Ymir "Die Lichter von Dunhaven"

Es gibt 730 Antworten in diesem Thema, welches 111.127 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Mai 2024 um 23:28) ist von Etiam.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ichuebenoch ^^

    Spoiler anzeigen

    Das war eine wirklich gelungene Überraschung bei der auch mir die Kinnlade nach unten geklappt ist. Sehr schön

    Ah cool. Ich war mir nicht sicher, wie gut man sich noch an den Jung erinnert (und ob das überhaupt wichtig ist für diese Szene.)

    Hier fehlt ein Buchstabe

    Du willst nicht wissen, wie lange ich diesen Buchstaben gesucht habe xD Ich habe das Grün auf dem Beige(?) einfach nciht gesehen und hätte es ohne fremde Hilfe auch nie gefunden xD

    Aber danke für deine Fehlersuche^^. Bei dem Paranoid bin ich noch am überlegen, was ich damit mache. :hmm:

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 22

    Enviki

    Letzter Teil

    „Die zweite Gabe“, fuhr der Hohepriester fort. „Kommt von Argrad Gorekson, der entschied, es soll Goreks mächtiger Speer aus dem Hause Grat sein, der Harald Baleson in die Schlacht begleitet.“

    Tjelvar presste die Lippen zusammen, während Joran auch dieses Geschenk überreichte.

    Verdammte Scheiße.

    Wenn der Wind sich nicht bald drehte, dann wäre Tjelvar jegliche Entscheidung, auf wessen Seite er stand, abgenommen.
    „Die dritte Gabe, so entschied Niilo Ulfson ...“

    Tjelvar horchte auf.
    „Ist ein Schild, der seit Jahren im Besitz der Jondr ist und heute Durin Mirson Schutz verleihen soll.“

    Wenig überraschend, dachte Tjelvar, als die Menschen anfingen, Beifall zu bekunden.

    Als sie wieder ruhiger wurden, stieß einer der Schildträger Tjelvar gegen die Schulter. „Ihr müsst das gute Stück holen.“

    Es war nicht so, dass Tjelvar seine Aufgabe vergessen hatte. Er hatte sich nur noch nicht entschieden.

    Durin oder Baleson?
    Mit dieser Frage im Kopf marschierte er über das Feld auf Niilo zu. Bei ihm angekommen, streckte der Junge Tjelvar den Schild entgegen. Schweigend nahm er diesen an. Als er sich zu Durin umdrehte, ruhte dessen Blick bereits auf ihm.

    Jorans Worte hallten in seinem Kopf nach, als er kurz zum Huscarl schielte.

    Ihr seid Durins Vertrauter. Die einzige Möglichkeit, wie Durin an seine Gaben kommt. Die letzte Instanz. Ich sage Euch, lasst dieses Monster nicht gewinnen und verweigert Euren Dienst. Nehmt die Geschenke nicht an, übergebt sie nicht oder werft sie verdammt noch mal weg.
    Die Stirn in Falten gelegt, ging Tjelvar auf Durin zu, starrte dabei auf den Schild, den er verkrampft festhielt und stoppte schließlich, als ihn nur ein Schritt von dem Mann trennte, der ihn zum Vertrauten gewählt hatte.

    Oder werft sie verdammt noch mal weg ...
    Zu seiner Überraschung streckte Durin nicht gierig seine Finger nach dem Geschenk aus.

    Abwartend musterte er Tjelvar.

    Dieser starrte zuerst auf den Schild in seinen Händen, dann in Durins Augen und schließlich zu dem Tempel, welcher hinter Durin die Szenerie schmückte. Er dachte an die Abbilder der Götter, an den Gott der Gaben Nekjol, an das zerstörte Ilrim, dem einzigen Ort, den er je als seine Heimat verstanden hatte. Und auch an sein Versprechen, das er Sigi gegeben hatte.

    Womöglich waren nur wenige Sekunden verstrichen, doch Tjelvar kam es wie eine Ewigkeit vor, in der er einen Entschluss fasste.

    Ungeduldig starrten die Menschen ihn an. Die Gründungsherren, die Adligen und gut Betuchten. Die, die schon zwei Gaben für die Idee des Abwartens geopfert hatten, während draußen die Bauern starben.

    Tjelvar kniff die Lider zusammen. „Wenn man die Draugar bezwingen will, dürfen wir nicht mehr entzweit stehen. Jeder muss mitkämpfen!“

    „Das werden sie“, flüsterte Durin. „Jeder auf seine Art.“

    Ein tiefes durchatmen. „Dann nehmt endlich diesen gottverdammten Schild!“ Als Tjelvar die Augen wieder öffnete, nickte ihm Durin zu und nahm sein Geschenk entgegen.

    Mit entschlossenem Blick drehte sich der Krieger zu Baleson.

    Es war geschehen. Tjelvar hatte sich entschieden. Nun gab es kein Zurück mehr. Durin gewann diesen Kampf oder ...

    „Die vierte Gabe“, verkündete der Hohepriester, ohne Zeit zu verlieren. „geht nach Frederik Talsons Willen an Harald Baleson.“

    Scheiße!

    „Ihm mögen die Armschienen Gyrenstals treue Dienste erweisen.“

    Während Joran losging, um auch dieses Geschenk in Empfang zu nehmen, trat einer der anderen Männer hervor, ohne den Ascheplatz zu betreten.

    Dich kenne ich doch.
    Durin hatte am Abend zuvor mit ihm über Tjelvars Fähigkeit Draugar den gar auszumachen geredet. Auch heute trug er seinen prächtigen Pelz auf den Schultern.

    „Ich sehe, Ihr könnt es kaum abwarten.“ Der Hohepriester hob seine Augenbrauen. „Gabe Nummer fünf. Stiefel aus dem Hause Bracksen werden Durin Mirson bereitgestellt. So entschied es Born Ralfson.“

    Tjelvar holte die Schuhe ab und warf dabei einen Blick auf die letzten beiden Gründungsherren. Der eine hielt einen Helm in den Händen, der andere eine Axt.

    Die muss ja wohl für Durin sein. Baleson wird schließlich nicht mit Axt und Speer gleichzeitig kämpfen können, dachte Tjelvar, als er die Schuhe übergeben hatte.

    „Die sechste Gabe kommt aus dem Hause Baalhuf und stellt die Axt Gunnars dar.“

    Tjelvar ballte die Fäuste.

    Komm schon!
    Der Mann, der die Waffe hielt, sah grimmig aus. Oder war er nur angespannt? Mit schmalen Lippen und gerümpfter Nase schaute er in Durins Richtung. Er wird die Axt doch wohl nicht Baleson versprochen haben.

    „Etrig Gunnarson vermacht dieses Schmuckstück einer Legende Durin Mirson.“

    „Ja!“, entfloh es Tjelvar vor Freude und vermischte sich mit dem Laut der lärmenden Masse. Er eilte zu dem nun schon dritten Gönner Durins und nahm die Waffe an sich.

    „Ihr habt nun genau so viele Geschenke erhalten, wie Baleson. Es läuft gut“, sagte Tjelvar, als er die Axt seinem neuen Besitzer überreichte.

    Dieser nickte nur und starrte hinauf zum Hohepriester.

    „Kommen wir zur letzten Gabe. Ein Helm ist nicht nur das Wappen, der Soldar Familie, es ist auch ihr Geschenk. Björn Gustavson entschied sich, dass Durin Mirson sein neuer Träger werden sollte.“

    „Ja! Ja!“ Tjelvar erhob die Faust und sah siegessicher zu Baleson hinüber. Vier von sieben Gaben. Die Leute, sie wollen Durin!

    Sowohl Baleson als auch Joran schauten mit großen Augen in die Richtung des Mannes, dem Tjelvar den Helm aus den Händen nehmen wollte, doch er ließ nicht los.

    „Es tut mir leid“, entschuldigte er sich an seinen Jarl gerichtet.

    Kopfschüttelnd schritt Baleson auf ihn zu und wollte nach ihm greifen, doch Joran hielt seinen Herrn bestimmt zurück. „Mein Vater war immer ein Freund der Soldar. Er würde ...“

    „Und mein Vater würde noch leben, hätten wir schon vorher etwas gegen die Draugar unternommen!“, schnitt Björn seinem Jarl das Wort ab.

    Baleson blieb stumm.

    Jetzt endlich, ließ Björn den Helm los, so dass Tjelvar ihn Durin bringen konnte. In seinem Rücken hörte er Baleson flüstern: „Aber Ihr hattet es versprochen.“

    So sicher war er sich gewesen.
    Tjelvar dachte an den Moment im Gefängnis zurück, als Baleson damit gedroht hatte, Durin mittels sieben Gaben zu töten. Jetzt hatte er drei.

    Die Situation verlangt es so!
    „Damit sind alle Gaben verteilt. Die Entscheidungen der Gründungsfamilien wurden getroffen.“ Die Trommler hämmerten sachte im Rhythmus, während der Hohepriester sprach.

    „Wenn es zu hitzig wird, schaut zu, dass ihr Euch davon macht“, flüsterte Durin und verschloss mit seinen vom Ziegenblut beschmutzten Händen die Schnalle des Helmes. „Und sagt Birk, dass er immer mein Bruder war und ich in Odhal auf ihn anstoßen werde.“

    Tjelvar schaute ihn mit zusammengeschobenen Brauen an. Warum war er so pessimistisch? „Ihr macht das jetzt! Und dann stoßen wir gemeinsam an.“ Tjelvar klopfte Durin auf die Schulter.

    Dieser begann heftig zu nicken und hob Schild und Axt. „Ja“, sagte er knapp, wischte sich mit dem Handrücken nochmal durchs Gesicht, zog die Nase hoch und ließ die Schultern kreisen. „Ja!“, schrie er.

    Die Trommeln wirbelten auf.

    „Vertraute, verlasst nun den Platz, geht an eure Position und schließt den Ring um das Kampffeld“, sagte der Hohepriester. „Es gilt nun nur noch eine Entscheidung zu treffen. Doch diese fällen die Götter. T’enviki“

    Die Schildträger rückten zusammen. Ein Horn ertönte und gab den Kampf frei.

    Kehlkopfgesänge tauchten das Plateau in eine gespenstische Atmosphäre. In schnellem Takt schlugen die Trommler auf ihr Instrument ein und ließen die Luft vibrieren.

    Die beiden Kontrahenten belauerten einander, bewegten sich im Kreis auf dem Aschefeld.

    Ungeduldig klopfte Durin mit seiner Axt auf dem Schild.

