Okay hier eine meiner älteren Geschichten,
ein bisschen quer Beet ich weiß, aber es gibt ein paar Geschichten von denen ich wissen will, wie sie bei anderen ankommen.
(Ist auch diesmal nicht so lang :P)
Sonne und Meer
Im Westen versank grade die Sonne als glühend roter Ball im Meer. Sie färbte den Himmel in sanfte violett und rosa Töne und tauchte die ruhigen, schwarzen Wellen in feuriges Rot, kräftiges Orange und schimmerndes Gold.
Die schwarze Silhouette eines kleinen Fischerbootes zeichnete sich am Horizont ab. Die Fischer waren grade dabei die letzten Netze einzuholen, ehe es völlig finster wurde.
Asira stand an den Klippen, die zum Meer hin so steil und plötzlich abfielen, dass man glaubte, dieser Ort sei das Ende der Welt.
Ihre blonden Haare wehten im lauen Sommerabendwind, der die Hitze des Tag ganz langsam vertrieb. Mit einer Hand strich sie sich den Pony aus den Augen und lies die himmelblauen Augen über den Horizont schweifen.
Ihre goldene Rüstung schien sich im Licht der Sonne verflüssigt zu haben und glänzte hell in den anbrechenden Abend hinein.
Die ebenfalls goldene, zierliche Klinge an ihrem Gürtel hing ungewöhnlich schwer an ihrer Hüfte. Sie spürte wie ihr langsam Kräfte schwanden. Sie mussten den Eisenberg noch vor Ende der nächsten Woche erklommen haben, sonst war es um sie geschehen.
Besorgt schaute sie auf die schwarzen Linien, die die rechte Hand und schon einen guten Teil des Unterarms bedeckten. Wenn dieses Gift, das in ihren Adern tobte, ihr Herz erreichte, konnten ihr nicht einmal mehr die Götter helfen.
„Alles in Ordnung?“
Lamiras war lautlos hinter sie getreten. Sie hatte ihn nicht bemerkt, stellte sie erschrocken fest, als sie unter dem Klang seiner Stimme zusammenzuckte.
Sie wandte sich um und sah wie Darcon schon vorgegangen war.
Ein langer, staubiger Weg schlängelte sich durch die saftig grüne Ebene, hinein ins Sternengebirge, welches sich nur noch schemenhaft im spärlichen Licht der untergehenden Sonne abzeichnete. Nur die mit Schnee bedeckten Kuppen der mächtigen Berge schimmerten hell in die Dunkelheit hinein. Ganz hinten am Horizont sah man den höchsten aller Berge. Das war der Eisenberg. Gerüchten zu folge hauste darauf ein uralter Einsiedler, der Kontakt zu den Göttern haben sollte. Asiras letzte Hoffnung dem Tod zu entkommen, aber niemand war sich sicher ob die Gerüchten stimmten und wenn ja, ob der Mann noch lebte.
Ungeduldig winkte Darcon sie zu sich heran.
Stumm hob Asira den Blick und sah Lamiras möglichst fest in die Augen, als sie sagte: „Ja, alles in Ordnung.“ Doch sie spürte selber, wie ihr Blick flackerte und sie sah auch, dass Lamiras es bemerkte.
„Soll ich dein Schwert nehmen?“, fragte er.
Asira würdigte ihn keiner Antwort und ging an ihm vorbei.
„Wenn du sterben solltest, muss ich deinen Stolz wohl extra erschlagen.“, grinste er hinter ihr her. Und obwohl Asira nicht zum spaßen zu mute war, musste sie lächeln.
Lamiras war einzigartig. Der einzige Mann, der sie zum lachen bringen konnte, doch sie wollte sich die Gefühle nicht eingestehen. Zu schlimm wäre der Verlust, wenn sie jetzt sterben würde.
Ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab, bei dem Gedanken an ihren Tod.
Auf einmal wurden ihre Knie weich wie Butter, sie brach auf die Knie und begann zu zittern. Dicke, kalte Schweißperlen rannen ihre Stirn hinunter und brannten in den Augen. Sie musste sich mit einer Hand abstützen und kämpfte gegen die Schwärze an, die sie zu umnachten drohte.
