Hallo zusammen,
hier der Anfang der Geschichte, die ich in meinem Willkommensthread schon angekündigt habe (die Sache mit dem Spiel und dem Nekromanten).
Es ist meine erste Geschichte in dieser Größe und auch wenn ich weiß, wo die Reise hingehen soll (ich habe schon das komplette Ende im Kopf und die meisten Ereignisse bis dahin), weiß ich noch nicht so genau, wie ich sie präsentieren werde. Vielleicht kommen mir noch ein paar Ideen im Austausch mich euch und euren Kommentaren.
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Als Genre hab ich jetzt Low Fantasy gewählt, aber sicher bin ich mir da nicht.
Der Grund ist der, dass hier keine Rassen und Völker zu erwaten sind (nur Menschen und naja Untote halt), keine großen epischen Schlachten und die handelnden Personen eher gering in ihrer Anzahl sind. Sollte sich herausstellen, dass ein anderes Genre besser passt, lasst es mich wissen, eventuell kann man es dann noch verschieben.
Und nun (hoffentlich) viel Spaß beim Lesen:
Tag 1
(1. Teil)
Ein dumpfes Knacken ertönte, während die scharfe Axt ein Holzstück in zwei Teile zerlegte. Beide Hälften vielen seitlich vom Baumstumpf zum Boden herab. Zügig wurde ein neues Stück vom nahe stehenden Stapel in Position gebracht und wieder zog die Axt durch die Luft und halbierte das Holz. Schon seit Stunden tat Samuel nichts anderes. Die Eintönigkeit seiner Handlung war es allerdings nicht, die ihm zu schaffen machte. Vielmehr war es die Sonne, die in ihrem Zenit stand und so dem Jungen besonders einheizte. Die lange Kutte, die er trug, war dabei auch nicht gerade ideal. „Wenn ich doch nur dieses verdammte Ding nicht tragen müsste“, schwirrte es ihm immer wieder in seinen Gedanken umher. Die Antwort blieb nach jedem Gedanken die gleiche, „Solange die ganzen Narben und Verletzungen noch nicht verheilt sind, hab ich keine andere Wahl. Mutter will nicht, dass mich jemand aus der Stadt so sieht.“ Leichtes Unwohlsein machte sich in Samuel breit, hatte er das gerade wirklich laut ausgesprochen? Hatte er das Wort Mutter dabei auch noch mitfühlend betont? Sie war es doch, die all das geschehen lies, ja selbst so wollte. Nein, mitfühlend war hier niemand, Mutter war nur ein leeres Wort, das lediglich für den Verwandtschaftsgrad stand, mehr auch nicht. Noch eine andere Frage beschäftigte ihn, „Warum dauert das denn dieses mal nur solange? Sonst verheilt doch auch alles innerhalb weniger Tage, oft sogar in nur einer Nacht?“. Wieder knackte ein Holzscheit in zwei Hälften.
„Eh du Missgeburt, beeil dich mal! Wenn du weiter so lahmst, wirst du heute Abend wieder ausgepeitscht. Ach wobei...“ Hämisches Lachen ertönte hinter Samuel und im selben Moment stieß Eldon die Halterung des Wagens um, auf dem die schon fertig gespaltenen Holzscheite ordentlich aufgebahrt waren. Der Wagen setzte sich daraufhin in Bewegung und sauste einen kleinen Abhang hinunter. Samuel konnte nicht mehr reagieren, ernüchtert musste er mit ansehen, wie dieser unten gegen einen Baum donnerte, sich dabei überschlug und die ganze Ladung großflächig verteilte. Diese Art von Schikanen war Samuel schon lange von seinem Bruder gewohnt. Bruder... Wieder so ein inhaltsleeres Wort. Mit eher krampfhaft gelassener Stimme antwortete er auf Eldons Tat, „Na Bruder“, das letzte Wort betonte er besonders trocken, „schon alle Aufgaben für heute erledigt oder hast du mir noch etwas aufgehoben?“. Mit seinem linken Arm strich er sich über die Stirn, um den Schweiß von dieser zu wischen. Wäre Samuel nicht schon so sehr erschöpft und müsste er keine heftige Strafe dafür befürchten, würde er Eldon am liebsten anschnauzten, ihm beleidigende Wörter an den Kopf werfen, doch so war ein einfaches Zähneknirschen das einzige, was von ihm zu vernehmen war.