    Baleson indes stocherte mit seinem Speer in der Luft herum, was Durin nicht sonderlich zu beeindrucken schien. Als der Jarl bei Tjelvar vorbeikam, sah dieser zum ersten Mal, wie gefährlich die Armschienen waren, die er geschenkt bekommen hatte. Die Panzerung legte sich bis über den Handrücken und war deshalb gut fürs Zuschlagen geeignet.

    Hoffentlich kommt das nicht zum Tragen.
    Aus dem Nichts startete Durin einen Angriff, schlug den vorgehaltenen Speer Balesons mit seinem Schild zur Seite, schaffte es aber nicht, seinen Gegner in die Reichweite der Axt zu bekommen. Noch einmal versuchte Durin so die Verteidigung zu durchbrechen, doch es half nichts.

    Baleson war zu schnell in der Rückwärtsbewegung. Oder besser gesagt, Durin war zu langsam.

    Mit Sorge betrachtete Tjelvar die Bisswunde an Durins Bein. Sie lähmte ihn und brachte ihn zum Humpeln.

    Jeder „beinahe“ – Treffer Durins erzeugte ein Johlen, dass durch die Menge ging. Und so zog es sich fort.

    Baleson ließ seinen Gegner kommen, um dann wieder auf Abstand zu gehen, und allmählich wurde Tjelvar klar, dass dieses Duell nicht durch Kraft, sondern durch Ausdauer entschieden werden würde. Oder, wer zuerst der Lähmung seiner Verletzungen erliegen würde.

    Ein weiteres Mal preschte Durin vor.

    Baleson strauchelte in der Rückwärtsbewegung und kam nicht weg. Gerade als die Axt auf ihn niedersauste, riss er seinen gepanzerten Arm hoch.

    Der Schaft der Waffe schlug gegen die Armschiene und ... brach.

    Was?
    So leicht bricht keine Axt! Sofort ging Tjelvars Blick zu Baalhuf, der diese Gabe mitgebracht hatte. Mit einem finsteren Grinsen verfolgte dieser den Kampf.

    Die Überraschung nutzte Baleson für Abstand und stieß mit seinem Speer nach dem verwirrten Durin. Die Stange prallte an den hastig herangezogenen Schild ab, glitt zur Seite und schnitt Durin in die Hüfte.

    Er schrie auf, versuchte einen Treffer zu landen, doch Baleson war wieder außer Reichweite.

    Der Kopf der Axt hing am darumgebundenen Leder und baumelte vom Stiel. In diesem Zustand war die Waffe für ihren Träger mindestens genauso gefährlich, wie für dessen Gegner.

    „Die Axt war präpariert!“, schrie Tjelvar, doch in dem Getöse der Umstehenden ging seine Stimme unter. Auch die beiden Kämpfenden schenkten dem keine Beachtung und zogen in der Arena wieder ihre Kreise.

    Durin humpelte von Schildträger zu Schildträger und behielt Baleson stets im Blick.

    Mit gefletschten Zähnen und weit aufgerissenen Augen versuchte Baleson hier und da einen Treffer zu landen, doch wehrte Durin die halbherzigen Versuche mit seinem Schild ab. Dennoch ...

    Das war‘s!
    Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden Durins Bewegungen langsamer. Es zehrte an seiner Kraft und allein das Gehen im Kreis strengte ihn an. Ohne Schwierigkeit las man dies in seinem Gesicht. Und so kam es, wie es kommen musste.

    Ein falscher Schritt in der Abwehr und Durin stolperte, prallte gegen einen der Schildträger, der ihn unsanft wieder in die Arena beförderte. In die Mitte taumelnd, wich er einer weiteren Attacke von Baleson aus, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel auf den aschigen Boden.

    „Kämpfe!“, schrie Tjelvar ungehalten.

    Den Schild erhoben, schaffte es, Durin mehrere Stiche abzuwehren, während er von seinem Gegner davonkroch.

    Wohin?
    „Steh auf verdammt!“ Tjelvar mahlte mit den Kiefern.

    Ein weiterer Stoß bohrte sich in Durins Wade. Knapp neben der Bisswunde.

    Dieser schrie kurz auf, warf blind seine Axt nach Baleson.

    Ein Laut der Überraschung zog durch die Menge.

    Hat er ihn erwischt?
    Waffe und Jarl gingen zu Boden. Baleson hielt sich das Gesicht.

    Durch die vorherige „Segnung“ war nicht zu erkennen, ob er blutete.

    Ohne zu zögern, warf sich Durin samt Schild auf seinen Gegner.

    Dem alten Mann trieb es die Luft aus der Brust und Durin griff nach dem Speer.

    Jetzt hat er ihn!
    Tjelvar hob jubelnd die Faust.

    Beende es!
    Beide rangelten am Boden, kämpften um die Stangenwaffe und wirbelten dabei die Asche auf, die den Zuschauern die Sicht erschwerte.

    Mit zusammengekniffenen Augen wippte Tjelvar bei jeder Bewegung mit, die er erkannte. Am liebsten hätte er selbst in den Kampf eingegriffen.

    Wuchtig schlug Baleson Durin ins Gesicht und setzte dabei mit der Panzerung seiner Armschienen einen Volltreffer.

    Nie zuvor hatte Tjelvar ein Auge so schnell zu schwellen gesehen.

    Wie ein nasser Sack fiel Durin zur Seite.

    Baleson befreite sich von ihm, rappelte sich auf.

    Durin griff am Boden nach dem Kopf seiner Axt, wich einem Stich aus, und warf sich Baleson entgegen. Dabei rammte er ihm das Eisen in den Bauch.

    Beide hielten sich aneinander fest und stolperten gegen einen Schildträger neben Tjelvar. Dort gingen sie auf die Knie.

    Die Trommeln verklungen, Gesänge verstummten. Die Kämpfer verharrten in ihrer Position und Tjelvar beugte sich nach vorn, um besser zu sehen.

    Hat er es geschafft? Saß der Treffer?
    Von Balesons Speerspitze tropfte Blut.

    Gefühlt war es für eine Ewigkeit still.
    „Bitte“, flüsterte Baleson heiser. Die verklebten Haare hingen ihm ins Gesicht, als er den Kopf hob. „Beschütze diese Stadt.“

    „Ich werde sie befreien!“ Ruckartig zog Durin den Axtkopf aus Balesons Leib, dem ein erstickter Schrei über die Lippen kam, bevor er mit leerem Blick zu Boden fiel.

    Die Asche wirbelte ein letztes Mal auf, umwehte Balesons Körper und kam dann wieder zum Erliegen.

    „Die Götter haben entschieden“, rief der Hohepriester frenetisch. „Die Dun haben einen neuen Jarl!“

    Mühevoll richtete Durin sich auf. Sofort stürmten die Menschen den Platz und feierten ihren Sieger. Einige riefen mit ihm wiederholend die beiden Worte, die Tjelvar von Durin zuletzt öfter gehört hatte.

    „Veryr Hamingye!“

    Warum bitten sie jetzt um Glück?
    Tjelvar wurde das Gefühl nicht los, dass mehr hinter dieser Phrase steckte.

    Einige der Umstehenden versammelten sich um Baleson.

    Während Joran dem Mann die Haare aus dem Gesicht kämmte und behutsam dessen Augen schloss, war es Kyla, die an seiner Schulter um den Tod ihres Vaters weinte.

    Trotz der wenigen Sympathie, die Tjelvar dieser Familie entgegenbrachte, zog sich sein Herz zusammen. Er kannte den Schmerz, den der Verlust eines geliebten Menschen hinterließ.
    Auch wenn es für viele nicht so aussah, Baleson starb im Krieg. Und dieser forderte schon seit Jahren Opfer.

    Möge Joran ihr Kraft geben.
    Kaum hatte Tjelvar diesen Gedanken zu Ende gedacht, schaute der ehemalige Huscarl zu ihm herüber.

    Tjelvar fürchtete schon die nächste Konfrontation, doch Joran schüttelte nur den Kopf.

    Tränen hatten seine Augen gefüllt und er spuckte mit vor Ekel verzogenem Gesicht auf den Boden.

    Auch wenn Durin im Zelt angedeutet hatte, dass alles, was Joran gesagt hatte, nur eine Lüge sei, mit dem Ziel Tjelvar zu bekehren, so war sich Tjelvar sicher, dass Joran selbst an seine Geschichten glaubte.

    Eine Geschichte, in der Durin den Bösen spielte.

    Die Menschen machten Platz, als Meyra und der Hohepriester Durin den blauen Jarlsmantel umlegten. Mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Armen ließ er sich von den beiden zum neuen rechtmäßigen Herrscher über die Dun aussprechen. Der rote Lebenssaft tropfte von seinen Fingern und tränkte den verbrannten Boden zu seinen Füßen. Sein eigenes Blut, das der geopferten Ziege, Balesons ... Wie viel klebte noch an den Händen dieses Mannes?

    nächster Teil ...

  • Gefällt mir gut, der Teil. Hab ihn förmlich verschlungen.

    Echter Spoiler

    Besonders aufregend war die Stelle mit dem Schild. Bis zuletzt wusste ich nicht, wie Tjelvar sich entscheidet.Seeeeehr spannend! :thumbup:

    Ja, nun trägt Durin also den blauen Mantel. Mal sehen, ob er Baleson dessen letzten Wunsch erfüllen kann. Auf jeden Fall bin ich froh, dass Tjelvar sich entschieden hat, ihm beizustehen, und nicht getürmt ist.

    Fehler hab ich keine gefunden und wenn da welche waren, dann waren sie mir nicht wichtig genug, um wegen des Zitierens das Lesen zu unterbrechen. Also - gern weiter!

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    • Offizieller Beitrag

    Hi Tariq :D

    Spoiler anzeigen

    Gefällt mir gut, der Teil. Hab ihn förmlich verschlungen.

    Boah. Du weißt gar nicht, wie gut das zu lesen ist xD

    Der Part wird ja nun schon seit einiger Zeit erwartet. Zumindest wusste man, dass er kommen wird. Einfach schön zu sehen, dass er anscheinend funktioniert.

    Besonders aufregend war die Stelle mit dem Schild. Bis zuletzt wusste ich nicht, wie Tjelvar sich entscheidet.Seeeeehr spannend!

    Und das ist das beste zu lesen. In meinem Kopf war die Szene sooo cool und als ich sie dann geschrieben habe wusste ich nicht mal, ob der Leser versteht was ich da versuche aufzubauen. Da kamen die Selbstzweifel dann doch mal wieder zum Vorschein :sack:


    Ja, nun trägt Durin also den blauen Mantel.