Sofort war Lamiras neben ihr und stützte sie, doch sie schlug seine Hand unwillig zur Seite. Sie atmete ein paar mal tief ein und aus bis das Schlimmste überstanden war, ballte die Faust und stemmte sich in die Höhe.
Mühsam machte sie ein paar Schritte ehe sie taumelnd stehen blieb und abermals nach Luft rang. Dann war der Schwächeanfall so schnell vorbei, wie er gekommen war.
Langsam, aber immer sicherer werdend, setzte sie einen Fuß vor den anderen und hoffte inständig, dass der Eisenberg näher war, als es zunächst schien. Sie spürte immer deutlicher wie ihr die Kräfte schwanden und bald würde sie Lamiras Hilfe nicht mehr ablehnen können, so sehr sie es auch wollte.
Mühsam schleppte sie sich weiter und hielt tapfer durch, bis es zu dunkel war um weiter zu gehen.
Der Pfad war langsam immer steiler geworden und der braune Staub war durch kleinere Steine abgelöst worden. Er war unregelmäßig und hier und da waren kleine und große Löcher im Boden. Wenn man ahnungslos hinein trat, konnte man sich leicht den Fuß verstauchen und das konnten sie nun wirklich nicht auch noch gebrauchen.
Asira tat die Dunkelheit gut, denn so konnte sie die dunklen Linien, die ihren Arm zierten, nicht mehr sehen und ein Teil ihrer alten Kraft kehrte zurück, doch sie wusste, dass es nur Einbildung war und sie sich nicht zu sehr verausgaben sollte, denn schließlich wurde der Weg nicht leichter.
Weil sie in der absoluten Finsternis, die mittlerweile herrschte, kein Unterschlupf finden konnten, legten sie sich einfach etwas abseits des Weges.
„Ich halte die erste Wache.“, sagte Darcon.
„In Ordnung, weck mich, wenn ich übernehmen soll.“, antwortete sein Bruder.
Asira war dankbar, dass sie stillschweigend übereingekommen waren, sie von der Wache auszuschließen und es nicht deutlicher als nötig machten. Noch bevor ihr Kopf in das weiche Gras gesunken war, war sie eingeschlafen.
Sie schlief einen tiefen, traumlosen Schlaf, dennoch merkte sie, wie ihr Arm zu schmerzen begann.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, tat ihr jeder einzelne Knochen im Körper weh. Ihre Muskeln waren hart und verspannt und brannten bei jeder Bewegung und ihr Blut fühlte sich dicker und heißer an, als am Tag zuvor.
Mühsam richtete sich sich auf und besah ihren Arm genauer. Die schwarzen Linien hatten ein weiteres Stück ihres Körpers erobert. Es ging langsamer voran, als sie gedacht hatte, doch es war unaufhaltsam. Schnell wandte sie den Blick ab.
„Guten Morgen.“, begrüßte sie Lamiras sanft. „Hast du gut geschlafen?“
„Mehr oder weniger.“, antwortete sie mürrisch.
Lamiras hielt ihr wortlos einen Kanten Brot hin und ein kleines bisschen Käse, dazu reichte er ihr einen ganzen Wasserschlauch.
„Trink ihn aus, das verdünnt das Gift ein wenig und lässt es langsamer wirken.“, erklärte er.
Asira gehorchte und leerte den Schlauch in einem Zug, von der festen Nahrung bekam sie jedoch kaum einen Bissen hinunter. Kaum war das Brot im Magen angelangt, wurde ihr schlecht und sie musste sich übergeben.
Erschöpft gab sie Lamiras die Reste zurück.
„So bleibst du nicht lange bei Kräften.“, stellte Darcon fest.
„Ich kann nicht. Das Brot schmeckt wie Asche und mein Bauch rebelliert dagegen.“
Traurig sah sie die beiden Brüder an. Lamiras nickte nur und nahm das Brot an sich.
„Kommt, wir müssen weiter.“