thelor, der Elven Casanns, der Zauberer aller Länder, obgleich selbst von den Pelamar berichtet wird, jenem Volk, welches älter ist als die Elven, versanken die Westlande schließlich im Dunkel Arthandoths, der Logaroch auf den Schattenthron gefolgt war. Und damit nahte die Zeit des zweiten großen Krieges.
Aus dieser finsteren Zeit ist nicht viel Wissen überliefert, doch ist bekannt, daß Eryndor Hilfe bei jenen fand, die ihm bereits einmal beigestanden hatten.
Die alten Völker der Westlande hatten Wissen um das Kommende und obgleich sie darum wußten waren sie verdammt dazu zu warten, bis sich das Schicksal der Menschenvölker erfüllt hatte und das einzige Licht der Welt in den Wäldern Casanns zu finden war. Denn auch wußten sie um die Macht, die ihnen gegenüberstand und daß nur die Einheit der Freien und derer, die voll Hoffnung waren, den Schrecken ein Ende würde bereiten können.
Und so warteten sie in Ungeduld und brachten die Opfer, bis sich das Rad der Zeit an den Punkt drehen würde, der eine Wende brachte...
Hier enden die Chroniken.