    Jap, er hats geschafft!


    Mal sehen, ob er Baleson dessen letzten Wunsch erfüllen kann.

    Darum wird es dann in den kommenden Kapiteln gehen. Gefühlt fängt für mich ein ganz neuer Abschnitt jetzt an.


    Auf jeden Fall bin ich froh, dass Tjelvar sich entschieden hat, ihm beizustehen, und nicht getürmt ist.

    Ja, du warst ja auch eher auf Durins Seite :D Hatte das Gefühl, dass dir dieses Kapitel bis zu Durins Sieg zu Knabbern geben könnte. Erst Joran, dann Tjelvars Überlegungen und zu Anfang gehen die ersten Gaben ja auch an Baleson.

    Fehler hab ich keine gefunden und wenn da welche waren, dann waren sie mir nicht wichtig genug, um wegen des Zitierens das Lesen zu unterbrechen. Also - gern weiter!

    Da sind bestimmt welche drin, so oft wie ich daran rumgedoktert habe xD Aber die können da jetzt erstmal stehenbleiben. Bin wie gesagt erst mal sehr glücklich, dass dir der Part so gut gefallen hat. Ab morgen werde ich mich dann an den nächsten Part setzen :thumbsup:

  • Hallo Etiam

    t'enviki!

    absolut genial. wie immer, deine actionszene haben ein sehr gutes tempo und bringen alles mit, um sehr eindeutig zu sein und sind gut zu verfolgen. sehr gut fuers mitfiebern!

    auch endlich haben wir den hoehepunkt der letzten paar monate erreicht, jetzt bleibt nur zu hoffen das tveljar nicht falsch gewaehlt hat.

    auch muss ich sagen es war bis zum ende schwer deutbar wer wirklich gewonnen hat, exzellent geschrieben an der stelle.

    jetzt gehts "endlich" weiter mit der haupthandlung, viele dinge sollten jetzt ins rollen kommen, baleson der unflexible ist geschichte.

    all hail durin dem zwergenvernichter.

    jedenfalls fand ich ein gutes stilmittel das du nach dem kampf nur zeigst was mit durin passiert, aber nicht was dieser fuehlt oder tut. das laesst vor allem noch offen ob er arsch oder himmel ist (entschuldige mein französisch).

    bin sehr gespannt wie es weiter geht, ob er unter dem einfluss des wesens steht, ob tjelvar am ende mit balesons tochter zusammen durin toeten muss wie einen kranken stier (und fuer sie als rache) um die dun zu retten, ob die wunde durin sterben laesst, ob durin seine versprechen haelt.

    perfekt abgeschlossen und zugleich alles offen👍

    liebe gruesse!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Etiam

    Hallo Alraniss :D

    Spoiler anzeigen

    absolut genial. wie immer, deine actionszene haben ein sehr gutes tempo und bringen alles mit, um sehr eindeutig zu sein und sind gut zu verfolgen. sehr gut fuers mitfiebern!

    Boah, danke für das Lob.
    Ich weiß noch, als ich die Geschichte gestartet hatte, da sah das ganz anders aus xD Die Kampfszenen waren nicht immer meine Stärke. Schön zu sehen, dass sich das verbessert hat.


    auch endlich haben wir den hoehepunkt der letzten paar monate erreicht, jetzt bleibt nur zu hoffen das tveljar nicht falsch gewaehlt hat.

    Ja, das hat mal wieder abnorm lang gedauert ... Im fertigen Buch ist das dann nicht soooo brutal lange hin ^^' Das Durin das Enviki ausgesprochen hat, war in Kapitel 12 "Feuer" ... ok, das ist doch schön länger her, als ich dachte xD ABER gepostet wurde das einfach am 13.11.22! Das ist über ein Jahr her ... Solange stand dieser Kampf nun aus. Und InWorld war es gerade mal eine Woche ^^' Oh man ... Dieses Postingtempo macht mich immer noch fertig.

    auch muss ich sagen es war bis zum ende schwer deutbar wer wirklich gewonnen hat, exzellent geschrieben an der stelle.

    Danke :blush:

    jetzt gehts "endlich" weiter mit der haupthandlung, viele dinge sollten jetzt ins rollen kommen,

    Absolut. Wahrscheinlich unterschätze ich wieder das Postingtempo, aber ich habe tatsächlich schon den Finalshowdown dieses Bandes vor Augen :o Ob er wirklich schon in so greifbarer Nähe ist, wie ich mir das Vorstelle wird sich zeigen ^^'

    baleson der unflexible ist geschichte.

    all hail durin dem zwergenvernichter.

    xD Sehr geil.

    Ein Durinsympathisant also :D


    das laesst vor allem noch offen ob er arsch oder himmel ist

    Ja, zuspitzen wollte ich diese Frage mit dem letzten Satz des Kapitels :D

    bin sehr gespannt wie es weiter geht, ob er unter dem einfluss des wesens steht, ob tjelvar am ende mit balesons tochter zusammen durin toeten muss wie einen kranken stier (und fuer sie als rache) um die dun zu retten, ob die wunde durin sterben laesst, ob durin seine versprechen haelt.

    Ich denke mal ein paar Dinge davon werden am Ende des Bandes geklärt sein ^^


    perfekt abgeschlossen und zugleich alles offen👍

    Und nochmal, vielen lieben Dank^^

    Auch wenn dieses Kapitel so gut ankam, werde ich vermutlich Änderungen daran vornehmen. Es wurde ja schon vorher kritisiert, dass Tjelvar zu wenig an Frod denkt. Von der Begegnung mit dem Wesen in der Bucht rennt er zurück zum Plateau mit der Angst, Frod könne etwas passiert sein. Danach wird das Enviki zum klaren Hauptthema. Das ist auch richtig so. Aber Frod sollte nicht komplett verschwinden. Ich werde deswegen Tjelvar vermutlich während der Ritualszene mit Meyra mehr Ungeduld geben. Er will schließlich, dass das hier schnell von statten geht um schleunigst nach Frod sehen zu können. Vielleicht werde ich das auch noch ein bisschen in das Gespräch mit Joran reintragen. Im letzten Part braucht es dann aber vermutlich keine Erwähnung mehr. Auch denke ich, dass durch die Aufregung diesem Kampf zuzuschauen Gedanken, die in eine andere Richtung gehen fehl am Platz wirken würden.

  • Ich werde deswegen Tjelvar vermutlich während der Ritualszene mit Meyra mehr Ungeduld geben. Er will schließlich, dass das hier schnell von statten geht um schleunigst nach Frod sehen zu können. Vielleicht werde ich das auch noch ein bisschen in das Gespräch mit Joran reintragen. Im letzten Part braucht es dann aber vermutlich keine Erwähnung mehr.

    Da hab ich Probleme, das cool zu finden. Tjelvar hat in den letzten Teilen schon öfter ein bisschen paranoid auf mich gewirkt in seinem ständigen Drang, fortzurennen. Kann ja sein, dass ich seine Gedanken nicht wirklich nachvollziehen kann, aber ich hab mich da gefragt, warum er dort weg will? Sein Verschwinden würde aufgrund seiner wichtigen Aufgabe nicht unbemerkt bleiben und wer Zwei und Zwei zusammenzählen kann, wird sein Ziel schnell erraten haben. Wenn er bleibt, besteht die fifty-fifty-Chance, dass Durin gewinnt (und sein Versprechen hält). Ich halte das für ziemlich kurzsichtig.

    Für mich wären Gedanken wie:

    "Wenn Baleson gewinnt, muss ich schnell sein und eher bei Frod sein als er!"

    "Ich muss sehen, wie ich hier schnellstens wegkomme, wenn Durin verliert"

    "zum Glück sind die Gedanken von allen hier beim Enviki, so dass Frod im Augenblick wohl keine Gefahr droht"

    "Halt noch durch, mein Freund. Dauert nicht mehr lang. Entweder ich komme, um dich zu befreien, oder Durin kommt."

    Sein ständiges Bestreben, zu Frod zu rennen (wie will er überhaupt wegkommen von der Insel? Sind die Boote unbewacht?) erscheint mir irgendwie kurzsichtig, nicht bis zum Ende durchdacht.

    Gedanken an Frod? Ja! Die halte ich für wichtig! Aber Pläne, durch sein Verschwinden vor dem Enviki Durin und Baleson förmlich mit der Nase drauf zu stoßen, wohin er unterwegs ist? Eher irrational imho. Tut mir leid.

    Aber der Chef bist natürlich du und ich wollte dich nur kurz wissen lassen, was mir so durch den Kopf ging. Ich hab ja schon mehrfach über Tjelvar den Kopf geschüttelt. Da kommt es auf einmal mehr nicht an. :rofl: Oder ich hab irgendwie ein Denklücke. Oder ... whatever.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • hey Etiam,

    meiner meinung nach ist frod fast allgegenwaertig, seit die tasche aufgefallen ist und die verbindung zu seinen gedanken von einer potentiellen ueberstuerzten flucht und der sehnsucht frod zu befreien/helfen, passt das alles aktuell wie es ist auch ganz gut zusammen.

    jedesmal wenns um die flucht geht, oder den rucksack, wandern die leser gedanken auch direkt zu frod. ich finde das an dem punkt ein tolles stil mittel wenn ich ehrlich bin. es wird quasi indirekt viel auf frod oder frod bezogene dinge verwiesen, aber sein name nicht inflationaer genutzt.

    dass das enviki hier klar im zentrum steht finde ich auch gut, es geht eben grade darum, dann sollte hier auch das hauptaugenmerk von tveljar liegen. er hat ja seine "plaene" quasi vor sich ausgebreitet, am ende gehts eben drum wie die eindruecke kommen und was ihn zu seiner wahl fuehrt.

    dass er da nicht "oh my frod" denkt sondern "wem kann ich trauen? ist durin das verhasste boese im schaafskleid oder bringt er die veraenderung die dunhaven braucht?

    natuerlich kannst du alles aendern wie du es magst, denke aber es gibt mittlerweile durchaus genug verweise und hinweise auf frod und wie die schicksale da zusammenahaengen. also bau nur die dinge ein die du selber cool findest. wenn du was hast wo du es dir zwei oder drei mal ueberlegst dann wuerd ichs vielleicht sein lassen an der stelle ^^

    btw mal ganz bei seite, ich denke durin haengt mit den zwergen in der stadt zusammen. drei gedanken dazu, erstens hat er tveljar geragt wie viele zwerge er erwischt hat.

    zweitens gibt es meines wissens ein tunnelsystem unter der stadt was auch mit durins haus zusammen haengt. da kann man sicher was tricksen, es sei denn du hast das mit dem kapitel rework damals auch rausgeschmissen.

    drittens haben er und birk verletzungen, die doch ziemlich drastisch zu sein scheinen. und tveljar hat damals mit dem einen jungen soldaten (name entfallen) zusammen gekaempft, der wurde zwar auch verletzt, aber der ist auch ein jungspund und kein alt gediegener krieger wie birk oder durin. woher also dann so "leicht" so drastiache verletzungen? 😉

    aber das sind nur ein paar gedankenspiele

    liebe gruesse!