Schon oft folgten Bestrafungen auch für nur kleinere Sachen, sich zu fügen hieß Schmerzen zu vermeiden, so viel hatte Samuel schon gelernt. Noch dazu verheilten seine Wunden in letzter Zeit nicht mehr so schnell wie noch letztes Jahr. Da waren alle Spuren der Drangsalierung nach einem Tag wieder verschwunden und er hatte sich mehr widersetzt. Aber jetzt dauerte es Wochen und eben solange blieb der Schmerz. „Ha für so ein Drecksding wie dich hab ich immer was und nenn' mich nicht Bruder, du verdammte Ratte!“, mit diesen Worten riss Eldon Samuel aus seinen Gedanken. Ja Brüder waren sie wirklich, aber Samuel nannte ihn ausschließlich aus Trotz so. „Erstmal sammelst du das Holz wieder auf und bringst es in die Scheune. Beeil dich dabei, sonst muss ich Vater sagen, dass du tollpatschig warst.“ Mit einem gehässigen Lächeln stand Eldon fast kerzengerade vor Samuel, beide Hände waren in seine Seite gestemmt. Wie ein König, der selbst nicht arbeiten musste und liebend gern eben jene Arbeit an andere verteilte, sah er auf Samuel herab. Nicht weil dieser kleiner war, Samuel war sogar ein wenig größer als sein Bruder, doch mit dem stechenden Schmerz im Rücken fühlte er sich im Augenblick nicht in der Lage, sich gerade aufzurichten. „Danach musst du noch das Feld umgraben, es wird Zeit, dass wir die Kartoffeln sähen. Beeil dich also gefälligst, vorher bekommst du auch kein Essen und wenn du damit nicht bis zum Sonnenuntergang fertig wirst, erhältst du noch eine deftige Tracht Prügel vom Vater“, mit diesen Worten drehte sich Eldon weg und ging zur nahe gelegenen Scheune.
„Dieser Idiot“, dachte sich Samuel, „Für Kartoffeln ist es zu spät, es ist doch schon Mitte August. Außerdem wachsen die schon auf dem Feld hinter der Scheune. Was der meint, ist der Salat, nur dieser wird jetzt noch rechtzeitig fertig“. Die nächsten Minuten verbrachte er damit, die restlichen Holzstücke zu hacken. Mit jedem Axthieb durchzog ihn ein Schmerz im Rücken. Die Striemen der Peitschenhiebe von vor zwei Tagen waren immer noch deutlich zu erkennen. Das letzte Stück Holz fiel in zwei Hälften zerteilt herab und erschöpft sah Samuel zum Wagen hinunter. „Hoffentlich ist der ganz geblieben, es wird so schon knapp, die Aufgaben noch rechtzeitig zu erledigen“, sagte er müde zu sich selbst und befürchtete zeitgleich die Strafe, die dann auf ihn warten würde. Wenn er doch nur wüsste, wie er seine Fähigkeiten einsetzen könnte, sie würden ihm die Arbeit um einiges erleichtern. Nein! Besser noch, er könnte sie nutzen, um sich zu verteidigen. Allerdings war er dazu nicht in der Lage, manchmal passierte etwas, er wusste nicht wie und warum und um ehrlich zu sein, bisher machte es immer alles noch komplizierter. Seine magischen Fähigkeiten waren ja schließlich der Grund, warum ihn seine eigene Familie wie einen Abtrünnigen behandelte.
Soweit zum Einstieg und nun warte ich schon ganz gespannt darauf, was ihr dazu sagt.