  • Ich habe mir die vorgestellten Geschichten angesehen. Die hier interessiert mich am meisten, weil ich ein Freund nordischer Mythologie und klassischer Göttersagen bin. In diese Richtung scheint es hier ja zu gehen. Natürlich fange ich am Anfang an. Soll ich mich noch zu meinen Eindrücken äußern? Bin ja ziemlich spät dran.

    • Offizieller Beitrag

    Tariq Alraniss

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    Ok, danke für Eure Rückmeldung.
    Zu erst: Vielleicht hatte ich mich falsch ausgedrückt. Ich wollte NICHT, dass Tjelvar während des RItuals denkt abzuhauen. Es soll ihm einfach alles zu langsam gehen. Auch fürchtet er NICHT Baleson, der vor ihm bei Frod sein könnte, sondern dass Frod in seiner Einsamkeit den Stimmen in seinem Kopf erliegt.

    Also ja, er hatte kurz den Plan von da "wegzurennen" aber da hatte er dann ja nochmal ein Gespräch mit Durin im Zelt. DAs hat ihm diese Idee ausgetrieben.

    Gedanken an Frod? Ja! Die halte ich für wichtig!

    Das wäre so der way to go gewesen.

    Jetzt habt ihr beide aber so dagegen geredet, dass ich natürlich noch mal am überlegen bin xD Vielleicht reicht es ja wirklich so wie es ist :hmm:

    Vielleicht lass ich es auch erstmal laufen und spreche euch in ein paar Parts nochmal darauf an.

    20thcenturyman

    Spoiler anzeigen

    Ich habe mir die vorgestellten Geschichten angesehen. Die hier interessiert mich am meisten, weil ich ein Freund nordischer Mythologie und klassischer Göttersagen bin.

    Oh cool, freut mich zu hören ^^


    In diese Richtung scheint es hier ja zu gehen.

    Ja, sagen wir ich inspiriere mich daran ^^ Aber auch andere Einflüsse haben es in dieses Werk geschafft. Also wer jetzt eine Nacherzählung der Edda erhofft ist hier falsch xD


    Natürlich fange ich am Anfang an. Soll ich mich noch zu meinen Eindrücken äußern? Bin ja ziemlich spät dran.

    Ja, bitte. Keins der Kapitel, egal wie alt ist als "fertig" oder als in "Stein gemeißelt" zu betrachten ^^' Ich werkel ständig überall in dieser Werk herum ^^

    • Offizieller Beitrag

    Sry, dass hier wieder so lange ncihts gekommen ist. Ich war leider erneut krank. Diesmal hatte mich Corona erwischt. Ich kann mich dann irgendwie nie aufs Schreiben konzentrieren.

    Kapitel 23

    Ihr Ruf

    Teil 1

    Frods Kopf lehnte an der kühlen Gefängnismauer. Der kalte Stein an seiner Schläfe tat ihm gut, schenkte seinem Geist Ruhe. Weshalb auch immer. Zitterte er doch und fror. Die Hände hatte er in seinen Schoß gelegt und hoffte darauf, bald wieder Gespür in seinen Fingern zu bekommen. Seine Handschuhe wärmten ihn schon längst nicht mehr.

    Im Unwissen darüber, wie das Enviki ausgehen würde, hatte er schreckliche Alpträume diese Nacht gehabt.

    Feuer hatte ihn umgeben und wütete gemäß Balesons Versprechen. Es sollte ihn auffressen, für die Sünden, die er nie begangen hatte. Die Farbe, das Geräusch, der Geruch, der ... Schmerz.

    Frod krümmte sich unter den Erinnerungen des Traumes. Es hatte sich so real angefühlt. Wie an jenem Tag, als das Feuer ihm alles genommen hatte. Seine Hand schnellte an den Ring, den er als Anhänger um den Hals trug.

    Da ist nichts! Da ist nichts!
    In der Ferne hörte er ihre Schreie. Schon wieder.

    Da ist nichts! Da ist nichts!

    In dem Versuch, die Vergangenheit aus seinem Geist zu bannen, kehrten die Gedanken zu dem zweiten Alptraum, den er durchlebt hatte. Er ließ den lodernden Schrecken hinter sich und tauchte in Lande jenseits der Realität.

    Eine flirrende Ebene hatte sich vor ihm ausgebreitet. Alle Farben waren zu entdecken. Man musste nur weit und lang genug in die Ferne schauen, um sie zu erspähen. Sich selbst begriff er in dieser Welt nicht als physisches Wesen. Immer dunkler wurde es und die Dinge begannen sich ineinander zu verdrehen. Etwas zog an ihm, lockte ihn tiefer in dieses fremde Reich. Ohne ein Gefühl von oben und unten zu haben, bildeten sich Formen, die er nicht zu beschreiben vermochte. Zumindest die meisten von ihnen. Manche identifizierte er als sich krümmende Tentakel eines riesigen Ungetüms. Als würde es die nächstmögliche Darstellung dessen sein, was Frods Verstand zu fassen bekam.

    Durch diese seltsame Konstruktion des Raumes – wenn Raum überhaupt der richtige Begriff dafür war - drangen verzehrte Phrasen zu ihm durch, die nicht von dieser Welt stammten und ohne Klang in sein Bewusstsein sickerten.

    Frod schreckte auf. Schaute sich um. Noch immer saß er in der Zelle. Sich den Schweiß von der Stirn wischend, wurde ihm bewusst, dass dieser Traum ihn nicht nur in der Nacht heimsuchte.

    Nein, bitte nicht!

    Wenn ihm jetzt nicht mal mehr der Tag gehörte ... Dabei hatte er gestern vor dem Zubettgehen eine ungewohnte Klarheit verspürt. Als hätte diese mysteriöse Präsenz an Einfluss verloren. War das ein Trugschluss gewesen?

    Natürlich war es einer!

    Die letzten Monate waren geprägt von Irrungen! Er war vom richtigen Pfad abgekommen und deswegen saß er nun allein.

    Tjelvar hatte ihn hier zurückgelassen und diesen dunklen Mächten zum Fraß vorgeworfen. Auch Elina war ihm ferngeblieben und nicht nochmal aufgetaucht.

    Sie haben ihn alle im Stich gelassen.

    Müde ließ er die Schultern hängen. „Weil ich sie enttäuscht habe“, flüsterte er, in dem Wissen, selbst für diese Misere verantwortlich zu sein. Er kauerte sich unter den Decken zusammen, dem ihn die Wachen gegeben hatten. „Ich habe sie auf mich bauen lassen ... und alle enttäuscht! Sie hassen mich.“

    Ja, das tun sie.
    Tjelvar und Elina hatten genug von seinen Fehlern. Von seiner Unfähigkeit, seiner Feigheit.

    Ein Poltern echote den Kerker.

    „Beeil dich!“

    Frod hob den Kopf.

    War das Tjelvars Stimme? Ist er zurückgekehrt?

    Nein, der hasst mich.

    Doch, ich glaube, er war es!
    Tatsächlich. In einer Kluft, die denen der Soldaten glich, erschien sein Freund zusammen mit einer Wache vor der Zellentür. Seine Augen weiteten sich, als er Frod erblickte.

    „Den Göttern sei Dank!“ Ungeduldig gab er den Befehl die Tür zu öffnen.

    Die Decken glitten von Frods Schultern, als er aufstand und an das Gitter trat. „Du bist zurückgekehrt.“ Warum hatte er überhaupt daran gezweifelt? Natürlich würde Tjelvar zurückkehren, wenn ... „Hat Durin gewonnen?“

    Die Schlüssel ließen das Schloss klacken und tat den Weg in die Freiheit auf.

    Bestimmt schob Tjelvar den Wachmann zur Seite und packte Frod an den Schultern. „Geht es dir gut?“ Die eisblauen Augen suchten Blickkontakt.

    Frod öffnete den Mund, doch es kamen keine Worte heraus. Immer noch nicht fähig zu realisieren, was passierte, wurde er von Tjelvar zu sich gezogen und umarmt.

    Dabei klopfte sein Freund ihm auf die Schulter. „Wir haben es geschafft!“

    Wir ...

    Er hasst mich!

    Nein, das tut er nicht!
    Tjelvar löste sich von ihm. War das etwa ein Lächeln, welches sich da unter seinem Bart versteckte? „Durin hat es geschafft!“

    „Und du bist zurückgekehrt“, sagte Frod. Dabei merkte er, wie ihm die Tränen kamen.

    Mit hochgezogener Braue starrte Tjelvar ihn an. „Sicher ... dachtest du ...“

    „Nein“, entgegnete Frod schnell. „Tat ich nicht ... Ich, habe das nie gedacht.“ Er hielt sich die Stirn und senkte den Blick. „Aber jemand wollte, dass ich das tue. Und fast hätte es geklappt. Beinahe wäre ich dem erlegen, ich ... es tut mir so leid.“ Auf einmal kämpften sich die Tränen ihren Weg über Frods Lider. Er ließ sich auf die Knie fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Ich hätte stärker dagegen kämpfen müssen. Wenn es so leicht mein Vertrauen zerrütten kann, was bin ich dann für ein Freund?“

    „Hey, hey, hey.“ Sofort griff ihm Tjelvar unter die Arme und half ihm wieder hoch. „Wir müssen dich hier rausbringen. Es ist alles gut, hörst du?“ Gemeinsam verließen sie die Zelle, wo Tjelvar nochmal seine Aufmerksamkeit suchte. „Lass dich von dem Vieh nicht verarschen. Du weißt nicht, ob das gerade auch wieder ein Trick ist. Ich bin bei dir, alles ist gut. Es gibt niemanden ... wirklich niemanden, bei dem du dich entschuldigen brauchst.“

    Frod sah ihn an. Versuchte ihm zu glauben. Doch er wusste, dass dem nicht so war. „Ich habe Elina ins Feuer gehen lassen. Sie wollte Ulf retten. Ich hätte ihr helfen sollen!“

    Verwirrt schob Tjelvar die Brauen zusammen.

    „Sie war in dem brennenden Haus und ich konnte mich nicht bewegen. Wie damals.“ Er schaute zu seinem Freund auf und schüttelte mit dem Kopf. „Seitdem höre ich ihre Schreie wieder. Erst verfolgten sie mich in den Träumen. Jede Nacht. Aber mittlerweile höre ich sie auch am Tag. Wenn es still ist ... in der Ferne.“

    „Elinas Schreie?“, fragte Tjelvar.

    „Nein“, sagte Frod heiser.

    Tjelvars Blick klärte sich. Endlich begann er zu verstehen.

    „Lin ...“ Ein Kloß in Frods Hals verhinderte, dass er den Namen aussprach, der schon seit Jahren nicht mehr über seine Lippen gekommen war. „Ihre Schreie waren es.“ Ein Schleier ausgelöst von den Tränen nahm Frod die Sicht, als er weitersprach. „Sie ruft nach mir, ich höre es! Ich höre es, Tjelvar! Tag und Nacht!“

    Behutsam zog Tjelvar Frod zu sich und legte dessen Kopf an seine Brust. „Scheiße!“

    Schluchzend stand Frod da. An seinen Freund gelehnt und blind vor Tränen. „Da ist nichts! Da ist nichts!“, wimmerte er sein Mantra herunter, in der Hoffnung, dass es auch diesmal vertreiben würde, was ihn bereits seit Jahren heimsuchte.

    „Vielleicht kann ich Euch helfen.“

    Frod wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und sah verschwommen eine Frau, die soeben aus einer der Zellen gelassen wurde. Bevor er darauf reagieren konnte, streckte Tjelvar ihr seinen Arm entgegen.

    „Bleibt uns fern! Das geht Euch nichts an!“

    Er packte Frod an der Schulter und führte ihn mit eiligen Schritten den Flur entlang und die Treppe hinauf. „Wir müssen dich hier rausbringen. Die Mauern tun dir nicht gut.“

    „Wer war diese Frau?“

    „Sperrt die Tür auf“, blaffte Tjelvar die Soldaten an, die den Eingang zum Verlies bewachten. Auf sein Wort gehorchten sie und entließen die beiden nach draußen.

    Eisiger Wind empfing sie auf dem Hof und anstatt auf Frods Frage einzugehen, zerrte Tjelvar ihn weiter mit sich. Erst als sie das Gelände verlassen hatten und wieder auf normalen Straßen standen, hielt er an und drehte sich zu ihm um.

    „Warum diese Hektik, was ist los?“ In Frods Kopf war immer noch alles durcheinander. Aber die frische Luft und das Sichten von Menschen, wie sie in dicken Fellen bekleidet geschäftig die Stadt belebten, half ihm, zu sich zu finden. War es etwa die Einsamkeit, die an ihm genagt hatte? Zumindest hatte sie ihn verwundbar gemacht.

    „Das war Serija“, antwortete Tjelvar knapp. Seiner hochgezogenen Oberlippe nach zu urteilen, hatte er nicht viel übrig für diese Frau. „Sie ist die Lyttra, dessen Lied mich das erste Mal in die Ohnmacht zwang!“

    „Das erste Mal?“ Frod sah ihn mit zusammengeschobenen Brauen an.

    Schlagartig verfinsterte sich Tjelvars Gesicht. „Ich habe es gesehen. Auf der Insel. Es ist kein Mensch. Es wollte mich zu sich holen, doch zusammen mit Dwan habe ich es bekämpft. Ich ...“

    „Warte! Was hast du gesehen? Und wer ist Dwan?“

    Tjelvar nickte und schaute sich dann um.

    Gab es jemanden, der nichts von dem mitbekommen durfte, was er jetzt erzählte, oder würde das Kommende nur so verrückt klingen, das man sie gleich wieder einsperrte, sollte es wer hören?

    „Ich habe ein Auge gesehen. Aber es war riesig und starrte unablässig auf mich. Zuerst nur in einem Traum. Als ich daraus erwachte dachte ich zuerst, ich wäre dem entkommen.“

    „Aber es sprach weiter zu dir.“

    Tjelvar nickte. „Es wollte mich zu sich ins Wasser locken. Verkaufte sein Geflüster als meine eigenen Gedanken. Und als ich mich weigerte, verlor ich mein Bewusstsein. Ich war dann an dem gleichen Ort, den ich auch besucht hatte, als ich auf dem Lichterfest fiel.“

    „Damals hattest du es als Traum bezeichnet.“

    „Nein. Es ist kein Traum. Es existiert wirklich ... und doch scheint es nicht real zu sein. Aber es ist kein Traum. Auf jeden Fall nahm dieses Ding dort wieder die Gestalt des Auges an.“

    Frod knetete seine behandschuhten Finger. „Anscheinend hat dieses Wesen Probleme sich in unserer Welt zu manifestieren oder ... wir begreifen seine Gestalt nicht.“ Die abstrakte Ebene der Formen und Farben in welche Frod heute Morgen abgedriftet war, kam ihm wieder in den Sinn. „Hast du vielleicht noch etwas gesehen? Tentakel vielleicht?“

    „Ja! Dutzende. Das Ding wollte mich damit umbringen! Ohne Dwan hätte ich es nicht geschafft. Er hat mich gerettet. Es ist derselbe Mann, den ich auch sah, als ich auf dem Lichterfest das Bewusstsein verlor.“

    Ein Schwindel überkam Frod, so dass er sich an einer Häuserwand stützte. „Hat dieses Auge mit dir gesprochen?“ Er erinnerte sich an die unverständlichen Phrasen in seinem Traum.

    Tjelvar schnaubte abfällig. „Es hat gar nicht mehr aufgehört zu reden, aber ...“ Er zog die Stirn Kraus. „Es verblasst alles. Ich weiß nur noch, dass es mich zu sich ziehen wollte ...“ Mit ernstem Ausdruck im Gesicht schaute er zu Frod. „und ich große Angst hatte, dass es dasselbe bei dir versuchen würde.“

    Frod schüttelte sacht den Kopf. Er hatte ja nicht mal verstanden, was zu ihm gesagt. Außerweltliche Wörter ... wie sollte ihn das in die Fänge eines Wesens locken, vor dem er sich fürchtete? „Ich hatte eher das Gefühl, man will mich in den Wahnsinn treiben.“ Und wenn Frod ehrlich zu sich selbst war, dann wusste er nicht, ob es dem Ding längst geglückt war.

    Spoiler anzeigen


    Ich gebe zu, mir fiel es schwer nach den ganzen Tjelvarparts + den Krankheitsunterbrechungen wieder in einen Frodpart reinzufinden. Was sagt ihr? Passt das so?

    nächster Teil ...

  • Frohe Weihnachten!

    bei mir in japan ist schon fast schicht mit dem 26. fuer dieses jahr :D

    also ein paar gedanken:

    das frod kapitel nach so langer und intensiver tjelvar zeit wirkt etwas fremd.

    die dinge die passieren und gedankengaenge waren/sind sehr vorhersehbar und deshalb kommt es ein wenig "schwach" rueber.

    es ist in einem ein "zwingendes uebel" sich da einmal durch zu kaempfen.

    der leser hofft natuerlich dass frod stabil bleibt und eine heroische figur wird oder unterstuetzend bleibt.

    daher gibt es quasi "nichts neues" in diesem kapitel, lediglich die "bestaetogung" fuer den leser.

    muss nicht schlecht sein, und ist stellenweise sehr wichtig.

    bei der geschichte hier haben wir sehr lange (auch zeitlich) auf ein lebenszeichen von frod gewartet, so dass es einfach ein wenich schwach wirkt. man haette mehr erwartet.


    mal ganz stumpf dahergesagt:

    zeitlich passt alles, innergeschichtlich.

    jedoch ist es fuer uns leser eine recht lange periode text technisch und lesezeit (wartezeit) gewesen.

    "wenn das alles ist was es zu frod zu sagen gibt, dann..." kommt ein wenig auf.

    vielleicht hilft ein ganz kleines zweifel kapitel von frod als zwiscjdnkapitel bei dem enviki um das grade zu biegen.

    oder etwas mit ein wenig mehr wums, von wegen fros hat es geschafft (vermutlich). aber ging es hier nur ums ueberleben? nein, frod hat zeit, er weiss von dem wesen oder der macht die einfluss nimmt bevor er alleine ist.

    man erwartet einfach mehr von der figur an der stelle.

    und sei es nur die erklaerung schon vorher zu haben, oder als zwischenschub fuer das enviki, das mit dem feuer etc.

    oder dass er neuen mut fasst, nicht gewillt ist auf zu geben, irgend etwas was macht oder schafft, ausser dem nicht dahinvegetieren.

    mir fallen morgen sicher mehr tolle dinge ein, aber ich glaub, nach deinem spoiler am ende hegst du die gleichen gedanken. mit sicherheit gibts hier optionen um das ganze wesentlich sympatischer zu gestalten!

    liebe gruesse und nen guten rutsch!

    • Offizieller Beitrag

    Frohe Weihnachten!

    bei mir in japan ist schon fast schicht mit dem 26. fuer dieses jahr :D

    Uh Japan. Ich halte gerade auch wieder für Flüge ins Land der zu früh aufgehenden Sonne ausschau. Diesmal hoffe ich die Kirschblütenzeit zu erwischen :o

    Aber gut. Reisen wir erstmal nach Ymir.

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    das frod kapitel nach so langer und intensiver tjelvar zeit wirkt etwas fremd.

    Hat sich beim Schreiben auch so angefühlt. Zumindest am Anfang. Da wo ich gerade dran arbeite geht es eigentlich wieder recht gut.


    der leser hofft natuerlich dass frod stabil bleibt und eine heroische figur wird oder unterstuetzend bleibt.

    daher gibt es quasi "nichts neues" in diesem kapitel, lediglich die "bestaetogung" fuer den leser.

    Noch ist das Kapitel ja nicht zu Ende :D


    vielleicht hilft ein ganz kleines zweifel kapitel von frod als zwiscjdnkapitel bei dem enviki um das grade zu biegen.

    Die Idee finde ich an sich gut.Vielleicht könnte ich die zwei Träume, die ihn in der Nacht verfolgt haben da auserzählen und dann das erinnern daran im aktuellen Part kürzen. Es gibt nur eine Sache, die mir spontan dagegen spricht.
    Es hat so elendig lange gedauert, bis das Enviki kam. Ich hatte immer das Gefühl, dass das Pacing zu langsam ist. Elina hat ja auch ein kleines Zwischenkapitel bekommen und das ist aufgrund seiner Position mein aktuelles Hasskapitel xD Da jetzt noch was dazwischenzuquetschen? Puh.
    Dazu kommt, dass der Flow von Tjelvars Traum hin zu der Wanderung zur Bucht abschließen d mit dem Enviki mir echt gut gefällt. Das müsste ich dann aufsprengen. Ist möglich ... man kann Ende des jeweiligen Kapitels so wie Anfang des folgenden so anpassen, das Frod dazwischengeklemmt werden kann. Aber es verliert Pacing und Flow :hmm:


    nein, frod hat zeit, er weiss von dem wesen oder der macht die einfluss nimmt bevor er alleine ist.

    guter Punkt. Ich werde darüber mal nachdenken. Das ist etwas, was momentan den Anfang dieses Parts umgestalten könnte.

    ein wenig mehr wums

    da habe ich vielleicht noch was in der Hinterhand. Müsst ihr dann entscheiden, ob das genug Wums ist.

    mir fallen morgen sicher mehr tolle dinge ein, aber ich glaub, nach deinem spoiler am ende hegst du die gleichen gedanken. mit sicherheit gibts hier optionen um das ganze wesentlich sympatischer zu gestalten!

    Ja, also mit diesem Part, den ich jetzt einfach mal Anfang des Kapitels nenne habe ich mich schwer getan. Aktuell fühle ich mich besser drin und arbeite daran eine neue Zeit in der Geschichte einzuläuten.

    Aber stimmt, viel passiert ist hier noch nicht. In dem Part und vielleicht auch noch im nächsten werden erstmal noch ein paar Weichen gestellt, so dass das Einläuten dann auf allen Ebenen gut funktioniert. So zumindest der Plan.


    liebe gruesse und nen guten rutsch!

    danke sehr und wünsche ich dir auch ^^

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 23

    Ihr Ruf

    Teil 2

    „Wir sollten gehen“, sagte Tjelvar und schaute verärgert in Richtung des Gefängnisses.

    Die Lyttra hatte soeben den Vorhof betreten.

    „Durin will uns sprechen, er wartet.“ Ohne zu zögern, setzte sich Tjelvar in Bewegung.

    „Also hat er gewonnen“, sagte Frod und folgte ihm. „Heißt das, Baleson ist ...“

    „Tot, ja. Und das Jarlshaus ist nun Durins Heim.“ Mit einem Lächeln schaute Tjelvar über seine Schulter zu Frod. „Samt der Bibliothek darin.“

    Er will, dass ich mich an die Arbeit mache.
    „Da geht doch ein Traum in erfüllung, nicht? So viel Informationen zur Verfügung hattest du sicherlich noch nie.“ Zielstrebig wandte sich Tjelvar wieder nach vorn.

    „ja, da hast du wohl recht“, murmelte Frod.

    Während Tjelvar von dem Enviki erzählte, wie Baleson die Unterstützung der Gründungsfamilien überschätzt hatte, dachte Frod über das nach, was sie ursprünglich in diese Stadt geführt hatte.

    Tjelvar ist weiterhin fest entschlossen, diese Waffe zu finden.
    Etwas anderes hätte sich Frod auch nicht vorstellen können.

    Er glaubt also immer noch an mich, dass ich herausfinde, wo sich diese Axt befindet.
    Ein tiefes Durchatmen war der Versuch, nicht erneut in Panik zu geraten, wenn er nur über seine Aufgabe nachdachte. Aber diese Angst kam ohnehin nicht von ihm, nicht wahr? Das war dieses Wesen. In Erwartung gleich wieder etwas anderes zu denken - dass nicht dem eigenen Geist entsprang - oder tatsächlich eine weitere Panikattacke zu erleiden, horchte er in sich hinein. Seine Hände zitterten leicht vor Aufregung. Aber in seinem Inneren blieb es still. Erleichtert ließ er die Schultern sinken.

    „Und deine Tasche haben wir auch in die Bibliothek gebracht. Es ist alles noch da, ich hab‘s überprüft“, beendete Tjelvar seinen Monolog. „Ganz ehrlich ... Ich hatte die Sachen zwischenzeitlich schon abgeschrieben, du?“

    „Ja“, sagte Frod mit einem heiseren Lachen. „Ich hätte nicht mal gedacht, dass wir es aus der Zelle schaffen. Ich meine ...“ Er stoppte, als er hörte, wie jemand nach ihm rief. Doch als er sich umschaute, sah er niemanden, der ihnen zugewandt war. Sie waren inzwischen auf dem Marktplatz angekommen und der Trubel war hier so stark, wie das erste Mal, als sie hier ankamen. Zuerst dachte er, die Lyttra wäre ihnen gefolgt, doch er sah sie nirgends. „Hast du das auch gehört?“

    „Was?“, fragte Tjelvar.

    „Ach nichts. Mir war nur, als hätte jemand meinen Namen gesagt.“

    Sie gingen weiter und als sie den Markt fast verlassen hatten, geschah es erneut. Erlaubte sich hier wer einen Scherz mit ihm? Die Stimme war seltsam vertraut, doch nicht zu deuten. „Elina?“, rief er ziellos in die Menschenmenge. Niemand meldete sich. Als er sich wieder nach vorn drehte, war Tjelvar verschwunden. „Mist.“ Manchmal war sein Freund echt ungeduldig. Hastig drängelte er sich durch den Pulk in Richtung Jarlshaus.

    „Frod?“

    Blitzartig drehte sich Frod um.

    „Pass doch auf“, schnauzte ihn ein Mann an, den er dabei versehentlich angerempelt hatte.

    „Verzeiht ich ...“

    Dort an der Häuserecke, abseits des Trubels stand sie und sah mit geneigtem Kopf in seine Richtung. Das blonde Haar wehte im Wind und ihre Lippen schenkten ihm ein kurzes Lächeln.

    Der nächste Herzschlag in Frods Brust stach tief. Schlagartig wurde sein Mund trocken, ein salziger Geschmack legte sich auf seine Zunge. Finger so wie Zehen kribbelten.

    Das ist unmöglich!
    Er rieb sich die Augen, blinzelte und starrte wieder zur Häuserecke.

    Sie hielt sich die Hand vors Gesicht und versuchte ein Kichern dahinter zu verstecken, als sie Frods Reaktion bemerkte.

    Er schüttelte den Kopf. „Wie?“, formten seine Lippen.

    Statt ihm zu antworten, drehte sie sich um und verschwand hinter dem Haus.

    „Linnea, warte!“, rief Frod.

    In der Ferne dachte er Tjelvar zu vernehmen, zumindest seine Stimme. Worte drangen nicht bis zu ihm durch. Seine Füße bewegten ihn in Richtung von Linnea. Er schlängelte sich durch die geschäftige Menge auf dem Platz und erreichte schon bald die Ecke, hinter der Linnea verschwunden war. Aufgeregt schaute er sich um und es dauerte nicht lang, bis er sie fand.

    Am Ende der Straße wartete sie und winkte ihn zu sich.

    Mit gehobenen Mundwinkeln kam er ihrer Bitte nach, doch als er die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte, verschwand sie erneut ums Eck.

    Wo führte sie ihn hin?

    In die nächste Straße eingebogen, blickte er über den Hafen. Der Wind fegte vom Meer zu ihm herüber und Frod schlang die Arme um den Leib, so dass sein Mantel nicht allzu stark flatterte. Hier waren wieder mehr Menschen unterwegs und es dauerte eine Weile, bis er Linnea auf einem der Stege entdeckte. Sie schaute aufs Meer hinaus und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Doch er erkannte sie an ihren blonden glatten Haaren, so wie dem roten Kleid. Dass sie nach all der Zeit immer noch sein Geschenk trug, ließ sein Herz höherschlagen. Er betrat den Steg, auf dem sie stand und rief ihren Namen.

    Sie drehte sich um, bedachte ihn mit einem Lächeln und machte zu seiner Freude sogar einen Schritt auf ihn zu.

    Als er schließlich vor ihr stand, hätte er sie am liebsten in die Arme geschlossen und nie wieder losgelassen, doch er wagte es nicht, sie anzufassen. „Ich glaube es nicht. Aber du stehst hier vor mir“, flüsterte er. Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Jahre lang habe ich mir verboten an dich zu denken. Die Schuld, dich nicht gerettet zu haben, hätte mich sonst aufgefressen.“

    Sie hob leicht die Augenbrauen und ihr Blick zeigte Anteilnahme.

    „Die letzten Tage waren nicht einfach für mich. Mein Geist spielt mir Streiche, also bitte verzeih mir, wenn ich dir diese Frage stelle, aber ...“ Seine Lippen zwangen sich zu einem gequälten Lächeln gefolgt von angsterfülltem Zittern. „Woher weiß ich, dass du echt bist?“

    Sie machte einen Schritt auf ihn zu.

    Ihm war, als spürte er ihre Wärme durch seine Kleidung. Auf der Haut nahm er ihren Atem wahr.

    Zärtlich griff sie nach seiner Hand.

    Bei der Berührung blieb Frod die Luft weg. Er regte sich nicht. Sah in ihre blauen Augen.

    Sie nahm die andere Hand in die ihre, beugte sich zu ihm und küsste ihn.

    Sein Herz explodierte. Alte Gefühle, längst vergessene Empfindungen bahnten sich innerhalb eines Wimpernschlags ihren Weg in sein Innerstes und entzündeten ein Feuer, welches er sehnlichst vermisst hatte. Tränen quollen über seine geschlossenen Lider und ein durch den Kuss gedämpftes Schluchzen, ging durch seine Kehle. Als sie sich wieder von ihm löste, öffnete er die Augen und sah nichts als ein Meer, das aufgebrachte Wellen bis zum Horizont zeigte. „Linnea?“

    Sie war weg.

    „Linnea?“, schrie er über den Hafen hinaus. Der kalte Wind brannte in seinen Augen und seine Beine gaben nach.

    War sie gestürzt?

    Panisch krabbelte er zum Rand des Stegs und starrte hinab ins Wasser. „Linnea, wo bist du?“

    Keine Spur von ihr.

    Hektisch atmend und zitternd, schaute sich Frod um. Er hatte sie erneut verloren. Oder war sie gar nur ein weiteres Hirngespinst? Er strich sich über die Lippen. Es hatte sich so echt angefühlt.

    Ich kann dich zu Ihr bringen!
    Frod kniff die Augen zu und sog scharf die Luft ein. Das war nicht seine Stimme.

    Ich kann euch wieder vereinen!
    Aus dem Wasser vor ihm drang ein schwaches orangenes Leuchten. Weder erkannte er darin ein Auge noch Tentakeln, aber er hatte eine Ahnung, wer – oder besser was – da zu ihm sprach. Eine Gänsehaut am ganzen Körper überkam ihn. „Endlich versteckst du dich nicht mehr in meinen Gedanken“, sagte Frod und spürte trotz der Angst, die in ihm aufstieg, auch eine Art der Erleichterung. „Was bist du? Und was willst du von uns?“

    Was ich bin, ist nicht von Belang. Was du bist ... ist das einzig Wichtige.
    Sofort schossen Frod Wörter in den Kopf.

    Versager, Verlierer, Lügner, Heuchler!
    „Hört auf damit!“, schrie er in dem Wissen, dass er wieder manipuliert wurde.

    Ein düsteres Lachen echote vom Horizont zu ihm herüber.

    Wenn du wüsstest, wie wenig Macht ich tatsächlich besitze und wie viel du dir selbst zufügst! Ausgelöst durch deine Gier!
    Das letzte Wort hallte, ähnlich wie das Lachen über die Wellen.

    „Versucht es erst gar nicht! Mich hat es nie nach materiellem Besitz verlangt!“

    Und doch strebst du, nach einer Axt. Aber dein unstillbarer Hunger nach Wissen ist es, was dich gierig leben lässt. Dein Lechzen nach der Wahrheit, die dich nichts angeht!
    „Was?“ Frod machte einen Schritt vor. Seine Angst wich einem Gefühl der Herausforderung. „Die Wahrheit, sollte für jeden Menschen zugänglich sein, aber das seid Ihr gar nicht, oder? Ein Mensch ...“

    Wie naiv ... Bist du ein Mensch? Oder behauptest du stets, etwas Größeres zu sein?
    Frod wusste, dass er sein Magier Dasein ansprach. Aber es war nie seine Absicht, sich über andere zu stellen.

    Seit deiner größten Niederlage ...
    Die folgenden Worte schnitten wie der aufkommende Wind auf seiner Haut.

    ... dürstet es dich nach Anerkennung!
    Frod hielt sich den Arm vors Gesicht und überlegte kurz einen Schritt zurückzugehen. Stand er doch mittlerweile am äußersten Rande des Stegs.

    Nach deiner eigenen Art von Rache!
    „Nein, so ist das nicht!“ Er blieb standhaft. An diesem Platz, gleichsam wie im Geiste. Das Wesen wühlte in seiner Vergangenheit. Aber woher wusste es davon? War es etwa nicht nur fähig, seinen Verstand zu manipulieren, sondern auch seine Gedanken zu lesen, mehr noch, seine Erinnerungen zu sehen.

    Du beschreitest seit je her den falschen Weg! Rache wird deinen Durst nicht stillen und niemals Ruhe bringen!
    Aber so war es doch auch gar nicht! Er will nur beweisen, was andere nicht zu sehen vermögen! Die Wahrheit jenen vor Augen führen, die blind einer Lüge nachlaufen! Dieser Aufgabe hatte er sich verschrieben.

    Die Last auf deinen Schultern wiegt schwer. Und nicht abnehmen wird sie, durch deine Taten!
    Frod schüttelte den Kopf. Das seine Versuche, die Geschichte der Zwerge zu erzählen an seiner eigenen Zuversicht scheiterten, dafür war doch nur dieses Wesen verantwortlich ... oder?

    Lass los! Mach dich frei! Ertränke deine Sorgen!

    Das orangene Leuchten verschwand und ließ Frod bemerken, dass er die ganze Zeit ins Wasser gestarrt hatte.

    nächster Teil ...

  • Etiam 30. Dezember 2023 um 10:54

    Hat den Titel des Themas von „Ymir, Ark 1 "Die Lichter von Dunhaven"“ zu „Ymir "Die Lichter von Dunhaven"“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 23

    Ihr Ruf

    Teil 3

    „Diese Zweifel, sie sind nicht echt!“ Als er sich umdrehte, um den Steg zu verlassen, blieb er wie angewurzelt stehen. „Wo sind all die Menschen?“, flüsterte er.

    Der Hafen war wie leergefegt. Dabei hatte der Wind erstaunlich schnell abgenommen. Kein Lüftchen wehte mehr.

    Ruhig bleiben, Frod.
    Ein lautes Krächzen, als würde Stein auf Stein schaben, ließ ihn zusammenzucken. Eine Flut orangenen Lichts aus dem Westen, tauchte die Stadt in eine unheimliche Stimmung.

    Es ist noch hier!

    Die Hand schützend vor Augen gehalten, sah Frod der Quelle entgegen. „Das Tor nach Helhaven ... es öffnet sich!“

    Nur Unheil wartet in diesem Berg. Keine Lösung, keine Rache!
    Riesige Tentakel quollen aus dem Fels hervor und zwängten sich durch den Eingang.

    „Bei allen Göttern!“

    Das Bersten von Holz und regnen von Splittern ließ Frod seinen Kopf herumreißen. Auf der anderen Seite der Stadt war ein großes Haus explodiert. Das Jarlshaus lag dort.

    „Tjelvar!“, schrie er.

    Doch aus der Richtung kam nichts, außer einer gallertartigen Masse, welche sich langsam, aber sicher im Hafen ausbreitete. Gegenstände, die mit ihr in Berührung kamen, begannen sich aufzulösen und wo sie aufs Wasser traf, schossen zischend Dampfwolken in die Luft.

    Kaum hatte er diesen Eindruck verarbeitet, zersprangen die vielen Fenster der Häuserfront am Hafen. Die Scherben flogen bis zu ihm und zerschnitten sein Gesicht. Statt des Glases waren die Häuser nun mit glotzenden Augen bestückt, die ohne zu blinzeln, in Frods Richtung starrten.

    „Was ist das für ein Horror?“, schrie Frod heiser und machte hastig ein paar Schritte zurück, wobei er mit der Ferse am Rande des Stegs angelangte.

    Inzwischen hatten sich die Tentakel weiter durch das Tor gezwängt und sich bis zu den Häusern ausgeweitet. Ohrenbetäubender Lärm erfüllte die Szenerie, als sie sich um die Bauten schlangen und diese zerquetschten.

    „Sie kommen näher!“

    Auch die ätzende Masser zu seiner Linken hatte den Steg erreicht.

    Was sollte er tun?

    Hilfesuchend sah er zurück aufs Meer.

    Spiegelglatt lag es vor ihm. Jede Welle war verklungen, als hätte sich das Wasser seit Äonen nicht bewegt.

    Während sich in der Ferne hinter ihm zu dem Lärm das spitze Schreien eines Monsters gesellte, war die See vor ihm ruhig und friedlich.

    Frod wagte es nicht, sich umzudrehen und diesen Wahnsinn erneut Einlass in seinen Geist zu geben. Aber was sollte er verdammt nochmal tun? Ins Wasser springen? Das durfte er doch nicht, oder? Warum nicht?

    Das Brüllen des Ungetüms kam näher.

    Die Tentakel klatschten hinter ihm auf den Steg.

    Er schloss die Augen. Und für einen Moment traten die Geräusche in den Hintergrund. Drangen nur gedämpft zu ihm durch und gaben Raum, für die Stimme, die zu ihm sprach.

    Zeit vergeht, Möglichkeiten verschwinden. Das ist die letzte Gelegenheit, bevor der tiefe Schlaf zurückkehrt.“
    Die Klänge waren wieder da. Das Zischen der Galle, das Kreischen des Monsters, das Schlagen der windenden Tentakel auf nacktem Stein.

    „Das ist alles nur eine Illusion!“, schrie Frod und drehte sich um. Mit weit aufgerissenen Augen erkannte er, dass die Hälfte des Steges unter den Massen des Alptraums verschwunden war. „Nur eine Illusion ... Nur ...“

    Blut tropfte von seinem Kinn auf den Handschuh.

    Hektisch atmend realisierte Frod, dass ihn die Scherben tatsächlich verletzt hatten.

    Es ist echt! Alles echt!
    Die Mauern eines Hauses wurden von den Schlägen eines unförmigen Monsters eingerissen, welches so in den Hafen stürmte. Es war mit dutzenden Mäulern übersäht und jedes von ihnen kreischte, dass Frods Ohren schmerzten.
    Er umschloss den Ring um seinen Hals. „Vergib mir Linnea!“ Er schloss die Augen und senkte seine Schultern. „Ich habe es nicht geschafft.“ Und während sich Frod nach hinten fallen ließ, atmete er tief durch. Es war vorbei!

    Er schlug auf, das Wasser umarmte ihn, drang in seine Nase und den Mund, es flutete seine Lungen. Ein kurzer Moment der Panik! Er bekam keine Luft! Doch eine Berührung an seiner Wange, löste jede Angst in ihm. Schenkte Ruhe und Gelassenheit.

    „Es ist alles gut. Du hast geschafft. Du bist frei!“
    Eine Müdigkeit überkam Frod, so dass er seine Lider geschlossen hielt.

    Etwas schlängelte sich an seinem Handschuh den Arm empor und zog ihn in die Tiefe.

    Jetzt. Bist. Du. Mein!“
    In dem Augenblick, legte sich ein Arm um Frods Brust und es gab einen Ruck nach oben.

    NEIN!

    Das Gefühl zu ersticken kehrte zurück. Er wollte husten, doch es ging nicht. Die Situation änderte sich rapide, er brauchte dringend Luft. Er wand sich und versuchte, sich aus den Griffen zu befreien. Warum konnte er seine Augen nicht öffnen? Was auch immer zuvor seine Wange berührt hatte, legte sich um seinen Hals.

    Im Schlummer kann ich dir nicht helfen! Vergib nicht deine Freiheit!

    Panisch schlug Frod auf das Ding, was ihn an seinem Arm hielt.

    Du törichter Narr! Sie wollen dich zurückholen in diesen Alptraum. Ich bin dein Schicksal!

    Beim Strampeln mit den Beinen, merkte er, dass sowohl das, was ihn am Hals gepackt hatte, so wie am Arm eine Verbindung zum Grund hatte. Gezielt trat er danach.

    Als sich ein zweiter Arm um seinen Rumpf gelegt hatte, um ihn nach oben zu ziehen, ließen die anderen Fänge plötzlich los. Die Stimme, die zuvor so präsent gewirkt hatte, wirkte nun schwach und leise.

    Ich warte ... und ist es wieder Zeit ... werde ich euch alle verschlingen!

    Frod öffnete die Augen. Ein Schwall Salzwasser kam ihm die Kehle hoch und ergoss sich auf dem steinernen Boden des Hafens.

    Das Gesicht einer Frau füllte sein Blickfeld aus.

    „Den Göttern sei Dank!“

    Es war die Lyttra. Hatte sie ihn aus dem Wasser geholt? Da es von ihrer Kleidung, sowie den Haaren tropfte und sie mindestens so zitterte, wie er, lag dies nahe.

    Erst als ein Mann ihr eine Decke oder Ähnliches brachte, bemerkte er die vielen Menschen um sich herum, die mit großen Augen das Geschehen verfolgten.

    Der Hafen ist gar nicht verlassen? ... Es war also doch ... nur eine ... Illusion.
    Erneut umgab eine Dunkelheit Frod und diesmal ließ sie ihn vollends das Bewusstsein verlieren. Die Worte verklungen, das Gefühl der Kälte verschwand.

    Das Knistern und Knacken von Holz war das Erste, was Frod vernahm, als er aufwachte. Das Zweite, war die Wärme auf seinem Gesicht. Blinzelnd sah er das Feuer, welches vor ihm den Raum erhellte. Es war in ein Becken in der Mitte eingelassen und hatte oben drüber einen Abzug. Mehrere Decken hielten seinen Körper warm. Als er dennoch die Arme um sich legte, merkte er, dass man ihm die nasse Kleidung entfernt hatte. Selbst seine Handschuhe fehlten. Auf der Suche nach seinen Klamotten erspähte er die Lyttra, welche aus einem angrenzenden Zimmer kam und sich in einen dicken Mantel gehüllt neben ihn setzte.

    „Ihr seid wach. Das ist gut.“

    „Was ist passiert? Also ... in Wirklichkeit.“

    Sie setzte ein Lächeln auf, welches für Frod jedoch keine Zufriedenheit ausstrahlte. „Ich habe Euch aus dem Wasser geholt. Wollt Ihr mir sagen, weshalb Ihr hineingesprungen seid?“

    „Ich musste“, kam es abrupt von ihm. Doch stockte er. Die Angst hatte ihn den letzten Schritt machen lassen. Doch den Weg dahin wurde anders bereitet. „Ich ... ich habe etwas gesucht.“

    „Entschuldigt, aber das sah nicht so aus. Ich habe schon im Gefängnis gesehen, dass es Euch nicht gut zu gehen scheint. Also beschloss ich, Euch zu folgen.“

    Frod setzte sich auf. Die Decken dabei eng um sich geschlungen. „Habt Ihr noch jemand anderen gesehen. Eine blonde Frau, mit rundem Gesicht, roten Lippen und blauen Augen?“

    Die Lyttra schüttelte mit dem Kopf. „Tut mir leid, ich habe nur auf Euch geachtet. Ich hatte versucht Euch einzuholen, habe nach Euch gerufen, doch Ihr wart völlig in Trance. Es sah fast so aus, als würdet Ihr Schlafwandeln. Nur am Steg machtet Ihr kurz halt.“

    Wie in Trance immer weitergelaufen?
    Er erinnerte sich genau, wie er ab und zu angehalten hatte, um nach Linnea Ausschau zu halten. Hatte er da bereits die Realität verlassen? Seine Hand wollte das Schmuckstück um seinen Hals greifen, doch fanden seine Finger nichts. „Wo ist ihr Ring?“, fragte er aufgebracht?

    Die Lyttra schaute ihn mit zusammengeschobenen Brauen an.

    „Verzeiht, wo ist die Kette, die ich um den Hals trug?“

    Bitte lass sie nicht im Wasser verloren gegangen sein!
    „Keine Sorge.“ Die Lyttra stand auf und ging zu einem Schrank „Ich habe all Eure Sachen verstaut.“ Sie nahm das Bündel Kleidung heraus und legte es neben ihn. „Sagt mir ... Habt Ihr gefunden, wonach Ihr gesucht habt?“

    Frod starrte ins Feuer. „Ich dachte ich hätte es.“ Seine Hand suchte sich einen Weg durch die Schichten der Decken und wühlte in seinen Klamotten, um den Ring zu finden. Sobald er ihn wieder in Besitz hatte, zog er alle Glieder an sich und kuschelte sich in die Wärme. „Dabei hätte ich wissen müssen, dass es unmöglich war.“

    „Manche Dinge erfahren wir erst, nachdem wir es probiert haben.“

    „Nein, Ihr versteht nicht“, sprach Frod. „Ich hatte gedacht jemanden gesehen zu haben. Jemanden, der schon lange tot ist.“

    nächster Teil ...

  • So jetzt habe ich endlich auch hier mal angefangen. Habe ich mir schon eine halbe Ewigkeit vorgenommen, jetzt hat es endlich geklappt ;)

    Hab bis jetzt nur den ersten Post gelesen, wollte dir aber schon einmal sagen, dass ich den Anfang klasse finde :super: . Er ist sehr stark und zeigt gleich schon auf, was auf einen zukommen kann.... ich bin neugierig, ob sich diese Geschichte auch als so interessant gestaltet, wie ich es mir aus dem ersten Post verspreche :hail: . Ich werde hier wahrscheinlich vorläufig als stiller Leser agieren, bis ich auf dem aktuellen Stand bin, was nen bisschen dauern wird :whistling: . Vielleicht haue ich mal zwischendrin das eine oder andere Kommi raus, dann aber immer mit dem Verweis auf den jeweiligen Post ;)

    Deine Karte finde ich auch klasse :thumbsup: . Man kann schon direkt die wichtigsten Ort sehen und erahnen. Bin neugierig, was die Geschichte für mich bereit hält :D

    xoxo

    Kisa :king1:

    • Offizieller Beitrag

    Hey, willkommen Ymir Kisa

    Schön dich hier begrüßen zu dürfen ^^

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    ich bin neugierig, ob sich diese Geschichte auch als so interessant gestaltet, wie ich es mir aus dem ersten Post verspreche

    Da bin ich auch neugierig xD


    Ich werde hier wahrscheinlich vorläufig als stiller Leser agieren, bis ich auf dem aktuellen Stand bin, was nen bisschen dauern wird

    Keine Sorge, ich bin auch nicht als schneller Poster bekannt :P

    Dann warte ich mal gespannt der Dinge, die da kommen werden :D

  • Hallo Etiam

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    Die letzten beiden Parts haben mir wirklich gut gefallen. Frods Ängste und seine Verwirrtheit, kombiniert mit der Sehnsucht, Linnea wiederzusehen, sie um Verzeihung bitten und ihr eine Erklärung geben zu können, finde ich sehr eindringlich geschildert. Kein Wunder, dass der Mann so von der Rolle ist, dass er nicht erkennt, dass er einem Trugbild zum Hafen folgt. Ich hätte ihn am liebsten mal gepackt, ordentlich geschüttelt und ihm "Wach auf!!" ins Ohr gebrüllt.

    Zum Glück ist die Lyttra da gewesen. Ich war überrascht, dass sie ihm gefolgt ist. Hätte ich eher von Tjelvar erwartet. Aber der hat vielleicht noch nicht mal gemerkt, dass Frod ihm nicht mehr folgt. :rofl: *kann schwer verbergen, dass sie Tjelvar nicht besonders mag*

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    • Offizieller Beitrag

    Hi, Tariq ^^

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    Die letzten beiden Parts haben mir wirklich gut gefallen.

    Das freut mich. hier war ich Gefühlsmäßig auch wieder mehr mit Frod verbunden.

    Frods Ängste und seine Verwirrtheit, kombiniert mit der Sehnsucht, Linnea wiederzusehen, sie um Verzeihung bitten und ihr eine Erklärung geben zu können, finde ich sehr eindringlich geschildert.

    Sehr cool. Ich hatte euch hier ja ins kalte Wasser geworfen. Wusste nicht, wie das funktionieren wird.

    Ich war überrascht, dass sie ihm gefolgt ist.

    Ich hatte versucht ein paar Hinweise zu geben, aber klar, es SOLLTE überraschend bleiben. Die Hinweise dienten also nur dazu, dass es im Nachhinein plausibel erscheint.


    Aber der hat vielleicht noch nicht mal gemerkt, dass Frod ihm nicht mehr folgt.

    Er schüttelte den Kopf. „Wie?“, formten seine Lippen.

    Statt ihm zu antworten, drehte sie sich um und verschwand hinter dem Haus.

    „Linnea, warte!“, rief Frod.

    In der Ferne dachte er Tjelvar zu vernehmen, zumindest seine Stimme. Worte drangen nicht bis zu ihm durch. Seine Füße bewegten ihn in Richtung von Linnea. Er schlängelte sich durch die geschäftige Menge auf dem Platz und erreichte schon bald die Ecke, hinter der Linnea verschwunden war. Aufgeregt schaute er sich um und es dauerte nicht lang, bis er sie fand.

    Hier haben wir zumindest einen kleinen Hinweis. Doch who knows, was alles real und was trug zu sein scheint ^^

    Ich danke dir auf jeden Fall fürs lesen und kommentieren. Hatte eine kleine Durststrecke, was das Schreiben anging. Aber heute habe ich wieder ein bisschen geschafft. ^^

  • Etiam

    so, jetzt gibt es von mir einmal einen kurzen zwischenbericht :) Das erste Kapitel habe ich nun verschlungen und finde deine Geschichte echt interessant. Du hast einen für mich sehr angenehmen Schreibstill, sodass man alles schön flüßig hintereinander weg lesen kann :) Zu meckern, habe ich an sich auch nichts. Das einzige was mir halt aufgefallen ist, dass du ziemlich oft den Namen des jeweiligen Charakters wiederholst. Ich weiß natürlich nicht, ob dies nur am Anfang war, oder ob es sich durch die Geschichte zieht. Schlimm finde ich es auch nicht, aber vielleicht magst du ja selber einmal darüber schauen, oder hast es schon getan und die Abschnitte nur nicht editiert.... auch okay :D

    Bin auf alle Fälle gespannt wie es weiter geht und werde fleißig lesen :D

    xoxo

    Kisa